| Titel: | L. Digeon's Feuerwehrtelegraphenanlage in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 280 | 
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                        L. Digeon's Feuerwehrtelegraphenanlage in
                           								Paris.
                        Mit Abbildungen.
                        Digeon's Feuerwehrtelegraphenanlage in Paris.
                        
                     
                        
                           Nach Ablauf einer 2jährigen Versuchszeit hat die Verbesserungsabtheilung des
                              									Feuerwehr-Regimentes (des Régiment des Sapeurs Pompiers) der Stadt Paris in seiner
                              									Sitzung vom 7. April 1892 einstimmig die Einrichtung L.
                                 										Digeon's mit telephonischem Melder angenommen, welcher leicht auch
                              									Verwendungen für andere Zwecke angepasst werden kann.
                           1888 hatte der Stadtrath 480 Melder der Anordnung Petit's mit „monumentaler Säule“ aufgestellt, welche in
                              									elektrischer Beziehung sich von den an den Aussenwänden der Häuser befestigten nicht
                              									unterscheiden, aber durch Hinzufügen einer Lärmglocke sehr geeignet erschienen, die
                              									Zahl der irrthümlichen und böswilligen Alarmirungen zu vermindern. Diese Melder
                              									vermochten nur angenähert den Ort zu bezeichnen, wohin
                              									die Feuerwehr sich begeben sollte, und der Rufende konnte keine nähere Auskunft über
                              									die Natur und Bedeutsamkeit des Unfalls geben; die Feuerwehr musste daher stets mit
                              									den Dampfpumpen und aller sonstigen Ausrüstung an den Rufposten kommen, was
                              									Ueberanstrengung der Mannschaft und rasche Abnutzung des theuern Materials
                              									verursachte. Zudem wurde in der Wachstube nur ein vorübergehendes Signal gegeben,
                              									das der Wachtposten leicht missverstehen oder vergessen konnte. Wurde derselbe
                              									Unfall von mehreren Stellen aus gemeldet, so musste an jede Hilfe gesendet werden.
                              									Endlich konnte man von der Meldestelle aus nicht mit der Wachstube in
                              									telegraphischen Verkehr treten, um etwa Verstärkung zu erhalten, Meldungen zu machen
                              									u. dgl.
                           Anders ist dies bei der Einrichtung Digeon's, deren
                              									Melder daher bei Unfällen jeder Art benutzt werden können und hinreichend
                              									ausführliche Meldungen zu machen gestatten, so dass nur die nöthige Mannschaft und
                              									nur mit der gerade nöthigen Ausrüstung an den Ort des Unfalls selbst geschickt
                              									werden kann. Der Markirungsbuchstabe des Meldepostens wird dreimal auf einen
                              									Papierstreifen aufgeschrieben; mehrere Melder können gleichzeitig benutzt werden,
                              									und wenn die Meldungen sich auf denselben Unfall beziehen, so wird Hilfe nur an den
                              									genau bezeichneten Ort des Unfalls gesendet. Von jedem Meldeposten aus kann man sich
                              									während eines Brandes mit der Wache in Verbindung setzen und überdies von letzterer
                              									ein Rasselsignal nach einem oder mehreren Posten geben. Ja, die Leitung kann auch
                              									zum Telephoniren zwischen zwei Wachen zur Erledigung des täglichen Dienstes benutzt
                              									werden. Unnöthige Alarmirungen werden meistentheils nur die Entsendung eines Mannes
                              									nach der benutzten Meldestelle nöthig machen. Das, was der Meldende bei der Meldung
                              									zu thun hat, ist sehr einfach. Die neuen Apparate wurden den alten, schon
                              									vorhandenen Büchsen angepasst. Die Prüfung der ganzen Anlage kann von jedem Posten
                              									aus mittels eines tragbaren Telephons leicht und rasch erfolgen.
                           Fig. 1, 2 und 3 geben nach Le Génie Civil, 1892 Bd. 21 * S. 50, die Skizze von
                              									einem Wachtposten und zwei Meldestellen. Oben auf der Säule befindet sich der die
                              									Meldeapparate enthaltende Kasten. An dessen Thür soll ein Hammer angebracht werden
                              									zum Durchschlagen der darunter angebrachten GlasplatteVgl. Berliner, D. p.
                                       												J. 1891 282 * 115.; derselbe
                              									ist aber vorläufig noch weggelassen wegen der von Böswilligen und Neugierigen
                              									veranlassten falschen Meldungen. Wird die Glasplatte durchschlagen, so öffnet sich
                              									durch die Wirkung vorhandener Federn und Hebel die Thür des Kastens, auf welcher
                              									genaue und ausführliche Anweisung darüber steht, was man bei einer Meldung zu thun
                              									hat; dadurch wird das Mundstück eines Telephons frei, und über diesem stehen auf der
                              									inneren Wand wieder ausführliche Weisungen darüber, was der Meldende zu thun hat;
                              									zugleich beginnt ein Laufwerk 10 bis 15 Secunden lang zu lärmen, das auf der
                              									Rückseite der Thür unter einer Schutzdecke angebracht ist, und entsendet zugleich
                              									ein erstes Zeichen, das in der Wache eine Klingel in Thätigkeit versetzt und einen
                              									Morse-Telegraphen auslöst, auf dessen Streifen sich dann dreimal, (nach Bedarf noch
                              									öfter) das Merkzeichen des rufenden Postens niederschreibt, der aber dann sofort wieder
                              									stehen bleibt. Auch das Laufwerk im Meldeposten steht dann still, das Lärmen
                              									schweigt, und der Rufende kann mittels des jetzt eingeschalteten Telephons T nach der Wache sprechen, sofern der Wachtposten dort
                              									sein Telephon vom Haken abgenommen und sich zum Niederschreiben der eingehenden
                              									Meldung bereit gemacht hat. Nach richtigem Empfang der Meldung gibt der Wachtposten
                              									dem Meldenden ein Rasselsignal auf dessen Telephon.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 281Digeon's Feuertelegraph. Für gewöhnlich liegen im Wachtzimmer (Fig. 1) die beiden mit
                              									den Leitungen L1 und
                              										L2 verbundenen
                              									Federn f1 und f2 an den Contacten i1 und i2 und schalten so die
                              									am Haken des selbsthätigen Umschalters U hängenden
                              									Telephone T1 und T2 in L1
                              									L2 ein; beide Leitungen
                              									stehen zugleich durch den künstlichen Widerstand w
                              									hindurch mittels des Drahtes d mit den
                              									Elektromagnetrollen des Morse M und dem einen Pole der
                              									Batterie B in Verbindung, deren zweiter Pol an Erde E liegt. In jedem Rufposten liegt ferner eine der
                              									Leitungen L1 und L2 – in Fig. 2 und 3
                              									L1
                              									– an einem Ruftaster t und
                              									der Contactschraube v, von welcher aus die Meldungen
                              									entsendet werden; man wechselt dabei in den auf einander folgenden Meldestellen
                              									regelmässig zwischen L1
                              									und L2 ab, damit, wenn
                              									einmal eine der beiden Leitungen unterbrochen wird, bei der eben erwähnten Schaltung
                              									der Batterie B in Fig. 1 nur die Hälfte der
                              									Meldestellen unwirksam gemacht wird. Ausserdem werden L1 und L2
                              									mit zwei Klemmen k verbunden, von denen die eine einen
                              									Draht durch das Telephon T hindurch nach der isolirten
                              									Contactfeder m entsendet; zwischen die Klemmen k und somit auch zwischen L1 und L2 lässt sich mittels einer Leitungsschnur S ein tragbarer telephonischer Apparat einschalten, der
                              									in eine Fassung des Melders eingesetzt werden kann. Digeon zieht ein Magnettelephon als Geber dem Mikrophon vor, das sich bei
                              									den Versuchen als nicht so zuverlässig erwiesen hat und leicht versagte; besonders
                              									gut arbeitete das Telephon von Krebs als Geber und beim
                              									Rasseln, zufolge der Grösse seiner schwingenden Platte.
                           Das Laufwerk in jedem Melder enthält auf einer Achse zwischen zwei Platten ein
                              									Contactrad R mit den erforderlichen Vorsprüngen zur
                              									Stromgebung. Die Ruhelage des Rades R zeigt Fig. 2; hier ruht der
                              									Daumen des Contacthebels H in einer Vertiefung des
                              									Rades R, so dass die Contactfeder durch den Zug der
                              									regulirbaren Feder F auf der unteren Schraube u aufliegt. Nach jeder Auslösung lässt ein Gewicht,
                              									dessen Niedergang durch einen Windflügel geregelt wird, das Rad R in der Pfeilrichtung eine etwas knappe Umdrehung
                              									machen, so dass der Daumen des Hebels H, wie in
                              										Fig. 3, bleibend auf
                              									dem letzten Vorsprunge des Rades R, der Hebel H aber an der Contactschraube R festgehalten wird; da aber kurz vorher schon ein aus R vorstehender Stahlstift g den Contacthebel C von der mit der Erde E verbundenen Contactfeder n entfernt und in Berührung mit der Feder m
                              									gebracht hat (Fig. 3),
                              									so ist jetzt – beim Schweigen des beim Oeffnen der Thür beginnenden Lärmens – das
                              									Telephon T der Meldestelle in die Leitung L1
                              									L2 eingeschaltet. Nach
                              									jeder Benutzung muss man die Achse des Rades R in
                              									entgegengesetztem Sinne drehen, um das Gewicht wieder aufzuziehen. Das Laufwerk und
                              									das Telephon sind auf einem Fusse befestigt und unter einer Kapsel eingeschlossen,
                              									welche den Arretirungshebel und den Auslöseknopf trägt, mittels dessen das Werk in
                              									Thätigkeit versetzt werden kann.
                           Für gewöhnlich ist kein Strom in den Leitungen, weil diese nach Fig. 2 in jeder
                              									Meldestelle isolirt sind. Bei einem Druck auf den Auslöseknopf setzt das Gewicht das
                              									Rad R in Umdrehung. Dabei kommen zunächst die beiden
                              									ersten Vorsprünge zur Wirkung und schliessen B über d, w, L1, v, H, C, n und E; in Folge
                              									dessen wird der Morse ausgelöst und schliesst weiter den Contact q für die Batterie b durch
                              									den Elektromagnet der Rasselklingel K; denn im
                              									Umschalter U hält das daran hängende Telephon den
                              									Stromweg geschlossen. Dann kommen nach einander die drei Gruppen p der Vorsprünge zur Wirkung, welche in Fig. 2 dem Buchstaben
                              										„r“, in Fig.
                                 										3 dem Buchstaben „d“ entsprechen; diese Buchstaben werden also
                              									dreimal auf den Morsestreifen geschrieben. Endlich wird der Contacthebel C umgelegt, und der letzte Vorsprung hält H an v fest. Im
                              									Wachtzimmer rasselt die Klingel K fort, bis der
                              									Wachhabende das Telephon vom Haken U abnimmt; dann
                              									können zwar noch andere Rufe im Amte eingehen, sie werden auch auf dem Morsestreifen
                              									aufgezeichnet, die Klingel aber können sie nicht in Thätigkeit versetzen, also durch
                              									sie auch nicht das Hören und das Sprechen beeinträchtigen. Hat dann der Wachtposten
                              									genau verstanden und niedergeschrieben, so drückt er für einige Secunden auf den
                              									neben der Klingel angebrachten Drücker D; dadurch legt
                              									er die drei Federn f1,
                              										f2 und f3 an ihre rechts
                              									liegenden Contacte und schliesst so zunächst die Localbatterie b über a und f3 durch den als
                              									Selbstunterbrecher wirkenden Elektromagnet der Klingel K, die Federn f1 und f2 aber
                              									schliessen, so oft der Klöppel der Klingel abfällt; die Batterie B über x und y in die Leitung L1
                              									L2, d.h. durch das
                              									Telephon T der die Meldung machenden Stelle; letztere
                              									erfährt also durch das Rasseln der Telephonplatte, dass ihre Meldung beachtet
                              									und verstanden worden ist. Natürlich ist die Batterie so zu schalten, dass ihr Strom
                              									den Magnetismus in T verstärkt, also einer Schwächung
                              									desselben entgegenarbeitet.
                           Wenn etwa einmal mehrere Meldestellen zugleich benutzt werden, so werden doch ihre
                              									Buchstaben zumeist getrennt auf dem Streifen erscheinen; das dann folgende
                              									gleichzeitige Sprechen der Rufenden aber wird der Wachtposten bei einiger Uebung zu
                              									unterscheiden und zu verstehen vermögen, denn bei der vorgeschriebenen beständigen
                              									Wiederholung der vorschriftsmässig kurzen und bestimmten Mittheilungen in
                              									Zwischenräumen werden ihre Worte sich schliesslich nicht mehr decken, sondern aus
                              									einander gehen. Beim Niederdrücken des Hebels D aber
                              									werden die Telephone aller dieser Stellen rasseln.
                           Der Lärm, welchen der aus den Petit'schen Apparaten
                              									herüber genommene Alarm veranlasst, ist so schreiend, dass er in den 10 bis 15
                              									Secunden, die er dauert, den Rufenden verhindert, in das Telephon zu sprechen.
                           Ist eine Meldestelle zu einer Meldung benutzt worden, so kann sie nur durch einen
                              									Angehörigen des Feuerwehr-Regimentes wieder dienstbereit gemacht werden. Es muss
                              									dazu das Laufwerk und der Lärmapparat wieder aufgezogen, eine neue Glastafel
                              									eingesetzt und die Thür wieder geschlossen werden. Falsche Alarmirungen bleiben
                              									meist ohne Folgen; wenn der Böswillige das Glas zerbrochen hat und ausreisst, so
                              									wird der Lärmapparat die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden auf sich ziehen, und
                              									unter diesen wird sich stets Jemand finden, der in das Telephon hineinruft:
                              										„Lasst euch nicht stören.“
                           Mittels des Tasters t, welcher gleich v an die Leitung L1 bezieh. L2 angeschaltet ist, kann jede Meldestelle die Wache
                              									auf dem Morse anrufen und dann mittels des tragbaren Telephons alle wünschenswerthen
                              									Mittheilungen machen, oder auch bei aufgezogenem Apparate Morsezeichen geben. Man
                              									gelangt zu diesem Taster und dem Behälter für das tragbare Telephon durch Oeffnen
                              									der dienstlichen Thür des Mölders. Die Anordnung zu diesem Verkehr mit der Wache
                              									bringt grosse Ersparniss an Zeit und Mannschaft.
                           Soll mit der in Fig. 1
                              									abgebildeten Wache eine andere bezieh. ein bedeutenderer Rufposten in dienstlichen
                              									Verkehr treten, so erhält letztere ein für gewöhnlich zwischen L1 und L2 eingeschaltetes
                              									Relais nebst Klingel in Localschluss und einen selbsthätigen Umschalter, der beim
                              									Abnehmen des Telephons dieses zwischen L1 und L2 einschaltet, das Relais dagegen auch L1
                              									L2 ausschaltet. Drückt
                              									man dann in Fig. 1 den
                              									Drücker D, so ertönt in der zweiten Wache die Klingel;
                              									der Elektromagnet des Relais besitzt einen entsprechend grossen Widerstand. Um die
                              									Wache in Fig. 1 zu
                              									rufen, braucht die zweite bloss ihr Telephon vom Umschalter abzunehmen; dann legt
                              									der Umschalterhebel bei seiner Bewegung nach Abschaltung des Relais vorübergehend
                              										L1 an Erde und
                              									bringt in Fig. 1 die
                              									Klingel K durch den Morse M zum Läuten; kommt darauf schliesslich der Umschalterhebel zum
                              									Stillstande, so stellt er zwischen L1 und L2 eine neue leitende Verbindung her, in welcher das
                              									Telephon T der zweiten Wache liegt. Die Meldeposten
                              									alarmiren entweder beide Wachen zugleich, oder jede von ihnen einzeln, und zwar die
                              									zweite in einer von Fig.
                                 										1 bis 3
                              									verschiedenen Weise.