| Titel: | Neuere Dampfkessel. | 
| Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 148 | 
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                        Neuere Dampfkessel.Vorhergehender Bericht 1891 282 * 203. * 220.
                        Neuere Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Grosswasserraumkessel gegen engröhrige Kessel.
                           Wir haben wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass das Hervortreten der engröhrigen
                              									Kessel den Grosswasserkesseln gegenüber nicht ausschliesslich in den vorzüglicheren
                              									Eigenschaften der ersteren liegt. Die Vortheile der Verwendung hoch gespannten
                              									Dampfes, der Glaube, dass nur mittels engröhriger Kessel eine so hohe Dampfspannung
                              									zu erreichen sei, und eine geschickte Reclame haben denselben zeitweise einen
                              									scheinbaren Vorsprung vor den Grosswasserkesseln eingetragen, Eine wesentliche
                              									Förderung verdanken die Grosswasserkessel der weit verbreiteten Anwendung der Fox'schen und ähnlicher Wellröhren; die insbesondere
                              									vortheilhaft verwendet werden bei starkem äusseren Druck. Bekanntlich werden diese
                              									Röhren auf dem Blechwalzwerk Schulz-Knaudt angefertigt
                              									und es liegt nahe, dass sich der Leiter dieses Werkes, O.
                                 										Knaudt, in hohem Grade für die Ehrenrettung der Grosswasserkessel
                              									interessirt. In einer Sitzung des Bezirks Vereins an der niederen Ruhr hielt der
                              									Genannte am 9. Juni 1892 einen Vortrag, in welchem er an der Hand von Aussprüchen
                              									der Delegirten des internationalen Verbandes der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine
                              									(Verhandlungen der Versammlung in Danzig) eine Zusammenstellung von Erfahrungen und
                              									Urtheilen vor Augen führte. Wir dürfen wohl annehmen, dass dieser Vortrag der
                              									Mehrzahl unserer Leser zu Gesicht gekommen ist, und wollen deshalb nur eine
                              									allgemeine Uebersicht über denselben geben, und ohne Namennennung nur einige Angaben
                              									mittheilen.
                           Bezüglich der Explosionssicherheit wird zugegeben, dass bei engröhrigen
                              									Siederohrkesseln Unfälle grösseren Umfanges nicht vorgekommen sind, dahingegen sind
                              									nach Mittheilung von verschiedener Seite Unfälle, welche das Bedienungspersonal
                              									betroffen haben, in grösserer Zahl und von mitunter ebenso schweren Verletzungen als
                              									bei irgend einem anderen Systeme zu verzeichnen.
                           Bezüglich des Anschaffungspreises eines Dampferzeugers ist allein maassgebend, wie
                              									gross die Dampfmenge ist, die er in einer Stunde liefert. Hat z.B. eine
                              									Construction, welche stündlich 1000 k Dampf liefert, denselben Preis wie eine andere
                              									von gleicher Leistungsfähigkeit, so sind beide für die Anlagekosten gleichwerthig.
                              									Es ist hierbei nebensächlich, ob im einen Falle vielleicht 50 qm, im anderen 100 qm
                              									Heizfläche vorhanden sind; hier werden stündlich auf einem Quadratmeter 10 k Dampf,
                              									dort dagegen 20 k erzeugt. Da man nun aber häufig die Kessel nach der Grösse der
                              									Heizfläche anbietet und verkauft, so ist die Güte von 1 qm sehr von Einfluss. Ist
                              									dieser Werth, den man auch oft als „quantitative Leistung“ bezeichnet, bei
                              									einem Kesselsystem hoch, so sind die Anlagekosten gering; und umgekehrt. Man machte
                              									in Danzig über diesen Punkt folgende Aeusserungen:
                           
                              „Nicht unbedenklich will mir ferner das Bestreben der Röhrenkesselfabrikanten
                                 										erscheinen, dass sie mit aller Gewalt hinsichtlich der quantitativen
                                 										Leistungsfähigkeit der von ihnen erbauten Kessel, gleichviel ob mit oder ohne
                                 										Oberkessel, mit den Cornwall-Kesseln concurriren wollen, während doch hierbei im
                                 										Gegentheil eine sehr massige Beanspruchung der Heizfläche durchaus angezeigt
                                 										ist, und zwar um so mehr, je kleiner der Wasser- und Dampfraum dieser
                                 										Kessel im Verhältniss zur Heizfläche ausfällt.“
                              
                           Als Erfahrungsergebniss aus den letzten 10 Jahren wird als Norm hingestellt, dass man
                              									den engröhrigen Kessel nicht mehr beanspruchen dürfe als mit 14 bis 16 k/qm, damit nicht
                              									alle 6 Wochen eine Reparatur erforderlich werde. Von anderer Seite wird verlangt,
                              									man solle nur bis 10, höchstens bis 12 at gehen. Bei
                              									Kesseln ohne Oberkessel sei es am besten, wenn man 5 bis 6 k/qm erzeuge; erst
                              									dann sei man sicher, mit der Maschine ruhig arbeiten zu können.
                           Von einem Mitgliede wird Folgendes erklärt:
                           
                              „Was die Leistungsfähigkeit für die Heizfläche der engröhrigen Siederohrkessel
                                 										anbetrifft, so ist dieselbe verschieden bei den einzelnen Systemen, erreicht
                                 										aber nicht diejenige der Grosswasserraumkessel, ausgenommen vielleicht bei
                                 										einigen Constructionen von Heizröhrenkesseln; ungestraft wird man wenigstens
                                 										dauernd die Beanspruchung der erstgenannten Kessel nicht so hoch halten können,
                                 										wie die der Grosswasserraumkessel. Zu empfehlen ist, meiner Erfahrung nach, die
                                 										Beanspruchung der Zweiwasserkammerkessel, die in diesem Punkte auch obenan
                                 										stehen dürften, nicht über 18 k, die der Einwasserkammerkessel nicht über 15 k
                                 										und die der Kessel mit Kappenverbindungen nicht über 12 k zu wählen.“
                              
                           Der unangenehmste und sorgenreichste Theil irgend einer Kesselanlage, eines
                              									Betriebes, ist ohne Zweifel die regelmässige Reinigung und die zu dieser Arbeit
                              									nöthige Zeit.
                           Sie soll möglichst kurz sein, und man verlangt allgemein, dass, wenn Umstände eine
                              									Verlängerung der Betriebsdauer nöthig machen, kein schwerer Schaden am Kessel
                              									entsteht. Man wünscht, dass ein Dampferzeuger, der gewöhnlich mit reinem Wasser
                              									gespeist wird, nicht gleich versagt, wenn die Reinigungsvorrichtungen nicht arbeiten
                              									und für einige Zeit schlechtes Wasser benutzt wird, das stark Schlamm und Steine
                              									absetzt. Sehr oft ist es unvermeidlich, gerade Sonn- und Festtage zu benutzen, um
                              									in- und auswendig gehörig zu putzen. Die Arbeiter sind mit menschlichen Schwächen
                              									und Fehlern behaftet, und dass eine derartige aussergewöhnliche Verlängerung der
                              									Arbeitszeit die Zuverlässigkeit und Sorgfalt nicht gerade auf das äusserste Maass
                              									erhebt, dürfte eine unbestrittene Thatsache sein. Es ist also gar nicht
                              									unberechtigt, dass es bei Entscheidungen über die Wahl von Kesselsystemen von
                              									durchschlagendem Einfluss ist, dass die Reinigung nicht zu häufig nöthig und dabei
                              									leicht und schnell ausführbar ist. Der Bericht sagt, dass man beim Betriebe von
                              									Siederohrkesseln zu einer viel grösseren Sorgfalt gezwungen sei, als bei allen
                              									anderen Kesselsystemen, da schon geringe Schlammansammlungen von sehr unangenehmer
                              									Wirkung für die Haltbarkeit der Rohre sein können. Es ist daher nothwendig, dass man
                              									in möglichst kurzen Zwischenräumen wenigstens die unteren Rohre ausbohrt. Wer an
                              									verschiedenen Stellen den Kesselsteinansatz beobachtet hat, wird einen ganz anderen
                              									Begriff von dem Betriebe dieser Kessel bekommen, als er sich bei den gedruckten
                              									Prospecten. hat träumen lassen, wonach in Folge der lebhaften Wassercirculation die
                              									im Wasser enthaltenen Kalktheile sich in ein Nichts verwandeln sollen. Die Natur
                              									erfüllt uns viele unserer jeweiligen Wünsche nicht, und so müssen wir es auch bei
                              									den Röhrenkesseln erleben, dass sich der Kesselstein in den Siederöhren ebenso
                              									festsetzt, wie bei
                              									anderen Kesseln, dabei aber ausserordentlich schwer zu entfernen ist, nämlich nur
                              									durch ein sehr langwieriges Ausbohren der Rohre, das in manchen Fällen 4 bis 6
                              									Wochen beansprucht.
                           Es ist daher eine gute Reinigung des Wassers bei diesen Kesseln eine unerlässliche
                              									Bedingung.
                           Auch bezüglich des Kohlenverbrauches lauten die Urtheile für die Wasserröhrenkessel
                              									wenig günstig. Ein Urtheil geht dahin, dass auf Grund vielfacher Versuche die
                              									Ausnutzung des Brennmaterials im Vergleich zu den Grosswasserraumkesseln „eine
                                 										ganz miserable“ sei. Denn während die Grosswasserraumkessel bis zu 80 Proc.
                              									und darüber kommen, sind bei den meisten engröhrigen Kesseln nicht viel über 60
                              									Proc. Ausnutzung gefunden. Erst in letzter Zeit hat Referent einmal eine bessere
                              									Ausnutzung gefunden. Der Fabrikant Dürr-Gehre hatte
                              									eine Anlage von drei grossen Wasserrohrkesseln geliefert und dabei 78 Proc.
                              									Ausnutzung garantirt. Die ersten zwei Versuche ergaben nicht über 60 bis 65 Proc.
                              									Nachdem der Kessel von Rauch und Russ gereinigt worden war, ist beim dritten Versuch
                              									eine Ausnutzung von 79 Proc. gefunden. Dies Ergebniss ist jedoch nur unter
                              									Voraussetzung aller Finessen, welche sich im regelmässigen Betriebe nicht ausführen
                              									lassen, erreicht worden. An anderen Engröhrenkesseln; besonders an
                              									Babcock-Wilcox-Kesseln, hat Referent etwa 25 Heizversuche vorgenommen; die
                              									Ausnutzung ist nicht über 60 Proc. gestiegen.
                           Von einer Seite wird behauptet, dass man bei höheren Spannungen zur Benutzung
                              									engröhriger Kessel gezwungen sei. Dem gegenüber wird geltend gemacht, dass
                              									Schiffskessel von 4,8 m Durchmesser mit 13 at seit Jahren in Benutzung sind. In
                              									einzelnen Fällen arbeiten solche Schiffskessel als feststehende Landkessel
                              									anstandslos, und da sie bei ihren Abmessungen innerlich überall zugänglich, also
                              									auch gründlich reinigungsfähig sind, von aussen aber von Heizgasen gar nicht
                              									bestrichen werden, hier vielmehr gegen Wärmeverluste durch geeignete Verhüllung
                              									sicher und gut geschützt sind, so besitzen dieselben stets eine reine und vorzüglich
                              									wirksame Heizfläche.
                           Referent hält die Wasserrohrkessel nur bei mangelndem Aufstellungsraum für angezeigt,
                              									im anderen Falle aber hält er dafür, dass ein Grosswasserraumkessel sowohl in Bezug
                              									auf Dampferzeugungskosten als auch in Bezug auf einen gesicherten und ungestörten
                              									Betrieb den Vorzug vor den Wasserrohrkesseln verdient, besonders aber überall dort,
                              									wo ein grosser und schwankender Dampf verbrauch stattfindet.
                           Von mehreren Seiten wird hervorgehoben, dass die Herstellung und Verwendung von
                              									Grosswasserraumkesseln mit höherem Druck, etwa 10 at, keine Schwierigkeit biete.
                           Gegenüber den vielfachen Angriffen auf die Siederohrkessel machte ein Mitglied die
                              									versöhnende Aeusserung:
                           
                              „Gönnen Sie den engröhrigen Siederohrkesseln zu ihrer Entwickelung und
                                 										Verbesserung auch nur einen kleinen Theil derjenigen Zeit, welche dem
                                 										Flammrohrkessel, der stets ein Liebling der Techniker war, hierzu zur Verfügung
                                 										gestanden hat, so wird sich ihr Ruf, welcher noch sehr unter den Vorwürfen zu
                                 										leiden hat, die berechtigtermaassen den Erstlingen dieses Kesselsystems gemacht
                                 										worden, hiervon erholt haben und ein nicht unwesentlich günstigerer sein als
                                 										heute.“
                              
                           Dieser Mahnung wird sich jeder unbefangene Fachmann anschliessen. Jedes System wird,
                              									an richtiger Stelle verwendet, seine Vorzüge geltend zu machen wissen. Dass
                              									aber auf dem Gebiete der Engrohrkessel bisher erhebliche Fortschritte gemacht worden
                              									sind, und dass weitere bevorstehen, wird niemand verneinen. Dieser Ansicht gab ein
                              									Oberingenieur mit folgenden Worten Ausdruck: Ein Theil seiner Collegen sei
                              									allerdings gegen Wasserrohrkessel eingenommen, doch dürfte sich deren Urtheil
                              									hauptsächlich auf die Erfahrungen mit älteren Kesseln
                              									stützen. Er selbst, der eine sehr grosse Anzahl Wasserrohrkessel unter Aufsicht
                              									habe, stehe diesem System durchaus nicht unfreundlich gegenüber. Man habe die grosse
                              									Reparaturbedürftigkeit der Röhrenkessel hervorgehoben und sich dabei auf eine
                              									Aeusserung eines Revisors gestützt, zugleich annehmend, dass in dessen Bezirk nur
                              									bessere Röhrenkessel vorhanden seien. Jedoch spreche der angezogene Bericht von den
                              									leider noch so viel vorhandenen älteren Kesseln und schlechten Constructionen, und
                              									hoffe, dass diese nach und nach verschwinden werden.
                           Es ist wohl selbstverständlich, dass der Vortrag einen vielseitigen Widerspruch
                              									erfahren hat. Einige lesenswerthe Entgegnungen finden sich in der Elektrotechnischen Zeitung, 1892 Heft 49 und 1893 Heft
                              									4 und 8, die auch, zu einem Sonderabzug vereinigt, verbreitet worden sind. Ein
                              									weiteres Eingehen würde uns hier zu weit führen.
                           
                        
                           Flusseisen als Kesselbaumaterial für Locomotiven.
                           Ueber die Versuche, betreffend Anwendung des Flusseisens zur Anfertigung von Kesseln,
                              									haben wir 1888 270 * 95 berichtet. Die guten Ergebnisse
                              									der amerikanischen Versuche haben die königl. Eisenbahndirection in Hannover
                              									veranlasst, in den Jahren 1891 bis 1892 eine Anzahl Ersatzkessel von Flusseisen zu
                              									beschaffen, die seitdem in Betrieb sind und die nach einem Vortrag des Bauinspectors
                              										v. Borries, veröffentlicht in Glaser's Annalen vom 1. Mai 1893, sich gut bewährt
                              									haben. Die Versuche wurden angestellt a) mit Feuerkisten und b) mit
                              									Wellrohrkesseln.
                           
                              a) Versuche mit
                                    										Feuerkisten.
                              Die Wandstärken der Feuerkistenbleche wurden mit Rücksicht auf den Dampfüberdruck
                                 										von 12 at, mit welchem die Kessel arbeiten, wie folgt angenommen:
                              
                                 
                                    Rohrwand
                                    13
                                    mm
                                    
                                 
                                    Rückwand
                                    10
                                    „
                                    
                                 
                                    Seitenwände und Decke
                                    9
                                    „
                                    
                                 
                                    Stehbolzentheilung höchstens
                                    100
                                    „
                                    
                                 
                              Eine Rohrwand wurde versuchsweise nur 10 mm stark hergestellt. Für die
                                 										Beschaffenheit des Flusseisens wurden folgende Bedingungen gestellt:
                              
                                 „Zu den Blechen des Langkessels, der äusseren und inneren Feuerkiste ist
                                    											besonders gutes und weiches im Flammofen erzeugtes Flusseisen mit 34 bis 41
                                    											k Zugfestigkeit und mindestens 25 Proc. Dehnung auf 200 mm Länge zu
                                    											verwenden. Zu den Rauchkammerblechen kann Flusseisen derselben Zugfestigkeit
                                    											mit mindestens 20 Proc. Dehnung verwendet werden.
                                 
                              
                                 Probestäbe aus Blechen und Formeisen beider Flusseisensorten, kirschroth in
                                    											Wasser von 28° C. abgekühlt, müssen sich, ohne Risse und Anbrüche zu zeigen,
                                    											derartig um 180° biegen lassen, dass der kleinste Halbmesser der Krümmung
                                    											gleich der Stärke ist. Im Uebrigen muss das Flusseisen sich leicht
                                    											schweissen lassen.
                                 
                              
                                 Die Probestäbe zu den Zerreissversuchen und Biege- und Härteproben sind sowohl
                                    											lang als quer zur Walzrichtung von den Blechen zu entnehmen.
                                 
                              
                              
                                 
                                 Zu den Winkel- und Formeisen, Ankern, Stehbolzen, Nieten, Schrauben
                                    											u.s.w. kann Flusseisen von derselben Beschaffenheit, wie die Bleche des
                                    											Langkessels verwendet werden.“
                                 
                              Bei der Verarbeitung zeigten Bleche, welche von verschiedenen Werken bezogen
                                 										waren, trotz gleicher Festigkeit und Dehnung verschiedene Härte. Eine besonders
                                 										harte Rohrwand erhielt sogar beim Anrichten einen Riss. Da die grössere Härte
                                 										auf die chemische Zusammensetzung des Eisens zurückgeführt werden musste und die
                                 										Untersuchung der gesprungenen und mehrerer anderer Platten einen hohen
                                 										Phosphorgehalt ergab, so wurde später für die Feuerkistenbleche ein grösster
                                 										Phosphorgehalt von 0,04 Proc. vorgeschrieben, um für diese ein Eisen zu
                                 										erhalten, welches keine Neigung zu schädlichen Spannungen und Kaltbruch zeigt.
                                 										Da die Kessel bereits bestellt waren, so konnte diese Bestimmung nur theilweise
                                 										durchgeführt werden, doch zeigten mehrere Untersuchungen, dass der vorhandene
                                 										Phosphorgehalt nicht über 0,05 Proc. beträgt.
                              Für die Ausführung der Kessel wurden die Flusseisenbleche nur im rothwarmen oder
                                 										im kalten, nicht aber im halbwarmen Zustande gebogen und gerichtet. Die
                                 										Kümpelplatten wurden nur mit Holzhämmern bearbeitet, nachher ausgeglüht und
                                 										langsam abgekühlt. Besonders sorgfältig wurden auch die Blechkanten behandelt
                                 										und die auf der Schere geschnittenen Bleche an den Kanten behobelt, auch wurde
                                 										eine 150 bis 200 mm breite Zone angewärmt, um den Uebergang zwischen dem
                                 										rothwarmen und dem kalt gebliebenen Theile der Platten zu vermitteln.
                              Die Ausführung der Kessel hat keine Schwierigkeit gemacht, insbesondere auch
                                 										nicht das Abdichten stumpf auslaufender Blechfugen und der stumpf vorstossenden
                                 										äusseren Laschen. Die Laschennietung ist wesentlich besser als die gewöhnliche
                                 										mit Ueberlappung, weil bei ersterer keine Formveränderungen vorkommen; die
                                 										Kesselbleche können daher 15 Proc. schwächer gehalten werden. Finden Betrieb
                                 										wurde jede rasche und ungleichmässige Erwärmung oder Abkühlung vermieden, daher
                                 										während der Fahrt das Feuer möglichst gleichmässig gehalten, keine grössere
                                 										Menge feuchter Kohle gegen die Wände geworfen und das Fahren mit offener
                                 										Feuerthür vermieden. Die im Betriebe vorkommenden Reparaturen hatten ihren Grund
                                 										vorwiegend in den Verschraubungen der Wasserrohre, deren; Verschraubungen –
                                 										Mutter und Gegenmutter – nicht dicht zu halten waren. Seitdem die Wasserrohre
                                 										entfernt sind, halten auch die Siederohre. Der Vortragende hat festgestellt,
                                 										dass in den erwähnten Fällen die Güte der Arbeit eine grosse Rolle spiele und
                                 										dass die beregten Uebelstände nicht auf das Flusseisen zurückgeführt werden
                                 										dürften. Als das wesentlichste Ergebniss sei die Thatsache zu betrachten,
                                 											„dass keine Feuerkistenplatte nach kurzer Betriebsdauer gesprungen ist,
                                    											dass sich also das von verschiedenen Werken bezogene Flusseisen als für
                                    											Locomotiven-Feuerkisten geeignet erwiesen hat.“ Weitere Versuche mit
                                 										diesen Versuchskesseln sollen über die weitere Einführung des Flusseisens
                                 										entscheiden.
                              
                           
                              b) Wellrohrkessel.
                              Bauart der Kessel. Mit den Vorbereitungen für die
                                 										versuchsweise Beschaffung einiger Wellrohrkessel wurde bei der königl.
                                 										Eisenbahndirection Hannover schon im J. 1886 nach Bekanntwerden der Pohlmeyer'schen Bauart begonnen und zunächst
                                 										eine grössere Anzahl verschiedenartiger Entwürfe für die Form des Kesselmantels
                                 										angefertigt, um denselben möglichst einfach zu gestalten und das Gewicht der
                                 										Wasserfüllung thunlichst zu beschränken. Schliesslich wurden im J. 1890 in der
                                 										Hauptwerkstätte Leinhausen zwei Wellrohrkessel ausgeführt; deren hinterer Theil
                                 										des Mantels cylindrisch und hinten durch eine gewölbte Wand geschlossen ist.
                                 										Ferner sind die drei Theile, aus welchen der Langkessel besteht, an den
                                 										Längsnähten nicht genietet, sondern von der Gewerkschaft Schulz-Knaudt und Co. in Essen fertig geschweisst geliefert worden.
                                 										Versuche über die Festigkeit dieser Schweissfugen ergeben etwa 95 Proc.
                                 										derjenigen des vollen Bleches. Die Schweissung wurde der Vernietung vorgezogen,
                                 										um die Bleche möglichst schwach halten zu können.
                              Da die Kessel indess noch reichlich schwer ausfielen und die hinteren
                                 										Kuppelachsen der dreifach gekuppelten Güterzuglocomotiven zu stark belasteten,
                                 										so wurde bei den weiteren Bestellungen der hintere Theil kegelförmig gestaltet
                                 										und damit zu der Lentz'schen (Näheres im folgenden
                                 										Heft) Bauart des Kesselmantels übergegangen. Statt der geschweissten Längsfugen
                                 										wurde der Billigkeit wegen die Nietung mit Doppellaschen eingeführt.
                              Diese neue Bauart der Wellrohrkessel, nach welcher zur Zeit 4 Stück im Betriebe,
                                 										4 im Einbau und 15 Stück in Ausführung sind, unterscheidet sich ebenso wie die
                                 										beiden ersten Kessel von der Pohlmeyer'schen und
                                 										den ersten Lentz'schen Ausführungen in folgenden
                                 										Theilen:
                              1) Die hintere Rohrwand ist nicht fest mit dem Kesselmantel verbunden, sondern
                                 										das vordere Ende des Wellrohres wird im Kessel nur durch vier Knaggen geführt;
                                 										die Rohrwand kann also, da das Wellrohr in der Längsrichtung etwas nachgiebig
                                 										ist, geringen Längen Veränderungen der Siederohre folgen.
                              2) Es ist kein Aschenfalltrichter für den Verbrennungsraum, überhaupt in der
                                 										feuerberührten Fläche des Wellrohres kein Nietkopf, Stemmkante oder sonstige
                                 										Unterbrechung der zusammenhängenden Eisenwand vorhanden, da jede solche Stelle
                                 										zu vorzeitiger Abnutzung Anlass geben würde.
                              3) Die Entfernung der Flugasche aus dem Verbrennungsraum erfolgt durch die unter
                                 										der Feuerbrücke angebrachte Klappe mittels einer geeigneten Kratze.
                              4) Um beim Anheizen das kalte Wasser aus dem unteren Kesseltheile fortzusaugen
                                 										und zu erwärmen, ist um drei Wellen des Wellrohres ein Umlaufkanal aus Blech
                                 										angebracht, in welchem das Wasser stärker als an anderen Stellen erwärmt und
                                 										nach oben in Bewegung gebracht wird.
                              5) Die hintere Oeffnung des Wellrohres ist durch ein gusseisernes Geschränk
                                 										verschlossen, welches nach der Feuerseite hin mit feuerfesten Steinen
                                 										ausgemauert ist und nach der Rückseite gegen die äussere Blechplatte Lufträume
                                 										enthält, um den Wärmedurchgang möglichst zu hindern. Die Feuerbrücke ist ganz
                                 										einfach ausgeführt, da alle künstlichen Einbauten der starken Hitze nicht
                                 										dauernd widerstehen würden.
                              6) Die Wasserstandszeiger haben eine besondere, von Armaturstutzen unabhängige
                                 										Verbindung mit dem Dampfraum des Kessels, damit ihre Wirkung durch das Anstellen
                                 										der Strahlpumpen nicht beeinflusst wird.
                              7) Die Siederohre von 46 mm äusserem Durchmesser liegen vorn in 62, hinten aber
                                 										in 65 mm Theilung, um hinten, wo die Verdampfung am stärksten ist, mehr Wasserraum zwischen den
                                 										Rohren zu erhalten.
                              Diese Eigenthümlichkeiten sind bei den seitens der königl. Eisenbahndirection zu
                                 										Hannover beschafften Kesseln zuerst zur Ausführung gelangt.
                              Im Uebrigen ist das Wellrohr gerade und wagerecht gelegt und der Kesselmantel in
                                 										möglichst einfachen Formen gehalten. Die Vernietung der Langnähte geschieht mit
                                 										Doppellaschen und vier Nietreihen. Die im Längenschnitt des Kessels
                                 										dargestellten getheilten Doppelroststäbe werden wahrscheinlich durch einfache
                                 										Stäbe von ganzer Länge ersetzt werden, um das Aufreissen der Spalten von unten
                                 										her zu erleichtern. Der seitliche Anschluss des Rostes an das Metallrohr
                                 										geschieht mit gusseisernen Stücken, welche in die Wellen passen und auf den
                                 										seitlichen Verbindungswinkeln festgeschraubt sind.
                              Ausführung. Die Bleche sind sämmtlich aus
                                 										Flammofenflusseisen hergestellt, für dessen Beschaffenheit und Verarbeitung
                                 										dieselben Vorschriften, wie bei den Kesseln mit flusseisernen Feuerkisten
                                 										gegeben wurden. Die Wellrohrkessel wurden sämmtlich als Ersatz für alte
                                 										abgängige Kessel eingebaut. Der Beschaffungspreis derselben mit Rosten und
                                 										Wasserstandszeigern war durchschnittlich um etwa 10 Proc. geringer als derjenige
                                 										für gleichwerthige Kessel mit kupfernen Feuerkisten ohne Rosten und
                                 										Wasserstände.
                              Behandlung im Betriebe. Für den Betrieb wurde nur
                                 										angeordnet, dass die Klappe unter der Feuerbrücke und das Geschränk der
                                 										letzteren im Wellrohre sorgfältig dicht gehalten werden müssen, um den Zutritt
                                 										kalter Luft zum Verbrennungsraume zu vermeiden. Beim Reinigen des letzteren soll
                                 										vor dem Oeffnen der Klappe der Schornstein mit einem Blechdeckel bedeckt werden,
                                 										um den Durchzug kalter Luft durch die heissen Siederohre zu hindern.
                              Betriebsergebnisse. Nach Indienststellung der beiden
                                 										ersten Locomotiven ergaben sich zunächst verschiedene Mängel, welche erst auf
                                 										Grund längerer Beobachtungen beseitigt werden konnten. Die Dampferzeugung war
                                 										ungenügend, weil das sehr hoch stehende Blasrohr in Folge ungeeigneter
                                 										Schornsteinform zu geringe Luftverdünnung in der Rauchkammer ergab. Nachdem
                                 										dieser Mangel nach mehrfachen Veränderungen an Schornstein und Blasrohrstellung
                                 										beseitigt war, wurden Gasanalysen und Wärmemessungen in der Rauchkammer
                                 										angestellt. Dabei ergab sich im Vergleiche mit einer Locomotive gleicher Gattung
                                 										mit gewöhnlicher Feuerkiste und Feuerschirm Folgendes:
                              Die Vollkommenheit der Verbrennung war bei beiden Locomotiven ungefähr dieselbe,
                                 										da der Gehalt an Kohlensäure und überschüssigem Sauerstoff bei beiden Kesseln
                                 										fast derselbe war.
                              Die Wärme der Heizgase in der Rauchkammer war bei dem Wellrohrkessel
                                 										durchschnittlich 320 bis 340° C., bei der Feuerkiste 270 bis 300° C., bei
                                 										ersterem also um 40 bis 50° C. höher, vermuthlich in Folge der kleineren
                                 										Heizfläche.
                              Auf die Verschiedenheit der Wärme der Heizgase dicht vor den oberen und unteren
                                 										Siederohren des Wellrohrkessels war die Höhenstellung des Blasrohrs bezieh.
                                 										dessen Abstand von der engsten Stelle des Schornsteins von grossem Einfluss.
                                 										Anfangs war der Wärmestand oben 3 bis 30° C. höher als unten; bei Höherstellung
                                 										des Blasrohrs um 65 mm stieg dieser Unterschied auf 42 bis 60° C. und sank
                                 										bei Tieferstellung unter die erste Lage auf – 42 – 0° C. Bei der Locomotive mit
                                 										Feuerkiste waren die Heizgase oben um 10 bis 20° C. wärmer als unten. Diese
                                 										Ergebnisse zeigen, dass ein halbwegs gleichmässiger Zug der Feuergase durch die
                                 										oberen und unteren Siederohre durch geeignete Höhenstellung des Blasrohres zum
                                 										Schornstein auch ohne Zuhilfenahme besonderer Mittel als: Feuerschirm über der
                                 										Brücke, Blechschirm in der Rauchkammer u.s.w. erzielt werden kann.
                              Das Rinnen der Siederohre trat bei den beiden ersten
                                 										Kesseln anfangs ziemlich häufig ein, weil die Klappen unter den Feuerbrücken
                                 										nicht dicht hielten und kalte Luft durchliessen. Diese Klappen waren zum Schütze
                                 										gegen die hohe Wärme im Verbrennungsraume möglichst weit nach hinten gelegt,
                                 										wurden hier aber oft mit glühender Asche bedeckt und durch die Hitze beschädigt
                                 										und undicht. In Folge dessen wurde bei einer der Locomotiven die Klappe
                                 										vermauert, worauf das Rinnen aufhörte. Dies war indess nur ein Versuch, um die
                                 										Ursache des Rinnens zu ermitteln, da zum Reinigen des Verbrennungsraumes nach
                                 										jeder Fahrt ein Arbeiter über den Rost hineinkriechen musste, so dass die
                                 										Locomotive für mehrfache Besetzung ungeeignet war.
                              Bei den neueren Kesseln sind die Siederohre nach amerikanischem Muster in die
                                 										hintere Rohrwand mit aufgelötheten 1 mm starken Kupferringen eingezogen.
                                 										Trotzdem ist auch bei diesen Kesseln mehrfach ein Rinnen der Siederohre
                                 										eingetreten, welches indess der ungünstigen Blasrohrwirkung in Verbindung mit
                                 										schlechtem Speisewasser und unvorsichtiger Behandlung zuzuschreiben ist. Nach
                                 										Ermittelung der richtigen Blasrohr Verhältnisse sind die Rohre besser dicht
                                 										geblieben und werden vermuthlich zuverlässiger als in kupfernen Feuerkisten
                                 										sein, da sie in den eisernen Wänden besser festgewalzt werden können.
                              Wenn nöthig, könnte man die Rohre in der hinteren Wand einschrauben, wie es bei
                                 										gewissen Schiffskesseln geschieht, dann wäre jede Bewegung unmöglich gemacht.
                                 										Etwas Aehnliches wird zur Zeit durch Einschneiden eines feinen Gewindes in die
                                 										Löcher der Wand, in welches sich die Rohrenden beim Walzen hineindrücken,
                                 										versucht. Ich hoffe, dass diese Schwierigkeit binnen Kurzem überwunden sein
                                 										wird.
                              An die Bedienung des Feuers auf dem hochliegenden
                                 										Roste gewöhnen sich die Heizer bald. Das Aufwerfen der Kohle muss häufiger als
                                 										bei Feuerkisten mit tief liegenden Rosten erfolgen, da das Feuer nur 250 bis 300
                                 										mm hoch gehalten werden kann. Für schwer brennende Kohlen darf daher die
                                 										Rostfläche nicht zu gering bemessen werden.
                              Der Kohlenverbrauch ist bisher trotz der kleineren
                                 										Heizfläche nur bei denjenigen Locomotiven, deren Blasrohrwirkung noch nicht in
                                 										Richtigkeit war, grösser als bei denjenigen mit Feuerkisten gewesen, wobei den
                                 										Wellrohrkesseln ihre etwas höhere Dampfspannung zu gute kommt. Bei gleicher
                                 										Heizfläche und gleichem Dampfdruck wird der Verbrauch nicht verschieden
                                 										sein.
                              Unterhaltung der Kessel. Ausser dem Nachstemmen der
                                 										undichten Siederohre und des unteren Theiles der beiden Quernähte am
                                 										kegelförmigen Zwischenringe, welche namentlich anfangs mehrfach etwas undicht
                                 										wurden, sowie dem Ersatz der abgebrannten feuerfesten Steine, sind an den beiden
                                 										ersten Kesseln nach zweijährigem anstrengendem Betriebe noch keine Schäden
                                 										vorgekommen.
                              
                              Die Wellrohre sind, soweit sie durch die Reinigungsöffnungen mit Lampen und
                                 										Spiegeln besichtigt werden konnten, auf der Aussenseite noch völlig unversehrt
                                 										und mit wenig Kesselstein belegt. Im Inneren fanden sich unter dem Roste in den
                                 										Vertiefungen der Wellen harte Ablagerungen, welche vorwiegend aus Aschensalzen
                                 										bestanden und nur wenig Eisenrost enthielten. Abrostungen waren auch auf der
                                 										Innenseite nicht zu bemerken. Es darf angenommen werden, dass diese Wellrohre
                                 										eine recht erhebliche Dauer zeigen werden.
                              Die erheblichen Kosten, welche durch die vielfachen Unterhaltungsarbeiten an den
                                 										gewöhnlichen Feuerkisten und die damit verbundenen Ausserdienststellungen der
                                 										Locomotiven verursacht werden, fallen bei den Wellrohrkesseln fort.
                              Wir haben die Bemerkungen des Vortragenden über die von der Verwendung der
                                 										Wellbleche bedingten Anordnungen ausführlich wiedergegeben, da sie sowohl an und
                                 										für sich, als auch weil von der Wahl des Materials bedingt, sehr bemerkenswerth
                                 										sind.
                              Ueber die Längselasticität von Kesselfeuerrohren
                                 										hielt in der Versammlung des Vereins deutscher Maschineningenieure vom 27.
                                 										September 1892 der Ingenieur Knaudt einen
                                 										bemerkenswerthen Vortrag, der in Glaser's Annalen
                                 										vom 1. October 1892 veröffentlicht ist. Wir müssen uns hier darauf beschränken,
                                 										nur die Hauptgesichtspunkte des Vortrages wiederzugeben, und verweisen auf die
                                 										angeführte Quelle. Von der Erwägung ausgehend, dass die Feuergase von etwa 1350°
                                 										über dem Rost – beispielsweise eines Flammrohrkessels – am Ende der Flammrohre
                                 										auf etwa 650° heruntergehen und am Eintritt in den Schornstein nur noch etwa
                                 										300° haben, schliesst der Vortragende, dass die Kesselbleche, trotz der
                                 										ausgleichenden Wirkung des Kesselinhaltes, eine mehr oder weniger von einander
                                 										abweichende Temperatur besitzen und in Folge dessen sich ungleichmässig
                                 										ausdehnen, was Verbiegungen und Leckungen veranlasst, indem sich die Stirnböden
                                 										ausdehnen oder das Flammrohr der Längsrichtung nach zusammengedrückt wird oder
                                 										sich seitlich ausbiegt. Die näheren Verhältnisse sind bisher noch
                                 										unaufgeklärt.
                              Um der Frage etwas näher zu treten, hat das Blechwalzwerk Schulz-Knaudt Veranlassung genommen, in Gegenwart sachverständiger
                                 										geladener Techniker zur Ermittelung der Längselasticität verschiedener
                                 										Flammrohrconstructionen praktische Versuche anzustellen. Bei diesen Versuchen
                                 										wurden die zu prüfenden Flammrohre mit ihren parallel abgedrehten Kopfenden
                                 										zwischen einen festen Ständer und einen beweglichen Presskopf einer
                                 										hydraulischen Plungerpresse gespannt, mittels deren die Rohre in ihrer
                                 										Achsenrichtung zusammengedrückt werden konnten. Der Durchmesser des Plungers
                                 										beträgt 1620 mm, so dass der Gesammtdruck auf die Rohrenden für jede Atmosphäre
                                 										Wasserdruck sich auf 20612 k berechnet. Es kamen sieben Versuchsrohre von je
                                 										1800 mm Länge zur Prüfung und zwar fünf Wellrohre verschiedener Wandstärken, ein
                                 										glattes Flammrohr mit Adamson'schen Versteifungen
                                 										und ein Purve-Rippenrohr. Die Aufzeichnung der Messpunkte, Controle des
                                 										Wasserdruckes und die Abmessungen selbst wurden mit der grössten Sorgfalt
                                 										vorgenommen. Die Ergebnisse sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt:
                              
                                 
                                    1
                                    2
                                    3
                                    4
                                    5
                                    6
                                    7
                                    8
                                    9
                                    10
                                    11
                                    
                                 
                                    Nr.
                                    Rohrconstruction
                                    Wand-stärkemm
                                    Ge-wichtk
                                    Festig-keitk/qmm
                                    Deh-nungProc.
                                    Zulässigergrösster
                                       													Be-triebsüberdruckk/qc
                                    TotaleWellen-tiefemm
                                    Zusammendrückungin mm/m
                                       												Rohr-länge bei einemDruck von100000 k
                                    Zu einer Zu-sammendrückungvon 1
                                       													mm/mRohrlänge gehörtein Druck ink
                                    Die Elasticitätsgrenzedes Materials
                                       												wurdeüberschritten bei einerVerkürzung für dasMeter
                                       												Rohrlänge vonmm
                                    
                                 
                                    Hamb.Normen
                                    Engl.Lloyd
                                    
                                 
                                    I
                                    Wellrohr
                                    10,0
                                    517
                                    37,2
                                    25,0
                                      9,5
                                    7,4
                                    49
                                      3,75
                                      27000
                                    3,9
                                    
                                 
                                    II
                                    „
                                    11,7
                                    570
                                    46,4
                                    28,5
                                    11,2
                                    11,25
                                    53
                                    3,3
                                      29000
                                      4,19
                                    
                                 
                                    III
                                    „
                                    12,0
                                    603
                                    33,3
                                    30,0
                                    11,7
                                    9,5
                                       51,5
                                    2,6
                                      36000
                                      3,36
                                    
                                 
                                    IV
                                    „
                                    13,6
                                    725
                                    34,8
                                    29,5
                                    13,4
                                    11,2
                                       55,5
                                    2,1
                                      49000
                                    3,2
                                    
                                 
                                    V
                                    „
                                    10,0
                                    492
                                    38,5
                                    26,0
                                      9,1
                                    –
                                    30
                                      0,95
                                    108000
                                    1,9
                                    
                                 
                                    VI
                                    Glattrohr
                                    14,0
                                    800
                                    36,1
                                    29,5
                                      9,1
                                    11,5
                                    –
                                    0,6
                                    170000
                                      0,84
                                    
                                 
                                    VII
                                    Purve's Rohr
                                    12,0
                                    715
                                    42,8
                                    26,0
                                    11,7
                                    11,2
                                    –
                                    0,2
                                    350000
                                      1,58
                                    
                                 
                              In der letzten Zahlenreihe bilden die Zahlen 4,19 und 1,58 (Rohr Nr. II und VII)
                                 										insofern eine Ausnahme von den übrigen, als sie das sonst ganz regelmässige
                                 										Abfallen der Reihe stören. Dies hat seinen Grund darin, dass die Rohre II und
                                 										VII beide aus härterem Material (siehe Colonne 5) hergestellt sind, dessen
                                 										Elasticitätsgrenze auch entsprechend höher liegt, als die des übrigen zur
                                 										Verwendung gelangten Materials.
                              Auf dem Gebiete des Landkesselbaues dürften die Rohre Nr. I und VI, welche nach
                                 										den Hamburger Normen beide einen grössten Betriebsüberdruck von stark 9 at
                                 										ertragen können, häufig mit einander zu concurriren haben. Aus Colonne 9 und 10
                                 										ergibt sich, dass das Wellrohr (Nr. I) eine mehr als sechsfache Längselasticität
                                 										besitzt, als das versteifte Glattrohr (Nr. VI), und ferner erhellt aus Colonne
                                 										4, dass das Glattrohr obendrein noch um 54 Proc. schwerer ist als das Wellrohr.
                                 										Für den Schiffskesselbau kommen diejenigen vier Rohre am meisten in Betracht,
                                 										welche nach den Vorschriften des englischen Lloyd für 11 at Betriebsüberdruck
                                 										genügen. Es sind dieses die Wellrohre Nr. II und IV, das Glattrohr Nr. VI und
                                 										das Purve-Rohr Nr. VII. Der englische Lloyd unterscheidet in seinen Vorschriften
                                 										für Wellrohre solche aus weichem Material (bis 41 k/qmm Festigkeit) und solche aus
                                 										hartem Material (über 41 k/qmm Festigkeit), während alle übrigen
                                 										Klassificationsgesellschaften nur die weichere Qualität in ihren Bestimmungen
                                 										berücksichtigen. Die Fabrikanten der Wellrohre ziehen es auch entschieden vor,
                                 										nur das weichere Material zu verwenden, und es hat für das Blechwalzwerk Schulz-Knaudt die Herstellung des Rohres Nr. II von 46,4
                                 											k/qmm
                                 										Festigkeit auch nur den Zweck gehabt, interessantes Material für die
                                 										beschriebenen Versuche herbeizuschaffen. Das Gewicht des Wellrohres Nr. II von
                                 										11,7 mm Dicke und 46,4 k/qmm Festigkeit beträgt 570 k, dagegen ist
                                 										dasjenige des Wellrohres Nr. IV von 13,6 mm Dicke und 34,8 k/qmm
                                 										Festigkeit = 725 k. Das Glattrohr Nr. VI wiegt 800 k, das Purve-Rohr 715 k. Das
                                 										weiche Wellrohr Nr. IV ist also trotz seiner um 1,6 mm (13 Proc.) grösseren
                                 										Wandstärke nur um 10 k (= 1,4 Proc.) schwerer als Purve's Rohr und hierbei besitzt das erstere nach Colonne 10
                                 										verglichen mit dem letzten eine mehr als siebenfache Längselasticität. Die
                                 										Ergebnisse sind in der Quelle übersichtlich durch Schaulinien dargestellt, auch
                                 										finden sich dort ins Einzelne gehende Versuchstabellen.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)