| Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 121 | 
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                        Neuerungen in der
                           								Papierfabrikation.
                        Von diplom. Ingenieur Alfred
                                 									Haussner.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 97 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        
                     
                        
                           d) Zellstoff.
                           Fortwährend tauchen Vorschläge auf, Zellstoff aus den verschiedensten Pflanzen und
                              									deren Abfällen, und zwar grösstentheils durch Kochen mit kaustischer Soda,
                              									herzustellen. So sind in England neuerdings die Ranken des
                                 										Hopfens insbesondere für die Herstellung von Pappen empfohlen; anderwärts
                              									sollen Palmenblätter, Stämme u. dgl. benutzt werden;
                              									die Adansoniabastfaser wird erst dann in grösseren
                              									Mengen verarbeitet werden können, wenn die Transportkosten derselben kleiner werden.
                              									Das Pfahlrohr (Arundo Donax) soll sogar nach dem
                              									Verfahren von Hagemann, Dittler und Co. (D. R. P. Nr.
                              									66664) auf kaltem Wege durch Behandeln mit einer
                              									Natronlauge von 4° bis 6° B. während 6 bis 7 Tagen, darauf folgendes Quetschen
                              									bezieh. Mahlen und Auswaschen schöne Cellulose liefern, die auch als Gespinnstfaser
                              									verwendbar ist.
                           Echt amerikanisch endlich ist der Plan, für den das amerikanische Patent Nr. 505936
                              									an H. J. Bird und G.
                                 										Kaffenberger ertheilt worden ist, nämlich den Wanstinhalt von
                              									geschlachtetem Vieh in ein zellstoffähnliches Product umzuwandeln. Man sondert unter
                              									Zuhilfenahme von Wasser soweit wie möglich den Magensaft ab, trennt durch ein Sieb
                              									die feineren von den gröberen Theilen und kocht endlich in einem geeigneten Kocher
                              									mit Alkali. Das Endproduct wird wie ein anderer Papierrohstoff im Holländer weiter
                              									verkleinert. Es ist ja zweifellos, dass dieser Process möglich ist; doch lohnend
                              									kann er höchstens in der Nähe grösserer Schlachtanstalten werden, wie sie in Amerika
                              									vorkommen, weil nur dort ein Betrieb im Grossen Aussicht auf Verwirklichung
                              									hätte.
                           Ein neues englisches Patent von A. Brin betrifft die
                              									Herstellung von Zellstoff aus Torf (vgl. 1892 285 145).
                              									Auch hierbei wird der durch Quetschwalzen zerriebene Torf mit kaustischer Sodalauge
                              									unter einem Drucke von 5 at gekocht, so dass man eigentlich Natroncellulose
                              									erhält.
                           Entschieden misstrauisch muss man aber einem „Geheimverfahren“ von F. Boegel gegenüberstehen, nach welchem Zellstoff auf
                              									rein mechanischem Wege, ohne Chemikalien, hergestellt werden soll. Es ist dies
                              									einfach unmöglich, weil die sogen. „inkrustirende Materie“ so fest an den
                              									Fasern haftet, dass sie mechanisch nicht entfernt werden kann. Möglicher Weise ist
                              									ein Product gemeint, welches aus Abfallstoffen, d.h. minderwerthiger Cellulose, und
                              									Fangzeug der Papierfabriken besteht, unter dem Namen „Halbzellstoff“ hier und
                              									da vorkommt und allerdings nur durch Mischen, also auf rein mechanischem Wege
                              									hergestellt werden kann, wozu es aber keineswegs eines
                              										„Geheimverfahrens“ bedarf.
                           Danach bleiben vorläufig wohl die alten Verfahrungsarten bezieh. die Herstellung des
                              									Zellstoffes aus Holz, Stroh und höchstens Esparto als herrschend anzusehen.
                           Was die Verkleinerung des Holzes für den vorliegenden
                              									Zweck anbelangt, so finden wir die Kreissäge, trotz des hohen Abfalles, welchen sie
                              									verursacht, noch häufig, allerdings weniger in Europa als in Amerika, angewendet.
                              									Hat sich doch Friedrich André in Hildesheim unter D. R.
                              									P. Nr. 60049 sogar ein Verfahren patentiren lassen, um derart geschnittene Hölzer
                              									von Sägespänen zu reinigen, welche bekanntlich für den Kochprocess nicht gut taugen.
                              									Es werden die geschnittenen Hölzer zwischen Haken an einer endlosen Kette vor zwei
                              									mechanisch gedrehten cylindrischen Bürsten vorüberbewegt, so dass diese die
                              									Stirnflächen von den anhängenden Sägespänen reinigen.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 121Fig. 19.Sägeeinrichtung von Edwards und Co. Eine Sägeeinrichtung von D. F. Edwards und
                                 										Co. in Saginaw sei nach einer Veröffentlichung in der Papierzeitung, 1892, hier, obwohl der bedeutende
                              									Sägeabfall keineswegs vermieden ist, aus dem Grunde wiedergegeben, weil dabei so
                              									weit wie irgend möglich vorgedacht ist, die Bedienungsmannschaft von den so ungemein
                              									gefährlichen Sägeblättern fernzuhalten und die Zufuhr des zu schneidenden Holzes
                              									ebensowohl wie die Abfuhr der Holzscheiben ganz mechanisch auszuführen.
                           Wir finden in der schematischen Fig. 19 eine Anzahl
                              									Sägeblätter B auf einer in drei Lagern a sich drehenden Welle A
                              									befestigt, welche durch die Riemenscheibe C mit
                              									Schwungring C1 in
                              									Umdrehung versetzt werden kann. Diese Sägeblätter theilen die Klötze, welche, auf
                              									der Trommel R liegend und festgehalten, langsam den
                              									Sägeblättern entgegen geführt werden. Die langsame Drehung der Trommel R wird erreicht durch eine Transmission von der
                              									Sägewelle aus: durch den Riementrieb D, E, weiters die
                              									Kegelräder G und H, das
                              									Frictionsrädergetriebe K, M, endlich die Stirnräder O und P. Dabei kann je
                              									nach der Dicke der Hölzer durch Verschieben des Rades K
                              									mittels der Stange
                              										S raschere oder langsamere Drehung der Trommel, und
                              									zwar für dünnere Hölzer etwa sechs, für dickere vier Umdrehungen in der Minute
                              									erzielt werden. Besonders hübsch ist nun die automatische Zufuhr und das Festhalten
                              									der Hölzer auf der Trommel R gelöst. Wir sehen die
                              									geschälten Klötze auf der schiefen Ebene T (Fig. 20) gegen die Säge rollen, wo sie von Fingern V bis V3 dann erfasst werden, wenn diese bei der schiefen
                              									Ebene T vorübergehen. Weil nun später jede Scheibe
                              									gehalten werden muss, sind entsprechend der Sägeblattzahl so viel Finger (V in Fig. 19) in Gruppen
                              									an gemeinsamen Rahmen befestigt, dass zwischen zwei. Sägeblättern je ein Finger
                              									passirt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 292, S. 122
                              Fig. 20.Sägeeinrichtung von Edwards und Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 292, S. 122
                              Fig. 21.Sägeeinrichtung von Edwards und Co.
                              
                           Der für jede Fingergruppe gemeinsame Rahmen ist nun in
                              									Schlitzen U der Trommel R
                              									geführt, so dass, wie in Fig. 20 die Fingergruppe F, von allen Fingern gleichzeitig ein Klotz aufgenommen
                              									wird. Beim Drehen der Trommel R nach der Pfeilrichtung
                              									handelt es sich dann darum, den Klotz insbesondere in der Nähe der Sägeblätter auch
                              									festzuhalten. Dies geschieht (Fig. 21) dadurch, dass
                              									die beiden Rahmenenden mit Röllchen v bis r3 ausgestattet sind,
                              									welche zeitweise von dem belasteten Hebel W gegen den
                              									Mittelpunkt der Trommel R gedrängt werden, so weit, bis
                              									die Finger, wie V1 in
                              										Fig. 21, auf dem Holze fest aufliegen. Weil aber
                              									das Holz nicht allerorten gleich dick ist, stellt sich die Nothwendigkeit heraus,
                              									die einzelnen Finger derselben Gruppe nicht starr mit dem geführten Rahmen zu
                              									verbinden, weil sonst unmöglich das Holzstück und noch mehr später die Scheiben
                              									überall festgehalten sein könnten, sondern durch Vermittelung von Federn. Sind die
                              									Klötze durchgeschnitten, so sollen die erzielten Scheiben freigelassen werden. Dies
                              									wird erzwungen dadurch, dass die Röllchen v durch die
                              									Gleitbahn X während der Drehung der Trommel R nach aussen geschoben werden, somit auch die Rahmen
                              									und die daran geschlossenen Finger, wie wir es in Fig.
                                 										21 bei der Fingergruppe V2 erkennen. Damit nun der Gewichtshebel W nicht rasch herabfalle, wenn eine Rolle, wie v1, unter ihm fortgeschlüpft ist, und ein folgendes
                              									Röllchen, wie v, gefährde, ist derselbe bei n an einen Luftbuffer m
                              									angeschlossen, bei welchem durch einen Hahn die Ausströmungsgeschwindigkeit der Luft
                              									und damit auch die Fallgeschwindigkeit des Hebels W
                              									geregelt werden kann. Die Sägespäne werden durch einen Ventilator abgesaugt, indem
                              									die Maschine oben einen Blechhut erhält, in welchen das Saugrohr des
                              									Ventilators mündet. Derselbe bläst weiter die Sägespäne in einen Raum oberhalb der
                              									Kocher aus, von wo dieselben mit geringwerthigerem Holz zu entnehmen sind, um zu
                              									Cellulose bescheidenerer Qualität verkocht zu werden.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 122Maschine zum Querschneiden von Wigger. Ein Mittelding zwischen den Sägen mit Kreisblättern und den Spaltmaschinen
                              									ist die Maschine zum Querschneiden der Stämme von H.
                                 										Wigger in Unna (D. R. P. Nr. 65676). Es werden Kreisscheiben zum Schneiden
                              									benutzt, doch fallen keine Späne. In den schematischen Fig. 22 und 23 erkennen wir bei Fig. 22 das Holzstück
                              										a, welches in geeigneter Weise in der Pfeilrichtung
                              									gedreht wird, während die geführten Schneidscheiben b
                              									und b1 gegen dasselbe
                              									allmählich bewegt werden, bis sie in der Nähe der Holzmitte sich fast berühren; in
                              										Fig. 23 ist das
                              									Holz a festgehalten zu denken, während die geführten
                              									Scheiben nicht bloss gegen den Stamm  vorgeschoben werden, sondern denselben auch
                              									noch umkreisen. In beiden Fällen erhält man offenbar ein Product, welches jenem der
                              									Hackmaschinen ähnlich aussieht, die Scheiben sind darum, weil sie gequetscht werden,
                              									in sich gebrochen und damit günstig geöffnet für das Eindringen der Lauge. Es mag
                              									dieser Einrichtung, die allerdings sehr kräftig und nicht ganz so einfach gebaut
                              									werden muss, keine schlechte Zukunft bevorstehen, besonders deshalb, weil die
                              									heftigen Stösse der Hackmaschinen vermieden und sozusagen durch ruhigen Druck
                              									ersetzt sind.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 122Fig. 24.Kletzl's Vorrichtung zum Entfernen der Knorren. Eine durch ihre Einfachheit höchst interessante Einrichtung, um die
                              									Knorren, welche bekanntlich beim Kochen nicht weich werden, aus dem entsprechend
                              									verkleinerten Holze zu entfernen, hat Director E.
                                 										Kletzl der Gratweiner Cellulosefabrik (Fig. 24) angewendet und hierfür das österreichische
                              									Privilegium vom 30. August 1893 erhalten. Berichterstatter hatte Gelegenheit, die
                              									bequeme Arbeit und gute Leistung der Einrichtung zu beobachten. Während bei der
                              									schon 1890 275 579 erwähnten sinnreichen Anordnung von
                              										Piette das verschiedene specifische Gewicht der mit
                              									Astresten versehenen Holzstückchen und jener ohne solche Reste dazu verwendet wird,
                              									um mechanisch die Knorren auszulösen, finden wir bei Kletzl die abweichende Form der Holzstückchen mit und ohne Astreste
                              									benutzt. Die Hölzer werden vorerst mechanisch zerhackt und die so erhaltenen
                              									Scheiben im Desintegrator behandelt. Weil das Holz nur parallel zu seiner
                              									Faserrichtung spaltbar ist, so werden als Endproduct aus dem Desintegrator
                              									parallelopipedische Stückchen fallen dann, wenn keine Knorren dabei sind, und
                              									unregelmässigere, wenn Knorren am Holze festsitzen. Lässt man daher das Gemenge, aus
                              									den verschiedenen Stückchen bestehend, über ein Sieb mit Längsschlitzen (Fig. 24) gehen – in dem besonderen Falle ist ein
                              									langes konisches Drehsieb verwendet –, so fallen fast alle astlosen Stückchen durch,
                              									während jene mit Knorren, überhaupt die dicker und unregelmässig gerathenen aus der
                              									weiteren Oeffnung des Siebkonuses auf ein endloses Tuch fallen und dort leicht
                              									von Arbeitern ausgelesen werden können.
                           Mancherorts kocht man die Knorren wohl mit dem anderen Holze und nimmt sie erst nach
                              									beendeter Kochung aus dem weich gewordenen Material durch Handarbeit heraus.
                              									Allerdings muss dies sorgfältig genug geschehen, bevor die weichgekochten
                              									Faserbündel vollständig in die Einzelfasern aufgelöst werden, weil sonst die
                              									zerschlagenen Knorren kein einigermaassen schönes Papier gewinnen liessen. Sicherer
                              									möchte es daher wohl sein, die Knorren vor dem Kochen möglichst zu entfernen und
                              									dieselben dann höchstens zu Papieren minderer Qualität, wie Packpapier u. dgl., zu
                              									verarbeiten.
                           Zur Bereitung von Zellstoff übergehend, seien einige
                              									neuere Vorschläge erwähnt, die jedoch ihre Brauchbarkeit noch nachzuweisen haben.
                              									Nach dem amerikanischen Patent Nr. 496400 von A. T. Denison
                                 										und H. L. Palmer in Portland soll beim Kochen des zerkleinerten Holzes,
                              									Strohes u. dgl. neben kaustischem Alkali auch noch Salpetersäure verwendet werden.
                              									Trotz der Anpreisungen des Erfinders dürfte man kaum über den Gedanken hinaus
                              									kommen, warum nicht sofort etwas Chilisalpeter in die Lauge gegeben wird.
                           G. D. Claflin jun. in Cleveland hat ein amerikan. Patent
                              									Nr. 496814 auf ununterbrochene Herstellung von Zellstoff. Es soll dies durch
                              									Einschaltung mehrerer grösserer Bottiche zwischen Kocher und Zertheilungsapparaten
                              									ermöglicht werden. Der Stoff wird nämlich aus dem Kocher in einen grossen
                              									Waschbottich geblasen und geht gereinigt von da in einen voluminösen
                              									Vorrathsbehälter ab, aus dem Stoffpumpen den rohen Zellstoff den
                              									Zerkleinerungsapparaten, im vorliegenden Falle einer Art Kegelstoffmühlen,
                              									zubringen.
                           Endlich hat Carl Kellner für ein neues elektrisches
                              									Verfahren das D. R. P. Nr. 60616 bekommen (vgl. 1892 286
                              									26). Die Bereitung des Zellstoffes geschieht (Fig.
                                 									25) in den Gefässen K, in welche das hinreichend
                              									zerkleinerte Holz eingetragen wird, welches vorher mit der als Elektrolyt dienenden
                              									Lösung getränkt worden ist. In den Gefässen K wird das
                              									Holz nun der Einwirkung der Zersetzungsproducte des Elektrolytes (Kochsalzlösung,
                              									Chlorwasserstoffsäure und Kalium- oder Natriumnitrat oder -Sulfat oder ähnliche
                              									Salze) ausgesetzt. Das Elektrolyt wird aus dem Mischkasten a mit Rührer a1 durch die Centrifugalpumpe A in den
                              									elektrischen Zersetzungsapparat B geschafft. Dieser
                              									besteht aus einer Reihe von nach unten offenen, durch Wände b gebildeten Zellen, in welche die Elektroden C aus Kohle, Platin oder platinirtem Porzellan hineinragen, die ihrerseits
                              									abwechselnd mit den beiden Polen des Stromlieferers verbunden sind. Die Jonen
                              									sammeln sich am Obertheile der Elektroden und werden dort durch Rohre D abgeleitet, und zwar dadurch, dass eines der Rohre
                              										D mit den Zellen aller positiven, das andere mit
                              									den Zellen aller negativen Elektroden communicirt. Weil aber die Stromrichtung
                              									öfters gewechselt wird, so kommen nach einander die verschiedenen
                              									Zersetzungsproducte in die Gefässe K und wirken auf das
                              									Holz ein. Dadurch nun soll erreicht werden, dass sämmtliche durch die Wirkung des
                              									Chlors entstehenden Oxydationsstufen der inkrustirenden Substanzen allmählich gelöst
                              									werden, indem die niedrigste Oxydationsstufe in Alkalien, die folgende in Wasser und
                              									endlich die höchste in Säuren löslich sein soll. Treffen diese Beobachtungen Kellner's zu, so wäre es auch nicht zu wundern, dass
                              									man dergestalt schneeweissen Zellstoff bekommen soll, welcher sich bei dickeren
                              									Hölzern erst im äusseren Umfange bildet, während der Kern noch holzig ist. Der
                              									Zellstoff wird dann durch die Flüssigkeitsbewegung losgelöst, welche durch das
                              									Schraubenflügelrad L in der Oeffnung k des Bodens des mit einem Mantel k1 versehenen Gefässes
                              										K hervorgebracht werden kann. Der entstandene
                              									Zellstoff soll dadurch über den oberen Rand des Gefässes K gebracht werden, bei k3 in die ringförmige Rinne k4 übertreten und durch Rohr m in einen Entwässerungskonus M gelangend, die Flüssigkeit abgeben, welche wieder in den Mischbehälter
                              										a zurückläuft, um neuerlich benutzt zu werden. Nach
                              									Behauptung des Erfinders soll der Kraftverbrauch sehr gering sein.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 123Fig. 25.Kellner's elektrische Bereitung des Zellstoffes. Bezüglich der beiden Hauptverfahren, welche heute im Gebrauche sind, sei
                              									vorausgeschickt, dass anscheinend wirklich immer mehr und mehr das Natronverfahren
                              									von dem Sulfitverfahren verdrängt wird. Recht deutlich mag dies aus dem Berichte
                              									entnommen werden, welchen der „Verein deutscher Holzzellstoff-Fabrikanten“ an
                              									den preussischen Minister für Handel und Gewerbe im September 1892 gesendet hat.
                              									Danach kommen von einer Gesammtproduction von 3 Millionen Zoll-Centnern nur 250000
                              									auf Natronzellstoff, während der Rest von etwa 2750000 auf den Sulfitstoff entfällt.
                              									Wie in früheren Berichten sei auch jetzt erwähnt, dass dieser Umstand rein
                              									ökonomischen Gründen zuzuschreiben sein dürfte. Solange eben die Ausbeute beim
                              									Sulfitverfahren grösser ist, die Schwefel- bezieh. Kiespreise nicht wesentlich
                              									gegenüber jenen der hier in Frage kommenden Natriumsalze in die Höhe gehen (sogar
                              									Schwefel aus Japan kommt hinreichend billig zu stehen), wird an diesen Verhältnissen
                              									kaum etwas geändert werden. Selbst Zahlung von Patentgebühren u. dgl. an Erfinder,
                              									wie der Ausgang eines Processes zwischen Prof. Mitscherlich und dem Fabriksbesitzer Richard
                                 										Wolff in Schwarza beweisen mag, verschieben die Lage meist nicht zu Gunsten
                              									des Natron Verfahrens. Auch die Genehmigungsbedingungen für Sulfitanlagen, welche
                              									der Hauptsache nach die genügende Entfernung der Schwefligsäure aus den von Personen
                              									benutzten Räumen vorschreiben, scheinen die Industrie nicht zu schwer zu belasten.
                              									Ganz vorsichtig mag darauf hingewiesen werden, dass offenbar höchst bescheidene
                              									Mengen von Schwefligsäure, wie sie in derartigen Fabriken nicht zu vermeiden
                              									sind, keineswegs schädlich, eher günstig auf den Menschen zu wirken scheinen, wie
                              									aus durchaus achtenswerthen Quellen vorliegende merkwürdige Heilresultate von mit
                              									bedenklichen Erkrankungen (Tuberculose u. dgl.) der Athmungsorgane Behafteten
                              									darthun. Ist ja unter anderen von der Zellstoffabrik in Delary in Schweden sogar ein
                              									eigener Raum für solche Zwecke hergestellt und Kranken kostenlos zur Verfügung
                              									gestellt worden.
                           Wo noch das Natronverfahren angewendet wird, benutzt man zur Kochung fast ausnahmslos
                              									Sulfat und nicht Soda. Hat es sich doch herausgestellt, dass neben dem günstigeren
                              									Preise des Sulfates auch die Ausbeute eher besser wird. Man hört, dass etwa 124 k
                              									auf das Raummeter Holz durchschnittlich früher mit Soda gewonnen wurden, während
                              									jetzt mit dem Sulfat 145 k erzielt werden können.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 124Fig. 26.Schwager's Filter. Es ist nicht zu vermeiden, dass mit den aus den Kochern abgeblasenen
                              									Laugen, welche zur Wiedergewinnung des Natrons weiter behandelt werden sollen, eine
                              									Menge Fäserchen, sowie andere feste Theile mitgerissen werden, welche dann nicht
                              									bloss verloren gehen, wenn die Ablaugen sofort eingedampft und calcinirt werden, wie
                              									es heute wohl meistens geschieht, sondern auch noch das Eindampfen und
                              									Wiedergewinnen des Natrons erschweren. Daher ist der Vorschlag von Julius Schwager in Berlin, nach D. R. P. Nr. 56364
                              									mittels eines geeigneten Filters die festen Bestandtheile rechtzeitig abzusondern,
                              									nur zu begrüssen und begreiflich, dass befriedigende Urtheile von Zellstoffabriken
                              									darüber vorliegen. Nach einer der Papierzeitung
                              									entnommenen principiellen Skizze (Fig. 26) sind die
                              									kegelförmigen Filterflächen c bis f mit abwechselnd auf- und abwärts gerichteter
                              									Verjüngung in dem verschlossenen Gefässe B eingebaut.
                              									Die Ablaugen treten durch das Rohr a an die Unterseite
                              									der Siebflächen, lassen auf denselben die mitgerissenen festen Bestandtheile zurück,
                              									während von der Oberseite der Siebflächen bei g die
                              									gereinigten Ablaugen fortfliessen. Von der aufsteigenden Flüssigkeit sollen die an
                              									den Siebflächen abgesetzten festen Theile allmählich zu Klumpen geballt werden,
                              									welche dann abfallen und durch den konischen Ansatz b
                              									in das mit zwei Schiebern h und k ausgestattete Abfallrohr i geleitet werden.
                              									Schieber h ist gewöhnlich offen, k geschlossen. Zeitweise schliesst man h und öffnet k, so dass
                              									die im Rohrtheil i angesammelten festen Stoffe entfernt
                              									werden können, gegebenenfalls mit Hilfe von Spülwasser aus dem Rohre n, ohne dass der Betrieb des Filters unterbrochen
                              									werden muss. Durch das oben aufgesetzte Rohr m wird die
                              									Luft aus dem Apparate entfernt. Gemäss dem geschilderten Vorgange ist das Filter
                              									selbstreinigend und dürfte wenig Nacharbeit für das Putzen der Siebflächen
                              									erfordern. Das alleinige Ausführungsrecht besitzt die „Prinz Carlshütte“ bei
                              									Rothenburg a. d. Saale.
                           Wie schon oben angedeutet, wird das Eindampfen durch die Ausscheidung fester
                              									Bestandtheile erleichtert, und es ist eher denkbar, hierfür Kessel zu benutzen,
                              									welche sonst zur Dampferzeugung verwendet werden, wie z.B. nach einer Ausführung in
                              										Willebroek de Nayer'sche Röhrenkessel, um aus den
                              										noch dünnen Ablaugen Betriebsdampf zu gewinnen; auf
                              									den Concentrationsgrad muss natürlich sehr geachtet werden, damit die weitere
                              									Behandlung bezieh. die ordnungsmässige Wiedergewinnung der Natriumsalze nicht
                              									erschwert werde. Ist ja doch bei manchen Verfahren, welche die Verwerthung
                              									derartiger Ablaugen bezwecken, Vorsicht nothwendig, so z.B. bei dem in England an
                              										H. Higgin patentirten, wo aus der zur Trockene
                              									eingedampften Ablauge nach der Behandlung von Esparto, Stroh und Holz durch
                              									vorsichtiges Erhitzen auf 400° C. essigsaures Natrium gewonnen werden soll.
                           Jedenfalls ist es nothwendig, dahin zu streben, den kostspieligen Eindampf- und
                              									Calcinirprocess ökonomisch günstiger zu gestalten, wenn eben an die Erhaltung des
                              									Natronbetriebes, wenigstens an vielen Orten, überhaupt gedacht werden soll, sei es
                              									durch Gewinnung gut verwerthbarer Nebenproducte, wie eben ein Beispiel erwähnt
                              									wurde, oder durch bessere Ausnutzung der zur Wiedergewinnung des Natrons
                              									nothwendigen Wärme. Als sehr empfehlenswerth mag hervorgehoben werden, dass die durch die Wärme aus den Ablaugen entwickelten Dämpfe,
                                 										wenn möglich, nicht so ohne weiteres abziehen sollen, indem dieselben sonst eine
                                 										ungemein grosse Menge von Wärme-Einheiten nutzlos entführen. Und doch
                              									kranken unseres Erachtens gerade daran viele, um nicht zu sagen die meisten
                              									derartigen Einrichtungen. Allerdings ist die Lösung der Aufgabe nicht immer einfach.
                              									Doch liegen in dieser Richtung einige bemerkenswerthe Neuheiten vor.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 124Fig. 27.Schwager's Abdampfvorrichtung. Nach D. R. P. Nr. 61336 von Julius Schwager
                              									in Berlin soll dadurch nur ein Minimum an Brennstoff verbraucht werden, dass die bei
                              									dem Calciniren einer bestimmten Ablaugenmenge entstehenden Kohlenwasserstoffe u.
                              									dgl. das Brennmaterial zum Abdampfen anderer Ablaugenmengen bilden. Hierfür ist
                              										(Fig. 27) ein Rundofen mit vier Abtheilungen 1 bis 4: vorgeschlagen,
                              									welche durch Schieber s vollständig von einander
                              									getrennt werden können, während gemauerte Sohlbänke unter den Schiebern die in den
                              									verschiedenen Abtheilungen befindlichen Flüssigkeiten fortwährend geschieden
                              									erhalten. Jede Abtheilung besitzt einen Rost r, ein
                              									Schürloch L und ist durch einen Kanal mit Drosselklappe
                              										d mit dem Hauptkanale K verbunden, der in die Esse mündet. Soll die Arbeit im Ofen beginnen, so
                              									wird zunächst eine Abtheilung, nehmen wir an 1, mit Ablauge gefüllt;
                              									alle Schieber s werden niedergelassen und die
                              									Drosselklappe d1 so
                              									gestellt, dass Raum 1 mit der Esse verbunden ist.
                              									Hierauf feuert man auf dem Roste r1 so lange, bis die Ablauge in 1 durch die darüber streichenden Gase schon
                              									einigermaassen eingedickt ist und man an die Füllung der Abtheilung 2 gehen kann. Dabei wird Schieber s½ emporgezogen,
                              									Drosselklappe d1
                              									geschlossen, d2
                              									eröffnet. Belässt man die Feuerung vorläufig noch auf r1, so
                              									bestreichen die Feuergase beide Ablaugenoberflächen und ziehen durch d2 ab. Nach einiger
                              									Zeit füllt man Abtheilung 3, öffnet den Schieber s⅔, weiter
                              									Drosselklappe d3 und
                              									schliesst d2. Nach
                              									einiger Zeit macht man es ganz ähnlich für die Abtheilung 4, so dass endlich alle Abtheilungen mit einander in Verbindung stehen,
                              									die Feuergase die Flüssigkeitsoberflächen in sämmtlichen Abtheilungen bestreichen.
                              									Dies soll dann eintreten, wenn die Lauge in der erstbeschickten Abtheilung, also für
                              									unsere Erläuterung in 1, so weit eingedickt ist, dass
                              									sich Kohlenwasserstoffe aus den der Ablauge beigemengten organischen Substanzen zu
                              									entwickeln beginnen, sich entzünden, dadurch fernerhin die nothwendige Wärme abgeben
                              									und die directe Feuerung auf dem Roste r1 eingestellt werden kann. So wenigstens stellt sich
                              									der Erfinder den Process vor. Thatsächlich ist es ja gar nicht schlecht, die Wärme
                              									der beim Calciniren verbrennenden Kohlenwasserstoffe so zu benutzen, aber als sehr
                              									fraglich mag es hingestellt werden, ob diese Wärme wirklich für das ausreicht, was
                              									von ihr verlangt wird. Immerhin ist es möglich, durch die ganz gleichartige
                              									Einrichtung aller Abtheilungen dort durch directe Feuerung nachzuhelfen, wo es eben
                              									nothwendig ist.
                           Ist man endlich in Abtheilung 1 dahin gelangt, dass man
                              									die Aschenrückstände abziehen könnte, so wird der Schieber s½ so weit herabgelassen, dass nur die in
                              										1 noch vorgewärmte Verbrennungsluft für das in 2
                              									beginnende Brennen hindurch kann, der calcinirte Rückstand wirklich ausgezogen,
                              									frische Ablauge in 1 nachgefüllt und dann der Schieber
                              										s½ und Klappe d2 vollständig
                              									geschlossen, dagegen s4/1 und d1
                              									eröffnet, somit die Kammer 1 zur letzten gemacht. So
                              									geht es fort von Abtheilung zu Abtheilung.
                           Gemäss dem früher Gesagten ist es aber auch zweckmässig, die in den abziehenden Gasen
                              									und Dämpfen enthaltene Wärme zu benutzen, und zwar geht das im vorliegenden Falle
                              									kaum anders als in der Weise, dass man in einer Art Regeneratoranlage, die z.B.
                              									unter dem Ofen, wenn es die Verhältnisse gestatten, sonst aber ganz gut irgendwo
                              									benachbart untergebracht werden kann, die zuzuführende Verbrennungsluft vorwärmt.
                              									Die Dampfwärme zurückzubekommen dürfte allerdings dabei nicht leicht möglich sein,
                              									weil man ja sonst condensirtes Wasser in die Regeneratoranlage bekäme und die
                              									Verbrennungsluft nicht 100° C. als Vorwärmtemperatur erreichen könnte.
                           In letzterer Zeit werden „Drehcalciniröfen“ insbesondere in England und
                              									Amerika gern verwendet. Das Princip ist keineswegs neu. Eine Ausführung von L. Armstrong nach dem amerikanischen Patente Nr. 480702
                              									vom 16. August 1892 ist nach der Papierzeitung die
                              									folgende. In den Drehofen D (Fig. 28), welcher mit eisernen Ringen d auf
                              									Rollen e liegt, gelangt die vorgewärmte Ablauge aus dem
                              									höher gestellten Behälter D durch die Rohrleitung abc. Dort wird dieselbe eingedickt vermöge der von der
                              									Feuerung in A gelieferten Wärme. Die abziehenden Gase
                              									umspülen den Kessel C, in welchem Betriebsdampf
                              									erzeugt werden soll, und darin liegt ein grosser Vortheil der Anlage, weil es
                              									möglich ist, mit der Temperatur der Gase nach dem Verlassen der Kesselwandungen,
                              									also in der Esse, schon ziemlich weit herunter zu gehen, allerdings noch immer nicht
                              									so weit, um die Verdampfungswärme zurückgewinnen zu können. Das Drehen des Ofens B hat den Zweck, die Flüssigkeit gut durch einander zu
                              									bringen und, weil diese begreiflicher Weise an den Ofenwandungen adhärirt, in dünner
                              									Schicht mit den Feuergasen in Berührung zu bringen. Die Drehung wird hier
                              									eingeleitet dadurch, dass die Welle der Tragrollen e
                              									mechanisch gedreht wird. Wenn die Drehung des Ofens immerhin guten Erfolg für die
                              									Verdampfung verspricht, so bedingt dieselbe andererseits sehr heikle Details bei dem
                              									Anschlusse der Feuerung A und des Gasabzuges an den
                              									Ofen B. Hier sehen wir bei E für diesen Zweck ein Schild eingesetzt, welches aus feuerfesten, durch
                              									einen eisernen Ring zusammengehaltenen Ziegeln besteht.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 125Fig. 28.Drehcalciniröfen von Armstrong. Die noch dünne Lauge sehr fein vertheilt mit den Feuergasen in Verbindung
                              									zu bringen, wird noch von einer Reihe anderer Erfinder erstrebt. So lässt A. S. Caldwell nach dem D. R. P. Nr. 67876
                              									Flügelrädchen, welche theilweise in die Flüssigkeit in der Ofenwanne tauchen, von
                              									aussen rasch drehen, um dadurch Tropfen der Ablauge den darüberziehenden heissen
                              									Gasen entgegenzuschleudern. – Henry Blackmann in New
                              									York lässt nach amerikanischem Patent Nr. 478980 in eine Art Thurm, durch welchen
                              									die Feuergase ziehen, mittels Strahlrohren die schon vorgewärmte Lauge fein
                              									vertheilt einströmen, so dass sie in Tropfen vorerst etwas aufsteigt und dann, den
                              									aufsteigenden Feuergasen entgegen und von diesen daher etwas aufgehalten, wieder in
                              									eine Wanne zurückfällt. Nach dem amerikanischen Patent Nr. 478981 ist der Thurm
                              									beibehalten, nur rieselt dort nach der ganzen Höhe des Thurmes die Flüssigkeit, aus
                              									der Mündung eiserner Rohre überfliessend und aus einer Brause austretend, an den
                              									Wandungen derselben herab, um endlich auch in einer Wanne gesammelt und weiter
                              									behandelt zu werden. Doch in all diesen Fällen ist von der Wiedernutzbarmachung der
                              									Verdampfungswärme keine Rede.
                           Die Wiedergewinnung der Verdampfungswärme wird erstrebt in einer Anlage von W. J. Mirless nach dem englischen Patent Nr. 11296. Es
                              									gelangt nämlich (Fig. 29) die Ablauge durch Rohr F in den Vorwärmer B,
                              									durchströmt die angedeuteten Rohre, welche von aussen durch den Abdampf des Kessels
                              										A geheizt werden, in welchen die Lauge durch Rohr
                              										F1 gelangt. Dieser
                              									Kessel A nun, welcher direct geheizt wird, liefert in
                              									dem entstehenden Dampfe nicht bloss das Mittel, um alle weiteren Apparate zu heizen und die
                              									Lauge weiter einzudicken, wobei er seine Verdampfungswärme abgibt, während das
                              									condensirte Wasser nicht schadet, weil es, ohne weiter mit der einzudickenden
                              									Ablauge in Berührung zu kommen, abgeleitet werden kann, sondern er vermag auch noch
                              									Dampf abzugeben, der in irgend einem Motor nutzbar gemacht werden kann. Derjenige
                              									Theil des Dampfes, welcher zum weiteren Eindicken verwendet wird, dient in folgender
                              									Weise: Vom Boden des Dampfkessels A geht die Lauge
                              									durch Rohr J in den Vertheilungskessel C und von da durch die Rohre J1, d1 und d2 in den sogen. „Tripleeffectapparat“.
                              									Derselbe besteht aus drei Röhrenabdampfern, in welchen die Lauge durch die Rohre E1, E2 und E3 strömt, während
                              									dieselben von aussen durch den früher erzeugten Dampf geheizt werden. Dieser kann
                              									durch Rohr G1 zum Theil
                              									dem Hauptkessel entnommen werden, grösstentheils dient jedoch der in den Apparaten
                              										C, D1, D2 und D3 entwickelte Dampf
                              									dazu, indem die mit Dampf erfüllten Räume durch die Rohre K,
                                 										f1 und f2 oben und durch die Rohre e1 und e2 unten (zur Ableitung des Condenswassers) mit
                              									einander verbunden sind. Die hinreichend weit eingedickte Lauge fliesst durch Rohr
                              										g zu einem Calcinirherd, das gebildete
                              									Condensationswasser durch Rohr e3 ab. Hähne L, M, N
                              									regeln die Strömungsgeschwindigkeit der Flüssigkeit bezieh. den Zutritt des
                              									Dampfes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 292, S. 126
                              Fig. 29.Verdampfungsapparat von Mirless.
                              
                           Nur der im letzten Gefässe D3 aus der Ablauge entwickelte Dampf geht durch Rohr
                              										f3 ungenutzt ab.
                              									Diese Anlage wird von Wirless als recht glücklich
                              									bezeichnet, jedoch darf nicht vergessen werden, dass die Verwendung des Abdampfes
                              									immerhin hier nur beschränkt stattfinden kann. Nehmen wir irgend einen der drei
                              									Röhrenabdampfer heraus, welche den sogen. Tripleeffectapparat bilden, z.B. D2, so bemerken wir,
                              									dass die Heizung desselben vom Abdampfe des
                              									vorhergehenden, also hier von D1 aus, geschehen soll. Das bedingt aber, dass die
                              									Flüssigkeit in D2 eine
                              									geringere Temperatur als der Dampf aus D1, somit auch als die Oberfläche der Flüssigkeit in
                              										D1 besitzen muss,
                              									soll überhaupt eine Abgabe von Wärme an das Röhrensystem E2 vom Abdampfe aus D1 denkbar sein. Nun
                              									stehen aber die beiden Flüssigkeiten in D1 und D2 durch das Rohr d1 unmittelbar in Verbindung, so dass also ein
                              									bedeutender Temperaturunterschied (natürlich sind mittlere Temperaturen gemeint)
                              									zwischen beiden nicht recht denkbar ist, um so mehr, wenn wir auch die Druck
                              									Verhältnisse des Dampfes betrachten. Ist die Dampfspannung in D2 geringer als in Di, entsprechend den berührten Temperaturverhältnissen,
                              									so wäre die Tendenz vorhanden, die Flüssigkeit aus D1 so lange nach D2 hinüber zu drücken, bis sich ein genügender
                              									Druckunterschied in Folge verschiedener Höhen der Flüssigkeitsspiegel herausgestellt
                              									hat. Nur die zur Ueberwindung der Nebenwiderstände nothwendige Kraft lässt es
                              									als möglich erscheinen, dass der Dampf in D1 und D2 verschiedene Spannung besitzt und die
                              									Flüssigkeitsspiegel sich doch auf gleicher Höhe halten, wie es in der Patentschrift
                              									skizzirt ist. Anders läge die Sache, wenn man die Apparate D1, D2 und D3 der Reihenfolge nach immer etwas höher stellen
                              									würde, wo dann merklichere Pressungsunterschiede denkbar wären. Dabei ist aber nicht
                              									zu vergessen, dass schon eine Atmosphäre Pressungs-,
                              									also, um nur beiläufige Zahlen zu geben, ungefähr 10° bis 20° C.
                              									Temperaturunterschied, von den wohl zu berücksichtigenden Nebenwiderständen
                              									abgesehen, etwa 10 m Höhenunterschied bedingen würde. Dann ist aber der Rückschluss
                              									gerechtfertigt, dass der Abdampf aus D1 und D2 nicht besonders ausgenutzt werden kann, und dass
                              									der Hauptsache nach der Dampf aus A zur Heizung wird
                              									benutzt werden müssen. Doch sehr vortheilhaft dürfte es sein, wenn zur Heizung des
                              									Vorwärmers B nicht Dampf aus A, sondern der Abdampf aus D3 mittels Rohr f3 verwendet werden würde, denn die durch den
                              									Vorwärmer zum Hauptkessel A strömende Lauge kommt wohl
                              									aus irgend einem Bassin, in welchem die Ablaugen nach dem Kochprocesse gesammelt
                              									werden, wird vermuthlich also schon eine wesentlich niedrigere Temperatur haben als
                              									der Abdampf aus D3, so
                              									dass eine Heizung durch diesen im Vorwärmer ganz gut denkbar ist. Dann erst wäre
                              									unseres Erachtens – einen hinreichend grossen Vorwärmer B vorausgesetzt – die grösstmögliche Oekonomie erreicht, weil auch die
                              									Dampfwärme des Abdampfes des Trippleeffectapparates nutzbar gemacht ist,
                              									insbesondere, wenn D1,
                              										D2, D3 direct vom Kessel
                              										A geheizt, ihr Abdampf aber gesammelt, also die
                              									Rohre K, f1, f2 und f3 in eines vereinigt
                              									wären und aus diesem der Heizdampf für den Vorwärmer B
                              									entnommen würde.
                           Die beim Natronprocess zu verwendende Soda wird mit gebranntem Kalk kaustisch
                              									gemacht; begreiflicher Weise erhält man dann eine bedeutende Menge in der Fabrik
                              									nicht weiter verwendbaren Kalkschlamm, der einen Ballast bildet. Er muss entfernt,
                              									womöglich verwerthet werden. In der That hat man den Kalkschlamm zur Herstellung von
                              									Bausteinen, zu Isolirmassen (als schlechten Wärmeleiter) und endlich in der
                              									Landwirthschaft als Dünger verwendet, wobei allerdings längeres Lagern dieses
                              									Schlammes vor der Verwendung sich als nothwendig herausgestellt hat. Insbesondere im
                              									Zuckerrübenanbau hat man damit recht gute Erfahrungen gemacht.
                           Was die Herstellung von Sulfitzellstoff betrifft, so
                              									liegen nur einige kleinere Neuheiten vor. Nach dem D. R. P. Nr. 62483 und dem
                              									amerikanischen Patent Nr. 492196 von Bache-Wiig und Dr.
                              										Viggo Drewsen wird der Abdampf eines fertigen
                              									Kochers dazu benutzt, Sulfitlauge, welche für eine nächste Kochung bereit ist, bis
                              									gegen 60° anzuwärmen und auch durch die in den Abgasen noch enthaltene
                              									Schwefligsäure anzureichern. Hierzu wäre nur zu bemerken, dass der Vorgang sehr
                              									behutsam ausgeführt werden muss, sonst sind Verluste nicht recht zu vermeiden.
                              									Uebrigens ist das Vorwärmen in ganz ähnlicher Weise, wenn auch nicht bis zu jener
                              									Temperatur, schon anderwärts früher ausgeführt worden, und ist es nur begreiflich,
                              									wenn man, gute Anordnung vorausgesetzt, damit befriedigende Erfolge erzielt hat.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)