| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 139 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Letzter Bericht Bd. 291 S. 296.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           I. Rohmaterialien und Malz.
                           Ueber den Stärkemehlgehalt verschiedener
                                 										Kartoffelvarietäten veröffentlicht Petermann
                              									umfangreiche Untersuchungen im Bulletin de la Station
                                       										Agronomique de l'Etat à Gembloux, 1892, welche sich auch auf die
                              									Widerstandsfähigkeit gegen die Kartoffelkrankheit, sowie auf die Ertragsfähigkeit
                              									erstreckt. Der Verfasser macht darauf aufmerksam, dass es nach seinen Untersuchungen
                              									sehr wohl möglich ist, Spielarten zu züchten, welche sich gleichzeitig durch einen
                              									hohen Ertrag und einen hohen Stärkemehlgehalt auszeichnen, und dass vor allem die in
                              									Deutschland gemachten Anstrengungen zur Erzeugung werthvoller neuer
                              									Kartoffelvarietäten von Erfolg gekrönt sind. (Nach Biedermann's Centralblatt, 1893 S. 263.)
                           Untersuchungen über den Einfluss des Alters auf die
                                 										Keimfähigkeit der Samen, welche Müller in der
                              										Deutschen landwirthschaftlichen Rundschau, 1892 Nr.
                              									27, veröffentlichte, ergaben die Maximalzahl an Keimungsprocenten bei:
                           
                              
                                 Gerste
                                 nach
                                 etwa
                                 8
                                 Wochen
                                 
                              
                                 Weizen
                                 „
                                 „
                                 5
                                 „
                                 
                              
                                 Roggen
                                 „
                                 „
                                 3
                                 „
                                 
                              
                                 Hafer
                                 „
                                 „
                                 3
                                 „
                                 
                              
                           Bei einigen Gräsern trat die Maximalzahl nach 4 bis 9 Wochen ein. (Nach Biedermann's Centralblatt, 1893 S. 284.)
                           Alexander v. Asboth theilt in der Chemiker-Zeitung, 1893 S. 725, eine von ihm
                              									ausgearbeitete Methode zur vollständigen Analyse der
                                 										Kartoffeln und anderer Knollengewächse und im Anschluss daran die Zusammensetzung der Zulukönigkartoffel (Solanum
                              									tuberosum Cetewayo) mit, welche die folgende war:
                           
                              
                                 Wasser
                                 72,66
                                 
                              
                                 Asche
                                 1,68
                                 
                              
                                 Fett
                                 0,16
                                 
                              
                                 In Wasser unlösliches Proteïn
                                 0,87
                                 
                              
                                 In Wasser lösliches Proteïn
                                 0,29
                                 
                              
                                 Asparagin
                                 1,02
                                 
                              
                                 Dextrin
                                 0,60
                                 
                              
                                 Andere Extractstoffe
                                 3,11
                                 
                              
                                 Stärke
                                 16,77
                                 
                              
                                 Cellulose (aus der Differenz)
                                 2,84
                                 
                              
                           Zucker konnte nicht nachgewiesen werden. Wie aus der Zusammensetzung hervorgeht,
                              									besitzt die Kartoffel bei gleichem Stärkegehalt einen höheren Proteïngehalt. In der
                              									Kartoffel findet sich ein blauvioletter Farbstoff, welcher in Wasser und Weingeist
                              									löslich ist, mit Säuren sich hellroth, mit Lauge grün färbt, dessen Zusammensetzung
                              									und Menge jedoch nicht bestimmt werden konnte, da er sich bei Tageslicht, sowie beim
                              									Kochen theilweise zersetzt und dann weder auf Säuren noch auf Lauge reagirt. Die
                              									Kartoffel nimmt beim Kochen eine rothe Färbung an und wird in Berührung mit Essig
                              									roth, die daraus dargestellte Stärke ist jedoch schön weiss. Der Geschmack ist
                              									angenehm, und da auch der Stärkegehalt nicht geringer als bei anderen Kartoffeln
                              									ist, so könnte der Anbau dieser Kartoffel grössere Verbreitung finden.
                           Ueber das zweite Preisausschreiben über die Herstellung des
                                 										besten Malzes theilt Hayduck in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 117, die
                              									analytischen Zahlen mit, welche bei Untersuchung der Preismalze ermittelt wurden,
                              									sowie die daraus sich ergebenden Resultate, über welche wir bereits an dieser Stelle
                              									1894 291 162 berichtet haben.
                           An derselben Stelle, S. 126, theilt Hayduck ferner die
                              									Berichte über die Herstellung einiger der wirksamsten Preismalze mit.
                           S. 157 bestätigt B. Majunke aus seiner Praxis die von
                              										Hayduck gemachte Beobachtung, dass ein Malz mit
                              									stark entwickelten Blattkeimen viel wirksamer ist, als ein solches, das in seiner
                              									Entwickelung nicht so weit vorgeschritten ist. Derselbe lässt mit gutem Erfolge den
                              									Blattkeim mindestens die 3- bis 4fache Kornlänge erreichen. Bezüglich des
                              									Hafermalzes berichtet er, dass er mit demselben stets eine ausgezeichnete
                              									Vergährung, jedoch nicht mehr Alkohol als mit Gerstenmalz erreicht habe, was er auf
                              									den geringeren Stärkegehalt des Hafermalzes zurückführen zu müssen glaubt.
                           Steinhäuser bestätigt an derselben Stelle die andere bei
                              									der Preismälzung gemachte Beobachtung, dass kleinkörnige stickstoffreiche Gersten
                              									ein wirksameres Malz liefern.
                           Kahnke, S. 175, räth mit Bezug auf die Beobachtung Majunke's, mit der Entwickelung des Blattkeimes nicht
                              									zu weit zu gehen, und hält schon die 3- bis 4fache Länge für übertrieben. Darauf
                              									bemerkt Majunke, S. 198, dass es nach seinen
                              									Beobachtungen nicht schade, wenn sogar viele Malzkörner eine mehr als 3- bis 4fache
                              									Länge des Blattkeimes zeigen. Ein Waschen des Malzes im Quellbottich hält er für
                              									absolut nothwendig, ebenso wie die peinlichste Reinhaltung der Tenne, um sich
                              									namentlich in der wärmeren Jahreszeit vor Schimmel zu schützen, welcher sich bei dem
                              									nothwendigen starken Spritzen des Malzes gern breit macht. Jedoch kann Schimmel nur
                              									dann ins Malz gelangen, wenn das Wasser nicht zweimal täglich im Quellbottich durch
                              									frisches ersetzt wurde.
                           
                        
                           II. Dämpfen und Maischen. III. Gährung und Hefe.
                           Ueber die Anwendung der Fluorverbindungen in den
                                 										Gährungsgewerben veröffentlicht Effront im Moniteur scientifique Quesneville, 1893 VII S. 182
                              									(auch Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S.
                              									109), eine Entgegnung auf die Untersuchung von Jörgensen und Holm, über
                              									welche wir bereits berichtet haben (vgl. 1894 291 284).
                              										Effront hält den Laboratoriumsversuch nicht für
                              									berechtigt zur Entscheidung über die Brauchbarkeit seines Verfahrens in Rücksicht
                              									auf die mit demselben in der Praxis so vielfach gemachten Erfolge, durch welche
                              									folgende Thatsachen festgestellt sind:
                           1) Reine Brennerei- oder Brauereimaische kann ohne die Gefahr der Säuerung bei
                              									Anwendung von Fluorverbindungen bei jeder Temperatur der Luft ausgesetzt werden.
                           2) Ein Zusatz von Fluoriden zu Maischen, in denen bereits eine Säuerung eingeleitet
                              									ist, hält die Entwickelung dieser Fermente auf und verhindert eine weitere Zunahme
                              									der Säuerung.
                           3) Die Betriebshefen, welche Essigsäure- und Milchsäurefermente enthalten, und welche
                              									in Folge dessen eine starke Vermehrung dieser Fermente und ihrer Säuerungsproducte
                              									erfahren, können durch eine Behandlung mit Fluoriden sichtlich verbessert und einer
                              									normalen Gährung ohne Erzeugung von Säuren unterworfen werden.
                           Der Verfasser verkennt nicht die Verdienste Hansen's um
                              									die Hefereinzucht, glaubt aber ferner, dass das Studium des Einflusses chemischer
                              									Agentien auf die Entwickelung der Hefezellen in qualitativer wie quantitativer
                              									Beziehung neue Eigenschaften werde enthüllen können, die ihre Anwendung in der
                              									Industrie finden werden.
                           Auf diese Ausführungen Effront's antworten Jörgensen und Hohn in der
                              										Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 150.
                              									Sie halten daran fest, dass sie nachgewiesen haben: 1) dass die Hefe von ihren
                              									Krankheitskeimen durch die Behandlung mit Flussäure nicht befreit wird, und dass 2)
                              									die Krankheitskeime sich sogar oft durch die Behandlung mit Flussäure in sehr hohem
                              									Grade vermehren. Diese Resultate habe Effront durch
                              									directe Versuche nicht entkräften können, ferner sei Effront in der Wiedergabe ihrer Resultate ungenau gewesen. Die Verfasser
                              									sind der Ansicht, dass, wenn auch die von ihnen nachgewiesene gefährliche Wirkung,
                              									welche darin besteht, dass das im Patent angegebene Verfahren eine kräftige
                              									Entwickelung solcher Hefearten hervorruft, die man nicht wünscht, nur in
                              									vereinzelten Fällen nachzuweisen wäre, diese Fälle doch hinlänglich sein würden, um
                              									das Verfahren unmöglich zu machen. Es hat in dieser Beziehung keine Bedeutung, dass
                              									man praktische Versuche mit günstigen Resultaten aufweisen kann, denn es liegen auch
                              									nicht wenige Berichte über ungünstige Resultate vor, so dass die ganze Sache das
                              									Gepräge der Zufälligkeit trägt. Nur die exacte Untersuchung könne Klarheit darin
                              									bringen. Effront stehe auf einem veralteten Standpunkt,
                              									die rationelle Arbeit in der Praxis könne nur durch die planmässige Auswahl der
                              									einzelnen Art, die Methode Hansen's, erreicht werden,
                              									nicht aber durch eine chemische Behandlung einer unbekannten Mischung, deren
                              									Elemente bald in der einen, bald in der anderen Richtung von dem ausgewählten Stoff
                              									beeinflusst werden können. Die Verfasser schliessen ihre Ausführungen mit folgendem
                              									Satz: „Unser Hauptzweck bei dieser ganzen Sache war es, einen Protest zu erheben
                                 										gegen Effront's Versuche, ein falsches Princip in
                                 										die Wissenschaft und Praxis einzuführen, nämlich dieses, dass man eine
                                 										Reincultur aus einer unreinen Hefe mittels einer chemischen Behandlung der
                                 										letzteren darstellen könne. Alle Versuche dieser Art werden nur Verwirrung
                                 										hervorbringen und Schaden machen.“
                           Ueber die Anwendung der Flussäure in Russland bringt die
                              										Chemiker-Zeitung, 1893 Nr. 74 bis 76, in einem
                              									Artikel über die Brennereicampagne 1892 bis 1893 in Russland einige sehr
                              									günstige Berichte, aus denen sich wieder der grosse Werth des Flussäureverfahrens
                              									bei mangelhaftem Betrieb ergibt. In dem einen Falle wurde in der Kunsthefebereitung
                              									mit grossem Vortheil die Milchsäure durch Flussäure ersetzt.
                           Ueber das Preisausschreiben zur Lösung der
                                 										Schaumgährungsfrage bei Reinzuchthefe Rasse II berichtet G. Heinzelmann in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 301. Von drei Arbeiten,
                              									welche gemäss Beschluss der letzten Generalversammlung einer besonderen eingehenden
                              									Prüfung unterzogen werden sollten, konnte der Verfasser der vorgerückten Campagne
                              									wegen nur diejenige von Brennereiverwalter Hecke in
                              									Dzialin prüfen. Er fand dabei die von Hecke
                              									beschriebenen Verhältnisse, dass dünnere Hefe und geringe Vergährung derselben
                              									Schaum erzeugend wirken, vollständig bestätigt, denn trotzdem das Material sehr
                              									mangelhaft war, gelang es doch, lediglich durch die Art der Hefeführung, nach
                              									Belieben Schaum zu erzeugen oder nicht. Die Schaum erzeugende Hefe war eine in
                              									voller Sprossung, welche noch durch das Vorstellen angeregt wird, befindliche, also
                              									äusserst geile, während die Schaum nicht erzeugende Hefe eine reife, ausgemästete
                              									und träge Hefe darstellte, bei welcher selbst das Vorstellen des hohen
                              									Alkoholgehaltes wegen eine Anregung zur Sprossung nicht hervorrufen kann. Der
                              									Verfasser machte bei diesen Versuchen noch folgende interessante Beobachtungen: Wenn
                              									man Hefe von 22 bis 23° Saccharometer bis auf 4 bis 5° vergähren lässt, so erzeugt
                              									diese Hefe nachher in der Hauptmaische eine Deckengährung; die Treber werden durch
                              									die nur langsam sich entwickelnde Kohlensäure an die Oberfläche gehoben, und erst
                              									wenn die Gährung lebhafter wird, verschwinden sie wieder und die Gährung wird
                              									normal. Die Hefe ist dann zu träge geworden und hat sowohl an Vermehrungskraft, als
                              									auch an Spaltungskraft von Zucker in Kohlensäure und Alkohol eingebüsst. Die Hefe
                              									braucht wieder längere Zeit zur Ausübung ihrer früheren Wirksamkeit. Die
                              									Deckengährung ist demnach das directe Gegentheil der Schaumgährung und sie lässt
                              									sich auch leicht wieder in normale Gährung überführen, wenn man die Hefe nur auf 14
                              									bis 15° Saccharometer vergähren lässt. Die normale Gährung können wir demnach durch
                              									geeignete Hefeführung nach der einen Richtung hin in Deckengährung und nach der
                              									anderen Richtung in Schaumgährung umwandeln. Der Verfasser ist durch diese Versuche
                              									zu der Ueberzeugung gekommen, dass man in der Reinzuchthefe Rasse II eine Hefe
                              									besitzt, die den weitgehendsten Anforderungen in vollem Maasse genügt; sie ist eine
                              									starke Hefe, und ein Ausdruck ihrer Stärke und Unbändigkeit in gewissem
                              									physiologischen Zustande ist die Schaumgährung. Diese lässt sich aber beeinflussen
                              									durch höhere Concentration des Hefeguts und starke Vergährung desselben, wodurch man
                              									sie in eine sanftere Form überführen kann, ja sie kann sogar sanfter werden, als man
                              									wünscht. Der Verfasser glaubt, dass man in dieser Arbeitsweise ein Mittel gegen die
                              									Schaumgährung besitzt, welches auch bei dem hartnäckigsten und schlechtesten
                              									Material vor grösserem Schaden schützen wird, indem es, wenn es auch die
                              									Schaumgährung nicht vollständig beseitigen kann, diese doch bis zu einem
                              									ungefährlichen Uebel herabmindert.
                           Ueber die Schaumgährungsfrage liegen weitere
                              									Mittheilungen vor
                              									in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1893 Bd. 16
                              									S. 135 und 166 von Bredlow, und S. 174 von Tietze. Ersterer theilt die von Hesse-Wutzig ausgesprochene Ansicht, dass man die Hefe in solch extremen
                              									Verhältnissen züchten muss, dass sich darin beim Verbrauch nur noch gute
                              									widerstandsfähige Bestandtheile vorfinden, behauptet aber dessenungeachtet, dass
                              									indirect Schaum entstehen kann durch das Rohmaterial selbst, und ferner, dass die
                              									Zubereitung der Hauptmaische wesentlich sei. Die Schaumgährung bleibt in jedem Falle
                              									aus 1) beim Dämpfen bei blasendem Ventil bis zu 4 at, 2) bei Ausmaischendtemperatur
                              									von 65°, 3) beim Einhalten hoher Temperaturen in dem Hefegut und 4) beim Vergähren
                              									der Hefe auf 3 bis 4° Balling. Will man Schaum erzeugen, so lasse man die Hefe nur
                              									um die Hälfte ihres Gehaltes vergähren und koche das Hefegut nicht so oft und hoch
                              									an; dämpft man dann die Kartoffeln noch schwach, so gewinnt der Schaum überhand; die
                              									Hauptursache ist jedoch in der Hefe zu suchen.
                           S. 166 theilt der Verfasser Versuche mit, welche er ausführte, um festzustellen, in
                              									wie weit 1) der Gährungsgrad und die Concentration im Hefegut auf die Schaumbildung
                              									Einfluss haben, und 2) von wie grossem Einfluss auf den Schaum ein hoher oder
                              									niedriger Vergährungsgrad der Hefe sei.
                           Diese Versuche zeigten, dass in erster Linie die Säuerung des Hefeguts am
                              									wesentlichsten ist, und dass der Vergährungsgrad der Hefe zwar auch sehr wesentlich
                              									ist, aber doch erst in zweiter Linie in Betracht kommt. Der niedrige Vergährungsgrad
                              									habe hauptsächlich den Zweck, Alkohol in der Hefe selbst zu entwickeln, welcher die
                              									Hefe im Bottich vor schlechten Nebenfermenten schützt, während die schlecht
                              									vergohrene Hefe gleich zu Anfang im Bottich im Kampf um Dasein unterliegt, was
                              									alsdann die Schaumgährung zur Folge hat.
                           Tietze dagegen konnte bei Anwendung gewisser
                              									Kartoffelsorten den Schaum durch die Hefeführung nicht beseitigen, denn die
                              									Verminderung des Schaums war kaum bemerkbar, wenn er die Hefe von 15° bis auf 32,5°
                              									kommen und auf 2 bis 3° Saccharometer vergähren liess.
                           Ein Gährungsverfahren ist Julius
                                 										Kunemann in Haag (Holland) vom 10. April 1891 ab im Deutschen Reich
                              									patentirt (D. R. P. Nr. 70141). Das Verfahren besteht 1) in der Einleitung einer
                              									freiwilligen Alkoholgährung in der Maische und 2) in der ununterbrochenen Bereitung
                              									einer besonderen Hefe für die zu gährende Flüssigkeit.
                           Die Reinhefe und ihre Anwendung. In einem Aufsatz in der
                              										Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 245
                              									und 301, werden die wichtigsten Punkte besprochen, welche bei Anwendung der Reinhefe
                              									zu beachten sind, um sich die guten Erfolge dauernd zu sichern. Hierhin gehört
                              									zunächst die äusserste Reinlichkeit in allen Räumen der Brennerei. Besondere
                              									Sorgfalt ist zu verwenden auf die Reinhaltung der Leitungen und Pumpen, welche am
                              									leichtesten den Herd für Infectionen bilden können. Vormaischbottich, Maischpumpe
                              									und die festliegenden Theile der Maischleitung sind durch kochendes Wasser zu
                              									reinigen, oder aber man streiche den Vormaischbottich täglich nach beendigtem
                              									Betrieb mit Kalkmilch aus, pumpe auch die Leitungen mit Kalkwasser aus und lasse
                              									namentlich die Maischpumpe mit Kalkwasser gefüllt bis zum anderen Morgen stehen, wo
                              									alsdann vor Beginn des Betriebes der Kalkanstrich aus dem Bottich, sowie das
                              									Kalkwasser aus der Pumpe entfernt wird. In Bezug auf die Rohrleitungen empfiehlt es
                              									sich, dass dieselben so kurz wie möglich sind, und dass Biegungen, Winkel und todte
                              									Punkte so viel wie möglich vermieden werden. Die zweite Bedingung ist die Bereitung
                              									reiner Maischen sowohl durch Zerstörung der den Rohmaterialien anhaftenden Fermente,
                              									sowie durch Verhütung des Hineindrängens neuer Fermente in die Maische. Zur
                              									Erreichung dieses Zweckes dient neben Herstellung reinen Malzes vor allem eine
                              									höhere Abmaischtemperatur von 62 bis 65°. Auch bei der Hefemaischung wähle man die
                              									Maischtemperatur lieber einen Grad höher als niedriger; die Säuerungstemperatur
                              									liege nicht unter 50°, das fertig gesäuerte Hefegut wird vor dem Abkühlen noch
                              									einmal auf 75° angewärmt, eine Stunde bei dieser Temperatur gehalten und dann
                              									schnell auf die Stelltemperatur abgekühlt. Ferner vermeide man bei der Hefebereitung
                              									möglichst alle todten Punkte, stelle also möglichst früh mit Mutterhefe an und
                              									regele die Hefeführung so, dass die eine Hefe dann gerade reif ist, wenn die Hefe
                              									angestellt werden soll. Die Concentration der Hefe sei hoch, 22 bis 24°
                              									Saccharometer, die Gährungsdauer lange, die Anstellungstemperatur niedrig, die
                              									Vergährung so weit wie möglich.
                           Untersuchungen über reine Hefe veröffentlicht Julius Wortmann in den Landwirthschaftlichen Jahrbüchern 1892 (siehe auch Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 165). Der Verfasser legt
                              									darin seine Ansichten über die Bedeutung des Systems der Hefereinzucht im Bereich
                              									der Weinfabrikation dar und kritisirt die Arbeiten, die bisher diesen Gegenstand
                              									behandelt haben.
                           Ein Verfahren zur Führung von Hefemaischen ist Robert Géduld in Paris vom 21. Juli 1892 ab im
                              									Deutschen Reich patentirt (D. R. P. Nr. 68702). Dasselbe besteht im Wesentlichen
                              									darin, dass durch Einwirkung von Alkalien auf die in der Maische enthaltenen Zucker
                              									arten bei einer dem Siedepunkt der Maische nahe liegenden Temperatur organische
                              									Salze gebildet werden, und dass darauf die Gesammtmenge der in der so behandelten
                              									Maische enthaltenen organischen Säuren durch Zusatz von Mineralsäure frei gemacht
                              									wird. Das Verfahren läuft also darauf hinaus, das Milchsäureferment auszuschliessen
                              									und an Stelle desselben organische Säuren für die Hefemaische zu verwenden, welche,
                              									in der angegebenen Weise erzeugt, billiger sind, als die früher schon mehrfach
                              									versuchte Anwendung organischer Säuren im reinen Zustande.
                           Verfahren zur Bereitung von Presshefegut aus Melasse u.
                                 										dgl. von Gerhard Franke und Oscar Emil Nykander in Berlin. Zusatz zum Patent Nr.
                              									67998 vom 18. Juni 1892, patentirt im Deutschen Reich vom 10. December 1892 ab,
                              									längste Dauer 17. Juni 1907 (D. R. P. Nr. 70802). Das Verfahren besteht darin, dass
                              									man die Milchsäure nicht als solche, sondern zum Theil in Form von gewöhnlicher
                              									Brennereischlempe zusetzt, und zwar entweder vor oder nach, oder auch vor und nach
                              									dem Zusatz der Proteïnstoffe. Durch Anwendung dieser Neuerung soll die Qualität des
                              									Hefeguts bedeutend verbessert werden.
                           
                        
                           IV. Destillation und Rectification. V. Schlempe.
                           Ueber den Düngerwerth und die zweckmässigste Anwendung der
                                 										Melasseschlempe berichtet Maercker in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 149. Nach
                              										E. v. Wolff enthält die Melasseschlempe in 1000 Th. 3,2
                              									Th. Stickstoff, 9,5 Th. Kali, 0,1 Th. Phosphorsäure und 0,1 Th. Kalk. Stammer gibt als Mittel von 4 Analysen folgende Zahlen
                              									an:
                           
                              
                                 Organische Substanz
                                 66,0
                                 Th.
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                   4,2
                                 „
                                 
                              
                                 Kali
                                 16,2
                                 „
                                 
                              
                           Der Werth der Melasseschlempe beruht also auf ihrem
                              									Stickstoff- und Kaligehalt und deshalb ist sie ein specifisches Düngemittel für die
                              									Stickstoff und Kali bedürftigen Pflanzen und für die an Kali und Stickstoff armen
                              									Bodenarten, also vorwiegend für die leichteren Bodenarten. Eine sichere Wirkung wird
                              									jedoch nur in an Kalk und Phosphorsäure reichen Bodenarten zu erwarten sein, da der
                              									Gehalt der Melasseschlempe hieran nur ein minimaler ist. Von Werth in der
                              									Melasseschlempe ist ferner die organische Substanz und die leichte Löslichkeit der
                              									Nährstoffe, welche eine gute Vertheilung derselben ermöglicht. Jedenfalls darf man
                              									annehmen, dass die Begleitung der organischen Substanz und die Möglichkeit der
                              									ausgezeichneten Vertheilung sehr zu Gunsten der Melasseschlempe spricht und dass
                              									daher der aus dem Nährstoffgehalt berechnete Düngerwerth von 7 M. für 1000 k eher zu
                              									niedrig als zu hoch gegriffen ist. Der Verfasser bespricht alsdann eingehend die
                              									Anwendung der Melasseschlempe für die verschiedenen Feldfrüchte, von denen in erster
                              									Linie die Zuckerrüben, Futterrüben und Kartoffeln in Frage kommen.
                           Ueber die getrocknete Getreideschlempe schreibt O. Böttger im Landwirth,
                              									1893 Nr. 49. Er theilte eine Anzahl Analysen verschiedener Arten von
                              									Getreideschlempen mit, aus denen hervorgeht, dass der Gehalt an Proteïn und Fett in
                              									den verschiedenen Sorten grossen Schwankungen unterliegt, so dass beim Einkauf
                              									sowohl eine richtige Bezeichnung der Sorte, wie auch die Garantie eines bestimmten
                              									Gehalts an Protein und Fett getrennt und endlich auch eine Garantie für Reinheit und
                              									Frische verlangt werden muss, da Verfälschungen mit werthlosen Stoffen vielfach
                              									beobachtet sind. Die Verdaulichkeit des Proteins ist in den verschiedenen Sorten der
                              									getrockneten Schlempe eine sehr hohe. Aus den mit diesem Futtermittel bisher
                              									gemachten Beobachtungen ergibt sich, dass dasselbe ein von allen Viehgattungen gern
                              									genommenes, leicht verdauliches und gut bekömmliches Futtermittel darstellt, welches
                              									seines angemessenen Preises wegen nicht nur als ein vorzügliches Milch producirendes
                              									Futter, sondern auch als Mast- und Pferdefutter sehr empfohlen werden kann.
                           Zahlen über die Zusammensetzung und den Futterwerth der
                                 										getrockneten Maisschlempe bringt ferner die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 223, nach einem Aufsatz des
                              										Pester Lloyd. Auch aus diesen Zahlen ergibt sich
                              									der hohe Werth und die Preiswürdigkeit dieses Futtermittels, denn es stellt sich
                              									z.B. das Werthverhältniss zwischen Mais und Trockenschlempe wie 1 : 1,376 und
                              									zwischen Hafer und Trockenschlempe wie 1 : 1,39.
                           
                        
                           VI. Apparate.
                           Ueber den Ilges'schen Automat (nicht zu verwechseln mit
                              									dem Feinspritautomat, welcher direct aus der Maische Feinsprit liefert) berichtet
                              										Wendt in der Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 134, sehr günstig. Der Apparat ist für
                              									90procentigen Spiritus und stündlichen Abtrieb von 1100 bis 1200 l Maische gebaut;
                              									er functionirt in allen Theilen vorzüglich, die Stärke des Spiritus betrug 91
                              									bis 92 Proc. der Abtrieb 1200 bis 1300 l in der Stunde. Der Apparat hat gegen ältere
                              									Constructionen wesentliche Verbesserungen aufzuführen, welche sich auf den
                              									Dampfregulator, den Maischregulator, den Spirituskühler und die Dephlegmatoren
                              									beziehen, ferner ist neu hinzugekommen der Wasserregulator; sehr zweckmässig ist
                              									auch der kleine Schlempenprober, welcher mit einem sehr empfindlichen kleinen
                              									Alkoholometer versehen ist, welches anzeigt, ob die Schlempe alkoholfrei ist.
                           Ueber einen Nachzerkleinerungsapparat für
                                 										Maischmaterialien, sowie über ein Maischbottichrührwerk berichtet Assmann in
                              									der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 221.
                              									Beide Apparate werden von der Maschinenfabrik Warneck
                              									in Oels i. Schl. angefertigt, sind nicht patentirt, daher billig und sollen sehr
                              									befriedigend arbeiten.
                           Ein neuer Spiritusmessapparat ist Hornung und Scheibner patentirt (D. R. P. Nr. 69260).
                              									Nach einer Mittheilung in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 238, soll der Apparat wesentlich billiger
                              									sein, als alle anderen automatischen Messvorrichtungen; derselbe soll auch die
                              									Spiritusausbeute eines jeden Bottichs mit grosser Sicherheit festzustellen
                              									gestatten.
                           Ein Dämpf- und Maischapparat ist Stephan Klemm in Szegedin, Ungarn, patentirt (D. R. P. Nr. 69167 vom 13.
                                 									August 1892). Der Apparat functionirt in folgender Weise: Die in einem Gefäss
                              									vorbereiteten Getreidekörner werden durch einen Lederschlauch in ein anderes Gefäss
                              									eingeführt, darin gedämpft und durch eine Mahlvorrichtung zerkleinert und dann als
                              									fertige Maische alle 10 Minuten durch momentanes Oeffnen eines Ventils in ein
                              									anderes Gefäss ausgeworfen, aus welchem, nachdem alle Maische sich dort angesammelt
                              									hat, dieselbe gemeinsam alsdann ausgeblasen wird.
                           Einen elektrischen Säuremesser zur Bestimmung des
                                 										Säuregehaltes in in Gährung übergehenden Flüssigkeiten hat Demichel nach Angaben von A.
                                 										Kolette construirt. Derselbe besteht aus einem Zinkkupferelement, welches
                              									mit einem Galvanometer in Verbindung steht, welches ein Zifferblatt besitzt, sowohl
                              									für solche Ströme, wie sie von stark säurehaltigen Flüssigkeiten geliefert werden,
                              									sowie eine mittlere Theilung, welche einer normalen Flüssigkeit entspricht. (Nach
                              										Zeitschrift für angewandte Chemie, 1893 S.
                                 									210.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)