| Titel: | Neuerungen in der Aufbereitung. | 
| Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 289 | 
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                        Neuerungen in der Aufbereitung.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 271 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Aufbereitung.
                        
                     
                        
                           In Amerika hat besonders bei der Aufbereitung quarziger Golderze eine neue
                              									Vorrichtung zum Zerkleinern eine ungemein rasche Verbreitung gefunden, so dass zur
                              									Zeit allein in Kalifornien mehrere Hundert derselben im Betrieb sind. Es ist dies
                              									die Huntington-Mühle, die von Calvert, Comes and Harris in London gebaut wird. Schon seit Jahren war man
                              									besonders beim Verarbeiten quarziger Golderze bestrebt gewesen, das Erzkorn bei der
                              									Zerkleinerung möglichst unverletzt zu lassen, den dasselbe umschliessenden Quarz
                              									also ähnlich wie die Schale einer Nuss zu entfernen, ohne dabei letztere zu
                              									verletzen. Die Pochwerke eignen sich hierzu am allerwenigsten; wenn sie dennoch mit
                              									den Quetschwalzen, die jener Bedingung offenbar viel besser nachzukommen im Stande
                              									sind, bis jetzt erfolgreich concurriren konnten, so hat dies vornehmlich darin
                              									seinen Grund, dass man in ihnen gleichzeitig zerkleinern und amalgamiren kann, was
                              									bei den Quetschwalzen nicht möglich ist. Die Huntington-Mühle erfüllt zwar nicht in
                              									gleichem Maasse wie die Quetschwalzen jene Bedingung, das Erzkorn beim Zerkleinern
                              									des Quarzes unberührt zu lassen, indessen kann bei ihr, wie bei den Pochwerken,
                              									gleichzeitig zerkleinert und amalgamirt werden. Ihre auffallend rasche Verbreitung
                              									scheint sogar dafür zu sprechen, dass sie unter diesen Umständen noch vortheilhafter
                              									wie jene arbeitet.
                           Die Huntington-Mühle, die eine gewisse Aehnlichkeit mit der bekannten Dingey-Mühle
                              									hat, besitzt eine feste runde Bodenplatte mit hohem senkrechtem Bande. Die Mitte
                              									dieser Platte hat eine Durchbohrung für eine kräftige senkrechte Achse, die durch
                              									ein unter der Bodenplatte befindliches konisches Rädervorgelege in Drehung versetzt
                              									werden kann. Diese Achse trägt in ziemlicher Entfernung über der Bodenplatte einen
                              									parallel mit dieser gerichteten, radähnlichen Träger, an welchem an drehbaren
                              									senkrechten Achsen drei, auch vier schwere, als Läufer dienende Rollen fast bis auf
                              									die Bodenplatte und bis an den Rand derselben pendelnd aufgehängt sind. Beim
                              									Betriebe drehen sich dieselben im Kreise herum, werden hierbei in Folge der
                              									Centrifugalkraft gegen den hohen Rand der Bodenplatte getrieben und in Folge der
                              									hierdurch erzeugten Reibung gezwungen, an diesem entlang zu rollen; sie haben also
                              									ausser der Kreisbewegung noch eine Eigenbewegung um ihre senkrechte Achse, ähnlich
                              									wie sich die Planeten bei ihrem Laufe um die Sonne auch um sich selbst drehen. Die
                              									zu zerkleinernden Erze werden seitlich eingetragen. An dem Träger befestigte Körper
                              									sorgen für ein gutes Durchrühren derselben. Der Austrag erfolgt durch eine Anzahl
                              									von Sieben, welche in einer gewissen Höhe in den senkrechten Rand der
                              									Bodenplatte eingesetzt sind, in eine tiefe Rinne rings um dieselbe. Die Mühle wird
                              									zur Zeit in drei Grössen, über deren Dimensionen, Leistungen und Kraftbedarf die
                              									folgende Tabelle Auskunft gibt, gebaut:
                           
                              
                                 Grösse
                                 Durch-messer inMeter
                                 Gewicht inenglischenTonnen
                                 Um-drehungenin derMinute
                                 Leistungin eng-lischenTonnen in24
                                    											Stunden
                                 Kraft-bedarf
                                    											inPferde-stärken
                                 
                              
                                 1
                                 1,06
                                   2,6
                                 90
                                 12
                                 4
                                 
                              
                                 2
                                 1,52
                                   5,5
                                 70
                                 20
                                 6
                                 
                              
                                 3
                                 1,82
                                 10,0
                                 55
                                 30
                                 8
                                 
                              
                           Neben geringen Anschaffungskosten – rund 6500 M. für Grösse Nr. 1 – sollen bei diesen
                              									Mühlen die Quecksilberverluste geringer sein, als bei Pochwerken; ausserdem sollen
                              									in ihnen sich auch thonige Erze verarbeiten lassen, die sich in Pochwerken gar nicht
                              									oder doch nur sehr schlecht behandeln lassen.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 289Fig. 14.Vorrichtung zum Zerkleinern und Amalgamiren von Mudie. In den Industries vom 7. October 1892 wird
                              									auf S. 337 und 338 eine von Mudie erfundene Vorrichtung
                              									zum Zerkleinern und gleichzeitigen Amalgamiren von quarzigen Golderzen beschrieben.
                              									Dieselbe besteht im Wesentlichen aus einem halbrunden Troge A (Fig. 14) aus Gusseisen von 3 Fuss
                              									lichter Weite, welcher mit drei Bogenstücken B, C und
                              										D auf den mit einer Eisenplatte T bekleideten Balken E, F
                              									und G aufruht und durch die beiden Arme H und I, welche mit einem
                              									geeigneten Hebelwerk verbunden sind, hin und her gerollt werden kann. Fig. 15 zeigt die überaus einfachen Einrichtungen,
                              									durch welche jegliches seitliche Verschieben des Troges A auf seinen Unterlagen E, F und G unmöglich gemacht wird. Der Trog A ist in drei Hauptabtheilungen getrennt, in welchen
                              									sich drei gusseiserne Walzen J1, K und L befinden, und da ihr Durchmesser bedeutend kleiner
                              									als der innere Durchmesser des Troges A ist, bei dem
                              									Wiegen desselben hin und her rollen und dabei das eingetragene Erz sehr fein
                              									zerquetschen. Um
                              									einer Abnutzung des gusseisernen Troges A durch die
                              									fortwährende Bewegung der drei Walzen vorzubeugen, rollen dieselben nicht direct auf
                              									dem Troge, sondern auf einem untergeschobenen, entsprechend gebogenen Stücke
                              									Eisenblech M, das von Zeit zu Zeit ausgewechselt wird.
                              									Die Walzen haben ungefähr 2 Fuss Durchmesser und 1 Fuss Breite. N, O und P (Fig. 14) sind senkrechte, leicht auswechselbare Siebe
                              									von abnehmender Maschenweite, die verhindern, dass das Erz aus der höheren
                              									Abtheilung in die tiefere gelangt, bevor es auf den richtigen Grad zerkleinert
                              									worden ist. Q, R und S
                              									sind Rinnen, in denen sich Quecksilber befindet.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 290Fig. 15.Mudie's Trogführung. Die quarzigen Erze werden zunächst in einer anderen
                              									Zerkleinerungsvorrichtung genügend zerkleinert und dann durch die Eintragrinne V in die erste (oberste) Abtheilung des in der Minute
                              									ungefähr 54mal hin und her schwingenden Troges A
                              									aufgegeben; gleichzeitig wird auch Quecksilber eingefüllt. Die Erze und das
                              									Quecksilber gelangen nun unter die hin und her rollende erste Walze J1 und werden dabei von
                              									dieser zu einem Brei zermalmt, welcher durch das Sieb N
                              									in die zweite Abtheilung unter die Walze K gedrückt
                              									wird. Hier wiederholt sich derselbe Vorgang wie vorhin. Der Erzbrei wird so fein
                              									zerrieben, dass er nunmehr auch das zweite feinere Sieb, welches 200 Maschen auf den
                              									Quadratzoll besitzt, passiren kann. Die Rinne R, durch
                              									welche der Brei fliessen muss, um in die dritte Abtheilung zu gelangen, ist mit
                              									amalgamirten Kupferplatten bekleidet. Die dritte Walze L zerreibt denselben noch mehr, worauf er durch das dritte noch
                              									feinmaschigere Sieb P in die letzte, gleichfalls mit
                              									amalgamirten Kupferplatten ausgekleidete Rinne S
                              									gelangt und danach den Apparat verlässt.
                           Einer Mittheilung der vorgenannten Zeitschrift zufolge, welche diesen Apparat als
                              									sehr brauchbar empfiehlt, sollen mit demselben in einer Woche 18 t goldhaltiger
                              									Quarz verarbeitet werden, wobei ein Pferd die nöthige Kraft liefern kann. Er soll
                              									sich seiner Einfachheit und seiner leichten und bequemen Aufstellung halber
                              									besonders für entlegenere Distrikte, in denen geübte Monteure nicht zu haben sind,
                              									eignen.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 290Fig. 16.Kugelmühle der American Manufacturing Co.The Engineering and Mining Journal veröffentlicht auf
                              									S. 297 des vorjährigen Jahrganges eine ebenso einfache als leistungsfähige
                              									Kugelmühle, die von der American Manufacturing Company
                              									in Cleveland, Ohio, in vier Grössen gebaut wird. Wir entnehmen diesen Mittheilungen
                              									die nebenstehende Fig. 16, sowie nachfolgende
                              									Einzelheiten. Die Vorrichtung besteht aus dem ringförmigen Mahlkranze E, welcher derartig ausgedreht ist; dass die Kugeln D über einen Bogen von mehr als 90° Anschluss an ihn
                              									haben. Durch das mit der Treibachse G verbundene, runde
                              									Mittelstück B werden die Kugeln nicht nur in der
                              									Mahlrinne herumgetrieben, sondern auch in genügender Weise auf und an diese
                              									gedrückt, um ein Zerreiben des Mahlgutes bewirken zu können. Letzteres wird durch
                              									die mittlere grosse Oeffnung des Deckels A aufgegeben,
                              									fällt auf die konische Fläche des rotirenden Mittelstückes B und gelangt von hier in Folge der Centrifugalkraft und der eigenen
                              									Schwere in die Mahlrinne, von wo dasselbe, nachdem es hier genügend pulverisirt
                              									worden ist, über den etwas erhöhten Rand derselben auf die schräge Fläche F fällt und bei L den
                              									Apparat verlässt. Der Feinheitsgrad des gemahlenen Materials richtet sich nach der
                              									Menge des aufgegebenen Gutes und der Schnelligkeit der Rotation des Stückes B und ist um so bedeutender, je grösser letztere und je
                              									geringer erstere ist. Der Antriebsmechanismus, der durch die schräge Fläche F und die Kappe K von dem
                              									Mahlgange getrennt ist, besteht aus der senkrechten Welle G, auf welcher zu oberst das massiv gehaltene Mittelstück B und unten die aus zwei Theilen zusammengesetzte
                              									Riemenscheibe M befestigt sind, und ruht allein in dem
                              									Stirnlager S, welches an den unteren Theil des Gehäuses
                              									mittels dreier Arme R befestigt ist und durch Rohr P Oel zugeführt erhält. Im Uebrigen führt sich die
                              									Achse G und das Mittelstück an den Kugeln D genügend, um jede sonstige Lagerung überflüssig
                              									erscheinen zu lassen.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 290Fig. 17.Verladevorrichtung von Schüchterman und Kremer. Neben dem Vorzuge grosser Einfachheit und sicheren Arbeitsganges soll nach
                              									der Angabe der Hersteller die Mühle mit geringerem Kraftaufwande als andere
                              									Kugelmühlen arbeiten.
                           Eine Einrichtung von Schüchtermann und Kremer in
                              									Dortmund soll beim Verladen der Förderkohle das Auslesen der Berge aus derselben
                              									erleichtern. Es ist nicht zu leugnen; dass die bisherigen Verladungsvorrichtungen,
                              									bei welchen die Kohle entweder direct durch einen Wipper oder eine feststehende
                              									Rutsche in die Eisenbahnwagen gestürzt wird, dieses Auslesen sehr erschweren, indem
                              									dasselbe hierbei nur auf dem Wagen selbst geschehen kann. Man ersetzte aus diesem
                              									Grunde die feste Rutsche durch eine bewegliche, führte mittels dieser die
                              									Förderkohle auf ein Transportband in die Wagen und nahm das Auslesen auf dem Bande
                              									vor. Zweifellos war diese Einrichtung ein Fortschritt gegen die beiden erstgenannten
                              									primitiven Verladungsarten; allein auch hier hatte man noch mit dem Uebelstande zu
                              									kämpfen, dass der der Förderkohle beigemengte Gruss die Stückkohle und die Berge
                              									mehr oder minder bedeckte, so dass nicht immer sofort zu ersehen war, ob das
                              									unterliegende Stück Kohle oder Schiefer war. Die Lesejungen sind deshalb in solchen zweifelhaften
                              									Fällen gezwungen, jene Stücke mit der Hand von dem aufliegenden Grusse frei zu
                              									machen, um prüfen zu können, ob es Kohle oder Schiefer ist.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 291Fig. 18.Sieb von Breitfeld und Danek. Unter diesen misslichen Umständen ist die ebenso einfache, als
                              									zweckentsprechende Auslesevorrichtung genannter Firma als ein wirklicher Fortschritt
                              									zu verzeichnen. Sie besteht aus einem länglichen, schräg aufgehängten Siebe A (Fig. 17), unter
                              									welchem sich eine volle Siebsohle B befindet. Das Sieb
                              									erhält eine der zu verladenden Kohle entsprechend grosse Lochung und wird durch ein
                              									Excenter C oder sonstwie bewegt. Die Förderkohle wird
                              									oben auf das Sieb A aufgegeben; in Folge der
                              									Siebbewegung rutscht sie nach dem unteren Ende des Siebes, während der Gruss und die
                              									Kleinkohle durch dasselbe hindurch auf die Sohle B
                              									fallen. Hier rutschen sie weiter nach unten und gelangen bei D auf das Transportband E; die Stückkohle und
                              									die Schiefer, die nicht durch das Sieb gegangen sind, fallen erst bei F auf das Transportband, kommen also auf den Gruss zu
                              									liegen und können, weil sie völlig frei liegen, von den am Bande aufgestellten
                              									Lesejungen sehr sorgfältig ausgelesen werden (D. R. P. Kl. 1 Nr. 67772 vom 21.
                              									Januar 1892).
                           Von der Thatsache ausgehend, dass die Siebbewegung je nach der Natur des zu
                              									behandelnden Gutes eine verschiedene sein muss, hat die Maschinenbau-Actiengesellschaft vorm. Breitfeld, Danek und Co. in
                              									Prag-Karolinenthal eine Vorrichtung erfunden, um die Bewegung des Siebes sogar
                              									während des Betriebes beliebig zu ändern, wodurch es möglich ist, auf demselben
                              									Siebe die verschiedensten Materialien zu behandeln. BFG
                              										(Fig. 18) stellt die aus weiter unten
                              									auszuführenden Gründen verschiedenartig gestaltete Arbeitsfläche vor, auf welche bei
                              										C bezieh. D das Gut
                              									aufgegeben wird, um sie bei I, II und III wieder zu verlassen. Ihre Bewegung erhält dieselbe
                              									durch das Excenter E, welches jedoch nicht wie
                              									gewöhnlich fest mit der Arbeitsfläche verbunden ist, vielmehr ist dasselbe im Punkte
                              										P durch die Hängeschwinge a, deren Aufhängepunkt A nach rechts und
                              									links verschiebbar ist, gestützt, während es in einem zweiten Punkte P1 an dem die
                              									Arbeitsfläche tragenden Rahmen R angreift und diesem
                              									zwangläufig eine eigenthümliche verstellbare Curvenbewegung ertheilt. Dieselbe ist
                              									in Fig. 19 in schematischen Linien dargestellt.
                              									Hiernach beschreibt der maassgebende, an der Arbeitsfläche mittels eines Zapfens
                              									befestigte Punkt P1
                              									längere oder kürzere Curven, je nachdem die Excentricität von E grösser oder kleiner gewählt wird. Ferner nähern sich
                              									dieselben in ihrer Erhebung mehr der Senkrechten oder der Wagerechten, je nachdem
                              									der Aufhängepunkt A nach dem linken Ende e1 oder dem rechten k einer Scala e1d1c1b1abcdefghik hin
                              									verstellt wird. Hierbei beschreibt bei der mittels Pfeiles eingezeichneten
                              									Umdrehungsrichtung des Excenters E der Punkt P1 und somit auch der
                              									angeschlossene Rahmen R die entsprechende Curve
                              									mit einer derart veränderlichen Geschwindigkeit, dass er die Abwärtsbewegung
                              									ungefähr 2½mal schneller als die Aufwärtsbewegung ausführt. Dies ist von grosser
                              									Wichtigkeit, wie folgende Erwägung zeigt.
                           Das auf die Arbeitsfläche aufgebrachte Gut wird zunächst beim Beginn der ersten
                              									halben Excenterumdrehung in einer Wurflinie angehoben (Richtung des Pfeiles S); alsdann bewirkt die hier beginnende zweite halbe
                              									Umdrehung des Excenters einen so raschen Niedergang des Rahmens, dass hierdurch dem
                              									Gut die Unterlage entzogen wird, dieses sonach seine Bewegung frei fortsetzt und an
                              									einem anderen Ort der Arbeitsfläche auffällt, um alsbald mit wieder beginnender
                              									Anhebung des Rahmens das Spiel von Neuem zu beginnen. Eine jede Excenterbewegung hat
                              									somit auch bei wagerechter Lage der Arbeitsfläche die Vorwärtsbewegung des Gutes um
                              									einen Betrag zur Folge, welcher der Curvenform entspricht. Handelt es sich um die
                              									blosse Fortbewegung des Gutes, in welchem Falle die Arbeitsfläche keine
                              									Durchlochungen hat und vollkommen eben gestaltet ist, wie bei B (Fig. 18), so wählt
                              									man die Vorwärtsbewegung selbstredend möglichst gross; handelt es sich jedoch um ein
                              									Mischen zweier Substanzen, wobei die Arbeitsfläche zweckmässig wellen- oder
                              									treppenförmig wie bei F gestaltet wird, oder aber um
                              									ein Sieben des Gutes, so gibt man dem Rahmen durch Verschiebung des Punktes A nach e1 hin nur eine kleine Vorwärtsbewegung. Hierbei
                              									erfolgt in Folge des raschen Niedergehens der Arbeitsfläche das Sieben und Mischen
                              									des Gutes viel energischer und vollkommener, als bei gewöhnlichen Schwingsieben mit
                              									gleichmässig schneller Bewegung des Siebes.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 291Fig. 19.Sieb von Breitfeld und Danek. In Fig. 18 ist die Arbeitsfläche
                              									ungewöhnlich lang gestaltet und wird deshalb ausser in P1 noch in P2, P3 und P4 durch an Böcken l, m
                              									und n gelagerte Hängeeisen und Stützen q, r und s, welch
                              									letzteren die Curvenbewegung vermöge Kuppelstangen L
                              									übermittelt wird, getragen. Es soll nämlich auf den Arbeitsflächen B, F und G das Gut nach
                              									einander gefördert, gemischt und nach der Korngrösse klassirt werden, so dass also
                              									mit einem Apparate drei verschiedene Operationen ausgeführt werden, wozu bislang
                              									stets mehrere Vorrichtungen nöthig waren. Auf der Fläche B findet eine Förderung des durch C und D aufgegebenen Gutes statt, welches sodann auf der
                              									treppenförmigen Fläche F gemischt und aufgelockert und
                              									schliesslich auf den Siebflächen G nach der Korngrösse
                              									klassirt wird. Hierbei kann es unter Umständen, besonders in chemischen Fabriken,
                              									wünschenswerth erscheinen, die zu behandelnden Materialien während ihres Verweilens
                              									auf den Arbeitsflächen auch noch zu trocknen; in diesem Falle umgibt man dieselben
                              									allseitig mit einem beheizbaren Gehäuse H oder lässt
                              									durch dasselbe einen heissen Luftstrom streichen. Ferner gestattet dieser Apparat
                              									jeder der drei Arbeitsflächen B, F und G eine der auf ihr stattfindenden Arbeitsart
                              									entsprechende Curvenbewegung zu ertheilen und zwar dadurch, dass die Böcke l, m und n unabhängig von
                              									einander verschiebbar eingerichtet werden. Auf diese Weise könnte beispielsweise,
                              									wenn sämmtliche Arbeitsflächen aus Sieben von verschiedenen Maschenweiten beständen,
                              									jedem einzelnen Siebe die der bezüglichen Maschenweite entsprechende Curvenbewegung
                              									oder aber bei der Anordnung der Arbeitsflächen nach Fig.
                                 										19 der zum Fortbewegen dienenden Arbeitsfläche B eine möglichst grosse Vorwärtsbewegung, hingegen den Flächen F und G eine mehr
                              									senkrechte Curvenbewegung gegeben werden, welche das Mischen und Absieben des Gutes
                              									begünstigen würden. In diesen Fällen muss die Arbeitsfläche in ebenso viele
                              									Einzelflächen, die gelenkig mit einander verbunden sind und einen ungehinderten
                              									Uebergang des Gutes von der einen zur anderen Fläche gestatten, zerlegt werden, als
                              									verschiedene Curvenbewegungen erzeugt werden sollen.
                           Bei der vielseitigen Verwendbarkeit und den nicht geringen Vortheilen, welche dieser
                              									Apparat gegenüber anderen bietet, kann derselbe nur empfohlen werden. Zweckmässig
                              									wird man aber bei der praktischen Ausführung statt eines festen Excenters einen
                              									Kurbelmechanismus mit verstellbarem Hub anwenden, um auch die Grösse der Curven der
                              									Natur des zu behandelnden Gutes anpassen zu können (D. R. P. Kl. 1 Nr. 66871 vom 12.
                              									März 1892).
                           Wenn bei Klassirungsvorrichtungen nach der Korngrösse eine lebhafte Bewegung des
                              									Siebgutes während des Klassirens als ein Haupterforderniss für eine rasche und
                              									vollständige Separirung zu nennen ist, so wird dieses Postulat bei dem neuen
                              									Daumenrost von Karl J. Mayer in Barmen in
                              									hervorragendem Grade erfüllt.
                           Fig. 20 veranschaulicht einen derartigen Daumenrost.
                              									In einem Rahmen A sind in Lagern B die Achsen C parallel zu
                              									einander gelagert. Die Achsen C sind mit versetzt gegen
                              									einander angeordneten Daumen D in der Weise
                              									ausgerüstet, dass zwischen beiden rechteckige Sieböffnungen entstehen. An der einen
                              									Seite sind sämmtliche Achsen über die Lager B hinaus
                              									verlängert und mit Hebelarmen EE1 versehen, welche durch Zugstangen F und F1 und Excenterstangen G
                              									und G1 mit den
                              									Excentern H und H1 auf einer Welle J in
                              									Verbindung stehen. Die Excenter H und H1 sind um 180° gegen
                              									einander versetzt. Auf der Weile J befinden sich die
                              									feste und lose Antriebscheibe K, welche von einer
                              									Transmission aus in Drehung versetzt werden. Durch die von den Excentern erhaltene
                              									hin und her schwingende Bewegung der Hebelarme E und
                              										E1 werden die
                              									Daumenachsen C ähnlich bewegt, so dass die Daumen
                              									abwechselnd auf und nieder schwingen und in Folge ihrer gegenseitigen Lage das auf
                              									ihnen liegende Gut von Daumen zu Daumen bezieh. von Achse zu Achse schieben oder
                              									stürzen, wodurch zugleich ein Absieben und Trennen des gröberen Gutes von dem
                              									feineren bewirkt wird, welch letzteres durch die Sieböffnungen hindurchfällt.
                              									Zweckmässig wird dem Rahmen A eine massig schräge Lage
                              									gegeben, welche die Weiterförderung des Siebgutes unterstützt. Will man zugleich
                              									eine Klassirung erzielen, so ordnet man die Daumen der ersten Achsen, auf welche das
                              									Gut zuerst kommt, enger und in grösserer Zahl an, auch können die ersten Achsen
                              									selbst enger an einander gelagert werden, so dass zu Anfang des Rostes kleinere und
                              									zahlreichere Oeffnungen gebildet werden, die man stufenweise grösser werden lässt
                              									(D. R. P. Kl. 1 Nr. 68338 vom 13. September 1892).
                           Textabbildung Bd. 289, S. 292Fig. 20.Mayer's Daumenrost.Textabbildung Bd. 289, S. 292Kaliberrost von Distl. Eine gewisse Originalität darf der sogen. „Kaliberrost“ von Victor Distl und
                              										Adolf Susky in Kladno (Böhmen) für sich in Anspruch
                              									nehmen. Derselbe besteht aus einer beliebigen Anzahl Walzen A (Fig. 21
                              									und 22), die
                              									spulenartig rechtwinkelig zur Längsachse kalibrirt und in einem wagerechten oder
                              									besser geneigten Metallrahmen B in gleichen Abständen
                              									von einander gelagert sind. Durch eine endlose Kette oder gemeinsame Kurbelstange
                              									erfolgt die Drehung in gleichem Sinne und zwar nach der Austragseite hin. Das zu klassirende Gut
                              									wird bei C aufgegeben und durch die Rotation der Walzen
                              										A über den ganzen Rost befördert, wobei alles Gut
                              									von geringerer Korngrösse als die runden Kaliberöffnungen o durch den Rost fällt, während alles gröbere Gut bis zur letzten Walze
                              									transportirt wird und hier den Rost verlässt. Auch an diesem Roste kann durch eine
                              									systematische Aneinanderreihung von Walzen mit zunehmenden Kaliberöffnungen eine
                              									Klassirung nach der Korngrösse durchgeführt werden, wobei man so viel Sorten, als
                              									verschieden grosse Kaliberöffnungen da sind, erhält.
                           Fig. 22 zeigt eine Abart
                              									des vorstehend beschriebenen Rostes. Die einzelnen Walzen erhalten hierbei ein
                              									schraubenförmiges Kaliber und drehen sich nicht wie bei dem erstgenannten Roste in
                              									gleichem Sinne, sondern die eine Hälfte derselben nach links, die andere nach
                              									rechts. Die mittleren Walzen sind etwas tiefer gelagert als die äusseren, so dass
                              									die Siebfläche eine gekrümmte Fläche bildet. Das Siebgut wird bei C aufgetragen und durch die rotirenden Walzen sozusagen
                              									über die Siebfläche fortgeschraubt, während welchen Vorganges eine Trennung in
                              									gröberes und feineres Gut erfolgt.
                           Ob diese Abart, die man füglich als „Schrauben- oder Spiralrost“ bezeichnen
                              									könnte, der Ausgangsform (Fig. 21) in Bezug auf ihre Leistungsfähigkeit gleichkommt, erscheint aus
                              									dem Grunde fraglich, weil bei dem eigentlichen Kaliberrost (Fig. 21) die
                              									Eigenbewegung des Siebgutes eine viel regere und energischere ist; dasselbe bewegt
                              									sich gleichsam in Wellenbewegung über die Rostfläche von einer Walze zur anderen,
                              									während es bei dem Spiralrost (Fig. 22) mittels des
                              									Gewindes der Walzen einfach nach der Austragseite weiter geschoben wird, ohne dabei
                              									irgend welche stärkere Bewegungen zu erfahren (D. R. P. Kl. 1 Nr. 64997 vom 22.
                              									November 1891).
                           Textabbildung Bd. 289, S. 293Fig. 23.Spiralrost von Lampitt. Dem letztgenannten Roste gegenüber bietet der neue Spiralrost des
                              									bekannten englischen Ingenieurs Charles Lampitt in
                              									Nelson Villa nur in der Vorrichtung zum Enger- und Weiterstellen der Walzen, wodurch
                              									die Durchfallöffnungen zwischen denselben vollkommen gleichmässig vergrössert oder
                              									verkleinert werden, etwas Neues. Indessen ist diese Vervollkommnung des Spiralrostes
                              									keineswegs eine unwesentliche zu nennen, da dieselbe es erst ermöglicht, auf ein und
                              									derselben Maschine Materialien jeder beliebigen Form und Grösse in genau gleicher
                              									Güte zu sortiren, während bisher für diesen Zweck meist mehrere Apparate
                              									erforderlich waren. Uebrigens kann, was sehr ins Gewicht fällt, der Lampitt'sche Spiralrost während des Betriebes regulirt
                              									werden und zwar durch Drehen eines Handrades.
                           Fig. 23 und 24
                              									veranschaulichen die Stellvorrichtung. Die Spiralwalzen F sind in dem Gestell A parallel neben
                              									einander auf zwei wagerechten Wellen B und B1 in den Lagern C gelagert, und zwar sind die Lager C, wie Fig. 24 zeigt,
                              									auf diesen Wellen lose, also verschiebbar angeordnet. Das Zusammenpressen der
                              									einzelnen Lager C geschieht durch Spiralfedern o, welche aber nicht direct auf die letzten bezieh. die
                              									ersten Lager drücken, sondern dies durch Vermittelung von Längsbrettern nn bewirken, welche sich gegen die erste und letzte
                              									Walze legen, dieselben theilweise überragen und so verhindern, dass von dem in dem
                              									Trichter aufgegebenen, zu sortirenden Gut ein Theil über die Walzen hinausfällt.
                           Textabbildung Bd. 289, S. 293Fig. 24.Spiralrost von Lampitt. Jedes der Lager C besitzt eine mit Gewinde
                              									versehene Ausbohrung D (Fig.
                                 										24), in welcher sich der ebenfalls mit entsprechendem Aussengewinde
                              									ausgestattete Zapfen a eines Regulirblockes E schraubt. Die Blöcke besitzen Keile c, welche in eine correspondirende Längsnuth b der Wellen B und B1 eingreifen, so dass
                              									bei Drehung dieser Wellen auch die Regulirblöcke E in
                              									Drehung versetzt werden. Da sich die Lager C nicht
                              									mitdrehen, sondern nur seitlich verschieben können, so werden die Blöcke E je nach der Drehungsrichtung in die Lager C ein- bezieh. ausgeschraubt, so dass in jedem Falle
                              									die Entfernung zwischen den Lagern eine andere wird. Das Hinein- bezieh.
                              									Herausschrauben der Blöcke E in bezieh. aus den Lagern
                              										C findet überall vollkommen gleichmässig statt, so
                              									dass auch die Entfernungen zwischen den Walzen gleichmässig zu- oder abnehmen. Beim
                              									Herausschrauben werden die Spiralfedern o natürlich
                              									zusammengepresst, und es bewirkt deren Spannung beim späteren Hineinschrauben, dass
                              									die Lager C den Blöcken E
                              									wieder nachfolgen. Damit beide Wellen B und B1 vollkommen
                              									gleichmässig gedreht werden, also die Lager C auf
                              									beiden sich gleichmässig schnell von einander entfernen bezieh. einander nähern, ist
                              									auf jeder Welle B und B1 am vorderen Ende ein Schneckenrad H und H1 befestigt, in welche Schnecken I und I1 eingreifen, die beide auf der mit Handrad L versehenen Achse K
                              									sitzen.
                           Zu erwähnen ist noch die Einrichtung, durch welche die Walzen F auch bei verschiedener Entfernung von einander gleichmässig schnell und
                              									in gleichem Sinne gedreht werden. Es besteht dieselbe aus einer über den Lagern C bezieh. über den Enden der Walzenachsen angebrachten
                              									Schnecke G, welche in auf den Walzenenden aufgekeilte
                              									Schneckenräder eingreift. Es ist hierbei gleichgültig, welche Entfernung die Walzen
                              										F von einander haben; in jedem Falle wird die
                              									Schnecke G sämmtliche Schneckenräder und damit auch
                              									sämmtliche Walzen gleichzeitig in gleicher Richtung drehen und die Verstellung kann
                              									ebenso wohl in der Ruhe als auch während des Betriebes erfolgen (D. R. P. Kl. 1 Nr.
                              									69525 vom 12. März 1892).
                           Es sei noch bemerkt, dass der Lampitt'sche Spiralrost
                              									auf S. 574 Jahrg. 1892 des Iron eingehend und zugleich
                              									lobend besprochen wird.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)