| Titel: | Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige. | 
| Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 255 | 
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                        Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren,
                           								der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige.
                        (Schluss des Berichtes S. 185 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche
                           								und verwandter Industriezweige.
                        
                     
                        
                           Verfahren und Apparat zur Herstellung von Bariumhyperoxyd aus
                              									Bariumcarbonat.
                           Um aus kohlensaurem Baryt reinen, wasserfreien Baryt zu erhalten, wie solcher zur
                              									Herstellung von Bariumsuperoxyd nöthig ist, vermischt man ersteren nach Th. v. Dienheim mit der theoretisch erforderlichen
                              									Menge Kohle und glüht. Die der Umwandelung schädlichen Gase (Kohlensäure,
                              									Sauerstoff) werden entweder durch Einblasen eines inerten, reinen und heissen Gases
                              									entfernt, oder dadurch unschädlich gemacht, dass man der Masse von dieser leicht zu
                              									trennende Kohlestücke zusetzt oder die Retortenwand mit solchen auskleidet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 254
                              Fig. 7.v. Dienheim's Barytofen.
                              
                           Die Ausführung des Verfahrens geschieht nach der beigegebenen Zeichnung der Anlage
                              										(Fig. 7). Der v. Dienheim's Barytofen. senkrechte
                              									hermetisch verschlossene Schachtofen besteht aus drei übereinander angeordneten
                              
                              									Räumen EF, AB, CD, welche das Füllen und Entleeren der
                              									Retorten bei Abschluss der äusseren Luft gestatten und unter sich durch die Sohlen
                              										c, d und a, b in
                              									Verbindung stehen, die mit Oeffnungen behufs Circulation und Entfernung der Gase
                              									versehen sind. Die Flammen des Herdes dringen durch den Kanal K ein, erhitzen die Retorte A, die zurEntcarbonisirung dient, desgleichen die Retorte B, in welcher die höhere Oxydation des Baryts
                              									stattfindet, und wärmen endlich das in F und E befindliche Material vor. Durch Rohr r tritt das erwähnte heisse inerte Gas ein,
                              									durchstreicht die Retorte A und den Füllraum E und entweicht durch t.
                              									In gleicher Weise führt man der Retorte B durch r1 Sauerstoff zu,
                              									welcher durch Rohr t1
                              									austritt. Nach Entfernung der Sohlen a und b fällt das fertige Product in die Wagen g und g1. (D. R. P. Kl. 12 Nr. 64349 vom 19. September
                              										1891.)
                           
                        
                           Apparat zur Gewinnung von Sauerstoff aus atmosphärischer
                              									Luft.
                           Die Absorption des Luftsauerstoffs bei hoher Temperatur bewirkt J. H. Parkinson durch eine schwammigporöse Masse eines
                              									Alkalimanganats. Die Austreibung des Sauerstoffs erfolgt durch Erzeugung eines
                              									Vacuums. Der zur Ausführung dienende Apparat besteht aus mehreren Retorten, in denen
                              									abwechselnd die Sauerstoffabsorption stattfindet bezieh. das Vacuum zum Austreiben
                              									des Sauerstoffs erzeugt wird. Verschiedene Rohrleitungen, Umstellventile,
                              									Ableitungsrohre, Luftpumpen und Wärmeregler ermöglichen einen continuirlichen
                              									Betrieb. (D. R. P. Nr. 62538 vom 12. Juni 1891.)
                           
                        
                           Darstellung eines lockeren Magnesiumcarbonats aus
                              									Ammoniummagnesiumcarbonat.
                           Um das durch Fällen von Chlormagnesium mittels Ammoniumcarbonat oder Ammoniak und
                              									Kohlensäure erhaltene Ammoniummagnesiumcarbonat in Magnesiumcarbonat überzuführen,
                              									erwärmt die Firma M. M. Rotten in Berlin die erwähnte
                              									Ammoniummagnesiumverbindung unter Anwendung eines Vacuums möglichst gleichmässig auf
                              									60 bis 70° in einem Trockenapparat, der mit Condensator, Luftpumpe und
                              									Bewegungsvorrichtung versehen ist. Aus dem Doppelsalz entweicht ein Gemisch von
                              									Ammoniak, Kohlensäure und Wasserdampf zum Condensator, an dessen Kühlflächen die
                              									Dämpfe niedergeschlagen werden und so die Wirkung der Pumpe unterstützen, während
                              									die kohlensaure Magnesia als lockere Masse zurückbleibt. (D. R. P. Kl. 75 Nr. 65582
                              									vom 20. August 1891.)
                           
                        
                           Eisenoxydsalze aus abgerösteten Eisenkiesen.
                           Das in den abgerösteten Eisenkiesen hinterbleibende Eisenoxyd, welches bislang wenig
                              									oder keine Beachtung fand, weil man es für säureunlöslich hielt, ist nach A. und P. Buisine sowohl
                              									in Schwefelsäure als auch Salzsäure löslich.
                           Rührt man den feingemahlenen Pyritrückstand mit 66grädiger Schwefelsäure an und kocht
                              									mehrere Stunden, so erhält man ein wasserfreies, graues Pulver, welches aus einem
                              									Gemenge von neutralem und saurem Eisenoxydsalz besteht. Um es zu lösen, wird es mit
                              									wenig heissem Wasser angerührt, hydratisirt und dann erst das nöthige Lösungswasser
                              									hinzugefügt.
                           Die salzsaure Verbindung erhält man am einfachsten, indem man das Salzsäuregas vom
                              									Sodaofen direct durch den auf einander geschichteten Pyritrückstand leitet.
                           Um das schwefelsaure Eisen in das Oxydulsalz überzuführen, wird es in wässeriger
                              									Lösung mittels metallischem Eisen reducirt. (Nach Färber-Zeitung, 1892/93 S. 76.)
                           
                        
                           
                           Herstellung von Cellulosenitrat.
                           Für die Darstellung von Cellulosehexanitrat ist es nach den Versuchen der Zellstofffabrik Waldhof Bedingung, dass der Zellstoff
                              									(Sulfitstoff) rein und gleichmässig vertheilt ist. Es wird daher das zerkleinerte
                              									Holz mit saurer schwefligsaurer Kalklösung behandelt, dann mit Chlorkalk gebleicht,
                              									nach dem Auswaschen mit verdünnter Aetznatronlauge bearbeitet und schliesslich mit
                              									Alkohol gereinigt. Sodann wird die sorgfältig gewaschene und getrocknete Cellulose
                              									in eine gleichmässige, pulverartige Fasermasse verwandelt, die bei gelindem Druck
                              									sich zu Flocken ballt, mit Wasser aber sofort zu einem gleichmässigen losen Brei
                              									zerfällt und nach dem Nitriren, Auswaschen und Trocknen ein Product liefert, welches
                              									bei längerem Erwärmen auf 70° keine Jodkaliumstärkepapier bläuenden nitrosen
                              									Zersetzungsproducte mehr abgibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 255
                              Fig. 8.Desintegrator zur Darstellung von Zellstoff.
                              
                           Der dafür verwendete Desintegrator besteht aus zwei von einander unabhängigen
                              									Maschinenelementen a (Fig.
                                 										8) und b, von welchen jedes für sich auf
                              									einer Welle festgekeilt ist. Jedes Maschinenelement besteht aus einem System von
                              									vier (mindestens drei) concentrisch auf einem gemeinschaftlichen Grundring d befestigten, etwa 13 mm starken Eisenstäbchen, welche
                              									an den freistehenden Enden durch schmiedeeiserne Ringe verbunden sind. Die beiden
                              									Maschinenelemente sind so ausgeführt, dass die concentrisch gelagerten Eisenstäbchen
                              									des einen Elementes in die entsprechenden Zwischenräume des anderen Elementes genau
                              									passen, also beide kämm artig in einander eingreifen. Die Wellen mit den Elementen
                              									rotiren in entgegengesetzter Richtung mit einer Geschwindigkeit von mindestens 1500
                              									Umdrehungen in der Minute, so dass die bei e in den
                              									Trichter gebrachte Cellulose, in Folge der Centrifugalkraft durch die Eisenstäbchen
                              									geschleudert, zertheilt wird.
                           Die Herstellung der zerkleinerten Cellulose geschieht nun in der Weise, dass man die
                              									gereinigte und getrocknete Masse mehrere Male, z.B. vier- bis fünfmal; durch den
                              									Desintegrator oder durch eine entsprechende Anzahl hinter einander aufgestellter
                              									Desintegratoren gehen lässt, bis eine nach dem Nitriren herausgenommene Probe,
                              									nachdem dieselbe gewaschen und getrocknet, die oben angegebene Prüfung aushält. (D.
                              									R. P. Nr. 64878.)
                           
                        
                           Nitrirschleuder von Selwig und Lange.
                           Die Nitrirschleuder von Selwig und Lange besteht aus einem feststehenden Säurebehälter und
                              									einer gelochtenSchleudertrommel, welche in dem Behälter drehbar ist. In diese
                              									Trommel, deren Inneres sich durch die Löcher im Mantel ebenfalls mit Säure anfüllt,
                              									wird der zu nitrirende Körper eingetragen, darauf die Nitrirung vorgenommen und nach
                              									Beendigung derselben die Säure abgelassen. Alsdann wird die Trommel in Bewegung
                              									gesetzt und so die vom Nitrirproduct aufgesogene Säure abgeschleudert. Der Umstand,
                              									dass bei diesem Apparat der Säurebehälter feststeht, ermöglicht es, denselben mit
                              									einer Einrichtung zur Regelung der Temperatur vor und während des Nitrirens zu
                              									versehen. Ferner lassen sich Säurebehälter und Schleudertrommel nach beendigtem
                              									Nitriren einfach durch Oeffnen des am Boden des Säurebehälters angebrachten Hahnes
                              									von der nicht vom Nitrirproduct aufgesogenen Säure entleeren, was den Vortheil mit
                              									sich bringt, dass eine geringere Masse in Bewegung gesetzt zu werden braucht, und
                              									das Abschleudern der Säure über den oberen Trommelrand wegfällt, wodurch die starke
                              									Entwickelung der Säuredämpfe vermieden wird. Der Antrieb der Trommel kann von unten
                              									oder oben erfolgen. In beistehender Fig. 9 geschieht
                              									der Antrieb von unten. B ist der cylindrische, mit
                              									schmiedeeisernem Kühl- oder Wärmemantel C versehene,
                              									gusseiserne Säurebehälter, der gleichzeitig als Gestell des ganzen Apparates dient.
                              									Der Boden desselben ist geneigt; an der tiefsten Stelle befindet sich die
                              									Entleerungsöffnung D mit dem Säureablasshahn H. A ist die Schleudertrommel, welche theils aus
                              									Schmiedeeisen theils aus Gusseisen angefertigt, den Behälter möglichst ausfüllt. Die
                              									Spindel, auf welcher die Trommel befestigt ist, geht durch den auf dem Boden des
                              									Säurebehälters aufstehenden, centralen kegelförmigen Aufsatz L hindurch nach unten, wo sie die Antriebsriemenscheibe trägt und durch
                              
                              									ein Spurlager unterstützt wird. Ihr Halslager ist der Einwirkung der Säure dadurch
                              									entzogen, dass der obere Rand des Aufsatzes L, in
                              									welchem es angeordnet ist, über dem Säurespiegel liegt. Ein ringförmiger, bis über
                              									den Innenrand der Trommel C hinüberreichender Deckel
                              										F über dem Säurebehälter verhindert, dass beim
                              									Eintragen des zu nitrirenden Materials in die mit Säure angefüllte Trommel etwas
                              									davon in den Zwischenraum zwischen letzterem und dem Mantel C fällt. Zum Auffangen und Absaugen der sich entwickelnden Säuredämpfe
                              									dient in Verbindung mit einem Exhaustor der Dunstfang (Giftherd) J, welcher an der Seite mit einer Arbeitsthür K versehen ist. Die während des Schleuderns
                              									auftretenden Dämpfe werden durch das Rohr G abgeführt,
                              									welches, gleichfalls in Verbindung mit dem Exhaustor stehend, in den Deckel F einmündet. Die Säure wird durch das Zuflussrohr E eingelassen, das durch die Hähne H1H2H3 mit den drei
                              									verschiedenen Säurebehältern verbunden ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 255
                              Fig. 9.Nitrirschleuder von Selwig und Lange.
                              
                           Die Nitrirung findet in dem Apparat in genau derselben Weise wie in gewöhnlichen
                              									Nitrirapparaten statt. (D. R. P. Nr. 64447.)
                           
                        
                           Beobachtungen über den Verlauf der Gerbstoffaufnahme in der
                              									Versetzgrube.
                           Nach den Untersuchungen und Beobachtungen von Carl
                                 										Sadlon steht die Gerbstoffaufnahme in der Versetzgrube seitens der Häute
                              									nicht in einfachem Verhältniss zur Zeit.Bezüglich der Gerbstoffaufnahme durch die Haut vergleiche übrigens D. p. J. 1892 284
                                    											256, 283 und 286 93. 1893 287 238 und 288 143. Die
                              									Haut nimmt aus einer Gerbstofflösung während der Zeit, in welcher keine
                              									Gerbstoffzufuhr von aussen stattfindet, den Gerbstoff mit immer abnehmender
                              									Geschwindigkeit auf. Graphisch dargestellt ergibt sich für die Gerbstoffaufnahme der
                              									Haut eine Parabel. Verfasser zieht aus seinen Beobachtungen daher den Schluss, dass
                              									es für die Praxis angezeigt sei, die Häute nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt im
                              									Satze zu belassen, weil eine Belassung über diesen Zeitpunkt hinaus mehr Verlust an
                              									Zinsen verursache, als die Gewichts- und Qualitätszunahme des Leders betrage. (Nach
                              									eingesandtem Separatabdruck aus „Der Gerber“,
                              									Nr. 429 und 430.)
                           
                        
                           Verfahren und Vorrichtung zum Gerben von Häuten und
                              									Fellen.
                           Im Gegensatz zum Schnellgerben in rotirenden Fässern sucht Thomas Cowburn in Mödling bei Wien dasselbe durch Schaukeln in einem
                              									geschlossenen Kasten zu erreichen. Die Häute oder Felle werden in einem
                              									geschlossenen Kasten durch Schaukeln so hin und her geschleudert, dass sie dabei
                              									abwechselnd auf die Fleisch- und Narbenseite zu liegen kommen, indem sie dabei
                              									fortwährend von der Gerbflüssigkeit bespült und bearbeitet werden. Der betreffende
                              									Kasten ruht in der Mitte auf einer Achse, an den Enden auf starken Stützfedern und
                              									wird mittels einer Handhabe oder durch Maschinenkraft hin und her bewegt. Ein
                              									Zusammenziehen oder Runzeln der Narbenseite soll bei diesem Verfahren nicht
                              									vorkommen. (D. R. P. Kl. 28 Nr. 65945 vom 4. März 1892.)
                           
                        
                           Verfahren zum Gerben unter Luftleere bezieh. unter
                              									Druck.
                           Nach einem Gustave van Haecht und Charles Obozinski in Brüssel ertheilten Patente werden
                              									die Häute über einem durchbrochenen Ueber- oder Zwischenboden des Gerbebottichs
                              
                              									unter Zwischenlegen von Schichten von Lohe, Holzwolle oder einem anderen elastischen
                              									losen Stoff auf einander gelegt. Die Schichten können dabei von den Häuten durch
                              									Zwischenlagerung von Gewebe, Geflecht, Zeug oder dergleichen Stoffen getrennt
                              									werden. Alsdann verfährt man in bekannter Weise weiter: man evacuirt den
                              									Gerbebottich, lässt die Gerbstoffflüssigkeit einfliessen und darauf eine Druckpumpe
                              									wirken, um so die Gerbstoffflüssigkeit möglichst rasch und gleichmässig in die Häute
                              									eindringen zu lassen. Die Holzwolle hält als sehr lockeres Material die Häute in
                              									gewisser Entfernung von einander, so dass die Gerbebrühe auf alle Theile der Haut
                              									gleichmässig einwirkt. (D. R. P. Kl. 28 Nr. 64441 vom 1. October 1891.)
                           
                        
                           Einrichtung und Verfahren zum Färben und Gerben, zum
                              									Beizen oder Imprägniren von porösen Stoffen, wie Leder, Rauhwaaren, mittels
                              									Druckluft.
                           Bei den bisher gebräuchlichen Methoden, Leder und andere poröse Stoffe zu färben und
                              									weiter zu behandeln, wurde die Farbe, Beize hauptsächlich durch Aufsaugen von
                              									Material aufgenommen und eine gleichzeitige Vertheilung der Farbe entweder durch
                              									Centrifugalkraft oder durch Auswalzen oder Bürsten erreicht.
                           Da diesem Verfahren verschiedene Uebelstände anhaften, so bewerkstelligt J. Goldschmidt in Fürth die Aufnahme von Farbe, Beize
                              									u. dergl. durch Luftdruck. Das Leder oder der Stoff wird in einem geschlossenen Kaum
                              
                              									der Einwirkung von Druckluft ausgesetzt, nachdem vorher die Farbe oder Beize auf den
                              									Stoff aufgetragen ist; dabei wird, da der Stoff porös, also lufthaltig ist, durch
                              									den Aussendruck ein tiefes, gleichmässiges Eindringen der Farbe in den Stoff
                              									herbeigeführt.
                           Auf die maschinelle Einrichtung des Verfahrens sei hier nur hingewiesen; dieselbe ist
                              									aus der österreichischen Patentschrift zu ersehen.
                           Die Vortheile, welche das neue Verfahren gewährt, sind die folgenden:
                           Das Ausstreichen oder Ausplattiren ist wegen des raschen Eindringens der Farbe und
                              									Fixirmittel meistens unnöthig, es wird einerseits das Leder ungemein geschont und
                              									andererseits wesentlich an Gare und Nahrung gespart.
                           Die Färbung selbst ist eine vollständig gleichmässige, lebhafte und feurige, während
                              									die Rückseite des Leders blendend weiss bleibt.
                           Dass durch die neue Methode ungemein gespart wird an Zeit und Raum, geht daraus
                              									hervor, dass einmal die Zeitdauer der Einwirkung der Druckluft auf das Leder
                              									erfahrungsgemäss eine kurze sein und dass ferner eine Anzahl Leder zu gleicher Zeit
                              									behandelt werden kann. (Oesterreichisches Patent vom 14. März 1892.)
                           
                        
                           Apparat zum Erwärmen und Abkühlen von Gerbbrühen.
                           In der Erkenntniss, dass zur völligen Erschöpfung eines Gerbematerials auch eine
                              									entsprechend hohe Temperatur nöthig ist, construirten die Amerikaner schon seit
                              									längerer Zeit Apparate, welche gestatten, die Gerbbrühen zu erhitzen und abzukühlen.
                              									Der neueste derartige Apparat ist der von der Redstone
                                 										Abbott Heater Company in Olean, Nordamerika, gebaute, der in Nachstehendem
                              									kurz beschrieben werden soll:
                           Der auf einem Holzgestell ruhende Apparat ist ein aus Kesselblech dampfdicht
                              
                              									hergestellter, aufrecht stehender Cylinder, dessen beide Böden gewölbt sind. Im
                              									Inneren des Cylinders befinden sich starke Messingrohre, die an ihren Enden mit
                              									einander verbunden sind. Durch diese Messingrohre schickt man die Gerbbrühe. Soll
                              									dieselbe erwärmt werden, so lässt man in den Cylinder den Abdampf der Maschine, der
                              									Pumpen, oder auch, wenn nöthig, direct den Kesseldampf einströmen, und zwar münden
                              									diese Röhren im oberen Theil des Apparates, während die kalte Brühe im unteren
                              									Theile in die vom Dampf umspülten Messingrohre eintritt und erwärmt aus dem oberen
                              									gewölbten Boden wieder abfliesst. – Beim Abkühlen der Brühe tritt an Stelle des
                              									Dampfes kaltes Wasser. Die Apparate werden in verschiedenen Grössen gebaut; bei den grössten
                              									erreichen die Messingrohre nahezu eine Länge von 240 m.
                           Alle Theile des Apparates, welche mit der Brühe in Berührung kommen, sind entweder
                              									aus Kupfer oder Messing. Ein Leckwerden des Apparates soll nicht vorkommen. (Nach
                              										Gerber-Zeitung, 1893 Bd. 36 S. 23.)
                           
                        
                           Verfahren zur Destillation von Holzklein und
                              									Holzabfällen.
                           Um die Entfernung der, bei gewöhnlicher Destillation der Holzabfälle, Sägespäne
                              									u.s.w. auftretenden Wassermengen aus dem Holzessig zu umgehen, presst F. J. Bergmann in Neheim a. d. Ruhr die Abfälle vor der
                              									Destillation unter einem Druck von 300 at in scheibenförmige, durchlöcherte
                              									Briquets. Man erhält dann bei der Destillation sofort einen ziemlich starken
                              									Holzessig. (D. R. P. Kl. 12 Nr. 65447 vom 31. Januar 1891.)
                           
                        
                           Darstellung der Weinsäure aus Stärke, Dextrin oder
                              									Fruchtzucker.
                           Um aus Stärke, Dextrin oder Fruchtzucker Weinsäure herzustellen, verfährt F. Naquet in Paris in der Weise, dass er Stärke mit
                              									Salpetersäure in statu nascendi behandelt. Es werden zu diesem Zweck 100 Th. Stärke
                              									mit Wasser und 90 Th. Schwefelsäure (51 bis 52° B.) erhitzt, um zunächst die Stärke
                              									in Zucker überzuführen. Alsdann werden 180 Th. Schwefelsäure, 500 Th. Wasser mit 150
                              									Th. Natriumnitrat oder der äquivalenten Menge Kaliumnitrat zugesetzt und das Gemisch
                              
                              									auf 100° erhitzt. Sobald die Reaction sich verlangsamt, wird abgekühlt und von neuem
                              									erhitzt und die Erhitzung 2 bis 3 Tage lang fortgesetzt unter Ersatz des verdampften
                              									Wassers, jedoch so, dass die Temperatur 100° nicht erreicht. Ist die Reaction
                              									gänzlich beendet, was an dem Aufhören der Gasentwickelung zu erkennen ist, so dampft
                              									man, ohne jedoch 100° zu überschreiten, bis zur Syrupconsistenz ein und untersucht,
                              									ob keine Oxalsäure mehr vorhanden ist. Lässt sich keine Oxalsäure nachweisen, so
                              									wird die freie Säure allmählich mit Calciumcarbonat abgestumpft und die Lösung der
                              									Weinsäure mittels Filterpresse von dem Niederschlag getrennt, der gut ausgewaschen
                              									wird. Das Filtrat wird mit Calciumcarbonat versetzt, das gefällte Calciumtartrat
                              									abfiltrirt und sorgfältig ausgewaschen. Aus dem letzteren wird dann die Weinsäure
                              									auf die gewöhnliche Weise durch Freimachen mit Schwefelsäure gewonnen. Tritt bei der
                              									Krystallisation eine Schwärzung der Masse auf, so würde dies auf Spuren von
                              									Zuckersäure hindeuten. Man setzt in solchem Falle den 10. oder 12. Theil der Menge
                              									der angewandten Stärke an Salpetersäure zu, welche die letzten Spuren der
                              									Zuckersäure zerstört.
                           Die Ausbeute an Calciumtartrat beträgt zwischen 120 bis 140 Proc. des Stärkemehls und
                              									diejenige an Weinsäure zwischen 56 bis 64 Proc.
                           Die bei den Versuchen des Verfassers sich ergebende Thatsache, dass man mit einem
                              									Gemisch aus Schwefelsäure und einem Nitrat eine bessere Ausbeute erzielt als mit
                              									einem Gemisch aus Schwefel- und Salpetersäure, sowie dass man mit Salpetersäure
                              									allein so gut wie gar keine Ausbeute erhält, schreibt ersterer der Wirkung der
                              									Schwefelsäure zu, indem er annimmt, dass diese mit dem Zucker eine Sulfosäure bilde,
                              									welche leichter oxydirbar sei als derZucker selbst; eine Annahme, welche sich
                              									durch einen Versuch bestätigte.
                           Die Processe für die Darstellung der Weinsäure aus Stärkemehl lassen sich nach
                              									folgenden Gleichungen ausdrücken:
                           
                              
                                   C6H12O6 +
                                 3O =
                                 H2O + C6H10O8
                                 
                              
                                 Fruchtzucker
                                 
                                           Zuckersäure
                                 
                              
                                   C6H10O8 +
                                 3O =
                                   C2H2O4 + C4H6O6
                                 
                              
                                 Zuckersäure
                                 
                                 Oxalsäure Weinsäure
                                 
                              
                           (D. R. P. Nr. 64401)
                           
                        
                           Verfahren und zugehöriger Apparat zur continuirlichen
                              									Gewinnung von Aceton.
                           Ein Verfahren zur Gewinnung von Aceton aus Acetaten durch trockene Destillation ist
                              										Sigmund Herz in Prag patentirt worden.
                           Die trockene Destillation erfolgt in röhrenartigen, allseits geschlossenen Retorten
                              										a, b, c, d, e (Fig.
                                 										10) aus Metall oder gebranntem Thon, welche, an beiden Seiten mit Stutzen
                              									und Bügelverschluss versehen, zu einem System vereint in einem Flammofen F so eingemauert sind, dass die Erwärmung aller
                              									Retorten möglichst gleichmässig stattfindet.
                           Die bei der trockenen Destillation der Acetate entstehenden Dämpfe werden durch einen
                              									Stutzen f aus jeder Retorte in ein gemeinsames
                              									Centralgefäss A (unter hydraulischem Abschluss)
                              									geführt, aus welchem ein für jedes System gemeinsames Abzugsrohr g die gesammelten Dämpfe des ganzen Systems zu einer
                              									Kühlschlange S leitet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 257
                              Fig. 10.Apparat zur Acetongewinnung von Herz.
                              
                           In letzterer werden die Acetondampfe durch starke Kühlung verdichtet. Das Destillat
                              									fliesst aus einem Siphon h ab, an dessen oberen Theil
                              									sich ein Austrittsrohr zum Abzug der unverdichteten Gase befindet. Diese Gase werden
                              									in Colonnen- oder ähnlichen Standrohren mit Siebböden C
                              									und Gegenwasserstrahl oder durch Brausen bekannter Art gewaschen und schliesslich
                              									durch eine Woulff'sche Flasche W geleitet.
                           Die gesammelten Waschwässer werden dem Destillat von h
                              									zur Rectification beigefügt, während die von der Woulff'schen Flasche abgehenden Gase während der Operation unter die Heizung
                              									geleitet werden und dort verbrennen.
                           Nach Beendigung des Processes wird mittels einer Luftpumpe L (oder sonst einer Vorrichtung) der Gasstrom von der Woulff'schen Flasche aus in den hinteren Stutzen der
                              									Retortenröhre K eingeleitet, die durch einen Hahn
                              									abgesperrt ist, wodurch man die letzten Reste des gasförmigen Productes
                              									heraustreibt.
                           Sobald dies geschehen und die Retorte völlig mit dem indifferenten Gas erfüllt ist,
                              									wird der Bügelverschluss an der Stirnseite bei f
                              									geöffnet und die Neuchargirung der Retorte bewirkt, so dass erstere bei Abschluss
                              
                              									von etwa eindringender Luft in die heisse Retorte erfolgt.
                           
                           Zum Chargiren dienen patronenartige Innenrohre, die mit Rohmaterial gefüllt,
                              									rasch ausgewechselt werden, worauf die Retorte verschlossen, der Gasstrom beim
                              									Aspirator abgesperrt und wieder unter die Feuerung geleitet wird. (Oesterreichisches
                              									Patent vom 16. Juni 1891.)