| Titel: | Chemisch-technische Untersuchungsmethoden. | 
| Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 167 | 
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                        Chemisch-technische
                           								Untersuchungsmethoden.
                        (Vorhergehender Bericht 1893 288 43, 289 94 und 212.)
                        Mit Abbildungen.
                        Chemisch-technische Untersuchungsmethoden.
                        
                     
                        
                           Verbesserungen an dem Lunge'schen GasvolumeterVgl. 1890 277 * 474;
                                    											1891 280 * 299..
                           Da für das Reductionsrohr die gewöhnlichen Glashähne nicht genügen, um bei
                              									verschiedenen Drucken das auf 760 mm und 0° eingestellte Luftvolum constant zu
                              									erhalten, so half Lunge sich anfangs damit, dass er das
                              									in eine Capillare ausgezogene Reductionsrohr nach dem Einstellen zuschmolz. Allein
                              									dieses Zuschmelzen hatte seine Unbequemlichkeiten und Verfasser suchte daher einen
                              									anderen Verschluss zu construiren. Es gelang ihm dies auf zweierlei Weise.
                           Die erste Form des neuen Verschlusses ist aus Fig. 1 ersichtlich. Das
                              									Reductionsrohr läuft oben in eine Capillare aus, die oben vollkommen abgeschliffen
                              									und auf die ein gleich dicker Glasstab genau aufgeschliffen ist. Der Nullpunkt der
                              									Theilung befindet sich bei dieser Anordnung natürlich am Ende der Capillare. Zur
                              									Einstellung wird über die nach aussen verdickte Capillare ein Gummiröhrchen gezogen
                              									und festgeschnürt, so dass die Hälfte desselben über die Capillare hinwegragt. Nach
                              									erfolgter Einstellung gibt man ein Tröpfchen Quecksilber in das Gummiröhrchen,
                              									welches nicht in die Capillare dringt, setzt den ebenfalls verdickten Glasstab ein
                              									und bindet auch diesen fest. Zur besseren Dichtung des Kautschukschlauches überzieht
                              									man denselben noch zweckmässig mit einem guten Lack.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 166Lunge's Gasvolumeter. Besser noch und bequemer ist der folgende Abschluss (Fig. 2). Das
                              									Reductionsrohr ist hier oben zu einem Becher erweitert, und der Uebergang zwischen
                              									beiden durch einen starkwandigen Hals vermittelt. In den letzteren ist ein etwas
                              									konischer, dünner Glasstopfen sorgfältig ein geschliffen, der, um leicht drehbar zu
                              									bleiben, eingefettet wird. Zur einen Hälfte zieht sich in dem Stopfen eine
                              									senkrechte Rinne hin, zur anderen in dem Halse (der an dieser Stelle etwas verdickt
                              									ist), so dass ein Luftkanal entsteht, wenn beide Hälften der Rinne über einander
                              									stehen, aber Verschluss eintritt, sobald der Stopfen gedreht wird. Die vollkommene
                              									Dichtung erreicht man dadurch, dass man den Becher bis 1 cm unter den Rand mit
                              									Quecksilber füllt. Um ein Verschütten des Quecksilbers zu vermeiden und zur
                              									absoluten Sicherung des Verschlusses wird der Becher noch durch einen
                              									Kautschukstopfen verschlossen, durch den eine Glasröhre geht, so, dass der Stopfen
                              									auf den Glasstopfen drückt, während das Quecksilber Spielraum in dem Glasröhrchen
                              									findet.
                           Auch das Reductionsrohr hat Verfasser etwas abgeändert. Statt den Punkt 100 ccm
                              									gerade unterhalb des erweiterten Theiles anzubringen, beginnt die Theilung an dem
                              									verengten Theil bei 95 ccm. Der Durchmesser dieses verengten Theiles ist so gewählt,
                              									dass 1 ccm möglichst die Höhe von 10 mm einnimmt. Es ist dadurch möglich, ein
                              									Reductionsrohr, das auf trockene Luft eingestellt ist, zur Messung feuchter Luft zu
                              									verwenden oder umgekehrt. Will man z.B. mittels eines feuchten Reductionsrohres ein
                              									trockenes Gas bei einer Temperatur von 15 ° messen, so stellt man das Niveaurohr so
                              									ein, dass das Quecksilber im Reductionsrohr bei 100 steht; das Quecksilber im
                              									Gasmessrohr aber bringt man nicht mit dem im Reductionsrohr auf gleiches Niveau,
                              									sondern mit der Marke 98,7 des Reductionsrohres, so dass das Gas im Gasmessrohr
                              									unter einem um 13 mm höheren Druck steht, als im Reductionsrohr, entsprechend dem
                              									Drucke des Wasserdampfes bei 15 ° (12,7 mm).
                           Soll das Gasvolumeter benutzt werden, um nach dem Vorschlag von JappJourn. Chem. Soc. Trans., 1891 S.
                                       											894. statt der Volumina direct Gewichte abzulesen, so lässt
                              									man die Theilung des Reductionsrohres bei 90 ccm beginnen und bis auf 150 ccm
                              									verlängern. Bei der ersten Einstellung wird wie gewöhnlich eine dem reducirten Volum
                              									von 100 ccm gleiche Luftmenge eingeschlossen, dann aber stellt man das Quecksilber
                              									im Reductionsrohre nicht auf 100 ein, sondern auf die Litergewichte der betreffenden
                              									Gase mal 100; so z.B. für atmosphärische Luft auf 129,4; für Sauerstoff auf 143,0;
                              									für Stickstoff auf 125,5 u.s.w. Reicht dazu die Theilung nicht aus, so stellt man
                              									auf einen Theil des mit 100 multiplicirten Litergewichtes ein; so z.B. wird man für
                              									Chlor nur ein Drittel seines Litergewichtes, = 105,6, einsetzen und dann jedes
                              									Cubikcentimeter 3 mg rechnen. Bei der azotometrischen Bestimmung des Stickstoffs
                              									kann man das Litergewicht desselben, entsprechend dem constanten Fehler bei dieser
                              									Methode, um 2½ % höher in Rechnung bringen, das Reductionsrohr also auf
                              										\frac{125,5\,\times\,100}{97,5}=128,7 einstellen: oder, um
                              									sofort Ammoniak abzulesen, auf
                           
                              \frac{125,5\,\times\,17\,\times\,}{14\,\times\,97,5}=156,3
                              
                           Ferner, um statt CO2 = CaCO3 abzulesen, stellt man auf
                              										\frac{196,6\,\times\,100}{44\,\times\,4}=111,7 ein, wo dann
                              									jedes Cubikcentimeter Gas = 4 mg CaCO3; oder um
                              										CO2 direct auf Kohlenstoff abzulesen (im Eisen
                              									u. dgl.):
                           
                              \frac{196,6\,\times\,12\,\times\,2}{44}=107,2
                              
                           wo dann jedes Cubikcentimeter Gas = 0,5 mg Kohlenstoff zu
                              									setzen ist u.s.f.
                           Um an Quecksilber zu sparen, gibt Verfasser dem Niveaurohr jetzt die in Fig. 3 ersichtliche Form.
                              									Ausserdem construirt Verfasser für sein Gasvolumeter ein bequemes eisernes Stativ,
                              									das von Mechaniker Albert Jöge in Zürich (Rämistrasse)
                              									geliefert wird. (Nach Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1892 Bd. 25 S. 3157.)
                           
                        
                           
                           Universalgasvolumeter.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 167Fig. 4.Universalgasvolumeter von Lunge. Um alle bisher für das Gasvolumeter vorgeschlagenen Arbeiten mit einem
                              									Instrument ausführen zu können, construirte Lunge ein
                              									Universalgasvolumeter. Das Stativ, welches für gemeinschaftliche Bewegung von
                              									Reductionsrohr und Niveaurohr eingerichtet istVgl.
                                    											das vorausgegangene Referat., besitzt einen schweren,
                              									gusseisernen, als Trog für verschüttetes Quecksilber dienenden Fuss, welcher auf dem
                              									Fussboden stehtIn der Abbildung
                                    											nicht sichtbar.. Auf diesem erhebt sich eine dreieckige,
                              									schmiedeeiserne Stange a (Fig.
                                 										4) von 20 mm Seite und 175 cm hoch, welche zur Führung der Gabelklammer
                              										b dient. Die Führung der letzteren wird mittels
                              									einer Hülse mit einigen Vorsprüngen bewerkstelligt. Nach Aufschiebung der Klammer
                              									wird auf der Spitze der Stange a die gusseiserne
                              									Seilscheibe c befestigt. Diese trägt eine Nuth für das
                              									3 mm starke Drahtseil d, das einerseits in der Mitte
                              									der Klammer b, andererseits im Inneren der Seiltrommel
                              										e befestigt ist. Die Abmessungen sind so gewählt,
                              									dass der vor a befindliche Theil des Seiles d sich in senkrechter Lage befindet; und da d zwischen den beiden mit Quecksilber gefüllten Röhren,
                              									also am Punkte der schwersten Belastung, angreift, so wird die Klammer h mit ihren Röhren leicht und sicher senkrecht auf und
                              									ab gleiten. Der hintere Theil des Seiles wickelt sich auf der gusseisernen, mit
                              									einer Spiralfurche versehenen Trommel e auf und ab
                              									mittels der Kurbel f. Den einen seitlichen Abschluss
                              									von e bildet das gusseiserne Zahnrad g mit der Sperrklinke h.
                              									Das Rad g ist in das Ende von e eingeschraubt und kann beim Festhalten von c gerade mittels der Kurbel f leicht ein-
                              									oder ausgeschraubt werden, das erstere zum Montiren, das zweite bei etwaigem
                              									Transport des Apparates. Durch Drehung der Kurbel f
                              									wird die Klammer b leicht auf und ab bewegt. Die
                              									feine Einstellung der Klammer b wird durch die am
                              									Gestell der Seiltrommel befestigte Spannvorrichtung i
                              									bewirkt, indem das Drahtseil d durch eine Schraube mehr
                              									oder weniger von seiner natürlichen Stellung nach vorn gedrückt wird; man kann
                              									dadurch leicht auf ¼ eines Zehntel-Cubikcentimeters einstellen. Selbstverständlich
                              									kann man jede der beiden Röhren, das Reductionsrohr kIn der Zeichnung ist noch ein
                                       												Reductionsrohr mit Capillare abgebildet; in Zukunft werden nur noch
                                       												solche mit Becherhahnverschluss angewendet werden. (Siehe Fig. 3 des
                                       												vorhergegangenes Referates.) oder das Niveaurohr l, auf und nieder bewegen.
                           Behufs sehr genauer Einstellung ist das Lunge'sche
                              										EinstellungslinealBerichte d. d. chem. Gesellschaft, 1891 S.
                                    											3948. mit Wasserwage m in einem
                              									Vorsprunge der Klammer b eingesteckt. Das Lineal reicht
                              									seitlich bis zu dem Gasmessrohr n hinüber.
                           Das Gasmessrohr n ist so beschaffen, dass es für jede
                              									Klasse von Operationen brauchbar ist. Es fasst im Ganzen 140 ccm; die Theilung geht
                              									oben von 0 bis 30; dann kommt eine Kugel und unterhalb dieser wieder die Theilung
                              									von 100 bis 140. Man kann also kleine Gasmengen im oberen und grössere im unteren
                              									Theile messen.
                           Den oberen Abschluss von n bildet ein Friedrichs'scher Patenthahn mit zwei schiefen
                              									Bohrungen, von denen die eine zu einer rechtwinkeligen, die andere zu einer geraden
                              									kurzen Capillare führt. Die erstere ist in der Zeichnung mit der langen Capillare
                              									des Kohlensäure-Bestimmungsapparates o verbunden, neben
                              									dem auch noch der Kohlenstoff-Bestimmungsapparat p sich
                              									befindet. Zu diesen Apparaten gehört ferner noch das mit der zweiten Capillare von
                              										n verbundene Orsatrohr q, das zur Absorption der Kohlensäure dient. Schliesslich befindet sich an
                              									einer anderen Stange desselben Statives das Schüttelrohr r mit seinem Niveaurohr s, das bekannte
                              									Nitrometer zur Bestimmung des Stickstoffs in Form von Stickoxyd. Bei Benutzung des
                              									Nitrometers wird der Apparat o natürlich ausgeschaltet.
                              									An derselben Stange, welche das Nitrometer trägt, ist auch auf einem verstellbaren
                              									Ringe ein Anhängefläschchen t beigegeben für die
                              									Bestimmung von Chlor in Chlorkalk, activem Sauerstoff im Chamäleon und Braunstein,
                              									Jod in Jodlösung, Stickstoff in Ammoniak u.s.w.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 167Fig. 5.Apparat zur Bestimmung der Fette. Zur Bestimmung der Dampfdichten nach Neuberg
                              									und LungeBerichte d. d. chem. Gesellschaft, 1891 S.
                                       												729. und von Stickstoff nach Dumas lässt sich das Universalgasvolumeter nicht benutzen. (Nach Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S. 677.)
                           
                        
                           Neuer Extractionsapparat für die Bestimmung der Fette.
                           Einen neuen Fettextractionsapparat construirte J.
                                 										Graftian. Die Einrichtung und Art, wie der Apparat arbeitet, ergibt sich
                              									aus der Fig. 5. Der mit Ueberlaufheber versehene eigentliche
                              									Extracteur A ruht mittels seines dreimal eingekerbten
                              									Randes B (vgl. nebenstehende Ansicht von oben) auf drei
                              									correspondirenden Ansätzen in dem gläsernen Mantel E.
                              									Dieser ist oben an den Kühler F angeschmolzen, unten
                              									steht er in einer mit Quecksilber zu füllenden Rinne H,
                              									welche den oberen Rand eines kleinen eisernen, emaillirten Gefässes G umgibt. In diesem durch eine kleine Gasflamme
                              									heizbaren Gefässe steht das tarirte Kölbchen J, welches
                              									zur Aufnahme der Aetherfettlösung bestimmt ist. Die zu extrahirende Substanz wird,
                              									in einer Papierpatrone eingeschlossen, in den Extracteur A eingeführt. Ist die Extraction vollendet, so ersetzt man den Extracteur
                              										A durch das entsprechend geformte, aber unten
                              									geschlossene Gefäss J1.
                              									Man erhitzt von Neuem, und der aus J verdampfende
                              									Aether sammelt sich nun in dem Gefäss J1. Man nimmt alsdann das Kölbchen J heraus, trocknet und wägt. (Nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. I S. 228.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)