| Titel: | Die Prüfung klastischer Gesteine auf ihre Verwitterbarkeit. | 
| Autor: | Werner Bolton | 
| Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 43 | 
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                        Die Prüfung klastischer Gesteine auf ihre
                           									Verwitterbarkeit.Vgl. D. p. J. 1890 278 303:
                                 											„Ueber die Prüfung der Gesteine auf ihre Wetterbeständigkeit, mit
                                    											besonderer Berücksichtigung der Sandsteine, von Werner Bolton“. Vorläufige Mittheilung aus der vorliegenden
                                 										Arbeit.
                        Von Werner
                                 								Bolton.
                        Die Prüfung klastischer Gesteine auf ihre
                           								Verwitterbarkeit.
                        
                     
                        
                           Nicht allein ein praktisches, sondern auch ein wissenschaftliches Interesse hat die
                              									Beantwortung der Frage: Wie prüft man Trümmergesteine, natürliche sowohl wie
                              									künstliche auf ihre Verwitterbarkeit? Mit allen anderen, auf die Dauerhaftigkeit der
                              									Gesteine bezüglichen Fragen hat man sich eingehend beschäftigt und hierbei Erfolge
                              									davongetragen, man hat Methoden ersonnen und ausgeführt, deren Werth man nicht
                              									bestreiten kann. Nur mit der Frage über die Verwitterbarkeit hat sich bisher noch
                              									Niemand eingehend befasst, und die bis jetzt in manchen Prüfungsanstalten in
                              									Anwendung kommenden Methoden zur Bestimmung der Verwitterbarkeit sind von solcher
                              									Willkürlichkeit und vollständigen Nutzlosigkeit, dass es dringend wünschenswerth
                              									erscheint, ein wissenschaftlich begründetes Verfahren
                              									anzugeben, welches diesem Mangel abhilft.
                           
                           Die Untersuchung der Gesteine erstreckt sich auf:
                           1) die Prüfung auf Druck,
                           2) die Prüfung auf Bruch,
                           3) die Prüfung auf Wasseraufnahme,
                           4) die Prüfung auf Feuerbeständigkeit,
                           5) die Prüfung auf Verwitterbarkeit.
                           Von diesen Untersuchungen ist jedenfalls diejenige, welche sich mit der
                              									Verwitterbarkeit beschäftigt, die wichtigste. Es gibt Sandsteine, die eine sehr
                              									bedeutende Druck- und Bruchfestigkeit besitzen, das Feuer gut vertragen und nur
                              									wenig Wasser aufnehmen; sie würden also, wenn man nur nach den Punkten 1 bis 4
                              									urtheilen wollte, sehr gute und brauchbare Steine sein, und doch zeigen sie sehr
                              									oft, zu Bauwerken zusammengefügt, unerwartet schnell Zerfallserscheinungen, die in
                              									der ungeeigneten Zusammensetzung ihres Bindemittels begründet sind.
                           Bekanntlich sind die klastischen Gesteine durch irgend ein Bindemittel zu einem
                              									festen Ganzen zusammengekittete Körnchen irgend eines zertrümmerten Gesteins. Der
                              									Sandstein z.B. besteht im Wesentlichen aus zusammengekitteten Quarzkörnchen. Das
                              									Bindemittel kann sehr hart sein und die Sandkörner mit grosser Kraft zusammenhalten
                              									und wird auch dementsprechend der Stein einen grossen Druck vertragen. Doch die kritische Substanz des Sandsteins ist sein Bindemittel.
                              									Er kann noch so hart und fest sein, den beständigen Einflüssen der Atmosphärilien
                              									braucht er darum durchaus nicht zu widerstehen. Wenn das Bindemittel durch die
                              									Witterungseinflüsse allmählich zerstört ist, ist auch die Druckfestigkeit eine
                              									geringe geworden.
                           Die Untersuchungen 1 bis 4 geschehen gegenwärtig allgemein nach wissenschaftlich
                              									begründeten Methoden. So haben z.B. die Verfasser der Denkschrift über die Einrichtung von Prüfungsanstalten und Versuchsstationen
                                 										für Baumaterialien, sowie über die Einführung einer staatlich anerkannten
                                 										Classification für Steinmaterialien, die Herren Prof. Bauschinger, A. Funk und Hartwig, Vorschläge für die Classification der natürlichen Bausteine
                              									gemacht, und zwar für die Sandsteine mit dem Vermerk,
                              									dass die Druckfestigkeit der Grauwacke, die dann aber nicht mehr bearbeitet werden
                              									kann, bis über 2000 k auf 1 qc steigt, und dass Mollassensandsteine und Findlinge
                              									von Buntsandsteinen der Trias bis 1500 k auf 1 qc kommen. Setzen wir für
                           Qualität I als untere Grenze 800 k auf 1 qc für die
                              									Druckfestigkeit. In diese Qualitätsklasse fallen dann die besten
                              									Bruchbuntsandsteine.
                           Qualität II. Minimaldruckfestigkeit 600 k auf 1 qc, die
                              									besseren und mittleren Buntsandsteine enthaltend.
                           Qualität III. Minimaldruckfestigkeit 200 k auf 1 qc, die
                              									geringeren Bunt- und guten Keuper- und Schilfsandsteine in sich fassend.
                           Qualität IV. Minimaldruckfestigkeit 200 k auf 1 qc,
                              									enthaltend die gewöhnlichen Keuper-, Bau-, Schilfsandsteine u.s.w.
                           Unter letzterer Minimalzahl variirt die Festigkeit und Beständigkeit der Sandsteine
                              									ungemein mit der Güte des Bindemittels und ist beim Gebrauch solcher Sandsteine mit
                              									grösster Vorsicht zu verfahren.
                           Soweit der Vorschlag der genannten Herren.
                           Wie eine einfache Rechnung zeigt, brauchen die Anforderungen auf eine so hohe
                              									Festigkeit gar nicht gestellt zu werden, denn 1 cbm eines guten Sandsteins wiegt
                              									durchschnittlich 2300 k. Nehmen wir an, dass zu einem Bauwerk lauter Steine von
                              									je 1 cbm verwandt worden sind und dass das Bauwerk 25 m hoch ist, so liegen 25 cbm
                              									Steine über einander und pressen mit einem Gewicht von 37000 k auf die unterste
                              									Fläche des untersten Steines. Diese Fläche ist 1 qm = 10000 qc gross, es drücken
                              									also auf jedes Quadratcentimeter 37000 : 10000 = 3,7 oder rund 4 k, ein
                              									verhältnissmässig sehr geringer Druck. Sollten nach den Bestimmungen von Bauschinger u.s.w. für die Qualität III 400 k auf jedes
                              									Quadratcentimeter drücken, so müsste das Bauwerk eine Höhe von 2500 m haben. Das
                              									höchste steinerne Bauwerk ist aber bis jetzt der Kölner Dom mit 160 m, auf dessen
                              									untersten Stein, wenn er prismatisch gebaut wäre, 25,6 k auf jedes Quadratcentimeter
                              									drücken würden.
                           Man ersieht aus vorstehender Berechnung, dass die Bestimmung der Druckfestigkeit von
                              									keinem allzugrossen Werthe ist. Mancher Stein von hoher Druckfestigkeit widersteht
                              									den Witterungseinflüssen nicht, während Steine von geringerer Druckfestigkeit sich
                              									oft als sehr wetterbeständig erweisen. Man hat auch versucht, den Beweis zu führen,
                              									dass die Festigkeit der Bausteine proportional mit ihrem specifischen Gewicht
                              									wachse. Jedoch ist es der Prüfungsstation für Baumaterialien in Berlin gelungen,
                              									diese Behauptung zu widerlegen, indem dieselbe nachwies, dass die Steine bei
                              									gleichem specifischen Gewicht doch eine sehr verschiedene Druckfestigkeit sowohl im
                              									trockenen, wie im wassersatten Zustande besitzen. Es wurden gefunden für
                              									Sandsteine:
                           
                              
                                 Spec. Gew.
                                 Festigkeit trockenk auf 1 qc
                                 Festigkeit wassersattk auf 1 qc
                                 
                              
                                 2,54
                                 961
                                 bis
                                 1027
                                 878
                                 bis
                                 1089
                                 
                              
                                 2,57
                                 682
                                 „
                                 1329
                                 715
                                 „
                                 1302
                                 
                              
                                 2,59
                                 682
                                 „
                                 1178
                                 628
                                 „
                                 1211
                                 
                              
                           also sehr bedeutende Unterschiede.
                           Es ist mehrfach versucht worden, für die Festigkeit von Bausteinen Formeln
                              									aufzustellen. Um die Frostbeständigkeit poröser Gesteine zu bestimmen, prüfte Prof.
                              										Tetmajer den Stein in trockenem und in wassersattem
                              									Zustande auf seine Druckfestigkeit, und den Quotienten aus der Druckfestigkeit des
                              									wassersatten Steines in diejenige des trockenen nannte er den
                              									Beständigkeitscoefficienten.
                           In Nouvelles annales des ponts et chaussees behauptet
                              										Braun, dass ein Stein dann als frostbeständig zu
                              									erachten ist, wenn seine Zugfestigkeit durch die Kraft des in den Poren gefrierenden
                              									Wassers überwunden wird, und schlägt zur Benutzung folgende Formel vor:
                           [1 – (c + c1)]R ⋚ 33,68
                              										A
                           R bedeutet die mittlere Zugfestigkeit des Steines und
                              										A so viel Gramm Wasser, als der Stein für 1 cc
                              									aufnimmt. Die Zahl 33,68 bezeichnet die mechanische Arbeit, die von der
                              									Gewichtseinheit Wasser beim Gefrieren verrichtet wird. c bedeutet die Reduction der Zugfestigkeit um 0,33, während c1 unbestimmt ist und
                              									erst durch praktische Erfahrungen zu bestimmen sein wird, c1 soll einen zweiten
                              									Reductionscoefficienten bilden, welcher einer Lockerung des Gefüges entspricht, und
                              									schwankt zwischen sehr weiten Grenzen, nämlich 1/13 bis ½,
                              									je nach der Beschaffenheit der Steine. Solange c1 nicht bestimmt ist, hat die Formel zur Ermittelung
                              									der Frostbeständigkeit absolut keinen Werth, wie es denn überhaupt kaum möglich sein
                              									wird, die Eigenschaften der Gesteine in Formeln auszudrücken, da Festigkeit,
                              									Verwitterbarkeit u.s.w. zu sehr sowohl von der qualitativen, wie der quantitativen
                              									Zusammensetzung der sedimentären Gesteine abhängen, besonders aber von der
                              									chemischen Zusammensetzung und den Eigenschaften ihres Bindemittels. Dasselbe ist bei den verschiedenen Steinen ein sehr
                              									verschieden zusammengesetztes, ja es ist sogar in ein und demselben Bruch nicht
                              									gleichmässig vertheilt. Weder Porosität noch specifisches Gewicht, überhaupt physikalische Eigenschaften der Gesteine können eine directe
                                 										Werthscala für ihre Dauerhaftigkeit abgeben.
                           Der einzig übrig bleibende Weg zur Bestimmung der wichtigsten Eigenschaft der
                              									Gesteine, der Verwitterbarkeit, ist die chemische
                              									Analyse des Gesammtsteins, vor allem aber seines Bindemittels.
                           
                        
                           Bisherige Methoden zur Bestimmung der Verwitterbarkeit.
                           Im Wesentlichen beschränkte man sich bisher bei der Bestimmung der Verwitterbarkeit
                              									auf drei Untersuchungen:
                           1) Bestimmung der Wasser aufnähme,
                           2) Auslaugung durch Salzsäure,
                           3) Krystallisationsversuch mit Natriumsulfat.
                           Die Bestimmung der Wasseraufnahme, also der Porosität, wird stets ein wichtiger
                              									Factor bei der Prüfung der Steine sein, denn je geringer die Wassermenge ist, die
                              									der Stein aufzunehmen vermag, desto geringer wird auch die Kraftwirkung sein, die
                              									das in den Poren gefrierende Wasser ausübt, und umgekehrt. Aber einen directen
                              									Schluss auf die Verwitterbarkeit gestattet das gewonnene Resultat nicht, denn es ist
                              									bekannt, dass viele sehr poröse Gesteine sehr widerstandsfähig gegen
                              									Witterungseinflüsse sind.
                           Erst unter Berücksichtigung aller übrigen Eigenschaften des Gesteins wird in jedem
                              									einzelnen Falle der Einfluss festzustellen sein, welchen die Porosität auf die
                              									Verwitterbarkeit des Materials auszuüben vermag. Was die Behandlung mit Salzsäure
                              									betrifft, so werden fast alle Gesteine dabei mehr oder weniger angegriffen, am
                              									meisten die sedimentären Felsarten, wie namentlich die Sandsteine und
                              									Thonschiefer.
                           Die Auslaugungsfähigkeit an sich vermag deshalb einen directen Anhalt für die
                              									Feststellung der Verwitterbarkeit nicht zu gewähren. Ein Kalk- oder Mergelsandstein
                              									kann ein recht wetterbeständiges Gestein darstellen, trotzdem dasselbe unter der
                              									Einwirkung von Salzsäure vollständig zerstört wird. Erst wenn reichlich Kiese oder
                              									andere zersetzbare Mineralien als accessorische Bestandtheile darin vorkommen, wird
                              									das Gestein der Einwirkung der Witterung nicht widerstehen können.
                           Nicht auf die Auslaugungsfähigkeit des Gesteins durch Salzsäure, sondern auf die
                              									chemische Zusammensetzung des ausgelaugten Bestandtheils wird deshalb das Augenmerk
                              									bei derartigen Untersuchungen zu richten sein. Leider fehlt es bis jetzt an
                              									jeglichen Vorarbeiten für die Beurtheilung der einschlägigen Fragen, und als ein
                              									Versuch, auf chemischem Wege die Verwitterbarkeit zu
                              									ergründen, möge die vorliegende Arbeit betrachtet werden.
                           Was endlich den dritten Punkt, den Krystallisationsversuch
                                 										mit Natriumsulfat, den Brard vorgeschlagen
                              									hat, betrifft, so muss man sagen, dass dieser Versuch völlig bedeutungslos ist.
                              									Danach werden würfelförmige Stücke des Materials in Glaubersalzlösung getaucht, mit
                              									derselben imprägnirt, dann wieder herausgenommen, worauf man das Glaubersalz aus der
                              									in den Poren befindlichen Lösung herauskrystallisiren lässt, diese Procedur
                              									wird mehrere Male wiederholt und nach einer Reihe solcher Versuche will man
                              									beobachtet haben, dass die Versuchsstücke zersprangen, während Versuche an der
                              									eidgenössischen Anstalt zur Prüfung von Baumaterialien mit der Brard'schen Probe gar keine Resultate geliefert haben,
                              									trotzdem die Versuche monatelang fortgesetzt worden sind. Sogar Steine, die
                              									erfahrungsgemäss durch den Frost schon sehr bald zerstört werden, blieben dabei
                              									vollkommen intact. Es ist auch leicht erklärlich, dass durch den
                              									Krystallisationsversuch durchaus nicht dieselben Erscheinungen hervorgerufen werden
                              									können, wie sie bei in den Poren gefrierendem Wasser auftreten, denn während das
                              									Wasser beim Gefrieren durch Volumvergrösserung wirkt, nimmt das krystallisirte
                              									Glaubersalz, wie Lunge nachwies, einen kleineren Raum
                              									ein als seine Auflösung in Wasser. Wenn bei der Brard'schen Probe Zerfallserscheinungen an den Probestücken beobachtet worden
                              									sind, so rühren dieselben nur davon her, dass das Natriumsulfat die in dem
                              									Bindemittel aller Sandsteine sich vorfindende Thonerde zerstört, wodurch das
                              									Abbröckeln der Oberfläche der Steine bewirkt wird. Anstatt der Brard'schen Probe wird also nur das wirkliche und
                              									häufiger wiederholte Gefrierenlassen des imprägnirten Wassers einen maassgebenden
                              									Anhalt gewähren können, und die in neuerer Zeit auch im kleineren Maassstabe
                              									ausgeführten Eismaschinen dürften wohl geeignet sein, diese Versuche zu
                              									erleichtern.
                           Ausser diesen dreien kommen auch noch andere, jeglicher Bedeutung und jeglichen
                              									Sinnes entbehrende Versuche zur Ausführung, was sehr schön durch das „Protokoll
                                 										der königl. Prüfungsstation für Baumaterialien in Berlin Nr. 1067 vom 18. März
                                 										1881, betreffend Sandsteine aus den Brüchen von Oberkirchen“, illustrirt
                              									wird.
                           
                        
                           Versuch einer neuen Methode.
                           Es ist schon oben, gesagt worden, welche Veränderungen mit sedimentären Gesteinen bei
                              									ihrer Behandlung mit Salzsäure vor sich gehen können, und dass ein jedes solches
                              									Gestein von dieser Säure mehr oder weniger angegriffen wird.
                           Bestimmend für die Verwitterbarkeit dieser Gesteine ist daher vor allem die chemische
                              									Natur des Bindemittels, von dessen Zusammensetzung man bei der Bestimmung der
                              									Verwitterbarkeit ausgehen muss.
                           Je nach der Natur des Bindemittels unterscheidet man:
                           1) Thonigen Sandstein.
                           2) Mergeligen Sandstein.
                           3) Kieseligen Sandstein.
                           4) Kalkigen Sandstein.
                           5) Eisenschüssigen Sandstein, wenn Eisenoxyd und Eisenoxydul in beträchtlicher Menge
                              									vorhanden und mit Thon oder Kalk innig verbunden sind. Mehr oder weniger Eisenoxyde
                              									enthalten alle Sandsteine.
                           6) Bituminösen Sandstein, bei welchem das Bindemittel aus bituminösem Thon, Kalk oder
                              									auch Asphalt besteht.
                           7) Mikropsammit oder Glimmersandstein, dem der Glimmer eine schwach schiefrige
                              									Structur verleiht.
                           8) Glaukonitischen oder Grünsandstein.
                           9) Feldspathpsammit oder Arkose. Das Bindemittel ist Thon, Kaolin oder Kieselsäure.
                              									Das Kaolin resultirt hierbei aus dem verwitterten Feldspath der Arkose.
                           
                           Wenn man auch das Bindemittel des Sandsteines kennt, so kann man aus demselben
                              									doch durchaus nicht Schlüsse auf seine Verwitterbarkeit ziehen, auch die Analyse
                              									allein berechtigt noch nicht dazu, chemische Analyse und praktische Erfahrung müssen
                              									im Anfang Hand in Hand gehen.
                           Es erscheint deshalb wünschenswerth, eine grössere Anzahl von Sandsteinen chemisch zu
                              									analysiren und sowohl ihre Gesammtzusammensetzung, wie auch die Zusammensetzung
                              									ihres Bindemittels, speciell des in Salzsäure löslichen Theiles, zu erfahren und
                              									dieselbe mit den praktischen Erfahrungen zu vergleichen, die mit den analysirten
                              									Steinen gemacht worden sind. Erst wenn auf diese Weise die Abhängigkeit der
                              									Verwitterbarkeit von der chemischen Zusammensetzung des Gesteins erfahrungsgemäss
                              									festgestellt ist, wird es gelingen, eine allen wissenschaftlichen Anforderungen
                              									entsprechende, praktische Untersuchungsmethode aufzustellen.
                           Bezüglich der Analysenresultate einer Reihe von mir untersuchter Sandsteine, sowie
                              									des bei der Untersuchung innegehaltenen Ganges verweise ich auf meine eingangs
                              									dieser Abhandlung citirte vorläufige Mittheilung in diesem Journal.
                           Von den analysirten Steinen gelangen in Berlin nach dem Jahrbuch der Baupreise Berlins vorzugsweise folgende zur Verwendung:
                           1) Postelwitzer,
                           2) Kottaer,
                           3) Warthauer Sandstein.
                           Aber nicht allein durch den Einfluss der Atmosphärilien wird eine Veränderung des
                              									Bindemittels der Sandsteine bewirkt, sondern es haben auch im Wasser lösliche Stoffe
                              									derjenigen Substanzen auf das Bindemittel einen grossen Einfluss, die bei dem
                              									Zusammenfügen der Steine bei der Aufführung eines Bauwerkes zwischen die Fugen der
                              									Blöcke in Gestalt eines dünnen Breies gegossen werden, nämlich die löslichen Stoffe
                              									vom Cement, Trass und Mörtel. Am gefährlichsten werden den Sandsteinen die in fast
                              									allen diesen Bindemitteln enthaltenen und zum grössten Theil in Wasser löslichen
                              									Alkalien und die ebenfalls und in recht beträchtlichen Mengen vorhandene lösliche
                              									Schwefelsäure. Aus den l. c. mitgetheilten Analysen ersieht man, dass sämmtliche
                              									analysirten Steine Schwefelsäure enthalten, und von 43 anderen Sandsteinen
                              									unbekannter Herkunft, die ich auf ihren Gehalt an Schwefelsäure prüfte, enthielten
                              									alle ohne Ausnahme grössere oder geringere Mengen Schwefelsäure, so dass man wohl
                              									ohne weiteres wird annehmen können, dass überhaupt in allen vorkommenden Sandsteinen
                              									Schwefelsäure vorhanden ist. Dieselbe ist allerdings nicht in freiem Zustande in
                              									ihnen enthalten, sondern bildet sich erst bei der Auslaugung der in den Sandsteinen
                              									stets, wenn auch oft in nur äusserst geringer Menge vorhandenen Schwefelkiese.
                           Von derselben Wichtigkeit aber ist, dass auch Trass und Mörtel, die am häufigsten zur
                              									Verbindung von Sandsteinen gebrauchten Materialien, Alkalien, und zwar in sehr
                              									beträchtlichen Mengen enthalten. Der Trass besteht im Wesentlichen aus zertrümmertem
                              									und zerriebenem Bimsstein und wird viel zur Cement- und Mörtelbereitung gebraucht.
                              									Nach einer Analyse von Berliner ist die Zusammensetzung
                              									des Trasses die folgende:
                           
                              
                                 SiO2
                                 50,70
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 16,00
                                 „
                                 
                              
                                 Fe2O3+ MnO
                                   5,00
                                 „
                                 
                              
                                 CaCO3
                                   2,60
                                 „
                                 
                              
                                 MgO
                                   1,00
                                 „
                                 
                              
                                 K2O
                                   7,00
                                 „
                                 
                              
                                 Na2O
                                   1,00
                                 „
                                 
                              
                                 H2O
                                   9,60
                                 „
                                 
                              
                           während eine von mir ausgeführte Analyse folgende
                              									Zusammensetzung ergab:
                           
                              
                                 Unlsöliche SiO2
                                 54,401
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Lösliche SiO2
                                   1,555
                                 „
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 17,862
                                 „
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                   3,447
                                 „
                                 
                              
                                 FeO
                                   1,184
                                 „
                                 
                              
                                 CaO
                                   3,889
                                 „
                                 
                              
                                 CO2
                                   3,120
                                 „
                                 
                              
                                 MgO
                                 0,57
                                 „
                                 
                              
                                 MnO
                                 Spur
                                 
                                 
                              
                                 P2O5
                                 Spur
                                 
                                 
                              
                                 SO3
                                   0,155
                                 „
                                 
                              
                                 Cl
                                 Spur
                                 
                                 
                              
                                 Alkalien
                                   6,452
                                 „
                                 
                              
                                 H2O
                                   6,883
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 99,518
                                 Proc.
                                 
                              
                           Wenn man bedenkt, dass von Berthier und mir ungleiche
                              									Durchschnittsproben analysirt worden sind, so stimmen die beiden Analysen recht gut
                              									überein. Jedenfalls ersieht man aus beiden, in welch beträchtlichen Mengen Alkalien
                              									im Trass vorhanden sind.
                           Ausser Trass wird bei Sandsteinbauten auch der gewöhnliche Mauermörtel gebraucht, und
                              									es ergab die Analyse eines derartigen Mörtels folgende Zahlen:
                           
                              
                                 Unlösliche SiO2
                                 Spur
                                 
                                 
                              
                                 Lösliche SiO2
                                 23,386
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Al2O3
                                   9,753
                                 „
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                   1,221
                                 „
                                 
                              
                                 FeO
                                   0,318
                                 „
                                 
                              
                                 CaO
                                 36,922
                                 „
                                 
                              
                                 CO2
                                 16,146
                                 „
                                 
                              
                                 MgO
                                   0,783
                                 „
                                 
                              
                                 MnO
                                 Spur
                                 
                                 
                              
                                 P2O5
                                 Spur
                                 
                                 
                              
                                 SO3
                                   1,738
                                 „
                                 
                              
                                 Cl
                                 Spur
                                 
                                 
                              
                                 Alkalien
                                   4,176
                                 „
                                 
                              
                                 H2O
                                   4,919
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 99,362
                                 Proc.
                                 
                              
                           In kochendem Wasser lösten sich 2,85 Proc., welche ebenso wie beim Trass aus
                              									schwefelsauren Alkalien nebst Spuren von kohlensaurem Kalk bestanden. Gerade die
                              									schädlichsten Bestandtheile dieser beiden Materialien lösen sich im Wasser, nämlich
                              									die Alkalisulfate. Diese werden von dem porösen Stein aufgesogen und gelangen so in
                              									sein Inneres, den Grund zur Zerstörung des Bindemittels legend. Die durch den
                              									Auslaugungsprocess vorwiegend der Atmosphärilien freigewordene Schwefelsäure des
                              									Bindemittels verbindet sich mit den freien Alkalien des Trass- und Mörtelwassers zu
                              									Alkalisulfaten, welche in derselben Weise wie die Alkalisulfate der Lösung
                              									zerstörend auf die Thonerde des Bindemittels wirken und den Stein in seinem Gefüge
                              									lockern.
                           Würden nicht Trass- und Mörtelbrei zwischen die Fugen der Steine gegossen, sondern
                              									würden sie trocken zusammengefügt werden, so würde doch derselbe Process, wenn auch
                              									langsamer, vor sich gehen; da durch die Auslaugungsarbeit der Atmosphärilien in
                              									jedem Sandsteine Schwefelsäure gebildet wird und da Alkalien in grösseren oder
                              									kleineren Mengen in jedem Sandsteine vorhanden sind oder ihm durch das eindringende
                              									Kohlensäure haltige Wasser der Atmosphäre zugeführt werden, so entstehen auch hierbei
                              									Alkalisulfate, die wohl die wichtigste Rolle bei der Lockerung des Gefüges spielen
                              									und die Bildung von Hohlräumen veranlassen, in die Wasser eindringt, welches, im
                              									Winter gefrierend, die Wände der Poren auseinandertreibt.
                           Zum Schlusse möchte ich hier noch einige Analysen des rothen Sandsteins vom
                              									Heidelberger Schloss anführen. Den frischen Stein habe ich aus der Teufelsschlucht
                              									entnommen, die sich dicht hinter dem Schlosse befindet und in der die Steine
                              									gebrochen worden sind, aus denen alle Theile des Schlosses in den um je rund 200
                              									Jahren aus einander liegenden Perioden aufgeführt worden sind. Wenn auch der Stein
                              									in der einen Zeitperiode nicht von ganz derselben Zusammensetzung gewesen sein wird
                              									wie der Stein, der in einer anderen Periode gebrochen worden ist, so ist die
                              									Zusammensetzung doch jedenfalls eine sehr ähnliche gewesen und die Analysen dieser
                              									Steine in ihrer Aufeinanderfolge sind sehr wohl geeignet, zu zeigen, welche
                              									Veränderungen mit ihnen im Laufe der Jahrhunderte vor sich gegangen sind.
                           I. Frischer rother Sandstein von Heidelberg. 1891.
                           
                              
                                 Bestandtheile
                                 Gesammtanalyse
                                 Analyse des in
                                    											HCllöslichenBestantheils
                                 
                              
                                 Unlösliche SiO2Lösliche SiO2Al2O3Fe2O3FeOMgOCaOCO2P2O5MnOClSO3AlkalienH2O bei 120°Glühverlust
                                 Proc.83,342  0,144  7,2062,38  0,974  0,815  0,635  0,508SpurSpur–Spur2,34  0,4960,77
                                 Proc.–10,666–50,192  7,215  1,852  8,29611,263SpurSpur–Spur  2,348  7,526
                                 
                              
                                 Summa
                                 99,610
                                 99,358
                                 
                              
                           Der dem Bruche frisch entnommene Stein besitzt eine beträchtliche Härte und ist von
                              									gleichmässiger schön rothbrauner Farbe. Es fällt sein bedeutender Gehalt an Thonerde
                              									und Alkalien auf, Schwefelsäure ist jedoch nur in Spuren vorhanden. Das Bindemittel
                              									ist ein sehr gutes kieseliges und ist der Stein sehr dicht.
                           II. Sandstein vom „Schönen Thor“. 1615.
                           
                              
                                 Bestandtheile
                                 Gesammtanalyse
                                 Analyse des in
                                    											HCllöslichenBestantheils
                                 
                              
                                 Unlösliche SiO2Lösliche SiO2Al2O3Fe2O3FeOMgOCaOCO2P2O5MnOClSO3AlkalienH2O bei 120°Glühverlust
                                 Proc.83,163  0,312  7,124  2,009  0,849  0,221  1,106  0,927SpurSpur–Spur  1,935  0,774  1,506
                                 Proc.–  7,31720,7641,848  3,044  3,239  7,056  6,308SpurSpur–Spur  1,853  7,657
                                 
                              
                                 Summa
                                 99,926
                                 99,082
                                 
                              
                           III. Sandstein vom Pulverthurm. 1460.
                           
                              
                                 Bestandtheile
                                 Gesammtanalyse
                                 Analyse des in
                                    											HCllöslichenBestantheils
                                 
                              
                                 Unlösliche SiO2Lösliche SiO2Al2O3Fe2O3FeOMgOCaOCO2P2O5MnOClSO3AlkalienH2O bei 120°Glühverlust
                                 Proc.81,405  0,465  8,758  1,927  0,560  0,147  1,307  1,024Spuren–  0,053  2,304  0,309  1,362
                                 Proc.–13,63621,94233,706  3,263  3,679  6,618  6,243Spuren–  1,036  1,352  7,933
                                 
                              
                                 Summa
                                 99,621
                                 99,410
                                 
                              
                           Während in den beiden ersten Proben sich im Steine nur Spuren Schwefelsäure
                              									vorfanden, hat sich der Stein vom Pulverthurm schon mit derselben angereichert. Auch
                              									eine Zunahme an Alkalien ist zu constatiren.
                           IV. Sandstein vom Rudolphsbau. 1294.
                           
                              
                                 Bestandtheile
                                 Gesammtanalyse
                                 Analyse des in
                                    											HCllöslichenBestantheils
                                 
                              
                                 Unlösliche SiO2Lösliche SiO2Al2O3Fe2O3FeOMgOCaOCO2P2O5MnOClSO3AlkalienH2O bei 120°Glühverlust
                                 Proc.82,223  0,592  3,762  6,636  0,502  0,169  0,846  0,676SpurSpur–  0,193  2,672  0,2841,04
                                 Proc.–10,64427,73430,198  4,395  4,496  5,597  4,673SpurSpur–  1,986  1,053  8,382
                                 
                              
                                 Summa
                                 99,595
                                 99,158
                                 
                              
                           Aus diesen Analysen ersieht man, dass die unlösliche Kieselsäure ab–, die lösliche
                              									zunimmt, der Gehalt an Thonerde wird geringer, indem dieselbe durch die
                              									Alkalisulfate zerstört, an die Oberfläche gebracht und vom Regen fortgespült wird.
                              									Das Eisenoxydul wird allmählich oxydirt, wodurch der Gehalt an Eisenoxyd erhöht
                              									wird. Die Magnesia wird ebenso wie die Thonerde gelöst und fortgespült. Durch das
                              									Aermerwerden an sonstigen Bestandtheilen wird der Stein an Kalk reicher. Dadurch
                              									wird auch die Anreicherung an Schwefelsäure bewirkt, ebenso wird der Gehalt an
                              									Alkalien grösser. Die Alkalisulfate greifen um sich und lockern das Gefüge immer
                              									mehr, von der Thonerde ist im Stein vom Rudolphsbau nur noch die Hälfte, von der
                              									Magnesia nur noch ⅕ vorhanden, sein Gefüge ist ein sehr lockeres geworden, so dass
                              									man kleine Stücke des Steins mit den Fingern zerdrücken kann. Wäre im Stein
                              									ursprünglich mehr Schwefelsäure vorhanden gewesen, so würde die Verwitterung viel
                              									schneller vor sich gegangen sein, unter den gegebenen Verhältnissen hat sich aber
                              									der Stein während der Jahrhunderte gut gehalten. Der Mörtel, mit dem die Steine
                              									zusammengefügt sind, ist aus einem dolomitischen Mergel bereitet, der sich in der
                              									Nähe von Heidelberg findet. Seine Analyse ergab folgendes Resultat:
                           
                           
                              
                                 SiO2
                                 
                                 23,06
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 
                                   5,46
                                 „
                                 
                              
                                 Fe2O3+ FeO
                                 
                                   3,28
                                 „
                                 
                              
                                 CaCO3
                                 
                                 42,13
                                 „
                                 
                              
                                 MgO
                                 
                                 18,52
                                 „
                                 
                              
                                 MnO
                                 
                                   1,03
                                 „
                                 
                              
                                 SO3
                                 
                                 Spur
                                 „
                                 
                              
                                 Alkalien
                                 
                                   4,95
                                 „
                                 
                              
                                 H2O
                                 
                                   0,69
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summa
                                 99,12
                                 Proc.
                                 
                              
                           In den Analysen des in Salzsäure löslichen Bestandtheils der Heidelberger Sandsteine
                              									sind die Procente auf das Gewicht der gelösten Substanz berechnet.
                           Im Laufe der Zeit hat die Löslichkeit des Steins in Salzsäure zugenommen, und während
                              									er anfangs von schön rothbrauner Farbe war, ist er nach rund 600 Jahren schmutzig
                              									graubraun geworden, und der anfangs nur undeutlich wahrnehmbare Glimmergehalt tritt
                              									jetzt sehr deutlich in dem bröcklig gewordenen Stein zu Tage und verleiht demselben
                              									ein schwach schiefriges Gefüge.
                           Die nicht an Schwefelsäure gebunden gewesene Menge der Alkalien ist nicht in Lösung
                              									gegangen, denn aus der Gesammtanalyse des Steins vom Rudolphsbau ersieht man, dass
                              									derselbe 2,672 Proc. Alkalien enthält und 0,193 Proc. SO3, während die Analyse des in HCl löslichen Theiles desselben Steins einen
                              									Gehalt von 1,053 Proc. Alkalien und 1,986 Proc. SO3
                              									in der Lösung ergibt. Es ist die ganze Schwefelsäure, aber nur ein Theil der
                              									Alkalien gelöst worden.
                           Im Glaubersalz stehen Na2O und SO3 im Verhältniss von 1 : 2. Betrachtet man die für
                              									Alkali und Schwefelsäure im Stein gefundenen Zahlen, so stehen sie ungefähr
                              									ebenfalls in demselben Verhältniss wie Alkali und Schwefelsäure im Glaubersalz,
                              									nämlich wie 1,053 : 1,986, also eine vollkommen in der Fehlergrenze liegende
                              									Abweichung von dem Verhältnisse 1,025: 2,1. Da also auch hier das Verhältniss wie 1
                              									: 2 ist, so beweist dies, dass im Stein sich Alkalisulfat, und zwar Natriumsulfat
                              									befindet. Kalium war nur mittels des Spektroskops nachzuweisen. Dass sich im Stein
                              									vom Pulverthurm in der That Glaubersalz befand, ist auch analytisch nachgewiesen
                              									worden.
                           Die durch Mörtelwasser bedingte Bildung von Glaubersalz wurde auf folgende Weise
                              									nachgewiesen:
                           Von Trass und Mörtel, deren Zusammensetzung oben angegeben ist, wurde durch Kochen
                              									mit destillirtem Wasser ein Auszug bereitet. Derselbe zeigte stark alkalische
                              									Eigenschaften. In jeden dieser wässerigen Auszüge wurden Stücke des 0,697 Proc.
                              										SO3 enthaltenden weissen Sandsteins von Rackwitz
                              									gethan, nachdem die aus Trass und Mörtel mitgelösten Mengen Schwefelsäure durch
                              									Chlorbarium entfernt worden waren, und einige Tage in der Lösung gelassen, darauf
                              									herausgenommen, trocknen gelassen und wieder hineingegeben. Diese Procedur wurde
                              									mehrere Male wiederholt, bis sich beim Trocknen eine beträchtliche Menge von
                              									Krystallen auf der Oberfläche des Steins gebildet hatte. Diese Krystalle bestanden
                              									zumeist aus Glaubersalz, aber auch Thonerde-, Magnesium- und Calciumsulfat konnten
                              									nachgewiesen werden.
                           Der hauptsächlichste Process, der hierbei vor sich geht, verläuft
                              									folgendermaassen:
                            I. 2Na2O + H2SO4 = Na2SO4 + 2NaOH
                           II. 3 Na2SO4 + Al2O3 = Al2(SO4)3 + 3Na2O.
                           Es bilden sich also nach der ersten Gleichung Glaubersalz und Natriumhydroxyd,
                              									das mit neuen Mengen Schwefelsäure ebenfalls Glaubersalz bildet. Dieses greift die
                              									Thonerde des Bindemittels an, verwandelt sie in Thonerdesulfat, wobei sich wieder
                              									Natriumhydrat bildet. Derselbe Process beginnt von vorne. Die Magnesium- und
                              									Calciumverbindungen erleiden dieselben Veränderungen wie die Thonerde. Die Sulfate
                              									dieser drei Elemente schwitzen an der Oberfläche des Steins aus und werden vom Regen
                              									fortgespült. Das Bindemittel hat einige seiner Bestandtheile verloren, und in Folge
                              									dessen ist das Gefüge des Steins gelockert worden. Geht dieser Process eine Zeitlang
                              									vor sich, so verwittert der Stein allmählich vollkommen und verwandelt sich wieder
                              									in Sand. Hieraus ist ersichtlich, dass ein Hauptaugenmerk darauf zu richten ist,
                              									dass ein zu verbauender Stein möglichst wenig Schwefelsäure enthalte, da gerade
                              									diese den Zerfall des Bindemittels bedingt.
                           Der Heidelberger Stein hat sich vermöge seines geringen Schwefelsäuregehaltes sehr
                              									gut gehalten, und trotzdem er an der Oberfläche bis ungefähr 0,5 cm in das Innere
                              									bröcklig und leicht zerreibbar geworden ist, ist er im Innern noch gut und fest und
                              									wird noch weitere Jahrhunderte überdauern. Betrachtet man hingegen viele Stellen an
                              									dem aus Rackwitzer Sandstein, der 0,697 Proc. SO3
                              									enthält, aufgeführten Polytechnicum in Charlottenburg, so gewahrt man, dass sich an
                              									demselben sehr deutliche Verwitterungserscheinungen zeigen, trotzdem der Stein kaum
                              									ein Jahrzehnt den Atmosphärilien ausgesetzt gewesen ist. Es sind an vielen Stellen
                              									dieses Steins tiefe Löcher durch verwitterte, in Sand verwandelte Partien, die
                              									herausgefallen sind, entstanden, an anderen Stellen lösen sich von demselben
                              									Schichten wie Papier ab, und es sind zahlreiche Auswitterungen von Glaubersalz und
                              									anderen Salzen, z.B. Magnesiumsulfat, zu beobachten, alles
                              									Verwitterungserscheinungen, die von dem Reichthum des Steins an zersetzbaren
                              									Schwefelverbindungen herrühren. Derartige Verwitterungserscheinungen sind auch an
                              									zahlreichen anderen Bauwerken zu beobachten.
                           Sind nun auf dem in dieser Arbeit angegebenen Wege zahlreiche Analysen von
                              									Sandsteinen ausgeführt und mit den praktischen Erfahrungen, die man mit denselben
                              									gemacht, verglichen worden, so wird man dazu gelangen, aus der chemischen Analyse
                              									auf die Verwitterbarkeit des betreffenden Sandsteins ohne weiteres Schlüsse zu
                              									ziehen und auf dieselben bestimmende Gesetze aufzubauen.
                           Die bisher gebräuchlichen willkürlichen Methoden zur Prüfung auf Verwitterbarkeit
                              									sind von keiner Bedeutung und sind zu verwerfen, die
                                 										rationelle wissenschaftliche Untersuchung kamt hier allein maassgebend
                                 										sein.