| Titel: | Finden während des Gerbeprocesses Hautzersetzungen statt? | 
| Autor: | v. Schroeder, Pässler | 
| Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 210 | 
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                        Finden während des Gerbeprocesses
                           								Hautzersetzungen statt?
                        Von Prof. Dr. v.
                                 									Schroeder und Dr. Pässler in Tharand.
                        (Fortsetzung der Abhandlung S. 137 d.
                           								Bd.)
                        Finden während des Gerbeprocesses Hautzersetzungen
                           								statt?
                        
                     
                        
                           Nach diesem Gerbeversuche mit Rossblösse, aus welchem hervorgeht, dass bei dem
                              									eigentlichen Gerbeprocesse in den Farben und Versenken eine irgend nennenswerthe
                              									Zersetzung der organischen Blössensubstanz nicht stattfindet, wollen wir unseren
                              									zweiten Gerbeversuch mit Kalbsblössen betrachten.
                           Von einer Partie Kalbfelle, die im Frühjahre 1892 in der Freiberger Lehrgerberei
                              									eingearbeitet wurde, nahmen wir, als die Blössen die Vorarbeiten durchgemacht
                              									hatten, drei Stück davon zu unserem Versuche. Diese drei Felle wurden unter
                              									Vermeidung von Druck möglichst genau jedes der Länge nach halbirt. Drei Hälften –
                              									und zwar von drei verschiedenen Blössen – kamen nach der genauen Gewichtsbestimmung
                              									zur chemischen Untersuchung in das Tharander Laboratorium. Die drei anderen Hälften
                              									wurden als Blössen ebenfalls genau gewogen und kamen dann mit der ganzen Partie zur
                              									Gerbung. Als die Gerbung beendigt war, dienten diese drei letzten Hälften zur
                              									Bestimmung des Lederrendements und zur Untersuchung des Leders. Drei Felle haben wir
                              									deswegen zu den Versuchen genommen, weil wir, bei dem verhältnissmässig geringen
                              									Gewichte eines Kalbfelles, auf diese Art ein zuverlässigeres Durchschnittsresultat
                              									erzielen wollten.
                           Zunächst sollen in Kürze die Vorarbeiten und der Gang des Gerbeprocesses beschrieben
                              									werden. Das Einweichen der Partie Thüringer trockener Kalbfelle – 72 Stück – begann
                              									am 3. Mai 1892 und dauerte unter mehrmaligem Walken und Erneuern des Weichwassers
                              									bis zum 10. Mai, worauf die Felle zuerst in einen gebrauchten Aescher – in den
                              									sogen. Fauläscher – und dann in einen frischeren Aescher gelangten. Am 17. Mai
                              									wurden die Felle gehaart und kamen dann auf 2 Tage in einen ganz frisch gestellten
                              									Weissäscher. Am 19. Mai wurden die Felle gespült, geschoren, mehrmals gewässert und
                              									gelangten am 23. Mai in die Taubendüngerbeize, in welcher sie einen Tag verblieben.
                              									Hierauf wurden die Felle abgezogen und kamen dann bis zum 25. Mai in Wasser von 20°
                              									C. An diesem Tage wurden die Felle 2 Stunden über den Bock gehängt, ihr
                              									Blössengewicht bestimmt und in die erste Farbe eingezogen.
                           Vor dem Einziehen wurden, wie bereits erwähnt, von den 72 Stück der Partie drei
                              									Blössen zu dem Gerbeversuche verwendet. Diese drei Versuchsblössen, halbirt und auf
                              									einer vorzüglichen Decimalwage bis auf 1 g genau gewogen, ergaben folgende
                              									Gewichte:
                           
                              
                                 Die zur Blössenuntersuchungbestimmten
                                    											Hälften
                                 Die zum Gerben bestimmtenHälften
                                 
                              
                                 5497 g
                                 5723 g
                                 
                              
                           Die Gerbung wurde mit Fichtenlohe und Eichenlohe durchgeführt und zwar in dem
                              									Verhältniss von nahezu 7/10 Fichte und 3/10 Eiche. Am 25. Mai wurden die Blössen
                              									in die erste Farbe eingezogen, die aus 50 k Fichtenlohe durch Behandlung mit warmem
                              									Wasser und späterem Zusatz von etwas gebrauchter Brühe hergestellt war. Beim
                              									Einziehen hatte diese Farbe eine Brühenstärke von 0,90° B. Nachdem die Felle in der
                              									ersten Farbe unter häufigem Treiben bis zum 28. Mai an gegerbt waren, kamen sie bis
                              									zum 2. Juni in die zweite Farbe, welche ebenfalls aus 50 k Fichtenlohe
                              									hergestellt war. Zur dritten Farbe, in welcher die Felle vom 3. bis 8. Juni
                              									verblieben, wurden 75 k Fichtenlohe und 25 k Eichenlohe verwendet. In der vierten
                              									und fünften Farbe, in welcher die Felle vom 9. bis 14. und vom 15. bis 21. Juni
                              									verblieben, wurden ebenfalls je 75 k Fichtenlohe und 25 k Eichenlohe gebraucht. Am
                              									22. Juni wurde mit 68 k Fichtenlohe und 75 k Eichenlohe versenkt und am 9. August
                              									sind die fertigen Leder aus dem Versenk nach 49 Tagen gezogen worden. Die
                              									Brühenstärke stieg in der fünften Farbe etwa auf 1,20° B. und im Versenk ungefähr
                              									auf 1,50° B. Die Gerbung hat also im Ganzen 77 Tage gedauert.
                           Aus der zweiten Farbe wurde die Partie Kalbfelle auf der Fleischseite ausgestossen
                              									und die Köpfe gefalzt. Leider sind durch ein Versehen der Arbeiter in der Gerberei
                              									die drei halben Versuchsfelle auch mit ausgestossen und gefalzt worden.
                              									Glücklicherweise konnten noch die Ausstoss- und Falzspäne für die ganze Partie
                              									vollständig gesammelt und gewogen werden, so dass sich der Abgang, der durch das
                              									Ausstossen und Falzen an der Substanz der Felle veranlasst ist, durch Rechnung
                              									bestimmen lässt. Die Ausstoss- und Falzspäne ergaben im frischen Zustande, wie sie
                              									in der Gerberei gewogen wurden, ein Gewicht von 11,82 k. Das Weissgewicht der ganzen
                              									Partie hatte 250,42 k betragen, so dass auf 100 Th. Blösse 4,52 Th. Späne entfallen.
                              									Die Ausstoss- und Falzspäne mussten natürlich auch analysirt werden, um berechnen zu
                              									können, wie viel Hautsubstanz durch diese Operationen verloren gegangen war.
                           Die drei halben Versuchsfelle waren als Blössen am 24. Mai in der Gerberei zu
                              									Freiberg gewogen worden. In Tharand wurden die Blössen in Rahmen gespannt und
                              									lufttrocken gemacht. Darauf wurden die Gewichte im lufttrockenen Zustande bestimmt,
                              									der Wassergehalt festgestellt und die sorgfältigst entnommene Durchschnittsprobe
                              									analysirt. Die erhaltenen absoluten Gewichte und Gewichte für die drei
                              									Blössenhälften sind aus folgenden Zahlen zu ersehen:
                           
                              
                                 Absolutes Ge-wicht der nassenBlösse
                                    											(Weiss-gewicht)
                                 Gewicht imlufttrockenZustande
                                 Wassergehaltder lufttrocke-nen
                                    											Substanz
                                 Gewichtder
                                    											absoluttrockenenSubstanz
                                 100 Th. Blössegeben
                                    											Blössen-trockensubst.:
                                 
                              
                                 g5497
                                 g1232
                                 Proc.14,97
                                 g1048,0
                                 19,06
                                 
                              
                           Die Analyse der Blössen ergab in absolut trockener Substanz:
                           
                              
                                 Fett
                                     0,75
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Mineralstoffe
                                     1,11
                                 „
                                 
                              
                                 Organische Hautsubstanz
                                   98,14
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Stickstoffgehalt
                                   17,45
                                 „
                                 
                              
                           Nach Abzug des Fettes und der Mineralstoffe ergibt die organische Hautsubstanz der
                              									Blösse einen Stickstoffgehalt von 17,79 Proc.
                           Es sollen nun die Resultate der Untersuchung der Ausstoss- und Falzspäne folgen. Die
                              									im frischen Zustande gewogenen Späne ergaben einen Wassergehalt von 72,78 Proc. Da
                              									100 Th. Blösse 4,52 Th. frischer Späne lieferten, so entspricht diese Menge demnach
                              									1,23 Th. Trockensubstanz. Die Späne wurden in derselben Weise wie später die Leder
                              									analysirt und das Resultat wurde auf 100 Th. Trockensubstanz berechnet.
                           
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                                 In 100 Th. Trockensubstanzder Späne sind
                                    											enthalten:
                                 
                              
                                 Fett
                                 
                                       1,72 Proc.
                                 
                              
                                 Mineralstoffe
                                 
                                   1,35    „
                                 
                              
                                 Durch Wasser aus-  waschbare orga-    nische
                                    											Stoffe
                                 Gerbende StoffeNichtgerbstoffe
                                   1,93    „  2,81    „
                                 
                              
                                 Reine Ledersubstanz
                                 
                                 92,19    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                   100,00 Proc.
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 
                                 12,22    „
                                 
                              
                           Nachdem die am 9. August gezogenen Leder lufttrocken gemacht waren, wurden sie
                              									gewogen, der Wassergehalt bestimmt und die Lederanalysen ausgeführt. Blössen- und
                              									Ledergewicht stellten sich wie folgt:
                           
                              
                                 Weiss-gewicht
                                 Gewicht deslufttrockenenLeders
                                 Wassergehaltdes lufttrocke-nen Leders
                                 Gewicht derLedeertrocken-substanz
                                 100 Th. Blössegeben
                                    											Leder-trockensubstanz
                                 
                              
                                 g5723
                                 g2223
                                 Proc.18,07
                                 g1821,27
                                 Th.31,82
                                 
                              
                           Um zu sehen, ob Hautsubstanz bei dem Gerbeprocess zersetzt worden ist, wurden in dem
                              									Leder Stickstoffbestimmungen ausgeführt, und zwar wurde der Stickstoffgehalt
                              									einerseits direct in der Trockensubstanz des Leders bestimmt (a), andererseits nach
                              									der Extraction mit Schwefelkohlenstoff und mit Wasser. Der letztere Stickstoffgehalt
                              									wurde auf die unextrahirte Substanz umgerechnet (b). Da diese beiden Zahlen, wie wir
                              									bald sehen werden, vollkommen übereinstimmen, so geht daraus zugleich hervor, dass
                              									durch Schwefelkohlenstoff und durch Wasser aus dem Leder stickstoffhaltige
                              									Substanzen nicht ausgezogen werden. Dasselbe Ergebniss hatten wir bei den Analysen
                              									des Rossledergerbeversuches auch bereits erhalten.
                           Stickstoffgehalt in der Ledertrockensubstanz:
                           
                              
                                 a)
                                 9,67
                                 Proc.
                                 
                              
                                 b)
                                 9,67
                                 „
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Mittel
                                 9,67
                                 Proc.
                                 
                              
                           Da wir nun die Stickstoffgehalte der Blösse, der Falz- und Ausstosspäne, sowie des
                              									Leders kennen und da wir ferner wissen, wie viel Trockensubstanz die Blösse enthielt
                              									und wieviel 100 Th. Blösse an Ledertrockensubstanz und Trockensubstanz der
                              									Abfallspäne geliefert haben, so können wir jetzt die Frage nach der eventuellen
                              									Zersetzung der Hautsubstanz während des eigentlichen Gerbeprocesses beantworten. Es
                              									entsprachen 100 Th. nasser Blösse 19,06 Th. Blössentrockensubstanz und diese 100 Th.
                              									Blösse lieferten bei der Gerbung 1,23 Th. Trockensubstanz der Falz- und
                              									Ausstosspäne, sowie 31,82 Th. Ledertrockensubstanz:
                           
                              
                                 
                                 In 100 Th.Trockensubst.sind
                                    											enthaltenStickstoff
                                 100 Th. nasserBlösse
                                    											liefertenTrocken-substanz
                                 In beistehenderTrockensub-stanz sind
                                    											ent-halten Stickst.
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Blössentrockensubstanz
                                 17,45
                                 19,06
                                 3,33
                                 
                              
                                 Trockensubstanz der Falz- und Aus-    stosspäne
                                 12,22
                                   1,23
                                 0,15
                                 
                              
                                 Ledertrockensubstanz
                                   9,67
                                 31,82
                                 3,08
                                 
                              
                           Es entsprechen 17,79 Th. Stickstoff 100 Th. fettfreier organischer Hautsubstanz; wir
                              									haben nun die Beantwortung unserer Frage in folgender Zusammenstellung:
                           
                              
                                 
                                 Stickstoff
                                 Fettfreie organischeHautsubstanz
                                 
                              
                                 In 100 Th. der Blösse waren    vorhanden
                                    3,33
                                  18,71
                                 
                              
                                 In dem aus der Blösse er-    haltenen Leder, sowie
                                    											den    Falz- und Ausstosspänen    wurden nachgewiesen
                                    3,23
                                  18,16
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Differenz
                                 – 0,10
                                 – 0,55
                                 
                              
                           Bei dem Rossledergerbeversuche fanden wir bei derselben Zusammenstellung einen
                              									kleinen Zuwachs, der 0,06 Th. Stickstoff oder 0,36 Th. Hautsubstanz auf 100 Th.
                              									Blösse betrug – hier haben wir dagegen einen kleinen Verlust von 0,10 Th. Stickstoff
                              									oder 0,55 Th. Hautsubstanz. Dieser Befund beweist, dass die gefundenen kleinen
                              									Abweichungen nach der einen oder anderen Seite hin lediglich auf unvermeidliche
                              									Versuchsfehler zurückzuführen sind – denn wenn man eine Zersetzung von 0,55 Th.
                              									Hautsubstanz auch ohne Zweifel als möglich annehmen muss, so ist ein entsprechender
                              									Zuwachs an Hautsubstanz doch eine Unmöglichkeit. Geringe Zersetzungen von
                              									Hautsubstanz werden sich daher überhaupt nicht nachweisen lassen, auch wenn die
                              									Analysen und Wägungen mit der peinlichsten Sorgfalt durchgeführt werden. Lässt sich
                              									daher die Möglichkeit geringer Zersetzungen an Hautsubstanz während des eigentlichen
                              									Gerbeprocesses auch nicht bestreiten, so geht aus beiden Versuchen doch mit
                              									Sicherheit hervor, dass im Durchschnitt ein irgend bedeutender Verlust an
                              									Hautmaterial dadurch bei der Oberledergerbung in der Praxis nicht entstehen kann.
                              									Das ergibt sich sofort, wenn wir die Resultate des Rossledergerbeversuches und des
                              									Kalbledergerbeversuches mit einander combiniren, indem wir aus den beiderseitigen
                              									Ergebnissen das Mittel nehmen. Wir erhalten dann folgende Zahlen:
                           
                              
                                 
                                 Stickstoff
                                 Fettfreie organischeHautsubstanz
                                 
                              
                                 In 100 Th. der Blösse waren    vorhanden
                                 3,58
                                 20,13
                                 
                              
                                 In den Ledern, die aus diesen    Blössen hervorgingen,
                                    											wurde    nachgewiesen
                                 3,56
                                 20,03
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Differenz
                                 0,02
                                   0,10
                                 
                              
                           Es sind also im Durchschnitt von 100 Th. fettfreier organischer Hautsubstanz der
                              									Blössentrockensubstanz in den Ledern 99,5 Th. wiedergefunden worden; es sind demnach
                              									durchschnittlich nur 0,5 Proc. der fettfreien organischen Hautsubstanz zersetzt
                              									worden, welche kleine Differenz auch sehr wohl durch unvermeidliche Versuchsfehler
                              									hervorgerufen sein kann. Das Resultat unserer zwei Gerbeversuche ist entschieden
                              									folgendes:
                           
                              In der Oberledergerberei findet während des eigentlichen
                                 										Gerbeprocesses in den Farben und Versenken eine irgend bedeutende Zersetzung der
                                 										Hautsubstanz nicht statt. Wenn man die Möglichkeit ganz geringer Zersetzungen
                                 										auch nicht bestreiten kann, so steht doch fest, dass dadurch in der Praxis immer
                                 										nur sehr unwesentliche Verluste an Hautmaterial entstehen können.
                              
                           Die specielle Analyse des Kalbleders führte zu folgendem Resultate:
                           In 100 Th. Trockensubstanz des Kalbleders sind enthalten:
                           
                              
                                 Fett
                                 
                                     0,50
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Mineralstoffe
                                 
                                     0,65
                                 „
                                 
                              
                                 Durch Wasser ex-    trahirbare orga-      nische
                                    											Stoffe
                                 Gerbende StoffeNichtgerbstoffe
                                     4,17    2,00
                                 „„
                                 
                              
                                 Heine Ledersubstanz
                                 
                                   92,68
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,00
                                 
                                 
                              
                                 Zucker (als Traubenzucker berechnet)
                                     0,18
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Stickstoff im Leder
                                     9,67
                                 „
                                 
                              
                                 Stickstoff in der reinen Ledersubstanz
                                   10,43
                                 „
                                 
                              
                                 Die reine Ledersub-    stanz besteht aus
                                 HautsubstanzGerbstoff
                                   54,35  38,33
                                 „„
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                   92,68
                                 
                                 
                              
                           
                           Wir wollen jetzt betrachten, wie das Kalbleder unseres Versuches aus der Blösse
                              									hervorgegangen ist. Aus 100 Th. flösse erhielten wir 1,23 Th. Trockensubstanz an
                              									Falz- und Ausstosspänen und 31,82 Th. Ledertrockensubstanz oder 100 Th.
                              									Blössentrockensubstanz lieferten 6,45 Th. Trockensubstanz an Falz- und Ausstosspänen
                              									und 166,95 Th. Ledertrockensubstanz. Da wir die Zusammensetzung der Blösse, der
                              									Falz- und Ausstosspäne kennen gelernt haben, so lässt sich im Einzelnen ersehen,
                              									durch welche Veränderungen der Blösse das Leder aus derselben hervorgegangen ist. In
                              									der folgenden Tabelle sind die Resultate zusammengestellt:
                           
                              
                                 
                                 In 100 Th.
                                    											derBlösentrocken-substanz
                                 In 6,45 Th. derFalz- und
                                    											Aus-stosspäne
                                 In 166,95 Th.der
                                    											Leder-trockensubst.
                                 In den aus100 Th.
                                    											Blössen-trockensubst.hervorgegange-nen Productensind
                                    											erhalten
                                 In Leder undin den Spänenist mehr
                                    											(+)od. weniger (–)als in d. Blösse
                                 
                              
                                 FettMineralstoffeDurch Wasser auszieh-bare
                                    											organische Stoffe    Gerbende
                                    											Stoffe    NichtgerbstoffeOrganische
                                    											fettfreie    HautsubstanzGerbende Stoffe in der    reinen
                                    											Ledersubst.
                                     0,75    1,11––  98,14–
                                 0,110,090,120,184,431,52
                                     0,83    1,09    6,96    3,34  90,74  63,99
                                     0,94    1,18    7,08    3,52  95,17  65,51
                                 +   0,19+   0,07+   7,08+  
                                    											3,52–   2,97+ 65,51
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 6,45
                                 166,95
                                 173,40
                                 + 73,40
                                 
                              
                                 StickstoffZucker (als Trauben-    zucker
                                    											berechnet)
                                   17,47–
                                 0,79–
                                   16,15    0,30
                                   16,94    0,30
                                 –   0,53+   0,30
                                 
                              
                           Die obige Zusammenstellung ergibt wie beim Bossledergerbeversuch einen kleinen
                              									Zuwachs an Fett während des Gerbeprocesses. Ein wirklicher Zuwachs an Fett kann
                              									natürlich bei der Gerbung nicht erfolgen und es erklärt sich derselbe ähnlich wie
                              									bei dem Bossledergerbeversuch. Eine sehr geringe Differenz zeigen die Mineralstoffe;
                              									während beim Bossledergerbeversuch eine deutliche Abnahme der Mineralstoffe
                              									constatirt wurde, sind dieselben hier während der Gerbung ihrer Menge nach als
                              									unverändert anzusehen. Dies rührt unzweifelhaft daher, dass die Kalbsblössen viel
                              									sorgfältiger reingemacht in die Farben eingezogen sind; und dass eine merkbare
                              									Kalkauflösung in den Farben nicht stattgefunden hat. Bezüglich des
                              									Stickstoffgehaltes und der Hautsubstanz haben wir uns schon früher ausgesprochen und
                              									sind dabei zu dem Resultate gekommen, dass Hautsubstanz – und zwar fast 3 Proc. der
                              									Hauttrockensubstanz – während des Gerbeprocesses zersetzt worden ist. Es ist hierbei
                              									jedoch die Möglichkeit vorhanden, dass die zersetzte Hautmenge grösser erscheint,
                              									als sie in der That ist, und zwar in Folge der Correctur, welche angebracht werden
                              									musste. Möglicherweise sind die Versuchshälften ein wenig stärker gefalzt und
                              									ausgestossen worden, als dem Mittel der ganzen Partie entspricht, und dies würde
                              									sich natürlich in dem Endresultat als Hautsubstanzverlust durch Zersetzung
                              									ausdrücken.
                           Wir wollen jetzt noch in Kürze betrachten, wie viel Gerbstoff von den Kalbsblössen
                              									aufgenommen worden ist, und können natürlich hierbei nur die fertigen Leder
                              									berücksichtigen, da die Ausstoss- und Falzspäne nach einer kurzen Angerbung gewonnen
                              									worden sind. Es stellt sich dabei heraus, dass 100 Th. Hautsubstanz im Ganzen 78,2
                              									Th. Gerbstoff aufgenommen haben, wovon sich 7,7 Th. durch Wasser wieder leicht
                              									auswaschen lassen. Es ist dies eine Durchgerbung, welche nach theoretischen
                              									Begriffen zwar als keine vollständige bezeichnet werden kann, wie wir sie jedoch
                              									nach unseren zahlreichen Untersuchungen bei Oberledern der Praxis sehr häufig
                              									gefunden haben und man denselben auch gar nicht selten bei vorzüglichen Sohlledern
                              									begegnet, die nach altem Grubensystem mit einem viel grösseren Aufwände von
                              									Gerbmaterial hergestellt werden.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)