| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 20 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Bierbrauerei.
                        (Letzter Bericht Bd. 290 S. 284.)
                        Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           II. Würze.
                           Die Ergebnisse seiner Arbeit: Ueber die nicht
                                 										krystallisirbaren Producte der Einwirkung der Diastase auf Stärke fasst Schifferer in seiner Inauguraldissertation 1892 in
                              									folgenden Punkten zusammen:
                           1) Die einzigen Producte der Einwirkung von Diastase auf Stärke sind Dextrin bezieh.
                              									Dextrine, Isomaltose und Maltose. Sogen. „Amyloïne“, in ihren Eigenschaften
                              									zwischen Maltose und Dextrin stehende Körper, treten dabei nicht auf. Ebenso
                              									existirt das „Maltodextrin“
                              									Herzfeld's nicht.
                           2) Die Dextrine reduciren Fehling'sche Lösung und sind
                              									unvergährbar. Es kann deren nur eine sehr beschränkte Anzahl, vielleicht nicht mehr
                              									als zwei, geben. Es sind Anzeichen vorhanden, die für die Existenz nur eines, mit
                              									Jod sich nicht färbenden Dextrins sprechen.
                           3) Die Reactionsgrenze beim Maischprocesse liegt nicht, wie Brown und Morris u.a. behaupten, bei einem
                              									Reductionsvermögen von 80 bis 81 Proc., sondern entspricht einem solchen von 66 bis
                              									68 Proc. Maltose.
                           4) Auch das specifische Drehungsvermögen nähert sich einer bestimmten Grenze – [α] D = 151 – 154°.
                           5) Isomaltose ist ein nie fehlendes Umwandelungsproduct der Stärke; sie tritt auf, so
                              									lange überhaupt noch Dextrin vorhanden ist.
                           6) In der Anfangszeit ist die Isomaltose überwiegend; allmählich tritt ihre
                              									Umwandelung in Maltose ein, so dass zum Schluss letztere überwiegt.
                           Nach den Beobachtungen Lintner's sind die Malzdextrine (aus Stärke durch Diastase entstanden)
                              									unvergährbar durch Reinculturen von Saccharomyces cerevisiae (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S. 328).
                           Die Melitriose C18H32O16 + 5H2O gehört nach Scheibler mit zu den am meisten verbreiteten Pflanzenstoffen; sie zerfällt
                              									nach Mittelmeier bei schwacher Inversion in Lävulose und Melibiose. Es
                              									ist Scheibler mit Leichtigkeit gelungen, Gährungsmelibiose als Bestandtheil der Biere
                              									nachzuweisen (durch Wochenschrift für Brauerei, 1892 S.
                              									331).
                           In den Studien über Würze und Bier sucht Amthorden Rohrzuckergehalt der
                                 										Würze festzustellen, indem er von letzterer die Reductionskraft und Drehung
                              									vor und nach dem Behandeln mit Invertinlösung bestimmt; er berechnet den
                              									Rohrzuckergehalt bis zu 7½ Proc. des Gesammtzuckers. Ersterer muss aber im Malz
                              									grösser gewesen sein, da durch Kochen der Würzen, das längere Zeit andauert,
                              									Rohrzucker invertirt wird. Amthor berechnet aus
                              									Gährversuchen mit Saccharomyces apiculatus, wodurch nur Dextrose und Lävulose
                              									verschwindet, und den Resultaten, die sich aus der darauf folgenden Behandlung mit
                              									Invertinlösung ergeben, den Nichtmaltosegehalt des vergährenden Gesammtzuckers auf
                              									ungefähr 33,3 Proc.
                           Zur Bestimmung der Gesammtmenge der vergährbaren Substanz in
                                 										Bierwürzen können nach Arminius Bau Hefen vom
                              									Typus der Hefe Saaz nicht verwendet werden; die übrigen Culturhefen, und zwar sowohl
                              									obergährige wie untergährige, liefern bei der Analyse ein fast gleiches Resultat (Chemiker-Zeitung, 1892 Nr. 80).
                           Zur quantitativen Bestimmung der Isomaltose schlägt A. Bau (Wochenschrift für
                                 										Brauerei, 1892 S. 1421) die Benutzung der Hefe Saaz vor, indem eben durch
                              									diese Hefenart schwer und leicht vergährbare Zuckerarten geschieden werden. Nach Lintner ist jedoch, wie Delbrück in der Wochenschrift für Brauerei,
                              									S. 1423, bemerkt, die Isomaltose durch Hefe Saaz bei geeigneten Bedingungen nicht
                              									unvergährbar.
                           E. Jalowetz gibt in seinen Studien über Malz, Würze und Bier eine Methode an, um im Extracte von Malz
                              									den Maltose-, Dextrose- und Dextringehalt unter Zuhilfenahme des Polarimeters genau
                              									zu bestimmen (Mittheilungen der Oesterreichischen
                                 										Versuchsstation, 1892 Heft 5).
                           Die Prager Control-Jodmethode und das Gebräuverfahren nach
                                 										Kukla's Princip (Versuchsanstalt für Brauindustrie in Böhmen, 1891 Heft 3)
                              									bezweckt die rechtzeitige Vermeidung kleisterhaltiger Würze, sowie die Erhöhung der
                              									Extractausbeute im Sudhause.
                           Der Brauer soll die Jodprobe nicht erst dann vornehmen, wenn die Vorderwürze
                              									abgeläutert und der Verzuckerungsprocess am Ende angelangt ist. Vom Maischgut selbst
                              									werden Proben genommen, aufgekocht und filtrirt. Im Filtrat soll bei genügendem
                              									Zusatz von Jodlösung nur Gelbfärbung sich zeigen; es wird beim Controlverfahren die
                              									Temperatur der einzelnen Maischen so lange auf 60° R. gehalten, bis obiges Verhalten
                              									eingetreten, was mitunter sehr lange Zeit in Anspruch nimmt. Nach Bestimmung dieser
                              									Zeit wird das Sud verfahren abgeändert.
                           Da in Böhmen meist nur zwei Maischen üblich sind, so gestaltet sich die Arbeit auf
                              									Grund der Kukla'schen Jodmethode folgendermaassen: Es
                              									wird in kaltes Wasser eingeteigt, auf 40° R. zugebrüht, worauf die erste Maische
                              									langsam bis auf 60° R. 45 Minuten lang gewärmt wird; nach halbstündigem Kochen wird
                              									der Maischantheil auf den Bottich zurückgebracht, woselbst sich die Maische auf 52°
                              									R. erwärmt. Die zweite Maische wird bis 60° R. 30 Minuten lang angewärmt, worauf sie
                              									wieder eine halbe Stunde lang kochend erhalten wird. Nach dem Abmaischen wird eine
                              									Temperatur von 60° R. erzielt. Sobald sich die Treber gesetzt haben, beginnt man
                              									sofort mit dem Abläutern, weil die Führung des Sudes auf Grundlage der Principien
                              									der Kukla'schen Jodprobe die Maischrast entbehrlich
                              									macht.
                           Die Frage, wie weit man mit dem „Anschwänzen“
                              									gehen kann, ohne technisch fehlerhaft zu arbeiten,
                              									ist von Th. Ganzenmüller in seinem Artikel: Extractgewinn und Brennmaterialverbrauch durch den
                                 										Nachguss behandelt.
                           Der Nachguss habe a Proc. B; die Ausschlagwürze b Proc. B; aus 1 hl heisser Würze werden c hl Bier gewonnen; 1 hl koste B M. und 1 hl Wasser zu verdampfen koste W
                              									M.
                           Aus 1 hl Nachguss erhält man \frac{a}{b} hl Ausschlag würze, wenn
                              										1-\frac{a}{b}=\frac{b-a}{b} Wasser verdampft werden.
                           Der Werth der gewonnenen Würze ist c\,.\,\frac{a}{b}\,.\,B M. Der
                              									Werth der verbrauchten Kohlen ist \frac{b-a}{b}\,.\,1,1313 Proc. Zuschlag für die Erwärmung.
                              									W.
                           Soll der Gewinn an Extract den Kohlenverbrauch decken, so darf nicht sein:
                           
                              c\,.\,\frac{a}{b}\,B<\frac{b-a}{b}\,.\,1,13\
                                 										W,
                              
                           woraus sich ergibt:
                           
                              a<b\,\frac{1,13\,W}{c\,B+1,13\,W}
                              
                           In einem vom Verfasser angeführten Beispiel, wo der letzte Nachguss mit 2 Proc. B läuft und die Würze beim Ausschlagen 13 Proc. wiegt,
                              									würde der gewonnene Extract 4mal so viel werth sein als die verbrauchten Kohlen. Die
                              									Frage, ob es sich empfiehlt, ganz dünne Nachgüsse zu verwenden, ist mit Rücksicht
                              									auf die als ungesund bezeichnete Beschaffenheit des
                              									Glattwassers in anderem Sinne zu beantworten (Zeitschrift
                                 										für das gesammte Brauwesen, 1892 S. 8).
                           Um die Ausbeute im Sudhause zu erhöhen, sind verschiedentlich Versuche über Verarbeitung von Malzmehl gemacht worden. A. Kempe berichtet über solche in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1892 S. 447.
                              									Die Ausbeute, welche Malzmehl gibt bei Anwendung der Dehne'schen Filterpresse, kommt der theoretisch möglichen Ausbeute des
                              									Malzmehles bis auf ½ Proc. nahe. Diese hohe Ausbeute wiegt jedoch die
                              									Müllereiverluste nicht auf. Letztere Verluste sind übrigens nur mehr geringe, wenn
                              									dem Mehle die Hülsen beigemengt bleiben. Es liegt dann thatsächlich eine Ersparniss
                              									von 5½ bis 6 Proc. in der Verarbeitung von Malzmehl mit der Hülse gegen das
                              									Verarbeiten von Malzschrot. Die in der Kammer der Presse verbleibenden Trebertheile
                              									können mit heissem Wasser und Dampf gut ausgesüsst werden, so dass das Glattwasser
                              									nur 0,5 bis 0,2 Proc. zeigt.
                           C. Hyde suchte durch Versuche (Transactions of the North of England Institute of Technical Brewing, I.
                              									15) den Einfluss des Hopfens auf die stickstoffhaltigen
                                 										Bestandtheile einer Malzwürze festzustellen. Das Ergebniss der Versuche mit
                              									und ohne Hopfen war praktisch das gleiche und es wird demnach durch die
                              									Hopfengerbsäure die Ausscheidung von Eiweisskörpern aus der Würze nicht erhöht.
                           In der Besprechung von Hyde's Arbeit erörtert Windisch auch die Frage: Welchen Einfluss haben die gerinnbaren Eiweisstoffe auf die Entfernung der
                                 										Gerbsäure aus dem Biere? (Wochenschrift für Brauerei, 1892 S. 135). Jedes
                              									Bier enthält noch Gerbsäure, und es unterliegt keinem Zweifel, dass dieser
                              									ausgeprägte Geschmacksstoff einen bedeutenden Einfluss auf den Geschmack des Bieres haben muss, je
                              									nach der Menge, in welcher er in dem Biere vorhanden ist. Je mehr gerinnbare und mit
                              									Hopfengerbsäure eine unlösliche Verbindung eingehende Eiweisskörper in einer Würze
                              									vorhanden sind, um so mehr Gerbsäure wird aus der Würze entfernt, um so
                              									gerbsäureärmer wird das Bier sein. Nach Weingärtner
                                 										(Braumeister, 1892 Nr. 9) sind die Mengen der durch die Hopfengerbsäure
                              									ausgeschiedenen Eiweisskörper allerdings nur sehr geringe, aber dennoch ist der
                              									Ausscheidung auch der geringsten Menge „schädlicher“ Eiweisskörper eine
                              									Bedeutung zur Verhinderung von Eiweisstrübung zuzuschreiben.
                           Die Frage: Wie lange soll das Bier mit dem Hopfen
                                 										kochen? behandelt die Brewing Trade Review,
                              									Nr. 73 (durch Wochenschrift für Brauerei, 1892 S. 806).
                              									Eine Würze, die nur 10 Minuten lang mit Hopfen gekocht wird, gibt Bier vom feinsten
                              									Geschmack; behufs Sterilisation genügt ein 20 Minuten langes Kochen; die beste
                              									Ausscheidung gelöster Eiweisstoffe wird durch 70 Minuten langes Kochen erreicht;
                              									eine noch längere Kochdauer bewirkt nur eine Wiederauflösung von Eiweisstoffen. Auf
                              									die Haltbarkeit des Bieres haben die flüchtigen Hopfenbestandtheile keinen
                              									Einfluss.
                           Die verschiedenen Bestrebungen, eine bessere Ausnutzung des Hopfens zu erreichen,
                              									finden in einem Vortrage Aubry's: Welche Aussicht auf Erfolg
                                 										haben die in neuerer Zeit zur Anwendung gelangten Hopfenextractionsapparate, mit
                                 										specieller Berücksichtigung des Theurer'schen Apparates (Zeitschrift für das
                                 										gesammte Brauwesen, 1892 S. 435) ihre Besprechung.
                           Man suchte seinen Zweck zu erreichen
                           1) durch Verwendung eines grösseren Antheiles des Hopfens und längeres Kochen
                              									desselben, während ein kleinerer Antheil nur kurz gekocht – demnach wenig
                              									hinsichtlich der Extractivstoffe, aber intensiver in den flüchtigen aromatischen
                              									Stoffen ausgenutzt wurde.
                           a) Wiederverwendung des nicht ganz ausgenutzten Hopfens zu einer nächsten
                              									Kochung.
                           b) Ueberhaupt wiederholte Verwendung unter Zusatz geringerer Mengen neuen
                              									Hopfens.
                           2) Zerkleinerung des Hopfens vor der Verwendung, um dem Lösungsmittel eine grössere
                              									Oberfläche und also mehr Angriffspunkte zu bieten.
                           3) Herstellung von Extracten, in welchen die wirksamen Bestandtheile des Hopfens
                           a) vereinigt,
                           b) getrennt zur Verwendung gebracht werden können. Solche Extracte können zugleich
                              									zur Conservirung der
                           sehr veränderlichen Eigenschaften des Hopfens dienen = Dauerextracte.
                           4) Vorbereitende Extraction des Hopfens mittels besonderer Dämpfungs- und
                              									Extractionsapparate in Verbindung und gleichzeitig mit dem Hopfensud.
                           Die Hopfenextractionsapparate haben insofern eine grosse Berechtigung, als sie in der
                              									rationellsten Weise den Hopfen vollständig auszunutzen und die Aromatisirung des
                              									Bieres mehr oder weniger zu reguliren gestatten. Speciell dem Theurer'schen Apparat wird nicht nur eine 15- bis
                              									20procentige Ersparniss an Hopfen, sondern auch eine Geschmacksverbesserung des
                              									erzielten Bieres nachgerühmt. Der Apparat selbst besteht aus einem cylindrischen
                              									Kochkessel mit konischem Boden, besitzt eine centrale Seitenflügel tragende
                              									Achse, sowie im Kessel angebrachte feststehende Arme und ist durch eine
                              									Dampfschlange heizbar. Die Arbeitsweise ist folgende:
                           Ein kleiner Theil der Würze kommt zum Hopfen in den Apparat und wird unter dem Druck
                              									von 1 at gekocht. Durch Dampfdruck wird der Extract in den Kühler entleert, in
                              									welchem er auf 15 bis 16° heruntergekühlt wird. Ein zweiter Aufguss kommt nochmals
                              									in den Hopfenkocher und nach abermaliger Extraction kommt dieser zweite ganze
                              									Extract in den Hopfenkessel, welcher wie sonst behandelt wird. Beim Ausschlagen wird
                              									der erste und bereits gekühlte Extract zur Würze geleitet und zwar in einer Menge,
                              									welche sich nach der mehr oder weniger feinen Beschaffenheit des Hopfens
                              									richtet.
                           Als eine Konsequenz von Hansen's System muss die Entfernung des Kühlschiffes gelten. Es sind aber bis
                              									heute nur wenig Betriebe dazu übergegangen.
                           P. Lindner in Berlin kennt allerdings 50 solche
                              									Brauereien (siehe: Ueber die Agitation gegen das Kühlschiff,
                                 										Wochenschrift für Brauerei, 1892 S. 159). In vielen Fällen begnügt man sich
                              									während der gefährlichen Jahreszeit damit, die Würze so lange auf der Kühle zu
                              									lassen, bis der Trüb sich abgesetzt, um dann dieselbe über den Berieselungskühler zu
                              									bringen.
                           H. Will ist, wie aus seinem Vortrag: Das Kühlschiff als Infectionsquelle in der Brauerei
                                 										(Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1892 S. 465) hervorgeht, der
                              									Ansicht, dass man nothgedrungen noch auf die Verwendung des Kühlschiffes in der
                              									gleichen Weise wie bisher angewiesen ist. Es treten, wie Reichard dargethan, unter Umständen bei einer möglichst raschen Abkühlung
                              									der Würze mit Umgehung des Kühlschiffes unangenehme Erscheinungen im Gährkeller
                              									auf.
                           Die Infection auf der Kühle ist thatsächlich keine so grosse, als man im Allgemeinen
                              									anzunehmen scheint. Untersuchungen von Luftproben, welche über gut angelegten Kühlschiffen bei verhältnissmässig
                              									ruhiger Luft entnommen wurden, ergaben, dass die Zahl der in Würze
                              									entwickelungsfähigen Keime durchschnittlich eine relativ geringe ist, und dass sich
                              									insbesondere Hefe selten vorfindet. Wenn die Probe der bis auf 36 bis 37° C.
                              									abgekühlten Würze entnommen wird, so besteht die Infection vorherrschend aus
                              									Bakterien, von denen erfahrungsgemäss nur ein geringer Bruchtheil nach vollendeter
                              									Gährung noch lebensfähig ist. Will verweist auf die
                              									Arbeit Siebel's (1893 289
                              									84) und den durch Verdunstung geschaffenen Selbstschutz.
                           Verlässt die abgekühlte Würze das Kühlschiff, so wird die Gefahr der Verunreinigung
                              									eine viel grössere. Es finden sich nun in der Würze wilde Hefe, Saccharomyces
                              									apiculatus u.s.w. Ein einfaches Nachspülen der Leitungen ist nicht genügend,
                              									vielmehr müssen letztere mit Sodalösung und Dampf behandelt werden.
                           Die Misserfolge, welche bei der Würzekühlung ohne Kühlschiff zu Tage treten können,
                              									lassen sich nach Reinke's Abhandlung: Ueber Lüftung der Bierwürzen auf eine unrichtig
                              									geleitete Lüftung zurückführen. Leerer Geschmack der Biere tritt auf bei zu langem,
                              									heissem Lüften der Würze im Sterilisator – bei Anwendung von Centrifugen im
                              									Sudhause, die gleichfalls die Würze heftig lüften; rauher, harter Geschmack der
                              									Biere findet sich, wenn die selbst vom Hopfen befreite Würze im Sterilisator bei
                              									hoher Temperatur stundenlang ruht; ein kratzender, bitterer Geschmack, wenn die Filtration
                              									durch den Gesammthopfen im Sterilisator geschieht, niedrige Vergährung gleichzeitig
                              									im letzten Fall, da die mechanische Wirkung der abfiltrirten Eiweissstoffe alias
                              									Kühlgeläger bei der Gährung fehlt, während bei Nichtentfernung der Hauptmenge des
                              									Kühlgelägers wiederum eine zu hohe Vergährung und ein Verschmieren der Hefe
                              									beobachtet wird.
                           Reinke räth, die Lüftung der Würze nach dem neuen
                              									Verfahren möglichst genau an die alten, früher vortreffliche Erfolge gezeigt
                              									habenden Verfahren bei Anwendung des Kühlschiffes anzupassen, und empfiehlt
                              									folgendes Verfahren: Ausschlagen über den Hopfenseiher in den Sterilisator, Lüften
                              									während 15 bis 30 Minuten bis zur Temperatur von 54° R., Kühlen des sich inzwischen
                              									schon abgesetzt habenden Bieres mit dem Flächenberieselungskühler bei Anwendung
                              									filtrirter Luft. Wird andererseits die Würze auch noch kalt im Sterilisator
                              									gelüftet, so müsste sie etwas absitzen und brauchte dann auch nicht mehr mit dem
                              									Flächenberieselungskühler, sondern nur im geschlossenen Kühler gekühlt zu
                              									werden.
                           Die Ergang'schen und Ebert'schen Apparate, auch einfache Cylinder und Kästenreserven erfreuen sich
                              									guter Erfolge.
                           Beim Arbeiten ohne Kühlschiff wird häufig der Trüb nicht gehörig entfernt; ein
                              									ungenannter Autor empfiehlt, nicht im Sudhause herumzufiltriren, sondern den Trüb,
                              									nachdem die Würze angestellt ist, sich absitzen zu lassen. Nach 36 Stunden, wenn die
                              									Würze angekommen, pumpt man die Bottiche um (Wochenschrift
                                 										für Brauerei, 1892 S. 195).
                           Die Trubsäcke stellen, wie aus Will's Untersuchungen über die
                                 										Verunreinigung gebrauchter Trubsäcke (Zeitschrift für das gesammte
                                 										Brauwesen, 1892 S. 77) hervorgeht, eine sehr gefährliche Infectionsquelle
                              									in der Brauerei dar, welcher eine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden ist. Die
                              									wollenen Trubsäcke werden gewöhnlich in den Brauereien nach dem jedesmaligen
                              									Gebrauch mit warmem, selten ganz heissem, meist aber nur mit kaltem Wasser
                              									gewaschen, gebürstet oder zwischen den Händen gerieben und gewalkt; nach dem
                              									Trocknen werden sie sofort wieder verwendet. Man vermeidet das Brühen solcher
                              									Trubsäcke, damit sich dieselben nicht zusammenziehen. In den Nähten und Falten
                              									solcher mangelhaft gereinigten Trubsäcke hat H. Will
                              									Spaltpilze, Schimmelpilze und Sprosspilze gefunden. Bei frühzeitigem Eingreifen mit
                              									Desinfectionsmitteln und öfterer Wiederholung einer gründlichen Reinigung kann
                              									sicher ein Erfolg erzielt werden. Will empfiehlt als
                              									Desinfectionsflüssigkeit eine Chlorkalklösung mit 1 Proc. activem Chlor; eine
                              									stärkere Lösung dürfte mit Rücksicht auf die etwas raschere Abnutzung der Trubsäcke
                              									nicht verwendet werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)