| Titel: | C. Lorenz' elektrisches Gruppen-Schlagwerk. | 
| Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 66 | 
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                        C. Lorenz' elektrisches
                           								Gruppen-Schlagwerk.
                        Mit Abbildungen.
                        Lorenz' elektrisches Gruppen-Schlagwerk.
                        
                     
                        
                           Textabbildung Bd. 291, S. 66Fig. 1.Lorenz' Gruppen-Schlagwerk. Die Telegraphenbauanstalt von C. Lorenz in
                              									Berlin hat im November 1893 ein eigenartiges elektrisches Läutewerk zum
                              									Gebrauchs-Musterschutz angemeldet. Bei demselben ist in ähnlicher Weise wie bei den
                              									Ueberwegläutewerken des königl. preussischen Eisenbahn-Telegraphen-Inspectors H. Hattemer in Berlin (vgl. 1892 283 * 169 und 1893 290 * 88) kein Triebwerk
                              									vorhanden, vielmehr werden die Schläge gegen die Glocke und die sonst nöthigen
                              									Verrichtungen von einem beweglichen, nach Art eines Wagebalkens schwingenden
                              									Elektromagnete ausgeführt; deshalb kann dieses Läutewerk nicht gelegentlich einmal
                              									versagen, weil das Triebwerk abgelaufen und noch nicht wieder aufgezogen worden ist.
                              									Gleichwohl lässt sich das Läutewerk in höchst einfacher Weise für das Schlagen von,
                              									rücksichtlich der Anzahl der Schläge, ziemlich verschiedenen Gruppen einrichten, das
                              									Abschlagen jeder Gruppe wird aber durch eine einzige Stromgebung in der
                              									Glockenleitung herbeigeführt und rechtzeitig selbsthätig beendet. Neben dieser
                              									bequemen Veränderlichkeit der Schlaganzahl richtet sich der Schutzanspruch auf die
                              									Anordnung des Elektromagnetes, welcher bei seinen durch einen feststehenden
                              									Elektromagnet veranlassten Schwingungen mit dem an ihm befestigten Klöppel gegen die
                              									Glocke schlägt.
                           Von den beigegebenen beiden Abbildungen zeigt zunächst Fig.
                                 										1 das für alle gewöhnlichen Zwecke verwendbare, namentlich aber ebenfalls
                              									zur Aufstellung an Eisenbahnübergängen brauchbare, weithin hörbare Signale gebende
                              									Läutewerk, und zwar ohne die zugehörige Gehäusekappe, die letztere ist jedoch durch
                              									punktirte Linien angedeutet; Fig. 2 dagegen
                              									erläutert die für dieses Läutewerk gewählte Einschaltung in die Betriebsleitung L. Das ganze Läutewerk erfordert 39 × 39 × 40 cm Raum;
                              									es wiegt mit Kappe 26 k. Die Stahlgussglocke A hat 30
                              									cm Durchmesser.
                           Nach der Elektricität, 1894 * S. 6, ist der Hammer b, welcher gegen die Glocke A schlagen soll, mit seinem Träger an dem Elektromagnete a befestigt; letzterer befindet sich für gewöhnlich in
                              									wagerechter Lage und kann sich um eine wagerechte Achse c drehen. Da die Achse c sich etwa in der
                              									Mitte der Länge des Elektromagnetes a befindet, die
                              									Lagerung desselben also nahezu der Aufhängung eines Wagebalkens entspricht, so
                              									vermag sich der Elektromagnet a zufolge des theilweisen
                              									Gewichtsausgleiches sehr leicht zu bewegen. Diese Bewegungen veranlasst der links
                              									aufrecht stehende, in dem hinteren Theile des Gestellrahmens festgemachte
                              									Elektromagnet e, wenn er mit seinen magnetisch
                              									werdenden Polen auf die rückwärts vorstehenden Polstücke des Elektromagnetes a anziehend wirkt. Die Rollen der beiden Elektromagnete
                              									werden unter Vermittelung der beweglichen Drahtverbindungen p und q hinter einander in die Glockenleitung
                              									eingeschaltet, doch können sie nach Bedarf auch parallel zu einander geschaltet
                              									werden, wie dies z.B. in Fig. 2 der Fall ist.
                           Der nach unten hängende Hammer b ist an die Jochplatte
                              										a1 des
                              									Elektromagnetes a in deren Mitte angeschraubt. Die
                              									Platte a1 ist nach
                              									rückwärts mit einem Fortsatze d versehen, woran die
                              									regulirbare Abreissfeder f angreift. Ein zweiter
                              									Fortsatz g des Jochstückes a1 läuft nach vorn und trägt mittels eines
                              									Gelenkes die nach oben reichende Schubstange h, welche
                              									bei der Ingangsetzung des Läutewerkes den als Selbstunterbrecher wirkenden
                              									zweiarmigen Hebel l bewegt, ausserdem aber mit Hilfe
                              									der Klinke k das Schaltrad i in Umdrehung versetzt. Aus Fig. 2 wird
                              									noch ersichtlich, dass der Unterbrechungshebel l nicht
                              									unmittelbar von der Stange h bewegt wird. Der um seine
                              									Achse drehbare Hebel h wird vielmehr durch eine Feder
                              									so stark an seine Lagerrückwand angepresst, dass zufolge der hier vorhandenen
                              									Reibung der Hebel in jeder ihm ertheilten Lage stehen bleibt. Der Hebel l trägt aber an seinem nach links liegenden Arme einen
                              									mit zwei Stellschrauben versehenen Mitnehmer und zwischen diesen bewegt sich der
                              									einarmige Zwischenhebel, welcher an seinem freien Ende mit der Schubstange h gekuppelt ist. Die Stange h bewegt daher den Hebel h durch Vermittelung
                              									des Zwischenhebels jedesmal nur am Ende ihres Hubes. Der Strom wird deshalb
                              									genau in dem Augenblicke unterbrochen, in welchem der Hammer b an die Glocke A schlägt, und bleibt so
                              									lange unterbrochen, bis der Hammer ganz ausgeschwungen hat, d.h. bis er so weit, als
                              									es sein Anschlag eben zulässt, von der Glocke A
                              									entfernt ist. Es wird somit der Elektromagnet a mit dem
                              									Hammer b bei seiner Rückschwingung in keiner Weise
                              									magnetisch beeinflusst, und ebenso wenig vermag der Hammer eine Schwächung und
                              									Abdämpfung der Tonwirkung dadurch zu veranlassen, dass er sich nicht weit genug von
                              									der Glocke entfernt.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 67Fig. 2.Lorenz' Gruppen-Schlagwerk. In der Abbildung besitzt der mit dem Schaltrade i verbundene Contactring j, gegen welchen
                              									sich der einem Kurzschlusse zugehörige Stromschliesser s anlegt, nur eine einzige isolirende Unterbrechung; hier liegt während
                              									der Ruhelage des Elektromagnetes a der Stromschliesser
                              										s in der Unterbrechungskerbe, und es bedarf daher,
                              									wenn das mit Stromschliessung und Stromunterbrechung arbeitende Läutewerk in Gang
                              									gesetzt werden soll, zunächst einer Stromgebung in der an die Klemmen u und v angeschlossenen
                              									Glockenleitung L; wenn aber durch diese Stromsendung
                              									der erste Schlag hervorgebracht worden ist, so wird beim Abfallen des
                              									Elektromagnetes a von den Polen des Elektromagnetes e, zugleich mittels der Stange h und der Klinke k das Schaltrad i und der Contactring j um
                              									ein Stück gedreht, so dass der Stromschliesser s nun in
                              									metallische Berührung mit dem Contactringe j tritt und
                              									unter Mitwirkung des Unterbrechers l einen Kurzschluss
                              									der Batterie durch die Elektromagnete a und e herstellt, weshalb denn von jetzt ab – obgleich die
                              									erste Stromsendung bereits aufgehört hat – das Läutewerk in ununterbrochener
                              									Thätigkeit erhalten wird und fortschlägt, bis in Folge der wiederholten Einwirkung
                              									der Klinke k das Schaltrad i mit dem Ringe j eine volle Umdrehung
                              									gemacht hat und der Stromschliesser s hierbei wieder in
                              									die Kerbe des Ringes eingetreten ist. Der Strom bleibt dann in a und e unterbrochen, das
                              									Schlagen hört auf und das Schaltrad steht still, das Läutewerk steht aber für eine
                              									neue Bethätigung von aussen bereit. Bei dieser Anordnung wird die Zahl der in einer
                              									Gruppe abgegebenen Glockenschläge von der Gesammtzahl der auf dem Schaltrade i vorhandenen und von der Zahl der jedesmal von der
                              									Klinke k überschrittenen Zähne abhängig sein.
                           Man kann jedoch auch den Contactring j mit mehreren
                              									Unterbrechungsstellen versehen, so dass der Ring nicht bei jeder Schlaggruppe eine
                              									ganze Umdrehung zu machen hat; dabei müsste man die Entfernung dieser Stellen
                              									nach der in jedem einzelnen Falle wünschenswerthen Dauer des Schlagens bemessen.
                           Bei der Einschaltung nach Fig. 2 ist nur eine
                              									Betriebsbatterie B erforderlich und diese wird bei dem
                              									Läutewerk selbst aufgestellt. Für gewöhnlich ist da die Betriebs- oder
                              									Glockenleitung L in dem die erste Stromsendung –
                              									selbsthätig oder nicht – vermittelnden Contacte C von
                              									der Erdplatte E getrennt. Beim Niederdrücken des
                              									Contacthebels C auf den unteren Contact wird dann der
                              									Stromweg von E über C nach
                              										L geschlossen und setzt sich über u durch e hindurch – und
                              									mit Hilfe der Drähte p und q zugleich durch a hindurch – nach der
                              									zwischen u und v liegenden
                              									mittleren Klemmschraube fort, welche mit dem einen Pole der Batterie B verbunden ist. Der zweite Batteriepol liegt an der
                              									Klemme v und steht bei ruhendem Elektromagnete a durch den jetzt auf seinem auf der Klemme v angebrachten Contactstifte aufliegenden Hebel l mit der Achse des Schaltrades i in Verbindung und durch dieses mit der Erde E.
                           Ist nun durch die erste Stromsendung das Läutewerk in Thätigkeit versetzt worden und
                              									der Stromschliesser s mit dem Contactringe j in Berührung getreten, so ist für den ersten
                              									Batteriepol von u aus über s,
                                 										j, die Achse des Schaltrades i und den Hebel
                              										l eine neue Verbindung nach v und dem zweiten Batteriepole hergestellt und der mit e parallel geschaltete Elektromagnet a arbeitet jetzt mit Hilfe des Hebels l als Selbstunterbrecher in diesem neuen Stromkreise,
                              									bis s sich wieder in eine isolirende Kerbe des Ringes
                              										i einsenkt.
                           Man könnte indessen der bei dem Läutewerke aufgestellten Batterie auch bloss den
                              									durch die Theile s, j und l herzustellenden Kurzschluss zuweisen und die Betriebsbatterie bei dem in
                              									angemessener Entfernung von dem Läutewerke befindlichen Contacte C unterbringen. Wenn aber – wie bei Ueberwegläutewerken
                              									und bei Bahnsteigweckern – die selbsthätigen bezieh. nicht selbsthätigen Contacte
                              									sich in grosser Nähe des Schlagwerkes befinden, die Betriebsleitung L also verhältnissmässig kurz ist, so kann man bei
                              									Aufstellung der Betriebsbatterie beim Contacte die Verwendung einer zweiten Batterie
                              									am Läutewerke dadurch umgehen, dass man von der das Schlagen einleitenden
                              									Linienbatterie noch einen Draht – bei Benutzung der Erdleitung also im Ganzen zwei –
                              									von der Linienbatterie nach dem Läutewerke führt.