| Titel: | Neuere Dampfkessel. | 
| Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 170 | 
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                        Neuere Dampfkessel.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 148 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Im Nachstehenden lassen wir einige der neueren Ausführungen folgen. Die Aenderungen
                              									und Neuerungen an Grosswasserraumkesseln sind nicht von Belang. Die grösste
                              									Aufmerksamkeit wird zur Zeit den sogen. combinirten Kesseln zugewendet, d.h.
                              										solchen, die neben dem vorwiegend als
                              									Dampfentwickler benutzten Rohrsystem einen grösseren Raum für Wasser und Dampf
                              									zeigen. Das Bestreben ist dabei insbesondere darauf gerichtet, die letzteren Räume
                              									nicht direct von den Feuerungsgasen bestreichen zu lassen, oder aber erst dann, wenn
                              									die Gase sich durch Abgabe der Wärme an die engen Röhren schon abgekühlt haben. Sehr
                              									in Aufnahme sind in der letzteren Zeit die Röhren vor wärmer gekommen, denen man
                              									gern ihren Platz in der Nähe des Dampfsammelraumes anweist. Dem Umstände, dass zur
                              									Haltbarkeit einer Kesselanlage wesentlich die freie Beweglichkeit der einzelnen
                              									Constructionstheile beiträgt, lässt man immer mehr die gebührende Rücksicht zu Theil
                              									werden.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 169Batterieheizröhrenkessel von Främbs und Freudenberg. Die ungemein zahlreichen Vorschläge zu Verbesserungen an den combinirten
                              									Kesseln zeigen übrigens handgreiflich, dass wir von einer festen Gestaltung eines
                              									oder mehrerer bestimmter Systeme und der allgemeinen Anerkennung einer bestimmten
                              									Bauart noch sehr weit entfernt sind. Aus dem Grunde ist auch die der nachfolgenden
                              									Uebersicht zu Grunde liegende Eintheilung in Grosswasserraum-, combinirte und
                              									Engröhrenkessel nicht so scharf durchzuführen gewesen.
                           
                        
                           I. Grosswasserraumkessel.
                           Der Batterieheizröhrenkessel von Främbs und Freudenberg
                              									in Schweidnitz verdankt seine Entstehung dem Bestreben, einen Dampferzeuger zu
                              									construiren, der bei geringem Raumbedarf und geringem Durchmesser in den einzelnen
                              									Theilen einen verhältnissmässig grossen Wasserraum und eine grosse Heizfläche
                              									besitzt; in seinen einzelnen Theilen leicht zugänglich ist und sich namentlich
                              									für hochgespannte Dämpfe eignen sollte.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 169Wild's Kessel. Der als Batterieröhrenkessel bezeichnete Dampferzeuger (D. R. P. Nr. 67722
                              									vom 18. Juni 1892; vgl. auch Zeitschrift des internationalen
                                 										Kesselüberwachungsvereins vom 1. August 1893) besteht aus einem
                              									querliegenden Unterkessel (Fig. 1 und 2), in welchen rechtwinkelig zur Achse zwei oder mehrere Flammrohre und zwar
                              									Wellrohre eingebaut sind. An den Stellen, wo diese Flammrohre den Mantel des
                              									Querkessels nach vorn durchdringen, läuft derselbe zur Erzielung einer möglichst
                              									grossen Rostfläche mit den Flammrohren jedesmal in rohrförmige Stutzen aus.
                              									Unmittelbar über diesen Querkesseln sind zwei oder mehrere Röhrenkessel von
                              									verhältnissmässig geringem Durchmesser gelagert und mit ersteren fest vernietet.
                              									Unterhalb der Röhrenkessel befindet sich am hinteren Ende ein Schlammsammler,
                              									welcher durch Kupferrohre mit den Oberkesseln und dem Querkessel in Verbindung
                              									steht. Die Feuerung befindet sich in den Flammrohren des Querkessels, von hier
                              									bestreichen die Heizgase zunächst die innere Mantelhälfte der Röhrenkessel, gehen
                              									durch die Röhren nach vorn und von hier über den Dampfraum des Kessels hinweg in den
                              									Kamin. Der Schlammsammler wird von den Heizgasen nicht berührt.
                           Die einzelnen Kesseltheile sind so bemessen, dass sie bequem befahren und gereinigt
                              									werden können. Insbesondere wird hervorgehoben, dass die Flammrohre oder
                              									Feuerbüchsen von allen Seiten zugänglich sind, sowie die Heizröhren in den
                              									Oberkesseln in zwei Bündeln mit so viel Spielraum unter einander vertheilt sind,
                              									dass die Reinigung nicht mit allzugrossen Schwierigkeiten verknüpft ist.
                           Die Speisung erfolgt in die Oberkessel, von hier gelangt das Wasser in den
                              									Schlammsammler, von wo es durch ein kupfernes Verbindungsrohr dem Querkessel
                              									zugeführt wird. Auf diese Weise ist ein gesunder Wasserumlauf in dem ganzen
                              									Kesselsystem erreicht.
                           Zur Entfernung des Schlammes ist der Schlammsammler mit einer Abblasevorrichtung
                              									versehen. Der Behauptung, dass selbst bei schlechtem Speisewasser durch Anwendung
                              									des Schlammsammlers jede Anwendung eines Apparates für Wasserreinigung überflüssig
                              									gemacht ist, vermögen wir indessen nicht ohne weiteres zuzustimmen, denn je nach der Art der im
                              									Speisewasser enthaltenen Bestandtheile kann sich der Kesselstein trotz
                              									Schlammsammlers und Abblasevorrichtung ansetzen und Unbequemlichkeiten im Betriebe
                              									veranlassen.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 170Kessel von Paschke und Kästner. Was die constructive Durchführung des Kesselsystems anbelangt, so muss
                              									anerkannt werden, dass derselbe bei genügendem Wasserinhalte einen verhältnissmässig
                              									grossen verdampfenden Wasserspiegel besitzt, ohne dass die einzelnen Theile des
                              									Kessels erheblichen Durchmesser besitzen. Letzterer Umstand bewirkt, dass die
                              									einzelnen Kesseltheile bei hohem Dampfdruck verhältnissmässig nur schwache
                              									Wandstärken zu erhalten brauchen.
                           Der Kessel, welcher auf der vorjährigen Schweidnitzer Gewerbeausstellung zum ersten
                              									Male vorgeführt wurde, ist vorläufig nur in wenigen Exemplaren zur Ausführung
                              									gelangt. –
                           Die Kugelform scheint trotz ihrer schwierigen Herstellung immer noch bei den
                              									Kesselschmieden in Gunst zu stehen, wie die in Fig. 3 und 4 abgebildete Form
                              									(Englisches Patent Nr. 12659 vom 9. Juli 1892 von J.
                                 										Wild in Royton) zeigt. Wir begnügen uns mit der Wiedergabe der Figuren, da
                              									diese der Erklärung weiter nicht bedürfen.
                           Der Dampfkessel von Paschke und Kästner in Freiberg i.
                              									S. (Fig. 5 und 6) ist auf
                              									verhältnissmässig kleinem Raume als Grosswasserraumkessel mit grosser Heizfläche
                              									gebaut, und hat 260 qm Heizfläche. Er besteht aus vier neben einander liegenden,
                              									getrennten selbständigen Kesselgruppen, deren jede durch fünf einzelne Kessel von
                              									700 mm Durchmesser und je 6,5 m Länge gebildet wird, von denen die vier unteren um
                              									100 mm geneigt sind. Der obere Kessel dient als Dampfbehälter und ist zur Hälfte mit
                              									Wasser gefüllt. Die einzelnen Kessel werden an ihren Enden durch Stutzen verbunden,
                              									die einen leichten Wasserumlauf gestatten. Die Speisung wird in den nächst oberen
                              									Kessel A bewirkt, was den Vortheil hat, dass sich der
                              									Schlamm in demselben absetzen kann, ohne dass ein Durchbrennen zu befürchten
                              									wäre, da dieser Kessel schon von ziemlich abgekühlten Heizgasen bespült wird.
                           Die Kesselgruppen geben ihren Dampf in einen quergelegten Hauptsammler B ab, welcher mit den Gruppen durch je ein absperrbares
                              									Dampfrohr in Verbindung steht. Sicherheitsventile, Armatur u. dgl. sind auf den
                              									Oberkesseln angeordnet. Zum Entleeren sind an den Unterkesseln Stutzen angeordnet,
                              									die mit einem Hauptableitungsrohre verbunden werden. Als Rauchschieber dienen
                              									Chamotte- oder Gussplatten.
                           Ein derartiger Kessel mit 174 qm Heizfläche bei 10 at Betriebsspannung, aus 20 (8 mm
                              									starken) Röhren von je 6,25 m Länge und 0,65 m Durchmesser bestehend, soll die neben
                              									ihm liegenden Wasserrohr- und Röhrenkessel von grösserer Heizfläche in Bezug auf
                              									Dampferzeugung übertreffen und vollständig trockenen Dampf liefern. Zum Speisen
                              									steht nur Grubenwasser mit viel Schlamm zur Verfügung, der sich im Speiserohre
                              									zumeist absetzte; ein Durchbrennen desselben ist bisher nicht eingetreten, da die
                              									Hitze der Feuergase hier schon sehr gering ist. Die Ueberdachung soll bei solchen
                              									Kesseln Anwendung finden, die auf Kohlengruben im Freien aufgestellt werden.
                           
                        
                           II. Combinirte Dampfkessel.
                           In Le Génie civil, Bd. 22 Nr. 25 S. 395, befindet sich
                              									Zeichnung und Beschreibung eines Röhrenkessels, der bemerkenswerthe Einzelheiten
                              									zeigt. Der Constructeur desselben, A. Coiquet, hat
                              									möglichste Explosionssicherheit mit möglichst grossem Wasserraum dadurch zu
                              									vereinigen gesucht, dass er grössere Kesseltheile der Einwirkung der Flamme entzieht
                              									und die Röhren in mehrere von einander unabhängige Bündel theilt, die durch
                              									selbsthätige Absperrvorrichtungen von einander getrennt sind.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 170Röhrenkessel von Coiquet.Fig. 7 bis 11 zeigen einen
                              									Landkessel von 250 qm Heizfläche.
                           Der Kessel besteht aus zwei über einander liegenden Cylindern A und B, deren letzterer als Dampfsammler
                              									dient; sie sind durch die Röhren D und D1 mit einander
                              									verbunden. Rechtwinkelig zu B und A sind Röhren C und C1 angebracht, an
                              									welche die Röhrenbündel D und D1anschliessen, die von dem Mauerwerk E E abgeschlossen sind. Dies Mauerwerk theilt die ganze
                              									Kesselanlage in drei Theile, deren beide äusseren einander gleich sind und als
                              									Heizräume dienen, während der mittlere nicht geheizt ist und nur von den bereits
                              									abgekühlten Heizgasen durchstrichen wird. Fig. 7 ist ein
                              									Längsschnitt durch den Heizraum und zeigt den Rost G,
                              									die im Zickzack liegenden Heizrohren und gibt durch Pfeile an, wie die Heizgase
                              									geführt sind.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 171Röhrenkessel von Coiquet. Als Röhren werden am besten gezogene Stahlröhren gewählt. Die
                              									Verbindungsweise der Röhren wird durch Fig. 9 und 10 erläutert. In der
                              									Mitte sind die Röhren mittels besonderer Formziegel, die zugleich eine Leitung für
                              									die Feuergase bilden, gegen Durchbiegen gestützt. Den Abschluss der Heizgase bilden
                              									die Wände E E1. Es ist
                              									ersichtlich, dass die Heizröhren an der Ausdehnung durch Wärme nicht gehindert sind.
                              									Der Abschluss der einzelnen Rohrsysteme wird, wie Fig. 11 erläutert, durch
                              									zwei mit den Röhren C C C1
                              									C1 in Verbindung
                              									gebrachte Ventile bewirkt, deren unteres das Kesselwasser abschliesst, während das
                              									obere das Entweichen des Dampfes verhindert. Der Erfinder hat auch die Anlage eines
                              									Ueberhitzers vorgesehen. Er benutzt dazu den mittleren Raum, in den er ein
                              									Röhrensystem, ähnlich dem beschriebenen, anbringt, durch welches der Dampf vom Dom
                              									aus hindurch geleitet wird und demnächst zur Verwendung kommt. Das System empfiehlt
                              									sich auch durch seine leichte und sichere Aufstellbarkeit und durch leichte
                              									Zugänglichkeit zum Zweck der Reinigung. Aus der Anordnung ergibt sich, dass das
                              									System sehr wohl auch für Schiffskessel eingerichtet werden kann.
                           Die Neuerungen an Röhrenkesseln (Oesterreichisch-Ungarisches Privilegium vom 10. Mai
                              									1892) von Ernest Petersen in Kertch, Krim (Russland),
                              									beziehen sich auf Röhrenkessel, bei welchen wagerecht oder geneigt liegende
                              									Rauchrohre in den Rohrwänden befestigt sind (Fig. 12 bis 16). Der Zweck dieser
                              									Erfindung besteht darin, die von den Rauchrohren dargebotene Heizfläche zu
                              									vergrössern.
                           Bei den bisher construirten Röhrenkesseln war ein verhältnissmässig grosser
                              									Durchmesser (ungefähr 80 mm) der Röhren erforderlich, um dieselben durch Einwalzen
                              									leicht in den Rohrwänden befestigen zu können. Rauchrohre von so grossem Querschnitt
                              									besitzen indessen eine im Verhältniss zu dem Volumen des durchströmenden Heizgases
                              									geringe Heizfläche und die Heizgase durchstreichen in Folge dessen die Rohre, ohne
                              									ihre Hitze vollkommen abzugeben. Ferner ist es, um eine hinreichend grosse
                              									Heizfläche zu erzielen, nothwendig, die Rohre in solcher Anzahl zu verwenden,
                              									dass der Gesammtquerschnitt für den Durchgang der Heizgase die für den Durchtritt
                              									der Verbrennungsluft bestimmte freie Rostfläche bedeutend übertrifft. Die Folge
                              									hiervon ist, dass die Verbrennungsgase vorwiegend durch die oberen Röhrenreihen
                              									hindurchstreichen, so dass die unteren theilweise ausser Thätigkeit gesetzt werden.
                              									Diese Uebelstände sollen dadurch beseitigt werden, dass Rauchrohre von kleinem
                              									Durchmesser derart angeordnet werden, dass die Befestigung in der Rohrwand durch
                              									Einwalzen geschehen und dennoch sowohl die Heizfläche beträchtlich erhöht, als auch
                              									die Durchlassöffnung für die Verbrennungsgase beträchtlich herabgemindert werden
                              									kann. Zu diesem Zwecke werden die Rauchrohren von geringem Durchmesser nicht
                              									unmittelbar in den Rohrwänden befestigt, sondern mit ihren Enden in entsprechend
                              									angebrachte Oeffnungen der geschlossenen inneren Seiten von cylindrischen
                              									Befestigungsstutzen mit grossem Durchmesser eingefügt, deren äussere Enden durch
                              									Einwalzen in gewöhnlicher Weise in die entsprechend weiten Oeffnungen der Rohr wände
                              									eingesetzt werden.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 171Röhrenkessel von Petersen. In dieser Weise können beispielsweise Gruppen von etwa 7 Röhren von 30 mm
                              									Durchmesser in die inneren geschlossenen Enden der Befestigungsstutzen von 130 mm
                              									Durchmesser so eingefügt werden, dass sechs derselben in gleichen Abständen von
                              									einander auf einem nahendem Umfange gelegenen Kreise zu liegen kommen, während das
                              									7. Rohr in der Mitte befestigt wird. Da Röhren von solch kleinem Durchmesser nur
                              									schwer durch Einwalzen mittels einer Dichtvorrichtung in die Oeffnungen der
                              									Befestigungsstutzen eingesetzt werden können, so können dieselben in ihrer Weite so
                              									bemessen werden, dass beim Erhitzen und der dadurch bedingten Ausdehnung ein
                              									Einfügen der Rauchrohre in die Oeffnungen der Befestigungsstutzen möglich ist. Beim
                              									Wiedererkalten zieht sich dann der Befestigungsstutzen zusammen, presst die Enden
                              									der Rauchrohre fest und erzeugt auf diese Weise eine starre Verbindung des Systems
                              									von Rauchrohren mit den beiden Befestigungsstutzen. Um ein leichtes Entfernen eines
                              									derartigen Rohrsystems zu ermöglichen, werden die Oeffnungen am Umfange des
                              									Befestigungsstutzens so angeordnet, dass die hervorstehenden Enden der Rauchrohre
                              									sich auf eine tiefer liegende Auflagefläche an den Seiten des Stutzens auflegen,
                              									derart, dass behufs Entfernung der Rauchrohre beim Hineintreiben des Stutzens an dem einen Ende die
                              									Rauchrohre nebst dem anderen Stutzen zurückgedrängt werden, gleichsam, als ob
                              									dieselben sämmtlich aus einem einzigen Stück hergestellt wären.
                           Die Construction weist ferner vor den bisher in Gebrauch gekommenen Rauchrohren den
                              									Vortheil auf, dass bei derselben die Rauchrohre selbst einer Beschädigung überhaupt
                              									nicht ausgesetzt sind, also nur die Befestigungsstutzen der Auswechselung oder
                              									Erneuerung bedürfen, während bei anderen Constructionen die Rauchrohre bei ihrer
                              									Entfernung unbrauchbar werden.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 172Dampfkessel von Prégardien. In Fig. 12
                              									und 13 ist die
                              									vorliegende Erfindung in Anwendung auf einen Schiffskessel dargestellt.
                           Mit A A A sind gewöhnliche Rauchrohre von kleinem
                              									Durchmesser (etwa 18 bis 40 mm Durchmesser) bezeichnet. Die Enden dieser Rohre sind
                              									in den Stahlstutzen B von 140 bis 180 mm Durchmesser
                              									derart eingefügt, dass Gruppen von je sieben Rohren A
                              									durch je zwei dieser Befestigungsstutzen zusammengehalten werden. Die Stutzen B sind auf ihrer Aussenfläche abgedreht und passen in
                              									die ausgebohrten Oeffnungen der Rohrwände C; die
                              									Verbindung der letzteren mit den Befestigungsstutzen geschieht durch Einwalzen.
                           Wenn die Rauchrohre A einen kleinen Durchmesser
                              									besitzen, so können sie mit denselben durch warmes Aufziehen verbunden werden;
                              									sind die Rohre hingegen hinreichend weit, um ein Einwalzen zu ermöglichen, so werden
                              									die Oeffnungen in den Befestigungsstutzen mit flachen Riefen eingewalzt. Beide
                              									Theile werden demnach fest mit einander vereinigt, so dass, wenn man eines der
                              									Rauchrohre entfernen will, dieses dadurch geschehen kann, dass man an der einen
                              									Seite den äusseren umgelegten Rand des Stutzens B
                              									entfernt und alsdann das ganze Rohrsystem durch die Oeffnungen am anderen Ende
                              									hinaustreibt. Die Stutzen B können an den Enden der
                              									Rohre A auch durch Hartlöthen abgedichtet werden, oder
                              									aber die Stutzen können mit den Rauchrohren zusammengeschmiedet oder an den Enden
                              									der letzteren angegossen werden, und schliesslich kann man auch beide Theile in
                              									einem Stück aus Gussstahl giessen.
                           Da somit die Rauchrohre mit den Befestigungsstutzen sehr fest verbunden werden, so
                              									kann ein Undichtwerden nicht eintreten, und da die äusseren Flächen der
                              									Befestigungsstutzen abgedreht und die Oeffnungen in den Rohrwänden in der
                              									beschriebenen Weise genau ausgebohrt sind, so wird auch diese letztere
                              									Verbindungsstelle einem Undicht werden nicht ausgesetzt sein.
                           Die Rauchrohre liegen in jeder Gruppe von einander weniger weit entfernt, als von den
                              									Rohren der benachbarten Gruppen, und hieraus ergibt sich, dass das zwischen den
                              									Rohren befindliche Wasser höher erhitzt wird, als das zwischen den benachbarten
                              									Rohrgruppen befindliche, wodurch eine Strömung dieses Wassers rings um die einzelnen
                              									Rauchrohre herum bewirkt, der Dampf von denselben losgelöst und eine Ablagerung von
                              									Kesselstein, sowie ein Durchbrennen der Rauchrohre verhindert wird.
                           Die Vortheile der oben beschriebenen zusammengesetzten Rauchrohre können demnach in
                              									Folgendem zusammengefasst werden:
                           1) Vergrösserung der wirksamen Heizfläche, bessere Ausnutzung des Brennmaterials.
                           2) Die Dauerhaftigkeit des Kessels wird erhöht, da die Ursache der schnellen
                              									Abnutzung beseitigt wird.
                           3) Der gesammte Querschnitt der Rauchrohre wird auf das dem thatsächlich
                              									erforderlichen Luftzug entsprechende Maass herabgemindert.
                           4) Die Rauchrohre wirken gleichzeitig als Streben.
                           5) Da ein Theil des Gesammtdampfdruckes, welchem die Rohrwände der gewöhnlichen
                              									Dampfkessel ausgesetzt sind, im vorliegenden Falle
                              									von der inneren flachen Seite der Befestigungsstutzen B
                              									aufgenommen wird, so unterliegen diese Rohrwände einem geringeren Druck und können
                              									erheblich dünner gewählt werden, oder aber es kann der Dampfdruck im Kessel über die
                              									sonst zulässige Spannung erhöht werden.
                           6) Da die Rauchrohre verhältnissmässig dünn gewählt werden können, so wird durch
                              									dieselben die Hitze weit wirksamer übertragen.
                           Der Patentanspruch lautet:
                           1) Bei Röhrenkesseln die Anwendung von zusammengesetzten Feuerrohren, bestehend aus
                              									der Verbindung verschiedener Rohre von kleinem Durchmesser, welche mit ihren Enden
                              									in cylindrische Befestigungsstutzen von verhältnissmässig grossem Durchmesser
                              									eingesetzt sind, welch letztere wiederum in entsprechend weitere Oeffnungen der
                              									Rohrwände gehalten werden.
                           2) Ein Röhrenkessel mit zusammengesetzten Rauchrohren, bestehend aus Gruppen von
                              									Rohren mit kleinem Durchmesser, deren Enden in cylindrische Befestigungsstutzen
                              									eingefügt sind, welche ihrerseits wiederum in entsprechend weiten Abständen der
                              									Rohrwände gehalten werden.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 173Fig. 19.„Gill“-Kessel der Stearn's Mfg. Company.J. Prégardien in Deutz hat in D. R. P. Nr. 70213 vom
                              									25. December 1892 eine Anordnung getroffen, Dampfkessel mit Tenbrink-Feuerung von in
                              									der Breite unbeschränkter Rostfläche herzustellen, welche jede Beschränkung in der
                              									Rostfläche aufhebt. Der Kessel besteht, wie Fig. 17 und 18 zeigen, aus zwei oder
                              									mehr (je nach Bedarf) hinter einander angeordneten Doppelelementen 1 I, 2 II, welche je aus einer unteren Wassertrommel
                              										1, 2 und aus einer oberen Trommel I, II und den sie verbindenden Rohrbündeln 3, 4 zusammengesetzt sind. Die unteren Wasserkammern der
                              									Elemente stehen durch Verbindungsstutzen 5, und die
                              									oberen Trommeln durch Stutzen 6 mit einander in
                              									Verbindung. Ausserdem werden die Stutzen 7 und 8 benutzt, um die oberen und unteren Trommeln mit
                              									einander zu verbinden. Die Elemente sind quer zur Zugrichtung eingebaut, zu dem
                              									Zwecke, die vor dem ersten Elemente 1 I vorgebaute
                              									Tenbrink-Feuerung mit beliebig breitem Roste anordnen zu können. Je nach Grösse
                              									können mehrere Roste 9, 91 neben einander gelegt werden. Die Rohrbündel 3 werden durch die Ablenkbrücke 10 vor zu
                              									starker Einwirkung der Stichflamme geschützt und kann diese nach Bedarf mehr auf das
                              									Wasserrohr 11 gelenkt werden. Ueber dem Rohre 11 ist ein ähnliches 12
                              									angeordnet, und mit ihm durch Röhren 13 in Verbindung
                              									gebracht. Die Köpfe 21 dienen zur Anbringung der
                              									Armatur. Rohr 12 wird mittels Stutzen 14 an I angeschlossen.
                              									Unter dem Rost 9 lagert das Speiserohr 15, welches nach oben mit Rohr 11 durch die Stutzen 16 und nach hinten mit
                              									der unteren Wassertrommel 1 des ersten Elementes durch
                              									das Rohr 17 communicirt. Stutzen 18 dient bei der Montage zum Abstützen. Die Speisung
                              									erfolgt von 19 aus in das Rohr 15.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 173„Gill“-Kessel der Stearn's Mfg. Comp. Die Heizgase ziehen an Rohr 11 vorbei, an
                              									Bündel 3, Trommel 1 I zwischen 2 II und 4 hinweg, um 2 herum nach unten unterhalb 1 hinweg in den
                              									Fuchs.
                           Von dem „Grill“-Kessel, angefertigt von der Stearn's
                              									Mfg. Company in Erie, waren, wie Engineering vom 18. August 1893 berichtet, bei der
                              									Ausstellung in Chicago vier Stück in zwei Gruppen ausgestellt, welche zusammen
                              									stündlich 20000 k Wasser von 100° zu Dampf von 9 at Spannung zu verwandeln hatten.
                              									Sie hatten 2000 qm Heizfläche, 720 schmiedeeiserne Röhren von 4 Zoll engl. äusserem
                              									Durchmesser und 5,50 m Länge. Das Eisengewicht beträgt 13000 k. Der Wasserinhalt
                              									beträgt 7000 k. An Flächenraum beanspruchten sie 125 qm, an Höhe 4,9 m. Fig. 19, 20 und 21 zeigen die
                              									Einrichtung. Die Röhren liegen mit 15° Neigung und sind durch 76 mm Abstand von
                              									einander getrennt. Sie sind in Köpfe von verschiedener Form eingespannt, die 4, 5
                              									oder 6 Röhren aufnehmen und je mit vierzölligen Rohrstutzen in senkrechter Richtung
                              									unter einander verbunden sind. Die Zeichnung zeigt die Verwendung eines gewöhnlichen
                              									Rostes, während die Kessel der Ausstellung mit Oelbrennern versehen waren, da
                              									bekanntlich der ganze Betrieb durch Erdöl bewirkt wurde.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 173Schiffsdampfkessel von Klein. Der quergetheilte Schiffsdampfkessel von H.
                                    										Klein in Mülheim a. R. (D. R. P. Nr. 68018 vom 12. Juli 1892) sucht die
                              									Schwierigkeit der Reparatur rückschlagender Schiffskessel dadurch zu vermeiden, dass
                              									er einen abnehmbaren Hintertheil besitzt. Der eigentliche Kessel (Fig. 22 und 23) erhält dabei hinten
                              									und vorn eine gerade Kopfwand. Der hintere Theil C
                              									besteht für sich und kann mit dem Hauptkessel mittels der Schrauben F und mit dem Oberkessel durch das Rohr c verbunden werden. Ausserdem ist eine Rohrverbindung
                              									in dem unteren Theile der Kessel vorhanden, um dort die Verbindung des
                              									Wasserinhaltes herzustellen. Der Wassereintritt erfolgt durch einen an der tiefsten
                              									Stelle des Theiles C angebrachten Stutzen. Der hintere
                              									Theil ist, um die Nietungen möglichst zu vermeiden, geschweisst.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 173Fig. 24.Battin-Kessel der Water-Tube Boiler Co. In der vorstehenden Fig. 24 ist ein
                              									Battin-Kessel dargestellt, wie er von der Water-Tube Boiler
                                 										Co. in Elizabeth, N. J., hergestellt wird. Der Kessel ist für 100
                              									 berechnet und für die Wasserstation in Netherwood bestimmt. Bemerkenswerth
                              									sind an demselben die kegelförmig ausgebildeten Enden, die als Wasservorrath und als
                              									Schlammsammler dienen sollen. Sie sind konisch geformt, um eine grössere
                              									Widerstandsfähigkeit zu erreichen. In dem Kessel sind 84 Röhren von 3 ½ Zoll engl.
                              									Durchmesser und 4 Röhren von 6 Zoll enthalten, deren Länge 16 Fuss beträgt. An der
                              									Spitze jeden konischen Endes ist ein Mannloch angebracht.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 174Hose's Dampfkessel. Der Dampfkessel mit stehenden Wasserrohren von G.
                                    										Hose in Uerdingen (D. R. P. Nr. 68067 vom 21. Juni 1892) besteht, wie Fig. 25 bis 27 zeigen, aus einem in
                              									einen liegenden Kesselstutzen B einmündenden System von
                              									geraden oder etwas gekrümmten Wasserrohren A. Diese
                              									ruhen mit ihrem unteren Ende in der Vierkantröhre C.
                              									Der Kessel B, sowie auch die Vierkantröhren C schliessen an den senkrechten Kessel G an, der von einem System von Feuerröhren durchzogen
                              									ist. Die Vierkantröhren C gewähren dem Mauerwerke einen
                              									wirksamen Schutz vor der zerstörenden Wirkung der Feuerung. Sie sind mit
                              									Verschlüssen F versehen, die das Auswechseln der Röhren
                              									ermöglichen. Die Heizgase steigen vom Roste E aus an
                              									den Röhren A herauf, dann an der linken Seite des
                              									Kessels G abwärts, durch die Feuerröhren nach oben, von
                              									dort rechts von der Zunge nach abwärts und zum Kamin. Als Zweck der Einrichtung wird
                              									angegeben, die Verbrennung der Schwelgase in dem weiten Raume über dem Roste zu
                              									unterstützen und die Seitenwände des letzten durch Wasserkörper C zu begrenzen. Die Patentschrift gibt eine weitere
                              									Anordnung an, bei der der wagerechte Kessel durchgeht. Die Feuerzüge werden von
                              									einigen Leitungsplatten in gewöhnlicher Weise gebildet.
                           Der Kessel von Albrecht Drees in Duisburg (D. R. P. Nr.
                                 									65024 vom 13. October 1892) besteht aus einem kurzen vorderen und einem längeren
                              									hinteren Cylinder, die durch Wasserröhren A (Fig. 28 und 29), die
                              									Dampfüberleitungsröhren B und das konische Rohr C mit einander verbunden sind. Das Rohr C vermittelt die Ueberführung des Wassers aus dem
                              									vorderen in den hinteren Cylinderkessel, wobei der Dampf durch die Platte F getrennt wird und auf den Durchgang durch die Röhren
                              										B zum hinteren Cylinder angewiesen ist. In dem
                              									vorderen Cylinder werden die kesselsteinhaltigen Theile durch die Platte D niedergehalten und dort abgelagert. Die Platte E bezweckt einen Umlauf des Wassers und zugleich
                              									weitere Ausscheidung des Kesselsteines bezieh. Schlammes. Die Kesseltheile bedürfen
                              									jedenfalls einer sehr sorgfältigen Lagerung, die bekanntlich schwer zu erreichen
                              									ist. Dieser Umstand stellt Störungen mit Wahrscheinlichkeit in Aussicht.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 174Kessel von Drees.Textabbildung Bd. 291, S. 174Kessel von Lutz. Bei dem Kessel von F. Lutz in Darmstadt (D.
                                 									R. P. Nr. 69649 vom 1. November 1892) kommt, wie Fig. 30 und 31 zeigen, die uralte
                              									Form des Kofferkessels wieder zum Vorschein. In dem durch die sichelförmige Gestalt
                              									des Kesselquerschnittes gewonnenen Raume liegen die Feuerröhren D. Diese sind an der höher liegenden Seite mit der
                              									vorderen Wasserkammer W verbunden, am tiefer liegenden
                              									Ende sind sie in der Wasserkammer W1 befestigt, die zugleich als Schlammsammler dient.
                              										W1 ist mit dem
                              									Hauptkesselkörper A B nicht fest verbunden, und
                              									verschiebbar angeordnet, um den Röhren D zu gestatten,
                              									je nach dem Wärmegrade sich ungehindert auszudehnen und zu verkürzen. Ob die mit
                              									Wasser gefüllte Kammer diesem Zuge folgen wird, ist freilich eine andere Frage. Der
                              									Erfinder glaubt, dass die gewählte Form recht widerstandsfähig sei; wir sind der
                              									entgegenstehenden Ueberzeugung und erwarten, dass der Kessel sich ähnlich dem Bourdon'schen Rohre recht beweglich zeigen und nicht
                              									dicht zu halten sein wird. Die Leitung des Zuges der Feuergase ist durch Pfeile
                              									angedeutet, sie wird durch die Brücken E und G, sowie durch eine im oberen Theile des Hohlraumes
                              									angeordnete Scheidewand bewirkt.
                           
                           Textabbildung Bd. 291, S. 175Kessel von Behrendt. Der Kessel von M. Berendt, M. du Roi Droege, E.
                                 										Hadenfeld und Semler in Hamburg (D. R. P. Nr.
                                 									69113 vom 24. August 1892) ist namentlich für Schiffszwecke bestimmt und soll
                              									möglichst wenig Raum einnehmen. Es sind deshalb sowohl das obere Flammenrohrsystem,
                              									wie auch die unteren Flammenrohre für sich ausgebildet und durch eine doppelwandige
                              									Feuerbüchse mit einander verbunden (Fig. 32 und 33). a und b sind die unteren
                              									Röhrenkessel. B ist die Feuerbüchse. Die Kessel sind im
                              									vorliegenden Falle für eine Vorfeuerung eingerichtet; mit geringer Abänderung würde
                              									der Kessel auch für Innenfeuerung eingerichtet werden können. Die Erfinder
                              									beanspruchen für den Kessel höheren Widerstand gegen Druck; dem scheint aber die
                              									reichliche Verwendung flacher Wände entgegen zu stehen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)