| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Autor: | Morgen | 
| Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 296 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Patentklasse 6. Schluss des Berichtes S. 282 d.
                           								Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           Ueber die Zusammensetzung des Stärkezuckers macht Saare in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 16 Ergänzungsheft S. 14, Mittheilungen. Die frühere
                              									Annahme, dass der Stärkezucker nur aus Dextrose und Dextrin bestehe, ist unhaltbar
                              									geworden durch die Untersuchung von Schmidt und Cobenzl, welche in den unvergährbaren Bestandtheilen
                              									des Stärkezuckers das Gallisin auffanden, sowie durch die Untersuchung von Scheibler und Mittelmeier,
                              									welche feststellten, dass das Gallisin kein einheitlicher Körper ist. Danach muss
                              									man jetzt annehmen, dass der Stärkezucker besteht aus Dextrose, Isomaltose, Dextrin
                              									und vielleicht auch Maltose. Das Mengenverhältniss dieser Körper hat sich aber bis
                              									jetzt noch nicht mit Sicherheit feststellen lassen, doch glaubt Saare, dass es möglich sein wird, durch das
                              									verschiedene Verhalten der einzelnen Zuckerarten gegen verschiedene Hefearten,
                              									bezüglich ihrer Vergährbarkeit, hierüber Aufschluss zu erhalten.
                           
                           Ueber die Auflösung der Stärke in den Pflanzen
                              									veröffentlicht A. Prunet Versuche in den Comptes rendus, Bd. 115 S. 751. Man nahm bisher
                              									allgemein an, dass die Umwandelung von Stärke in lösliche Producte unter dem
                              									Einflüsse des diastatischen Ferments erfolge und dass zwischen der Production an
                              									Diastase und der Lösung von Stärke eine bestimmte Beziehung bestehe. Dieser
                              									Auffassung des Vorganges ist neuerdings von Wortmann
                              									widersprochen worden, der die Ansicht vertritt, dass die Lösung von Stärke, auch
                              									ohne Dazwischenkunft der Diastase, durch directe Einwirkung des Protoplasmas
                              									erfolgen könne. Die Versuche des Verfassers führten jedoch zu Resultaten, welche mit
                              									den Ansichten Wortmann's im Widerspruch stehen. (Nach
                              										Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 53.)
                           Zum Studium der Diastase veröffentlicht J. Vuilsteke in dem Bulletin de
                                 										l'Academie royale de Belgique, 3. Ser. T. XXIV Nr. 12 S. 577 bis 591, eine
                              									längere Arbeit, die den Zweck hat, über die Einwirkung der Bierhefe auf verschiedene
                              									Stärkearten in verschiedenem Zustande bei Gegenwart von Diastase Aufschluss zu
                              									geben. Die Ergebnisse der Untersuchung fasst der Verfasser wie folgt zusammen:
                           1) Wenn bei Temperaturen von 20 bis 30° Hefe bei Gegenwart von Diastase auf die
                              									unvorbereitete Stärke der Getreidearten einwirkt, so wird die Stärke in Kohlensäure
                              									und Alkohol übergeführt. Dagegen wurde die Kartoffelstärke fast gar nicht
                              									angegriffen, und dieselbe bewahrte diese Widerstandsfähigkeit auch noch, wenn sie
                              									durch Salzsäure in lösliche Stärke übergeführt wurde. Dies steht mit der Thatsache
                              									im Einklang, dass die Kartoffelstärke gegen Diastase allein viel widerstandsfähiger
                              									als die Stärke der Getreidearten ist. 2) Der Angriff der Getreidestärke durch die
                              									Hefe bei Gegenwart von Diastase ist langsam, allmählich und proportional der Dauer
                              									der Einwirkung. 3) Wenn die Stärkezersetzung aufhört, so geschieht dies in Folge der
                              									Zerstörung der Diastase, welche durch secundäre Gährungen verursacht wird. Alle
                              									Umstände, die eine Conservirung der Diastase im Gefolge haben, wirken daher auf eine
                              									lebhafte Zersetzung der Stärke hin, so z.B. die Anwendung grösserer Diastasemengen.
                              									4) Die vorherige Verkleisterung der Stärke macht diese dem Angriffe der Hefe bei
                              									Gegenwart von Malzauszug zugänglicher; auch die Kartoffelstärke, die im
                              									unverkleisterten Zustande nicht angegriffen wird, wird alsdann der Hefe zugänglich.
                              									Diese Unterschiede treten jedoch nur beim Arbeiten mit Rohfrucht oder
                              									Rohfruchtstärke auf; werden die Stärkekörner vorher jedoch auf irgend eine Weise
                              									frei gemacht, so verwischen sich diese Unterschiede wieder. Jedoch auch wenn keine
                              									Unterschiede bezüglich der Menge der entwickelten Kohlensäure zu verzeichnen sind,
                              									so machen sich solche doch bezüglich der Schnelligkeit, mit der die
                              									Kohlensäureentwickelung von statten geht, geltend. 5) Wenn die Getreidearten durch
                              									vorheriges Erhitzen vorbereitet wurden, so wächst die Schnelligkeit und Intensität
                              									der Stärkezersetzung mit der Menge der angewandten Diastase. 6) Die Schwächung der
                              									Diastase durch Erhitzung des Malzauszuges auf annähernd 65° macht sich in einer
                              									geringeren Kohlensäureentwickelung und Alkoholbildung geltend. 7) Die Verminderung
                              									des diastatischen Vermögens durch Erhitzen auf höhere Temperaturen tritt
                              									hauptsächlich beim Arbeiten mit Diastaselösungen ein. Die Diastase geht nicht sofort
                              									in ihrer ganzen Menge in Lösung, sondern nur allmählich.
                           Hieraus schliesst der Verfasser, dass bei nicht allzu langer Wirkung der
                              									schädigende Einfluss höherer Temperaturen auf das Malz sich nicht bemerkbar macht,
                              									und theilt zum Beweise hierfür einige Versuche mit. 8) Trockenes Malz kann höheren
                              									Temperaturen unterworfen werden, ohne eine bemerkbare Schädigung zu erleiden. (Nach
                              										Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S.
                              									62.)
                           Chemische Bedingung der Diastasewirkung; von E. Effront. Körper, die nach dem Verfasser die
                              									Eigenschaft haben, die Wirkung der Diastase zu begünstigen, sind: Aluminiumsalze,
                              									Phosphate, Asparagin und gewisse Albumine, wie sich aus folgenden Zahlen ergibt:
                           1 cc Malzauszug gab mit 200 cc Stärkekleister 8,63 Th. Maltose auf 100 Th. Stärke;
                              									dagegen wurden erhalten Theile Maltose mit:
                           
                              
                                 0,70 Ammoniumphosphat
                                 51,63
                                 
                              
                                 0,50 Calciumphosphat
                                 46,12
                                 
                              
                                 0,25 Ammoniakalaun
                                 56,30
                                 
                              
                                 0,25 Kalialaun
                                 54,32
                                 
                              
                                 0,25 Aluminiumoxalat
                                 62,40
                                 
                              
                                 0,02 Asparagin
                                 37,00
                                 
                              
                                 0,05 Asparagin
                                 61,20
                                 
                              
                           Dieselben Substanzen, welche die Entwickelung der organisirten Fermente begünstigen,
                              									üben die gleiche Wirkung auch auf die löslichen Fermente aus. (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 8 S. 199, nach Comptes rendus, Bd. 115 S. 1324.)
                           Den quantitativen Verlauf der Gährung des Mannits und der
                                 										Dextrose durch den Bacillus aethaceticus bestimmte P. Frankland im Anschluss an seine früheren Versuche und gibt für die
                              									Gährung folgende Gleichungen:
                           
                              Mannit:
                              
                           3 C6H14O6 + H2O
                              									= C2H4O2 + 5 C2H6O + 5 CH2O2 + CO2.
                           Dextrose:
                           5 C6H12O6 + 4 H2O = 4 C2H4O2 + 6 C2H6O + 8 CH2O2 + 2 CO2.
                           In beiden Fällen war noch eine geringe Menge einer festen, in Aether unlöslichen
                              									Säure entstanden.
                           Der Verfasser glaubt, dass auch andere Bakterienarten dieselbe Gährung herbeiführen
                              									können. (Zeitschrift für Bakterien- und Parasitenkunde,
                              									Bd. 12 S. 436, nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1
                              									S. 47.)
                           Ueber einen Bacillus, welcher Ameisensäure und Formaldehyd
                                 										assimiliren kann, macht O. Loew Mittheilungen
                              									in der Zeitschrift für Bakterien- und Parasitenkunde,
                              									Bd. 12 S. 462.
                           Die Einwirkung einiger Enzyme auf Milchzucker studirte
                              										H. Droop Richmond und fand, dass weder Lab bei 40°,
                              									noch Pepsin in salzsaurer Lösung bei 40°, noch Trypsin bei 55° in einer
                              									Natriumbicarbonat enthaltenden Lösung den Milchzucker irgendwie verändern. (Nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 101.)
                           Ueber die hydrolytische Wirkung der Hefe macht James O'Sullivan im Anschluss an seine früheren
                              									Untersuchungen (vgl. 1893 288 234) weitere Mittheilungen
                              									im Journ. Chem. Soc. London, Bd. 61 S. 926, über welche
                              									wir hier dem Chemischen Centralblatt, 1893 Bd. 1 S.
                              									102, das Folgende entnehmen: Bei gewöhnlicher Temperatur verläuft die hydrolytische
                              									Wirkung der Hefe auf Rohrzucker in derselben Weise, wie eine einfache chemische
                              									Reaction und wird durch die Gegenwart von Luft oder Kohlensäure nicht beeinflusst.
                              									Eine Zeitcurve, die den Verlauf der Inversion darstellt, entspricht derjenigen, die
                              									die Inversion durch Invertase unter den günstigsten Bedingungen ausdrückt. Die Curve
                              									ist also eine andere, als diejenige, welche den Verlauf der alkoholischen Gährung
                              									darstellt, da diese eine gerade Linie ist. Jeder Umstand, der die natürliche
                              									Acidität der Hefe vermindert oder vermehrt, hemmt ihre hydrolytische Wirkung. Fügt
                              									man eine gewisse Menge Kalilauge, welche die invertirende Wirkung der Hefe auf 3 bis
                              									6 Stunden aufhebt, hinzu, so wird dieselbe in etwa 24 Stunden durch die Production
                              									der Hefethätigkeit neutralisirt, und es tritt unter erneuter Inversion wieder saure
                              									Reaction ein. Sowohl aus Versuchen darüber, wie bei geplatzten Hefezellen die
                              									Inversion verläuft, als aus dem Gange der Zeitcurve folgt, dass die gesammte, in der Hefe enthaltene Invertase sofort bei
                              									Berührung der Hefe mit der Zuckerlösung in Wirksamkeit tritt und während des ganzen
                              									Verlaufes der Inversion in Thätigkeit bleibt. Die Fähigkeit der Hefe, die
                              									alkoholische Gährung hervorzurufen, wird nicht dadurch beeinflusst, dass sie vorher
                              									Rohrzucker invertirt hat.
                           In einer anderen Arbeit untersuchte der Verfasser das
                                 										Verhältnisse in welchem die Hydrolyse und die Gährung des Rohrzuckers zu
                                 										einander stehen, und fand, dass mit Hefemengen, die zwischen 0,4 bis 8,0
                              									Proc. des Rohrzuckers schwankten, auf 100 Th. invertirten Zuckers 0 bis 3,7 Th.
                              									vergohrenen Rohrzuckers kommen. Augenscheinlich ist Dextrose der erste Zucker,
                              									welcher vergährt, während Lävulose etwas später die Gährung beginnt. Die Annahme,
                              									dass Dextrose vergohren wird, ehe Lävulose angegriffen wird, ist jedoch irrthümlich,
                              									denn wenn sich auch anfangs in der gährenden Flüssigkeit mehr Lävulose als Dextrose
                              									findet, weil eben letztere schnell vergohren wird, so ändert sich doch später das
                              									Verhältniss zu Ungunsten der Lävulose. (Nach Chemisches
                                 										Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 540.)
                           Die von Martinand beobachtete schädliche Wirkung des Lichtes auf Saccharomyces ellipsoideus fand Giulio Tolomei bei seinen Versuchen bestätigt, und zwar
                              									beruht dieselbe auf den chemischen Strahlen. (Nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 102.)
                           Ueber die Entwickelung von Bakterien bei niederen
                                 										Temperaturen theilt J. Forster im Centralblatt für Bakteriologie, 1892 Bd. 12 S. 431,
                              									Beobachtungen mit, welche zeigen, dass verschiedene Bakterien noch bei 0° wachsen
                              									können, jedoch nur, wenn genügend Wasser zugegen ist. Bei einiger Trockenheit
                              									dagegen findet bei 0° keine Entwickelung mehr statt. Daher ist kalte und trockene
                              									Luft zum Conserviren, z.B. von Nahrungsmitteln, am geeignetsten, während die
                              									Temperatur des schmelzenden Eises nicht ausreichend dazu ist, sondern bei Gegenwart
                              									von Wasser niedrigere Temperaturen in Anwendung kommen müssen.
                           Ueber die Präexistenz des Klebers im Getreide hat Balland Versuche ausgeführt. Weyl und Bischof haben die Hypothese
                              									aufgestellt, dass der Kleber nicht im Getreide präexistirt, sondern unter der
                              									gleichzeitigen Wirkung von Wasser und einem Ferment entsteht. Alles was die
                              									Fermentation hindert, soll auch der Bildung des Klebers hinderlich sein, so z.B.
                              									langes Erhitzen auf höhere Temperaturen. Auch nach Beobachtungen Kjeldahl's schien diese Annahme sehr wahrscheinlich.
                              									Der Verfasser kommt jedoch bei seinen Versuchen zu dem Schlusse, dass der Kleber im
                              									Getreide präexistirt.
                           Versuche über die Constitution des Leucins führten E. Schulze und A.
                                 										Likiernik zu dem Resultate, dass dem aus Conglutin dargestellten Leucin die
                              									Constitution einer α-Amidoisobutylessigsäure zukommt
                              									und dass sehr wahrscheinlich ausser diesem Leucin ein anderes nicht existirt,
                              									während A. Kwisda zu dem Schlusse kommt, dass es noch
                              									ein anderes Leucin gibt, welches sich von der normalen Capronsäure ableitet. (Zeitschrift für physiologische Chemie, 1892 Bd. 17 S.
                              									513.)
                           Ueber die Zusammensetzung des krystallinischen
                                 										Eieralbumins berichtet Franz Hoffmeister in
                              									der Zeitschrift für physiologische Chemie, 1892 S.
                              									185.
                           Der Verfasser zeigt, dass die erhaltenen Eiweisskrystalle keine irgend erheblichen
                              									Salzmengen enthalten können. Ein aus Pseudomorphosen der Eiweisskrystalle
                              									bestehender Körper, welcher keine bestimmbaren Aschemengen enthielt, besass, bei
                              									110° getrocknet, im Mittel mehrerer Analysen, folgende Zusammensetzung, welcher zum
                              									Vergleich die Analyse eines von Hammarsten
                              									hergestellten Albumins daneben gestellt wird:
                           
                              
                                 
                                 
                                    Hammarsten
                                    
                                 Hoffmeister (bei 110°)
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 52,25
                                 Proc.
                                 53,28
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 6,90
                                 „
                                 7,26
                                    „
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 15,25
                                 „
                                 15,00
                                    „
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 1,93
                                 „
                                 1,09
                                    „
                                 
                              
                           Die Zahlen zeigen, dass die Substanz von Hammarsten
                              									weniger Kohlenstoff und mehr Schwefel enthielt. Es scheint demnach beim Reinigen des
                              									Eiweiss durch Umkrystallisiren eine relativ kohlenstoffärmere, aber sehr
                              									schwefelreiche Substanz entfernt worden zu sein.
                           Untersuchungen über den Kefir theilt W. Beyerinck in der Vierteljahrsschrift über Fortschritte in der Chemie der Nahrungsmittel,
                              									Bd. 7 S. 300, mit. Die Kefirkörner enthalten ein Milchsäureferment (Bacillus
                              									caucasicus) und eine Hefe, welche der Verfasser Saccharomyces-Kefir nennt.
                           Der Bacillus bildet bei weitem die Hauptmasse, während die Hefe sich fast
                              									ausschliesslich an der oberen Fläche der untersuchten Körner befand. Der
                              									Saccharomyces-Kefir zersetzt Milchzucker in Kohlensäure und Alkohol, und diese
                              									Fähigkeit wird durch ein Enzym bewirkt, welches Lactose in Glykose und Galactose
                              									spaltet, auch Rohrzucker, aber nicht Stärke invertirt, und welches der Verfasser
                              									Lactase nennt. Der Bacillus verwandelt Milchzucker bei Anwesenheit wie bei
                              									Abwesenheit des Sauerstoffes in Milchsäure, ebenso auch andere Zuckerarten. Bei den
                              									Kefirmikroben findet eine Symbiose zwischen Hefe und Spaltpilzen statt, welche eine
                              										„Fäulniss“ der Milch ausschliesst und die Bildung von Essigsäure
                              									beeinträchtigt; da letztere dem Hefewachsthum schädlich ist, während die Milchsäure
                              									dasselbe begünstigt, so entwickelt sich die Hefe sehr schnell. Ebenso wachsen auch
                              									die Colonien des Bacillus caucasicus viel schneller, wenn Hefecolonien in der Nähe
                              									sind. (Nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S.
                              									619.)
                           Ueber die Bildung von Aldehyd bei der Alkoholgährung
                              									macht Rössler Mittheilungen in den Annales de l'Institut Pasteur, 1891 Bd. 7 S. 41. Das
                              									Auftreten von Aldehyd bei der Alkoholgährung kann verursacht sein sowohl durch
                              									directe Oxydation des Alkohols mittels Luftsauerstoff, als auch durch Umlagerung des
                              									Zuckermoleküls, oder durch die Einwirkung der Hefe auf nicht zuckerartige organische
                              									Körper, wie sich solche in künstlichem und natürlichem Moste vorfinden. Die Menge
                              									des Aldehyds schwankt sehr bedeutend; im Allgemeinen sind sowohl in Weinen, wie in
                              									Branntweinen nur geringe Mengen davon vorhanden. (Nach Chemiker-Zeitung, 1893 Repertorium S. 80.)
                           Ueber eine rationelle Entfuselung macht H. Bornträger Vorschläge. Von der Ansicht ausgehend,
                              									dass das Fuselöl bei der alkoholischen Gährung seine Entstehung dem in den Schalen der
                              									Pflanzenstoffe enthaltenen Fett verdankt, schlägt er vor, das zur
                              									Spiritusfabrikation dienende Material zuerst mit einem geruchlosen Mittel, wie
                              									Methylal o. dgl., zu entfetten. (Chemisches
                                 										Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 183.)
                           Untersuchungen über die Bernsteinsäure als Product der
                                 										alkoholischen Gährung zuckerhaltiger Flüssigkeiten nebst Studien über die
                                 										quantitative Bestimmung derselben theilt Alfred
                                 										Bau im Chemischen Centralblatt, 1892 Bd. 2 S.
                              									155, mit. Nach Pasteur soll sich Bernsteinsäure und
                              									Glycerin im Verhältniss von 1 : 5 bilden. Nach Thylmann
                              									und Hilger's Versuchen ist dagegen die Menge des
                              									Glycerins von Gährungsbedingungen abhängig.
                           Der Verfasser gelangte bei seinen Versuchen zu folgenden Schlüssen: Die
                              									Bernsteinsäurebildung wird durch niedrige Temperaturen nicht verringert, während bei
                              									der Glycerinbildung dadurch eine Verringerung eintritt, auch wird erstere durch
                              									Zusatz von Nährstofflösungen nicht vermehrt, was bei der Glycerinbildung in der
                              									Regel in diesem Falle zu constatiren war. Es ist weder auf die Bildung von
                              									Bernsteinsäure, noch von Glycerin von Einfluss, ob die Gährung bei Luftabschluss
                              									oder Luftzutritt stattfindet. Durch eine energische Wirkung der Hefezellen wird im
                              									Allgemeinen eine Vermehrung der Bildung von Bernsteinsäure bewirkt. Demnach bildet
                              									sich letztere Säure, unabhängig von der Entstehung des Glycerins, als normales
                              									Product der Thätigkeit der Hefe bei der alkoholischen Gährung und aus diesem Grunde
                              									ist die von Pasteur aufgestellte Formel für die
                              									Spaltung des Zuckers in Glycerin, Bernsteinsäure, Kohlensäure und Alkohol nicht ganz
                              									einwurfsfrei.
                           Einer Arbeit über die Zusammensetzung der Wacholderbeeren und
                                 										des Wacholderbeerbranntweins, welche B. Franz
                              									in der Zeitschrift für Nahrungsmittel und Hygiene, 1892
                              									Bd. 6 S. 73, veröffentlicht, entnehmen wir folgende vollständige Analyse von
                              									mährischen Wacholderbeeren:
                           
                              
                                 Wasser
                                 35,34
                                 
                              
                                 Aetherisches Oel
                                 0,89
                                 
                              
                                 Ameisensäure
                                 1,50
                                 
                              
                                 Essigsäure
                                 0,57
                                 
                              
                                 Aepfelsäure
                                 0,43
                                 
                              
                                 Wachsähnliches Fett
                                 0,094
                                 
                              
                                 Harz im alkoholischen Extract
                                 1,33
                                 
                              
                                 Harz im ätherischen Extract
                                 8,22
                                 
                              
                                 Bitterstoff (Juniperin)
                                 0,24
                                 
                              
                                 Pectinartige Substanzen
                                 1,64
                                 
                              
                                 Invertzucker
                                 12,62
                                 
                              
                                 Rohfaser
                                 29,43
                                 
                              
                                 Proteïnsubstanzen
                                 3,47
                                 
                              
                                 Asche
                                 2,15
                                 
                              
                           Beobachtungen über die antiseptische Wirkung der
                                 										Ameisensäure theilt C. Duclaux mit.
                              									Aspergillus niger, sowie Penicillium glaucum wuchsen bei 0,8 g Ameisensäure im Liter
                              									nur sehr langsam. Bei 1,2 g war das Wachsthum ganz unterdrückt. Die Ameisensäure ist
                              									aber ein Antisepticum ganz eigener Art, das durch den in seinem Wachsthum gehemmten
                              									Pilz verbrannt wird. Nach erfolgter Verbrennung wächst der Organismus in demselben
                              									Nährsubstrat. Auch sechs Heferassen wurden geprüft und dabei gefunden, dass ein
                              									Gehalt von 0,4 g Ameisensäure im Liter die Entwickelung verzögerte, während bei 0,8
                              									g dieselbe zum Stillstand gebracht wurde. (Nach Wochenschrift für Brauerei, Bd. 10 S. 117.)
                           Ueber die Wirkung des Kupfervitriols auf die Vergährung des
                                 										Mostes von Trauben durch den Saccharomyces ellipsoideus hat P. Pichi Versuche angestellt, welche zeigten, dass ein
                              									Kupfergehalt von weniger als 1,5 mg in 100 cc ohne schädlichen Einfluss ist, während
                              									eine grössere Menge die Gährung beeinträchtigt, so dass dieselbe nur noch äusserst
                              									langsam und unvollständig verläuft, wenn der Gehalt in 100 cc Most mehr als 3 mg
                              									beträgt. Im Anschlusse hieran berichtet W. in der Wochenschrift für Brauerei, Bd. 10 S. 117, über eine
                              										Maltose, welche mit kräftiger, gesunder Hefe nicht
                              									in Gährung versetzt werden konnte und bei welcher als Grund der Unvergährbarkeit ein
                              									Gehalt von 0,0027 Proc. Kupfer ermittelt wurde, nach dessen Entfernung die Maltose
                              									vollständig vergohr.
                           Ein Verfahren zur Erzeugung von Presshefe aus Melasse
                              									ist G. Franke und O. E.
                                 										Nycander in Berlin vom 18. Juni 1892 ab patentirt.
                           Dasselbe gründet sich auf die Beobachtung, dass Melasse, sowie Syrup und Zuckersäfte
                              									aller Art, bei welchen die dunkle Farbe bisher die Verarbeitung zur Erzeugung von
                              									Presshefe unmöglich machte, unter geeigneten Verhältnissen durch Milchsäure sich
                              									bleichen und auch in Hinsicht ihres Geruches fehlerfrei machen lassen. Aus 100 k
                              									Melasse, unter Zusatz von Malzkeimen, Lupinen, Roggen, Kleie oder anderen
                              									proteinhaltigen Stoffen, lassen sich nach diesem Verfahren 20 bis 22 Proc. Hefe und
                              									15 bis 16 1 Spiritus gewinnen, und da das Verfahren höchst einfach ist und nur
                              									Melasse und billige Proteinstoffe, aber kein Getreide erfordert, so wird sich
                              									dasselbe auch in Deutschland mit Vortheil einführen lassen. Nach demselben sollen
                              									die dunkelsten Melassen helle Hefen von guter Beschaffenheit geben. (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1893 Bd. 16 S.
                              									70.)
                           
                              Morgen.