| Titel: | Die Löslichkeit dunkler Mineralschmieröle in Petroleumbenzin. | 
| Autor: | D. Holde | 
| Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 70 | 
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                        Die Löslichkeit dunkler Mineralschmieröle in
                           								Petroleumbenzin.
                        Von Dr. D.
                                 								Holde.
                        Die Löslichkeit dunkler Mineralschmieröle in
                           								Petroleumbenzin.
                        
                     
                        
                           In einer früheren Veröffentlichung der königlichen mechanisch-technischen
                              									Versuchsanstalt zu CharlottenburgMittheilungen aus den königl. technischen
                                             												Versuchsanstalten, 1890 S. 311. war gezeigt worden, dass
                              									dunkle deutsche Mineralschmieröle beim Behandeln mit Petroleumbenzin vom
                              									specifischen Gewicht 0,71 flockige braune Niederschläge gaben, welche sich in Benzol
                              									lösten und sich schliesslich als den Oelen eigenthümliche, wahrscheinlich vom Rohöl
                              									herrührende Asphaltbestandtheile charakterisirten.
                           Neuere Beobachtungen liessen erkennen, dass das specifische Gewicht bezieh. die
                              									Siedegrenze des Benzins die Löslichkeit der Asphaltstoffe sehr beeinflussen und zwar
                              									in der Weise, dass mit steigenden Siedegrenzen des Benzins die Löslichkeit der
                              									Asphaltstoffe zunimmt. Dieses Ergebniss war deshalb von besonderem Interesse, weil
                              									schon die früheren Versuche über die Löslichkeit der Asphaltstoffe in Erdöl und
                              									hellen Mineralschmierölen, also in den höchst siedenden Theilen des Erdöls, auf die
                              									Möglichkeit hingewiesen hatten, dass die betreffenden Asphaltstoffe, wenigstens zum
                              									Theil, in gelöster Form in den ursprünglichen Oelen vorkommen. Fernerhin
                              									beanspruchen diese Versuche darum ein weiteres Interesse, weil seitens der Eisenbahnen bestimmte Vorschriften über die Löslichkeit
                              									in Benzin für die Lieferung der Mineralschmieröle gegeben sind.
                           Bei den Untersuchungen der Löslichkeit der Oele in verschiedenen Benzinen wurde
                              									auch auf die Zeitdauer Rücksicht genommen, innerhalb welcher die
                              									Asphaltniederschläge niederfielen, da ohne Berücksichtigung dieses Umstandes leicht
                              									falsche Schlüsse in Bezug auf die Gegenwart von Asphaltstoffen gezogen werden
                              									können. Bei einigen Oelen, welche beim Schütteln mit Benzin anfänglich anscheinend
                              									klare Lösungen gaben, zeigten sich beim 10 Minuten langen Stehen der Benzinlösung
                              									schon starke Trübungen, von ausgeschiedenen Asphaltstoffen herrührend. Bei anderen
                              									Oelen, deren Lösungen in Benzin nach mehrstündigem Stehen noch klar waren, zeigten
                              									sich nach 1- bis 2tägigem Stehen starke Abscheidungen. Im Allgemeinen lässt sich
                              									sagen, dass die mit den Benzinen erhaltenen Niederschläge um so eher hervorgerufen
                              									werden, je reicher die Oele an Asphalt sind. Sämmtliche Benzinlösungen
                              									asphalthaltiger dunkler Oele sind nach dem Niederfallen der Asphaltabscheidungen
                              									bedeutend heller gefärbt als vorher, ein Umstand, welcher auf das ausserordentliche
                              									Färbevermögen der Asphaltstoffe hinweist.
                           Es wurden nun die aus verschiedenen dunklen Mineralschmierölen durch Benzin
                              									abscheidbaren Asphaltmengen ihrer Menge nach verglichen. Ausserdem wurde auf die
                              									praktisch wichtige Frage, ob die feinen Asphalttheilchen in den dunklen Oelen nur
                              									gelöst oder auch suspendirt vorkommen, durch gleichzeitige Untersuchung filtrirter
                              									und nicht filtrirter Oele mit je gleichen Benzinsorten Rücksicht genommen. Zu diesem
                              									Zweck wurden auch jene tiefschwarzen Elsässer Schmieröle, welche ihres hohen
                              									Paraffingehaltes wegen zu Eisenbahnzwecken nicht Verwendung finden, welche aber in
                              									dünner Schicht dunkle feste Theilchen zeigten und daher am ehesten die Möglichkeit
                              									boten, Asphalttheilchen suspendirt zu enthalten, in den Kreis der Untersuchungen
                              									gezogen.
                           Die Ergebnisse dieser Versuche lassen sich, wie folgt, zusammenfassen:
                           Die russischen dunklen Producte, die sich gegenüber den Elsässer Oelen durch hellere
                              									Farbe, gegenüber den Oelheimer Producten durch weniger intensiven Geruch
                              									auszeichnen, geben mit ganz leicht (bis 50°) siedendem Benzin gar keine oder kaum
                              									messbare Niederschläge von Asphalt. Sämmtliche Oelheimer Producte und
                              									Submissionsöle, welche, ihrem günstigen Verhalten in der Kälte nach zu urtheilen,
                              									aus Mischungen deutscher und russischer Oele bestehen dürften, zeigten
                              									Asphaltgehalte von 1,1 bis 2,3 Proc. bestimmt mit bis 50° siedendem Benzin, während
                              									Elsässer Producte 5 bis 6 Proc. auf die gleiche Weise bestimmten Asphalt
                              									enthielten.
                           Dieses Verhältniss bezüglich des Asphaltreichthums der verschiedenen Mineralöle
                              									entspricht den Beobachtungen, welche EnglerVerhandlungen des Vereins für
                                          													Gewerbefleiss, 1887, Die deutschen
                                          													Erdöle, S. 694. bei Feststellung des
                              									Koksrückstandes von Mineralschmierölen verschiedener Herkunft gemacht hat.
                           Ferner ergaben sich bei allen, auch den asphaltreichen Elsässer Oelen, in den
                              									filtrirten wie den nicht filtrirten Producten je gleiche Asphaltmengen, so dass im
                              									Allgemeinen ein gelöster Zustand der Asphaltstoffe in den dunklen Mineralschmierölen
                              									anzunehmen ist. Die feinen festen Theilchen, welche man bei den dunklen Schmierölen
                              									vielfach in dünner Schicht zu beobachten Gelegenheit hat, dürften demnach nur von
                              									Paraffintheilchen und nicht von Asphaltstoffen herrühren. Während der Asphalt, im
                              									trockenen Zustand fein pulverisirt, dunkelbraun aussieht, hat er, aus der
                              									Benzollösung abgedampft, ein glänzendes pechschwarzes Aussehen.
                           Um mit einem beliebigen Petroleumbenzin die grösstmögliche Menge Asphalt
                              									abzuscheiden, wie es ja bei den vergleichenden Bestimmungen erforderlich war, muss
                              									man möglichst viel Benzin, bei asphaltreichen Oelen etwa für 1 cc Oel 150 cc Benzin,
                              									anwenden. Im Uebrigen kann als Maasstab für genügenden Benzinzusatz gelten, dass die
                              									Lösungen nach dem Niederfallen des Asphaltniederschlages in etwa 10 cm dicker
                              									Schicht klar und braungelb bis höchstens hellbraun erscheinen, Wendet man zu wenig
                              									Benzin an, so bleibt Asphalt in Lösung.
                           Die gewonnenen neueren Erfahrungen liessen schliesslich die folgende Modifikation der
                              									früheren gewichtsanalytischen BestimmungMittheilungen aus den königl. technischen
                                       												Versuchsanstalten, 1890 S. 311. des Asphalts als
                              									geeignet erscheinen (diese Modifikation wurde daher allen hier erwähnten
                              									gewichtsanalytischen Bestimmungen zu Grunde gelegt):
                           Eine abgewogene Menge Oel (1,5 bis 3 g) wurde in einer 1-l-Glasflasche aus farblosem
                              									Glase mit etwa 300 bis 500 cc Benzin versetzt und tüchtig geschüttelt. Bei
                              									asphaltarmen Oelen wurde mehr Oel, 5 bis 20ccm, angewandt. Nach wenigstens
                              									eintägigem Stehen, wenn sich der grösste Theil des Niederschlages abgesetzt hatte,
                              									wurde zunächst der Haupttheil der Lösung durch ein kleines Faltenfilter decantirt.
                              									Dann wurde die Hauptmenge des Niederschlages auf das Filter gebracht und unter
                              									Nachspülung der Flasche mit reinem Benzin so lange auf dem Filter ausgewaschen, bis
                              									das Filtrat keinen öligen Rückstand mehr gab. Hierauf wurde der Asphalt vom Filter
                              									durch heisses Benzol abgelöst; die in einen Kolben gespülte Lösung wurde durch
                              									Destillation von der Hauptmenge des Benzols befreit und dann in eine tarirte Schale
                              									gespült, welche, nach Verdampfung des Benzolrestes und Trocknen bei etwa 100° C.
                              									gewogen wurde. Durch diese Behandlung war man sicher, nur asphaltartige Stoffe,
                              									nicht aber auch fremde durch Petroleumbenzin aus den Oelen niedergeschlagene
                              									Verunreinigungen zur Wägung zu bringen. Es empfiehlt sich, den Asphalt immer
                              									baldthunlichst nach der Auswaschung mit Benzin vom Filter mittels Benzol abzulösen,
                              									da bei längerem Stehen der Niederschläge in einigen Fällen bedeutend schwerere
                              									Löslichkeit in Benzol bemerkt wurde. Die auf vorstehende Weise ausgeführten Versuche
                              									stimmten in den weitaus meisten Fällen bis auf 0,1 Proc. überein. Der eingangs
                              									erwähnte Einfluss der Siedegrenzen des Benzins kam bei den Versuchen wiederholt zum
                              									Ausdruck; z.B. ergaben ein von Schering eingeliefertes
                              									bis 50° siedendes Benzin und ein im Laboratorium aus ölhaltigem Benzin
                              									abdestillirtes bis 50° siedendes Benzin schon völlig verschiedene Ergebnisse. Ein
                              									Elsässer Oel gab mit Benzin, das zwischen 60 und 80° siedete, 2,1 Proc. mit einem
                              									bis 50° siedenden Benzin 5,5 Proc. mit einem bis 41° siedenden Benzin 5,7 Proc.
                              									Asphaltniederschlag.
                           Für vergleichende Bestimmungen des Asphaltgehaltes, z.B. in filtrirten und nicht
                              									filtrirten Oelen, muss man also ein unter thunlichst genau gleichen Verhältnissen
                              									gewonnenes Benzin zur Anwendung bringen.
                           Bei sämmtlichen asphalthaltigen Oelen, bei denen ein gelöster Zustand der
                              									Asphaltstoffe durch die Gewichtsbestimmung festgestellt wurde, zeigten auch die
                              									in Messcylindern aus je gleichen Volumen der filtrirten und nicht filtrirten Oele
                              									niedergefallenen Asphaltstoffe das gleiche Volumen, so dass auch schon die einfache
                              									Volumenmessung des Niederschlages eventuell für vergleichende Versuche über
                              									Asphaltgehalt in filtrirten und nicht filtrirten Oelen benutzt werden kann.
                           Um den Einfluss des Asphaltgehaltes auf die für den Schmierwerth besonders in
                              									Betracht kommenden physikalischen Eigenschaften näher kennen zu lernen, wurden
                              									schliesslich noch die Eigenschaften asphalthaltiger Oele, welche der Versuchsanstalt
                              									zu Prüfungsanträgen oder zu wissenschaftlichen Zwecken eingeliefert worden waren,
                              									sowie diejenigen von künstlich hergestellten Mischungen von reinen hellen
                              									Mineralölen mit Asphalt besonders untersucht.
                           Es zeigte sich, dass der Asphalt, wie zu erwarten war, eine gewisse Verdickung und
                              									Dunkelfärbung der Oele herbeiführt. (Paraffin wirkt bekanntlich hinsichtlich der
                              									Consistenz umgekehrt.Mittheilungen aus den königl. technischen
                                       												Versuchsanstalten, 1893 S. 59 bis 61.) Bei tiefen
                              									Temperaturen scheint sich jedoch der Asphalt nicht, wie z.B. das Paraffin, in den
                              									Oelen fest abzuscheiden; mehrere der asphalthaltigen Oele waren noch bei sehr tiefen
                              									Temperaturen (bis – 15 °C.) fliessend. Bei den Reibungsversuchen auf der
                              									Oelprobirmaschine zeigten die asphalthaltigen Oele in den Reibungscoëfficienten
                              									keine erheblichen Unterschiede gegenüber den ungefähr gleich dicken nicht
                              									asphalthaltigen Oelen, auch behielten sie wie diese noch bei sehr hohen Drucken ihre
                              									volle Schmierfähigkeit bei. Das specifische Gewicht wird umgekehrt wie beim
                              									Paraffinzusatz durch den Asphaltzusatz erhöht.
                           Nach 10stündigem Erhitzen in dünner Schicht blieben die asphaltfreien und mehrere
                              									(bis 1,6 Proc) Asphalt enthaltende Mineralöle flüssig, einige (1,3 bis 2,3 Proc.)
                              									Asphalt enthaltende Oele wurden nach dieser Zeit schwerflüssig bis klebrig, während
                              									die asphaltreichen (5 bis 6 Proc. Asphalt enthaltenden) Elsässer Oele eine dicke
                              									harzige Masse bildeten. Bei 50° C. blieben aber alle asphalthaltigen Oele noch
                              									flüssig.
                           Da die Gegenwart gelöster Asphaltstoffe in dunklen Mineralschmierölen somit an sich
                              									nicht zur Bemängelung der Schmiereigenschaften gegenüber anderen dunklen Oelen
                              									Veranlassung gibt, wäre vielleicht eine Zulassung dieser Stoffe, wie es auch
                              									kürzlich von anderer Seite für zweckmässig erachtet wurdeKünkler, Die Schmiermittel. Mannheim 1893.
                                    											Selbstverlag des Verfassers., vorbehaltlich genügender
                              									praktischer Erfahrungen im Betriebe, in Erwägung zu ziehen. Man wird alsdann
                              									vorschreiben müssen, dass, sofern nicht völlige Löslichkeit in Benzin vorliegt, die
                              									filtrirten Oele die gleiche Asphaltmenge enthalten müssen, wie die nicht filtrirten.
                              									Ferner müssen die Oele in Benzol klar löslich sein. Durch diese Zusatzbestimmung
                              									würde der Gegenwart fremder nicht asphaltartiger mechanischer Verunreinigungen
                              									vorgebeugt werden.
                           Bei Ausführung der Versuche wurde der Verfasser in dankenswerther Weise von Dr. Ruhemann unterstützt.