| Titel: | Neue Gasmaschinen. | 
| Autor: | Mg. | 
| Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 269 | 
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                        Neue Gasmaschinen.
                        (Schluss des Berichtes S. 247 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neue Gasmaschinen.
                        
                     
                        
                           Verschiedene Einzelheiten.
                           Zur günstigeren Ausnutzung der Expansion wird von W.
                                    										Seck in Ober-Ursel bei Frankfurt a. M. (* D. R. P. Nr. 63646 vom 4. April
                                 									1891) ein Doppelkolben vorgeschlagen; welcher nur beim Expansionshub den vollen Hub
                              									ausführt, beim Saugen und Verdichten dagegen, sowie bei Zündungsausfall nur einen
                              									Theil des Hubes zurücklegt.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 269Fig. 27.Seck's Doppelkolben. In Fig. 27 ist K der Kolben, welcher auf der dem Arbeitsraum zugekehrten Seite
                              									halbkugelförmig ausgespart ist. Auf der anderen Seite sind zwei Stehbolzen s s eingeschraubt, welche am Ende mit Muttern m m versehen sind. Diese beiden Stehbolzen gehen willig
                              									durch zwei entsprechende Bohrungen im Kreuzkopf Q. Der
                              									Kreuzkopf, welcher vollständig cylindrisch ist, spielt in der vorderen Hälfte des
                              									Arbeitscylinders und ist durch die Pleuelstange P mit
                              									dem Kurbelzapfen verbunden. Diese Verbindung von Kolben und Kreuzkopf bewirkt, dass,
                              									während beim Drehen der Kurbelwelle der Kreuzkopf stets den von der Kurbel
                              									vorgeschriebenen Weg zurücklegt, der Kolben nur einen Theil dieses Weges
                              									mitgeschleppt wird, da der Kreuzkopf den Kolben nur dann in Bewegung setzen kann,
                              									wenn er beim Vorwärtsgang auf die Muttern m m oder beim
                              									Rückwärtsgang auf den Kolben selbst stösst. Durch Verstellen der Muttern m m lässt sich der Kolbenhub beliebig verändern. Um
                              									schädliche Stösse zu vermeiden, werden zwischen die Muttern m m und den Kreuzkopf elastische Unterlegscheiben u u auf die Stehbolzen gesteckt. Ebenso kann man am Kolben elastische
                              									Buffer anbringen.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 269Fig. 28.Plattenfederkolben von Hoffmann. Der in Fig. 28 abgebildete
                              									Plattenfederkolben von C. Hoffmann in München (* D. R.
                                 									P. Nr. 63369 vom 6. October 1891) soll durch seine Einrichtung für Kühlzwecke
                              									verwendbar sein.
                           Dieser Kolben besteht aus mehreren kreisrunden, mit concentrischen Wellen versehenen
                              									elastischen Metallplatten, welche an einander genietet sind und einerseits mit dem
                              									Cylinderdeckel b und andererseits mit der Kolbenstange
                              										c in Verbindung stehen. Die Platten a selbst sind aus über einander gelegten dünnen
                              									Federblättern zusammengesetzt. Durch diese Anordnung der Plattenfedern aus mehreren
                              									dünnen Blättern wird die bei Gasmaschinen nöthige Widerstandsfähigkeit gegen hohen
                              									Druck in Verbindung mit genügender Elasticität des Plattenfederkolbens erzielt.
                              									Der Kolbenhub kann hierbei je nach der Anzahl und der Elasticität der Platten
                              									beliebig gross gewählt werden. Dieser Plattenfederkolben besitzt keine Gleitflächen;
                              									es fällt demnach bei Anwendung desselben die Kolbenschmierung weg, ferner besteht
                              									der Plattenfederkolben aus dünnen wärmeleitenden Blechscheiben von derart grosser
                              									Oberfläche, dass hierbei Luftkühlung statt Wasserkühlung in Verwendung kommen
                              									kann.
                           Umgibt man den Kolben mit einem geschlossenen Cylinder d, an welchem die Ventile e1 und e2 oder andere geeignete Steuerungsorgane angebracht
                              									sind, so wirkt diese Anordnung beim Gang der Maschine gleichzeitig als reibungslose
                              									Luftpumpe. Diese Luftpumpe saugt die kalte Luft mittels des Rohres f durch den hohlen Cylinderdeckel b an und stösst die erhitzte Luft mittels des Rohres
                              										g aus.
                           Anlassvorrichtung von J.
                                    										Fielding in Somerset Lown, England (* D. R. P. Nr. 66960 vom 5. Juli 1892),
                              										Fig. 29 und 30.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 269Anlassvorrichtung von Fielding. Hinter dem Kolben, welcher einen kleinen Theil seines Hubes zurückgelegt
                              									hat, wird der Luft der Austritt gestattet, indem eingelassenes Gas sie verdrängt.
                              									Sobald der Raum nur reines Gas enthält, werden die Ventile geschlossen und die
                              									Verbindung mit einem Behälter voll verdichteter Luft hergestellt. Aus diesem tritt
                              									Luft über und bildet ein explosives Gemisch, dessen auf beliebige Weise bewirkte
                              									Explosion genügt, um die Maschine ihren regelmässigen Arbeitsgang beginnen zu
                              									lassen. Die Pressluft kann aus beliebiger Quelle, und zwar zweckmässig aus einem
                              									Behälter entnommen werden, welcher durch die nach dem Abstellen der Gaszuführung von
                              									der Maschine noch geleistete Arbeit mit verdichteter Luft gefüllt wird.
                           Mit dem Ventilkasten G des Cylinders steht unter
                              									Vermittelung der Röhre F1 der mit verdichteter Luft gefüllte Behälter F in Verbindung. In diesem Ventilkasten ist ein durch eine Feder
                              									belastetes Rückschlagventil G1 angeordnet, welches dadurch dicht auf seinen Sitz gepresst werden kann,
                              									dass die mit dem Handrad G3 verbundene Schraube auf dasselbe aufgeschraubt wird; ferner ist in dem
                              									Ventilkasten noch ein Absperrventil G4 angeordnet, welches durch das Handrad G2 geöffnet und
                              									geschlossen werden kann. Seitlich in den Ventilkasten mündet eine Röhre H, welche mit der Gaszuleitung in Verbindung steht und
                              									durch einen Hahn abgeschlossen werden kann. Von dem Ventilkasten führt eine Leitung
                              										I in den Cylinder und ist daselbst mit einem schief
                              									in den Cylinder hineinragenden Mundstück I1 versehen. Mit K ist
                              									ein seitlicher Kanal bezeichnet, welcher von dem Cylinder nach der Zündröhre L führt, die durch einen Bunsenbrenner M o. dgl. erhitzt wird. Von der Leitung K zweigt eine durch ein Absperrventil N verschliessbare Leitung nach der Auslassröhre N1, welche über den
                              									Schornstein des Zündröhrenbrenners gebogen ist. Ausser dieser Vorrichtung zum
                              									Anlassen ist die Maschine selbstverständlich noch mit den gewöhnlichen Gaseinlass-,
                              									Lufteinlass- und Auspuffventilen, sowie mit einer passend gesteuerten
                              									Zündröhrenabsperrvorrichtung versehen.
                           Das Ingangsetzen der Maschine geschieht nun wie folgt:
                           Zunächst wird das Ventil N geöffnet, die Ventile G1 und G4 geschlossen und Gas
                              									durch die Röhre H in den Raum A eingelassen, welches durch das schief in den Cylinder mündende Mundstück
                              										I1 so in den
                              									Cylinder einströmt, dass es die in demselben befindliche Luft verdrängt, welche zum
                              									grössten Theil bei N1
                              									austritt. Sobald Gas oder mit wenig Luft gemischtes Gas bei N1 austritt, wird es durch den Brenner
                              									entzündet. Ist die hierbei entstehende Flamme gleichmässig und stetig geworden, so
                              									wird hierdurch angezeigt, dass der Raum A gänzlich mit
                              									Gas gefüllt ist; jetzt wird das Ventil N und der
                              									Gaszuleitungshahn der Röhre H geschlossen und durch
                              									Oeffnen des Ventils G4
                              									aus dem Behälter F Pressluft in den Raum A eingeleitet, welche mit dem Gas ein verdichtetes,
                              									explosives Gemisch bildet, das durch die Zündröhre L
                              									oder einen elektrischen Funken o. dgl. entzündet wird. Durch den bei der Explosion
                              									entwickelten Gasdruck wird der Kolben nach vorwärts getrieben, so dass die Maschine
                              									ihren Gang aufnimmt; hierauf wird das Ventil G4 geschlossen, so dass die Maschine unter dem
                              									Einfluss ihrer Steuerung in gleichmassige Umdrehung versetzt wird. Soll der Behälter
                              										F mit verdichteter Luft gefüllt werden, so wird die
                              									Gaszuführungsröhre abgesperrt und das Ventil G1 durch Herausschrauben des Handrades G3 freigegeben, so dass
                              									bei dem Rückgang des Kolbens Luft in den Behälter eingepresst wird, wobei das
                              									Rückschlagventil G1 bei
                              									dem Vorwärtsgang des Kolbens die Verbindung von Cylinder und Behälter unterbricht.
                              									Im Allgemeinen genügen die wenigen Kolbenhübe, welche die Maschine nach dem
                              									Absperren des Gases in Folge der Trägheit der Schwungmassen macht, vollständig, um
                              									den Behälter F mit verdichteter Luft zu füllen.
                           Auch die Steuerscheibe von A. Amann in Frankfurt a. M.	(* D. R. P. Nr. 70492 vom 15. November 1892) dient zur Erleichterung des Anlassens
                              									von Gasmaschinen. In die übliche Steuerscheibe, welche das Auslassventil nur bei
                              									jeder zweiten Kurbelumdrehung öffnet, wird am Umfange ein Nocken so angebracht, dass
                              									derselbe aus der Umfangsfläche herausgedreht werden kann, so dass dann der Auslass
                              									bei jeder Kurbelumdrehung geöffnet wird, also keine Verdichtung stattfindet.
                           Auspufftöpfe. Der Schalldämpfer von J. Patrick in Frankfurt a. M. (* D. R. P. Nr. 63373 vom
                                 									22. October 1891) setzt sich zusammen aus einem Gehäuse und mehreren
                              									trichterförmigen Hauben. Das Gehäuse besteht aus zwei auf einander gesetzten
                              									konischen Mänteln. Der untere umschliesst an seinem unteren Ende das Auspuffrohr.
                              									Letzteres ragt in das Gehäuse hinein, und zwar hat sich bei angestellten Versuchen
                              									als vortheilhaft erwiesen, das Rohr bis zur Mitte des oberen Mantels hinaufragen zu
                              									lassen. Der Mantel ist oben offen und werden oberhalb der Oeffnung Hauben
                              									angeordnet. Hierbei verringert sich der Durchmesser der oberen Oeffnungen in
                              									denselben immer mehr. Die oberste Haube ist vollständig geschlossen.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 270Fig. 31.Auspufftopf von Weyman und Drake. Bei dem in Fig. 31 dargestellten
                              									Auspufftopf von J. E. Weyman, A. J. Drake und A. J. Drake in Guildford, England (* D. R. P. Nr. 66958
                                 									vom 25. Juni 1892) bezeichnen a und b zwei durch Kanal c mit
                              									einander verbundene Expansionskammern, von denen a
                              									durch die Röhre (Kanal) f mit dem Cylinder, b dagegen durch die Röhre (Kanal) g mit der Atmosphäre in Verbindung steht. Im
                              									Verbindungskanal c ist ein Ventil d eingeschaltet, welches in Uebereinstimmung mit den
                              									Maschinenhüben zwangsläufig Verstellung, z.B. durch ein Excenter h der Kurbelwelle i,
                              									derart erfährt, dass es die Verbindung zwischen a und
                              										b dann absperrt, wenn die Gase aus dem Cylinder in
                              									die Kammer a überströmen, und danach die Verbindung
                              									wieder herstellt, sobald die Gase in a der Expansion
                              									unterlegen sind, so dass also die Gase in expandirtem Zustande in die Kammer b und aus dieser in die Atmosphäre übertreten. Um etwa
                              									in der Kammer a sich ereignende Explosionen unschädlich
                              									zu machen, ist das Ventil d auf seiner Stange gegen den
                              									Druck einer Feder e verschieblich angeordnet, so dass
                              									es in Explosionsfällen nachgibt.
                           Im Falle nur eine Expansionskammer vorgesehen werden soll, wo dieselbe also
                              									unmittelbar mit der Atmosphäre in Verbindung tritt, wird selbstverständlich letztere
                              									ebenfalls in der beschriebenen Weise geregelt.
                           Das Ausblase- wie Ansaugegeräusch will H. Beck in
                              									Chemnitz (* D. R. P. Nr. 70907 vom 11. Januar 1893) dadurch vermeiden, dass den
                              									Gasen eine verlangsamte Geschwindigkeit gegeben wird, indem dieselben immer weiter
                              									werdende Oeffnungen durchstreichen.
                           
                              
                                 Mg.