| Titel: | Methoden zur Untersuchung von Nahrungs-, Genussmitteln und Verbrauchsgegenständen. | 
| Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 235 | 
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                        Methoden zur Untersuchung von Nahrungs-,
                           								Genussmitteln und Verbrauchsgegenständen.
                        (Letzter Bericht siehe Bd. 286 S.
                           								186.)
                        Methoden zur Untersuchung von Nahrungs-, Genussmitteln und
                           								Verbrauchsgegenständen.
                        
                     
                        
                           Zusammensetzung der Milch und Milchproducte.
                           P. Vieth hat im J. 1891 19 849 Proben Milch, 1299 Proben
                              									Rahm, 119 Proben Butterund Butterfett, die nach London eingeführt wurden,
                              									untersucht. Die durchschnittliche Zusammensetzung der Milch war Wasser 87,24 Proc.,
                              									Fett 3,80 Proc., festes Nichtfett 8,96 Proc., Volumgewicht 1,0322. Der Fettgehalt
                              									war am geringsten im April und Mai – 3,49 Proc. –, am grössten im November 4,30
                              									Proc. Die flüchtigen Säuren der englischen Butter hatten einen Titer von 26,6, der
                              									französischen 28,1, der dänischen 27,2, der holsteinischen 24,9 und der
                              									australischen 31,5. (Nach The Analyst, Bd. 17 S.
                              									62.)
                           
                        
                           Bestimmung des Fettgehaltes der Milch mittels der neuen
                              									Lactokritsäure.
                           Die Lactokritsäure, welche das Bergedorfer Eisenwerk nebst geaichten Prüfern liefert,
                              									besteht aus einem Gemisch von 100 Volumtheilen Milchsäure und 5 bis 8 Volumtheilen
                              									Salzsäure. Nach dem neuen Verfahren wird die abgemessene Milchsäure zuerst im
                              									Wasserbade durch Einlassen von Dampf erwärmt und dann das gleiche Volumen Milch
                              									zugesetzt. Das Caseïn löst sich hierbei völlig auf. Während des Centrifugirens muss
                              									die Temperatur auf 60° gehalten werden (beim alten Verfahren auf 40°).
                           Die Methode liefert sowohl bei fettreicher und fettarmer Milch (vorausgesetzt, dass
                              									letztere nicht nahezu entrahmt ist) mit der chemischen Analyse übereinstimmende
                              									Zahlen. Ist die Milch zu sehr entfettet, so mischt man die centrifugirte Milch mit
                              									einer fettreicheren Milch (von etwa 1 bis 2 Proc. Fett) und untersucht das Gemenge
                              									in gewöhnlicher Weise. Der gefundene Fettgehalt vermindert um den zugesetzten,
                              									ergibt sodann denjenigen der untersuchten zu fettarmen Milch. (Nach Milch-Zeitung, Bd. 21 S. 625, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 2 S. 760.)
                           
                        
                           Bestimmung des Fettgehaltes im Rahm nach der aräometrischen
                              									Methode.
                           Um nach aräometrischer Methode den Fettgehalt des Rahmes zu bestimmen, verdünnt man
                              									nach Hans Graf v. Töring den Rahm je nach seinem
                              									Fettgehalte mit der 2,5- bis 10fachen Wassermenge und behandelt die Emulsion genau
                              									so wie Milch. Zur Herstellung der Verdünnungsgemische füllt man ein an der
                              									Aichstelle abgeschliffenes, 100 cc fassendes Kölbchen mit dem zu untersuchenden Rahm
                              									gestrichen voll, bringt diesen in eine Messflasche, spült das Kölbchen mit
                              									destillirtem Wasser aus und füllt die Messflasche damit bis zu einer der gewünschten
                              									Verdünnung entsprechenden Marke auf. Die mittels der Methode erhaltenen Zahlen
                              									stimmen mit den gewichtsanalytischen bis auf + 0,26 und – 0,78 überein. (Nach Milch-Zeitung, Bd. 21 S. 190, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 723.)
                           
                        
                           Verhältniss des Rahmgehaltes zum Butterfettgehalt der
                              									Milch.
                           Zur Entscheidung der schon mehrfach ausgesprochenen Ansicht, dass auf 70 bis 80°
                              									erwärmte Milch sich schneller und vollständiger entrahmen lasse als Milch von
                              									gewöhnlicher Temperatur, führte W. Thörner Rahm- und
                              									Butterfettbestimmungen an 30 Milchproben aus. Die Rahmbestimmungen wurden an
                              									sämmtlichen Proben derart vorgenommen, dass je 20 cc der ursprünglichen 15° warmen,
                              									der auf 80° erwärmten und der mit gleichem Volumen destillirtem Wasser verdünnten
                              									Milch bis zur völligen Entrahmung geschleudert wurden, während zu einer vierten
                              									Bestimmung das Cremometer diente.
                           Das Ergebniss; welches Verfasser in einer Tabelle zusammenstellte, war, dass mit
                              									vereinzelten Ausnahmen die erwärmte Milch das kleinste Rahmvolum bezieh. die
                              									dichteste Rahm abscheidung ergab; hierauf folgte die mit Wasser verdünnte Milch,
                              									dann die kalt centrifugirte und sehliesslich die kalt stehen gelassene Milch. (Nach
                              									der Cremometermethode.)
                           Die Rahmabscheidung erfolgt am schnellsten in der erwärmten und in der mit Wasser
                              									verdünnten Milch; dieselbe ist meist schon nach fünf Minuten beendet. Dagegen ist
                              									die Entrahmung bei der kalten Milch oft nach einer Viertelstunde nicht völlig
                              									eingetreten. Verfasser fand somit bestätigt, dass durch die Erwärmung der Milch auf
                              									80° die Rahmabscheidung nicht unwesentlich beschleunigt wird.
                           Was nun das Verhaltniss der Rahmwerthe der vom Verfasser angewandten vier Methoden zu
                              									dem wirklich vorhandenen Butterfett anbelangt, so ist dasselbe, da ja die vier
                              									Methoden verschiedene Rahmvolumina ergeben, kein constantes. Merkwürdiger Weise
                              									fallen aber die Zahlen der Volumprocente, welche man bei der mit gleichem Volumen
                              									Wasser verdünnten Milch direct abliest, nahezu mit
                              									denen des wirklich vorhandenen Butterfettes zusammen. Allein, da auch hier bei
                              									einzelnen Proben Abweichungen bis 0,5 Proc. vorkommen, so lässt sich hierauf wohl
                              									eine rasche und billige Methode zur Bestimmung des Butterfettes der Milch nicht
                              									gründen. (Nach Chemiker-Zeitung, 1892 Bd. 16 S.
                              									758.)
                           
                        
                           Ueber den Schmutzgehalt der Würzburger Marktmilch und die
                              									Herkunft der Milchbakterien.
                           Den Schmutzgehalt der Marktmilch bestimmte Leopold
                                 										Schulz nach der Renk'schenMünchener Medicinische Wochenschrift, 1890 Nr.
                                    											6 und 7. Methode und erhielt für die Würzburger Marktmilch
                              									nachstehendes Ergebniss, welches sich auf in den Monaten März und Mai entnommene
                              									Milchproben bezieht:
                           
                              
                                 Laufende Nr.
                                 Schmutztrockenin mg
                                 Im Mittel
                                 SchmutzfrischerSubstanzin mg
                                 Im Mittel
                                 
                              
                                   1  2  3  4  5  6  7  8  9101112131415161718
                                 0,50,70,91,11,41,51,92,02,22,22,63,03,24,05,45,97,88,1
                                 3,02 mg in 1 l
                                   2,5  3,5  4,5  5,5  7,0  7,5  9,510,011,011,013,015,016,020,027,029,539,040,5
                                 15,1 mg in 1 l
                                 
                              
                           
                           Dieser Schmutzgehalt der Würzburger Marktmilch ist gering im Vergleich zu den
                              									von Renk gefundenen Zahlen für Halle; Berlin, München
                              									und Leipzig, welche Verfasser in der folgenden Tabelle zusammengestellt hat:
                           
                              
                                 1 l Milch enthält an Schmutz in
                                 
                              
                                 Würzburg
                                 Leipzig
                                 München
                                 Berlin
                                 Halle
                                 
                              
                                 Im Mittel
                                 Im Mittel
                                 Im Mittel
                                 Im Mittel
                                 Im Mittel
                                 
                              
                                 TrockenSub-stanz3,02
                                 FrischeSub-stanz15,1
                                 TrockenSub-stanz3,8
                                 FrischeSub-stanz19,0
                                 TrockenSub-stanz9,0
                                 FrischeSub-stanz45,0
                                 TrockenSub-stanz10,3
                                 FrischeSub-stanz51,5
                                 TrockenSub-stanz14,92
                                 FrischeSub-stanz74,60
                                 
                              
                                 Maximum
                                 Maximum
                                 Maximum
                                 Maximum
                                 Maximum
                                 
                              
                                 TrockenSub-stanz8,1
                                 FrischeSub-stanz40,5
                                 TrockenSub-stanz11,5
                                 FrischeSub-stanz57,5
                                 TrockenSub-stanz27,9
                                 FrischeSub-stanz139,5
                                 TrockenSub-stanz50,0
                                 FrischeSub-stanz250,0
                                 TrockenSub-stanz72,5
                                 FrischeSub-stanz362,5!
                                 
                              
                                 mg
                                 mg
                                 mg
                                 mg
                                 mg
                                 
                              
                           Da der relativ niedere Schmutzgehalt der Würzburger Milch nicht im Einklänge stand
                              									mit dem ausserordentlich hohen Pilzgehalt derselbenJohannes Claus: Bakteriologische Untersuchungen der
                                       												Milch im Winter 1888/89 in Würzburg mit besonderer Berücksichtigung der
                                       												Milchsäure bildenden Bakterien. Inaugural-Dissertation
                                    										1889., so forschte Verfasser weiter nach den Ursachen des
                              									Pilzgehaltes der Milch. Derselbe glaubt auf Grund seiner diesbezüglichen Versuche
                              									zur Frage des Bakteriengehaltes der Milch ganz positiv behaupten zu dürfen:
                           1) Der überraschende Pilzreichthum der Milch ist nicht, wie man bisher meinte,
                              									lediglich durch Verunreinigungen allein bedingt, sondern es dringen bestimmt Keime
                              									in die Ausführungsgänge des Euters ein, vermehren sich dort bei der Bruttemperatur
                              									des Thierkörpers auf zurückgebliebenen kleinen Milchresten als gutem Nährboden
                              									während der 6 bis 12 Stunden, die zwischen den einzelnen Melkacten liegen,
                              									entsprechend und werden dann mit den nächsten Milchstrahlen mehr oder weniger
                              									vollständig herausgeschwemmt. Es ist deshalb die erste das Euter verlassende Milch
                              									relativ sehr pilzreich.
                           2) Dieser Pilzreichthum nimmt bei weiterem Fortschreiten des Melkens allmählich ab,
                              									so dass unter günstigen Verhältnissen nach einer gewissen Zeit sterile Milch
                              									entleert werden kann. (Nach Archiv für Hygiene, 1892
                              									Bd. 14 S. 260.)
                           
                        
                           Ursache des raschen Gerinnens der Milch beim Gewitter.
                           Bekanntlich schrieb man das rasche Gerinnen der Milch beim Gewitter einer Einwirkung
                              									des Ozons zu. Dies ist jedoch in Wirklichkeit nicht der Fall. Aus Versuchen, welche
                              									von Liebig angestellt wurden, geht hervor, dass Ozon
                              									das Wachsthum der Spaltpilze verlangsamt, und damit auch die Umsetzung des
                              									Milchzuckers in Milchsäure verzögert. Das Ozon wirkt also „indirect negativ“
                              									bei der Zersetzung des Milchzuckers.
                           Verfasser erklärt daher das rasche Gerinnen der Milch beim Gewitter „durch einen
                                 										indirect positiven Einfluss der Wärme auf die Milchsäurebakterien“. Letztere
                              									vermögen nämlich den Milchzucker am stärksten zu zersetzen bei 25 bis 30°. Das sind
                              									Temperaturen, wie sie meist bei Gewitter in der Luft herrschen. (Nach Milch-Zeitung, 1891 Nr. 27, und Vierteljahrsschrift über die Fortschritte auf dem Gebiete der Chemie der
                                 										Nahrungs- und Genussmittel,
                              									Bd. 6 S. 301, durch Chemisches Centralblatt, 1892
                              									Bd. 1 S. 490.)
                           
                        
                           Herstellung von Phosphatmilch.
                           Nach Henri Saghier soll es Gravier gelungen sein, durch eine besondere Art der Fütterung der Kühe
                              									direct sogen. Phosphatmilch zu erzeugen, welche 2,3 bis 2,5 g P2O5 im Liter
                              									enthielte.
                           Diese Phosphatmilch kommt sterilisirt in den Handel; sie hat den Geruch und Geschmack
                              									gewöhnlicher Milch und ist reich an Rahm. (Nach Milch-Zeitung, 1891 Nr. 74, und Vierteljahrsschrift über die Fortschritte auf dem Gebiete der Chemie der
                                 										Nahrungs- und Genussmittel, Bd. 6 S. 307, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 491.)
                           
                        
                           Untersuchungen von Butterfett.
                           Eingehende UntersuchungenDie landwirthschaftlichen Versuchsstationen,
                                    											1890 Bd. 38 S. 349. zur Feststellung der Grösse der Schwankungen
                              									in dem Gehalte des Butterfettes an flüchtigen und an unlöslichen Fettsäuren, sowie
                              									an Oleïn haben M. Schrodt und O. Henzold angestellt. Dieselben Verfasser haben nun neuerdings während
                              									eines ganzen Jahres das von der Milch einer grösseren Herde stammende Butterfett
                              									untersucht und sind zu folgenden Folgerungen aus ihren Untersuchungen gelangt:
                           1) Der Gehalt des Butterfettes an flüchtigen Fettsäuren ist von dem Stande der
                              									Lactation abhängig und wird durch die Fütterung nicht beeinflusst. Mit dem
                              									Vorschreiten der Lactationszeit findet eine allmähliche Verminderung der flüchtigen
                              									Fettsäuren statt.
                           2) In der Regel entspricht, und zwar unabhängig von der Fütterung, einem niedrigen
                              									Gehalte an flüchtigen Fettsäuren ein höherer Gehalt an unlöslichen Fettsäuren; durch
                              									letzteren wird eine Erhöhung des Brechungsexponenten bewirkt.
                           3) Es treten Butterfette auf, welche durch einen niedrigen Gehalt an flüchtigen
                              									Fettsäuren gekennzeichnet sind; die Ursache für diese Erscheinung ist bislang nicht
                              									festgestellt.
                           4) In Folge der niedrigen Grenzwerthe, welche für die flüchtigen Fettsäuren auftreten
                              									können, ist die Bestimmung derselben zum Zwecke der Ueberwachung des Butterhandels
                              									nicht ausreichend. Es ist daher die gleichzeitige Ermittelung der unlöslichen
                              									Fettsäuren und des Brechungsexponenten anzurathen.
                           In der oben angeführten AbhandlungDie landwirthschaftlichen Versuchsstationen,
                                    											1890 Bd. 38 S. 349. haben Schrodt
                              									und Henzold in Tabelle II S. 362 die Resultate von 105
                              									Butteruntersuchungen niedergelegt. Diese Zahlen sind bei der Untersuchung einer
                              									verdächtigen Butter unentbehrlich. Fallen die erhaltenen Zahlen innerhalb der
                              									Minimal- und Maximalzahlen der natürlichen Butter, so sieht man die untersuchte
                              									Butter als rein an; fallen sie ausserhalb der Grenzzahlen, so bezeichnet man die
                              									Butter als „mit Margarine vermischt“. Es bleibt aber der persönlichen
                              									Auffassung des Sachverständigen überlassen, dieses Urtheil mehr oder weniger
                              									einzuschränken durch Zusätze wie: „höchst wahrscheinlich“,
                              										„wahrscheinlich“ u.s.w. vermischt. Eine absolute Sicherheit des
                              									Nachweises der Mischling liegt nicht vor, wie man ohne weiteres erkennt, wenn man bedenkt,
                              									dass die fortgesetzte Untersuchung der natürlichen Butter möglicher Weise andere
                              									Minimal- und Maximalzahlen ergeben könnte. Schwieriger wird der Fall noch, wenn die
                              									dem Sachverständigen vorliegenden Zahlen des fraglichen Gemisches sich mit den
                              									Maximal- und Minimalzahlen der natürlichen Butter decken. Es ist dann für jeden
                              									Sachverständigen immer noch höchst wahrscheinlich, dass eine Mischung vorliegt, aber
                              									es ist nicht sicher, und es ist nicht möglich, durch eine blosse Betrachtung der
                              									Minimal- und Maximalzahlen, die Wahrscheinlichkeit der Fälschung numerisch
                              									anzugeben.
                           Wie man in solchen Fällen aus den Schrodt-Henzold'schen
                              									Zahlen die Wahrscheinlichkeit der Fälschung ziffernmässig feststellt, erörtert H. Rodewald, auf dessen Abhandlung verwiesen wird.
                              									Erwähnt sei an dieser Stelle nur, dass Rodewald auch
                              									die Wahrscheinlichkeiten berechnete, welche Gemische aus Butterfett und Margarine
                              									nach den verschiedenen Methoden liefern, und in der folgenden Tabelle
                              									zusammenstellte:
                           
                              
                                 
                                 Wahrscheinlichkeit, dass eineMischung
                                    											vorliegt, bestimmtauf Grund nachstehenderMethoden
                                 
                              
                                 FlüchtigeFettsäuren
                                 UnlöslicheFettsäuren
                                 Jodzahl
                                 Brechnungs-Exponent
                                 
                              
                                 Butterfett mit   5 Proc. Margarine
                                 0,3216
                                 0,0113
                                 0,3168
                                 0,6576
                                 
                              
                                         „        „  10    „           „
                                 0,7653
                                 0,0446
                                 0,2349
                                 0,8775
                                 
                              
                                         „        „  15    „           „
                                 0,9308
                                 0,4440
                                 0,0000
                                 0,9759
                                 
                              
                                         „        „  20    „           „
                                 0,9770
                                 0,9337
                                 0,1551
                                 0,9759
                                 
                              
                                         „        „  25    „           „
                                 0,9974
                                 0,9999
                                 0,7252
                                 0,9937
                                 
                              
                           Diese Tabelle gibt uns zugleich ein Bild von dem Werth der einzelnen Methoden zur
                              									Nachweisung der Margarine in der Butter.
                           Die sicherste Methode bei grösseren Zusätzen ist die Bestimmung der unlöslichen
                              									Fettsäuren, denn sie vermag die höchste Wahrscheinlichkeit, dass eine Mischung
                              									vorliegt, zu geben. Die dann folgende Methode ist die der Bestimmung der flüchtigen
                              									Fettsäuren nach der Reichert-Meissl-Wollny'schen
                              									Methode. Sie vermag bei Zusätzen von 25 Proc. die zweitgrösste Wahrscheinlichkeit zu
                              									geben. Fast vollkommen gleichwerthig mit dieser Methode ist diejenige der Bestimmung
                              									der Brechungsexponenten, denn sie vermag schon bei kleinen Zusätzen eine ziemlich
                              									hohe Wahrscheinlichkeit zu geben. Für diejenigen Laboratorien, die mit einem
                              									Refractometer ausgerüstet sind, dürfte also die Bestimmung der flüchtigen Fettsäuren
                              									überflüssig sein, da das Refractometer schneller zum Ziel führt. (Nach Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen, 1892 Bd.
                              									40 S. 265 und 299.)
                           
                        
                           Zur Prüfung der Butter mit dem Oleorefractometer von
                              									Jean.
                           Die Behauptung von JeanVgl. 1892 284 261., dass ein Zusatz von 5 Proc.
                              									Leinöl zur Butter die Ablenkung auf – 20° herabdrücke und ebenso auch ein Zusatz von
                              									5 Proc. Erdnussöl dasselbe bewirke, während die rein chemischen Verfahren in diesen
                              									Fällen versagten, veranlasste A. J. Zune, mit Hilfe
                              									eines französischen und eines belgischen Chemikers das Jean'sche Verfahren ebenfalls einer Prüfung zu unterziehen. Es ergab sich
                              									erstens, dass beide Chemiker wesentlich von einander abweichende Werthe
                              									erhielten, und zweitens, dass die Ablenkung der mit 5 Proc. Zusatz versehenen
                              									Butterfette nicht um je 10°, sondern nur um je 4 bis 5° niedriger war, als die der
                              									reinen Butterfette, so dass aus der oleorefractometrischen Prüfung die Beimischung
                              									fremder Oele nicht mit aller Sicherheit geschlossen werden konnte. Die Bestimmung
                              									des Volumgewichtes der reinen und der verfälschten Fette gab wenigstens ebenso
                              									grosse Differenzen. Verfasser macht vor allem darauf aufmerksam, dass es gelingt,
                              									völlig butterfreie Fette so zu mischen, dass diese die für Butter beobachteten
                              									Ablenkungen zeigen, und erklärt deshalb die Jean'sche
                              									Methode für unzuverlässig. (Nach Revue Internat, scient. et
                                 										popul. des falsifications des denrées aliment. Bd. 6 S. 12, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 2 S. 671.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)