| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 141 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Schluss des Berichtes S. 60 d. Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           VIII. Allgemeines und Theoretisches.
                           Aromatische Zucker arten. E. Fischer und A. J. Stewart gelang es, indem sie die in der
                              									Fettgruppe zum Aufbau von kohlenstoffreicheren Zuckerarten benutzten Methoden auf
                              									die aromatische Gruppe übertrugen, aus der Phenyltrioxybuttersäure einen Zucker zu
                              									erb alten von der Formel C6H5 – CHOH – CHOH – COH, den sie Phenyltetrose
                              									nannten. Diese Tetrose, ist leicht löslich in Wasser, Alkohol und Aether, reducirt
                              										Fehling'sche Lösung beim Kochen ziemlich stark und
                              									stellt einen farblosen Syrup dar, der noch nicht zum Krystallisiren gebracht werden
                              									konnte. (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, Bd. 25 S. 2555.)
                           An derselben Stelle (S. 2549) berichten E. Fischer und
                              										K. Landsteiner über den Glycolaldehyd, welchen man,
                              									wenn man die einfachen Zuckerarten als Aldehyd- und Ketonalkohole ansieht, als das
                              									Anfangsglied der Reihe betrachten muss. Dieser von den Verfassern dargestellte
                              									Körper reducirt Fehling'sche Lösung sehr stark, liefert
                              									mit Phenylhydrazin das Osazon des Glyoxals, wird durch Bromwasser zu Glycolsäure
                              									oxydirt, durch Alkali wird er polymerisirt und liefert einen Zucker C4H8O4, die erste synthetische Tetrose, von welcher man
                              									durch Addition von Blausäure wahrscheinlich zu den Pentosen gelangen kann, wodurch
                              									die Reihe der synthetisch dargestellten Zucker bis zu den Nonosen eine vollständige
                              									sein würde.
                           Die optischen Isomeren der d-Mannoheptonsäure, der
                                 										d-Mannoheptose und des Perseits hat W. Smith
                              									aus der l-Mannose nach den bekannten Methoden dargestellt und mit den d-Verbindungen
                              									combinirt. (Liebig's Annalen
                                 										der Chemie und Pharmacie, Bd. 272 S. 182.)
                           An derselben Stelle (S. 197) berichtet O. Reinbrecht
                              									über die Darstellung von Lactose- und
                                 										Maltosecarbonsäure aus Milchzucker und Maltose durch Anlagerung von
                              									Cyanwasserstoff.
                           Ueber die Pentosane (Holzgummi, Xylan, Araban) der verholzten
                                 										Pflanzenfaser haben C. Schulze und B. Tollens Versuche ausgeführt, welche ergaben, dass in
                              									den verholzten Fasern neben dem eigentlichen Lignin entweder eine Verbindung von
                              									Cellulose und Pentosanen oder eine Cellulose gemengter Natur, welche sowohl
                              									Dextrosegruppen als auch Xylosegruppen enthält, vorhanden ist. (Liebig's Annalen der Chemie und
                                 										Pharmacie, Bd. 271 S. 55.)
                           Ueber den Verlauf des Maischprocesses hat Anton Schifferer Untersuchungen ausgeführt, welche er
                              									in einer der Universität Kiel eingereichten Inauguraldissertation mittheilt. Es sollten die Bedingungen der
                              									Isomaltosebildung und der Verlauf des diastatischen Processes überhaupt erforscht
                              									werden, und es wurde zu dem Zweck Kartoffelstärke bei 58 bis 63° mit wechselnden
                              									Mengen Diastase und bei verschiedener Dauer der Einwirkung verzuckert. Sämmtliche
                              									Maischversuche ergaben in Uebereinstimmung mit älteren Angaben, dass die
                              									Zuckerproduction, ermittelt aus der Reduction, sobald sie eine gewisse Grenze
                              									erreicht hat, keine merkliche Steigerung mehr erfährt. Diese Reactionsgrenze wurde
                              									stets bei einem 66 bis 68 Proc. entsprechenden Reductionsvermögen gefunden; die
                              									Angaben von Brown und Morris,
                                 										Brown und Heron u.a., nach welchen 80 bis 81
                              									Proc. diese Reactionsgrenze darstellt, konnte der Verfasser nicht ein einziges Mal
                              									bestätigt finden, dagegen stehen die Ergebnisse seiner Untersuchungen in
                              									Uebereinstimmung mit den Resultaten Kjeldahl's,
                              									entsprechend der von O. Sullivan aufgestellten
                              									Gleichung I, die zwar nicht den qualitativen Verlauf des diastatischen Processes
                              									richtig zum Ausdruck bringt, jedoch das richtige Verhältniss der Gesammtreduction
                              									zur Nichtreduction angibt. Ferner fand der Verfasser, dass auch das specifische
                              									Drehungsvermögen der Maischproducte sich einer bestimmten Grenze nähert. Sobald ein
                              									Rotationsvermögen von 151 bis 154° erreicht ist, bleibt dasselbe bei weiterer
                              									Einwirkung der Diastase constant unter der Zunahme des Reductionsvermögens. Hieraus
                              									schliesst der Verfasser, dass eine Umwandlung eines Maischproductes in ein anderes
                              									von gleicher Drehung, aber höherem Reductionsvermögen, also von Isomaltose in
                              									Maltose, vor sich gehen muss. Durch die Osazonprobe gelang es weiter, zu erfahren,
                              									welche Producte, Isomaltose oder Maltose, oder in welchem Mischungsverhältniss
                              									dieselben in den einzelnen Maischphasen neben Dextrin vorlagen. Es zeigte sich, dass
                              									einem bestimmten Reductions- und Drehungsvermögen ein bestimmtes Verhältniss von
                              									Maltose zu Isomaltose nicht entspricht. Darnach erscheint die Annahme verlockend,
                              									dass sämmtliche Maltose aus zuvor entstandener Isomaltose gebildet wird, dass die
                              									Menge, in der, und die Schnelligkeit mit der letztere entsteht, aber lediglich von
                              									der verwendeten Diastasemenge abhängig ist. Ferner zeigten Versuche, dass sich die
                              									Isomaltose nur bei sehr langer Einwirkung und grosser Diastasemenge vollständig in
                              									Maltose überführen lässt. Neben der gebildeten Maltose wurde stets etwas Dextrose
                              									gefunden, welche der Verfasser für das Product einer secundären Reaction, die
                              									jedenfalls einem anderen Ferment zuzuschreiben ist, hält. (Nach Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 345.)
                           Hefengummi hat Fritz
                                 										Hessenland aus frischer Hefe dargestellt. Es hat die Formel C6H10O5, reagirt nicht auf Phenylhydrazin, reducirt auch
                              									nicht Fehling'sche Lösung und liefert bei der
                              									Verzuckerung Mannose. Der Gehalt der Hefe an Gummi beträgt etwa 6,5 Proc., während
                              									der Gehalt an Pentaglykosen nach der Furfurolreaction etwa 2,6 Proc. beträgt. (Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, 1892 S. 671.)
                           Wirkung des Wasserstoffsuperoxydes auf Stärke, von Alex. v. Asboth. Nachdem Lintner und später Petit durch Behandlung der
                              									Stärke mit oxydirenden Agentien gummiartige Stoffe erhalten hatten, welche
                              									Säurenatur besitzen und mit Metalloxyden Salze bilden, studirte Verfasser die
                              									Einwirkung des Wasserstoffsuperoxydes näher und erhielt dabei folgende Producte: 1)
                              									eine Substanz, die von Wasserstoffsuperoxyd nicht angegriffen wird und
                              									wahrscheinlich Stärkecellulose ist; 2) lösliche Stärke oder Amylodextrin,
                              									wahrscheinlich von der Formel C6H10O5.H2O; 3) eine mit Jod sich violett färbende, Fehling'sche Lösung nicht reducirende Substanz von der
                              									Zusammensetzung C24H42O20.4H2O; 4) eine mit Jod sich nicht färbende, Fehling'sche Lösung nicht reducirende, wohl aber Silberlösung reducirende
                              									Substanz von der Formel C5H8O4.H2O; 5) nur in geringer Menge einen Zucker, der nicht
                              									näher untersucht werden konnte. Nach diesen Producten zu urtheilen, ist die Wirkung
                              									des Wasserstoffsuperoxydes auf die Stärke eher eine lösende als oxydirende, welche
                              									derjenigen der Diastase sehr nahe steht. Der lösenden Wirkung ist die Entstehung von
                              									viel Amylodextrin und wenig Zucker zuzuschreiben, während die Körper mit den Formeln
                              										C24H42O20 und C5H8O4 eher durch
                              									Oxydation entstanden sind. Die Versuche bestätigen ferner die Hypothese, dass die
                              									Molekülargrösse der Polysaccharide desto grösser ist, je weniger sie sich im Wasser
                              									lösen. Die Formel der Stärke muss mindestens C24H42O20 sein, und nur
                              									nach dem Auseinanderfallen der Moleküle sind die Verbindungen
                           C6H10O5.H2O.C5H8O4.H2O
                              									und C6H12O6
                           entstanden. Ebenfalls auf die Formel C24H42O20 weist auch die Entstehung der Verbindung C24H42O20 hin, deren kleinstes Molekül thatsächlich C24H42O20 ist, da man durch Halbiren eine Verbindung mit
                              									unpaaren Wasserstoffatomen erhalten würde. (Chemiker-Zeitung, 1892 S. 1517 und 1560.)
                           Zur Verzuckerung von Holzgummi gibt C. Councler der Salzsäure vor der von Anderen bisher
                              									für diesen Zweck angewandten Schwefelsäure den Vorzug, da mit Salzsäure viel weniger
                              									dextrinartige Producte und daher eine bessere Ausbeute erhalten wird. Nach
                              									beendigter Hydrolyse lässt sich die Salzsäure sehr gut durch Bleicarbonat entfernen.
                              									Der Verfasser erhielt nach seinem Verfahren weit mehr als die Hälfte der
                              									theoretischen Ausbeute an reiner Xylose. (Chemiker-Zeitung, 1892 S. 1719.)
                           Eine directe Gährung von Stärkekleister und Rohrzucker
                              									beobachtete Béchamp, als er diese Stoffe mit Kreide von
                              									Sens und gewissen anderen Kalksteinen in Berührung brachte. Er schreibt diese
                              									Gährung den Mikrocymen dieser Gesteine zu, welche in der Kreide von Sens von einer
                              									Spur organischer, albuminoider Substanz begleitet sind. Diese Mikrocyme verflüssigen
                              									Stärke und erzeugen Alkohol in Abwesenheit jeder Hefe. Gleichzeitig entstehen
                              									Essigsäure und Milchsäure. (Nach Wochenschrift für
                                 										Brauerei, Bd. 9 S. 1453.)
                           Die Ursachen der Verluste bei der Vergährung von
                                 										Zuckerlösungen fand Lefèbvre bei seinen
                              									Versuchen darin, dass, in Folge ungeeigneter Gährungsbedingungen und in Folge
                              									schlechter oder mit Fermenten verunreinigter Hefe, theils schon gebildeter Alkohol
                              									weiter oxydirt, theils Zucker in Nebenproducte verwandelt oder schwer und selbst
                              									unvergährbar gemacht, theils endlich ein mehr oder minder grosser, mechanischer
                              									Verlust herbeigeführt wird. Die Nebenproducte sind wesentlich Ameisen-, Essig-,
                              									Butterund Milchsäure, sowie höhere Alkohole und Aether, und sowohl diese Producte,
                              									wie besonders die dieselben erzeugenden Fermente, vor allem das Buttersäureferment,
                              									schädigen die reine alkoholische Gährung. Der unvergohrene Zucker besteht aus
                              									Lävulose und zeigte α(D) = + 106 bei 15°. (Nach Chemiker-Zeitung,
                              									1892, Repertorium S. 335.)
                           Als die Ursache der Selbstgährung der Hefe sieht O. Löw den aus der Hefe extrahirten Hefeschleim an,
                              									welcher beim Erwärmen mit Säuren in einen Zucker übergeht. Nach Will vollzieht sich die Selbstgährung wahrscheinlich
                              									auf Kosten des von Errera in der Hefe entdeckten, als
                              									Reservestoff aufgespeicherten Glykogens. Den Hefeschleim Löw's hält Errera für ein Gemenge einer
                              									gummiartigen Substanz mit Glykogen. (Nach Chemisches
                                 										Centralblatt, 1892 Bd. 2 S. 1074.)
                           Ueber die chinesische Hefe macht Calmette Mittheilungen in den Annales de
                                 										l'Institut Pasteur, 1892 S. 604. Die Hefe besteht aus mehreren Varietäten
                              									Alkoholhefen und aus einem, vom Verfasser Amylomyces Rouxii genannten Schimmelpilz,
                              									welcher ein Ferment bildet, das die Reisstärke in gährungsfähigen Zucker überführt,
                              									der dann von den Alkoholfermenten vergohren wird.
                           Ueber die Anwendung von Koji als Gährungserreger. Auf
                              									die Aeusserungen Liebscher's (vgl. 1892 283 113) schreibt die American
                                 										Brewer Review vom 20. October 1892, dass es trotzdem feststeht, dass die
                              									Einführung des Takamine'schen Verfahrens von Erfolg
                              									begleitet gewesen ist. Die Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 419, bemerkt dazu, dass ihr von befreundeter
                              									Seite angedeutet ist, dass die Verzuckerung der Maischen mit dem sogen. Koji
                              									vollzogen, die Vergährung derselben aber noch wie vorher mit der üblichen
                              									Betriebshefe bewirkt wird.
                           Vitale und chemische Fermentation, von M. Arthus und A. Huber.
                              									Die Verfasser stellten fest, dass Fluornatrium in der Gabe von 1 Proc. alle vitalen
                              									Fermentationen sofort zum Stillstande bringt, dass es dagegen die chemischen
                              									Fermentationen nicht aufzuheben vermag, so dass man mit Hilfe dieses Mittels die
                              									Phänomene beider Gruppen von einander unterscheiden kann. So wird z.B. durch Zusatz
                              									von 1 Proc. Fluornatrium jede organische Substanz selbst bei 40 bis 50° vor der
                              									Fäulniss bewahrt, das Milchsäureferment wird dadurch zerstört, die alkoholische
                              									Gährung schon durch 0,3 Proc. zum Stillstand gebracht. Die löslichen Fermente, wie
                              									Invertin, Trypsin, Emulsin, sowie die natürlichen Verdauungssäfte dagegen werden
                              									selbst bei 40° in mehreren Monaten nicht zerstört. Bei der alkoholischen Gährung des
                              									Rohrzuckers wird nur die Gährung als der vitale Vorgang, nicht aber die Inversion
                              									verhindert. Interessant sind folgende Beobachtungen: Die Umwandlung von Glykogen in
                              									Zucker in der Leber oder im Blut erfolgt auch in Gegenwart von Fluornatrium, ist also ein
                              									chemischer Fermentationsvorgang. Defibrinirtes Blut verbraucht seinen Sauerstoff und
                              									erzeugt Kohlensäure; diese Oxydationsvorgänge hebt Fluornatrium vollständig auf,
                              									dieselben sind also Erscheinungen von vitaler Respiration. Ebenso verlieren grüne
                              									Pflanzentheile unter der Einwirkung des Fluornatriums die Fähigkeit, Kohlensäure zu
                              									zersetzen und Sauerstoff zu erzeugen, hier handelt es sich also um eine vitale
                              									Function des Chlorophylls. Das Fluornatrium in der Gabe von 1 Proc. gestattet also,
                              									die Natur eines sich in organischen Medien vollziehenden Vorganges zu ermitteln,
                              									d.h. festzustellen, ob es sich um eine vitale oder um eine diastatische Wirkung
                              									handelt. (Comptes rendus, Bd. 15 S. 839, nach Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S. 1453.)
                           Ueber die von den Mikroorganismen abgesonderten diastatischen
                                 										und Inversionsfermente theilt Claudio Fermi
                              									Untersuchungen im Centralblatt für Bakteriologie und
                                 										Parasitenkunde, Bd. 12 S. 714, mit. Von 62 untersuchten
                              									Mikroorganismusarten besassen 46 ein Enzym und zwar 24 ein eiweisspaltendes, 20 ein
                              									diastatisches und 2 ein Inversionsferment. Nur das eiweisspaltende Ferment besassen
                              									10, nur das diastatische 13, zwei Fermente 18 Arten. Drei Fermente bildete nur das
                              									Bacterium Megatherium. Viele Mikroben sondern ein diastatisches Ferment ab, ohne
                              									Säure zu bilden, andere wieder erzeugen Säure, ohne ein diastatisches Vermögen zu
                              									besitzen. Auf eiweissfreiem Nährboden erzeugte kein einziger der untersuchten
                              									Bacillen eine Spur von diastatischem Ferment.
                           Die Frage, ob der Zucker während der Gährung in der Hefezelle
                                 										oder ausserhalb derselben zersetzt wird, erörtert Kr. im Amerikanischen Bierbrauer, 1892 Nr. 9,
                              									und kommt dabei zu dem Schluss, dass die ältere Ansicht, wonach die Zersetzung des
                              									Zuckers während der Gährung im Inneren der Hefe erfolge, fallen zu lassen sei. Windisch hält die vom Verfasser für seine Ansicht
                              									angeführten Thatsachen nicht für beweisend und die Frage keineswegs dadurch für
                              									endgültig gelöst. (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S.
                              									1238.)
                           Als Ursache der Dextranbildung hat W. Bräutigam einen Mikroorganismus erkannt, den er als
                              									Mikrococcus gelatinogenes bezeichnet. Die entstehende Gelatinöse soll ein
                              									Umwandlungsproduct des in den Pflanzenaufgüssen vorhandenen Rohrzuckers und
                              									identisch mit dem löslichen Dextran Scheibler's sein.
                              									Wahrscheinlich handelt es sich bei der Entstehung des Dextrans durch den Mikrococcus
                              									um die Bildung eines Fermentes. (Nach Wochenschrift für
                                 										Brauerei, Bd. 9 S. 1378.)
                           Ueber das Vorkommen der Glykose im Gersten- und
                                 										Maisdarrmalz hat Jalowetz Untersuchungen
                              									ausgeführt. Das Vorhandensein von mitunter nicht unbedeutenden Mengen Dextrose im
                              									Gerstenmalz, sowie die Beobachtung, dass das Drehungs- und Reductionsvermögen der
                              									durch Rohdiastase oder durch kalten Malzaufguss erhaltenen Stärkeumwandlungsproducte
                              									mit der alleinigen Gegenwart von Maltose und Dextrin häufig nicht in Einklang zu
                              									bringen ist, während dies bei gereinigter Diastase stets der Fall ist, liessen die
                              									Anwesenheit eines dextrosebildenden Fermentes im Gerstenmalz vermuthen, doch gelang
                              									die Darstellung eines solchen nach der Vorschrift von Géduld nicht. Dagegen konnte aus dem Maisdarrmalz in geeigneter Weise ein
                              									Körper isolirt werden, der durch sein Verhalten gegen Maltoselösung und Dextrin
                              									sich als Glykose erwies. Derselbe verflüssigte Stärke, und unter den Endproducten
                              									der Einwirkung konnte Dextrose und Dextrin nachgewiesen werden, jedoch konnte nicht
                              									festgestellt werden, ob die Dextrose ein Spaltungsproduct der Stärke oder ein
                              									secundäres, aus Dextrin entstandenes Product ist. Die Untersuchung einer Malz würze
                              									ergab, dass die Kohlehydrate derselben der Hauptmenge nach aus Dextrose und Dextrin
                              									bestanden, Maltose war nur in untergeordneter Menge vorhanden. Für die Entstehung
                              									der Dextrose führt der Verfasser zwei Möglichkeiten an: 1) dass sich unter dem
                              									Einfluss von Diastase auf Stärke Maltose und Dextrin bilden und dass diese durch die
                              									vorhandene Glykose mehr oder weniger in Dextrose übergeführt werden, oder 2) dass
                              									die Spaltung der Stärke geradezu in Dextrose und Dextrin unter der Einwirkung der
                              									Glykose und in Maltose und Dextrin durch die Diastase eintritt. (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S. 1264, daselbst
                              									nach Mittheilungen der österreichischen Versuchsstation für
                                 										Brauerei und Mälzerei, 1892 Heft 5.)
                           Das diastatische Ferment des Blutes untersuchte Manfred Bial. Dasselbe führt sowohl Stärke wie auch
                              									Maltose in Dextrose über. (Pflüger's Archiv für die gesammte Physiologie, Bd. 53 S.
                              									156.)
                           Ueber den Einfluss des Lichtes auf Bakterien hat H. Buchner in Gemeinschaft mit F. Minck Versuche ausgeführt, welche zeigten, dass das Licht auf eine
                              									ganze Anzahl von Bakterien arten einen in hohem Grade zerstörenden Einfluss ausübt.
                              									In einem Wasser z.B., das zu Beginn des Versuches etwa 100000 Keime im
                              									Cubikcentimeter enthielt, waren schon nach einstündigem Stehen im directen
                              									Sonnenlicht überhaupt keine Keime mehr durch das Platten verfahren nachzuweisen,
                              									während in der Controlprobe die Anzahl der Bakterien etwas zugenommen hatte. Der
                              									Verfasser gibt auch ein anschauliches Verfahren an, um diese Wirkung des Lichtes zu
                              									zeigen. Dasselbe besteht im Wesentlichen darin, dass man auf einer geimpften
                              									Culturplatte vor der Exponirung ein Kreuz aus schwarzem Papier befestigt. Nach 24
                              									Stunden erscheint dasselbe dann von den zur Entwickelung gelangten Bakterien
                              									vollkommen scharf gebildet, während der ganze übrige Theil der Platte steril bleibt.
                              									Dass bei diesem Versuch eine Wirkung der Temperatur nicht in Frage kommt, zeigte die
                              									Wiederholung desselben Versuches unter Wasser, durch den auch bestätigt wurde, dass
                              									die Wirkung des Lichtes auf Bacterien durch den Durchgang durch das Wasser nicht
                              									vermindert wird. (Centralblatt für Bakteriologie, 1892
                              									Bd. 11 S. 781 und Bd. 12 S. 217.)
                           Ebendaselbst, Bd. HS. 161, theilt Th. Geissler ähnliche
                              									Versuche mit, welche ganz zu demselben Resultat führten. Aehnlich wie das
                              									Sonnenlicht, jedoch schwächer, wirkte auch das elektrische Licht. In Bezug auf die
                              									verschiedenen Strahlen zeigte sich, dass die rothen Strahlen ohne Wirkung waren und
                              									dass von Ultraroth, Gelbgrün, Violett zu Ultraviolett die Hemmung des Wachsthums
                              									zunahm. Auch die Belichtung der sterilisirten Gelatine vor dem Impfen wirkte
                              									nachtheilig, wie der Verfasser vermuthet, durch Ozonisirung der Luft.
                           Untersuchungen über die Einwirkung des Chloroforms auf
                                 										Bakterien theilt W. Kirchner mit. Es wurde
                              									festgestellt, dass man mit Chloroformwasser nicht allein eiweissführende Substanzen
                              									keimfrei aufbewahren kann, sondern dass dasselbe auch eine grosse Anzahl von Bakterien
                              									sehr schnell vernichtet. Auf Sporen dagegen wirkt Chloroform nicht einmal
                              									entwickelungsverzögernd, etwa ausgekeimte Sporen tödtet es aber sicher. Darnach ist
                              									das Chloroform kein Desinfectionsmittel, sondern ein werthvolles Antisepticum, das
                              									die Gährung und Fäulniss hintan hält. (Nach Biedermann's Centralblatt, 1892 S. 860.)
                           Einen Beitrag zur Kenntniss der chemischen Fähigkeiten der
                                 										Bakteriell theilt O. Löw im Centralblatt für Bakteriologie, 1892 Bd. 12 S. 361,
                              									mit. Er prüfte verschiedene organische Stoffe auf ihre Fähigkeit zur Ernährung der
                              									Bakterien und kommt dabei zu dem Schluss, dass diejenige Atomgruppirung, welche bei
                              									der Eiweissbildung zuerst hergestellt werden muss, der Formaldehyd bezieh. die damit
                              									isomere Gruppe CHOH ist. Diejenigen Substanzen, bei denen die Bildung dieser Gruppe
                              									auf grosse Schwierigkeiten stösst, sind auch keine Nährstoffe. Verbindungen, in
                              									denen z.B. eine Anhäufung von Methylgruppen statthat, sind für die Ernährung der
                              									Bakterien unbrauchbar. So ist das Trimethylamin eine weit schlechtere
                              									Kohlenstoffquelle, als das Methylamin, und die Trimethylessigsäure müsste ein
                              									schlechterer Nährstoff sein, als die isomere, normale Valeriansäure. (Nach Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 2 S. 726.)
                           Das Verhalten der Bakterien gegen Druck und hohe
                                 										Temperatur prüften Schaffer und Freudenreich, indem sie Milch bei 60 bis 68° unter
                              									einem Druck von 45 bis 90 at sowohl in Kohlensäure- als in Säurestoffatmosphäre
                              									sterilisirten, fanden aber, entgegen der Angabe d'Ansonval's, wonach die Bakterien getödtet werden sollen, selbst nach
                              									7tägiger Dauer des Drucks noch zahlreiche, lebensfähige Keime. (Centralblatt für Bakteriologie, 1892 Bd. 11 S.
                              									346.)
                           Die stickstoffhaltigen Bestandtheile der Keimlinge von Vicia
                                 										sativa untersuchte E. Schulze eingehend. Er
                              									konnte aus den Keimlingen Guanidin gewinnen, welches sich aus dem ungekeimten
                              									Wickensamen nicht abscheiden liess. Ferner wurden in den Keimlingen Cholin und
                              									Betaïn nachgewiesen, die Verfasser auch in den ungekeimten Samen gefunden hat. Die
                              									Menge des Cholins nimmt während der Keimung zu, was im Zusammenhang mit der Abnahme
                              									des Lecithins steht, die Menge des Betaïns scheint nicht zuzunehmen. Von Amidosäuren
                              									liessen sich Leucin, Amidovaleriansäure und Phenylalanin darstellen. (Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. 17 S.
                              									193.)
                           Eine schwächende bezieh. zerstörende Einwirkung der Borsäure
                                 										auf die Keimung, wenn dieselbe mit den Samenkörnern genügend lange in
                              									Berührung gebracht wird und die Concentration eine ausreichende ist, fand J. Mord. (Comptes rendus,
                              									Bd. 114 S. 131.)
                           Untersuchungen über die chemische Constitution der
                                 										Peptone veröffentlicht P. Schützenberger in
                              									den Comptes rendus, Bd. 115 S. 764. Darnach ist das
                              									Fibrinpepton aufzufassen als ein Gemisch, das durch Phosphorwolframsäure zerlegbar
                              									ist in einen fällbaren, weniger Sauerstoff enthaltenden und einen nicht fällbaren,
                              									sauerstoffreicheren Theil, welch letzterer dem ersteren gegenüber die Rolle eines
                              									Alkohols hat. Der Ueberschuss an Sauerstoff des nicht fällbaren Theils ist im
                              									Molekül ohne Zweifel in Form von Oxhydril enthalten. Das Fibrin selbst wäre hiernach
                              									eine Art zusammengesetzter Aether, der unter dem Einfluss des Pepsins verseifbar ist
                              									und sich hierbei unter Bindung von Wasser in zwei Theile spaltet, welche beide
                              									Ureïde sind, d.h. die Elemente des Harnstoffes enthalten. Die Umwandlung in
                              									Pepton ist also das Resultat einer Esterzersetzung durch Verseifung. (Nach Chemiker-Zeitung, 1892, Repertorium S. 364.)
                           Das Molekulargewicht der Peptone bestimmten G. Ciamician und C. U.
                                 										Zanetti. Für die Peptone von E. Merck, durch
                              									Lösung in Wasser, Behandlung mit Essigsäure und Ferrocyankalium und fractionirte
                              									Fällung mit Alkohol gereinigt, wurde der Werth 529 bis 555, für die Peptone der
                              									Fabrik G. Grübler nur 315 bis 344 gefunden, während Sabanejew und Alexandrow
                              									das Molekulargewicht des Albumins im Mittel zu 14200 fanden. Die Resultate der
                              									Verfasser, welche mit denen von C. Paal übereinstimmen
                              										(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              									1892 Bd. 25 S. 1202), würden also erweisen, dass die Peptone viel weniger complexe
                              									Substanzen als die Albuminstoffe sind. (Nach Chemiker-Zeitung, 1892, Repertorium S. 364.)
                           Das Saccharin als Antisepticum bei der Alkoholgährung
                              									kritisirt Magerstein im Oesterreichischen landwirthschaftlichen Wochenblatt, 1892 S. 75. Darnach
                              									vermochten 2 g Saccharin auf 1 hl Hefemaische bei einer für die Bakterien sehr
                              									günstigen Temperatur die Milchsäurebildung zurückzuhalten, dagegen war die
                              									Vergährung eine schlechtere. Die Ausbeute auf Alkohol wurde nicht bestimmt. Auch
                              									dürfte der hohe Preis der Verwendung des Saccharins im Wege stehen.
                           Regeln für einen geordneten Brennereibetrieb und
                                 										Sicherstellung ihrer Anwendung, ein Vortrag von Prof. Delbrück, nebst ergänzenden Bemerkungen von Heinzelmann. Wir können auf die interessanten
                              									Ausführungen hier nur aufmerksam machen. (Zeitschrift für
                                       										Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 351, 359 und 367.)
                           
                              Morgen.