| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Elektrometallurgie. | 
| Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 38 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuerungen auf dem Gebiete der
                           								Elektrometallurgie.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 288 S.
                           								256.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen auf dem Gebiete der Elektrometallurgie.
                        
                     
                        
                           Es sei hier noch nachträglich bemerkt, dass der gewichtigste Grund, weshalb die
                              									consequente Durchführung der Elektrolyse zur Darstellung von Zink in grossen Mengen
                              									wünschenswerth ist, in dem Umstand liegt, dass die grösste Menge des gegenwärtig
                              									erzeugten Zinkes nicht etwa aus Sauerstoffverbindungen (Galmei), sondern aus
                              									geschwefelten Verbindungen (Blende) dargestellt wird. Wenn nun auch nach dem
                              									Vorgange von Liebig und Eichhorn die Abröstung der Zinkblende bezieh. die Ueberführung derselben
                              									in Zinkoxyd jetzt so grosse Schwierigkeiten nicht mehr macht, so ist dieselbe doch
                              									immerhin (zur Zerlegung des gebildeten Zinksulfates) mit einem grossen Aufwand an
                              									Brennstoff und Arbeitslöhnen verknüpft. Hierbei ist nicht zu übersehen, dass alles
                              									unzersetzt gebliebene Zinksulfat den Reductionsprocess in sofern erschwert, als
                              									dasselbe hierbei durch Kohlenstoff zu Zinksulfid (ZnS) reducirt wird nach der
                              									Formel
                           ZnSO4 + 4C = ZnS + 4CO
                           und die hierbei entstandene nicht unerhebliche Menge von
                              									Kohlenoxyd die Bildung von Zinkstaub (Poussiere) ganz besonders begünstigt.
                           Der Aufwand an Brennstoffen; Retorten bezieh. Muffeln, Oefen und Arbeitslöhnen ist
                              									sowohl bei dem belgischen, als auch dem schlesischen Zinkdestillations-Verfahren ein
                              									ganz erheblicher. Ausserdem erfordert dasselbe sehr geschickte Arbeiter und liefert
                              									eventuell ein ziemlich unreines Zink.
                           Auf der anderen Seite aber ist es nicht sehr schwer, durch eine sorgfältige Abröstung
                              									der Zinkblende bei niedriger Temperatur, zu deren Erzeugung ein bemerkenswerther
                              									Aufwand an Brennstoff schon aus dem Grunde nicht erforderlich ist, weil bei der
                              									Verbrennung von Zinkblende (ZnS) zu Zinksulfat (ZnSO4) Wärme entwickelt wird, sämmtliches Zinksulfid zu Zinksulfat zu
                              									oxydiren. Dieses kann dann sofort als Elektrolyt dienen, indem es mit Wasser oder
                              									mit schwefelsäurehaltigem Wasser ausgelaugt wird, wobei ein eventueller Gehalt an
                              									Blei als unlösliches Bleisulfat zurückbleibt.
                           2) Kupfer. Die Gewinnung von Kupfer mit Hilfe des
                              									elektrischen Stromes, sowohl die Raffination von Schwarzkupfer als auch die
                              									Darstellung von Kupfer direct aus den Erzen, sowie anderen kupferhaltigen
                              									Hüttenproducten, zeigt einen erfreulichen Fortschritt. Zur Zeit dürften nach einer
                              									sehr massigen Schätzung zum Mindesten 50 bis 60 grössere Werke existiren, welche
                              									Kupfer auf elektrolytischem Wege erzeugen. Ihre Methoden und Einrichtungen sind so
                              									vervollkommnet, dass sie für die Elektrometallurgie anderer Metalle geradezu als
                              									mustergültig gelten können. In engstem Zusammenhang steht diese Zunahme der
                              									elektrolytischen Kupfergewinnung mit dem gewaltigen Aufschwünge der Elektrotechnik
                              									überhaupt. Denn für elektrische Zwecke wird zur Zeit fast nur noch elektrolytisch
                              									raffinirtes Kupfer verwendet, welches in Folge seiner ausserordentlichen Reinheit
                              									eine nicht unwesentlich grössere Leitungsfähigkeit für den elektrischen Strom hat,
                              									als gewöhnliches Raffinatkupfer. So ist z.B. durch Versuche festgestellt worden (Iron, 1892 S. 72), dass nach dem Elmore'schen Kupferraffinationsverfahren hergestellter
                              									Kupferdraht ein um 4½ Proc. besseres Leitungsvermögen als das reinste Handelskupfer
                              									besitzt.
                           
                              
                                 α) Raffination von Schwarzkupfer.
                                 
                              Die elektrolytische Kupferraffination hat vor der gewöhnlichen hüttenmännischen
                                 										Raffination grosse Vorzüge. Zunächst sind die elektrolytischen
                                 										Reinigungsmethoden bedeutend einfacher wie die hüttenmännischen; sodann
                                 										gestatten sie eine vollkommene Gewinnung fast sämmtlicher im Kupfer enthaltener,
                                 										durch hüttenmännische Processe jedoch nur schwer und unvollständig zu
                                 										entfernender Stoffe, vor allem der Edelmetalle und des Nickels. Durch die
                                 										Gewinnung und Verwerthung derselben verringern sich die Betriebskosten der
                                 										elektrolytischen Anlagen nicht unwesentlich. Diese, sowie andere Gründe
                                 										veranlassten im J. 1876 die Hüttenwerke in Oker a. Harz, das gewonnene Rohkupfer
                                 										auf elektrolytischem Wege zu raffiniren. Ihr Vorgehen kann als bahnbrechend
                                 										bezeichnet werden; denn heute haben fast alle grösseren Kupferhütten
                                 										elektrolytische Raffinerien eingerichtet, und ein grosser Theil des auf den
                                 										Markt gebrachten Kupfers ist auf elektrolytischem Wege raffinirt. Ein Gleiches
                                 										lässt sich von Amerika, dem grössten Kupferproducenten der Erde, berichten.
                                 										Einer Mittheilung des Electrical Engineer, 1892 S.
                                 										598, zufolge werden jetzt jährlich in den Vereinigten Staaten von Nordamerika
                                 										etwa 43800 t Kupfer elektrolytisch raffinirt.
                              Fast allgemein ist man in neuerer Zeit davon abgekommen, sehr unreines
                                 										Rohmaterial als Ausgangsproduct für die Kupferraffination zu verwenden; man
                                 										sucht vielmehr durch Schmelzoperationen den Kupfergehalt auf mindestens 85 bis
                                 										97 Proc. zu bringen. In Amerika treibt man diese Reinigung auf sogar 97 bis 98
                                 										Proc. Unreine Anoden bringen nämlich sehr viele und fast nicht oder doch nur
                                 										sehr schwer zu beseitigende Uebelstände mit sich, die den normalen Gang
                                 										der Raffination stark beeinträchtigen. Zunächst hat es sich herausgestellt, dass
                                 										es unmöglich ist, aus stark verunreinigtem Kupfer Anoden zu giessen, die eine
                                 										genügende Festigkeit haben. Man hat diesem Uebelstand durch sogen.
                                 											„Anodenskelette“ – Kupferstreifen oder Kupferdrahtnetze, um welche
                                 										der Kupferstein gegossen wird – oder aber durch Verwendung von porösen Zellen,
                                 										in welche Kupfersteinbrocken eingefüllt wurden, abzuhelfen versucht, doch ohne
                                 										praktischen Erfolg. Trotz der Anodenskelette geht fast ⅓ der Anoden als Abfall
                                 										verloren, während die porösen Zellen sich bald derartig mit einem feinen Schlamm
                                 										vollsetzen, dass sie ausser Betrieb gesetzt werden müssen.
                              Sodann haben stark verunreinigte Kupferanoden den ferneren Uebelstand, dass sie
                                 										sich in dem Elektrolyten sehr unregelmässig lösen; schon nach verhältnissmässig
                                 										kurzem Betriebe zeigen sich derartige Anoden an manchen Stellen sehr stark
                                 										angefressen, während an anderen gar kein Angriff des Elektrolyten erfolgt ist.
                                 										Diese Unregelmässigkeiten geben natürlich gleichfalls zu theilweisem Abfallen
                                 										und grosser Schlammbildung Veranlassung. Ferner wird durch die nicht
                                 										angegriffenen Oberflächentheile der Anoden, die den elektrischen Strom gar nicht
                                 										oder doch nur sehr schlecht leiten, der innere Widerstand des Bades oft ganz
                                 										beträchtlich vergrössert.
                              Ein Gehalt an Zink, Cadmium, Mangan und Eisen in den Anoden unterstützt zwar in
                                 										etwas die normale Wirkung des elektrischen Stromes; allein dieser geringe
                                 										Vortheil wird mehr als vollkommen durch hiermit verknüpfte Nachtheile wieder
                                 										aufgehoben. Die genannten Metalle, besonders Eisen und Mangan werden nämlich an
                                 										der Anode als Oxydsalze gelöst, hingegen fortwährend an der Kathode wieder zu
                                 										Oxydulsalz reducirt, zu welchem Kreisprocess natürlich fortgesetzt ein Theil des
                                 										elektrischen Stromes verwandt wird. Durch diese Nebenprocesse wächst die
                                 										Stromspannung im Bade nicht unerheblich, während zugleich die verbrauchte
                                 										Strommenge nach Borcher's Elektrometallurgie, S.
                                 										118, bis zu ⅓ zunehmen soll.
                              Fast noch unangenehmer wirkt ein Gehalt an Arsen, Wismuth und Antimon, welche
                                 										sich, wenn der Elektrolyt nicht sauer genug oder arm an Kupfer ist, sehr leicht
                                 										zugleich mit dem Kupfer auf der Kathode niederschlagen.
                              Auf Grund dieser einstweilen noch nicht zu beseitigenden Schwierigkeiten sind
                                 										bislang die auf der Verarbeitung von Kupferstein basirenden Verfahren
                                 										gescheitert, wie denn auch das bekannte Marchese-Verfahren, wonach Kupfersteine
                                 										mit etwa 40 und weniger Proc. Kupfer elektrolytisch verarbeitet werden sollten,
                                 										neuerdings in Casarza bei Sestri Levante als unvortheilhaft wieder aufgegeben worden ist.
                              In jüngster Zeit ist hin und wieder ein Kupferraffinirverfahren von Thofehrn genannt worden. Besonders hat Hippolyte Fontaine in seinem im vergangenen Jahre
                                 										erschienenen Buche L'Electrolyse demselben eine
                                 										eingehende Besprechung zu Theil werden lassen. Kann der Thofehrn-Process auch
                                 										nicht Anspruch auf Originalität machen, so bietet er doch eine ganze Reihe von
                                 										recht beachtenswerthen Einrichtungen, die im Folgenden im Auszuge wiedergegeben
                                 										sind.
                              Die elektrolytischen Bäder sind aus Beton oder Holz
                                 										hergestellt. Die Sohle besteht gleichfalls aus einer kräftigen
                                 										Betonschicht, die sich zwischen je zwei Reihen von Bädern nach der Mitte zu
                                 										etwas senkt und hier eine Rinne bildet, in welcher sich alle Flüssigkeit, die
                                 										aus undicht gewordenen Bädern oder Laugenleitungen herrührt, ansammelt und zu
                                 										einem Behälter fliesst. Zum Schütze gegen die zerfressende Wirkung des
                                 										Elektrolyten wird der Beton mit einem Anstrich von Theer versehen, desgleichen
                                 										alles Holz, welches mit der Lauge in Berührung kommt, in Theer gekocht, wodurch
                                 										es für dieselbe fast völlig unangreifbar wird. Ausserdem aber werden sämmtliche
                                 										Behälter aus Holz mit 1,75 mm starkem Bleiblech ausgekleidet.
                              Besondere Sorgfalt hat Thofehrn auf die Reinigung oder besser Reinerhaltung des Elektrolyten verwandt.
                              Bei allen Raffinationsprocessen nimmt der Elektrolyt aus den Anoden mit der Zeit
                                 										ganz bedeutende Mengen an Unreinheiten auf, die den normalen Gang der
                                 										Elektrolyse oft schwer beeinträchtigen und durch die gewöhnlichen
                                 										Reinigungsmethoden nur sehr schwer und unvollkommen beseitigt werden können.
                                 										Hierfür hat Thofehrn eine continuirliche und, was
                                 										die Hauptsache ist, fast vollkommen automatische Reinigung erfunden. Er benutzt
                                 										zu diesem Zweck in sehr geschickter Weise die Thatsache, dass eine durch Eisen,
                                 										Arsen u.s.w. verunreinigte Kupferlösung durch Erwärmen bei Gegenwart von
                                 										Sauerstoff von diesen Beimengungen befreit wird, indem sich dieselben höher
                                 										oxydiren und dadurch unlöslich werden. Bekanntlich macht man von diesem
                                 										Verhalten genannter Körper seit Jahren bei der Kupfervitriolgewinnung Gebrauch.
                                 										Die Rohlaugen werden durch überhitzten Wasserdampf zum Sieden gebracht, wobei
                                 										sich das in ihnen enthaltene Eisen als unlösliches basisches Salz oder Oxyd, die
                                 										übrigen Verunreinigungen als unlösliche Oxyde oder Peroxyde abscheiden und durch
                                 										Decantiren leicht beseitigt werden können. Aus derartig behandelten
                                 										Kupfervitriollaugen auskrystallisirtes Salz ist fast chemisch reines
                                 										Kupfersulfat. Nach einer von Werlich ausgeführten
                                 										Analyse besteht der in Oker gewonnene Kupfervitriol aus:
                              
                                 
                                    CuO
                                    30,595
                                    31,881
                                    
                                 
                                    SO3
                                    34,335
                                    34,311
                                    
                                 
                                    H2O
                                    35,727
                                    35,868
                                    
                                 
                                    ZnOFe2O3
                                    Spur
                                    Spur
                                    
                                 
                              Diese auf der Oxydation der fremden Beimengungen beruhende Reinigung des
                                 										Elektrolyten wird bei dem Thofehrn-Process nicht in den Bädern selbst
                                 										vorgenommen, sondern erfolgt in einem besonderen Behälter. Die Bäder sind
                                 										nämlich terrassenartig unter einander aufgestellt und durch Heber aus Blei mit
                                 										einander verbunden. Eine Niveaudifferenz von 2 cm zwischen je zwei Bädern
                                 										genügt, um eine gute Circulation der Lauge zu bewerkstelligen. Aus dem untersten
                                 										Bade gelangt die Lauge durch einen Kanal in einen Sammelbehälter und wird aus
                                 										diesem mittels eines Injectors, einer Pumpe o. dgl. in einen über den Bädern
                                 										liegenden Behälter gehoben, in dem die Lauge oxydirt wird. Die aus dem
                                 										Zuleitungsrohr ausfliessende unreine Lauge wird nämlich von einem kräftigen
                                 										Luftstrahl getroffen und zerstäubt; zugleich aber befindet sich in dem oberen
                                 										Behälter eine Heizvorrichtung, welche die einfliessende Lauge schnell auf 35° C.
                                 										erwärmt.
                              Diese Temperatur genügt nach Thofehrn vollständig,
                                 										um bei Gegenwart von Luft eine rasche und vollständige Oxydation der fremden
                                 										Bestandtheile der Lauge zu bewirken. Die unlöslich gewordenen Oxyde u.s.w.
                                 										setzen sich zu Boden, und die geklärte Lauge verlässt vollkommen gereinigt den
                                 										Behälter, um von Neuem den Kreislauf durch die Bäderbatterie anzutreten. Die
                                 										Erwärmung der Lauge kann in verschiedener Weise geschehen. Sind Dampfmotoren in
                                 										der Nähe, so wird der Abdampf derselben zur Erhitzung der Lauge benutzt, indem
                                 										man ihn durch eine Bleischlange streichen lässt, welche sich in dem oberen
                                 										Laugenbehälter befindet. Es dürfte sich empfehlen, die Klärung der oxydirten
                                 										Lauge in einem besonderen Klärbottich von besonders grossen Abmessungen
                                 										vorzunehmen.
                              Textabbildung Bd. 289, S. 39Thofehrn's Bad. Auf die Herstellung der Anoden wird gleich grosse Sorgfalt verwendet.
                                 										Die zu raffinirenden Kupfersorten werden zunächst jede für sich eingeschmolzen,
                                 										die unreineren im Schachtofen angereichert, die reineren in einem Flammofen
                                 										einem oxydirenden Schmelzen unterworfen. Hierdurch wird das Rohkupfer von den
                                 										hauptsächlichsten Unreinheiten, wie Eisen, Schwefel, Arsen, Antimon u.s.w.
                                 										befreit, zugleich wird es aber auch stark sauerstoffhaltig. Dieser
                                 										Sauerstoffgehalt ist indessen für die spätere elektrolytische Raffination des
                                 										Kupfers nicht von Nachtheil, sondern bietet den Vortheil, dass durch den
                                 										Sauerstoffgehalt die Auflösungsfähigkeit des Kupfers erhöht wird, was
                                 										gleichbedeutend ist mit einer Ersparniss an elektrischer Energie. Ferner trägt
                                 										der Sauerstoff des zu Anodenplatten gegossenen Kupfers dazu bei, die noch im
                                 										Kupfer enthaltenen schädlichen Beimengungen zu oxydiren und dadurch unlöslich,
                                 										d.h. unschädlich zu machen. Ist jedoch der Sauerstoffgehalt der Anoden hierzu
                                 										nicht ausreichend, so wird der Rest der in den Elektrolyten übergegangenen
                                 										Verunreinigungen, wie schon oben beschrieben, durch die gemeinsame Wirkung von
                                 										atmosphärischer Luft und Wärme oxydirt und hierdurch unlöslich gemacht.
                              Das im Flammofen niedergeschmolzene, hochgare Kupfer wird nicht wie gewöhnlich
                                 										ausgeschöpft, sondern abgestochen und durch eine Rinne in eine Reihe flacher
                                 										Formen geleitet, die sich auf einem auf Schienen fahrbaren Wagen befinden.
                                 										In dem Maasse, wie sich die Formen füllen, wird der Wagen vor der Abstichöffnung
                                 										des Flammofens vorbeigeführt. Die Anoden haben eine schmale längliche Form und
                                 										an der einen Seite zwei Aufhängelappen. Hierdurch wird gegenüber den breiten
                                 										Platten mit Aufhängelagern an den Seiten eine bessere Circulation des
                                 										Elektrolyten erzielt; ausserdem aber befindet sich weniger Kupfer in den Bädern
                                 										und wandert zum Flammofen als rückgängiges Metall zurück.
                              Die den elektrischen Strom erzeugenden Dynamomaschinen sind für eine
                                 										Normalproduction von 1 g für 1 Ampère, Stunde und Bad construirt, so dass bei
                                 										100 Bädern mit einem täglichen Gesammtausbringen von 2400 k Kupfer jedes Bad in
                                 										der Stunde 1 k raffinirtes Kupfer liefert. Den Widerstand zwischen je zwei
                                 										Bädern berechnet Thofehrn zu 0,15 Volt; ausserdem
                                 										nimmt er den Verlust in den Leitungen mit 5 Proc. an. Der Querschnitt derselben
                                 										ist so bemessen, dass auf jedes Quadratmillimeter derselben 1 Ampère kommt; die
                                 										zu beiden Seiten der Bäder laufenden Leitungen haben nur den halben Querschnitt
                                 										der Hauptleitungen. Die Bäder sind hinter einander geschaltet. Auf beiden
                                 										Längsseiten der Bäder laufen je zwei Leitungen und zwar liegen die äusseren
                                 										höher als die inneren. Auf beiden Leitungen befinden sich Querstäbe aus Eisen,
                                 										welche oben mit dünnen Kupferbändern bedeckt sind; an beiden Enden der Stäbe ist
                                 										das Kupferband nach unten umgeschlagen, so dass ein Contact von Kupfer auf
                                 										Kupfer bewirkt wird. Diese auf den Leitungen liegenden Querstäbe tragen nun die
                                 										Elektroden und zwar die inneren und zugleich unteren die Anoden, die äusseren
                                 										und zugleich oberen die Kathoden. Die Hintereinanderschaltung der Bäder bringt
                                 										es natürlich mit sich, dass die Leitungen, welche in dem einen Bade den Strom zu
                                 										den Kathoden führen und demgemäss aussen laufen, den Strom in dem nächst
                                 										folgenden Bade zu den Anoden leiten, hier also zu inneren und unteren Leitungen
                                 										werden. Aus den beigefügten Figuren sind diese Einrichtungen noch deutlicher
                                 										ersichtlich.
                              Bei seinen ersten Versuchen wandte Thofehrn eine
                                 										Stromstärke von noch nicht 30 Amp./qm an, seitdem er aber die Oxydationswirkungen
                                 										der Anoden und des Elektrolyten selbst zu beherrschen gelernt hatte, benutzt er
                                 										eine Stromstärke von 50 Amp./qm, in gewissen Fällen sogar eine solche von 60
                                 											Amp./qm.
                                 										Es dürfte indessen selbst bei Befolgung aller von Thofehrn angegebenen Vorsichtsmassregeln nicht rathsam sein, über 50
                                 											Amp./qm
                                 										hinaus zu gehen.
                              Die Zusammensetzung des Elektrolyten richtet sich nach der Qualität des zu
                                 										verarbeitenden Kupfers und der Stromstärke, letztere wiederum nach der Reinheit
                                 										des Kupfers, so zwar, dass ein unreineres Kupfer eine geringere Stromstärke und
                                 										verdünnteren Elektrolyt benöthigt, Thofehrn
                                 										empfiehlt in dieser Beziehung
                              
                              1) Für die Verarbeitung von Schwarzkupfer mit 92 bis 98 Proc. Kupfer
                              a) 30 Amp./qm
                              b) Elektrolyt, bestehend aus
                              
                                 
                                    Kupfersulfat
                                    150
                                    Gew.-Th.
                                    
                                 
                                    Schwefelsäure
                                      50
                                    „
                                    
                                 
                                    Wasser
                                    800
                                    „
                                    
                                 
                              2) Für Rohkupfer, welches, wie oben beschrieben, im Flammofen oxydirend
                                 										geschmolzen wurde
                              a) 50 Amp./qm
                              b) Elektrolyt, bestehend aus
                              
                                 
                                    Kupfersulfat
                                    200
                                    Gew.-Th.
                                    
                                 
                                    Schwefelsäure
                                      55
                                    „
                                    
                                 
                                    Wasser
                                    745
                                    „
                                    
                                 
                              3) Für Bessemerkupfer mit 98 bis 99 Proc. Kupfer
                              a) 60 Amp./qm
                              b) Elektrolyt, bestehend aus
                              
                                 
                                    Kupfersulfat
                                    250
                                    Gew.-Th.
                                    
                                 
                                    Schwefelsäure
                                      60
                                    „
                                    
                                 
                                    Wasser
                                    690
                                    „
                                    
                                 
                              Der Arbeitsgang bei dem Thofehrn-Process ist folgender:
                              Bei der Inbetriebsetzung dürfen nicht sämmtliche Bäder zugleich besetzt werden,
                                 										da sonst auch sämmtliche Bäder zu gleicher Zeit fertig und gleichzeitig neu
                                 										besetzt werden müssten. Man bringt aus diesem Grunde die Bäder nach und nach in
                                 										Betrieb, was wiederum den Vortheil hat, dass 2 bis 3 Arbeiter im Stande sind,
                                 										ohne Sonntagsarbeit 120 Behälter in 3 Monaten vollständig zu entladen und von
                                 										Neuem zu beladen. Es würde dies einer Jahresproduction von 400 bis 500 t
                                 										raffinirten Kupfers entsprechen.
                              Ein zu entleerendes Bad wird aus der Circulation ausgeschaltet, die Lauge in den
                                 										Sammelbehälter abgelassen und nun zunächst die fertigen Kupferplatten
                                 										ausgehoben. Dieselben werden in einem Wasserbehälter gründlich abgespült und in
                                 										das Magazin gebracht. Von den im entleerten Bade hängenden Anodenplatten werden
                                 										die noch nicht genügend aufgezehrten Platten gegen andere, bereits abgebrauchte
                                 										ausgetauscht und die Anodenreste in Wasser abgespült und zur Schmelzerei
                                 										zurückgegeben. Dieses rückgängige Kupfer macht ungefähr 8 bis 10 Proc. des
                                 										vorgelaufenen aus.
                              Das entleerte Bad wird nunmehr sorgfältig gereinigt, der Schlamm herausgenommen
                                 										und auf etwaige Edelmetalle weiter verarbeitet. Der gereinigte Behälter wird mit
                                 										Kathodenblechen und neu gegossenen Anodenplatten beschickt, der Elektrolyt
                                 										zulaufen gelassen und schliesslich der elektrische Strom wieder
                                 										durchgeleitet.
                              Aus einem sehr detaillirten Kostenanschlage für eine Raffinationsanlage nach Thofehrn mit einer Jahresproduction von 750 bis
                                 										1000 t raffinirten Kupfers entnehmen wir folgende Zahlen:
                              
                                 
                                    Kosten der Anlage
                                    
                                    186500
                                    Frs.
                                    
                                 
                                    190 t Kupfer in den Bädern100 t
                                       												Rohkupferstock
                                    1 t zu1350 Frs
                                    256500135000
                                    „„
                                    
                                 
                                    Kohlen und Materialvorrath
                                    
                                      28500
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    –––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    Zusammen
                                    606500
                                    Frs.
                                    
                                 
                                    Betriebskosten
                                    
                                      88200
                                    „
                                    
                                 
                              Die Darstellungskosten des elektrolytisch raffinirten Kupfers stellen sich bei
                                 										einer Jahresproduction von 900 t für die Tonne auf 98,00 Frs. Rechnet man die
                                 										Anodengiesserei ab, so verbleiben für die elektrolytische Raffination einer
                                 										Tonne Kupfer 75,22 Frs. = 60,2 M. Darstellungskosten.
                              Diese Kosten werden aber je nach dem Gehalt an Edelmetallen im Rohkupfer
                                 										durch deren Gewinnung wenigstens theilweise gedeckt, meistens soll sich schon
                                 										hieraus ein ziemlich beträchtlicher Gewinn ergeben. Ausserdem aber wird
                                 										fehlerfreies elektrolytisches Kupfer stets etwas höher als gewöhnliches
                                 										Raffinatkupfer bezahlt.
                              Bislang ist der Thofehrn-Process auf drei grösseren Werken eingerichtet worden
                                 										und zwar auf dem Werke von M. Grammont zu
                                 										Pont-de-Chéruy (Isère), dem der Société des cuivres de
                                    											France gehörigen Werke zu Eguilles (Vaucluse) und dem Werke von Richard, Radisson und Co. zu Lyon.
                              Eine ebenso interessante als bedeutsame Modifikation der elektrolytischen
                                 										Kupferraffinationsverfahren ist der Elmore'sche
                                 										Kupferraffinationsprocess, welcher auch in Deutschland von Elmore's Metall-Actiengesellschaft in Cöln
                                 										eingeführt worden ist. Das Verfahren besteht bekanntlich in der Hauptsache
                                 										darin, dass auf einer in einem elektrolytischen Bade befindlichen Walze aus
                                 										Eisen oder Kupfer durch den elektrischen Strom Kupfer niedergeschlagen wird. Um
                                 										dem Kupferniederschlag die nöthige Festigkeit und Dichtigkeit des Gefüges zu
                                 										geben, rotirt die Walze während der ganzen Dauer des elektrolytischen Processes
                                 										und währenddess gleitet ein Achatstein in der Längsrichtung der Walze stetig hin
                                 										und her und glättet und verdichtet das gefällte Kupfer. Hat der
                                 										Kupferniederschlag die gewünschte Stärke erreicht; so wird der Process
                                 										unterbrochen, und das Kupferrohr von der Walze durch geeignete Maschinen
                                 										entfernt. Die so hergestellten ausserordentlich reinen und festen Rohre können
                                 										sodann den verschiedensten technischen Zwecken dienen; sie werden nicht nur als
                                 										Dampfrohre, Kühlrohre, Schlangenrohre und bei grösserem Durchmesser als
                                 										Kattundruck- und andere Walzen verwendet, sondern es können fast alle
                                 										Gegenstände mit kreisförmigem Querschnitt, wie z.B. Töpfe, Kessel mit flachem
                                 										und gewölbtem Boden, Patronenhülsen für schwere und Schnellfeuergeschütze,
                                 										schliesslich Stäbe, Bänder, Draht und Bleche hergestellt werden.
                              Das nach dem Elmore-Verfahren gewonnene Kupfer hat nicht nur eine ganz
                                 										aussergewöhnliche Reinheit, wodurch die daraus hergestellten Rohre, Gefässe
                                 										u.s.w. viel widerstandsfähiger gegen organische Säuren sind, sondern es zeigt
                                 										auch eine ganz bedeutende Festigkeit. Die absolute Festigkeit des Elmore-Kupfers
                                 										kommt nach den Untersuchungen der Prof. Unwin und
                                 											Kennedy der des weichen Stahles gleich; in
                                 										einem Falle erreichte die Festigkeit eines Elmore-Bleches sogar 42,28 t auf den
                                 										Quadratzoll. Ebenso günstig sind die Ergebnisse bezüglich der Elasticität.
                                 										Ausser diesen Versuchen liegen auch Versuche von W.
                                    											Parker vor. Dieser stellte gelegentlich des Platzens eines gelötheten
                                 										kupfernen Dampfleitungsrohres auf der „Elbe“, einem 3000 t-Postdampfer der Royal Mail Company, wobei 9 Menschen ihr Leben einbüssten,
                                 										vergleichende Versuche mit gezogenen, gelötheten und elektrolytischen
                                 										Elmore-Kupferrohren an. Unter seinen Augen wurden in den Werken der Elmore's Patent Copper Depositing Company, Limited
                                 										zu Haigh Park bei Leeds 4 Rohre von 5 mm Wandstärke hergestellt, wozu die Walzen
                                 										170 Stunden im Bade verbleiben mussten. Die gezogenen und gelötheten Rohre
                                 										hatten dieselben Abmessungen. Mit diesen 3 Rohren verschiedener Herstellungsart
                                 										wurden sowohl Druck- als auch Zugfestigkeitsversuche angestellt, deren Ergebnisse in der
                                 										folgenden Tabelle zusammengestellt sind:
                              
                                 
                                    Material
                                    Druckfestigkeit
                                    Zugfestig-keitBruch-spannungink/qmm
                                    
                                 
                                    Bruch-spannungin
                                       												Atmo-sphären
                                    Bemerkungen
                                    
                                 
                                    Elmore
                                    242,5
                                    Das Material dehnte sich, wo-bei sich das
                                       												Rohr gleichmässigerweiterte bis zu einer Ab-nahme der
                                       												Wandstärke von4,8 auf 1,6 mm.
                                    37,3
                                    
                                 
                                    Gezogen
                                    154,7
                                    Aehnliche Formveränderungen,aber weniger
                                       												gleichmässig.
                                    31,9
                                    
                                 
                                    Gelöthet
                                    154,7
                                    Bruch in der, Nähe der Löth-stelle.
                                    21,1
                                    
                                 
                              Hiernach zeigen das gezogene und das gelöthete Rohr eine gleiche Druckfestigkeit,
                                 										während das auf elektrolytischem Wege erhaltene Elmore-Rohr eine um 57 Proc.
                                 										höhere Druckfestigkeit besitzt. Auch hinsichtlich der Zugfestigkeit ist das
                                 										Elmore-Rohr den gezogenen und gelötheten überlegen, wie die letzte Spalte der
                                 										Tabelle zeigt.
                              Bei höheren Temperaturen angestellte Versuche ergaben beim Elmore-Rohr eine
                                 										schnellere Abnahme der Zug- und Druckfestigkeit als bei den gezogenen und
                                 										gelötheten Rohren; immerhin zeigte sich aber das Elmore-Rohr den beiden
                                 										letzteren Rohren bei einer Temperatur von 190 bis 200° C. noch mehr als
                                 										gewachsen.
                              Gleich beachtenswerthe Vorzüge besitzt nach dem Elmore-Verfahren hergestellter
                                 										Kupferdraht. Nach Versuchen, die Clark, Forde und
                                 											Taylor anstellten, besitzt Elmore-Draht ein um
                                 										4½ Proc. höheres Leitungsvermögen für den elektrischen Strom als alle bis jetzt
                                 										auch aus elektrolytischem Kupfer fabricirten Kupferdrähte. Der Grund hierfür
                                 										liegt in der Herstellungsmethode; während nämlich das elektrolytisch raffinirte
                                 										Kupfer nach dem gewöhnlichen Verfahren nochmals eingeschmolzen und in Stangen
                                 										gegossen wird, die man zu Draht auszieht, vermeidet Elmore das nochmalige Einschmelzen des elektrolytisch bereits
                                 										raffinirten Kupfers, wodurch selbst bei der grössten Sorgfalt Unreinheiten in
                                 										das Kupfer hineingelangen. Die elektrolytisch gewonnenen Kupfercylinder werden
                                 										in Bänder zerschnitten und diese direct zu Draht ausgezogen.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)