| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Elektrometallurgie. | 
| Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 258 | 
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                        Neuerungen auf dem Gebiete der
                           								Elektrometallurgie.
                        Neuerungen auf dem Gebiete der Elektrometallurgie.
                        
                     
                        
                           Die jährliche Zahl der Verfahren, auf elektrochemischem Wege Metalle darzustellen
                              									oder zu raffiniren, hat in den letzten Jahren eher zu als abgenommen. Fast
                              									allwöchentlich berichten die Fachzeitschriften über neue Methoden und preisen oft in
                              									den verlockendsten Worten die grossen Vorzüge derselben gegenüber dem bereits
                              									Bekannten.
                           Auf keinem Gebiete der Industrie ist indessen grössere Vorsicht geboten, als hier.
                              									Denn trotz des bedeutenden Beobachtungsmaterials, welches uns vorliegt, trotz der
                              									ziemlich weit vorgeschrittenen theoretischen Kenntnisse sind wir doch über manche
                              									Erscheinungen der Elektrolyse noch völlig im Unklaren, und sodann, angelockt durch
                              									den Reiz der Neuheit und verleitet durch den nicht zu leugnenden Erfolg, den
                              									einzelne Processe aufzuweisen haben, legten sich viele aufs Erfinden
                              									elektrolytischer Verfahren, denen so ziemlich Alles dazu fehlte, nämlich gediegene
                              									und umfassende Kenntnisse und schöpferischer Geist.
                           Dieser Gesichtspunkt war auch bei Abfassung der vorliegenden Abhandlung bezüglich der
                              									Auswahl des Stoffes maassgebend; auch wurden nur solche Verfahren berücksichtigt,
                              									die Aussicht auf praktische Verwerthung zu bieten scheinen. So ist z.B. das Eisen
                              									nicht in den Bereich dieser Abhandlung gezogen worden, obgleich es nicht an
                              									Vorschriften und Patenten mangelt, die die Umwandlung des Eisens in Stahl zum
                              									Gegenstande haben. Jedoch bei dem heutigen Stande des Eisenhüttengewerbes halte ich
                              									die Verwendung des elektrischen Stromes bei der Raffination des Roheisens für völlig
                              									ausgeschlossen. Ich muss es jedoch schon jetzt aussprechen, dass trotz meines
                              									eifrigen Bestrebens die vorliegenden Neuerungen möglichst vollständig zu bringen,
                              									das wirklich Brauchbare leider nur einen geringen Raum einnimmt, denn die heutige
                              									Elektrometallurgie ist arm an wirklich originellen Gedanken.
                           Zur besseren Uebersicht des vorhandenen Materials sei es gestattet, bei der
                              									nachfolgenden Beschreibung von neuen oder verbesserten elektrolytischen Verfahren,
                              									Apparaten u.s.w., die althergebrachte Eintheilung in „nasse“ und
                              										„trockene“ oder besser „feurig-flüssige Verfahren“
                              									beizubehalten.
                           
                        
                           A. Nasse Verfahren.
                           1) Zink. Die Gewinnung von Zink unter Zuhilfenahme des
                              									elektrischen Stromes ist verhältnissmässig jungen Datums; wenn es trotzdem nicht an
                              									zahlreichen Vorschlägen fehlt, auf diesem immerhin kostspieligen Wege Zink zu
                              									gewinnen, so hat dies darin seinen Grund, dass die Erzeugung von Zink auf dem
                              									gewöhnlichen hüttenmännischen Wege auch heute noch mit ganz erheblichen
                              									Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Diese liegen zumeist darin, dass die
                              									Reductionstemperatur des Zinkoxydes ausserordentlich hoch, nämlich fast bei
                              									Weissglut liegt. Bei dieser Temperatur kann das durch Kohle reducirte Zink nur im
                              									dampfförmigen Zustande bestehen und muss auf sehr umständliche und zu erheblichen
                              									Verlusten Veranlassunggebende Weise condensirt werden; ausserdem aber
                              									dissociirt die etwa bei der Reduction des Zinkoxydes gebildete Kohlensäure bei der
                              									hohen Temperatur schon ganz bedeutend in Kohlenoxyd und Sauerstoff, welcher
                              									natürlich einen entsprechenden Theil des bereits reducirten dampfförmigen Zinkes
                              									wieder zu Zinkoxyd oxydirt.
                           Dieser und andere bis jetzt durch kein Destillationsverfahren zu verhindernde
                              									Uebelstände sind zumeist die Veranlassung gewesen, zur Zinkgewinnung sich des
                              									elektrischen Stromes zu bedienen. Freilich hat man auch hier mit ganz bedeutenden
                              									Schwierigkeiten, die auch jetzt noch keineswegs gänzlich beseitigt sind, zu kämpfen
                              									gehabt.
                           Zur elektrolytischen Verarbeitung gelangen sowohl Zinkerze, als auch Zinkschaum,
                              									Gichtschwamm, Flugstaub und sonstige zinkhaltige Hütten abfalle. Die Erze werden
                              									meistens zur Entfernung des Schwefels oxydirend geröstet und das entstandene
                              									Zinkoxyd durch verdünnte Säuren ausgelaugt, die erhaltene Lauge nach genügender
                              									Concentration geklärt und sodann der Elektrolyse unterworfen, wodurch sich das Zink
                              									in metallischer Form an der Kathode abscheidet. An der Anode wird eine äquivalente
                              									Menge Säure frei, die von neuem zum Auslaugen der gerösteten Erze u.s.w. verwendet
                              									wird.
                           Theoretisch steht diesem Processe nichts entgegen. Die praktische Ausführbarkeit
                              									stösst jedoch auf ganz beträchtliche Schwierigkeiten, die zumeist darin bestehen,
                              									dass sich das Zink auf der Kathode nicht in fester, compacter, sondern meistens in
                              									mehr oder minder schwammiger Form niederschlägt, wodurch der Werth desselben ganz
                              									erheblich sinkt. Ueber die Zusammensetzung dieses sogen. „Zinkschwammes“ ist
                              									man sich auch jetzt noch wenig einig; ebenso wenig vermag man über die Ursache
                              									seiner Entstehung, die sowohl in neutraler, als auch in schwach saurer Lösung vor
                              									sich geht, vollkommene Rechenschaft zu geben.
                           Kiliani, der über die Ursachen dieser Erscheinung
                              									Versuche angestellt hat (Berg- und Hüttenmann. Zeitung,
                              									1883 S. 251), beobachtete, dass auch bei Anwendung löslicher Anoden (Anode und
                              									Kathode bestanden aus Zinkplatten) eine Gasentwickelung stattfand und zwar besonders
                              									bei Strömen von geringer Dichte. Bei steigender Stromdichte nimmt die
                              									Gasentwickelung mehr und mehr ab und hört schliesslich bei einer Stromdichte von
                              									1843 Amp./qm
                              									gänzlich auf. Gleichzeitig fand Kiliani, dass das
                              									ausgeschiedene Zink, welches bei geringer Stromdichte sehr schwammig ausfiel, mit
                              									steigender Stromdichte an Festigkeit gewann und bei 1843 Amp./qm, bei
                              									welcher Stromdichte kein Gas mehr entwickelt wurde, vollkommen fest und
                              									weissglänzend wurde.
                           
                              
                                 Strom-dichten inmg Zink in1
                                    											Minuteund 1 qcPolfläche
                                 Ampèrefür1 qm
                                 Gasent-wicklungin cc auf1,5 g
                                    											nieder-geschla-genes Zink
                                 Beschaffenheit des Niederschlages
                                 
                              
                                   0,0145
                                         7
                                 2,40
                                 Stark schwammig.
                                 
                              
                                   0,0361
                                       18
                                 2,27
                                 Desgleichen.
                                 
                              
                                   0,0755
                                       38
                                 0,56
                                 Desgleichen.
                                 
                              
                                   0,3196
                                     158
                                 0,43
                                 Der Niederschlag wird dichter,    nur an den Rändern ist
                                    											er    noch schwammig.
                                 
                              
                                   0,6392
                                     316
                                 0,33
                                 Noch leicht abwischbar.
                                 
                              
                                   3,727438,7750
                                   184319181
                                 ––
                                 Sehr fest und weissglänzend,    an den Rändern knospen-    artig
                                    											auswachsend.
                                 
                              
                           
                           Aus sehr verdünnten Lösungen erhielt Kiliani sowohl
                              									bei schwachen als auch bei starken Strömen das niedergeschlagene Zink stets als
                              									Schwamm, verknüpft mit lebhafter Wasserstoffentwickelung. Ausserdem schied sich bei
                              									geringen Stromdichten auch Zinkoxyd ab.
                           Ueber denselben Gegenstand, der für die Gewinnung von Zink auf elektrolytischem Wege
                              									von allergrösster Wichtigkeit ist, liegen auch Versuche von Nahnsen vor (Berg- und Hüttenmänn. Zeitung,
                              									1891 S. 393). Nahnsen führte mit einer neutralen
                              									Zinksulfatlösung folgende drei Versuche aus:
                           1) Die Zinksulfatlösung wurde durch einen Strom von sehr geringer Dichte (6,64 Amp./qm) zersetzt.
                              									Hierbei wurde lebhafte Wasserstoffentwickelung beobachtet; der Zinkniederschlag war
                              									stark schwammig.
                           2) Die Zinksulfatlösung wurde durch einen Strom von 159,4 Amp./qm zersetzt.
                              									Hierbei fand keine Gasentwickelung statt; das niedergeschlagene Zink war weiss und
                              									fest.
                           3) Zu der neutralen Zinksulfatlösung wurde etwas concentrirte Schwefelsäure gefügt
                              									und sodann ein Strom von 159,4 Amp./qm durch die Lösung geschickt. An der Kathode fand
                              									neben der Zinkabscheidung eine Entwickelung von Wasserstoff statt; trotzdem war
                              									jedoch das gewonnene Zink ebenso fest und weiss, wie beim zweiten Versuche.
                           Nahnsen kommt auf Grund dieser Thatsachen zu dem
                              									Schluss, dass eine Ausscheidung von Wasserstoff an der Kathode an und für sich, d.h.
                              									wenn die Wasserstoffentwickelung eine primäre ist, auf die Beschaffenheit des
                              									Zinkniederschlages von keinem nachtheiligen Einfluss ist. Die
                              									Wasserstoffentwickelung während des ersten Versuches ist aber keine primäre, d.h.
                              									direct durch den elektrischen Strom verursachte, sondern eine secundäre. Das
                              									ausgeschiedene Zink oxydirt sich nämlich zum Theil bei der geringen Stromdichte von
                              									6,64 Amp./qm im
                              									Augenblick seiner Ausscheidung durch den Sauerstoff des Elektrolyten, wodurch
                              									natürlich eine äquivalente Menge von Wasserstoff ausgeschieden werden muss. Demnach
                              									ist der Zinkschwamm gar kein reines Zink, sondern ein Gemisch von Zink und Zinkoxyd.
                              									Hiermit würde die Beobachtung von Kiliani, der
                              									gleichfalls bei geringen Stromdichten Zinkoxyd erhielt, übereinstimmen. Uebrigens
                              									spricht für die Ansicht, dass Zinkschwamm Zinkoxyd enthalten soll, die Thatsache,
                              									dass er nur sehr schwer einzuschmelzen ist, was ja sehr leicht zu verstehen wäre,
                              									wenn er nicht aus reinem Zink, sondern aus diesem und Zinkoxyd, welches bekanntlich
                              									für uns unschmelzbar ist, bestände.
                           Wie bei den einfachen Zinksalzen in Folge zu geringer Stromdichte oder zu hoher
                              									Temperatur der Zinkniederschlag schwammig wird, so tritt nach den Untersuchungen,
                              									die Nahnsen in neuerer Zeit angestellt hat, derselbe
                              									Uebelstand bei Zinksalzlösungen ein, sobald dieselben einen zu grossen Gehalt an
                              									fremden Metallen haben. Die Wirkung der letzteren ist von ihrer absoluten Menge, dem
                              									Zinkgehalt des Elektrolyten und der Stromdichte abhängig. Bei einem Elektrolyten,
                              									der im Liter 100 g Zink enthält, haben 25 mg/l Kupfer keinen Einfluss auf den Niederschlag; 50
                              										mg/l bewirken
                              									eine eben wahrnehmbare Gasentwickelung, 100 mg/l neben Gasentwickelung Warzenbildung; bei 150 mg/l tritt
                              									letztere früher und intensiver ein, bei 300 mg/l Schwamm. Bei einem Elektrolyten, der nur 20 g/l Zink enthält,
                              									treten bereits bei 10 mg/l Kupfer einzelne Warzen auf; bei 25 mg/l ist ihre
                              									Anzahl grösser;bei 50 mg/l Kupfer bedeckt sich die ganze Elektrode mit
                              									Warzen, und bei 125 mg/l Kupfer wird der ganze Niederschlag schon nach 55 Minuten schwammig.
                              									Andere Metalle, wie Cadmium, Silber, Arsen, Antimon, verhalten sich ähnlich. Ein
                              									Eisengehalt gibt zwar zu Wasserstoffentwickelung Anlass und verunreinigt durch
                              									ausgeschiedenes Oxyd und Oxydul den Elektrolyten und die Bäder, bewirkt aber nicht,
                              									dass der Niederschlag schwammig wird. Dies tritt wenigstens noch nicht ein, selbst
                              									wenn neben 20 g/l
                              									Zink 20 g/l Eisen
                              									als Oxydulsalz oder 2,5 g/l Eisen als Oxydsalz vorhanden ist.
                           Eisen ausgenommen, beeinflussen also die fremden Metalle den Zinkniederschlag so,
                              									dass annäherungsweise bei einem Verhältnisse von 10000 : 1 kein Einfluss, bei 2000 :
                              									1 Gasentwickelung, bei 1000 : 1 Warzenbildung und bei 333 : 1 Schwamm auftritt.
                           Dass Verunreinigungen des Elektrolyten den Zinkniederschlag nachtheilig beeinflussen,
                              									ist wohl schon vor Nahmen erkannt worden, und hat man
                              									vorgeschlagen. Zink als Blechabfälle oder Granalien vorzulegen, um die fremden
                              									Metalle niederzuschlagen. Diese Maassnahmen haben sich indessen in der Praxis als
                              									gänzlich unzureichend erwiesen. Das vorgelegte Zink bedeckte sich in kurzer Zeit mit
                              									einem schwer löslichen dichten Ueberzug, welcher das darunter befindliche Zink seine
                              									fällende Wirkung einbüssen lässt. Auch hat man bei der elektrolytischen Verarbeitung
                              									von Rohlaugen diese vor der Fällung mit Kalk mit Zinkstaub behandelt. Allein auch
                              									diese Methode liefert nur bei Laugen mit hohem Zinkgehalt zufriedenstellende
                              									Resultate. Die fremden Beimengungen sind eben schon in so ausserordentlich geringen
                              									Mengen von verderblichem Einfluss, dass die geringste Nachlässigkeit den gesammten
                              									Betrieb in empfindlichster Weise zu stören vermag. Bei der eben erwähnten
                              									Verarbeitung von Rohlaugen hat man dieselben überdies nur in einem einzigen Bottich
                              									mit Zinkstaub behandelt, so dass von einer vollkommenen Ausfällung der fremden
                              									Metalle nicht die Rede sein kann. Die Fällung der letzten Spuren derselben erfordert
                              									nämlich eine ziemlich beträchtliche Zeit.
                           Unter diesen Umständen dürfte ein von Nahnsen ersonnenes
                              									rationelleres Fällungsverfahren (D. R. P. Nr. 64252) für die Fachleute von Werth
                              									sein. Hiernach werden die Rohlaugen, verunreinigt wie sie sind, mit Kalk oder
                              									ähnlichen Mitteln behandelt, wodurch das Zink und die fremden Metalle als Oxyde oder
                              									Hydroxyde gefällt werden. Auf diesen gemischten Niederschlag wird der aus den Bädern
                              									kommende saure Elektrolyt einwirken gelassen. Letzterer löst die Oxyde bezieh.
                              									Hydroxyde, sich hierbei mehr und mehr neutralisirend, nach und nach auf und passirt
                              									sodann eine Anzahl von flachen Bottichen, in denen mittels Rührwerke Zinkstaub
                              									beständig aufgerührt wird. Die fremden Metalle werden also nicht schon in den
                              									Rohlaugen gefällt, sondern Nahnsen lässt sie in den
                              									Elektrolyten übergehen und fällt sie erst aus diesem, und zwar nicht in einem Bottich, sondern in einem System von Bottichen,
                              									so dass die etwa gelösten fremden Metalle successive mit immer reinerem Zinkstaub in
                              									Berührung treten.
                           Hinter diese Zinkstaubbottiche wird noch ein Absatzbottich eingeschaltet, worin sich
                              									die geringe Menge übergerissener suspendirter Theilchen vollkommen absetzt. Die
                              									Lauge, welche hierauf in die elektrolytischen Bäder eintritt, ist genügend
                              									gereinigt, wenn sie auf Zusatz von Salzsäure und Schwefelwasserstoff keinen Niederschlag
                              									gibt, sondern höchstens eine gelbliche Färbung annimmt.
                           Es kann nicht geleugnet werden, dass das gesammte Verfahren der Zinkgewinnung durch
                              									diese von Nahnsen vorgeschlagenen Einrichtungen eine
                              									nicht zu unterschätzende Complication erfährt und an seiner ursprünglichen
                              									Einfachheit starke Einbusse erleidet. Doch ist zu berücksichtigen, dass durch diese
                              									Anordnung eine viel grössere Betriebssicherheit gewährleistet wird. Uebrigens bedarf
                              									diese Anlage sehr geringer Unterhaltungskosten und wird sich in vielen Fällen durch
                              									die Gewinnung sämmtlicher fremder Metalle, wie Kupfer, Silber und Cadmium bezahlt
                              									machen, und zwar um so mehr, als der verwendete Zinkstaub nicht verloren geht,
                              									sondern das bei der Fällung der fremden Metalle gelöste Zink in den Bädern
                              									wiedergewonnen wird.
                           Siemens und Halske neigen hingegen zu der Ansicht, dass
                              									der bei der Elektrolyse von Zinklösungen in Spuren auftretende Zink Wasserstoff
                              										(ZnH2) neben dem gleichzeitig in geringer Menge
                              									auftretenden nascenten Wasserstoff eine molekulare Veränderung des ausgeschiedenen
                              									Zinkes bedinge, welches in dem schwammigen Aggregat zum Ausdruck komme. Dem von der
                              									vorgenannten Firma kürzlich erfundenen Verfahren (D. R. P. Nr. 66592) liegt der
                              									Gedanke zu Grunde, den Zinkwasserstoff sowohl wie den nascenten Wasserstoff durch
                              									Zusätze von freien Halogenen oder von Halogenverbindungen, welche unter Bildung der
                              									betreffenden Halogenwasserstoffe den Wasserstoff binden, zu beseitigen.
                           Bei der praktischen Ausführung dieser Elektrolyse des Zinkes auf Grundlage des
                              									vorliegenden neuen Verfahrens wird wie folgt operirt:
                           Die nach irgend einem technischen Extractionsverfahren aus Erzen gewonnene neutrale
                              									oder schwach saure Zinkvitriollauge wird vor der Elektrolyse mit einer schwachen
                              									Chlor-, Brom- oder Jodlösung, oder mit einer schwachen Lösung von freier,
                              									unterchloriger oder unterbromiger Säure versetzt, oder mit Chlor- oder Bromgas
                              									übersättigt, wodurch, wie weiter unten aus den Formeln ersichtlich, unterchlorige
                              									Säure entstehen kann. Auch können zur Vitriollösung solche wasserlösliche Chlor- und
                              									Bromsubstitutionsproducte organischer Körper zugegeben werden, welche ihr Chlor oder
                              									Brom unter Reduction zu niederen Verbindungen an nascenten Wasserstoff abgeben, wie
                              									die halogensubstituirten, wasserlöslichen Chlorhydrine des Glycerins und anderer
                              									Glykole. Ausserdem sind Combinationen dieser vier Vorschriften anwendbar.
                           Da die Mengen des bei der Elektrolyse störend auftretenden und zu entfernenden
                              									Zintwasserstoffes und nascenten Wasserstoffes äusserst gering sind, so braucht auch
                              									die Menge der Halogene und Halogenverbindungen, welche dem Bade zugesetzt werden,
                              									nur eine geringe zu sein, so dass die Wirkung des freien Chlors u.s.w. auf die
                              									Kathodenmasse während des Stromdurchganges nicht in Betracht kommt. Der Nutzeffect
                              									erfährt demnach keine Beeinträchtigung.
                           Es ist bei diesem Verfahren nur erforderlich, dass die zu elektrolysirende Lauge
                              									während des Betriebes stets eine deutliche Reaction des freien Halogens oder der
                              									activen Halogensauerstoffkörper zeige.
                           Das nach diesem Processe auf der Kathode niedergeschlagene Zink soll im Gegensatz zu
                              									dem nach anderenVerfahren anfänglich resultirenden grauen Zink eine silberhelle
                              									Farbe und deutliches krystallinisches Gefüge haben und zwar schon von dem Moment des
                              									Stromschlusses ab.
                           Die chemischen Vorgänge an der Kathode bei dem vorstehend gekennzeichneten Verfahren
                              									lassen sich an der Hand der nachstehenden Gleichungen klar übersehen, bei welchen
                              									angenommen wird, dass es sich um Entfernung oder Unterdrückung des Zinkwasserstoffes
                              										ZnH2 oder nascenten Wasserstoffes H als der
                              									störenden Ursache der Schwammbildung handelt.
                           Ist in der schwefelsauren Lauge um die Kathode ein Halogen, z.B. freies Chlor,
                              									vorhanden, so wirkt dasselbe auf ZnH2 und nascenten
                              									H im Sinne der Gleichungen:
                           
                              
                                 I.
                                 α)
                                 ZnH2 + Cl2
                                    											= Zn + 2HCl,
                                 
                              
                                 
                                 β)
                                 H + Cl = HCl,
                                 
                              
                           wobei die Salzsäure in Folge der grossen Verdünnung nicht
                              									lösend auf die Kathode wirkt.
                           Die nach α) und β)
                              									entstandenen geringen Mengen HCl wirken auf die unterchlorige Säure HOCl, welche bei
                              									Ueberschuss von Chlor in Zinkvitriollösung stets nach der Gleichung:
                           2ZnSO4 + 2H2O + 2Cl2 = ZnCl2 + Zn(HSO4)2 + 2HOCl
                           entsteht, wieder Chlor bildend nach der Gleichung:
                           HCl + HOCl = H2O + Cl2.
                           Ist in der Kathodenlauge freie unterchlorige oder unterbromige Säure, so verläuft der
                              									chemische Process nach:
                           
                              
                                 II.
                                 ZnH2 + HOCl = Zn + H2O + HCl,
                                 
                              
                                 
                                 H2 + HOCl = H2O + HCl.
                                 
                              
                           Wird die Lauge mit Chlorgas übersättigt, so entsteht nach der Gleichung:
                           III. 2ZnSO4 + 2H2O + 2Cl2 = ZnCl2
                           + Zn(HSO4)2 + 2HOCl
                           unterchlorige Säure HOCl, welche im Sinne von II. auf die
                              									Wasserstoffproducte wirkt. Die ebenfalls dadurch entstehende HCl wirkt auf
                              									überschüssige HOCl nach I. wieder unter Bildung von freiem Chlor, welches auf
                              									Zinkvitriol wieder von neuem nach III. unter Bildung von unterchloriger Säure
                              									reagirt. Aus III. ist ersichtlich, dass zu Anfang neben den übrigen Körpern auch
                              										ZnCl2 vorhanden, also ein Theil des
                              									eingeleiteten Chlors an Zink gebunden festgelegt ist. Dieses Chlor ist jedoch für
                              									den Process nicht verloren, sondern tritt wieder als freies Chlor bezieh. freie
                              									Salzsäure auf, sobald die Lauge durch von der Anode her diffundirte Säure schwach
                              									schwefelsauer geworden ist. Die schwache Schwefelsäure reagirt auf ZnCl2 nach der Gleichung:
                           ZnCl2 + H2SO4 = ZnSO4 + 2HCl,
                           also Salzsäure bildend, welche ihrerseits mit freier
                              									Unterchlorigsäure HOCl wieder freies Chlor gibt.
                           Ist endlich eine chlorabgebende organische Verbindung, wie beispielsweise
                              									Monochlorhydrin des Glycerins, vorhanden, so verläuft bei Gegenwart von nascentem
                              									Wasserstoff die Reaction im Sinne der nachstehenden chemischen Gleichung:
                           
                              
                                 
                                    \overbrace{\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }^{\mbox{Monochlorhydrin}}
                                    
                                 und
                                 
                                    \overbrace{\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }^{\mbox{Propylenglykol}}
                                    
                                 
                              
                                           \underset{|\ \ \ \ \ \ }{\mbox{CH}_2\mbox{Cl}}
                                 
                                                 \underset{|\ \ \ }{\mbox{CH}_3}
                                 
                              
                                           \underset{|\ \ \ \ \ \ }{\mbox{CHOH}}
                                 
                                    +2\,\mbox{H}=
                                    
                                 
                                    \mbox{HCl}+\underset{|\ \ \ \ \ \ }{\mbox{CHOH}}
                                    
                                 
                              
                                           \mbox{CH}_2\mbox{OH}
                                 
                                                 \mbox{CH}_2\mbox{OH}
                                 
                              
                           Werden als Zusätze Gemische der erwähnten Körper verwendet, so können sowohl
                              									die Wirkungen des freien Chlors, wie die des lose gebundenen Sauerstoffes im Falle
                              									II. neben einander herlaufen.
                           Im Allgemeinen lässt sich die Wirkung der Zusätze dahin zusammenfassen, dass das
                              									freie Halogen sich mit dem Wasserstoff der Wasserstoffproducte der Elektrolyse
                              									verbindet und Salzsäure bildet, welche ihrerseits auf die vorhandene unterchlorige
                              									Säure wieder Chlor bildend einwirkt, welches letztere von neuem im Sinne der
                              									vorstehenden Gleichungen in Reaction tritt, so dass man also mit einem anfänglichen
                              									schwachen Chlorüberschuss bei Gegenwart von unterchloriger Säure, sobald der
                              									elektrolytisch abgeschiedene Wasserstoff mit Chlor unter Bildung von Salzsäure in
                              									Wirkung tritt, immer wieder Chlor zum grossen Theil regeneriren kann.
                           A. Pertsch in Frankfurt a. M. geht bei seinem kürzlich
                              									veröffentlichten Verfahren der Gewinnung von Zink, Eisen, Blei und Kupfer aus ihren
                              									Haloidverbindungen (D. R. P. Nr. 66185) von der Annahme aus, dass die
                              									Schwammbildung, sowie andere bei der Elektrolyse von Chlorzinklösungen auftretende
                              									Uebelstände durch secundäre Processe hervorgerufen würden und in der Bildung von
                              									Haloidsäuren, Oxychloriden, basischen Oxychloriden und anderen zum Theil noch wenig
                              									bekannten Verbindungen beständen. Er sucht diese Nachtheile dadurch zu vermeiden,
                              									dass er das oxalsaure Salz des auszuscheidenden Metalles dem Elektrolyten zusetzt,
                              									bei Zinkchloridlösung also oxalsaures Zink und zwar 2 bis 4 Proc. beim Kupfer 2 bis
                              									5 Proc. beim Eisen 3 bis 4 Proc. und beim Blei 4 bis 8 Proc. Die Oxalsäuren Salze
                              									der genannten Metalle stellt Pertsch durch Behandlung
                              									des gelösten Chlorides mit Kalium oder Ammoniumoxalat dar. Dieses scheidet sich
                              									stets als unlöslicher Niederschlag, welcher in wässeriger Oxalsäure löslich ist,
                              									aus. Die Elektrolyse wird in einem innen getheerten Holzkasten von etwa ½ m Länge, 1
                              									m Breite und ½ m Höhe der durch Leinwanddiaphragmen in drei Abtheilungen getheilt
                              									ist, ausgeführt.
                           Die erste Abtheilung hat etwa 10 cm Breite und enthält eine dünne Zinkplatte als
                              									negative Elektrode, auf welcher das Zink abgeschieden wird.
                           Die zweite Abtheilung hat etwa 20 cm Breite und nimmt die zu zersetzende
                              									Chlorzinklösung auf.
                           Die dritte Abtheilung endlich hat 20 cm Breite und ist abermals in zwei Theile
                              									getheilt. Dieselbe dient zur Aufnahme der positiven Elektrode (einer Kohlenplatte).
                              									Der freibleibende Kaum ist mit grob gepulvertem Koks ausgefüllt, welcher lose in die
                              									Zelle eingeschüttet wird; in die dem Elektrolyten zugekehrte Seite bezieh.
                              									Halbabtheilung wird das zu zersetzende Mineral eingebracht.
                           Die Zink- und Kohlenplatte in der ersten bezieh. dritten Zelle dienen als
                              									Stromeinführungsplatten.
                           Der gepulverte Koks in der dritten Zelle absorbirt diejenigen Gase, welche nicht auf
                              									das eingebrachte Mineral einwirken sollen, und verhindert dadurch nachtheilige
                              									Wirkungen durch Neubildung von Verbindungen.
                           Das in wässeriger Oxalsäure gelöste oxalsaure Zinkoxyd wird dem Elektrolyten, nachdem
                              									er in die Zersetzungszelle eingefüllt worden ist, zugesetzt und sodann der
                              									Stromkreis geschlossen.
                           Die Spannung des Stromes darf pro Zelle 1,7 Volt nicht übersteigen und ist während
                              									der Zersetzung auf dieser Höhe zu erhalten. Die Leitungsfähigkeit des
                              
                              									Elektrolytensteigt etwas. Bei Anwendung einer höheren Spannung wird das Zink in
                              									Pulverform ausgefällt.
                           In dem Maasse, als Zink ausgeschieden wird, wirkt das freiwerdende Chlor auf das
                              									eingeführte Mineral ein und löst es zu Chlorzink auf. Natürlich muss in demselben
                              									Verhältniss, wie sich das Mineral löst, frisches zugeführt werden.
                           Die Wirkungsweise des dem Elektrolyten zugesetzten, in wässeriger Oxalsäure gelösten
                              									Oxalsäuren Zinkoxyds ist begründet durch seine ausserordentlich leichte
                              									Zersetzbarkeit in Metall und Säureradical.
                           Bei Gegenwart des Oxalsäuren Zinkoxyds wird die Bildung der Chlor- und chlorigen
                              									Säure vollständig vermieden, ebenso findet keine merkliche Wasserzersetzung statt,
                              									was bei der Elektrolyse des Chlorzinks bekanntlich der Fall ist. Die Elektrolyse
                              									geht glatt von statten, ohne dass man weder auf der Anode noch Kathode eine
                              									Glasblase bemerkt, noch tritt irgend welcher störende Secundärprocess auf.
                           Uebrigens ist der Gedanke, die durch Sauerstoff, Chlor oder ähnlich wirkende Elemente
                              									leicht zersetzbaren oxalsauren Salze als Depolarisationsmittel zu verwenden,
                              									durchaus nicht mehr neu. Die von Classen ausgearbeitete
                              									und zum Theil sehr gute Resultate liefernde Methode besteht darin, dass die
                              									Oxalsäuren Salze der niederzuschlagenden Metalle mit oxalsaurem Alkali versetzt
                              									werden. Ebenso werden auch in der Galvanoplastik oxalsaure Salze vielfach
                              									angewendet. Diese Methode hat leider den sehr grossen Uebelstand, dass die
                              									Oxalsäure, indem sie durch die polarisirenden Substanzen, diese reducirend, zersetzt
                              									wird und dadurch verloren geht, was bei dem ziemlich hohen Preise der Oxalsäure
                              									bezieh. der Oxalsäuren Salze dieses Verfahren so sehr vertheuerte, dass eine
                              									Rentabilität desselben ausgeschlossen sein dürfte.
                           Borchers macht deshalb in seiner Elektrometallurgie
                              									(Verlag von Harald Bruhn, Braunschweig, vgl. 1892 284 192) den Vorschlag, als Depolarisationsmittel
                              									derartige Substanzen zu verwenden, die durch ihre Oxydation durch die an der Anode
                              									ausgeschiedenen elektronegativen Verbindungen nicht an Werth verlören, sondern
                              									gewännen. Das wichtigste Material für diesen Zweck bietet nach der Ansicht von Borchers uns der Steinkohlentheer in Form vieler seiner
                              									Destillationsproducte. Bei seinen zu diesem Zwecke angestellten Versuchen bediente
                              									sich Borchers der flüssigen Carbolsäure, des bekannten
                              									Kresolgemisches, welches nach der Abscheidung der leichter siedenden eigentlichen
                              									Carbolsäure zurückbleibt. Um dieses Kresol, welches in Wasser nur sehr schwer
                              									löslich und zudem ein sehr schlechter Stromleiter ist, verwendbar zu machen, löst
                              										Borchers es in Kali- bezieh. Natronlauge oder in
                              									concentrirter Schwefelsäure auf, je nachdem alkalische oder saure Lösungen gebraucht
                              									werden. Durch Digeriren mit Schwefelsäure bilden sich Kresolsulfonsäuren, die sowohl
                              									als solche, wie auch in ihren Salzen beide Bedingungen für einen guten Elektrolyten,
                              									gute Leitungsfähigkeit und Leichtlöslichkeit in Wasser, erfüllen. Bei genügend
                              									langer Elektrolyse werden die Sulfonsäuren durch die oxydirende Wirkung der Anode
                              									vollständig zu Kohlensäure, Wasser und Schwefelsäure oxydirt; bei rechtzeitiger
                              									Unterbrechung des elektrolytischen Processes lassen sich aber sämmtliche theoretisch
                              									möglichen Zwischenoxydationsproducte herstellen. Leider hat Borchers, so viel mir bekannt ist, weitere Versuche über diesen so überaus
                              									bedeutungsvollen Gegenstand bis jetzt noch nicht veröffentlicht. „So viel steht
                                 										jedoch fest, dass man die beabsichtigte Reaction bedeutend besser in der Hand
                                 										hat, als dies bei Anwendung der gebräuchlichen Oxydationsmittel der Fall ist;
                                 										ebenso wenig unterliegt es einem Zweifel, dass sich eine Anzahl von
                                 										Oxydationsprocessen organischer Verbindungen mit der elektrolytischen
                                 										Metallfällung zum grossen Vortheil beider Operationen vereinigen lässt. Man kann
                                 										dies mit ziemlicher Sicherheit für alle die Fälle annehmen, in welchen als
                                 										Oxydationsmittel bisher Superoxyde, eventuell in Gemeinschaft mit Säuren,
                                 										Permanganate, Chromsäure, Arsensäure und andere vorwiegend in wässerigen
                                 										Lösungen zur Wirkung kommende Verbindungen und Gemische verwandt wurden.
                                 										Grundbedingung ist dabei, dass das entstehende Oxydationsproduct sich leicht aus
                                 										der elektrolysirten Flüssigkeit abscheiden lässt, anderenfalls würden die
                                 										erzielten Vortheile ganz oder zum Theil illusorisch werden. Die Vertheilung der
                                 										Kosten der Elektrolyse auf zwei Endproducte, in Verbindung mit der
                                 										Herabminderung der zur Zinkabscheidung erforderlichen Stromspannung, sind ferner
                                 										höchst beachtenswerthe Vortheile, welche den Vertretern der angewandten
                                 										organischen Chemie ebenso willkommen sein dürften, wie den Metallurgen“ (Borchers, Elektro-Metallurgie, S. 98).
                           Ob und wie weit sich dieser von Borchers ausgesprochene
                              									Gedanke, den wir im Vorstehenden im Auszuge wiedergegeben haben, verwirklichen
                              									lässt, ist bei den vielen Schwierigkeiten, die sich, wie auch Borchers zugibt, seiner praktischen Ausführung
                              									entgegenstellen, eine Frage, die bei dem jetzigen Stande der Dinge weder im
                              									positiven noch im negativen Sinne mit genügender Sicherheit beantwortet werden kann.
                              									Uebrigens sind wir in der Lage, über mehrere hierhin gehörige Verfahren berichten zu
                              									können.
                           Wir beginnen mit dem Verfahren von Dr. C. Hoepfner (D.
                              									R. P. Nr. 62946), wonach an der Kathode Zink und an der Anode Chlor bezieh. Chlorate
                              									der Alkalien oder alkalischen Erden gewonnen werden. Zur Verwendung gelangen arme
                              									Zink- und Bleierze. Dieselben werden fein gemahlen und sodann in einem Rührwerk mit
                              									einer Alkalilösung behandelt, die das Zinkoxyd und Bleioxyd löst. Diese Lösung wird
                              									durch Zinkstaub gereinigt. Sie fliesst alsdann in einem continuirlichen Strome von
                              									möglichst gleichbleibender Concentration zu den Kathoden eines elektrolytischen
                              									Bades, in dem die Anoden von den Kathoden durch geeignete Membrane oder
                              									Doppelmembrane mit dazwischen befindlicher Lösung von Soda oder Potasche getrennt
                              									sind. An den Kathoden scheidet sich das Zink metallisch ab, und zwar um so
                              									cohärenter, je mehr die Lösung in Bewegung gehalten wird. Diese Zinkgewinnung, die
                              									für sich allein in Folge des unvermeidlichen Verlustes an Alkali wohl schwerlich
                              									rentabel sein würde, combinirt Hoepfner mit der
                              									gleichzeitigen Gewinnung von einem oder mehreren Nebenproducten.
                           Zu diesem Zwecke befindet sich an den elektrolytisch unlöslichen oder schwerlöslichen
                              									Anoden eine möglichst in constanter Concentration erhaltene beliebige Chloridlösung,
                              									welche jedoch auch Alkalichloride enthalten muss, wie z.B. Carnallitlaugen oder die
                              									Endlaugen des Ammoniaksodaprocesses.
                           Durch den elektrischen Strom vermehrt sich der Alkaligehalt an den Kathoden, während
                              									gleichzeitig an denAnoden Chlor, sowie in Folge der von den Kathoden
                              									ausgehenden Diffusion von Alkali oder Alkalicarbonat Chlorsauerstoffverbindungen
                              									entstehen.
                           Das freie Chlor kann in zweckmässiger Weise aufgefangen und beliebig verwerthet
                              									werden.
                           Dem schon von Ch. Watt 1851 gegebenen Beispiel
                              									entsprechend kann jedoch das Auftreten von freiem Chlor an den Anoden auch vermieden
                              									und statt dessen durch Zuführen von alkalischen Erden zur Anode Chlorsauerstoffsalz,
                              									insonderheit Chlorat, gebildet werden. Die Chloratlösung fliesst aus dem Bade ab und
                              									wird in bekannter Weise auf Kaliumchlorat verarbeitet.
                           Statt alkalische Erden zur Anode zu führen, empfiehlt es sich, gerösteten Galmei
                              									zuzusetzen, weil alsdann das nach bekannter Reaction entstehende Zinkchlorid sehr
                              									gut verwerthet werden kann. Enthält der Galmei viel erdige Bestandtheile, welche die
                              									Anodenzellen verunreinigen könnten, so werden zunächst durch Einwirkung von freiem
                              									Chlor aus denselben unterchlorigsaure Salze gebildet und diese sodann elektrolytisch
                              
                              									zu Chlorat oxydirt.
                           Von Vortheil ist es bei diesem Verfahren, welches eine fortschreitende Anreicherung
                              									der Kathodenlaugen an Alkali herbeiführt, das Gegenstromprincip derart zur Anwendung
                              									zu bringen, dass die Kathodenlaugen in demselben Apparat entgegengesetzt den
                              									Anodenlaugen in dem benachbarten Anodenraum strömen, wodurch die Diffusion
                              									verringert wird.
                           Leider hat das theoretisch ausgezeichnet begründete Verfahren von Siemens und Halske, Zink direct aus seinen Erzen mit
                              									Hilfe von Eisensalzen zu gewinnen, nicht den erwarteten Erfolg gehabt. Nach diesem
                              									Verfahren wird eine Eisensulfat enthaltende Zinksulfatlösung der Elektrolyse
                              									unterworfen, wobei an der Kathode metallisches Zink abgeschieden wird, während an
                              									der unlöslichen Anode pro Atom Zink 2 Moleküle Ferrosulfat in Ferrisulfat verwandelt
                              									werden.
                           I. ZnSO4 + 2FeSO4 + aq = Zn + Fe2(SO4)3 +
                              									aq.
                           Dieses Ferrisalz wird über schwach geröstete Schwefelzinkerze geleitet, wobei sich
                              									unter Reduction des Ferrisalzes zu Ferrosalz eine entsprechende Menge von Zink zu
                              									Zinksulfat löst, welche Lösung in das elektrolytische Bad zurückgeleitet und von
                              									neuem der Elektrolyse unterworfen wird.
                           II. Fe2(SO4)3 + ZnS + aq =
                              										ZnSO4 + 2FeSO4 +
                              									aq + S.
                           So gut sich dieses Verfahren für die Gewinnung des Kupfers aus seinen Erzen bewährt
                              									haben soll, so hat sich bei der Gewinnung von Zink nach diesem Verfahren der
                              									Uebelstand herausgestellt, dass das auf den Kathoden niedergeschlagene Zink stets
                              									eisenhaltig war, was seine einfache Erklärung darin hat, dass das in beträchtlicher
                              									Menge in Lösung befindliche Eisensalz bei der bedeutenden Stromdichte, welche die
                              									Ausscheidung des Zinkes bekanntlich fordert, auch schon eine theilweise Zerlegung
                              									erleidet, in Folge deren sich neben dem Zink auch etwas Eisen auf der Kathode
                              									abscheidet.
                           Dieser bedeutende Uebelstand dürfte sich kaum durch irgend welche Abänderung dieses
                              									Verfahrens beseitigen lassen, denn die Bedingungen, unter welchen Zink und Eisen
                              									durch den elektrischen Strom aus ihren Lösungen ausgeschieden werden, weichen zu
                              
                              									wenig von einander ab, als dass es bei Verwendung von so beträchtlichen Mengen von
                              									Eisen, wie sie das Verfahren von Siemens und Halske verlangt, jemals
                              									gelingen könnte, ein genügend eisenfreies Zink zu
                              									erhalten.
                           Es sei an dieser Stelle ein Verfahren von Gunnar Elias
                                 										Cassel und Fredrik A. Kjellin in Stockholm (D.
                              									R. P. Nr. 67303) nicht unerwähnt gelassen.
                           Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren; um auf elektrolytischem Wege Zink aus
                              									Zinkblende herzustellen.
                           Hierzu wird ein elektrolytisches Gefäss von gewöhnlicher Construction angewendet. Die
                              									Kathode besteht aus einer Zinkplatte, die Anode aus metallischem Eisen oder einem
                              									anderen Metall, während die Elektroden mittels einer porösen Wand von Thon oder
                              									ähnlichem Material getrennt werden. Die Kathode wird mit einer Lösung von
                              									Zinkvitriol umgeben, welches in gewöhnlicher Weise durch Röstung von Schwefelzink
                              									und Auslaugung mit Wasser gewonnen ist. Die Anode wiederum wird mit Eisensulfat oder
                              									mit schwefelsaurem Oxyd desjenigen Metalles umgeben, welches man als Anode anwendet.
                              									Beim Gang des Stromes durch den Elektrolyt wird Zink auf die Zinkplatte
                              									niedergeschlagen und eine äquivalente Menge Eisen aufgelöst.
                           Die poröse Zwischenwand soll verhindern, dass die Flüssigkeiten sich mit einander
                              									vermischen. Der Zweck der Eisenelektrode ist ein zweifacher: einerseits soll dadurch
                              									die bei der Elektrolyse des Zinksulfats freigewordene Säure, welche sonst die
                              									Entwickelung von Sauer- und Wasserstoffgas verursachen würde, gebunden und
                              									andererseits die Potentialdifferenz zwischen den Elektroden verringert werden,
                              									welche sonst für die Zertheilung des Salzes erforderlich sein würde.
                           Es wird nach diesem Verfahren nicht nur Zink, sondern auch Eisenvitriol gewonnen. Ob
                              									der Eisenvitriol rein genug sein wird, um ihn praktisch verwerthen zu können, lassen
                              									wir freilich dahingestellt; ferner dürfte durch die poröse Scheidewand mit der Zeit
                              									genug Eisenvitriol hindurch diffundiren und die Lösung der Kathodenabtheilung
                              									verunreinigen, dass es nach dem Vorhergehenden nicht ausgeschlossen erscheint, dass
                              									auch hier das niedergeschlagene Zink durch einen Gehalt an Eisen verunreinigt werden
                              									wird.
                           Chr. Heinzerling in Frankfurt a. M. schlägt ein von den
                              									bisher geschilderten Verfahren gänzlich verschiedenes vor. Dasselbe besteht im
                              									Wesentlichen darin, dass die zur Zinkgewinnung kommenden Erze geröstet, das
                              									hierdurch erhaltene Zinkoxyd mittels concentrirter Chlormagnesiumlösung ausgelaugt,
                              									die nunmehr zinkhaltige Chlormagnesiumlauge der Elektrolyse unterworfen und nach dem
                              									Abscheiden des Zinkes von neuem zur Zinkextraction verwendet wird.
                           Die zur Zinkgewinnung kommenden Erze, Blende, Galmei werden geröstet und dadurch von
                              									Schwefel und Kohlensäure befreit. Zinkstaub oder andere, Zinkoxyd in freiem Zustande
                              									enthaltende Producte können als solche direct zur Extraction verwendet werden. Die
                              									gerösteten Erze oder zinkoxydhaltigen Producte werden je nach dem Zinkoxydgehalt mit
                              									der 7- bis 14fachen Menge Chlormagnesiumlauge (zweckmässig von 1,26 bis 1,29 spec.
                              									Gew.) entweder in offenen oder geschlossenen Gefässen, am besten unter 2 bis 3 at
                              									Druck, einige Zeit gekocht, bis die Lösung des Zinkoxyds erfolgt ist. Zweckmässiger
                              									Weise wird das zu extrahirende Material durch ein Rührwerk bewegt. Geschieht das
                              									Kochen in offenen Gefässen, somuss, damit sich kein Magnesiumoxychlorid bildet,
                              									das verdampfende Wasser wieder ersetzt werden.
                           Die zur Extraction verwendete Chlormagnesiumlauge muss, wenn sie möglichst viel
                              									Zinkoxyd lösen soll, möglichst wenig Magnesiumoxychlorid enthalten. Enthält dieselbe
                              									letzteres, so führt man dieses durch Zusatz einer entsprechenden Menge Salzsäure in
                              									Chlormagnesium über.
                           Nach dem Kochen wird die Lauge von dem Rückstand getrennt. Enthält der Rückstand nach
                              									dem ersten Auskochen noch einen erheblichen Zinkoxydgehalt, so wird derselbe
                              									nochmals mit Chlormagnesium auf die bekannte Weise ausgelaugt und die dabei
                              									resultirende Lauge bei der Extraction wieder verwendet. Die nach dem Auslaugen
                              									verbleibenden Rückstände werden, wenn sie einen genügend hohen Eisengehalt haben,
                              									zur Eisengewinnung verwendet; enthalten dieselben andere Metalle, so können
                              									dieselben daraus abgeschieden werden.
                           Die zinkoxydhaltige Chlormagnesiumlauge wird zur Gewinnung des Zinks der Elektrolyse
                              									unterworfen und das Zink als Metall an der Kathode abgeschieden. Bei der Elektrolyse
                              									wird die Stromdichte über 200 Ampère für 1 qm Elektrodenplatte gewählt und der
                              									Elektrolyt möglichst kalt gehalten.
                           Die nach der Ausscheidung des Zinks verbleibende Chlormagnesiumlauge wird, nachdem
                              									sie auf den richtigen Concentrationsgrad gebracht worden ist, zur Extraction wieder
                              									verwendet. Sollte sich in der Lauge Magnesiumoxychlorid gebildet haben, so wird
                              									dieses in der vorher beschriebenen Weise in Chlormagnesium übergeführt.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)