| Titel: | Ueber die Herstellung von Schnuren, Litzen, Seilen u. dgl. | 
| Autor: | H. Glafey | 
| Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 58 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber die Herstellung von Schnuren, Litzen,
                           								Seilen u. dgl.1888 267 302. 490.
                        Von H. Glafey,
                           								Ingenieur in Berlin.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber die Herstellung von Schnuren, Litzen, Seilen u.
                           								dgl.
                        
                     
                        
                           In der letzten Abhandlung aus dem Gebiete der Seilerei hatte der Verfasser
                              									Gelegenheit, auf Zugfestigkeitsprüfungen hinzuweisen, welche seitens des deutschen
                              									Seilerverbands in Vorschlag gebracht worden waren. Heute sind dieselben zur
                              									Thatsache geworden und ihre Ergebnisse werden zur Zeit in der Deutschen Seilerzeitung veröffentlicht, Mit Rücksicht
                              									auf die hohe Bedeutung, welche diese Prüfungen für das ganze Seilergewerbe haben,
                              									sei deshalb auf die bezeichneten Veröffentlichungen an dieser Stelle
                              									hingewiesen.
                           Aus dem Gebiete der in das Seilergewerbe einschlagenden Erfindungen der letzten Jahre
                              									mögen zunächst diejenigen einer Betrachtung unterzogen werden, welche die Verwendung
                              									besonderer Rohmaterialien und die besondere Gestaltung (Constructionen) von
                              									Schnuren, Litzen, Seilen u.s.w. zum Gegenstand haben.
                           Die Herstellung von Bindfäden aus Papier ist älteren Datums. Schon Rein erwähnt in seinem interessanten Werk Japan nach Reisen and Studien diese Producte, auch im
                              									königl. Kunstgewerbe-Museum zu Berlin sind in der Abtheilung für Japan Fäden aus
                              									Papier ausgestellt.
                           
                           In neuerer Zeit hat man das altbekannte Verfahren wieder aufgenommen und mögen
                              									hier einige Vorschläge Betrachtung finden, welche von William Deering und Co. in Chicago, Nordamerika, gemacht worden sind, und
                              									in den englischen Patentschriften Nr. 16022 und 16023 A. D. 1889, sowie der
                              									amerikanischen Patentbeschreibung Nr. 437378 niedergelegt sind. Behufs Herstellung
                              									des Bindfadens verwendet Deering nach dem Inhalt der
                              									englischen Patente ein aus geeignetem Material angefertigtes Papier und zerschneidet
                              									dieses in Streifen von entsprechender Breite. Vor oder nach dem Zerlegen der
                              									Papierbahn imprägnirt er das Papier mit einer beliebigen wasserdicht machenden
                              									Lösung von Bienenwachs, Talg, Fichtentheer o. dgl. und dreht die auf diese Weise
                              									erhaltenen imprägnirten Papierstreifen auf irgend eine Weise zusammen. Um hierbei
                              									die ganze Stärke des Papiers auszunutzen und die Gefahr des Zerreissens zu
                              									vermindern, welche vorhanden ist, wenn flache Papierstreifen direct zusammengedreht
                              									werden, wird das geschnittene Papier der Länge nach zunächst spiralförmig
                              									zusammengewickelt oder in Röhrenform gelegt, oder es werden auch nur die Kanten
                              									eingebogen und dann erst erfolgt das Drehen.
                           Die Fig. 2 bis 4
                              									veranschaulichen diesen Arbeitsvorgang.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 1.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 2.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 3.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 4. Der auf solche Weise erhaltene Bindfaden wird vortheilhafter Weise noch
                              									durch eine Wachslösung oder eine ähnliche Flüssigkeit gezogen zu dem Zweck, etwa
                              									abstehende Fasern anzukleben und die Oberfläche des Fadens zu härten und zu glätten.
                              									Ein Hindurchführen dieses so erhaltenen Fadens durch Walzen vollendet die
                              									Appretur.
                           Fig. 1 veranschaulicht den gesammten Arbeitsvorgang.
                              										A ist der zu verarbeitende Papierstreifen; B der. die Imprägnirflüssigkeit enthaltende Behälter,
                              									durch den der Papierstreifen läuft, um dann in der Spinnvorrichtung C zusammengedreht zu werden. Im Behälter D wird der gedrehte Faden nochmals mit Wachs überzogen,
                              									und im konischen Durchzug E verdichtet und polirt.
                           Das zweite Ueberziehen mit Wachs kann auch weggelassen werden und ebenso kann für
                              									geringe Sorten Bindfaden das Wasserdichtmachen wegbleiben.
                           Sobald es sich darum handelt, Bindfäden von grosser Zähigkeit zu erhalten, reicht die
                              									Festigkeit des Papiers nicht immer aus. Deering schlägt
                              									deshalb in dem zweiten englischen Patent Nr. 16023 vor, den auf die oben angegebene
                              									Weise erzeugten Bindfaden aus einem Papierstreifen noch mit einem Faden aus Jute,
                              									Hanf, Baumwolle u. dgl. zu verzwirnen bezieh. zu umspinnen oder ihm eine Seele aus
                              									genannten Materialien zu geben.
                           Fig. 5 zeigt das erste Verfahren. Der Papierstreifen,
                              									der imprägnirt oder nicht imprägnirt sein kann, wird zunächst spiralförmig
                              									zusammengedreht. Das so erhaltene Rohr a wird dann
                              									umsponnen und das Product a B auf bekannte Weise
                              									gedreht.
                           Ganz ähnlich ist der Vorgang nach Fig. 6 und 7. Der Papierstreifen wird in ein Rohr a umgewandelt, dieses dann zu einem Faden a3 gedreht und dieser
                              									erst umsponnen.
                           Anders verhält es sich bei dem in Fig. 8
                              									veranschaulichten Verfahren. Hier wird die aus Hanf, Jute u.s.w. bestehende Seele
                              									von den auf geeignete Weise vorbereiteten Papierstreifen A umschlossen und das so erhaltene Zwischenproduct wird zu einem Faden
                              									versponnen.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 5.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 6.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 7.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 8. Ein auf diese oder jene Weise erhaltener Faden kann dann auch noch durch
                              									Wachs u.s.w. gezogen werden, oder auch nicht; auch können mehrere Fäden wieder
                              									vereinigt werden, wenn es wünschenswerth erscheint.
                           Nach dem Inhalt des amerikanischen Patents Nr. 437378 wird der Faden aus Papier mit
                              									einem Faden aus Jute, Hanf u. dgl. nicht auf seinem ganzen Umfang umwickelt oder mit
                              									einer Seele versehen, sondern es wird auf den spiralförmig zusammengelegten bezieh.
                              									die zusammengezwirnten Papierstreifen ein gedrehter oder offener Faden aus den
                              									genannten Materialien in der aus Fig. 9, 10 und 11 ersichtlichen
                              									Weise aufgelegt und dies so erhaltene Product in bekannter Weise gezwirnt. Dies hat
                              									zur Folge, dass der Verstärkungsfaden sich in den noch feuchten Papierfaden einlegt,
                              									derselbe also eine glatte Oberfläche zeigt, und ihn so verstärkt, gleichzeitig aber
                              									beim Gebrauch am Aufdrehen hindert.
                           Seile aus Holzwolle finden in Folge ihrer geringen Festigkeit nur eine beschränkte
                              									Anwendung und sind besonders für Dekorationszwecke und zum Umwickeln von
                              									Giessereikernen geeignet. Lebrecht Friedr. Lezius und
                              										Siegf. Schachne in Neuzelle bei Frankfurt a. O.
                              									haben in dem englischen Patent Nr. 10730 A. D. 1887 vorgeschlagen, der hohen
                              									Wasseraufnahmefähigkeit dieser Seile dadurch vorzubeugen und sie dadurch biegsam zu
                              									machen, dass man entweder die Holzwolle vor ihrer Verarbeitung oder auch das fertige
                              									Seil mit einer Lösung von Wasserglas, Seifenlauge und Kalk behandelt.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 9.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 10.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 11.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 12. Um den Holzwolleseilen eine grössere Widerstandsfähigkeit gegen Bruch zu
                              									geben und ihnen so ein grösseres Verwendungsgebiet zu erschliessen, stellt Gustav Ernst Müller in Alf a. Mosel nach den unter Nr.
                              									4845, 4846, 5825 und 6156 eingetragenen Gebrauchsmustern die Holzwolleseile in der
                              									Weise her, dass er die Holzwolle mit anderen Gespinnstfasern mischt, dem Seil eine
                              									Einlage aus Gespinnstfasern o. dgl. gibt oder auch ein Seil aus Gespinnstfasern mit
                              									einer Seele aus Holzwolle versieht.
                           
                           Behufs Herstellung von Holzwolleseilen für Giessereizwecke verfährt O. Marwitz in Schierstein a. Rh. nach dem Inhalt der
                              									Patentschrift Nr. 65 129 in der Weise, dass er jedes Seil aus zwei oder mehr Litzen
                              									bildet, deren jede aus Holzwolle einer anderen Holzart hergestellt ist und eine von
                              									ihrer Nachbarlitze verschiedene Drehung erhält. Hierdurch will der Erfinder
                              									erreichen, dass das Seil einmal die erforderliche Festigkeit besitzt und ferner in
                              									Folge seines lose gedrehten Theils den bei der Giesserei entstehenden Gasen freien
                              									Abzug gewährt. Im Besonderen ist das Verfahren das folgende:
                           Man fertigt aus Nadelholz- oder Pappelholzwolle, deren Fäden sehr fein sind, zunächst
                              									eine lose Litze, und zwar mittels der bekannten Spinnmaschine, wie solche zur
                              									Herstellung einfach zusammengedrehter Hanflitzen verwendet wird, gibt aber der
                              									Maschine nur eine massige Geschwindigkeit von etwa 80 Umdrehungen in der Minute und
                              									lässt die aufgegebene Holzwolle mit der ganzen Schnelligkeit, deren die Maschine
                              									fähig ist, von letzterer aufnehmen. Auf diese Weise erhält man eine Litze, die
                              									äusserst lose gedreht ist.
                           Alsdann stellt man eine zweite Litze her aus Aspen- oder Weidenholzwolle, deren Fäden
                              									stärker sind als diejenigen der Nadelholz- oder Pappelholzwolle. Für die Herstellung
                              									dieser Litze gibt man der Maschine eine Geschwindigkeit von ungefähr 160 Umdrehungen
                              									in der Minute und führt die Holzwolle nur spärlich zu bezieh. lässt die Holzwolle so
                              									langsam wie irgend möglich zulaufen, so dass die Maschine dem Arbeiter die Holzwolle
                              									gewissermaassen mit Gewalt entziehen muss. Hierdurch erhält man eine sehr fest
                              									gedrehte Litze.
                           Beide Litzen, die lose und die fest gedrehte, lässt man alsdann zusammen durch die
                              									Spinnmaschine gehen bei einer Geschwindigkeit von etwa 120 Umdrehungen und dreht
                              									hierdurch beide Litzen zu einem Seil zusammen.
                           Die Vorzüge des so hergestellten Seiles liegen einerseits in der grossen Festigkeit,
                              									bewirkt durch die Zähigkeit und feste Drehung der aus Aspen- oder Weidenholzwolle
                              									bestehenden Litze, und andererseits in der Aufnahmefähigkeit und Durchlässigkeit der
                              									lose gedrehten, aus Nadelholz- oder Pappelholzwolle bestehenden Litze, welche den
                              									bei der Eisengiesserei sich entwickelnden Gasen freien Durchgang gewährt.
                           Anstatt das Seil aus zwei Litzen zu bilden, kann man dasselbe auch aus drei oder mehr
                              									Litzen bestehen lassen, wobei dann zwei oder mehr Litzen aus Aspen- oder
                              									Weidenholzwolle, die übrigen aus Nadelholz- oder Pappelholzwolle bestehen
                              									können. Es kann aber auch jede Litze aus einer besonderen Holzwolleart bestehen.
                           Die Herstellung des Holzwolleseiles kann auch dahin abgeändert werden, dass man
                              									zunächst eine fest gedrehte Litze aus Aspen- oder Weidenholzwolle herstellt und dann
                              									diese Litze unter Hinzufügung der dünneren Nadelholz- oder Pappelholzwolle nochmals
                              									durch die Maschine gehen lässt, wobei die Maschine etwa 80 Umdrehungen in der Minute
                              									macht, und die dünnere Holzwolle so reichlich aufgegeben wird, als die Maschine zu
                              									fassen vermag. Auf diese Weise wird die feste innere Litze mit einer losen Hülle
                              									umsponnen; erstere gibt dem Seil die Festigkeit, die es haben muss zur Umspinnung
                              									der Giesskerne, und letztere gestatten den abziehenden Gasen freien Durchzug.
                           Bei dem letztgenannten Seil ist die Benutzung zweier verschiedener Holzarten nicht
                              									erforderlich, es kann dasselbe aus einer und derselben Holzwolle angefertigt
                              									werden.
                           Auch kann die Umhüllung des inneren Holzwolleseiles aus jeder beliebigen
                              									vegetabilischen Faser, z.B. aus Stroh, Heu, Hanf, Flachs, Manilla, Cocusfaser o.
                              									dgl., bestehen.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 60Tettweiler's Seilherstellung. Ein Verfahren und eine Vorrichtung, Faserstoffe, insbesondere grobe, zum
                              									Spinnen und Weben ungeeignete, bastartige Pflanzenfasern, z.B. auch den fast
                              									werthlosen Abfall des Rohres zu Seilen oder Fasersträngen ohne Drehung zu
                              									verarbeiten, hat B. Tettweiler in Berlin angegeben.
                           Dieses Verfahren zur Herstellung der Faserseile ohne Drehung besteht darin, dass die
                              									Fasern der Länge nach in eine der gewünschten Seilstärke ungefähr entsprechende
                              									Bohrung eines kreisenden Cylinders oder Hohlkörpers a
                              										(Fig. 13
                              									Seitenansicht, Fig. 15
                              									Oberansicht) eingeführt und während des Durchganges durch die Bohrung mit Draht,
                              									Faden, Bast o. dgl. umwickelt werden. Der Draht oder Faden u.s.w. befindet sich auf
                              									einer Spule oder Rolle a1 des in Drehung befindlichen Cylinders a;
                              									das freie Ende des Drahtes ist durch eine kleine Oeffnung der Cylinderwand in die
                              									Bohrung eingeführt und an dem eingeführten Faserstrang festgemacht. Der Faserstrang
                              									ist auf der der Zuführung entgegengesetzten Seite des Cylinders a hervorgezogen und die Bewickelung des Stranges mit
                              									Draht, Faden, Bast o. dgl. von der Rolle a1 geschieht mehr oder weniger dicht, je nachdem die
                              									Geschwindigkeit der Fortbewegung des Stranges zur Drehungsgeschwindigkeit des
                              									Cylinders a in gleichem oder ungleichem Verhältniss
                              									steht. Der Cylinder a erhält seine kreisende Bewegung
                              									durch Zahnrad-,
                              									Riemen- oder Schnurantrieb oder auf sonst geeignete Weise; in der Zeichnung ist
                              									Zahnradantrieb angenommen, und es können mehrere Spinnvorrichtungen A gemeinsamen Antrieb empfangen (Fig. 15), indem für
                              									jedes Räderpaar a2
                              									a3 eine Triebscheibe
                              										a4 angebracht ist,
                              									die durch einen gemeinsamen Riemen oder eine Schnur von einer Riemen- oder
                              									Schnurscheibe aus Drehung erhält.
                           Das aus dem Spinner A hervorkommende Seil ohne Drehung,
                              									d.h. der rundliche Strang gleichgerichteter Fasern, die durch die Umwickelung
                              									zusammengehalten werden, setzt sich in fortlaufender Länge fort, so lange
                              									Fasermaterial in die Zuführungsöffnung des Cylinders a
                              									nachgefüllt wird. Die Spule a1 ist mit einer Reibungshemmung versehen, die dem Draht oder Faden mehr
                              									oder weniger Spannung gibt und entsprechend eine mehr oder weniger feste Umwickelung
                              									des Faserstranges bewirkt.
                           Wenn das gesponnene Seil, wie in der Zeichnung angenommen ist, gepresst werden soll,
                              									so darf die Umwickelung nicht zu fest und dicht sein. Die Pressung der Seile oder
                              									Faserstränge geschieht zweckmässig durch Walzen, zwischen welche die Stränge direct
                              									aus dem Spinner A geführt werden und deren
                              									Drehungsgeschwindigkeit die Durchgangsgeschwindigkeit des Seiles durch den Cylinder
                              										a bestimmt.
                           Der Antrieb der Cylinder a kann ebenfalls von der
                              									Triebwelle b1 der
                              									Walzenpresse B abgeleitet werden, wodurch die
                              									Fortbewegung der Stränge mit der Drehungsgeschwindigkeit der Cylinder a der verschiedenen Spinnvorrichtungen A genau in das richtige Verhältniss gebracht werden
                              									kann. Die Walzen b b sind zweckmässig mit
                              									cylinderförmigen Rinnen und entsprechenden Rippen versehen, um die cylindrischen
                              									Stränge oder Seile auf eine bestimmte Breite auszuwalzen und dem flach gedrückten
                              									Band geradlinige Kanten zu geben. Jedes Walzenpaar kann mit Rinnen und Rippen
                              									verschiedener Breite versehen sein, um Bänder verschiedener Breite auswalzen zu
                              									können, ohne die Walzen auswechseln zu müssen. Die obere Walze ist mit ihren Lagern
                              									durch Schraubenspindeln stellbar, um den Durchgangspunkt der Walzen entsprechend dem
                              									Grad der zu gebenden Pressung verändern zu können.
                           Jules Lechat in Gent (Belgien) verwendet zur Herstellung
                              									von Seilen Litzen, die aus Stoffen gebildet sind, welche in bestimmten geometrischen
                              									Figuren zugeschnitten und so zusammengerollt werden, dass ihre Verbindung durch
                              									Ineinanderschieben der schraubenartig gestalteten Enden erreicht wird. Dermaassen
                              									hergestellte Litzen können wieder in beliebiger Anzahl zusammengewunden und mit
                              									einer schützenden Hülle versehen werden, die ebenfalls in gleicher Weise, wie die
                              									Litzen selbst, hergestellt sein kann; zur Hervorbringung bestimmter Steifigkeiten
                              									kann auch eine Seele in die Litzen eingewickelt sein.
                           Seile der neuen Art haben nach Angabe des Erfinders folgende Vorzüge: Die Adhäsion
                              									auf den Treibrädern ist derartig, dass Keilrinnen für Seilbetrieb nicht nothwendig
                              									sind. Eine Ausdehnung der Seile findet nicht statt, da die einzelnen Theile sich
                              									direct durch die Reibung halten und ein Seil nicht wie die Seile bisheriger Art
                              									durch Zusammendrehen von Litzen gebildet ist. Die Verbindung der Seilenden mit
                              									einander ist sehr einfach und die Biegsamkeit der Seile kann derart modificirt
                              									werden, dass sie bei dem durch Arbeitsübertragung ausgeübten Druck ihre
                              									Querschnittsgestaltung ändern.
                           Die zur Verwendung kommenden Stoffe sind gewebt, geflochten oder gewirkt und
                              									bestehen aus Baumwolle, Hanf, Leinen, Bast und auch Leder. Vor ihrer Zerlegung
                              									werden dieselben mit einer Lage von Stoffen von grosser Adhäsion und
                              									Undurchdringlichkeit, wie Kautschuk, Gummi, unlösliche Gelatine o. dgl. überzogen,
                              									was entweder durch Eintauchen derselben in Lösungen oder durch Auftragen dieser
                              									Stoffe in teigigem Zustand, wenn nöthig unter Vermittelung von Wärme geschehen
                              									kann.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 16.Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 17.Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 18.Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 19.Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 20.Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 21. Der so vorbereitete Stoff wird nun in Parallelogramme, Trapeze, Dreiecke
                              									oder sonstige geometrische Figuren zerschnitten und jedes dieser Stücke in sich
                              									selbst zusammengerollt, wie Fig. 16 bis 18 zeigen, oder sie können auch zu mehreren auf
                              									einander gewickelt werden, wie dies in Fig. 19 bis
                              										21 dargestellt ist. Die so hergestellten Wickel
                              									werden nun zu einer Litze vereinigt.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 22.Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 23.Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 24. Die Anzahl der zu einem Seil verwendeten Litzen und der Durchmesser
                              									derselben bestimmt sich aus der zu übertragenden Kraft, eine jede solche Litze kann
                              									ein Seil für sich bilden. Fig. 22 zeigt sechs solcher
                              									Litzen um eine Seele O gruppirt, welche aus einem
                              									elastischen Stoff, wie Kautschuk oder aber auch aus Hanfseil, Drahtseil oder selbst
                              									aus einer neuen Litze gebildet sein kann, wie denn jede Litze selbst auch eine
                              									solche Seele enthalten kann. Die auf diese Weise neben einander parallel gelegten
                              									Litzen werden in Zeugstücke eingewickelt, die gleichfalls, wie oben beschrieben,
                              									hergestellt und mit undurchdringlichen Stoffen überzogen sind. Die Zeugstücke werden
                              									in derselben Weise auf die Litzenbündel gewickelt, wie die Litzen gebildet werden.
                              										Fig. 23 stellt die Litzen in ihre Hülle
                              									eingewickelt dar. Die Hülle kann auch durch einen Lederüberzug oder Schlauch aus
                              									Hanf ersetzt sein.
                           Das Litzenbündel kann ferner ohne eine weitere Hülle zur Verwendung kommen; in diesem
                              									Falle wird der haftende und bindende Stoffüberzug vortheilhaft etwas stärker
                              									aufgetragen oder das ganze Aeussere des Litzenbündels damit überzogen; in letzterem
                              									Falle empfiehlt es sich, diesen Ueberzug durch Umwickeln mit Fäden oder Bänder zu
                              									schützen.
                           Dem Litzenbündel der einen oder der anderen Art kann auch eine Drehung gegeben werden, damit
                              									namentlich bei Transmissionsscheiben von geringem Durchmesser die Zugwirkung auf
                              									jede einzelne Litze und ihre Elemente gleichmässig übertragen werde.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 62Fig. 25.Textabbildung Bd. 291, S. 62Fig. 26. Die Fig. 25 zeigt, wie die Enden der Litzen
                              									aus einem oder mehreren Stücken Zeug mit einander verbunden werden, wenn die Stücke
                              									aus einem Parallelogramm gebildet sind, dessen gegenüberliegende Winkel einander
                              									gleich sind; Fig. 26 zeigt die Verbindung der Enden
                              									einer Litze aus trapezförmig geschnittenen Stücken. Die beiden Enden mit ihren
                              									Spitzen gegen einander gelegt, sind mit Hilfe eines dreieckigen oder trapezförmigen
                              									Stückes zusammengehalten, dessen an der Grundlinie liegende Winkel so gross wie die
                              									Winkel des die Wickel bildenden Stoffes sind.
                           Fig. 27 bis 29 zeigen
                              									eine andere Art, wie man die einzelnen Wickel mit einander verbinden kann.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 62Fig. 27.Textabbildung Bd. 291, S. 62Fig. 28.Textabbildung Bd. 291, S. 62Fig. 29. Seile aus mehreren Litzen werden in der Weise mit einander verbunden, dass
                              									man jedes einzelne Litzenpaar, wie oben beschrieben, mit einander verbindet und
                              									darauf in derselben Weise die Hülle, falls diese aus Parallelogrammen oder Trapezen
                              									gebildet ist, aufbringt.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 62Fig. 30.Textabbildung Bd. 291, S. 62Fig. 31. Um ein schon zusammengesetztes Seil kürzer zu machen, genügt es, wie Fig. 26 zeigt; das dreieckige oder trapezförmige Stück
                              									loszulösen und abzuwickeln; sind die Enden A und B frei, so wird ein Ende des Seiles um das gewünschte
                              									Stück gekürzt und so geschnitten, dass es dieselbe Gestaltung wie vorher zeigt,
                              									beide Enden A und B werden
                              									dann wieder an einander gelegt und die abgewickelte Umhüllung, nachdem sie
                              									gleichfalls um das gewünschte Stück gekürzt ist, wieder aufgewickelt. Die Ablösung
                              									des Verbindungsstückes, sowie die Verkürzung und Wiederverbindung der Enden mit
                              									einander muss bei einer dem zur Anwendung gebrachten Imprägnirstoffe entsprechenden
                              									Temperatur geschehen. Sind die Stücke, welche die Hülle und die Litzen bilden, in
                              									Parallelogrammform geschnitten, anstatt in Dreieck- oder Trapezform, so geschieht
                              									die Verbindung dadurch, dass man die Stoffe nicht bis zu den Enden wickelt,
                              									sondern die Enden der einzelnen Litzen durch ein schwächeres kleineres Stoffband c c bildet (Fig. 30 und
                              										31). Die Enden der einzelnen Litzen werden, wie
                              									in Fig. 25 angegeben, mit einander verbunden und das
                              									ganze Litzenbündel wird wieder durch ein Band C
                              									umwickelt.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)