| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 282 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 162
                           								d. Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           Ueber die Erfolge der Reinhefe in der Praxis und, die
                                 										Bekämpfung der Schaumgährung berichtet der Verfasser an derselben Stelle,
                              									Ergänzungsheft S. 25. Das Verfahren bei der Herstellung der Reinhefe im Grossen ist
                              									folgendes: Es wird reines Darrmalz gemaischt, von dieser Malzmaische eine Würze
                              									gezogen, nachdem eine Maischtemperatur von 65° eingehalten ist; diese Würze wird
                              									unmittelbar in den Gährbottich gelassen, dort gekühlt und mit einer absolut reinen
                              									Hefecultur, die aus einem besonderen Reinzuchtapparat eingelassen wird, versetzt. In
                              									diese gährende Flüssigkeit wird ein starker Luftstrom eingeleitet, so dass die
                              									Gährung in 10 Stunden sich vollzieht. Am anderen Morgen wird die Hefe durch eine
                              									Centrifuge abgeschieden, mit ausgekochtem Wasser in der Centrifuge noch einmal
                              									ausgewaschen, durch die steril gemachte Filterpresse abgepresst, in steril gemachten
                              									Büchsen verpackt und zur Versendung gebracht. Ueber die mit den 4 Heferassen in der
                              									Praxis gemachten Beobachtungen haben wir schon berichtet, wir entnehmen der
                              									vorliegenden Arbeit nur noch das Folgende zur Ergänzung. Bei der Rasse IV war es
                              									auffallend, dass die Erfahrungen in der Praxis mit denen bei der Prüfung im
                              									Laboratorium nicht übereinstimmten, denn hier hatte gerade diese Hefe die höchsten
                              									Erträge ergeben, während sie in der Praxis nicht befriedigte. Zur Prüfung im
                              									Laboratorium wurde bisher Maismaische verwendet. Der Versuch wurde dann mit
                              									Kartoffelmaische wiederholt und nun versagte auch hier die Rasse IV. Es scheint
                              									danach, als ob diese Heferasse sich von den anderen insofern unterscheidet, als sie
                              									die Nährstoffe, welche die verschiedenen Rohstoffe zur Verfügung stellen, nicht in
                              									gleichem Maasse assimiliren kann. Es soll nun in Zukunft auch zu den Prüfungen im
                              									Laboratorium Kartoffelmaische verwendet werden und man hofft dann mit grosser
                              									Sicherheit, auf Grund dieser Versuche, der Praxis direct passende Heferassen
                              									empfehlen zu können. – In Bezug auf die in der Praxis am meisten bewährte Rasse II
                              									wurden Fragebogen versandt. Danach wurde diese Hefe in 181 Brennereien geprüft; von
                              									diesen haben 56 die Hefe, ohne dass Schaumgährung entstanden ist, benutzt und
                              									dauernd eingeführt, 79 haben Schaumgährung erhalten, dieselbe aber nach einfachen
                              									bekannten Mitteln beseitigen können und daher die Hefe ebenfalls dauernd
                              									beibehalten, dagegen haben 46 Brennereien die Hefe nach ganz kurzem Gebrauch wegen
                              									unmässiger Schaumgährung verwerfen müssen. Mit wenigen Ausnahmen sind durch die
                              									Reinhefe Mehrerträge von 0,2 bis 0,3 Proc. erzielt und zwar sogleich beim ersten
                              									Bottich, in einzelnen Fällen ist aber auch der Ertrag um mehrere Procent gestiegen.
                              									Mit den Mehrerträgen war verbunden eine Verringerung des Säuregehaltes. In einzelnen
                              									Fällen fand auch eine Steigerung der Alkoholerträge statt, ohne dass die Vergährung
                              									eine erheblich bessere geworden war, jedenfalls eine Folge der reineren Gährung.
                              									Vielfach hat man, wo der Schaum beseitigt werden konnte, auch eine Verminderung des
                              									Steigraumes beobachtet, offenbar, weil die Gährung eine intensive, wälzende ist,
                              									wodurch die Kohlensäure leichter entbunden wird. Was die Art der Verwendung der Hefe
                              									betrifft, so geschah dieselbe in den meisten Fällen nach der gegebenen Vorschrift,
                              									d.h. die Säuerungstemperatur wurde in der Nähe von 56° gehalten und das Hefegut
                              									wiederholt angewärmt; nachdem fertig gesäuert ist, wird noch einmal auf 62 bis 75°
                              									angewärmt, um den Milchsäurepilz abzutödten, und mit dem Abkühlen erst unmittelbar
                              									vor der Anstellung mit Mutterhefe begonnen. In einigen Fällen hat die Reinhefe auch
                              									in solchen Brennereien, die mit Flussäure gute Erträge erzielten, noch eine
                              									Steigerung bewirken können, ein Beweis dafür, dass die Reinhefe nicht nur in Folge
                              									der Abwesenheit der Spaltpilze, sondern auch wegen der höheren Gährkraft von Werth
                              									ist. Nach einzelnen Berichten scheint ein neues Desinfectionsmittel, der Formaldehyd, in Verbindung mit Reinhefe einen gewissen
                              									Erfolg ergeben zu haben. Als einziger Uebelstand für die Hefe II bleibt die in den
                              									46 Brennereien aufgetretene starke Schaumbildung, die jedoch, wie schon oft
                              									hervorgehoben, nicht als der Ausdruck einer krankhaften Eigenschaft, sondern
                              									vielmehr der hohen Gährkraft dieser Hefe anzusehen ist.
                           Es kam nun darauf an, ein Mittel zur Beseitigung dieses Uebelstandes zu finden, und
                              									zu diesem Zweck wurde das Preisausschreiben erlassen, über dessen Grundlagen wir
                              									oben berichtet haben und bei welchem es sich im Wesentlichen um die Frage handelte:
                              										„Kann man eine Hefe in der Kunsthefeführung ohne Aenderung des Rohmaterials
                                 										und des Maisch Verfahrens für die Hauptmaische so beeinflussen, dass sich in
                                 										einem Falle Schaum, im anderen kein Schaum bildet?“ Die Frage ist noch zu
                              									keiner definitiven Entscheidung gebracht, jedoch haben von den 16 Theilnehmern an
                              									der Bewerbung 3, nämlich Hesse in Wutzig, Hocke in Dzialin und Ziersch in Braunsfelde, Beobachtungen mitgetheilt, die für so wichtig
                              									gehalten wurden, dass eine genaue Prüfung derselben in der Praxis beschlossen wurde,
                              									da sie die von Delbrück ausgesprochene Vermuthung, dass
                              									der physiologische Zustand der Hefe von Einfluss auf die Schaumbildung ist und dass
                              									dieser Zustand durch die Art der Hefeführung beeinflusst werden kann, zu bestätigen
                              									scheinen. Die genannten Preisbewerber theilen Versuche mit, bei welchen sie in dem
                              									einen Falle eine Hefe kalt angestellt und dünner mit verhältnissmässig wenig
                              									Mutterhefe gemaischt haben; diese Hefe ist wenig vergohren und es ist damit mehr
                              									Schaum erzeugt. In dem anderen Falle wurde eine Hefe concentrirt gemaischt, wärmer
                              									angestellt, stärker vergähren gelassen und es ist dabei der Schaum ausgeblieben.
                              									Einen ganz neuen, von Delbrück nicht berührten
                              									Gedanken, der von grosser Wichtigkeit zu sein scheint, hat Hesse angeregt. Derselbe berichtet über seine Versuche zur Lösung der Schaumgährungsfrage in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 69 und 93. Er hält für die
                              									Brennerei diejenige Hefe für die brauchbarste, welche im Stande ist, einen hohen
                              									Alkoholgehalt zu erzeugen, welche also auch selbst einen solchen und daneben auch
                              									eine hohe Temperatur ertragen kann, und glaubt, dass es unter Berücksichtigung
                              									dieser beiden Momente möglich sein müsse, auch ohne Aussaat von Reinhefe eine
                              									annähernd reine Hefe von für die Brennerei erwünschten Eigenschaften zu züchten. Er
                              									verfährt zu dem Zweck in der Weise, dass er ein sehr concentrirtes Hefegut von 22
                              									bis 24° Sacch. stark, also bis auf etwa 2° Sacch. vergähren lässt. Bei dem dadurch
                              									erzeugten hohen Gehalt an Alkohol werden nur diejenigen Hefezellen am Leben bleiben,
                              									welche bei der hohen Vergährung den Alkohol noch vertragen können, während die
                              									schwächeren Zellen dadurch zum Absterben gebracht werden. Eine weitere Trennung
                              									von schwachen und kräftigen Zellen findet dann durch die Temperatur statt, die bis
                              									an das Maximum der Vegetationstemperatur für Hefe herangeht, also bis 30 bis 31°.
                              									Die auf diese Weise ausgesonderten Hefen sind so kräftig, dass sie Schaum erzeugen,
                              									die Neigung dazu kann aber unterdrückt werden, indem man die Hefe durch starke
                              									Vergährung und hohe Endtemperatur in den trägen Zustand versetzt, so dass die Hefe
                              									nicht mehr kräftig gährt, wenn sie zur Verwendung gelangt; die Hefe ist dann so
                              									abgeschwächt, dass sie nicht mehr Schaum erzeugt. Dagegen kann man Schaumbildung
                              									sofort hervorrufen, wenn man bei einer solchen Hefe mit der Temperatur heruntergeht.
                              										Hesse fasst die Ergebnisse seiner Versuche in
                              									folgende Sätze zusammen: 1) Jede kräftige, rein gehaltene Hefe ist unter günstigen
                              									Umständen im Stande, Schaum zu erzeugen, sobald sie in voll ausgewachsenem Zustande
                              									zur Verwendung kommt. 2) Das Kriterium für den ausgewachsenen Zustand bildet bei
                              									ausreichender Dauer der Entwickelungszeit in erster Linie die erreichte
                              									Endtemperatur bei der Gährung, in zweiter Linie erst der Grad der Vergährung. 3) Die
                              									Schaumgährung kann stark abgeschwächt bezieh. ganz unterdrückt werden durch
                              									Verwendung einer Hefe, welche in der Intensität ihrer Gährwirkung abgeschwächt ist.
                              									4) Die Abschwächung erfolgt sicher dadurch, dass man die Gährtemperatur der Hefe bis
                              									gegen die Grenze der Vegetationsfähigkeit derselben steigen lässt, nach hiesigen
                              									Erfahrungen bis 31,25°. 5) Der höhere oder geringere Grad der Abschwächung,
                              									ausgedrückt durch die erreichten Endtemperaturen zwischen 25 und 31,25°, wirkt auf
                              									den Zeitpunkt des Eintretens der Schaumgährung derart ein, dass bei 25 und 26° der
                              									Schaum gleichzeitig mit der Hauptgährung sich einstellt, während bei 30 und 31,25°
                              									die bedeutend verminderte Schaumbildung sich erst bei Schluss der Hauptgährung
                              									einstellt, aber auch ganz ausbleibt. 6) Durch Herabgehen mit der Endtemperatur hat
                              									man es in der Hand, die Schaumgährung beliebig hervorzurufen und einigermaassen auch
                              									die Tageszeit dafür zu bestimmen. Die Vergährung der Hefe muss dabei stets zu Ende
                              									geführt sein und darf zwischen 1,5 und 3,5° S. schwanken. 7) Es ist nicht
                              									unwahrscheinlich, dass auch eine unreife, noch kräftig sprossende Hefe die
                              									Schaumbildung verhindert. Dies scheint der Fall zu sein, wenn eine zuckerreiche Hefe
                              									nur ungefähr erst die Hälfte des Extractes vergohren hat und eine Endtemperatur von
                              									17,5 bis 18,75° erreicht hat. 8) Der Zustand der Mutterhefe, ob unreif, reif oder
                              									überreif im Zeitpunkt des Anstellens, ist auf die Hefe selbstredend von Einfluss.
                              									Bei langer Gährdauer derselben gleichen sich die anfänglichen Unterschiede aber
                              									ziemlich aus. Jedenfalls ist der physiologische Zustand der Hefe selbst nur allein
                              									maassgebend für die späteren Erscheinungen in der Hauptmaische.
                           Bei seinen weiteren Versuchen, S. 93, trat der Verfasser der Frage näher, ob auch
                              									eine Hefe, welche im Zeitpunkt ihrer Verwendung noch in voller Sprossung befindlich
                              									und daher unreif ist, durch Herabgehen mit der Temperatur in ihrer Gährkraft so weit
                              									abgeschwächt werden kann, dass sie ebenfalls das Vermögen der Schaumerzeugung
                              									verliert. Die Versuche führten zu keinem positiven Resultat, weil ein Wechsel im
                              									Rohmaterial eintrat und es nicht festgestellt werden konnte, ob das Ausbleiben des
                              									Schaumes durch die Hefeführung bedingt war oder aber einen anderen Grund hatte.
                              									Der Verfasser stellt die Wiederholung dieser interessanten Versuche in Aussicht.
                           Carl Hecke, S. 77, hat auch die Beobachtung gemacht,
                              									dass eine zu geringe Vergährung die Ursache der Schaumgährung ist. Selbst eine
                              									Vergährung des Hefegutes von 20 auf 6° Sacch. kann unter Umständen noch nicht ganz
                              									vor Schaumgährung schützen, z.B. bei Verwendung zu jungen Malzes oder reinen
                              									Roggenmalzes, welches nach seinen Erfahrungen ganz besonders die Schaumgährung
                              									begünstigt, ferner bei zu niedrigem Säuregehalt im sauren Hefegut, bei schlecht oder
                              									nicht gar gedämpften Kartoffeln u.s.w.; in solchen Fällen muss man bis auf 4° Sacch.
                              									oder noch weiter vergähren lassen. Besonders fand der Verfasser diese schon früher
                              									von ihm gemachten Beobachtungen bei den Versuchen mit der Reinhefe II bestätigt. Als
                              									man dieselbe nur bis auf 10° Sacch. vergähren liess, trat starke Schaumgährung auf,
                              									welche aber schon nach einmaliger Vergährung bis auf 4° Sacch. verschwand. Es gelang
                              									dem Verfasser, aus der Reinhefe zwei Hefen herzustellen, von denen die eine Schaum
                              									erzeugte, die andere nicht. Der Unterschied in der Führung dieser beiden Hefen
                              									bestand nur darin, dass bei der Schaum erzeugenden durch Verwendung von weniger
                              									Maische eine niedrigere Concentration erzielt wurde, ferner wurde diese Hefe etwas
                              									kälter angestellt und nur bis auf 9 bis 10° Sacch. vergähren gelassen. Nach dem
                              									Vorstellen, das auch bei etwas niederer Temperatur stattfand, vergohr die Hefe so
                              									weit, wie sie bei Abnahme der Mutterhefe war. Eine Beförderung der Schaumgährung
                              									durch schnell gehende Rühr- oder Kühlwerke hat Verfasser nie beobachten können,
                              									ebenso wenig hat er einen Einfluss in der Art oder gänzlichen Unterlassung des
                              									Vorstellens der Hefe finden können. Ob die Menge der Mutterhefe fördernd oder
                              									hemmend auf die Schaumbildung wirkt, darüber hat Verfasser Versuche nicht
                              									angestellt. Dagegen ist er der Ansicht, dass ein zu geringer Säuregrad in der Hefe
                              									die Schaumgährung fördert, jedoch allein nicht im Stande ist, Schaum zu
                              									erzeugen.
                           Lublewicz hat im Gegensatz zu Hecke gefunden, dass Roggenmalz, wenn es die richtige Reife hat, ein
                              									Mittel ist, um die Schaumgährung zu beseitigen. (S. 34.)
                           Ueber den Maltosegehalt und die Vergährbarkeit von Malzwürzen
                                 										und Maischen macht Otto Reinke Mittheilungen
                              									in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 18,
                              									welche als Grundlagen für die Vorausberechnung der Ausbeute dienen. Rechnet man die
                              									vergährbare Maltose, d.h. 90 Proc. der durch Analyse bestimmten Menge, in Dextrose
                              									um, addirt hierzu die der Hälfte des Dextrins entsprechende Dextrosemenge und
                              									multiplicirt die Summe mit 64,64 (110 Th. Dextrose geben theoretisch 64,64
                              									Literprocent Alkohol), so erhält man die aus der Maische zu erreichende
                              									Alkoholmenge. Im Allgemeinen wird man dieselbe Zahl erhalten, wenn man die
                              									Saccharometeranzeige der Maische mit 0,49 multiplicirt. Diese Befunde stimmen auch
                              									mit den bekannten Berechnungen, nach denen man die vergohrenen Saccharometergrade
                              									mit 0,55 zu multipliciren hat, um die Alkoholausbeute in Literprocent
                              									vorherzubestimmen.
                           Ueber die Reinigung und Conservirung der Hefe mit Flussäure
                                 										und den Fluor Verbindungen theilen Alfred
                                 										Jörgensen und Gustav Chr. Holm im Moniteur scientifique Quesneville, 1893 S. 179,
                              									umfangreiche Versuche mit, welche zur Prüfung dieses von Effront vorgeschlagenen Reinigungsverfahrens ausgeführt wurden. Die
                              									Versuche zeigen, dass eine Reinigung auf diese Weise nicht möglich ist, weil gerade
                              									diejenigen Organismen, welche geeignet sind, Betriebsstörungen hervorzurufen, wie
                              									z.B. Krankheitshefen, Mycoderma und untergährige Bierhefe, in obergähriger
                              									Brennereihefe durch die Behandlung nach dem Effront'schen Verfahren in ihrer Entwickelung nicht nur nicht gehindert,
                              									sondern sogar begünstigt werden. Ausserdem erleidet auch jede gemischte
                              									Brennereihefe in ihrer Zusammensetzung eine tiefgreifende Veränderung, jedoch ohne
                              									Auswahl der besseren Rassen, vielmehr können die im Betriebe als gut erkannten
                              									Rassen unterdrückt werden. Endlich sind die Flussäure und ihre Salze ohne Wirkung
                              									auf einen sehr gefährlichen Organismus, das Bacterium aceti, welcher nicht nur nicht
                              									verschwindet, sondern sich in einigen der Versuche in einem weit grösseren
                              									Verhältniss nach als vor der Behandlung vorfand. Die Verfasser glauben nach diesen
                              									Resultaten, dass das Effront'sche Verfahren für die
                              									Praxis sehr nachtheilige Folgen haben kann.
                           Versuche über das Flussäureverfahren in der
                                 										Spiritusindustrie theilt M. Schiff in der Wiener landw. Zeitung, 1892 S. 210, mit. Dieselben
                              									bestätigen die mit dem Verfahren so vielfach gemachten günstigen Beobachtungen und
                              									sprechen durchaus zu Gunsten des Verfahrens.
                           Die Reinzuchthefe und die Anwendung der Antiseptica, speciell
                                 										der Fluorverbindungen, in der Brennerei; eine kritische Studie, welche Adolf Cluss in der Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie, Bd. 16 Ergänzungsheft S. 94, im Anschluss an seine
                              									frühere Arbeit über den Werth und die Wirkung von Antisepticis zur Beförderung und
                              									Sicherung der Gährung, veröffentlicht. Leider müssen wir aus Raummangel uns hier auf
                              									die Wiedergabe der Schlussfolgerungen beschränken, welche der Verfasser aus seinen
                              									sehr sachkundigen und interessanten Erörterungen zieht.
                           1) Die Einführung der Reinzuchthefe in den Brennereibetrieb bedeutet einen
                              									Fortschritt, welcher durch Antiseptica, speciell durch die Fluorverbindungen, nicht
                              									erreicht werden kann, denn durch die Anwendung derselben ist weder die Herstellung
                              									einer Reincultur überhaupt, noch auch eine so weitgehende Reinigung unreiner
                              									Brennereihefe möglich, dass ausser den Bakterien auch die Krankheitshefen
                              									unterdrückt werden.
                           2) Eine wirkliche Reincultur ist nur auf dem von Hansen
                              									vorgezeichneten Wege, bei welchem der Ausgang von einer einzigen Hefezelle genommen
                              									wird, zu erzielen.
                           3) Aber auch eine Reinigung der Hefe mit Flussäure im Sinne Effront's halten wir für eine unsichere Maassregel. Wenn derselbe auch bei
                              									seinen Untersuchungen gefunden hat, dass einzelne Culturhefen unter dem Einfluss von
                              									Fluorverbindungen eine Krankheitshefe zu unterdrücken im Stande waren, so ist damit
                              									noch nicht erwiesen, dass wir dieses Resultat immer bei Anwendung von Flussäure auf
                              									ein Gemenge von Cultur- und Krankheitshefen erhalten werden. Es kann unter Umständen
                              									auch einmal der umgekehrte Effect eintreten und es sind thatsächlich derartige Fälle
                              									von Hansen und seiner Schule constatirt worden.
                           4) Dieselben Vortheile, welche Hansen als für den
                              									Brauereibetrieb aus der Durchführung der Gährung mit reingezüchteten Hefearten
                              									resultirend constatirt hat, ergeben sich aus der Anwendung von Reinzuchthefe auch
                              									für die Brennerei.
                           
                           5) Andererseits schliesst die Einführung der Reinzuchthefe in den Betrieb die
                              									Anwendung von Desinfectionsmitteln durchaus nicht aus, da die reine Hefe nicht die
                              									Functionen eines Antisepticums erfüllt und wir in verschiedener Richtung in der
                              									Brennerei ein solches nicht entbehren können.
                           6) Man ist erstens, in der Brauerei und Brennerei, auch wenn mit Reinzuchthefe
                              									gearbeitet wird, ebenso oder noch mehr wie früher, auf die äusserliche Anwendung von
                              									Desinfectionsmitteln angewiesen: Von allen antiseptischen Mitteln zum Zwecke
                              									äusserlicher Reinigung in der Brennerei geben wir aber den Fluorverbindungen
                              									entschieden den Vorzug.
                           7) Aber auch die Anwendung von Antisepticis auf das Gährsubstrat selbst, d.h. auf die
                              									Hefe- und Hauptmaische, ist durch das Arbeiten mit Reinzuchthefe im Brennereibetrieb
                              									nicht überflüssig geworden, wie dies Hansen für die
                              									Brauerei annimmt, denn die Maischen in der Brennerei sind einer Infection durch
                              									Bakterien viel mehr ausgesetzt, als die gehopfte Würze und das Bier in der
                              									Brauerei.
                           8) Die Diastase ganz besonders wird unter allen Umständen für den Schutz, welcher ihr
                              									durch ein geeignetes Antisepticum zu Theil wird, dankbar sein. Das
                              									Flusssäureverfahren wird daher alle schon früher in Beziehung auf die
                              									Diastasewirkung constatirten Vortheile auch beim Arbeiten mit Reinhefe vermitteln,
                              									vor allem eine bedeutende Malzersparniss gestatten.
                           9) Was die Verhältnisse der Hefe- und Gährungsführung betrifft, so werden diese
                              									allerdings durch die Einführung der Reinzuchthefe wesentlich geändert, insofern als
                              									die reine Hefe weniger Verunreinigungen organisirter Natur in die Maischen bringt
                              									und selbst auch widerstandsfähiger gegen fremde Einflüsse ist.
                           10) Trotzdem aber bleibt während der Gährung noch ein weites Wirkungsfeld für die
                              									Antiseptica, unter welchen die Fluorverbindungen bezüglich ihres Werthes obenan
                              									stehen, übrig, da erstens in Rücksicht auf die Nachwirkung der Diastase eine
                              									vollständige Sterilisation der Maische nicht möglich ist und ferner auch der
                              									Säuerungsprocess des Hefegutes mit allen seinen Schattenseiten vorläufig noch
                              									beibehalten werden muss.
                           11) Die Reinhefe selbst wird durch Flussäure in wirksamster Weise während der Gährung
                              									vor dem schädlichen Einfluss der durch den Säuerungsprocess heraufbeschworenen
                              									Spaltpilze zu schützen sein.
                           12) Erst wenn einmal das „nothwendige Uebel“, der Säuerungsprocess des
                              									Hefegutes, aus der Welt geschafft, oder die Milchsäure, d.h. die Milchsäuregährung,
                              									durch ein rein chemisches Antisepticum ersetzt ist, erscheint uns ein Arbeiten mit
                              									Reinhefe im wahren Sinne möglich. Die Reinhefe, wie sie unter heutigen Verhältnissen
                              									der Brennerei durch den Betrieb geführt wird, ist im günstigsten Fall ein Gemenge,
                              									bestehend aus einer reingezüchteten Hefeart und Milchsäurefermenten.
                           13) Während aus den Delbrück'schen Versuchen nur
                              									ersichtlich ist, dass mit Reinhefe unter Umständen ein besseres Resultat erzielt
                              									wird, als mit gewöhnlicher Hefe unter gleichzeitiger Anwendung von Flussäure, lassen
                              									dieselben die Frage, ob das Flussäureverfahren auch beim Arbeiten mit Reinzuchthefe
                              									noch einen Vortheil vermittelt, offen. Dass aber die Flussäure auch neben der
                              									Reinhefe noch einen Werth hat, ist nicht nur theoretisch anzunehmen, sondern
                              									auch durch einzelne Erfahrungen aus der Praxis, sowie durch Laboratoriumsversuche
                              									von uns bestätigt.
                           14) Für die Praxis ergibt sich hieraus die Consequenz, dass zwar die Einführung von
                              									Reinzuchthefe ein wichtiges Postulat für eine durchgreifende Reform des Betriebes,
                              									aber nicht das einzige, ist und dass auch beim Arbeiten mit Reinhefe die Anwendung
                              									von Desinfectionsmitteln, speciell von Fluorverbindungen, als ein weiterer Factor
                              									zur Sicherung und Förderung der Gährung wohl in Erwägung zu ziehen ist.
                           15) Die Hefe ist nicht nur während der Ausübung ihrer Gährthätigkeit in der Hefe- und
                              									Hauptmaische, sondern auch, während sie bei dem continuirlichen Process der
                              									Hefeführung in der Mutterhefe von Generation zu Generation fortgepflanzt wird,
                              									mannigfach der Infection durch Bakterien und damit der Gefahr einer Degeneration
                              									ausgesetzt. Die Reinhefe wird auch in dieser Richtung für einen Schutz dankbar sein.
                              									Wir glauben daher, dass sich die Flussäure auch als Mittel zur Conservirung
                              									reingezüchteter Hefe, so weit man darunter eine Reinerhaltung derselben von
                              									Bakterien versteht, sowie zur Reinigung einer durch Spaltpilze verunreinigten,
                              									ursprünglich reinen, Hefe eignen wird. An eine Conservirung und Reinigung der Hefe
                              									in dem weitgehenden Sinne Effront's glauben wir
                              									nicht.
                           16) Vermöge ihrer specifisch physiologischen Einwirkung auf die Hefezelle kann die
                              									Flussäure – und ihre Salze – auch als Stimulativ einen die Gährintensität der
                              									Reinhefe erhöhenden Einfluss äussern, doch ist wohl dabei zu bedenken, dass dieser
                              									Einfluss unter Umständen auch einmal einer Krankheitshefe zur Entwickelung verhelfen
                              									kann.
                           17) Eine vollkommen rationelle, planmässige Anwendung des Flussäureverfahrens ist
                              									erst dann möglich, wenn wir eine genauere Kenntniss der Cultur- und
                              									Krankheitshefearten in der Brennerei, sowie der übrigen für dieselbe in Frage
                              									kommenden Organismen, erlangt und ihr Verhalten gegenüber den Fluorverbindungen,
                              									überhaupt den Antisepticis, in Reinculturen studirt haben.
                           
                        
                           IV. Destillation und Rectification. V. Schlämpe. VI.
                              									Apparate.
                           Ein Apparat zum Messen des specifischen Gewichts und der
                                 										Menge des Alkohols in Branntweinbrennereien ist Aime Victor Bedout patentirt (D. R. P. Nr. 66452 vom 7. Mai 1892). Der
                              									Apparat stellt das Gewicht des ihn durchfliessenden Spiritus fest, entnimmt von
                              									demselben eine Durchschnittsprobe zur Ermittelung des specifischen Gewichts und
                              									bestimmt auch die Gesammtmenge des durchfliessenden Spiritus.
                           
                        
                           VII. Analyse.
                           Die Methode der Stärkebestimmung nach Baudry (vgl. 1892
                              										285 238) soll nach Deltour exacte Resultate liefern, wenn man wie folgt verfährt. In einen
                              									200-cc-Kolben bringt man 5,376 g des gut zerkleinerten Rohmaterials, entsprechend
                              									dem Laurent'schen Normalgewicht 16,19 g für Zucker,
                              									setzt 0,48 bis höchstens 0,50 g reine krystallisirte Salicylsäure hinzu, kocht 40
                              									bis 50 Minuten im Chlorcalcium- oder Sandbade, füllt mit Wasser bis etwa 200 cc auf, kühlt ab, fügt
                              									1 cc Ammoniak zu und stellt genau auf 200 cc ein. Man erhält eine klare, im
                              									400-mm-Rohr polarisirbare Lösung von reiner Stärke, die sich mit Jod blau färbt und
                              									selbst bei 10 Minuten langem Sieden Fehling'sche Lösung
                              									nicht reducirt. Die Lösung zeigt bei 15 bis 18° αD = + 200,25, wenn für Rohrzucker αD = + 66,5 ist. (Nach
                              										Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 590.)
                           Ueber Zuckerbestimmungen liegt eine grössere Anzahl von
                              									Arbeiten vor, von denen wir hier die folgenden nach der Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. 31 S. 706 bis 716, anführen.
                           Die Bestimmung mit alkalischer Kupferlösung unterwarf
                              										H. E. L. Worton (Journal of analytical chemistry,
                              									Bd. 4 S. 370) einem genauen Studium. Es wird zunächst die grosse Verschiedenheit der
                              									zur Ausführung dieser Methode gegebenen Vorschriften dargethan. Für die weiteren
                              									Versuche wurde die Soxhlet'sche Lösung zu Grunde gelegt
                              									und zunächst der Einfluss des Alters der Seignettesalzlösung geprüft, wobei sich
                              									herausstellte, dass eine, längere Zeit aufbewahrte Lösung genau die gleichen Werthe
                              									liefert wie eine frisch bereitete. Ferner wurde der Einfluss der Alkalimenge mit
                              									reiner Dextroselösung geprüft. Bei Anwendung von 25 cc Kupferlösung und 25 cc
                              									Seignettesalzlösung wurden bei 2 Minuten langem Kochen folgende Mengen einer
                              									1procentigen Dextroselösung verbraucht:
                           
                              
                                 g NaOH in500 ccLösung
                                 cc Dextrose-lösung
                                 1 cc Fehling-sche
                                    											Lösung= mg
                                 Bemerkungen
                                 
                              
                                 80
                                 –
                                 –
                                 Endpunkt nicht zu bestimmen.
                                 
                              
                                 706052
                                 24,9323,8624,08
                                 4,9874,7724,816
                                 Lösung gelb, Endpunkt scharf.
                                 
                              
                                 40
                                 23,77
                                 4,754
                                 Lösung weniger gelb, Endpunkt    schwach.
                                 
                              
                                 3020
                                 24,1824,10
                                 4,8364,820
                                 Lösung schwach gelb, End-    punkt scharf.
                                 
                              
                           Versuche zur Ausarbeitung einer gewichtsanalytischen
                                 										Zuckerbestimmung mit Fehling'scher Lösung, bei welcher ein constanter
                                 										Reductionsfactor für den Zucker angenommen werden kann, so dass die
                              									Tabellen von Alliehn und Wein und Anderen entbehrlich werden, hat J. L.
                                 										Fühling angestellt. Dieselben führten zu dem Resultat, dass, wenn man die
                              									Menge der Reagentien der Concentration der Zuckerlösung anpasst, für jede Zuckerart
                              									ein constanter Reductionsfactor angenommen werden kann. Für eine Kochdauer von 2
                              									Minuten wurde ein solcher Factor zur Umrechnung des Kupfers in Dextrose zu 0,5808,
                              									in Invertzucker zu 0,5698 gefunden. Vorläufig ist diese Beobachtung noch von keiner
                              									praktischen Bedeutung, weil man eben die Concentration der Zuckerlösung kennen muss,
                              									um die Menge der Reagentien festzustellen; jedoch glaubt der Verfasser, seine
                              									Methode weiter ausbilden zu können, so dass dieselbe
                              									auch bei unbekanntem Gehalt an Zucker zu verwenden ist.
                           Als Indicator bei der titrimetrischen Zuckerbestimmung
                              									mit Fehling'scher Lösung empfiehlt C. H. E. Quinquant im Journal
                                 										de Pharmacie et de Chimie, Bd. 14 S. 462, eine Lösung von Hausenblase,
                              									welche, zu einigen Tropfen der zu untersuchenden Lösung hinzugefügt, eine violette
                              									Färbung hervorruft, solange noch Kupfer vorhanden ist.
                           B. B. Ross führt die Prüfung auf Kupfer mit Ferrocyankalium in der Weise aus, dass er ein
                              									Filterchen mit der Spitze nach unten in der Flüssigkeit schwimmen lässt und von der
                              									nach innen filtrirten klaren Lösung einige Tropfen entnimmt und diese in bekannter
                              									Weise prüft.
                           J. Causse will die Bildung eines
                                 										Kupferoxydulniederschlages dadurch ganz umgehen, dass man der Fehling'schen Lösung Ferrocyankalium zusetzt, wodurch
                              									die Kupferlösung nicht verändert; aber eine sofortige Auflösung des beim Einfliessen
                              									der Zuckerlösung ausgeschiedenen Kupferoxyduls herbeigeführt wird, wobei die blaue
                              									Farbe der Lösung immer mehr abnimmt und schliesslich, wenn der Endpunkt erreicht
                              									ist, vollständig verschwindet.
                           Die Zuckerbestimmung mit Ost'scher Lösung hat M. Schmöger eingehend geprüft und dabei die von Ost gemachten Angaben grösstentheils bestätigt
                              									gefunden.
                           Eine verbesserte Fehling'sche Lösung, welche eine
                              									grössere Empfindlichkeit besitzen soll, bringt Girad in
                              									Vorschlag.
                           Dieselbe besteht aus folgenden drei, getrennt aufzubewahrenden Flüssigkeiten:
                           
                              1) Eine Lösung von 138,6 g krystallisirtem Kupfersulfat in 1
                                 										l;
                              2) eine Lösung von 350 g krystallisirtem Natriumkaliumtartrat
                                 										und 150 g Aetznatron in 1 l;
                              3) eine Lösung von 60 g Kaliumcyanid (von 98 Proc. Gehalt) in 1
                                 										l.
                              
                           Zum Gebrauch werden von jeder Lösung 5 cc gemischt, mit 50 cc Wasser versetzt, zum
                              									Kochen erhitzt und während des Siedens die Zuckerlösung einfliessen gelassen, bis
                              									die blaue Farbe verschwunden ist. Falls ein Niederschlag entstehen sollte, müsste
                              									von der Lösung 3 mehr zugesetzt werden. (Nach Chemisches
                                 										Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 445.)
                           Einen Schüttelapparat für Flüssigkeiten in Glasgefässen
                              									und insbesondere zur Fuselbestimmung im Alkohol,
                              									welcher von Julius Schäfer in Bonn hergestellt wird,
                              									beschreiben L. Gebek und A.
                                 										Stutzer in der Zeitschrift für angewandte
                                 										Chemie, 1893 S. 132, wo sich auch eine Abbildung des Apparates befindet.
                              									Die Bewegung des Apparates soll sehr ruhig und kaum hörbar sein und ein wesentlicher
                              									Vortheil, speciell bei der Fuselbestimmung im Alkohol, darin bestehen, dass sich
                              									beim Ausschütteln mittels des Apparates die Temperatur der Flüssigkeit nicht
                              									verändert, während beim Ausschütteln mit der Hand, durch die Wärme derselben, eine
                              									Beeinflussung der Temperatur unvermeidlich ist.
                           
                        
                           VIII. Allgemeines und Theoretisches.
                           Ueber die wasserlöslichen Kohlehydrate des Malzes und der
                                 										Gerste veröffentlicht G. Düll in der Chemiker-Zeitung, 1893 S. 67 und 100, eine eingehende
                              									Untersuchung, zu welcher eine Arbeit von E. Jalowetz,
                              									welche im 5. Heft der Mittheilungen der österreichischen
                                 										Versuchsstationen für Brauerei und Mälzerei erschienen ist, die
                              									Veranlassung gab. Jalowetz kam bei seinen Versuchen zu
                              									dem Schlusse, dass die optische und reducirende Wirkung der kalten wässerigen
                              									Malzauszüge durch die Anwesenheit von Dextrin und Dextrose bedingt sei. Düll hatte bei einer früheren Untersuchung Dextrin
                              									nicht nachweisen können; auch Kühnemann hatte bereits
                              									vor 20 Jahren gefunden, dass Malz und Gerste Rohrzucker enthielten und daneben einen
                              									noch unbekannten reducirenden Zucker, welchen später Kjeldahl für
                              									Invertzucker ansprach. Diese abweichenden Resultate, sowie der Umstand, dass die von
                              										Jalowetz angewendeten Methoden dem Verfasser
                              									ungeeignet erschienen, veranlassten ihn zu einer erneuten eingehenden Bearbeitung.
                              									Zu dem Zwecke wurde Darrmalzschrot 5 Stunden lang mit kochendem 80procentigem
                              									Alkohol extrahirt, alsdann die verbleibenden Treber noch 15 Stunden mit kaltem
                              									destillirtem Wasser extrahirt. Die Extracte wurden eingeengt, gereinigt und
                              									dialysirt, die Dialysate vollständig entfärbt. Der Alkoholextract enthielt 44 Proc.
                              									Invertzucker und 30 Proc. Rohrzucker; jedoch konnte in den Dialysaten weder Maltose,
                              									noch Dextrose, noch ein anderer, ein neues Osazon liefernder Körper gefunden werden,
                              									vielmehr ergaben die Osazonproben nur Glukosazon. Ein ganz ähnliches Ergebniss
                              									lieferten die wässerigen Auszüge, und Düll kommt daher
                              									zu dem Schluss, dass die wasserlöslichen Kohlehydrate des Malzes lediglich aus
                              									Rohrzucker und Invertzucker bestehen und daneben nur in sehr geringer Menge
                              									Röstproducte der Kohlehydrate und ein alkoholunlösliches Gummi, Galactoxylan,
                              									enthalten, welch letzteres keine Jodreaction, keine Reduction, dagegen eine starke
                              									Reaction mit Phloroglucin und Salzsäure gab, sowie mit Kupfersulfat die
                              									charakteristische blaue Gummi-Kupfer-Oxydverbindung zeigte. Dextrin dagegen war
                              									nicht vorhanden. Der Verfasser suchte auch die Frage zu entscheiden, ob der
                              									Invertzucker bereits im Malze vorkommt oder erst bei der Extraction durch Einwirkung
                              									geringer Säuremengen oder eines Enzyms entsteht. Zu dem Zwecke wurde Grünmalz mit
                              									0,2 Proc. Ammoniak extrahirt, wodurch die Säure neutralisirt und das Ferment
                              									unwirksam gemacht wird, aber auch in diesen Extracten wurde Invertzucker gefunden.
                              									Extractionsversuche mit Gerste ergaben, dass dieselbe einen nicht reducirenden
                              									Zucker enthält, der bei der Osazonprobe nur Glykosazon lieferte, so dass der
                              									Verfasser zu dem Schlusse gelangte, dass in der Gerste neben Gummi der Rohrzucker
                              									das einzige wasserlösliche Kohlehydrat ist. Bemerkt sei noch, dass sowohl die
                              									Gerste-, wie die Malzauszüge mit Jodlösung eine sehr schöne Cholinreaction
                              									gaben.
                           Im Anschluss an diese Arbeit macht Lintner in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1893 S. 14,
                              									Mittheilung über die Chemie des Darrens. Da Düll gefunden hatte, dass im normalen Darrmalz weder
                              									Dextrin, noch Maltose, noch Isomaltose vorhanden ist, sondern nur Invertzucker und
                              									Rohrzucker, glaubt Lintner, dass die Einwirkung der
                              									diastatischen Fermente auf die Stärke in der Pflanzenzelle ganz anders verlaufe, als
                              									dies der Fall ist, wenn man eine wässerige Lösung solcher Fermente auf
                              									Stärkekleister bei verschiedenen Temperaturen einwirken lässt. Der Grund für den
                              									verschiedenen Verlauf des Processes ist im ersten Falle dem Mangel an Wasser
                              									zuzuschreiben, und Lintner ist der Ansicht, dass eine
                              									Einwirkung der diastatischen Fermente auf die Stärke des Mehlkörpers überhaupt nicht
                              									stattfindet, auch Dextrin trete bei der Keimung nicht auf. Da Düll keine Maltose nachweisen konnte, so glaubt Lintner, dass sich Dextrose bildet durch die gemeinsame
                              									Thätigkeit der diastatischen Fermente und der Glykase. Lintner fand bei Versuchen, dass die Partie des Keimlings erheblich mehr
                              									Wasser enthalte als die übrigen Theile des Kornes und danach ist es erklärlich, dass
                              									im Keimling und in dessen nächster Umgebung die intensivste Einwirkung beim Darren
                              									stattfindet und deshalb auch vorzugsweise die Bildung des Aromas. Die Zunahme
                              									von reducirendem Zucker beim Darren führt Lintner auf
                              									die Invertirung von Rohrzucker durch Fermente und verdünnte Säuren zurück. Die
                              									Lävulose, welche gegen höhere Temperaturen sehr empfindlich ist, liefert beim Darren
                              									aromatische Röstproducte. Lintner war früher der
                              									Meinung, dass die Isomaltose im Mehlkörper gebildet werden könne, da jedoch Düll in keinem Stadium des Darrens Isomaltose auffinden
                              									konnte, ist Lintner jetzt der Ansicht, dass die
                              									Isomaltose durch die Einwirkung diastatischer Fermente auf die im Keimling
                              									auftretende transitorische Stärke entstehe. Da diese Bildung aber bei einer
                              									Temperatur stattfindet, bei welcher die Isomaltose schnell wieder zerstört wird, so
                              									ist es erklärlich, dass dieselbe im Malz nicht nachzuweisen ist.
                           Amidoacetaldehyd hat E.
                                 										Fischer hergestellt. Derselbe ist so leicht veränderlich, dass er bisher
                              									aus dem Hydrochlorat nicht isolirt werden konnte; die alkalische Lösung des
                              									Hydrochlorats reagirt stark auf Fehling'sche Lösung und
                              									auf ammoniakalische Silberlösung. Durch Erwärmen mit einer verdünnten Lösung von
                              									essigsaurem Phenylhydrazin liefert der Aldehyd Glyoxalphenylosazon. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1893
                              									Bd. 26 S. 92.)
                           Ueber das Inulin und zwei neue Stoffe, das Pseudoinulin und
                                 										das Inulenin, hat C. Tanret Untersuchungen
                              									ausgeführt und dabei gefunden, dass im Topinambur und in der Alantwurzel das Inulin
                              									von den oben genannten, demselben sehr nahestehenden Körpern begleitet ist. Die
                              									Trennung der drei Körper beruht auf der verschiedenen Löslichkeit ihrer
                              									Barytverbindung in überschüssigem Baryt. Die drei Körper unterscheiden sich ferner
                              									durch ihr Rotationsvermögen, sowie durch ihre Löslichkeit in Wasser und Alkohol und
                              									auch durch die Zusammensetzung. Diese Verhältnisse wurden wie folgt ermittelt.
                           Inulin: 6 (C6H10O5) + H2O; in heissem Wasser sehr leicht löslich, in kaltem
                              									Wasser erst in 10000 Theilen. Rotationsvermögen αD
                              									= – 38,8.
                           Pseudoinulin: 16 (C6H10O5) + H2O; sehr leichtlöslich in heissem Wasser und
                              									schwachem Alkohol, sowie in 350 bis 400 Th. kalten Wassers. Rotationsvermögen αD
                              									= – 32,2, unter Einwirkung verdünnter Säuren wächst
                              									dasselbe bis – 85,6.
                           Inulenin: 10(C6H10O5) + 2H2O; löst sich schon in einigen Theilen kalten
                              									Wassers, bindet dann aber Wasser und krystallisirt wieder aus, so dass die Lösung
                              									nur noch ⅛ ihres Gewichtes enthält, ist löslich in 35 Th. 30procentigen kalten und
                              									in 245 Th. 50procentigen Alkohols. Rotationsvermögen αD = – 29,6 und nach der Inversion – 83,6.
                              										(Chemiker-Zeitung, 1893 Repertorium S. 75, daselbst
                              									nach Comptes rendus, 1893 Bd. 116 S. 514.)
                           Eine Zuckerart aus Birnenpectin stellte R. W. Bauer durch Behandlung mit Schwefelsäure dar. Das
                              									erhaltene Osazon scheint Phenylgalactosazon zu sein, woraus auf das Vorhandensein
                              									der Galactosegruppe im Birnenpectin zu schliessen ist. (Landw. Vers.-Stat., 1892 Bd. 41 S. 477.)
                           Agavose, einen in Agave americana enthaltenen Zucker,
                              									stellten Gustave Michand und José Fidel Tristan dar. Derselbe hat die Formel C12H22O11, reducirt Fehling'sche Lösung etwa ⅝ so stark wie die Glykose, krystallisirt, ist aber
                              									optisch inactiv. Durch Inversion mit Salzsäure entsteht ein Product vom
                              									Reductionsvermögen der Glykose, welches aber linksdrehend ist (αD = – 14,4). Durch Salpetersäure entsteht
                              									keine Schleimsäure. Der Zucker ist also vor anderen Zuckerarten ausgezeichnet durch
                              									seine Inactivität, welche nur die Synanthrose zeigt, von welcher er sich aber durch
                              									seine sonstigen Eigenschaften unterscheidet. (American.
                                 										Chem. Journ., Bd. 14 S. 548 bis 550, nach Wochenschrift für Brauerei, Bd. 10 S. 32.)
                           Untersuchung über die Periode des Auftretens der Trehalose,
                                 										sowie des Mannits und der Glykose in den Pilzen führte Em. Bourquelot mit verschiedenen Pilzarten aus und
                              									fand, dass die Trehalose immer erst im Augenblick der Bildung der Fruchtkörper
                              									auftritt, während Mannit und auch Glukose schon in früheren Stadien in grösster
                              									Menge vorhanden sind. (Nach Chem. Centralblatt, 1893
                              									Bd. 1 S. 611.)
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)