| Titel: | Neuerungen in der Technik der Glasindustrie. | 
| Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 30 | 
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                        Neuerungen in der Technik der
                           								Glasindustrie.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 290 * S.
                           								172.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Technik der Glasindustrie.
                        
                     
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Glasplatten mit Ueberzügen von
                                 										Drahtgeweben. Bei dem in jüngster Zeit bekannt gewordenen Drahtglase, bei
                              									welchem ein Drahtgewebe in die Glasmasse eingebettet wird, hat sich der Uebelstand
                              									bemerkbar gemacht, dass derartige Platten in Folge der verschiedenen Ausdehnung von
                              									Metall und Glas Sprünge bekommen, und schliesslich Glasstücke abspringen. Um dies
                              									unmöglich zu machen, legt Karl Koch in Hohenlimburg
                              									(Elsey) das Drahtgeflecht ausserhalb der Glasmasse und bewirkt die Verbindung des
                              									Metalles mit dem Glase durch einen dritten lichtdurchlässigen Körper, mittels dessen
                              									die Drahtgewebe auf der Glasplatte befestigt werden. Derselbe besteht in der
                              									Hauptsache aus Leinöl, welches verdickt und nöthigenfalls mit Harzen versetzt wird.
                              									In eine derartige Lösung wird das Drahtgewebe getaucht und auf die Glasplatte
                              									gepresst, auf welcher es nach dem Trocknen sehr fest anhaftet. Man kann in dieser
                              									Weise eine oder beide Seiten der Tafeln mit Drahtgewebeüberzug versehen. Statt
                              									Drahtgewebe können auch durchlochte Bleche benutzt werden (D. R. P. Kl. 32 Nr. 65568
                              									vom 11. Mai 1892).
                           Verfahren zur Herstellung von Glasstangen. Die
                              									vorzugsweise zur Lampenglasbläserei und Glasknopfdrückerei verwendeten Glasstangen
                              									werden bislang durch Ausziehen heisser Glasmasse hergestellt. Dieses Verfahren hat
                              									den Uebelstand, dass sich nur geringe Längen in einem Zuge ausziehen lassen, und
                              									dass die Glasausnutzung der Abfallenden wegen eine mangelhafte ist. Ausserdem
                              									gestattet dieses Verfahren auch nur das Ausziehen runder Glasstangen, während für
                              									manche Zwecke auch flache Formen verlangt werden.
                           Das von Paul Sievert in Dohlen bei Dresden erfundene
                              									Verfahren (D. R. P. Kl. 32 Nr. 70228 vom 1. November 1892) gestattet die
                              									Herstellung beliebig langer Glasstangen jeden Querschnittes bei fast vollkommener
                              									Ausnutzung des Glases. Dasselbe besteht darin, dass auf einen Walztisch b (Fig. 1), dessen
                              									Oberfläche mit parallelen Längsrinnen, welche die Hälfte der den Glasstangen zu
                              									gebenden Form bilden, versehen ist, flüssige Glasmasse gegossen und sodann durch
                              									eine Walze a, in deren Umfläche die andere Hälfte der
                              									den Glasstangen zu gebenden Form eingelassen ist, ausgewalzt wird, wobei die
                              									scharfen Ränder der Walze durch eine geeignete Führung auf die gleichfalls scharfen
                              									Rinnenränder des Walztisches auftreffen und hierdurch die Glasmasse in ebenso viel
                              									einzelne Glasstangen, als Rinnen vorgesehen sind, zerschneiden. Die Glasstangen
                              									werden, sobald sie genügend erstarrt sind, vom Walztisch abgehoben und in den
                              									Kühlofen geschafft. Um nicht jede Stange für sich in denselben schaffen zu müssen,
                              									empfiehlt es sich, die Glasstangen an einzelnen Punkten zusammenhängen zu lassen,
                              									was dadurch bewirkt werden kann, dass die Ränder der Rinnen an bestimmten Stellen
                              									kleine Vertiefungen erhalten.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 30Fig. 1.Walze für Glasstangen. Das Auswalzen kann auch zwischen zwei mit Rinnen versehenen Walzen
                              									geschehen. Die heisse Glasmasse wird dann zwischen die beiden Walzen gegossen; die
                              									fertig geformten Glasstangen treten hierbei unter den Walzen einzeln oder im
                              									Zusammenhang heraus und werden auf eine gerade Fläche zum Ausrichten gebracht.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 30Presse für Gasisolatorengewinde.Fig. 2. Anfangstellung; Fig. 3.
                                    											Anfangstellung um 90° verdreht; Fig. 4. Mittelstellung; Fig. 5.
                                    											Mittelstellung um 90° verdreht; Fig. 6. Einstellung beim Niedergang.Presse zum Formen von Gewinden in Glasisolatoren u.
                                 										dgl. von Lawrence Brickett Gray in Boston. Von
                              									Wichtigkeit ist an dieser Presse die Einrichtung des das Gewinde bildenden Stempels,
                              									welcher nach der Herstellung des ersteren aus dem Porzellan-, Glas- u.s.w.
                              									Gegenstand herausgenommen werden kann, ohne das erzeugte Gewinde zu verletzen. Der
                              									Stempel besteht aus zwei Backenpaaren DD1 (Fig. 2 bis 6) und EE1, deren unterer Theil mit Gewinde versehen und von
                              									solcher Form ist, dass die vier Backen in ihrer Endstellung (Fig. 6) während des
                              									Pressvorganges eine Schraubenspindel bilden. Jedes der beiden Backenpaare führt dieselben Bewegungen
                              									aus. Das eine Backenpaar EE1 ist verschiebbar in dem Gehäuse A gelagert
                              									und kann durch ein konisches Gleitstück C aus einander
                              									gespreizt werden. Das andere Paar DD1 ist hingegen an dem Gleitstück C befestigt, welches seinerseits an die Kolbenstange
                              										k der Presse angeschlossen ist. Die Abwärtsbewegung
                              									derselben veranlasst, dass das erste Backenpaar EE1 in die mit Gewinde auszustattende Glas- u.s.w.
                              									Masse eintritt, ohne jedoch zunächst aus einander gespreizt zu werden (Fig. 2 und 3). Diese spreizende
                              									Bewegung wird vielmehr erst beim weiteren Niedergange der Kolbenstange k durch das an derselben befestigte, mit zwei konischen
                              									Flächen versehene Gleitstück C verursacht (Fig. 4 und 5), welche die beiden
                              									Backen EE1 aus einander
                              									und in die plastische Masse eintreiben. Die Abwärtsbewegung der Stange k, des Gleitstückes C und
                              									des zweiten Backenpaares DD1 wird so lange fortgesetzt, bis letztere in gleicher Höhe mit dem ersten
                              									Paare EE1 stehen,
                              									worauf durch ein weiteres Vorschieben der Stange k und
                              									des Gleitstückes C auch das zweite Backenpaar aus
                              									einander gespreizt wird, so dass jetzt die beiden Backenpaare ein vollständiges
                              									Gewinde in der plastischen Masse erzeugen (Fig. 6). Sollen die
                              									beiden Backenpaare wieder entfernt werden, so wird die Stange k in umgekehrter Richtung (nach oben bewegt), wodurch
                              									zunächst das Gleitstück C so weit gehoben wird, dass
                              									das Backenpaar DD1
                              									wieder zusammengeht und nunmehr beim Weitergange des Gleitstückes gleichfalls
                              									gehoben werden kann, ohne das erzeugte, noch weiche Gewinde zu zerstören. Hiernach
                              									klappen auch die beiden Backen EE1 zusammen und können sammt dem Gehäuse A gleichfalls ohne Schaden aus der plastischen Masse
                              									gehoben werden (D. R. P. Kl. 32 Nr. 65491 vom 10. November 1891).
                           Um gepressten oder geblasenen Glasgegenständen eine glatte Oberfläche und erhöhten
                              									Glanz zu geben, hat sich die Firma Junkert und
                                 										Engelsrath in Turn bei Teplitz ein Verfahren patentiren lassen, wonach die
                              									zur Verwendung gelangenden Metallformen vor der Benutzung auf ihrer Innenfläche mit
                              									einer Russchicht überzogen werden. Es wird dadurch eine directe Berührung der
                              									heissen Glasmasse mit dem Metall vermieden. Der Russ soll nicht nur nicht
                              									nachtheilig auf die Beschaffenheit des Glases einwirken, sondern demselben im
                              									Gegentheil eine schöne glatte Oberfläche ohne Risse oder Sprünge und einen
                              									hervorragenden Glanz ertheilen (D. R. P. Kl. 32 Nr. 64408 vom 3. October 1891).
                           Presse zur Herstellung von Glashohlkörpern mit
                                 										Muttergewinde. Die Erzeugung eines äusseren Gewindes auf Glasgegenstände
                              									bietet bekanntlich keine besonderen Schwierigkeiten, wohl aber die Herstellung von
                              									innerem oder Muttergewinde, und zwar deshalb, weil hierbei der mit äusserem Gewinde
                              									versehene Stempel, welcher in die plastische Glasmasse eingedrückt wird und so das
                              									Gewinde erzeugt, aus der Glasmasse wieder herausgeschraubt werden muss, bevor das
                              									abkühlende Glas sich fest um denselben schliesst. Dies ist der Grund, weshalb man
                              									bis jetzt meistens Glasflaschen und Büchsen mit äusserem Gewinde versieht und durch
                              									eine mit Innengewinde ausgestattete Metallkapsel schliesst.
                           Bei der neuen Presse von Friedrich Grotjahn in Radeberg
                              									findet zwar auch nach der Bildung des Gewindes ein Herausschrauben des Stempels
                              									statt, aber durch besondere Einrichtungen wird erreicht, dass bei diesem
                              									Herausschrauben der Stempel nicht wie gewöhnlich in der noch plastischen Glasmasse
                              									geführt wird, wodurch Deformationen des noch weichen Glasgewindes in Folge des
                              									Gewichtes des Stempels nothwendiger Weise eintreten müssen, sondern in einer
                              									besonderen Mutter, welche somit das Gewicht des Stempels aufnimmt.
                           a (Fig. 7) ist der mit
                              									Aussengewinde versehene Stempel, b eine Form, in welche
                              									derselbe beim Niedergehen eintritt, nachdem vorher flüssige Glasmasse eingefüllt
                              									worden ist. Die den Stempel a tragende Spindel ist zu
                              									einer Schraube d ausgebildet, deren Ganghöhe derjenigen
                              									des Stempelgewindes gleich sein muss, weil beim Herausschrauben des Stempels a aus dem fertig gepressten Glasgewinde die die
                              									Schraube d tragende Mutter e das Gewicht des Stempels und der Spindel d
                              									aufnehmen muss. Die Mutter e, welche in dem Querriegel
                              										f senkrecht verschoben werden kann, wird von einem
                              									Gehänge getragen, welches aus den Querstangen s und s1 und den beiden
                              									Schraubenbolzen t und t1 besteht. Dasselbe ist an der verstellbaren
                              									Presstange m befestigt und kann zugleich mit dieser
                              									durch den auf der Welle q sitzenden Handhebel r, die beiden Excenter p
                              									und die Zugstangen oo auf und nieder bewegt werden.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 31Fig. 7.Glaspresse von Grotjahn. Die den Stempel a tragende Schraubenspindel
                              										d verlängert sich in die mit Nuth ausgestattete
                              									Welle k, welche durch den an den Gleitstangen h befestigten Querriegel g
                              									hindurchgeht. In dem Querriegel g ist das Handrad i drehbar gelagert. Durch die Drehung desselben wird
                              									die mit Nuth versehene Welle k, sowie die Spindel d und Stempel a
                              									gleichfalls gedreht und dadurch in der nicht drehbaren Mutter e höher oder tiefer geschraubt. Hieraus ist
                              									ersichtlich, dass der Stempel a durch die Presstange
                              										m niedergepresst und gehoben, ausserdem aber
                              									unabhängig von der Presstangenbewegung durch das Handrad i hoch oder tief eingestellt werden kann.
                           Der Betrieb der Presse ist folgender:
                           Nach dem Eingiessen von Glasmasse in die Form b wird
                              									durch das Stellrad i der Stempel a in die Tiefstellung niedergeschraubt, wobei, da der
                              									Presskopf n zunächst noch hoch bleibt, zwischen der
                              									Presstange m und der Welle k
                              									ein Zwischenraum
                              									entsteht. Sodann wird durch den Handhebel r der
                              									Presskopf n mit Stange m
                              									so weit niedergedrückt, dass durch Auftreffen der Stange m auf Welle k der Stempel a in die Form b
                              									eingedrückt wird und die Glaskapsel mit innerem Gewinde bildet. Ist die Glasmasse
                              									genügend erhärtet, so wird der Handhebel r so weit
                              									zurückgedreht, dass die Presstange m und die Bolzen tt1 hochgehen und die
                              									Querstange s1 die
                              									Matter e gerade berührt. Hierdurch entsteht wieder der
                              									nöthige Zwischenraum zwischen der Stange m und der
                              									Welle k, so dass nunmehr das Handrad i mit der Spindel d derart
                              									gedreht werden kann, dass der Stempel a aus der
                              									Glasmasse herausgeschraubt wird. Da bei diesem durch Drehen bewirkten Anheben die
                              									feststehende Mutter e das ganze Gewicht der Spindel d und des Stempels a zu
                              									tragen hat, so übt das Gewinde des letzteren auf das gebildete noch weiche
                              									Innengewinde des Glaskörpers keinen nachtheiligen Druck aus und beeinträchtigt
                              									deshalb die Form des Innengewindes in keiner Weise. Es empfiehlt sich, dem mit
                              									Innengewinde herzustellenden Glaskörper äusserlich eine eckige oder etwas unrunde
                              									Form zu geben, damit hierdurch beim Herausschrauben des Stempels a ein Drehen des Glaskörpers in der Form b unmöglich gemacht wird (D. R. P. Kl. 32 Nr. 64185 vom
                              									21. Juni 1891).
                           Textabbildung Bd. 292, S. 32Glaspresse von Pitt.Glaspresse von Henry Harley
                                 										Pitt in Low Fell Gateshead (Tyne, Grafschaft Durham). Diese Presse zeichnet
                              									sich dadurch vor anderen aus, dass ein grosser Theil derjenigen Arbeit, welche
                              									bisher von Hand verrichtet werden musste, durch die Presse selbst ausgeführt wird.
                              									Die Presse (Fig. 8 und
                              										9) besitzt einen
                              									Arbeitstisch A, auf welchem eine Anzahl (im
                              									vorliegenden Falle sechs) Formen B angeordnet sind. Der
                              									Tisch A ist auf einem drehbaren Zapfen a, der im oberen Theile des Gestelles C gelagert ist, befestigt. Die absatzweise Drehbewegung
                              									– bei sechs Formen nach jedem Pressvorgang ⅙ Kreisumfang, so dass jedesmal eine
                              									andere abgekühlte Form zur Verwendung kommt – wird dem Arbeitstisch A durch ein auf den Zapfen a aufgekeiltes Sperrad ertheilt, in welches eine von der Welle e hin und her bewegte Sperrklinke eingreift. Zum
                              									Betriebe dient der durch Cylinder M angedeutete Motor,
                              									welcher mittels Zugstange die Kurbelwelle k und durch
                              									Zahnradübertragung auch die Welle e in Drehung
                              									versetzt.
                           In ähnlicher Weise, wie die Formen B, sind auch mehrere
                              									Stempel G auf einer drehbaren Platte g befestigt, welche an der senkrechten Welle p sitzt. Die nach jedem Pressvorgange stattfindende
                              									Drehung um den Abstand eines Stempels vom anderen wird gleichfalls selbsthätig durch
                              									die Presse bewirkt. Auf der Achse e sind nämlich zwei
                              									Kurbeln K befestigt, welche mittels der Zugstangen z die Kolbenstange H auf
                              									und nieder bewegen. Diese letztere hat den Zweck, die an der Platte g federnd angebrachten Stempel G in die zugehörige Form niederzudrücken, andererseits aber die Drehung
                              									der die Stempel tragenden Scheibe g zu bewirken. Dies
                              									geschieht bei jedem Hochgange der Stange H. Dieselbe
                              									greift nämlich mit einem festen Ansatz s in eine
                              									Spiralnuth der Welle p und dreht diese dadurch um einen
                              									bestimmten Betrag, so dass nach jedem Pressvorgang stets ein neuer Stempel über die
                              									gleichfalls neue Form zu stehen kommt. Es lassen sich demnach mit dieser Presse in
                              									kurzer Aufeinanderfolge ohne irgend eine Auswechselung von Formen oder Stempeln
                              									Glasgegenstände von verschiedenartiger Form herstellen, wobei, da sowohl jede Form
                              									als auch jeder Stempel erst nach gewissen Zwischenräumen wieder zur Verwendung
                              									kommt, eine Ueberhitzung dieser Theile ausgeschlossen ist (D. R. P. Kl. 32 Nr. 71671
                              									vom 22. Juli 1892).
                           Dampfpresse mit selbsthätiger elektrischer Umsteuerung
                              									von M. und E. Hirsch in Radeberg i. S. Diese
                              									Glaspresse, welche zur Herstellung von Hohlglasgegenständen dient, kennzeichnet sich
                              									im Wesentlichen dadurch, dass der Presstempel durch einen durch Dampf betriebenen
                              									Kolben auf und nieder bewegt wird, wobei die Umsteuerung des die Dampfzuleitung
                              									regulirenden Kolbenschiebers selbsthätig durch zwei elektrische Stromkreise bewirkt
                              									wird; von diesen wird der eine in dem Augenblick, wo eine frisch mit Glas gefüllte
                              									Pressform unter den Presstempel geschoben wird, geschlossen; wodurch ein in den
                              									Stromkreis eingeschaltetes Solenoid einen mit dem Dampfschieber verbundenen
                              									Eisenkern anzieht. Die obere Dampfeinströmöffnung wird hierdurch frei, und der
                              									Kolben sammt Kolbenstange und Presstempel werden niederbewegt. Im Augenblick des
                              									Fertigpressens wird selbsthätig ein zweiter Stromkreis geschlossen; ein in diesen
                              									eingeschaltetes stärkeres Solenoid zieht den vorerwähnten Eisenkern sammt
                              									Kolbenschieber nach oben, so dass nach Freiwerden der unteren Dampfeinlassöffnung
                              									der Kolben nebst Presstempel gehoben werden.
                           Die Fig. 10 und 11 veranschaulichen eine
                              									derartige Presse mit elektrischer Umsteuerung, a ist
                              									die auf dem Arbeitstisch A in einer Führung
                              									verschiebbare Pressform, b der an der Kolbenstange c befestigte Presstempel, d der Dampfcylinder, welchem aus dem Schieberkasten e durch Bewegung des Kolbenschiebers f Dampf zugeführt wird. Der Kolbenschieber f ist durch den Doppelhebel g mit dem Eisenkerne h verbunden, welch
                              									letzterer mit seinen beiden Enden in die beiden in zwei verschiedene Stromkreise
                              									eingeschaltete Solenoide i und i1 hineinragt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 292, S. 33
                              Glaspresse von Hirsch.
                              
                           Beim Betriebe wird die Pressform a vorgezogen, mit einer genügenden Menge flüssigen Glases gefüllt und
                              									sodann in ihre frühere Stellung unter den angehobenen Presstempel b zurückgeschoben. Hierbei wird ein Stift k, welcher an seinem anderen Ende einen isolirten
                              									Contact l trägt, so weit zurückgeschoben, dass er auf
                              									einen zweiten Contact l1 auftrifft, in Folge dessen der Stromkreis 3,
                                 										4 geschlossen wird, welcher mit einer geeigneten elektrischen Stromquelle
                              									in Verbindung steht. In diesen ist das obere Solenoid i
                              									eingeschaltet. Der in dem Solenoid i erregte Strom
                              									zieht den vorerwähnten Eisenkern h nach oben; hierdurch
                              									bewegt sich der Kolbenschieber f nach unten, die obere
                              									Dampfeinlassöffnung zum Cylinder wird frei, und der über den Kolben tretende Dampf
                              									treibt diesen nebst Kolbenstange und Presstempel nach unten. Letzterer dringt in die
                              									plastische Glasmasse der Form a ein, so dass diese in
                              									der Form hochsteigt. Hierbei trifft sie schliesslich auf den in die Pressform
                              									eingesetzten Einsatz a1, welcher für gewöhnlich mit seinem Flansch
                              									auf der oberen Fläche der Form aufruht, jetzt aber durch das aufsteigende, keinen
                              									anderen Ausweg habende Glas angehoben und gegen eine durch Excenter
                              									einstellbare Platte m gedrückt wird. Diese Platte hat
                              									zwei Ansätze n, in welche ein bei o drehbarer Doppelhebel p
                              									mit einer Gabel eingreift. Das andere Hebelende trägt einen durch Ebonit isolirten
                              									Contact q. Durch die aufsteigende Bewegung des
                              									Einsatzes a1 wird die
                              									Platte m und damit das gabelförmige Ende des Hebels p angehoben, der Contact q
                              									auf q1 niedergedrückt
                              									und hierdurch ein zweiter Stromkreis 1, 2 geschlossen.
                              									In diesen ist das zweite Solenoid i1 eingeschaltet. Dieses übt in Folge einer grösseren
                              									Anzahl von Drahtwindungen eine grössere Anziehungskraft auf den Eisenkern h aus und veranlasst ihn, sich abwärts zu bewegen. Der
                              									aufwärts gezogene Kolbenschieber legt die untere Dampfeinströmöffnung frei und
                              									stellt gleichzeitig die Verbindung der oberen Dampfeinlassöffnung mit dem
                              									Dampfauslassrohr her, so dass sich der Kolben nach oben bewegen kann. Sobald der
                              									Stempel aus der Form getreten ist, wird diese vorgezogen, wodurch beide Stromkreise
                              									geöffnet werden, geöffnet und entleert, sodann geschlossen, von Neuem mit Glasmasse
                              									gefüllt und zurückgeschoben. Es beginnt nun dasselbe Spiel wie vorhin. Sollte nicht
                              									genügend Glasmasse in die Form gegossen sein, wodurch beim Fertigpressen das Glas
                              									den Einsatz a1 nicht
                              									erreichen und den Stromschluss 1, 2 bewirken würde, so
                              									benutzt der die Presse bedienende Arbeiter einen in den Stromkreis 1, 2 eingeschalteten Handcontact, welcher durch den
                              									Draht 5 mit der Elektricitätsquelle verbunden ist.
                           Um den Presstempel b sowohl bei seinem Austritt aus der
                              									Pressform, als auch noch bei seinem nächsten Niedergang abzukühlen, ist eine
                              									einstellbare Kühlvorrichtung r vorgesehen, welche an
                              									ihrem oberen Ende mit einem ringförmigen Luftzuführungsrohr s versehen ist. Aus diesem trifft der kühlende Luftstrom durch
                              									jalousieartige Wände t in schräger Richtung gegen den
                              									Presstempel und schützt ihn vor Ueberhitzung (D. R. P. Kl. 32 Nr. 70488 vom 15.
                              									September 1892).
                           Textabbildung Bd. 292, S. 33Glasformmaschine von Bardez.Vorrichtung zum selbsthätigen Oeffnen und Kühlen von
                                 										Glasformen von Frankinet Bardez in
                              									Maschinner-Zone (Belgien). Bei Benutzung derselben wird ein Gehilfe gespart; welchen
                              									der Glasbläser zum Schliessen, Oeffnen und Kühlen seiner Formen nöthig hat. Die auf
                              									dem auf und nieder bewegbaren Tische A gelagerte
                              									aufklappbare Form F befindet sich für gewöhnlich in dem
                              									mit Wasser gefüllten Kasten B. Tritt aber der
                              									Glasbläser das Trittbrett K nieder, so werden durch
                              									Hebelübertragung Tisch und Form gehoben. Das Gegengewicht M ist derartig gewählt, dass es nur eines geringen Druckes bedarf, beide
                              									zu heben. Durch Niederdrücken des gleichfalls für gewöhnlich in Folge des
                              									Gegengewichtes Y hochstehenden Trittbrettes V findet ein Schliessen der aus zwei Hälften
                              									bestehenden Form F statt. Die eine Formenhälfte führt
                              									sich in einer auf der verschiebbaren Stange Q
                              									befestigten Schleife 8. Die Stange Q wird beim Niederdrücken des Trittbrettes durch den
                              									doppelarmigen Hebel P nach rechts verschoben, wodurch
                              									die linke Formenhälfte in ihre Verschlusstellung gebracht wird. Die rechte
                              									Formenhälfte wird für gewöhnlich durch das gegen die Gleitstange U drückende Gegengewicht Z
                              									in Verschlusstellung gehalten. Nachdem die Gleitstange Q so weit durch den Hebel P vorgeschoben ist,
                              									dass die Form geschlossen wird, drückt auch gleichzeitig der andere Arm des Hebels
                              										P gegen den an der Stange U befindlichen Ansatz G, so dass beide
                              									Formenhälften im gegebenen Augenblick fest auf einander gepresst werden. Entfernt
                              									der Glasbläser seinen Fuss von dem Trittbrett V, so
                              									wird die Form selbsthätig durch das Gegengewicht Y
                              									wieder geöffnet. Hierbei trifft der Hebel P gegen den
                              									nur nach der linken Seite beweglichen Daumen X und
                              									schiebt die Stange U zurück, so dass auch die zweite
                              									Formenhälfte verschoben wird, und der fertige Glasgegenstand aus der weit geöffneten
                              									Form herausgenommen werden kann. Dann schiebt das Gegengewicht Z die Gleitstange U wieder
                              									in die Verschlusstellung zurück (D. R. P. Kl. 32 Nr. 65591 vom 26. November
                              									1891).
                           Textabbildung Bd. 292, S. 34Pressen gehenkelter Gefässe von Widmer.Verfahren, bauchige und gehenkelte Gefässe theilweise durch
                                 										Pressung, theilweise durch Blasen herzustellen von Jacob Adolf Widmer in Berlin und Firma Noelle und
                                 										v. Campe in Glashütte Brückfeld a. d. Weser. Den Gefässen wird zunächst
                              									mittels einer Glaspresse eine Form gegeben, wie Fig. 14 sie zeigt. Der
                              									Körper a besitzt eine nach unten verjüngte Form, so
                              									dass der Presstempel leicht entfernt werden kann. Der gerippte Rand c und der Henkel b sind
                              									ebenfalls in der getheilten Form durch Pressung in bekannter Weise hergestellt,
                              									jedoch hat das Ende des Henkels b noch keine Verbindung
                              									mit dem Körper a. Der noch heisse Glaskörper wird
                              									sodann in eine zweite, gleichfalls getheilte Form gebracht, welche der in Fig. 15 dargestellten
                              									Form entspricht, so dass also allein der Körper a die
                              									Wandungen dieser Form nicht berührt. Bläst man nun in bekannter Weise Luft ein, so
                              									wird der Körper a geweitet, so dass er sich ebenfalls
                              									an die Form anschmiegt und hierbei auch das Ende des Henkels b berührt und mit demselben verschweisst (D. R. P. Kl. 32 Nr. 64498 vom 2.
                              									September 1891).
                           Press- und Blasform von Jacob
                                 										Adolf Widmer in Berlin und Firma Noelle und v.
                                 										Campe in Glashütte Brückfeld a. d. Weser. Diese Form dient dazu, bauchige
                              									Gefässe mit Aussengewinde herzustellen. Dieselbe besteht aus dem mit Muttergewinde
                              									versehenen Obertheil a (Fig. 16 und 17), welcher frei auf
                              									seinem Untertheil b ruht und davon abgehoben und auf
                              									den zweiten Untertheil b1 aufgesetzt werden kann, ohne geöffnet werden zu müssen. Die Herstellung
                              									von bauchigen Glasgefässen verläuft in folgender Weise: Der Obertheil a wird auf den Untertheil b aufgesetzt und nach Eingiessen einer genügenden Menge flüssigen Glases
                              									ein sich nach unten verjüngender Presstempel eingeführt, welcher dem Glase die
                              									Gestalt g ertheilt. Nach genügendem Erstarren des
                              									flüssigen Glaskörpers wird dieser in dem Muttergewinde des Obertheiles a hängend von dem Untertheil b abgehoben und auf den Untertheil b1 aufgesetzt. Dieser besitzt einen mit feinen
                              									Oeffnungen versehenen Boden h, durch welchen mittels
                              									einer Luftpumpe durch das Rohr k die zwischen den
                              									Wänden des Untertheiles und dem heissen Glaskörper befindliche Luft abgesaugt wird,
                              									in Folge dessen sich das noch plastische Glas überall an die Wände des Untertheiles
                              										b1 anlegt. Es ist
                              									jetzt nur noch nöthig, durch Drehung der Excenter e die
                              									Backen c in das äussere Gewinde f des Obertheiles a zu drücken und dann durch
                              									Umdrehen den Obertheil a von dem fertigen Glasgefäss
                              									abzuschrauben. Hierbei ist, da die Backen c das Gewicht
                              									des Obertheiles tragen, eine Deformation des Glasgewindes nicht zu befürchten (D. R.
                              									P. Kl. 32 Nr. 66918 vom 15. November 1891).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 292, S. 34
                              Press- und Blasform von Widmer.
                              
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)