| Titel: | Neuere Dampfkessel. | 
| Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 242 | 
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                        Neuere Dampfkessel.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 217 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Kesselfeuerungen.
                           Die Frage der Rauchbelästigung hat schon seit langer
                              									Zeit die Feuerungstechniker beschäftigt. Neuerdings ist sie wieder lebhaft angeregt
                              									worden und auch im Verein deutscher Ingenieure zur Berathung gekommen, dessen 31.
                              									Hauptversammlung 1890 die Aussetzung zweier Preise beschloss und veröffentlichte.
                              									Mit Schluss des Jahres 1892 – dem Endtermine für die Einsendung von Bewerbungen –
                              									waren sechs Bearbeitungen eingelaufen, von denen jedoch keiner der Preis zuerkannt
                              									werden konnte. Ein sprechenderer Beweis für die Schwierigkeit der Frage lässt sich
                              									kaum denken. Die 34. Hauptversammlung des genannten Vereins hat die erste
                              									Preisaufgabe nochmals ausgeschrieben unter Erhöhung des Preises auf 6000 M.
                              									einschliesslich 1000 M. als Entschädigung für Zeichnungsarbeit. Lösungstermin: 31.
                              									December 1895.
                           Die Lösungsfrist der Preisaufgabe II, betreffend die Feuerungseinrichtungen für
                              									Haushaltungszwecke und für gewerbliche Betriebe, ist bis 31. December 1897
                              									verlängert worden.
                           Demgemäss ist die Preisausschreibung wiederholt und für das erste Preisausschreiben
                              									folgende Aufgabe gestellt:
                           Es wird verlangt eine Abhandlung über die bei Dampfkesseln angewandten
                              									Feuerungseinrichtungen zur Erzielung einer möglichst rauchfreien Verbrennung. Die
                              									Arbeit soll ausser einer kurzen, prüfenden Besprechung der in Betracht kommenden
                              									Feuerungen der Vergangenheit vorzugsweise eine eingehende Würdigung der heutigen
                              									Dampfkesselfeuerungen und ihrer Einzelheiten enthalten. Besonderer Werth wird gelegt
                              									auf thunlichst sichere Feststellung der gemachten Erfahrungen, namentlich auch nach
                              									der Richtung hin, welche Wirksamkeit die in den einzelnen Ländern, Bezirken und
                              									Städten zum Zwecke der Rauchvermeidung erlassenen Vorschriften gehabt haben.
                           Die bewährten Feuerungseinrichtungen sind durch Zeichnungen möglichst vollständig
                              									darzustellen. Das Preisgericht ist ermächtigt, als Entschädigung für diese
                              									Zeichnungsarbeit (ausser dem Preise von 5000 M.) eine Vergütung bis zur Höhe von
                              									1000 M. zuzuerkennen.
                           Die Einsendungen haben in deutscher Sprache an die Geschäftsstelle des Vereins
                              									deutscher Ingenieure in Berlin bis zum 31. December 1895 zu erfolgen.
                           Für das zweite Preisausschreiben wurde ein Preis von 3000 M., ergänzt durch eine für
                              									Zeichnungen zu gewährende Vergütung bis zum Betrage von 1000 M., ausgesetzt für die
                              									beste Lösung der folgenden Aufgabe:
                           Es wird verlangt eine Abhandlung über diejenigen Feuerungseinrichtungen, welche für
                              									Haushaltungszwecke und für die gewerblichen Betriebe, namentlich der grösseren
                              									Städte, behufs Erzielung einer möglichst rauchfreien Verbrennung seither angewandt
                              									wurden. Mit den Dampfkesselfeuerungen, für welche ein besonderes Preisausschreiben
                              									mit dem 31. December 1895 als Lösungsfrist erlassen worden ist, braucht sich die
                              									Abhandlung nur insoweit zu befassen, als sie, gegebenenfalls gestützt auf die Lösung
                              									der soeben bezeichneten Preisaufgabe, in eine Klarstellung der verhältnissmässigen
                              									Vollkommenheit oder Unvollkommenheit der Dampfkesselfeuerungen gegenüber den
                              									Feuerungen dieses Preisausschreibens einzutreten hat.
                           Die Arbeit soll ausser einer kurzen prüfenden Besprechung der in Betracht kommenden
                              									Feuerungseinrichtungen der Vergangenheit vorzugsweise eine eingehende Würdigung der
                              									heutigen, auf dem bezeichneten Gebiete liegenden Feuerungen und ihrer Einzelheiten
                              									enthalten.
                           Besonderer Werth wird gelegt auf thunlichst sichere Feststellung der gemachten
                              									Erfahrungen, namentlich auch nach der Richtung hin, welche Wirksamkeit die in den
                              									einzelnen Ländern, Bezirken und Städten zum Zwecke der Rauchvermeidung erlassenen
                              									Vorschriften gehabt haben.
                           Die bewährten Feuerungseinrichtungen sind durch Zeichnungen möglichst vollständig
                              									darzustellen. Das Preisgericht ist ermächtigt, als Entschädigung für diese
                              									Zeichnungsarbeit (ausser dem Preise von 3000 M.) eine Vergütung bis zur Hohe von
                              									1000 M. zuzuerkennen.
                           Die Einsendungen haben in deutscher Sprache an die Geschäftsstelle des Vereins
                              									deutscher Ingenieure in Berlin bis zum 31. December 1897 zu erfolgen. An diese
                              									beiden Preisausschreiben sind die folgenden Bestimmungen geknüpft:
                           1) Die Preisbewerbung ist unbeschränkt, insbesondere weder an
                              									die Mitgliedschaft des Vereins deutscher Ingenieure, noch auch an die deutsche
                              									Staatsangehörigkeit gebunden;
                           2) Jede Einsendung ist mit einem Kennwort zu versehen und ihr
                              									ein versiegelter Briefumschlag beizufügen, welcher aussen dasselbe Kennwort trägt
                              									und innen Namen und Wohnort des Einsenders enthält.
                           Trotz der aus der vorstehenden Darstellung unzweifelhaft sich ergebenden
                              									Schwierigkeit der Rauchfrage fordert der Verband deutscher Architekten- und
                              									Ingenieurvereine in einer Denkschrift die Behörden zum scharfen Einschreiten auf.
                              									Gegen diesen Vorschlag nimmt der Verein deutscher Ingenieure entschieden Stellung
                              									und weist die Unmöglichkeit derartigen Vorgehens nach, auch sei das eigene Interesse
                              									des Besitzers einer Feuerung gross genug, um eine Bevormundung völlig überflüssig zu
                              									machen.
                           Eine der wichtigsten Neuerungen auf dem Gebiete der rauchlosen Verbrennung ist wohl
                              									die von Wegener und Baumert aufs neue angeregte Staubkohlenfeuerung. Die Meinungen über
                              									dieselbe waren bisher sehr getheilt.
                           In der Sitzung des St. Petersburger polytechnischen Vereins vom 23. September
                              									1893 erstattete unser verehrter Mitarbeiter G. v. Doepp
                              									einen uns freundlichst zugesandten Reisebericht, in welchem er über
                              									Staubkohlenfeuerung Folgendes ausführt:
                           
                              „Die meisten Ausführungen von Staubkohlenfeuerungen scheinen noch nicht über das
                                 										Versuchsstadium hinaus gekommen zu sein. Am meisten ausgebildet erscheint das
                                 										Verfahren, welches C. Wegener und Baumert patentirt ist (1893 287 108) und unter anderen in der Actienbrauerei Moabit und in der Incrustatsteinfabrik zu Plötzensee benutzt wird. In Plötzensee ist der
                                 										Apparat auf einer eisernen, mit Chamotte ausgefütterten Retorte montirt, welche
                                 										auf Rädern bis zum Kessel gefahren und deren Hals mit der Oeffnung des
                                 										Flammrohres verbunden wird. In Moabit ist der bisherige Feuerraum (zu einer
                                 										Braupfanne) benützt worden; nach geringer Abänderung konnten die Theile des
                                 										Apparates direct an das Feuergeschränk angeschraubt werden. Der Apparat besteht
                                 										aus einem Blechtrichter, der mit staubförmiger Kohle gefüllt wird. Die
                                 										Kohlenschicht ruht im Trichterhals auf einem Siebrost, der in der Minute etwa
                                 										250 Doppelhübe macht.
                              
                           
                              Unterhalb des Schüttelrostes gelangt der Kohlenstaub auf eine geneigte Ebene, an
                                 										welche sich aus dünnem Blech gebogene offene Rinnen anschliessen, welche den
                                 										Kohlenstaub dem Feuerraume zuführen, wo er von einem Luftstrom aufgenommen und
                                 										zertheilt wird. Die Luft wird durch einen Ventilator eingeblasen und stösst,
                                 										kurz bevor sie die Kohlenvertheiler trifft, auf die Flügel eines Windrades, das
                                 										sie in schnelle Umdrehung versetzt. Durch ein Zahnräderpaar wird die Drehung mit
                                 										doppelter Geschwindigkeit auf eine zweite Welle übertragen, welche ihrerseits
                                 										den Antrieb des Schüttelrostes besorgt durch eine unrunde Scheibe und ein System
                                 										von coulissenförmig gestalteten Hebeln, die eine derartige Verschiebung der
                                 										Angriffspunkte gestatten, dass dadurch die Weite des Ausschlages des
                                 										Schüttelrostes geändert werden kann. Diese Einrichtung dient zum Forciren der
                                 										Feuerung und bei Verwendung von nassem Material; je grösser die Zahl der
                                 										Schwingungen ist, um so mehr Kohlenpulver wird nach unten fallen und verbrannt
                                 										werden; dabei bleibt die Luftzufuhr die gleiche. Soll dagegen die Luftzufuhr
                                 										verändert werden, so muss die Geschwindigkeit des Ventilators entsprechend
                                 										eingestellt werden. Ferner lässt sich die Zahl der Schwingungen des
                                 										Schüttelrostes in der Minute dadurch verändern, dass man die Achse des Windrades
                                 										mehr oder weniger in den Luftzufuhrkanal senkt, so dass ein grösserer oder
                                 										kleinerer Theil der Flügel vom Luftstrom getroffen und dadurch die
                                 										Umdrehungszahl des Windrades verändert wird. Endlich kann auch der Luftdruck
                                 										durch einen Hahn regulirt werden. Auf diese Weise ist es möglich, den Apparat
                                 										für verschiedene Brennstoffe und verschiedene Beanspruchung des Kessels
                                 										einzustellen.
                              
                           
                              Dass die Verbrennung eine sehr vollkommene sein muss und dass sie rauchfrei
                                 										erfolgt, dürfte ohne weiteres klar sein, da die Bedingungen zur wirksamen
                                 										Verbrennung einzeln regelbar sind.
                              
                           
                              Die Verdampfung soll bei englischer Kohle die Höhe von 12,08 k erreicht haben.
                                 										Diese Zahl bezieht sich vermuthlich auf die organische Substanz allein und würde
                                 										einem Nutzeffect von
                              
                           
                              
                                 637\,.\,\frac{12,08}{8800}=0,88
                                 
                              
                           
                              
                              entsprechen, einem ausserordentlich hohen Werth. Dass die Verbrennung eine
                                 										günstige ist, beweisen die Gasanalysen, welche bis gegen 18 Proc. Kohlensäure
                                 										bei 0,4 bis 1,6 Proc. Sauerstoff ergaben.
                              
                           
                              Das Anzünden des Feuers geschieht mittels Lunte oder eines im Feuerraum
                                 										angezündeten Feuers. Beim Anzünden muss der Ventilator von irgend einer anderen
                                 										Betriebskraft in Thätigkeit gesetzt werden. Ob dabei viel Rauch entsteht und wie
                                 										viel Zeit dazu erforderlich ist, hatte ich keine Gelegenheit zu beobachten. Bei
                                 										kleineren Pausen ist vermuthlich die in dem Chamottefutter aufgespeicherte Wärme
                                 										genügend, um die Feuerung sehr bald in Betrieb zu setzen.
                              
                           
                              Ich führe im Folgenden Versuchsergebnisse an, welche mit der genannten Feuerung
                                 										erzielt wurden. Als Versuchsobject diente der Kessel der Incrustatsteinfabrik zu Plötzensee, ein Seitrohrkessel von etwa 42,5
                                 										qm Heizfläche (Durchmesser 1,7 m, Länge 8,5 m). Die Versuche sind zum Theil von
                                 										Oberingenieur C. Schneider ausgeführt
                                 									worden.
                              
                           
                              
                                 Versuch am 19. December mit
                                    											schlesischer Kohle.
                                 
                              
                           
                              
                                 Dauer – Morgens 8 Uhr 50 Minuten bis    4 Uhr 50
                                    											Minuten                            =
                                 8
                                 Std.
                                 
                              
                                 Wasserverbrauch laut Wassermesser
                                 8538
                                 l
                                 
                              
                                 Speisewassertemperatur 41–57° C.,
                                    											Durch-    schnitt
                                 43,5°
                                 
                                 
                              
                                 Wasserverbrauch bei 43,5° C.
                                 8457,3
                                 k
                                 
                              
                                 In der Stunde verdampft
                                 1057,2
                                 k
                                 
                              
                                 In der Stunde auf 1 qm Heizfläche verdampft
                                 25,1
                                 k
                                 
                              
                                 Dampfdruck 5,4–6,2 at, im Mittel
                                 5,7
                                 at
                                 
                              
                                 Entsprechende Temperatur des Dampfes
                                 162,3°
                                 
                                 
                              
                                 Dampf von 5,7 at enthält Wärme-Einheiten    606,5 +
                                    											0,305 t
                                 656
                                 W.-E.
                                 
                              
                                 Bei 43,5° Speisewassertemperatur ins
                                    											Wasser    übergeführt
                                 612,5
                                 W.-E.
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch 31½ Säcke
                                 830,7
                                 k
                                 
                              
                                 Rauchgastemperatur 240–265°, im Mittel
                                 246°
                                 
                                 
                              
                                 Kohlensäuregehalt der Rauchgase
                                 18–17,5
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Sauerstoffgehalt
                                 2,5–4
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Luftüberschuss
                                 1,07–1,14
                                 
                                 
                              
                                 Unterdruck im Schornstein 8–13 mm, im    Mittel
                                 10
                                 mm
                                 
                              
                                 Verdampfung bei 43,5° Speisewassertempe-    ratur und
                                    											5,7 at
                                 10,18
                                 k
                                 
                              
                                 Verdampfung bei 0° und 1 at :
                                    												10,18\,.\,\frac{612,5}{637}
                                 9,73
                                 k
                                 
                              
                           
                              Die Temperatur im Kesselhaus betrug 23°, im Freien –12°. Vom Kesselmantel waren
                                 										4,3 × 1,6 = 6,88 qm unbekleidet.
                              
                           
                              
                                 Versuch am 3. Januar mit schlesischer
                                    											Kohle.
                                 
                              
                           
                              
                                 Dauer – Morgens 8¾ bis 5¾ Uhr           =
                                 9
                                 Std.
                                 
                              
                                 Wasserverbrauch laut Wassermesser
                                 10395
                                 l
                                 
                              
                                 Speisewassertemperatur 40–79°, im Mittel
                                 45,9°
                                 
                                 
                              
                                 Wasserverbrauch bei 45,9°
                                 10292,5
                                 k
                                 
                              
                                 In der Stunde verdampft
                                 1143,6
                                 k
                                 
                              
                                 In der Stunde auf 1 qm Heizfläche verdampft
                                 26,9
                                 k
                                 
                              
                                 Dampfdruck 5,4–6,4 at, im Mittel
                                 5,75
                                 at
                                 
                              
                                 Temperatur des Dampfes
                                 162,57°
                                 
                                 
                              
                                 Wärme-Einheiten im Dampf von 5¾ at.
                                 656,1
                                 W.-E.
                                 
                              
                                 Bei 45,9° ins Wasser übergeführt
                                 610,2
                                 W.-E.
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch 36 Sack
                                 959
                                 k
                                 
                              
                                 Rauchgastemperatur 205–265°, im Mittel
                                 242°
                                 
                                 
                              
                                 Kohlensäuregehalt der Rauchgase
                                 15–18
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Sauerstoffgehalt
                                 1,3–2,5
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Luftüberschuss
                                 1,07–1,14
                                 
                                 
                              
                                 Unterdruck im Schornstein 3–7 mm, im    Mittel
                                 6
                                 mm
                                 
                              
                                 Verdampfung bei 45,9° und 5¾ at
                                 10,73
                                 k
                                 
                              
                                 Verdampfung bei 0° und 1 at:
                                    												10,73\,.\,\frac{610,2}{637}
                                 10,27
                                 k
                                 
                              
                                 Mittlere Kesselhaustemperatur
                                 29°
                                 
                                 
                              
                           
                              Der Versuch wurde von Oberingenieur C. Schneider
                                 										ausgeführt.
                              
                           
                           
                              
                              
                                 Versuch am 4. Januar mit
                                    											Bantorfer Kohle.
                                 
                              
                           
                              
                                 Dauer – Morgens 10 Uhr 4 Minuten bis    6 Uhr 4
                                    											Minuten                          =
                                 8
                                 Std.
                                 
                              
                                 Wasserverbrauch laut Wassermesser
                                 7996
                                 l
                                 
                              
                                 Speisewassertemperatur 38–50°, im Mittel
                                 41,3°
                                 
                                 
                              
                                 Wasserverbrauch bei 41,3°
                                 7931,1
                                 k
                                 
                              
                                 In der Stunde verdampft
                                 991,4
                                 k
                                 
                              
                                 In der Stunde auf 1 qm Heizfläche verdampft
                                 23,3
                                 k
                                 
                              
                                 Dampfdruck 5,2–6,0 at, im Mittel
                                 5,6
                                 at
                                 
                              
                                 Dampftemperatur bei 5,6 at
                                 161,7°
                                 
                                 
                              
                                 Wärme-Einheiten im Dampf von 5,6 at
                                 655,8
                                 W.-E.
                                 
                              
                                 Bei 41,3° ins Wasser übergeführt
                                 614,5
                                 W.-E.
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch 28¼ Sack
                                 789
                                 k
                                 
                              
                                 Rauchgastemperatur 238–370°, im Mittel
                                 255°
                                 
                                 
                              
                                 Kohlensäuregehalt der Rauchgase
                                 18–17
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Sauerstoffgehalt der Rauchgase
                                 2–1,6
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Luftüberschuss
                                 1,08–1,10
                                 
                                 
                              
                                 Unterdruck im Schornstein 7–9 mm Wasser-    säule, im
                                    											Mittel
                                 8
                                 mm
                                 
                              
                                 Verdampfung bei 41,3° und 5,6 at
                                 10,05
                                 k
                                 
                              
                                 Verdampfung bei 0° und 1 at:
                                    												10,05\,.\,\frac{615,5}{637}
                                 9,70
                                 k
                                 
                              
                                 Die mittlere Kesselhaustemperatur betrug
                                 30°
                                 
                                 
                              
                           
                              Der Versuch wurde von Ingenieur Stulik
                                 										ausgeführt.
                              
                           
                              
                                 Versuch am 5. Januar mit
                                    											oberschlesischer Kohle.
                                 
                              
                           
                              
                                 Dauer – Morgens 9 bis 5 Uhr                 =
                                 8
                                 Std.
                                 
                              
                                 Wasserverbrauch laut Wassermesser
                                 9839
                                 l
                                 
                              
                                 Speisewassertemperatur 36–55°, im Mittel
                                 41,2°
                                 
                                 
                              
                                 Wasserverbrauch bei 41,2°
                                 9759,6
                                 k
                                 
                              
                                 In der Stunde verdampft
                                 1219,9
                                 k
                                 
                              
                                 In der Stunde auf 1 qm Heizfläche verdampft
                                 28,70
                                 k
                                 
                              
                                 Dampfdruck 5–6 at, im Mittel
                                 5,5
                                 at
                                 
                              
                                 Temperatur des Dampfes
                                 111,08°
                                 
                                 
                              
                                 Wärme-Einheiten im Dampf von 5,5 at.
                                 655,6
                                 W.-E.
                                 
                              
                                 Bei 41,2° ins Wasser übergeführt
                                 614,4
                                 W.-E.
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch 32¼ Sack
                                 847,8
                                 k
                                 
                              
                                 Rauchgastemperatur 245–285°, im Mittel
                                 257°
                                 
                                 
                              
                                 Kohlensäuregehalt der Rauchgase
                                 18–17
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Sauerstoffgehalt der Rauchgase
                                 0,4–2
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Luftüberschuss
                                 1,02–1,1
                                 
                                 
                              
                                 Unterdruck im Schornstein 5–10 mm, im    Mittel
                                 8
                                 mm
                                 
                              
                                 Verdampfung bei 41,2° und 5½ at
                                 11,51
                                 k
                                 
                              
                                 Verdampfung bei 0° und 1 at :
                                    												11,51\,.\,\frac{614,4}{637}
                                 11,10
                                 k
                                 
                              
                           
                              
                                 Zusammenstellung.
                                 
                              
                           
                              
                                 Datum
                                 Kohle
                                 Dampfproducirt
                                 Rauchgas-temperatur
                                 Kohlen-säure
                                 Sauer-stoff
                                 
                              
                                 auf1 qm
                                 auf1 k
                                 
                              
                                 1892 19. Dec.
                                 schlesische
                                 25,1
                                 9,73
                                 246°
                                   18–17,5
                                 2,5–4
                                 
                              
                                 1893   3. Jan.
                                 „
                                 26,9
                                 10,27
                                 242°
                                 15–18
                                 1,3–2,5
                                 
                              
                                 1893   4.   „
                                 Bantorfer
                                 23,3
                                 9,70
                                 255°
                                 18–17
                                    2–1,6
                                 
                              
                                 1893   5.   „
                                 oberschles.
                                 28,7
                                 11,10
                                 257°
                                 18–17
                                 0,4–2
                                 
                              
                           
                              Die Ergebnisse der Versuche reden für sich. Wir sehen, dass die
                                 										Staubkohlenfeuerung einen bedeutenden Nutzeffect erzielt, selbst bei
                                 										minderwerthigem Brennstoffe, und dass trotzdem die Dampfentwickelung auf 1 qm
                                 										Heizfläche ganz beträchtlich sein kann.
                              
                           
                              Allerdings kommen bei der Staubkohlenfeuerung zwei Umstände hinzu, welche bei
                                 										gewöhnlicher Feuerung fehlen: die Ausgabe für den Betrieb des Ventilators und
                                 										für das Zermahlen der Kohle. Indessen sind diese Auslagen, wie mir versichert
                                 										wurde, unbedeutend. Der Ventilator, welcher in der Moabiter Brauerei zwei
                                 										Feuerungen bedient, soll nur etwa 1  beanspruchen. Das Mahlen geschieht
                                 										in Schleudermühlen und soll 3 bis 5 Pfg. für 100 k kosten, wenn man, wie es in
                                 										Berlin geschieht, das Mahlen in einer Centrale besorgt, von wo aus der
                                 										Kohlenstaub in Säcken bezogen werden kann. Nasse Kohlen sollen sich nicht
                                 										schwieriger zermahlen lassen als trockene. – Wenn nun auf diese Weise dem fast
                                 										werthlosen Kohlengrus ein wichtiges Absatzgebiet erschlossen ist, so wird es
                                 										unter Umständen sogar vortheilhaft erscheinen, auch stückförmige Kohle zu
                                 										mahlen, um der sonstigen Vorzüge der Staubkohlenfeuerung willen.
                              
                           
                              Es ist schon darauf aufmerksam gemacht worden, dass beim Mahlen der Kohle, sowie
                                 										beim Verfeuern derselben leicht Explosionen entstehen könnten. Indessen wurde
                                 										mir mitgetheilt, dass bei den zahlreichen Versuchen, welche der Germanische Lloyd ausführen liess, ein derartiger
                                 										Fall niemals eingetreten sei. Im Dampf, 1893 S.
                                 										939, schreibt der Kohlenstaubfabrikant Carl Schütz
                                 										in Berlin-Moabit, es sei ihm während seiner 25jährigen Thätigkeit noch nie eine
                                 										Steinkohlenstaubexplosion vorgekommen, wohl aber habe er es beobachtet, dass
                                 										Holzkohlenstaub der Selbstentzündung ausgesetzt sei. Bei einem ausgebrochenen
                                 										Feuer seien die Säcke verbrannt, während der darin enthaltene Steinkohlenstaub
                                 										unversehrt blieb; was er durch die zur Verbrennung erforderliche Luftmenge
                                 										erklärt, welche in das Innere der Säcke nicht eindringen könne. In früheren
                                 										Zeiten habe man mit unvollkommenen Maschinen gearbeitet, so dass die Fabrikräume
                                 										mit Staub derart angefüllt gewesen seien, dass die Arbeiter einander nur in der
                                 										Nähe erkennen konnten; obgleich in diesen Räumen Gas- und Erdölflammen brannten,
                                 										sei doch nie eine Explosion vorgekommen (? d. R.). – Die gegenwärtig zur
                                 										Verwendung gelangenden Desintegratoren arbeiten dagegen vollkommen staubfrei;
                                 										sie sollen stündlich 20 bis 40 Centner Staub liefern.
                              
                           
                              Das erste D. R. P. Wegener's vom 9. Mai 1891, Nr.
                                 										63955, zeigt bedeutend umständlichere Formen als die beschriebene Anordnung,
                                 										indem Luft und Dampf zum Zerstäuben verwendet werden sollten, die Oeffnungen,
                                 										aus denen sie strömten, durch Schieber regulirt wurden und der Schüttelrost
                                 										durch eine Riffelwalze ersetzt war, welche zeitweise von der Hand gedreht wurde,
                                 										um zusammengeballte Kohlentheilchen zu vertheilen. Das Zusatzpatent Nr. 66843
                                 										ändert unwesentlich die Regulirschieber, D. R. P. Nr. 67622 führt den
                                 										selbsthätig vom Windrad bewegten Schüttelrost ein. – Neuerdings wird die
                                 										Einrichtung getroffen, dass die Achse des Windrades gesenkt werden kann zur
                                 										Vermehrung der Umdrehungszahl, und endlich ist versucht worden, den Apparat ohne
                                 										Ventilator, durch die Zugwirkung des Schornsteins allein in Thätigkeit zu
                                 										setzen.“
                              
                           
                        
                           Dunkelfeuerung.
                           Als Dunkelfeuerung wird (nach einer Mittheilung von Cario in der Zeitschrift des Verbandes der
                                 										Kesselüberwachungsvereine vom 15. December 1893) eine von Bornemann eingeführte Feuerungsmethode bezeichnet, die
                              									einen gewissen Gegensatz zu den bisher üblichen Verfahren bildet. Eine allgemein
                              									gebräuchliche Feuerungsregel lautet: „Das Feuer muss durch die Rostspalten
                                 										hindurch leuchten und den Aschenraum erhellen.“
                              									Bornemann hat sich von dieser Regel mit Erfolg
                              									losgesagt und ist, wo immer möglich, bestrebt gewesen, die Unterseite des Rostes,
                              									sowie den ganzen Aschenfall dunkel zu halten. Daher die Bezeichnung
                              										„Dunkelfeuerung“. Die Sache hängt folgendermaassen zusammen:
                           Soll das Feuer durch die Rostspalten hindurch scheinen, so muss die Kohlenglut auf
                              									den eisernen Roststäben lagern und diese direct berühren. Dadurch verbrennen und
                              									verzundern die Roststäbe. Nach einiger Zeit des Feuerns sammeln sich Schlacken auf
                              									dem Roste an und lassen Luft und Licht nicht mehr frei genug hindurch, die Schlacken
                              									werden deshalb aufgekrückt, abgehoben und zwischen die Kohlenschicht hineingezogen,
                              									um mit den weissglühenden Kohlenstücken vermischt zu werden. Dadurch wird auch die
                              									Schlacke stark erhitzt, sie schmilzt, fliesst durch die Kohlenschicht hindurch auf
                              									den Rost, verstopft und verschmiert die Rostspalten; die Luft kann nicht mehr
                              									hindurchziehen und der Verbrennungsprocess wird vollständig gestört. Daraus entsteht
                              									ein schlechter Wirkungsgrad des Feuers, es wird viel Kohle verbraucht und ungenügend
                              									Dampf erzielt. Die Heizer haben dann viel und schwere Arbeit, sie müssen oft
                              									abschlacken und fortwährend schüren, um nur einigermaassen Luft zu machen. Alle
                              									diese Uebelstände werden durch die Dunkelfeuerung vermieden, die auf dem Grundsatze
                              									fusst, dass die aus der Kohle zurückbleibenden Schlacken, die naturgemäss auf den
                              									Rost fallen, dort auch liegen bleiben müssen. Es wird deshalb nicht mit dem
                              									Schüreisen auf dem Roste entlang gefahren, sondern jede Vermischung der Schlacken
                              									und Kohle streng vermieden. Die Arbeit des Schürens besteht nur darin, die höheren
                              									Stellen der ausgebrannten Kohlenschicht auszubreiten, damit eine gleichmässig hohe
                              									Kohlenschicht erzielt wird. Dann wird die frische Kohle über die brennende Schicht
                              									gestreut. Es sammelt sich auf dem Roste eine allmählich höher werdende
                              									Schlackenschicht an, die nicht schmilzt, weil sie von der von unten einströmenden
                              									kalten Luft immer gekühlt wird. Diese Schlackenschicht bildet gewissermaassen eine
                              									Isolirschicht zwischen Rost und Kohlenglut, so dass der Rost nicht verbrennen kann.
                              									Die Zwischenräume zwischen den einzelnen Schlackenstücken lassen aber das Licht nach
                              									unten nicht durch, der Rost und der Aschenfall erscheinen daher dunkel.
                           Es ist nun die Schlackenschicht immer locker und luftig zu halten, damit sie nicht
                              									der Verbrennungsluft einen schädlichen Widerstand gegen das Durchströmen bietet. Hat
                              									deshalb die Schlackenschicht eine gewisse Höhe erreicht, dann muss sie entfernt
                              									werden.
                           Diese Luftdurchlässigkeit bis zu einer gewissen Höhe der Schlackenschicht zu
                              									erhalten, gelingt nicht bei allen Kohlensorten gleich gut. Bei gewissen Sorten
                              									bleiben die Schlacken ohne besondere Aufmerksamkeit luftig und durchlässig. Solche
                              									Kohlensorten eignen sich zur Dunkelfeuerung. Andere Kohlensorten erhalten viel klare
                              									Theile einer schwer schmelzbaren, sandartigen Schlacke. Die klaren Theile füllen die
                              									luftgebenden Zwischenräume dicht aus, auch die Rostspalten werden theilweise
                              									abgedichtet; in diesem Falle lässt sich das Verfahren nur unvollkommen und mit wenig
                              									Vortheil durchführen. Aber die Schlacken der meisten Kohlensorten haben Neigung zum
                              									Schmelzen, und zwar tritt eine oberflächliche theilweise Schmelzung naturgemäss
                              									zuerst an den obersten Stellen der Schlackenschicht ein, da, wo diese mit der
                              									glühenden Kohle in inniger Berührung steht. Die kleineren Schlackentheile schweissen
                              									an den Ecken und Kanten an einander, ohne einen vollständigen Fluss zu bilden.
                              									Dadurch entsteht aus der Schlacke auf dem Roste eine zusammenhängende, stark poröse
                              									Schlackenplatte, welche die Luft gut hindurchziehen lässt und gewissermaassen einen
                              									isolirenden Zwischenrost bildet. Derselbe würde jedoch dicht und undurchlässig
                              									werden, wenn man ihn mit Krücken und Schüreisen zerbrechen wollte, oder wenn man mit
                              									der Krücke auf der weichen schmelzenden Oberfläche hinfahren und die Zwischenräume
                              									zuschmieren würde. Beachtet der Heizer diese Eigenthümlichkeit, so bietet ihm die
                              									Schlacke keine Schwierigkeiten. Das Verfahren gewährt dann eine grosse
                              									Erleichterung, und das hat stets auch eine nicht unerhebliche Sparsamkeit an Kohlen
                              									und Roststäben im Gefolge.
                           Weniger gut gelingt das Verfahren bei backenden Kohlen, weil diese eine
                              									nachdrücklichere Bearbeitung des nach jeder neuen Beschickung entstehenden
                              									Kohlenkuchens behufs Zerkleinerung und Auflockerung desselben benöthigen, welche
                              									Arbeit auf die Schlackenschicht mit zerstörend einwirkt. Immerhin ist es nützlich,
                              									auch hierbei das Verfahren der Dunkelfeuerung möglichst nachzuahmen. – Kohlen ohne
                              									Schlacken lassen selbstredend keine Dunkelfeuerung zu.
                           Das Dunkelverfahren eignet sich nicht so gut für schwachen wie für angestrengten
                              									Betrieb, für letzteren aber leistet es bei geeigneter Kohle gerade ausgezeichnete
                              									Dienste.
                           Wir setzen nun zwar nicht voraus, dass nach diesen kurz gefassten Erörterungen jeder
                              									Heizer in der Lage sein wird, das Verfahren der Dunkelfeuerung ohne weiteres mit
                              									Erfolg anzuwenden und mit Vortheil durchzuführen, wir glauben vielmehr, dass eine
                              									praktische Unterweisung unbedingt erforderlich ist. Aber wir hoffen, durch diese
                              									Mittheilungen ein genaueres Verständniss und ein grösseres Interesse für dieses
                              									Verfahren in weitere Kreise zu tragen.
                           Wir lassen nunmehr die Beschreibung einiger Einrichtungen folgen, welche kleineres
                              									Kohlenmaterial und Kohlen von geringerer Güte zu benutzen bestimmt sind.
                           Der Mehrten'sche Umlaufrost, der als eine Verbesserung des Müller'schen Heizpultes gelten kann, ist in Stahl
                                 										und Eisen, Nr. 18 vom September 1893, wie folgt beschrieben:
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 291, S. 244
                                 Mehrten's Umlaufrost.
                                 
                              „Derselbe, zur möglichst vollkommenen Verbrennung von Abfallbrennstoff aller Art
                                 										eingerichtet, wie er in Fig. 93 bis 97 dargestellt ist,
                                 										besteht aus einer Anzahl hohler Roststäbe, keilförmigen Querschnittes, die in
                                 										zwei Querrohren befestigt sind und die so dicht an einander liegen, dass
                                 										sämmtliche Brennbahnen eine geschlossene Fläche bilden. Roststäbe, sowie
                                 										Querrohre sind aus Stahl geschmiedet, durchfliessendes Wasser erhält den Rost
                                 										auf niedriger Temperatur. Die Löcher für das Einblasen der Verbrennungsluft sind
                                 										in passenden Abständen gebohrt, jedoch können anstatt der Löcher ebenso
                                 										vortheilhaft schmale Schlitze angeordnet werden. Diesen Rosten kann mindestens
                                 										eine doppelt so grosse Anzahl von Luftlöchern gegeben werden als den
                                 										gusseisernen Platten, da bei letzteren die Anzahl der Löcher durch die
                                 										nothwendige untere Erweiterung derselben begrenzt wird. Man kann deshalb auf dem
                                 										Umlaufroste bedeutend mehr Brennmaterial verarbeiten oder auch die totale
                                 										Rostfläche bedeutend verringern. Der Querschnitt Fig. 95 zeigt die
                                 										für das Einströmen der Verbrennungsluft günstige weite Einmündung.
                              
                           Textabbildung Bd. 291, S. 245Mehrten's Umlaufrost. Das Kühlwasser tritt an der einen Seite des Querrohres bei a ein, durchströmt die eine Hälfte der Roststäbe, füllt
                              									das gegenüber liegende Querrohr, kehrt durch die andere Hälfte der Roststäbe zurück
                              									und fliesst bei b hoch erwärmt ab. Der Verbrauch an
                              									Kühlwasser ist für 1 qm und Stunde etwa ¾ cbm.
                           Bei allen derartigen Rostanlagen findet der grösste Theil des Kühlwassers zur
                              									Kesselspeisung Verwendung. Der Rest wird in die Hochbehälter zurückgepumpt. Solche
                              									Roste, die schon über 2 Jahre im Feuer liegen, zeigen noch keinen Verschleiss. Die
                              									Schlacke kann auf ihnen keine grösseren Fladen bilden, sie zerbröckelt und liegt so
                              									lose, dass sie mit dem leichtesten Haken durch eine Oeffnung in der Thür auf die
                              									Schaffplatte gezogen werden kann; ein Verstopfen der Luftspalten ist noch nie
                              									vorgekommen und der Heizer hat wenig und leichte Arbeit. Bei lebhaftem
                              									Schornsteinzuge bedürfen Dampfkesselfeuerungen, welche mit diesem Roste versehen
                              									sind, zum vortheilhaftesten Verbrennen von Brennmaterial aller Art keines
                              									Unterwindes.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 245Fig. 97.Mehrten's Umlaufrost.Fig. 96 und 97 zeigen die Mehrtens'sche Feuerbrücke, welche in Verbindung mit den Umlaufrosten zur
                              									Anwendung kommt, um, namentlich bei hoher Brennstoffschicht, die Verbrennung des vom
                              									Roste unverbrannt entweichenden Kohlenoxydes und von Kohlenwasserstoffen zu
                              									bewirken. Die durch die Oeffnungen a einströmende Luft
                              									erhitzt sich an den vielen glühenden Steinflächen b
                              									sehr hoch und tritt durch viele schmale Schlitze c in
                              									die über die Feuerbrücke streichenden unverbrannten Gase, sich mit denselben
                              									mischend und sie verbrennend. Bei richtiger Anwendung dieser Feuerbrücke – die
                              									Luftzufuhr wird durch einen Schieber geregelt, der erforderlichenfalls selbsthätig
                              									wirkend angeordnet wird – lässt sich in allen Fällen eine ganz genügende Rauch
                              									Verbrennung erreichen.
                           Eine weitere, freilich nur geringe Abänderung des Müller'schen Pultrostes ist der Rost von Kudlicz in Prag-Bubna (D. R. P. Nr. 68502 vom 29. April 1891). Er ist in
                              										Fig. 98 dargestellt und besteht im Wesentlichen
                              									aus dem geschlossenen Windkasten W, welcher oben
                              									durch eine etwa 30 mm dicke Rostplatte abgedeckt ist, die mit zahlreichen
                              									düsenförmigen Löchern, gegen 1000 Stück auf 1 qm, versehen ist. Diese Oeffnungen
                              									haben oben einen Durchmesser von 2 bis 3 mm, der sich nach unten auf etwa 20 mm
                              									erweitert. Die Verbrennungsluft wird durch ein trompetenartig geformtes Rohr in den
                              									Windkasten eingeführt; das Mundstück dieses Rohres steht mit einem engen Dampfrohr
                              										D in Verbindung, an welchem durch das Ventil V die Dampf- und damit auch zugleich die Luftzufuhr
                              									geregelt wird.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 245Fig. 98.Rost von Kudlicz. Die vordere Wand des Kastens ist unten mit einer Klappe F versehen, durch welche die Flugasche entfernt werden
                              									kann.
                           Ueber die vorstehende Feuerung hat der Regierungsbaumeister L. Glaser in der Versammlung des Vereins zur Förderung des Gewerbefleisses
                              									(mitgetheilt in Glaser's Annalen vom 15. Juli 1893)
                              									einen Vortrag gehalten, in welchem auch eine Ausführung des Kudlicz'schen Rostes als Schrägrost beschrieben wird. Die dort
                              									mitgetheilten Versuchsergebnisse sind geeignet, Staunen und Zweifel bei jedem
                              									Fachmanne zu erwecken, weshalb wir dieselben hier auch nicht mittheilen. Obwohl wir
                              									an der guten Wirkung dieser Feuerung, wenn sie im Uebrigen richtig angelegt ist,
                              									nicht zweifeln, glauben wir doch, solche Versuche nicht anführen zu sollen.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 245Fig. 99.Perret's Rost. Der in England zuerst patentirte Perret'sche
                              									Rost unterscheidet sich von dem Kudlicz'schen dadurch,
                              									dass er an Stelle der durchlöcherten Platten eine Anzahl dicht neben einander
                              									gesetzter Roststäbe enthält, welche unten in Wasser tauchen (vgl. Fig. 99). Der Zwischenraum zwischen den einzelnen
                              									Roststäben beträgt etwa 2 mm.
                           Durch die Wasserkühlung wird eine grosse Dauerhaftigkeit der Roststäbe und
                              									Beständigkeit der freien Rostfläche erreicht. Die niedrige Temperatur der Stäbe
                              									verhindert ausserdem das Anbacken von Schlacke.
                           Der von einem Ventilator oder Dampfstrahlgebläse erzeugte Wind wird zwischen
                              									Wasserniveau und Roststäbe eingeführt und gelangt durch die feinen Luftspalten
                              									in das Brennmaterial.
                           Der Wind erhält eine Pressung von 15 bis 25 mm, wodurch ein Durchfallen des
                              									Brennstoffes verhindert wird.
                           Der Perret'sche Rost soll eine Verbrennung von 100 bis
                              									170 k Brennmaterial in 1 Stunde auf 1 qm Rostfläche ermöglichen.
                           Die neuerdings über die Leistung auch dieser Dampfkesselfeuerung gemachten Angaben
                              									gehen sehr weit aus einander.
                           Einem von Ingenieur Bolz verfertigten Berichte über die
                              									Versuchsergebnisse einer Perret'schen Feuerung in der
                              									Gasanstalt II zu Charlottenburg entnehmen wir folgende Angaben:
                           1) Brennmaterial: Engl. Anthracit (sogen. Peas).
                           
                              
                                 Kohlenverbrauch im Ganzen
                                 1920
                                 k
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch in 1 Stunde und 1
                                    											qm    Rostfläche
                                 66,67
                                 k
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch in 1 Stunde und 1
                                    											qm    Heizfläche
                                 2,24
                                 k
                                 
                              
                                 Speisewasserverbrauch im Ganzen
                                 15023
                                 k
                                 
                              
                                 Speisewasserverbrauch für 1 Stunde und    1 qm
                                    											Heizfläche
                                 17,50
                                 k
                                 
                              
                                 Durchschnittliche Temperatur des
                                    											Speise-    wassers
                                 32,5°
                                 C.
                                 
                              
                                 Dampfspannung im Kessel
                                 6
                                 at
                                 
                              
                                 Verdampfung für 1 k Peas
                                 7,82
                                 k
                                 
                              
                                 Rückstände an Schlacken
                                 69
                                 k
                                 
                              
                                 Rückstände in Procenten des
                                    											Kohlen-    verbrauches
                                 3,5
                                 k
                                 
                              
                           Bemerkung: Der Zustand des Feuers am
                              									Anfang und Ende des Versuches war ein gleichartiger und bei äusserst geringer
                              									Schichthöhe des Brennmaterials (etwa 60 bis 80 mm) ein besonders vortheilhafter. Es
                              									ist wohl anzunehmen, dass aus diesem Brennstoff mit seinem hohen Kohlenstoffgehalt
                              									unter besonderen Umständen eine noch grössere Verdampfung als 7,82 erzielt werden
                              									kann.
                           2) Brennmaterial: Gemisch (1 : 1) von englischem Anthracit
                              									(Feinkohle) mit oberschlesischer Feinkohle.
                           
                              
                                 Kohlenverbrauch im Ganzen
                                 2000
                                 k
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch in 1 Stunde und 1
                                    											qm    Rostfläche
                                 86,8
                                 k
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch in 1 Stunde und 1
                                    											qm    Heizfläche
                                 2,91
                                 k
                                 
                              
                                 Speisewasserverbrauch im Ganzen
                                 12615
                                 k
                                 
                              
                                 Speisewasserverbrauch für 1 Stunde und    1 qm
                                    											Heizfläche
                                 18,36
                                 k
                                 
                              
                                 Durchschnittliche Temperatur des
                                    											Speise-    wassers
                                 33°
                                 C.
                                 
                              
                                 Dampfspannung im Kessel
                                 5,3
                                 at
                                 
                              
                                 Verdampfung für 1 k Brennstoff
                                 6,31
                                 k
                                 
                              
                                 Rückstände an Schlacken
                                 128
                                 k
                                 
                              
                                 Rückstände in Procenten des
                                    											Kohlen-    verbrauches
                                 6,4
                                 k
                                 
                              
                           3) Brennmaterial: Nasse Koksasche (Breeze).
                           
                              
                                 Kohlenverbrauch
                                 2664
                                 k
                                 
                              
                                 Speisewasserverbrauch
                                 11493
                                 k
                                 
                              
                                 Temperatur des Speisewassers
                                 35,75°
                                 C.
                                 
                              
                                 Verdampfung
                                 4,3
                                 k
                                 
                              
                           Bemerkung: Da in der Koksasche 777 k
                              									Wasser enthalten waren, so wird die Verdampfung günstiger, nämlich 6,1.
                           Von E. B. Coxe in Drifton, Pa., wurde (nach Engineering and Mining Journal, 1893 Bd. 56) eine
                              									Feuerung angegeben, die zur Verbrennung von Anthracitkohlenklein bestimmt ist, die
                              									sich jedoch auch für andersartige feinkörnige Kohle eignen dürfte.
                           In Fig. 100 bis 102 ist f der Feuerraum eines oberhalb f liegenden Dampfkessels, b die Feuerbrücke
                              									und w die Stirnwand der Kesselmauerung mit dem
                              									Fülltrichter t. Den Boden des Feuerraumes bildet die
                              									obere Hälfte eines endlosen Bandes s s1, das aus kurzen, durch Drehbolzen verbundenen
                              									Längsschienen besteht, welche beiderseits über wagerecht gelagerte Rollen laufen.
                              									Zwischen den Längsschienen sind querliegende Roststäbe mit engen Spalten befestigt.
                              									Die obere Hälfte des Bandes ist durch den Kasten h
                              									gestützt, die untere durch eine beliebige Unterlage. Der Kasten h enthält zwei oder mehr Abtheilungen (a1 bis a5), welche oben offen
                              									sind und durch die mit Regulirventilen versehenen Rohre r Gebläseluft zugeführt erhalten. Der Rost schliesst so dicht an den
                              									Zwischenwänden, dass nur wenig Luft aus einer Kammer in die andere überströmt und
                              									die verschiedenen Pressungen in den letzteren erhalten bleiben.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 246Coxe's Feuerung. Das Band wird durch eine Schraube ohne Ende in langsame Bewegung in der
                              									Richtung des Pfeiles versetzt. Das aus dem Fülltrichter t zutretende Kohlenklein entzündet sich oberhalb der Kammer a1, in der eine massige
                              									Pressung erhalten wird. Die eigentliche Verbrennung erfolgt grösstentheils oberhalb
                              									der mit hochgespannter Luft erfüllten Kammern a2 und a3. In a4 wird eine geringe Spannung erhalten, welche zur
                              									fast gänzlichen Verbrennung des noch vorhandenen Kohlenstoffes hinreicht, jedoch nur
                              									so hoch ist, dass keine Abkühlung durch ein Uebermaass von durchströmender Luft
                              									stattfindet. Oberhalb der letzten Kammer a5 endlich, in welcher Luftzutritt und Spannung am
                              									niedrigsten gehalten werden, da nur noch geringe Kohlenreste vorhanden sind, werden
                              									auch diese verbrannt und die Asche wird bei s glutlos
                              									durch das endlose Band fortgeführt. Der Vorgang erfolgt bei der langsamen Bewegung
                              									des letzteren stetig und die sich bildenden Schichten von Kohle, Cinder und Asche
                              									zeigen von der Mitte des Rostes an in der Richtung der Bewegung desselben ein
                              									geringes Ansteigen. Die Verbrennung kann durch die Ventile in der Luftzuführung nach
                              									Bedarf geregelt werden. Auf diese Weise lässt sich Brennstoff von feinem Korne mit
                              									der grössten Ausnutzung verwerthen.
                           Pettré verwendet diejenigen Koksabfälle, die ein Sieb
                              									mit 10 mm weiten Maschen durchlässt, zum Heizen der Retorten eines Leuchtgaswerkes.
                              									Auch hat er mit Erfolg, wie Revue industrielle vom 20.
                              									September 1890 berichtete, dieses Abfallbrennmaterial zum Heizen eines Dampfkessels
                              									von 30  nach der Bauweise von Babcock und Wilcoxbenutzt. Wie Fig. 103 und 104 zeigen, ist der
                              									Kessel doppelt vorhanden; zwischen beiden ist eine Gebläse Vorrichtung angeordnet,
                              									deren Düsen mit directem Kesseldampf betrieben werden. Das Brennmaterial wird alle 4
                              									bis 5 Minuten aufgegeben bis zur Höhe von 100 bis 150 mm. Der Kessel wird nach je 15
                              									Tagen gereinigt, wobei die Kanäle 2 bis 3 hl feine Asche liefern. Der Betrieb der
                              									Dampfkessel mit Koksabfällen wird als sehr vortheilhaft geschildert.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 291, S. 247
                              Pettré's Feuerung.