| Titel: | Felten und Guilleaume's Telegraphenkabel. | 
| Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 258 | 
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                        Felten und Guilleaume's
                           								Telegraphenkabel.
                        Mit Abbildung.
                        Felten und Guilleaume's Telegraphenkabel.
                        
                     
                        
                           Im Anschluss an den auf * S. 90 d. Bd. abgedruckten Vortrag über Neuerungen in der
                              									Kabelfabrikation (vgl. auch S. 40) soll hier noch ein siebenaderiges
                              									Telegraphenkabel mit Papier- und Luftraumisolirung von Felten und Guilleaume in Mülheim a. Rh. kurz beschrieben werden, welches
                              									bei der deutschen Reichstelegraphen Verwaltung Verwendung gefunden hat (vgl. Archiv für Post und Telegraphie, 1893 * S. 697) und
                              									besonders als Ersatz für die siebenadrigen Guttaperchakabel zu dienen bestimmt ist.
                              									Weil blanke Drähte, wenn sie durch eine Luftschicht isolirt werden, eine wesentlich
                              									geringere Ladungscapacität besitzen, als mit festem Material umpresste, und deshalb
                              									auch eine grössere Sprechfähigkeit als letztere, verwandte man Kabel mit Papier- und
                              									Luftisolirung zunächst für den Telephondienst. Nachdem sie sich hier bewährt hatten,
                              									stellte man derartige Kabel auch für Telegraphenzwecke her.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 258Telegraphenkabel von Felten und Guilleaume. Bei dem anbei (in nahezu fünfviertelfacher natürlicher Grösse)
                              									abgebildeten siebenaderigen Kabel von Felten und
                                 										Guilleaume sind als Leiter Kupferdrähte von 1,85 mm verwendet. Von den
                              									sieben Leitern liegen sechs in den von einem sternförmig gefalteten, getränkten
                              									Papier gebildeten Räumen um den siebenten herum; das Ganze ist zunächst mit
                              									ebensolchem Papier und darüber mit getränktem Baumwollenband bewickelt. Die so
                              									gebildete Kabelseele ist mit einem Bleimantel b (aus
                              									Blei- und Zinnlegirung) von 1,8 mm Dicke umpresst und darüber noch mit asphaltirtem
                              									Papier bewickelt. Die äussere Bewehrung bilden ebenfalls (vgl. * S. 91 und * 92)
                              									verzinkte flache Eisendrähte d, dagegen verzinkte runde
                              									Eisendrähte, wenn die Kabel in die blosse Erde gelegt werden sollen. Der Leiter Nr.
                              									1 ist aus verzinntem Kupferdraht; von ihm aus werden die Leiter in der Bewegungsrichtung eines
                              									Uhrzeigers weiter beziffert, der innerste als Nr. 7. Bei 15° C. werden 7,5
                              									Siemens-Einheiten Leitungswiderstand, 500 Millionen Siemens-Einheiten
                              									Isolationswiderstand und 0,12 Mikrofarad
                              									Ladungscapacität für 1 km garantirt; in Betreff der beiden ersteren stehen diese
                              									Kabel den Guttaperchakabeln etwa gleich, bezüglich der letzteren sind sie um die
                              									Hälfte besser, ihr Preis ist um ⅓ niedriger als derjenige der Guttaperchakabel und
                              									gleicht etwa dem der Patentbleikabel von Siemens und
                                 										Halske von 1885.
                           Da diese Kabel gegen eindringende Feuchtigkeit sehr empfindlich sind, so müssen nicht
                              									nur die Löthstellen an den Enden zweier an einander stossenden Kabellängen sehr
                              									sorgfältig ausgeführt werden, sondern die Kabel werden auch am Anfange und am Ende
                              									der unterirdischen Linie durch besondere Endverschlüsse gegen das Eindringen von
                              									Luft und Feuchtigkeit abgesperrt. In diesen Endverschlüssen werden Gummikabel
                              									angespleisst, welche nach den Apparaten bezieh. anschliessenden oberirdischen
                              									Leitungen führen.
                           Die Herstellung einer Guttaperchahülle für Luftraumkabel mit Hilfe eines
                              									Bleirohrträgers für die Guttapercha (wie in Fig. 5 S.
                              									92, wo auf das abschliessende Papierband erst ein Bleikern, dann zwei
                              									Guttaperchaüberzüge und endlich die Unterlage für die Drahtbewehrung folgen) und die
                              									(in derselben Figur vorhandene) Bewehrung mittels sich übergreifender Drähte sind
                              									für Felten und Guilleaume in Deutschland in Kl. 21
                              									unter Nr. 72646 vom 30. Juni 1892 ab patentirt, der schraubenförmig gewundene
                              									Isolirkörper, sei dieser blatt- oder sternförmig (wie in Fig. 1 S. 91 und der hier beigegebenen Abbildung), oder werde der Leiter
                              									in Hohlrinnen eingeschlossen, welche durch Verdrehung von an einer oder mehreren
                              									Kanten des Isolirkörpers vorgesehenen lappenartigen Vorsprüngen zugedeckt werden,
                              									bereits vom 13. April 1892 ab unter Nr. 65311.