| Titel: | Ueber Walzen und Walzwerke. | 
| Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 241 | 
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                        Ueber Walzen und Walzwerke.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 217 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Walzen und Walzwerke.
                        
                     
                        
                           Textabbildung Bd. 289, S. 241Fig. 55.Räderwalzwerk von Jones. 6) Walzwerke für Räder und Radreifen. Das
                              									Räderwalzwerk von J. R. Jones in Philadelphia, Pa.
                              									(Amerikanisches Patent Nr. 457922), Fig. 55, hat drei
                              									Arbeitswalzen abc, welche das Kaliber für den Radkranz
                              									bilden, und eine Führungswalze d. Die Walzen ac werden angetrieben, wohingegen b Schleppwalze ist. c ist
                              									fest gelagert, wohingegen die Walze a mittels eines
                              									hydraulischen Kolbens e radial und Walze b mittels eines hydraulischen Kolbens f seitlich verstellbar ist. Um bei der Verstellung von
                              										a die Antriebskegelräder mn, von welchen m auf der Antriebswelle o sitzt, stets in Eingriff zu erhalten, sind dieselben
                              									durch Keil und Nuth auf ihren Wellen verschiebbar und durch Zugstangen unter sich
                              									und mit einem Winkelhebel r verbunden, der durch eine
                              									Zugstange s mit dem gezahnten Winkelhebel t in Verbindung steht. Letzterer wird von der
                              									Kolbenstange des hydraulischen Kolbens e bewegt.
                           Nach einer Mittheilung der Eisenzeitung vom November
                              									1889 hat sich die Continental Rolled Steel Car Wheel
                                 										Company in Norristown, Pa., seit geraumer Zeit damit beschäftigt,
                              									flusseiserne Wagenräder aus Rohstücken zu walzen (Fig.
                                 										56), welche annähernd die Form des fertigen Rades besitzen. Auf der von
                              									genannter Firma zu diesem Zwecke erbauten Walzenstrasse, deren beifolgende Abbildung
                              									nach einer ausgeführten Maschine hergestellt ist, wird das erhitzte Walzgut, das
                              									entweder aus Bessemer- oder Flammofenmaterial bestehen kann, zwischen sechs
                              									kräftigen Walzen gewalzt, von denen zwei oben, zwei unten und zwei zu beiden
                              									Seiten des Spurkranzes angebracht sind. Die oben und unten liegenden Walzen stehen
                              									sich symmetrisch gegenüber und bilden die Führung des Rades. Die oberen Kopfwalzen
                              									können während des Ganges mittels Schnecke je nach Bedürfniss gehoben oder gesenkt
                              									werden, wohingegen die unteren Walzen festliegen. Eine Belastung von 142 k/qc hat sich als
                              									die geeignetste Druckgrösse erwiesen.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 241Fig. 56.Walzwerke der Continental Rolled Steel Car Wheel
                                    											Company. Die Gesellschaft, welche die Versuche ausgeführt hat, beansprucht für ihre
                              									gewalzten Räder ein geringeres Gewicht und eine längere Dauer gegenüber Gussrädern,
                              									sie steht im Begriffe, eine grössere Anlage zu bauen, welche eine tägliche Leistung
                              									von 100 Stück besitzen soll.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 241Fig. 57.Räderwalzwerk von Lake. Das Räderwalzwerk von H. H. Lake in London
                              									bezieh. K. W. Fowler in Chicago ist durch Fig. 57 erläutert. Die Walze B dient zur Formgebung für den äusseren Rand; sie ist im Ständer A gelagert und durch Stellschrauben einstellbar.
                              									Seitlich wird das Rad durch die Flanschen der Walze B
                              									und durch Rollachsen CC1 geglättet. Diese Rollachsen stützen sich gegen den Bund M und sind mittels der Schraube N nachstellbar. Das Rad ist in seiner Nabe G
                              									centrirt mittels zweier Stellschrauben und geeigneter Führungsvorrichtungen. Die
                              									Nebenfigur zeigt eine zum Glätten des Radkranzes bestimmte Walze.
                           7) Drahtwalzen. Ueber Walzwerke zum Auswalzen von Draht
                              									in einer einzigen Hitze gibt die Oesterreichische
                              									Berg- und Hüttenzeitung, 1892 S. 316, eine
                              									übersichtliche Darstellung, die wir hier folgen lassen:
                           
                              „In der letzten Zeit sind in Amerika zahlreiche Patente auf Drahtwalzwerke
                                 										genommen worden, nach welchen der Draht in einer einzigen Hitze fertig gewalzt
                                 										werden soll. Es werden dabei mehrere Walzenstrassen verwendet, von welchen jede
                                 										gegenüber der vorangehenden mit einer gesteigerten Geschwindigkeit angetrieben
                                 										wird. Sowohl durch die gegenseitige Anordnung der Walzenstrassen, als auch durch
                                 										ausgiebige Anwendung von selbsthätigen Führungen zur Ueberführung des Walzstabes
                                 										wird auf die möglichste Verringerung der bei der Walzarbeit beschäftigten
                                 										Arbeiter hingewirkt. Die combinirten Walzenstrassen werden entweder durch eine
                                 										einzige Maschine angetrieben, oder es werden hierbei zwei für sich selbständig
                                 										arbeitende Maschinen in Aussicht genommen. In Fig. 58 bis 60 sind einige
                                 										Anordnungen von solchen in der neueren Zeit patentirten Anordnungen gegeben.
                              
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 289, S. 242
                                 Drahtwalzen mit Führung.
                                 
                              Fig. 58 zeigt ein
                                 										Drahtwalzwerk mit drei hinter einander angeordneten, seitlich verschobenen
                                 										Walzenstrassen, welche alle von einer einzigen, bei M aufgestellten Maschine getrieben werden. Die erste Walzenstrasse ist
                                 										direct mit der Maschine verkuppelt; die Mittelstrasse und die Endstrasse werden
                                 										mittels Riemen, mit zunehmender Geschwindigkeit, angetrieben. Das erste
                                 										Walzengerüst enthält drei, alle übrigen nur zwei Walzen in jedem Gerüst. Die
                                 										Ueberführung des Walzstabes von der einen zu der anderen Strasse erfolgt durch
                                 										lange Führungsrinnen. In das erste Walzenpaar der Mittelstrasse gelangt der
                                 										Walzstab erst dann, nachdem er die Walzen der ersten Strasse bereits verlassen
                                 										hat. Eine Streckung bezieh. Stauchung des Drahtes zwischen der Mittel- und
                                 										Endstrasse wird wegen der zwischen beiden eingelegten langen Führung als
                                 										unschädlich angesehen und der Draht wird zwischen den Walzen der Endstrasse
                                 										schon gewalzt, noch bevor er die Mittelstrasse verlassen hat. An den durch
                                 										Doppellinien gekennzeichneten Stellen wird der Draht von dem einen zum anderen
                                 										Walzenpaar durch Rinnenleitungen übergeführt.
                              
                           
                              Eine ähnliche Einrichtung hat auch das in Fig. 59 angedeutete
                                 										Drahtwalzwerk, mit dem Unterschiede, dass hier die gleiche Anzahl von
                                 										Walzengerüsten auf vier Strassen vertheilt ist, welche paarweise von je einer
                                 										Maschine bethätigt werden. Die beiden Walzenzugmaschinen sind bei M1 und M2 aufgestellt. Die
                                 										Maschine M1 ist
                                 										direct mit der Walzenstrasse II, welche zwei Walzen
                                 										paare enthält, verkuppelt und treibt mittels eines Riementriebes die
                                 										Walzenstrasse I mit verminderter Geschwindigkeit.
                                 										Die erste Walzenstrasse hat ein Trio- und zwei Duogerüste. Von der Maschine M2 werden die
                                 										Strassen III und IV,
                                 										mit je vier Duogerüsten, durch Riemen angetrieben. Die Transmission ist so
                                 										ausgeführt, dass die Walzen der nach einander folgenden Strassen mit
                                 										gesteigerter Umgangszahl gedreht werden.
                              
                           
                              Bei der aus Fig. 60
                                 										ersichtlichen Anordnung eines den gleichen Zweck anstrebenden Drahtwalzwerkes,
                                 										welches ebenfalls mit zwei Maschinen und vier Walzenstrassen ausgerüstet ist,
                                 										sind die Triowalzen durch sieben hinter einander gestellte Walzenpaare ersetzt,
                                 										welche von der Maschine M1 mittels Kegelräder mit zunehmender Geschwindigkeit gedreht werden.
                                 										Die Entfernungen zwischen diesen Walzenpaaren sind so bemessen, dass der
                                 										Walzstab von dem einen Walzenpaare erst dann erfasst wird, wenn er von dem
                                 										vorangehenden freigelassen wurde. Zwischen den ersten drei Walzenpaaren dienen
                                 										zur Ueberführung des Walzstückes angetriebene Roll walzen, zwischen den übrigen
                                 										sind Führungsrinnen angeordnet. Die Maschine M2 treibt die Walzenstrasse II direct, die Strasse III und IV mittels Riemenumsetzung, und
                                 										zwar in der Weise, dass die Geschwindigkeit der Walzen der nach einander
                                 										folgenden Strassen zunimmt. Die Ueberführung von der einen Strasse zur anderen
                                 										erfolgt wieder mittels Rinnenleitungen. Ob durch die Umgehung des ersten Trios
                                 										die Arbeit wesentlich vereinfacht wird, bleibt dahingestellt; die hierbei
                                 										erforderliche complicirte feste Transmission ist jedenfalls sehr
                                 										umständlich.“
                              
                           Textabbildung Bd. 289, S. 242Haenel's Drahtkaliber. Ein Verfahren und eine Vorrichtung zum gleichzeitigen Walzen von zwei oder
                              									mehreren Drähten ist durch D. R. P. Nr. 60309 vom 4. April 1891 W. Haenel in Haspe i. W. (Fig. 61 und 61a) patentirt
                              									worden.
                           Die Kaliber 1 bis 6 der
                              									Fertigwalzen flachen die zu walzenden Knüppel k
                              									allmählich ab, bis das Kaliber 7 zwei (oder auch mehrere) nur durch einen dünnen
                              									Steg verbundene Drähte ergibt. Diese werden dann durch zwei in der Nebenfigur
                              									skizzirte Schneidwalzen a, die dicht vor dem nun
                              									folgenden Walzenpaar Kaliber 8 aufgestellt sind, in
                              									zwei getrennte Drähte Kaliber 8 zerschnitten, die durch
                              									je eine besondere Führung c je einer besonderen
                              									Fertigwalze 9 zugeführt werden. Von diesen gehen die
                              									Drähte zu den Haspeln o.
                           Thomas Valentian Allis in New York, Nordamerika, ordnet nach dem D.
                              									R. P. Nr. 64393 vom 27. Januar 1892 (Amerikanisches Patent Nr. 462388) eine
                              									Walzenstrasse mit geneigten Walzen an (Fig. 62 bis 65).
                           Textabbildung Bd. 289, S. 243Allis' Walzenstrasse. Zum Auswalzen von Draht sind mehrere Walzenpaare geneigt und um 90° gegen
                              									einander versetzt hinter einander angeordnet, so dass der Draht in einem einzigen
                              									Stich fertig gewalzt wird. Die Knüppel a werden dem
                              									Walzwerk durch eine oder die andere der seitlich desselben liegenden Transportketten
                              										b, die über in Wasser sich drehende Kühlwalzen c laufen, zugeführt und in eine vor den Walzen liegende
                              									Rinne geworfen. Aus dieser werden die Knüppel a durch
                              									einen hydraulisch bewegten Kolben d in das
                              									Walzenkaliber geschoben. Jedes Walzenpaar ist mit mehreren gleichen Walzenkalibern
                              									versehen, die durch Längsverschiebung der Walzen in ihren Lagern nach einander
                              									benutzt werden können, um bei Abnutzung eines der Kaliber die Walzen nicht sofort
                              									auswechseln zu müssen. Die hierzu getroffene Lagereinrichtung mit besonderer
                              									Schmierung ist aus der unteren Skizze ersichtlich. Der Antrieb der Walzen erfolgt
                              									von den Wellen i aus; die Verstellung der Walzen
                              									geschieht mittels der Spindeln o. Die Schräge r dient zum Abfall von Walzsinter, Eisenabfällen u.
                              									dgl. in den Kanal s. Eine etwas vereinfachte Form
                              									dieses Walzwerkes zeigt das demselben Erfinder ertheilte amerikanische Patent Nr.
                              									462388. Der Unterschied liegt hauptsächlich in der Bewegungsübertragung.
                           Es sei hier noch das Verfahren und Maschine zum Ziehen von Draht (D. R. P. Nr.
                              									67477 vom 26. April 1892) von E. Szandtner in Pressburg
                              									erwähnt (Fig. 66), obwohl wir uns nach der
                              									Patentschrift kein genaues Bild davon machen können, wie der Erfinder die durch die
                              									Eigendrehung der Drähte entstehenden Schwierigkeiten beseitigen will.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 243Fig. 66.Drahtwalze von Szandtner. Als Ziehöffnung wird der Spalt i benutzt, der
                              									gebildet wird von einer Mittelscheibe a und einer
                              									dieselbe umgebenden Ringscheibe b, die sich in
                              									entgegengesetztem Sinne drehen. In dem Spalt können also gleichzeitig mehrere Drähte
                              									gezogen werden. Beim Ziehen drehen sich die Drähte um ihre Mittellinie. Das
                              									Vorrücken der Drähte wird durch richtige Wahl der Geschwindigkeit der Scheiben a und der Ringscheibe b
                              									erzielt.
                           D. Turk in Dimlach bei Kapfenberg legt in seinem D. R.
                              									P. Nr. 61486 vom 24. Januar 1891 abwechselnd senkrechte und wagerechte Walzen so in
                              									ein grösseres Gerüst, dass der Draht schlangenförmig durch die Walzen hindurchgeht
                              									und von einer zur anderen mechanisch geführt wird. Der Patentanspruch lautet:
                              										„Ein Drahtwalzwerk mit senkrechten Ovalkaliberwalzen und wagerechten
                                 										Quadratkaliberwalzen, welche den Draht abwechselnd bearbeiten und so hinter
                                 										einander angeordnet sind, dass der Draht mittels selbständiger Umführungen von
                                 										zwei unmittelbar hinter einander liegenden Walzenstrassen gleichzeitig
                                 										bearbeitet wird.“ Es scheint demnach die Eigenthümlichkeit nur in der
                              									abwechselnden Verwendung der beiden Kaliberarten bezieh. -anordnung zu liegen.
                           Eine sehr lesenswerthe Arbeit über die Erzeugung von Walzdraht, verfasst vom
                              									Civilingenieur R. M. Daelen in Düsseldorf, findet sich
                              									in Stahl und Eisen, Nr. 3 vom Jahre 1889, auf die wir
                              									hier jedoch nur hinweisen können.
                           8) Specialwalzen. Unter dieser Bezeichnung fassen wir
                              									einige Walzenconstructionen zusammen, die für specielle Zwecke bestimmt sind.
                           Das amerikanische Patentwalzwerk (Fig. 67 bis 70) Nr. 402087 von Fred.h. Rindl in Chicago, Illinois, betrifft ein
                              									Walzwerk zur Herstellung ornamentirter Bandeisen.
                           Zwei Walzen ab, welche mit je einer Flansche cd in einander greifen, bilden ein Kaliber, welches
                              									abwechselnd flach liegt und senkrecht steht, so dass ein durchgewalztes Bandeisen
                              									die gezeichnete Gestalt annimmt. Dieses Bandeisen wird dann einem zweiten Walzwerk
                              										w zugeführt, in welchem die umgebogenen Stellen
                              									gelocht werden. Durch Aufeinandernieten derartiger Bandeisen erhält man
                              									geschmackvolle Gitter. (Fig.
                                 										68 und 69.)
                           
                           Ein Walzwerk zur Herstellung von hin und her gebogenen Blechstreifen ist unter
                              									der Nr. 448073 der Price Railway Appliance Company in
                              									Philadelphia für die Vereinigten Staaten in Amerika patentirt worden.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 244Rindl's Walze für ornamentiertes Bandeisen. Um Blechstreifen in der skizzirten Form hin und her zu biegen, benutzt man
                              									zwei Walzscheiben ab (Fig.
                                 										71), die zwischen den kreisscheibenförmigen Endflächen einander
                              									entsprechende Zähne und Zahnlücken haben. Die Drehung der Walzscheiben erfolgt durch
                              									eine Verzahnung, die abwechselnd auf dem Boden der Zahnlücken und der Kopffläche der
                              									Zähne liegt, so dass die beiden Walzscheiben ab
                              									abwechselnd mit kleinen und grossen Winkelgeschwindigkeiten sich drehen. Die Folge
                              									ist, dass der Blechstreifen beim Durchgang zwischen die Zähne die skizzirte Gestalt
                              									annimmt.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 244Fig. 71.Walze der Price Railway Appliance Company zum Biegen von
                                    											Flacheisen.Textabbildung Bd. 289, S. 244Fig. 72.Potter's Panzerplattenwalze.Textabbildung Bd. 289, S. 244Fig. 73.Löhr's Walzwerk für Rippenbleche. Das unter Nr. 477821 der amerikanischen Patentliste an John A. Potter in Munhall, Pa., ertheilte Walzwerk ist
                              									besonders zum Walzen von Panzerplatten bestimmt. Es hat zwei dünnere angetriebene
                              									Walzen ab (Fig. 72), die
                              									sich nach oben bezieh. unten gegen zwei dickere Schlepp walzen cd stützen. Die unteren Walzen bd ruhen in festliegenden Lagern, wohingegen die oberen Walzen ac mittels der Stangen i
                              									ausgeglichen sind und mittels der Schrauben o
                              									nachgestellt werden können.
                           Ein Walzwerk zum Walzen von Blechen mit hohen Rippen ist Carl
                                 										Löhr in Christinenhütte bei Meggen, Westfalen, unter Nr. 68691 vom 18.
                              									Februar 1892 patentirt worden. Das Walzen von Blechen mit hohen Rippen erfolgt
                              									durch ein Walzwerk mit drei Walzen (Fig. 73), von
                              									denen die Unterwalze z dick und die Oberwalze y dünn ist, welche letztere gemeinsam mit der dicken
                              									Stützwalze x ausbalancirt wird. Die Walze y wird durch Federn f
                              									gegen die durch Lager u getragene Walze x gedrückt.
                           9) Einzeltheile. Um sich von den zufälligen
                              									Festigkeitsverhältnissen der gegossenen Brechtöpfe unabhängig zu machen, wendet nach
                              									dem D. R. P. Nr. 51978 vom 10. November 1889 die Duisburger
                                 										Maschinenfabrik vorm. Bechern und Keetman einen aus einem mehrtheiligen
                              									Gehäuse a (Fig. 74)
                              									bestehenden Brechtopf an. Die Theile des Gehäuses werden durch Sprengringe c zusammengehalten. Innerhalb des mehrtheiligen
                              									Gehäuses befindet sich ein Stopfen b, dessen Flächen
                              									zum Theil konisch geformt sind. Das Gehäuse a ruht auf
                              									dem Deckel der oberen Lagerschale, von welcher der Walzenzapfen nach oben hin am
                              									Ausweichen verhindert wird, während die Druckschraube auf den oberen Theil des
                              									Stopfens aufsetzt. Wird der Druck der oberen Walzen zu gross, so sprengen die
                              									Kegelflächen des Stopfens b die Sprengringe c aus einander, und die Walzen werden vor Schaden
                              									bewahrt. Die Grösse der zum Zersprengen erforderlichen Kraft kann leicht durch
                              									Rechnung und Versuche bestimmt werden, so dass, wie zu Anfang erwähnt, die
                              									Zufälligkeiten in der Beschaffenheit des Materials wegfallen.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 244Fig. 74.Brechtopf der Duisburger Maschinenfabrik. Einen anderen Weg schlägt W. Parje in
                              									Frankfurt a. M. in seinem D. R. P. Nr. 48532 vom 12. Februar 1889 ein, um die
                              									gebräuchliche starre Brechkapsel durch eine nachgiebige bezieh. elastische zu
                              									ersetzen. Diese ist, wie Fig. 75 zeigt, aus zwei sehr
                              									starken Scheibenfedern a gebildet, welche sich mit
                              									ihren concaven Seiten auf einander legen? so dass
                              									zwischen beiden ein linsenförmiger Hohlraum verbleibt. Dieser Raum wird entweder leer
                              									gelassen (rechte Seite der Figur), oder mit Blei ausgegossen (linke Seite der
                              									Figur). Im letzteren Falle kann beim starken Zusammenpressen der Kapsel das Blei
                              									durch eine seitlich am Bande der beiden Federn ausgesparte Oeffnung e aus dem Hohlraum heraustreten. Ein in die Bleimasse
                              									eingeschraubter Stift c, welcher aus der genannten
                              									Oeffnung herausragt, soll durch seine, bei der Zusammenpressung der Kapsel
                              									erfolgende Verschiebung zur Beurtheilung der Grösse des stattfindenden Höchstdruckes
                              									dienen. Bleibt der Hohlraum leer, so wird zum gleichen Zweck ein durch die obere
                              									Scheibenfeder in denselben eingelassener Stift i
                              									benutzt, welcher beim Zusammenpressen der Kapsel aus derselben heraustritt, und
                              									durch Sperrfedern in jener Stellung erhalten wird, welche er bei dem vorkommenden
                              									Höchstdrucke angenommen hatte.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 245Fig. 75.Parje's Brechtopf. Um die Kuppelmuffen der Walzwerke widerstandsfähiger zu machen und
                              									gleichzeitig die Walzenzapfen zu schonen, spart Valentine
                                 										Shervey in Newport (County of Monmouth) nach dem englischen Patente Nr.
                              									5404 vom 29. März 1889 bei a der Fig. 76 im Inneren der Kuppelung, da wo sich der
                              									Walzenzapfen und die Brechspindel treffen, eine Rinne aus, so dass bei winkeliger
                              									Stellung der Walze und der Brechspindel die Kanten derselben auf die Innenfläche der
                              									Muffe nicht schädlich einwirken können und auch selbst nicht beschädigt werden.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 245Fig. 76.Shervey's Kuppelung. 10) Herstellung der Walzen. Nach einer
                              									Mittheilung in Jern. Kont. Annaler, 1892, verwenden Garison und Sleeth und
                                 										Black in Pittsburg zu ihren Hartgusswalzen, die, wie üblich, mit
                              									tangentialen Einlauflöchern gegossen werden, nachstehende Coquillenstärken, bei
                              									denen tiefgehende und grosse Härte erreicht wird.
                           
                              
                                 Durchmesser in Millimeter der Coquille
                                 
                              
                                 innerer
                                 äusserer
                                 
                              
                                 200
                                   380
                                 
                              
                                 267
                                   470
                                 
                              
                                 330
                                   585
                                 
                              
                                 483
                                   788
                                 
                              
                                 585
                                   940
                                 
                              
                                 825
                                 1460
                                 
                              
                                 838
                                 1524
                                 
                              
                           Die Beschickung besteht auf 1500 Einsatz aus 400 Woodstock Nr. 4, 300 Warna Nr. 4,
                              									350 alten coquillharten Eisenbahnrädern, 150 weichem Gusseisenabfall, 300
                              									coquillhartem Walzenabfall.
                           Weiter gibt die angeführte Quelle an, dass in Milwaukee zu Walzenguss meist,
                              									wenn auch nicht ausschliesslich, Holzroheisen genommen wird, das man meist aus
                              									Michigan, aber auch aus Alabama, Minnesota u.s.w. bezieht. Die betreffenden Hochöfen
                              									sind 12,5 bis 16,6 m hoch, 2,8 bis 3,3 m weit und blasen mit 200 bis 360° warmer
                              									Luft; sie bringen 44 bis 60 Proc. Eisen aus, brauchen 1 bis 20 Proc. Kalkstein, 42
                              									bis 54 hl Kohlen auf 1 t Eisen und liefern täglich 25 bis 50 t. Die Erze enthalten
                              									44,23 bis 64,83 Proc. Eisen und 0,053 bis 0,192 Phosphor, und die amerikanischen
                              									Walzen und Räder 3,40 bis 4,05 Kohlenstoff, 0,51 bis 0,75 Silicium, 0,23 bis 0,61
                              									Phosphor und 0,02 bis 0,16 Schwefel. Die benutzten Holzkohlen sind etwa zu gleichen
                              									Theilen harte und weiche; sie wiegen etwa 18 k auf das Hectoliter und tragen deshalb
                              									gegen 20 Proc. mehr Satz wie nur weiche.
                           Nach einem englischen Verfahren werden, damit bei den Hartgusswalzen die Härte der
                              									Kruste nicht von aussen nach innen abnimmt, sondern umgekehrt, die Walzen zuvörderst
                              									mit entsprechend schwächerem Ballendurchmesser in einer gewöhnlichen Sandform
                              									gegossen und die Hartkruste durch nachheriges Umgiessen des weichen Kernes in einer
                              									dem Durchmesser der fertigen Walze entsprechenden Sandform hergestellt, wobei die
                              									Abschreckung von innen nach aussen erfolgt. Wir bezweifeln sehr, dass sich auf diese
                              									Weise haltbare Walzen herstellen lassen.
                           Eine Gussform zum Stehendgiessen der Walzen ist H.
                                 										Reusch in Kirchheim u. T. durch D. R. P. Nr. 65991 vom 29. April 1892
                              									geschützt worden. Die Einrichtung ist in den Fig. 77 bis 80 skizzirt.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 245Walzengussform von Reusch. Bei dem Verfahren ist ausser dem tangentialen am unteren Ende der Form
                              									befindlichen Eingüsse a ein zweiter in gleicher
                              									Richtung wirkender tangentialer Einguss b an der oberen
                              									Hälfte der Form und zwar an der unteren Partie des Oberzapfens angeordnet, durch
                              									welchen hitziges Eisen geeigneter Qualität eingegossen wird, sobald das bei a eingegossene Eisen bis zum oberen Eingüsse
                              									aufgestiegen ist, um die gegen oben verlangsamte Wirbelbewegung des Eisens in der
                              									Form zu beschleunigen, dadurch der Porenbildung in der oberen Hälfte entgegen zu
                              									wirken, das beim Gusse von Hartwalzen durch das Aufsteigen an der Coquille kälter
                              									gewordene Eisen wieder zu erwärmen, das vorzeitige Erstarren des Eisens in der
                              									oberen Hälfte der Form und damit die Rissbildung am hartgegossenen Walzenkörper,
                              									sowie die Bildung von Nachsätzen im Inneren durch das hiernach von unten nach oben
                              									erfolgende Erstarren des Eisens zu verhindern.
                           Diese Vorrichtung ist jedenfalls empfehlenswerth, da bekanntlich die durch die
                              									tangentiale Richtung der Einlaufskanale erzielte Bewegung des Eisens bei der Höhe
                              									des Oberzapfens bedeutend nachgelassen hat. Die sich sonst so gerne bildenden
                              									Saugestellen an dem Oberzapfen werden durch das beschriebene Verfahren, wenn nicht
                              									ganz beseitigt, so doch vermindert.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 246Fig. 81.Herstellung von Walzen von Lorenz. Die Herstellung von Walzen mit unregelmassigen Kalibern erreicht W. Lorenz in Karlsruhe nach seinem D. R. P. Nr. 50063
                              									vom 1. December 1888 (Fig. 81) durch ein kegeliges
                              									Werkzeug, welches mit Längszähnen versehen ist, a (und
                              									dann sich dreht), oder welches mit Quer- oder gewundenen Zähnen versehen ist, bc (und dann sich nur verschiebt und nicht dreht). Das
                              									Werkzeug arbeitet zwischen den sich drehenden, zu kalibrirenden Walzen e mit demjenigen Querschnitt, welcher dem Kaliber an
                              									der betreffenden Walzenstelle entspricht. Die Erzeugende der Werkzeuge abc kann anstatt eine gerade, auch eine Curvenlinie
                              									sein. Desgleichen kann der Querschnitt von abc ein
                              									beliebiger; also ein Kreis, eine Ellipse, ein Viereck u. dgl. sein.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)