| Titel: | Kutschenbeleuchtung mittels elektrischer Glühlampen. | 
| Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 88 | 
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                        Kutschenbeleuchtung mittels elektrischer
                           								Glühlampen.
                        Mit Abbildungen.
                        Kutschenbeleuchtung mittels elektrischer Glühlampen.
                        
                     
                        
                           Kürzlich sind in der Revue universelle (1893 Bd. 7 * S.
                                 									1) Einrichtungen beschrieben worden, mittels deren elektrische Glühlampen bequem und
                              									zweckmässig zur Beleuchtung von Kutschen verwendet werden können. Nachdem der
                              									Versuch, galvanische Batterien zu dieser Beleuchtung zu benutzen, nicht von Erfolg
                              									gekrönt gewesen ist, sieht man sich auf Speicherbatterien hingewiesen. Man bildet
                              									jede Batterie aus vier kleinen Julien-Zellen, welche in 48 cm langen, 20 cm breiten
                              									und 20 cm hohen Holzkästen eingeschlossen sind und unter dem Kutscherbock
                              									aufgestellt werden. Jeder Kasten ist mit zwei Handgriffen versehen und lässt sich
                              									leicht forttragen, da das Gewicht des Ganzen nur etwa 20 k beträgt. Jede Zelle wiegt
                              									sammt Gefäss und Flüssigkeit kaum 5 k; sie enthält Platten von 3,5 k Gewicht und
                              									vermag 48 Ampère-Stunden zu leisten. Man kann nach Belieben wasserdicht geschlossene
                              									Ebonitgefässe benutzen, oder offene Gefässe; im letzteren Falle wird die Flüssigkeit
                              									an Cellulose gebunden.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 88Fig. 1.Elektrische Kutschenbeleuchtung. Die Glühlampen haben nur vier Kerzenstärken und verbrauchen höchstens 1,2
                              									Ampère. Sind die Zellen vollständig geladen, so können sie demnach drei zugleich
                              									brennende Lampen etwa 12 Stunden hinter einander speisen, was reichlich genügt. Die
                              									Lampe im Innern des Wagens kann zweierlei Einrichtungen erhalten: Will man eine
                              									bewegliche Lampe haben, so bringt man sie auf der Platte eines Umschalters an,
                              									mittels dessen man sie nach Wunsch auslöschen oder anbrennen kann; die Platte ist
                              									mit einem Ring versehen und deshalb kann man die Lampe an jeder Stelle aufhängen, wo
                              									man einen Haken angebracht hat; der Strom wird da in einer biegsamen Schnur
                              									zugeführt. Häufiger schliesst man nach Fig. 1 die
                              									dann nicht bewegliche Lampe in eine an der Decke der Kutsche befestigte Laterne ein;
                              									diese Laterne gleicht in ihrer Einrichtung den in Eisenbahnwagen benutzten und wird
                              									von einer runden Metallbüchse gebildet, welche man mittels der Flügel q, q am Holze des Kutschkastens anschraubt; sie wird
                              									durch ein Glas geschlossen, besitzt am Grunde einen Spiegel, und die Lampe L ist mittels dreier Federn r,
                                 										r1 und r2 zwischen dem Spiegel und dem Glase aufgehängt; sie
                              									ist so gegen die Stösse des Wagens und dergleichen vollkommen geschützt; r1 und r2 dienen zugleich als
                              									Zuführer des Stromes von den Klemmschrauben B und B1 über die elastischen
                              									Schienen l und l1; da die Laterne kaum einige Centimeter hoch ist,
                              									so kann sie leicht zwischen dem Holze und der Tuchverkleidung verborgen werden, so
                              									dass sich ihr Glas an die Verkleidung anschliesst. Mit einem zur Hand befindlichen
                              									Ausschalter kann man die Lampe anbrennen und auslöschen.
                           Für die äusseren Laternen hat man, um sie sowohl für elektrische Beleuchtung, wie
                              									auch für Kerzenbeleuchtung benutzen zu können, eine eigenthümliche Einrichtung
                              									gewählt. Ein Bajonettverschluss d (Fig. 2) ist auf einem
                              									kleinen Holzcylinder b angebracht, welcher denselben
                              									Durchmesser wie die Kerzen besitzt. Dieser Verschluss unterscheidet sich von den
                              									sonst gebräuchlichen nur durch die Anbringung der den Strom zu der Lampe führenden
                              									Federn c und c1, welche in das Innere des Cylinders eintreten und
                              									an ein wagerechtes Querstück angelöthet sind, das mit einem federnden Contacte
                              									versehen ist und seitlich ein wenig vortritt. Wird der Cylinder nach Fig. 3 wie eine
                              									gewöhnliche Kerze in die Lampe eingesteckt, so kommen die beiden wagerechten
                              									Contacte einem Contactstücke a gegenüber zu liegen, an
                              									welchem die Zuleitungsdrähte enden; in dasselbe sind zwei Metallstücke e und e1 eingesetzt, deren jedes sich einerseits an einen
                              									der federnden Contacte anlegt und andererseits mit einer zum Anlegen der
                              									Leitungsdrähte bestimmten Contactschraube versehen ist.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 88Elektrische Kutschenbeleuchtung. Es war nun nur noch nöthig, dass man dem Kutscher die Möglichkeit gibt,
                              									jede Lampe für sich anzubrennen oder auszulöschen, ohne dass er von seinem Sitze
                              									herabsteigt. Dies ist durch zwei kleine Ausschalter ermöglicht worden, die ihm zur
                              									Hand an beiden Seiten des Sitzes angebracht sind.
                           Die vier Speicherzellen lassen sich sehr leicht mit Hilfe von drei oder vier kleinen
                              									Carre-Elementen (mit schwefelsaurem Kupfer) herstellen; man erhält so für die
                              									parallel geschalteten Speicherzellen 1 bis 2 Ampère. Das Laden erfolgt mittels eines
                              									(a. a. O. eingehend beschriebenen) Walzenumschalters mit zwölf Contactfedern,
                              									welcher in der einen Stellung die vier Speicherzellen in Parallelschaltung an die
                              									beiden Pole der ladenden Batterie anlegt, in der um 90° davon abweichenden Stellung
                              									dagegen die vier Zellen hinter einander zwischen die beiden zu den Lampen führenden
                              									Leitungen einschaltet. Dieser Umschalter ist an der Seite des Holzkastens
                              									angebracht. Die Zellen können geladen werden, ohne dass man sie aus dem Kasten
                              									herausnimmt; dazu sind die zur Anlegung der Poldrähte bestimmten Klemmen durch Kabel
                              									mit einem am Sitzkasten angebrachten Umschalter verbunden, in welchem sie beim
                              									Einstecken eines Stöpsels am Ende eines der Poldrähte der ladenden Batterie mit
                              									deren Polen in Verbindung gesetzt werden können.