| Titel: | Neuere Locomotiven. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 153 | 
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                        Neuere Locomotiven.
                        Von Fr.
                                 								Freytag.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Locomotiven.
                        
                     
                        
                           Die Anforderungen; welche seit einer Reihe von Jahren in immer höherem Maasse an
                              									Locomotiven in Bezug auf Beförderung schwerer Züge und gesteigerte Geschwindigkeit
                              									derselben mit Rücksicht auf Verkehrs- und Terrainverhältnisse gestellt werden, sowie
                              									die mitunter eigenartige Verwendung derselben auf Bahnen untergeordneter Bedeutung,
                              									haben zu neuen Locomotivconstructionen geführt, über welche in dem Nachstehenden
                              									berichtet werden soll.
                           Indem wir unsere Abhandlung mit den in den Vereinigten Staaten Nordamerikas erbauten
                              									Locomotiven beginnen, erscheint es angezeigt, der auf der vorjährigen
                              									Weltausstellung zu Chicago vertretenen Locomotiven dieses Landes etwas eingehender
                              									Erwähnung zu thun, wennschon aus der grossen Anzahl derselben (von 64 ausgestellten
                              									Locomotiven stammten 56 aus Nordamerika) nur einige charakteristische Vertreter des
                              									modernen nordamerikanischen Locomotivbaues herausgegriffen werden können.
                           
                        
                           Amerikanische Locomotiven.
                           Die Bauart der in Chicago ausgestellten, wie überhaupt auf amerikanischen Bahnen
                              									laufenden Locomotiven kennzeichnet sich durch eine nach europäischen Begriffen
                              									ungewöhnliche Ausdehnung der Construction in der Längsrichtung, wobei zur Erzielung
                              									eines ruhigen und gefahrlosen Ganges Drehgestelle angeordnet sind. Die Kessel liegen
                              									sehr hoch und sind, um lange Strecken ohne Reinigung des Feuers durchfahren zu
                              									können, in der Regel mit Schüttelrosten versehen. Die hölzernen, geräumigen
                              									Führerhäuser haben zu beiden Seiten der Feuerbüchse gepolsterte Sitze und gestatten
                              									dem Personal eine freie Aussicht auf die Bahn. Auf der verlängerten Rauchkammer ist
                              									vor dem Schornsteine nur eine einzige grosse Laterne angebracht; ferner besitzt jede
                              									Locomotive in Amerika eine Dampfpfeife mit tiefem Ton, eine Signalglocke auf dem
                              									Langkessel und an dem vorderen Stossbalken den sogen. cow-catcher (Kuhfänger).
                           Die Bandagen sind in der Regel ohne besondere Befestigung auf die gusseisernen Radsterne gezogen, die Federgehänge mit
                              									schneidenartigen Druckstücken versehen und die innen liegenden Steuerungen nach Stephenson mit offenen Stangen und Uebertragung der
                              									Bewegung durch Zwischenwelle und Doppelhebel auf die aussen liegenden, meist
                              									entlasteten Schieber angeordnet.
                           Als weitere gemeinsame Merkmale amerikanischer Locomotiven sind Dampfcylinder mit
                              									angegossenem Quersattel und Verbindung in der Mitte, dünnwandige stählerne Kessel
                              									und Feuerkisten, Regulatoren mit entlasteten Doppelsitzventilen, Tender mit
                              									hufeisenförmigen Wasserbehältern auf zwei je zweiachsigen Drehgestellen zu
                              									bezeichnen.
                           
                              Schnellzuglocomotive Nr. 999 der New York
                                 										Central- und Hudson River-Eisenbahn.
                              
                           Die Maschine, welche bei einer Versuchsfahrt auf ebener gerader Bahnstrecke zwischen
                              									Buffalo und Rochester zum ersten Mal eine Höchstgeschwindigkeit von 100 engl. Meilen
                              									(161 km) in der Stunde erreichte, ist von dem Maschinendirector der Bahn, William Buchanan in New York, entworfen und für die
                              									Beförderung des „Empire State Express“-Zuges, welcher die 1580 km lange
                              									Strecke New York-Chicago einschliesslich der Aufenthalte mit einer mittleren
                              									Geschwindigkeit von 80 km in der Stunde durchfährt, in der Centralwerkstätte zu
                              									West-Albany im J. 1893 erbaut worden.
                           Die Anordnung der Maschine veranschaulicht Le Génie
                                 										Civil vom 18. November 1893 durch eine ausführliche Abbildung. Der Kessel
                              									für 13 at Ueberdruck mit überhöhter, runder Feuerbüchse ruht auf einem Wagen mit
                              									vorderem zweiachsigen Drehgestell und zwei hinteren Treibachsen; seine Mitte liegt
                              									2730 mm über Schienenoberkante. Die Feuerbüchse mit aufgehängten Querdeckenbarren
                              									ist mit einem Sieder versehen, welcher den ganzen Feuerraum in der Längs- und
                              									Querrichtung einnimmt, wobei eine Oeffnung von 485 mm Länge und 660 mm Breite die
                              									Verbindung der oberen und unteren Feuerbüchsräume herstellt.
                           Das Dienstgewicht der Locomotive beträgt rund 56 t; hiervon entfallen auf jede der
                              									gekuppelten Achsen 19 t, so dass 18 t für das Drehgestell übrig bleiben; letzteres
                              									ist mit fester Drehpfanne construirt, kann also nur eine wagerechte Drehbewegung in
                              									der Längsmittelebene der Locomotive ausführen.
                           
                           Der Tender ist mit einer Vorrichtung, System Ramsbottom, versehen, um während der Fahrt Wasser aus zwischen den
                              									Schienen liegenden Kanälen einnehmen zu können, und ruht auf zwei vierräderigen
                              									Drehgestellen von je 1346 mm Achsstand; sein Dienstgewicht mit 16,3 cbm Wasser und 6
                              									t Kohle beträgt 36 t.
                           Die Hauptverhältnisse der Locomotive sind folgende:
                           
                              
                                 Cylinderdurchmesser
                                 483
                                 mm
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 610
                                 mm
                                 
                              
                                 Treibraddurchmesser
                                 2184
                                 mm
                                 
                              
                                 Drehgestellraddurchmesser
                                 1016
                                 mm
                                 
                              
                                 Heizfläche der Feuerbüchse
                                 21,6
                                 qm
                                 
                              
                                 Heizfläche der Siederöhren
                                 157,9
                                 qm
                                 
                              
                                 Gesammte Heizfläche
                                 179,5
                                 qm
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 2,85
                                 qm
                                 
                              
                                 Anzahl der Siederöhren
                                 268
                                 
                                 
                              
                                 Durchmesser
                                 51
                                 mm
                                 
                              
                                 Länge
                                 3650
                                 mm
                                 
                              
                           
                              Schnellzuglocomotive der Philadelphia-
                                 										und Reading-Bahn.
                              
                           Die von den Baldwin-Locomotw-Werken in Philadelphia
                              									erbaute, mit Verbundwirkung arbeitende Locomotive besitzt nach der in Cassier's Magazine, 1893 Bd. 4 Nr. 20, gegebenen
                              									Abbildung ein eigenartiges Aussehen insofern, als das Führerhaus wegen der
                              									ungewöhnlich breiten Feuerbüchse (System Wootten) nicht
                              									wie gewöhnlich an das Ende des Kessels, sondern ungefähr in Mitten desselben vor die Feuerbüchse gelegt ist; hierdurch wird die
                              									Beschickung des Rostes durch den Heizer äusserst unbequem, da derselbe zu dem Zwecke
                              									jedesmal vom Führerstande auf ein längs der Feuerkiste angebrachtes Laufbrett
                              									hinauf- und, um auf die Plattform des Tenders gelangen zu können, drei Stufen an der
                              									Feuerbüchsrückwand wieder hinuntersteigen muss. Wennschon das Beschicken der
                              									bedeutenden Rostfläche mittels Anthracit innerhalb ziemlich grosser Zeiträume
                              									geschehen kann, so dürfte die Anordnung in Bezug auf Betriebssicherheit doch
                              									keinesfalls als nachahmenswerth zu bezeichnen sein.
                           Der Kessel aus Stahlblech ruht auf einem Wagen mit zwei gekuppelten Achsen unter dem
                              									Langkessel, einer festen Laufachse unter der Feuerbüchse und einem vorderen
                              									einachsigen Bissel-Drehgestell mit cylindrischem Drehzapfen; er enthält 324 vom
                              									Kesselwasser durchströmte Siederöhren von 38 mm äusserem Durchmesser und 3050 mm
                              									Länge.
                           Die Locomotive hat vier Cylinder nach dem System Vauclain (1893 287 * 26) mit einem einzigen
                              									Kolbenschieber für die beiden Cylinder jeder Maschinenseite. Diese Construction
                              									leidet, wie Brückmann in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1894 S. 318, mit Recht
                              									hervorhebt, an dem Uebelstande, dass die Dampfvertheilung für alle Füllungsgrade nie
                              									gleich vortheilhaft ausfallen kann und ferner die Kolbendrücke der beiden Cylinder
                              									einer Maschinenseite nur für die höchsten Expansionsgrade einander gleich sind; je
                              									grösser die Füllungen, um so ungleicher werden sie. Hieraus ergibt sich beim
                              									Anfahren, wo der Unterschied zwischen den Kolbendrücken am grössten, eine
                              									gefahrvolle Beanspruchung des Kreuzkopfes und der Kolbenstangen auf Biegung, weshalb
                              									diese Theile unverhältnissmässige Abmessungen erhalten müssen, um etwaigen Brüchen
                              									der Kolbenstangen u.s.w. vorzubeugen. Wir bemerkten bereits früher, dass wohl
                              									hauptsächlich das Verlangen nach einer eigenartigen Bauart die Firma zur
                              									Construction der viercylindrigen Locomotive, System Vauclain, veranlasste, wennschon damit erreicht wird, dass die
                              									Arbeitsleistung beider Maschinenseiten gewöhnlichen Verbundlocomotiven
                              									gegenüber nahezu dieselbe ist.
                           Der Tender für 15¼ cbm Wasser und 6 t Kohlen ruht auf zwei zweiachsigen Drehgestellen
                              									mit je 1626 mm Radstand und ist mit einer Schöpfvorrichtung versehen. Behufs Kühlung
                              									der Achsschenkel bei einem etwaigen Heisslaufen ist eine mit dem hufeisenförmigen
                              									Wasserkasten in Verbindung stehende Rohrleitung angebracht, von welcher Schläuche zu
                              									den einzelnen Achsbüchsen führen.
                           Die Hauptverhältnisse der Locomotive sind folgende:
                           
                              
                                 Durchmesser der Dampfcylinder
                                 
                                 330559
                                 mmmm
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 
                                 610
                                 mm
                                 
                              
                                 Treibraddurchmesser
                                 
                                 1980
                                 mm
                                 
                              
                                 Laufraddurchmesser
                                 
                                 1210
                                 mm
                                 
                              
                                 Tenderraddurchmesser
                                 
                                 915
                                 mm
                                 
                              
                                 Kesselüberdruck
                                 
                                 12
                                 at
                                 
                              
                                 Heizfläche der Feuerbüchse
                                   16,07 qm
                                 
                                 
                                 
                              
                                        „           „  Siederöhren
                                 102,48 qm
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gesammtheizfläche
                                 
                                 118,55
                                 qm
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 
                                 7,06
                                 qm
                                 
                              
                                 Dienstgewicht der Locomotive
                                 
                                 58,8
                                 t
                                 
                              
                                             „          des Tenders
                                 
                                 36,6
                                 t
                                 
                              
                           Die Locomotive ist mit der Westinghouse-Bremse ausgerüstet, welche mit je zwei
                              									Bremsklötzen auf die beiden Treibachsen wirkt, und ausser sonstigem Zubehör mit zwei
                              									Manometern, eines im Führerstande, das andere hinten auf der Feuerbüchsdecke,
                              									versehen.
                           
                              Schnellzuglocomotive Nr. 385 der Central
                                 										Railroad von New Jersey.
                              
                           Die Maschine, System Vauclain, hat Cylinder von 330
                              									bezieh. 559 mm Durchmesser für 610 mm Kolbenhub, zwei Treibachsen mit Rädern von je
                              									1,980 m Durchmesser, deren Abstand 2,286 m beträgt, und ein vorderes zweiachsiges
                              									Drehgestell, so dass der Gesammtradstand 6,795 m ausmacht. Der Kessel von 1473 mm
                              									Durchmesser für 12,65 at Ueberdruck hat 250 Rohre von 51 mm Durchmesser und 3,6 m
                              									Länge. Das Dienstgewicht der Maschine beträgt 56,15 t, von denen 40,1 t auf die
                              									Treibachsen kommen. Der Tender fasst ungefähr 16 cbm Wasser.
                           Ueber eine bemerkenswerthe Versuchsfahrt, welche am 18. November 1892 mit dieser
                              									Locomotive von Philadelphia nach Jersey City stattfand, berichtet Cassier's Magazine, 1893 Bd. 4 Nr. 19. Es betrug das
                              									Gewicht des gesammten Trains 142 t, das Gewicht von Locomotive und Tender zusammen
                              									103 t. Philadelphia wurde 5 Uhr 15 Min. Vormittags verlassen und der Zug erreichte
                              									mit einer Geschwindigkeit von 64,4 km in der Stunde 5 Uhr 26 Min. die Station Wayne
                              									Junction, um nach einem Aufenthalte von 3 Minuten die 136,8 km lange Strecke bis
                              									Jersey City zu durchfahren. Bei Tabor Junction verringerte sich die Geschwindigkeit
                              									des Zuges und nahm bis Jenkintown noch weiter ab. Die Steigung beträgt hier 1 : 68,
                              									trotzdem wurden 8,05 km in 4 Minuten (?), entsprechend einer Geschwindigkeit von
                              									120,75 km in der Stunde zurückgelegt. Nach Langhorne, 20,93 km entfernt, beträgt die
                              									planmässige Fahrzeit 14 Minuten (90 km in der Stunde), doch wurden 1,61 km in 44
                              									Secunden, entsprechend einer Geschwindigkeit von 132 km in der Stunde, durchfahren.
                              									Von Somerton nach Parkland lief der Zug mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit
                              									von 141 km, nach Langhorne mit einer solchen von 148 km und von Plainfield nach
                              									Jersey City mit einer Geschwindigkeit von 156,17 km in der Stunde. Diese bedeutenden
                              									Geschwindigkeiten weichen nicht viel von denjenigen ab, welche mit der vorerwähnten
                              									Schnellzuglocomotive Nr. 999 der New York- und Hudson River-Bahn erreicht wurden,
                              									und gehören jedenfalls wie diese zu den bedeutendsten Leistungen amerikanischer
                              									Locomotiven.
                           Auch zur Beförderung der Schnellzüge der sogen. Royal Blue Line auf der 361 km langen
                              									Strecke von Jersey City nach Washington, aus Theilstrecken der Baltimore- und Ohio-,
                              									der Philadelphia- und Reading-Bahnen und der Centralbahn von New Jersey
                              									zusammengesetzt, finden Locomotiven der vorerwähnten Construction Verwendung;
                              									dieselben brauchen einschliesslich der Ueberfahrt mittels Dampffähre von New York
                              									nach Jersey City eine Fahrzeit von 5 Stunden, wie dies der folgende Fahrplan
                              									erkennen lässt:
                           
                              
                                 Abfahrt
                                 New York
                                 11
                                 Uhr
                                 30
                                 Min.
                                 Vormittag
                                 
                              
                                 „
                                 Jersey City
                                 11
                                 „
                                 42
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 „
                                 Elizabeth
                                 11
                                 „
                                 58
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Wayne Junction
                                   1
                                 „
                                 20
                                 „
                                 Nachmittag
                                 
                              
                                 „
                                 Philadelphia
                                   1
                                 „
                                 35
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Wil'ington
                                   2
                                 „
                                   5
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Baltimore
                                   3
                                 „
                                 45
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Ankunft
                                 Washington
                                   4
                                 „
                                 30
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Die durchschnittliche Geschwindigkeit einschliesslich sechsmaligen Anhaltens und
                              									anderer Verzögerungen auf der Strecke beträgt 72,4 km in der Stunde; um die
                              									Zeitversäumnisse wieder einzuholen, fährt der Zug auf den bestgelegenen Strecken der
                              									Bahn mit einer Geschwindigkeit von mehr als 96 km in der Stunde.
                           Weitere Hauptverhältnisse der Locomotive sind noch folgende:
                           
                              
                                 Rostfläche
                                   3,586
                                 qm
                                 
                              
                                 Gesammtheizfläche (innere)
                                 143,22
                                 qm
                                 
                              
                                 Volumenverhältniss der Cylinder
                                 1 : 2,86
                                 
                                 
                              
                           
                              Schnellzuglocomotive „Columbia“
                                 										der Baldwin Locomotive Works in Philadelphia.
                              
                           Die Maschine (Fabriknummer 13350) mit zwei mittleren Treibachsen, vorderer Bissel-
                              									und hinterer fester Laufachse ist für grosse Geschwindigkeiten erbaut; ihre Treib-
                              									und Laufräder besitzen schmiedeeiserne Radsterne – erstere einen Durchmesser von
                              									2,140 m, letztere einen solchen von 1,380 m im Laufkreis.
                           Die Bauart hat gegenüber der sonst in Amerika üblichen mit vorderem zweiachsigen
                              									Drehgestell den Vortheil, dass die Feuerkiste, weil keine Kuppelachse darunter
                              									liegt, tief genug hergestellt werden kann.
                           Die Federn der vorderen Laufachse sind mit denjenigen der Kuppelachse durch einen
                              									mittleren Langhebel und einen Querhebel, die Federn der Treib- und hinteren
                              									Laufachse durch zwei seitliche Langhebel verbunden, so dass Unterstützung in drei
                              									Punkten stattfindet, welche in der Längsrichtung möglichst weit aus einander
                              									liegen.
                           Der für 12 at Ueberdruck aus Stahlblechen hergestellte Kessel hat eine verlängerte
                              									Rauchkammer, eine sehr kurze, aber tiefe, nicht überhöhte flusseiserne Feuerbüchse
                              									mit 11,92 qm Heizfläche, 198 eiserne Siederohre von 50,8 mm äusserem Durchmesser und
                              									4117 mm freier Länge, entsprechend einer Rohrheizfläche von 112,3 qm, so dass sich
                              									eine Gesammtheizfläche von 124,22 qm ergibt. Der Rost ist ein Schüttelrost mit 2,30
                              									qm Fläche.
                           Die Dampfwirkung geschieht in je zwei Doppelcylindern, System Vauclain, von 330 bezieh. 559 mm Durchmesser für 660 mm Kolbenhub.
                           Weitere Hauptabmessungen von Locomotive und Tender sind folgende:
                           
                              
                                 Dienstgewicht der Locomotive
                                 57,495
                                 t
                                 
                              
                                            „             des Tenders
                                 35,630
                                 t
                                 
                              
                                 Wasservorrath
                                 13,645
                                 t
                                 
                              
                                 Kohlenvorrath
                                 6,800
                                 t
                                 
                              
                                 Tenderraddurchmesser
                                 927
                                 mm
                                 
                              
                           Die Locomotive ist mit der Luftdruckbremse der American Brake
                                 										Co., der Tender mit derjenigen der Westinghouse Air
                                 										Brake Co. versehen. Die Luftpumpe für beide Bremsen findet sich an der
                              									rechten Seite der Feuerbüchse angeordnet.
                           
                              Verbundlocomotive der Ball Compound
                                 										Locomotive Co. in New York.
                              
                           Um das Anbringen von Gegengewichten in den Treibrädern zur Ausgleichung der bewegten
                              									Massen bezieh. die damit verbundenen Uebelstände zu vermeiden, ordnet C. A. Ball nach Mittheilungen in American Machinist vom 9. Februar 1893 S. 9 die beiden
                              									Cylinder jeder Maschinenseite derart an, dass sich, ähnlich wie bei einer
                              									stationären Zwillingsmaschine mit um 180° gegenseitig versetzten Kurbeln, die
                              									Gewichte der zu jedem Cylinder gehörigen, in Bewegung befindlichen Theile
                              									ausgleichen.
                           Hoch- und Niederdruckcylinder jeder Maschinenseite haben 330 bezieh. 584 mm
                              									Durchmesser und 610 mm Kolbenhub. Die Niederdruckcylinder sind möglichst nahe an den
                              									Rahmen gelegt, während die Hochdruckcylinder so weit nach aussen verschoben sind,
                              									dass die Kolbenstangen der Niederdruckcylinder noch eben vorbeigehen. Die
                              									Niederdruckkolben sind aus Stahl und möglichst leicht gefertigt, während die
                              									Hochdruckkolben aus Gusseisen bestehen, und zwar sind dieselben derartig bemessen,
                              									dass sie sammt Stangen ebenso schwer ausfallen wie die entsprechenden Theile der
                              									Hochdruckcylinder. Besondere Führungen, Kreuzköpfe, Pleuel- und Kuppelstangen sind
                              									für jeden Cylinder vorgesehen, und die Kolben der Niederdruckcylinder mit den
                              									unmittelbar an den Treibrädern liegenden eingepressten und verkeilten Kurbelzapfen
                              									verbunden, deren Durchmesser gleich demjenigen der zugehörigen Achse gewählt sind;
                              									jeder dieser Zapfen ist mit einer Gegengewichtskurbel zusammengeschmiedet, an deren
                              									Zapfen die zu den Hochdruckcylindern gehörigen Pleuel- bezieh. Kuppelstangen
                              									angreifen.
                           Die in einem gemeinschaftlichen Kasten untergebrachten Schieber regeln die Ein- und
                              									Ausströmung des Dampfes in der Weise, dass sich der Hochdruckkolben in
                              									entgegengesetzter Richtung zu derjenigen des Niederdruckkolbens bewegt, somit ein
                              									vollkommenes Ausgleichen der in Bewegung befindlichen Theile beider Cylinder jeder
                              									Maschinenseite stattfindet. Zur Steuerung der Hochdruckcylinder dienen
                              									Kolbenschieber, welche sich ohne Packungsringe dampfdicht in Büchsen der zugehörigen
                              									Gehäuse führen. Geringe Dampfverluste in Folge Undichtigkeit sind ohne Bedeutung,
                              									weil etwaiger durchtretender Dampf in den Niederdruckcylinder strömt. Die
                              									ringförmige Aussparung jedes Hochdruckschiebers, durch welche bei gewöhnlichen
                              									Maschinen der austretende Dampf entweicht, dient hier zur Dampfeinströmung und es
                              									regeln die äusseren Schieberkanten die Ausströmung des Dampfes.
                           Die Steuerung der Niederdruckcylinder übernehmen gewöhnliche entlastete
                              									Muschelschieber, welche die Ein- und Ausströmung des Dampfes in der gewöhnlichen
                              									Weise regeln. Die Schieberstangen jeder Maschinenseite sind mit einem doppelarmigen
                              									Hebel verbunden, dessen unterer Arm von der Coulisse bethätigt wird.
                           
                           Die Ein- und Ausströmrohre liegen wie gewöhnlich in der Rauchkammer, nur sind
                              									die letzteren weiter nach vorn verlegt, damit die abziehenden Gase bequem in den
                              									Schornstein gelangen können und ein kräftiger Zug entsteht.
                           Ein Anfahrventil, welches auch, wenn der Dampf abgeschnitten ist und die Maschine
                              									sich in Bewegung befindet, als Absperrventil wirkt, steht mit dem zu dem
                              									Hochdruckcylinder jeder Maschinenseite führenden Dampfeinströmrohr in Verbindung.
                              									Das Ventil liegt ausserhalb der Rauchkammer, kommt deshalb weder mit Aschentheilchen
                              									in Berührung, noch ist es zu grosser Wärme ausgesetzt. Beide Ventile werden von dem
                              									Umsteuerungshebel derart bethätigt, dass die Maschine wie eise gewöhnliche
                              									Locomotive mit einfacher Expansion des Arbeitsdampfes arbeitet, wenn der Hebel voll
                              									ausliegt, und mit Verbundwirkung, wenn die Coulissen entsprechend einer Füllung von
                              									¾ des Kolbenhubes eingestellt sind. Im ersteren Falle übertragen die Hochdruckkolben
                              									keine Arbeit, da sich der Druck des Dampfes, welcher auf ihre beiderseitigen
                              									Endflächen ausgeübt wird, nahezu ausgleicht, während die Niederdruckkolben ebenfalls
                              									den vollen Kesseldruck erhalten, indem ihnen Dampf durch die geöffneten
                              									Anfahrventile zuströmt. Sowie die Coulissen in die vorgenannte Lage gebracht sind,
                              									übernehmen die Hochdruckkolben wieder ihren Antheil an der zu leistenden Arbeit,
                              									d.h. es findet eine zweimalige Expansion des Dampfes statt.
                           Die Locomotive ruht auf zwei Treibachsen und einem vorderen zweiachsigen Drehgestell;
                              									erstere sind mit ungefähr 37,2 t belastet. Der Durchmesser der Treibräder beträgt
                              									2134 mm.
                           ⅗ – gekuppelte
                                 										Verbund-Personenzuglocomotive der Chicago-Milwaukee- und St.
                                 										Paul-Eisenbahn.
                           Die von den Rhode Island Locomotive Works in Providence
                              									erbaute Locomotive wurde nach Mittheilungen in dem Organ für
                                 										die Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1893, zu dem Zwecke gebaut, um
                              									schwere Personenzüge mit grosser Geschwindigkeit unter möglichster Schonung des
                              									Oberbaues über eine mit leichten Schienen gebaute Bahn zu führen. Diesem Zwecke
                              									entsprechend ist das Gewicht von 40,2 t auf drei Treibachsen vertheilt, während das
                              									vordere zweiachsige Drehgestell 16,6 t und die hintere Laufachse 8,2 t trägt.
                           Die Maschine arbeitet mit Verbundwirkung in zwei Cylindern und ist mit der
                              									selbsthätigen Anfahrvorrichtung der Rhode Island Works
                              									(1893 287 49) versehen, welche die Zufuhr directen
                              									Kesseldampfes in beide Cylinder beim Anfahren gestattet und, sobald ein bestimmter
                              									Dampfdruck im Zwischenbehälter erreicht ist, selbsthätig umsteuert, so dass dann die
                              									Maschine ohne Zuthun des Führers mit Verbundwirkung arbeitet. Am Zwischenbehälter
                              									war bei dieser Locomotive gegenüber früheren Ausführungen noch ein Ventil
                              									angebracht, durch welches der aus dem Hochdruckcylinder austretende Dampf in das
                              									Blasrohr geleitet werden kann, so dass die Maschine auch dauernd mit
                              									Zwillingswirkung zu arbeiten im Stande ist.
                           Die Hauptabmessungen sind folgende:
                           
                              
                                 Durchmesser der Dampfcylinder
                                 532786
                                 mmmm
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 660
                                 mm
                                 
                              
                                 Treibraddurchmesser
                                 1980
                                 mm
                                 
                              
                                 Dampfüberdruck
                                 13,6
                                 at
                                 
                              
                                 Heizfläche
                                 160
                                 qm
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 2,6
                                 qm
                                 
                              
                                 Dienstgewicht
                                 65
                                 t
                                 
                              
                           Die Leistungsfähigkeit der Locomotive ist selbst für amerikanische Verhältnisse
                              									eine ungewöhnlich grosse.
                           
                              Güterzuglocomotive der Great
                                 										Northern-Eisenbahn.
                              
                           Die Locomotive wurde nach The Engineer vom 22. September
                              									1893 S. 279 von den Brooks-Locomotivwerken in Dunkirk,
                              									N. Y., erbaut, einer Fabrik, die zur Zeit jährlich 300 Locomotiven fertigstellt.
                              									(Die Firma hatte ausser dieser Maschine noch drei leichtere Güterzuglocomotiven der
                              									sogen. Mogul-Gattung mit je 53 t Dienstgewicht, drei gekuppelten Achsen und vorderem
                              									einachsigen Bisseldrehgestell, vier Personenzuglocomotiven, davon zwei nach dem
                              									Verbundsystem mit zwei bezieh. vier Cylindern, und eine Locomotive für
                              									Verschiebedienst in Chicago ausgestellt.)
                           Die Locomotive, die zweitgrösste der Ausstellung, mit vier gekuppelten Achsen, sowie
                              									vorderem zweiachsigen Drehgestell besitzt Cylinder von je 508 mm Durchmesser für 660
                              									mm Kolbenhub, Kreuzköpfe und Kolbenstangen aus Stahl, Treib- und Kuppelstangen aus
                              									Schmiedeeisen mit ⌶-förmigem Querschnitt, erstere am
                              									Kurbelzapfen 133, am Kreuzkopfe 121 mm hoch bei 76 mm Flanschenbreite, letztere 127
                              									× 38 bezieh. 102 × 38 mm. Das Dienstgewicht der Locomotive beträgt 69,5 t.
                           Die Dampfvertheilung erfolgt durch Stephenson'sche
                              									Coulissensteuerung und entlastete Richardson-Vertheilungsschieber mit doppelter
                              									Einströmung. Die Treibräder haben 1397 mm Durchmesser im Laufkreis; sie bestehen aus
                              									gusseisernen Radsternen von je 1219 mm Durchmesser mit aufgezogenen Stahlreifen von
                              										Krupp, und zwar tragen, damit sich die Locomotive
                              									in Curven bewegen kann, die ersten und dritten gekuppelten Räderpaare flache, sowie
                              									um 25,4 mm breitere Reifen als die übrigen mit Spurkränzen versehenen Räder. Die
                              									Achsen von 197 mm Durchmesser bestehen aus Stahl. Die Scheibenräder des
                              									Drehgestelles mit fester Drehpfanne haben 762 mm Durchmesser; der Radstand beträgt
                              									1778 mm. Von den 69,5 t Dienstgewicht kommen 60 t gleichmässig vertheilt auf die
                              									Treibachsen, deren sämmtliche Räder mittels Luftbremse der New York Air Brake Co. gebremst werden können.
                           Der Kessel, System Belpaire, ist aus Stahlblechen für
                              									einen Arbeitsdruck von 12,65 at (180 Pfund) gebaut; sein cylindrischer Theil enthält
                              									250 Rohre von 57 mm äusserem Durchmesser, 81 mm Theilung und 4222 mm Länge. Die
                              									innere Feuerbüchse von 2,895 m Länge und 813 mm Breite ist ebenfalls aus Stahl
                              									gefertigt. Die Mitte des Kessels liegt 2,451, der Schornstein 4,572 m über
                              									Schienenoberkante.
                           Schleppbahnlocomotive der Lima Locomotive
                                 										and Machine Co. in Lima (Ohio).
                           Die von E. Shay erfundene Locomotive wurde zum Zwecke
                              									eines bequemen und schnellen Fortschaffens der in grösseren Waldgebieten gefällten
                              									Baumstämme nach den in der Nähe der Ansiedelungen gelegenen Sägemühlen erbaut, kann
                              									jedoch, nachdem die ursprüngliche Construction eine Reihe nennenswerther
                              									Verbesserungen erfahren, überall da vortheilhaft benutzt werden, wo es sich um
                              									Bahnen mit bedeutenden Steigungen (bis 1 : 10) und starken Krümmungen (bis 15 m
                              									Radius) handelt, auf deren Verlegung unter Umständen nur geringe Sorgfalt verwendet
                              									wurde. Die in Chicago ausgestellte Locomotive, System Shay, zeigte die Fabriknummer 450 und soll ein Dienstgewicht von ungefähr
                              									36,3 t besitzen.
                           
                           Wie die dem illustrirten Catalog der Erbauerin entnommene Abbildung (Fig. 1) erkennen lässt, ruht die Locomotive sammt
                              									Tender auf zwei durchgehenden ⌶-förmigen Längsträgern,
                              									welche von zwei kleinen, ziemlich weit auseinander liegenden zweiachsigen
                              									Drehgestellen, das eine unter dem Tender, das andere unter dem Vordertheil des
                              									Kessels, gestützt werden. Zwischen Kessel und Tender ist der Führerstand angeordnet.
                              									Das Eigenthümliche der Construction liegt darin, dass die Räder beider Drehgestelle
                              									nur einseitig, und zwar nicht direct mittels Kurbel und Pleuelstange, sondern
                              									mittels eines Kegelradgetriebes in Umdrehung versetzt werden. Zu dem Zwecke ist an
                              									der rechten Seite der Locomotive in Höhe der Radachsen, aber senkrecht zu diesen,
                              									eine aus mehreren gelenkig mit einander verbundenen Theilen zusammengesetzte
                              									Treibachse angeordnet, welche von drei darüber liegenden, nahezu senkrecht
                              									stehenden, an der Feuerbüchswand befestigten Dampfcylindern in üblicher Weise
                              									bethätigt wird. Die Kröpfungen der Treibachse oder Kurbelwelle sind um 60° gegen
                              									einander versetzt. Auf den der Welle zugekehrten Enden der Radachsen sind Kegelräder
                              									aufgekeilt, welche mit vier auf der Treibachse aufgekeilten Kegelrädern in Eingriff
                              									stehen.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 157Fig. 1.Schleppbahnlocomotive in Lima. Die gebohrten Kreuzkopfführungen sind mit den ebenfalls aus einem Stück
                              									bestehenden Dampfcylindern zusammengegossen und behufs gegenseitiger Absteifung
                              									durch eine am Längsträger befestigte gusseiserne Traverse mit einander verbunden.
                              									Unterhalb des Längsträgers befinden sich vier Lager für die Kurbelwelle, von denen
                              									drei mit den Gleitbahnen aus einem Stück hergestellt sind, während das vierte Lager
                              									einfach am Träger befestigt ist. Sämmtliche vier Lager sind ausserdem mittels eines
                              									vierarmigen Consolstückes sowohl unter sich, als auch mit dem Längsträger verbunden.
                              									Zur Steuerung dienen gewöhnliche Schieber, welche durch Excenter und Excenterstangen
                              									von der Kurbelwelle aus bethätigt werden. Zur Aenderung der Expansion bezieh.
                              									Umsteuerung ist oberhalb der Kurbelwelle und parallel zu dieser eine Hilfswelle
                              									angeordnet, welche in drei an den Kreuzkopfführungen angebrachten Lagern liegt und
                              									vom Führerstande aus entsprechend verdreht werden kann.
                           Kessel sowie Feuerbüchse sind aus Stahlblechen zusammengebaut und letztere für
                              									Holzfeuerung eingerichtet.
                           Die Hauptabmessungen der Locomotive sind folgende:
                           
                              
                                 Spurweite
                                 1,435
                                 m
                                 
                              
                                 Kesseldurchmesser
                                 1,118
                                 m
                                 
                              
                                 Anzahl der Siederohre
                                 106
                                 
                                 
                              
                                 Durchmesser der Siederohre
                                 0,051
                                 m
                                 
                              
                                 Länge              „         „
                                 2,438
                                 m
                                 
                              
                                 Länge der Feuerbüchse
                                 1,854
                                 m
                                 
                              
                                 Breite      „         „
                                 1,016
                                 m
                                 
                              
                                 Höhe       „         „
                                 1,321
                                 m
                                 
                              
                                 Durchmesser der Cylinder
                                 0,279
                                 m
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 0,305
                                 m
                                 
                              
                                 Durchmesser der Räder
                                 0,813
                                 m
                                 
                              
                                 Umsetzungsverhältniss der Kegelräder
                                 19 : 42
                                 
                                 
                              
                                 Radstand der Drehgestelle
                                 1,321
                                 m
                                 
                              
                                 Gesammter Radstand
                                 8,330
                                 m
                                 
                              
                                 Gesammtlänge der Locomotive mit    Tender
                                 11,890
                                 m
                                 
                              
                                 Wasservorrath
                                 8,180
                                 cbm
                                 
                              
                                 Kohlenvorrath
                                 3,050
                                 t
                                 
                              
                           Die Locomotiven werden für 10 t bis 92 t Dienstgewicht gebaut.
                           
                              Zahnradlocomotive der Manitou- und Pike's
                                 										Peak-Eisenbahn.
                              
                           Wir brachten 1892 284 108 kurze Mittheilungen über eine
                              									von den Baldwin Locomotive Works in Philadelphia
                              									erbaute Zahnradlocomotive, System Abt (1886 266 * 489), für die im Herbst 1890 eröffnete Manitou- und
                              									Pike's-Eisenbahn, Colorado. Diese Maschine zeigte nach Industries vom 30. September 1893 S. 320 den Uebelstand, dass sich
                              									schaukelnde Längsbewegungen derselben in einer für die Passagiere höchst
                              									unangenehmen Weise auf den Zug übertrugen. Dies soll eine Folge der angeordneten
                              									Uebertragung der Maschinenkraft auf die mit den Zahnstangen in Eingriff stehender
                              									Getriebe sein, von denen die hinteren von den Kolben der Zahnradmaschine durch eine
                              									Vorgelegswelle direct bethätigt werden, während dies bei den vorderen Getrieben
                              									durch Kuppelstangen von der genannten Vorgelegewelle aus, welche auf eine zweite
                              									Antriebswelle arbeiten, geschieht. Die hinteren Getriebe haben während der Bergfahrt
                              									den grösseren Theil der Torsionskraft auf i die Zahnstangen zu übertragen, während
                              									die vorderen Getriebe eigentlich nur beim Bremsen zur Wirkung kommen.
                           Die neuere Locomotive soll die genannten Uebelstände beseitigen; sie arbeitet mit
                              									vier Cylindern nach dem System Vauclain und ruht auf
                              									sechs Rädern, von denen die beiden hinteren sich den Curven entsprechend einstellen
                              									können. Die Pleuelstangen beider Maschinenseiten bethätigen je einen, mit seinem
                              									unteren Ende drehbar am Längsrahmen befestigten Hebel, von welchem je eine
                              									Lenkstange zu aussen liegenden Kurbeln der vorderen Treibachse führt; diese ist dann
                              									durch Kuppelstangen mit der hinteren Treibachse verbunden.
                           Der Kessel liegt, um ihn auf den Steigungen möglichst wagerecht zu halten, auf der
                              									Horizontalen um einen Winkel von ungefähr 10° gegen die Richtung der Schienen
                              									geneigt; er hat 1181 mm Durchmesser und enthält 158 Rohre von 38 mm Durchmesser und
                              									2210 mm Länge.
                           Die Feuerbüchse ist 934 mm lang und 1305 mm breit; die aussen liegenden Rahmen
                              									gestatten diese ungewöhnliche Breite.
                           Das mitzuführende Wasser befindet sich in zwei seitlich am Langkessel liegenden
                              									Kästen, von denen jeder 910 l fasst; der Kohlenvorrath ist in einem Behälter hinter
                              									dem Führerstande untergebracht. Der gesammte Radstand beträgt 3370 mm, das
                              									Dienstgewicht der Locomotive 20,8 t; von diesem kommen ungefähr 15 t auf die beiden
                              									Treibachsen.
                           Der Hochdruckcylinder besitzt 229, der Niederdruckcylinder 381 mm Durchmesser für 559
                              									mm gemeinschaftlichen Kolbenhub.
                           Die auf den Mitten der Treibachsen sitzenden, mit der Zahnstange in Eingriff
                              									stehenden Treibräder haben einen Theilkreisdurchmesser von 648 mm. Die Spurweite ist
                              									die normale von 1435 mm.
                           Im Anschlusse an die amerikanischen Locomotiven mag noch der von der Leslie Brothers Manufacturing Co. in Paterson, N. J.,
                              									in Chicago ausgestellte Schneepflug für Eisenbahnen kurze Erwähnung finden.
                           Derselbe ähnelt äusserlich einem Personenwagen, vor dessen einer Stirnwand ein
                              									Schneeschaufelrad von 2,96 m Durchmesser in einem Blechkasten untergebracht ist. Das
                              									Schaufelrad besteht aus einer gusseisernen Nabe mit zwölf festen, radial gestellten
                              									Förderschaufeln und ebensoviel Greifschaufeln; letztere sind an den Vorderkanten der
                              									festen Schaufeln behufs selbsthätiger Einstellung um Achsen drehbar, von denen sechs
                              									bis zur konischen Spitze der Nabe geführt und mit derselben durch Schrauben
                              									beweglich verbunden, die übrigen an einem Ringe drehbar gelagert sind, der durch
                              									kräftige Rippen mit dem Nabenvordertheile in starrer Verbindung steht.
                           Damit das Schaufelrad die Fahrbahn in genügender Breite reinige, ist das unmittelbar
                              									über den Schienen schleifende untere Stück des Kastens mit entsprechend gestalteten
                              									Fortsätzen versehen. Ueber einer oberen Oeffnung, durch welche der Schnee
                              									hinausgeschleudert wird, befindet sich ein schieberartiges Leitblech, welches durch
                              									zwei Arme in einem gewissen Abstande von einer wagerechten Drehachse gehalten wird,
                              									auf der ein Stirnrad sitzt, welches von einem Handrade im Wageninneren aus mittels
                              									eines zweiten Stirnrades bethätigt werden kann. Durch Verstellen des Leitbleches
                              									lässt sich die Wurfweite der Maschine reguliren.
                           Die Radwelle ist in einem Drucklager von 209 mm Durchmesser bei 1015 mm Länge geführt
                              									und trägt ausser der zweitheiligen Nabe des Schaufelrades ein konisches Rad, welches
                              									mit einem ebensolchen von kleinerem Durchmesser auf einer Zwischenwelle in Eingriff
                              									steht; letztere wird von einer Zwillingsdampfmaschine in Rotation versetzt, deren
                              									Construction ähnlich einer Locomotivdampfmaschine ist. Der nöthige Dampf wird in
                              									einem Kessel erzeugt, dessen Gestalt ebenfalls derjenigen eines Locomotivkessels,
                              									System Belpaire, entspricht.
                           Einige Hauptabmessungen von Kessel und Maschine finden sich nachstehend:
                           
                              
                                 Durchmesser des Kessels
                                 1370
                                 mm
                                 
                              
                                 Blechstärke
                                 12
                                 mm
                                 
                              
                                 Länge der Feuerbüchse (Stahl)
                                 2340
                                 mm
                                 
                              
                                 Breite    „          „
                                 1170
                                 mm
                                 
                              
                                 Anzahl der eisernen Röhren
                                 171
                                 
                                 
                              
                                 Aeusserer Durchmesser der Röhren
                                 51
                                 mm
                                 
                              
                                 Länge der Röhren
                                 2990
                                 mm
                                 
                              
                                 Anzahl der Dampfcylinder
                                 2
                                 
                                 
                              
                                 Gemeinsamer Durchmesser derselben
                                 432
                                 mm
                                 
                              
                                             „          Kolbenhub
                                 559
                                 mm
                                 
                              
                           
                        
                           Englische Locomotiven.
                           
                              Schnellzuglocomotive von B. und W.
                                 										Hawthorn Leslie und Co. in Newcastle.
                              
                           Die in Chicago ausgestellte, von F. C. Winby, dem
                              									Theilhaber der grossen englischen Bauunternehmerfirma Westwood und Winby, entworfene Locomotive „James Toleman“ ist
                              									hauptsächlich dazu bestimmt, ziemlich schwere Züge mit einer grossen mittleren
                              									Geschwindigkeit zu befördern. Um dies zu erreichen, war es nach Le Génie Civil vor allem nothwendig, der Locomotive
                              									eine sehr grosse Rostfläche zu geben. Da jedoch eine Vergrösserung der Feuerbüchse
                              									nur nach der Längsrichtung möglich, musste man, um den Kuppelstangen der beiden
                              									Treibräder nicht eine zu bedeutende Länge zu geben, von einer Kuppelung der Räder
                              									absehen. Damit jedoch die Locomotive die erforderliche Adhäsion besitzt, wird jede
                              									Treibachse durch ein besonderes Dampfcylinderpaar bethätigt, so dass zwei Innen- und
                              									zwei Aussencylinder vorhanden sind; erstere wirken auf die vordere, doppelt
                              									gekröpfte, letztere auf die hintere Treibachse.
                           Der Kessel ist nach einer besonderen Type construirt; er hat eine Heizfläche von
                              									185,66 und eine Rostfläche von 2,6 qm. Um die 235 Rohre von je 50 mm Durchmesser gut
                              									unterbringen zu können, erhielt der Langkessel nicht die gewöhnliche cylindrische
                              									Form, welche in diesem Falle einen sehr grossen Durchmesser erfordert hätte, sondern
                              									einen Querschnitt, der aus zwei gegenüberliegenden maurischen Bögen combinirt
                              									erscheint und zwischen den Rädern bequem Platz findet. Die beiden Bögen sind durch
                              									starke Bänder, auf welche sie sich gleichzeitig stützen, und diese selbst wieder, um
                              									Deformationen zu vermeiden, durch eine Reihe wagerechter verschraubter Stangen,
                              									welche die Rohre in zwei gleiche, über einander liegende Gruppen theilen, mit
                              									einander verbunden. Um den Feuerrohren die erforderliche Länge von 4,513 m zwischen
                              									den Rohrwänden zu geben, ist die vordere Rohrwand in den Rauchkasten vorgeschoben
                              									und auch die rückwärtige Rohrwand in die Feuerbüchse hineingestellt.
                           Die Achse des Langkessels liegt 2,501 m über Schienenoberkante. Der zulässige
                              									Kesseldruck beträgt 12,3 at.
                           Die Innencylinder sind mit den oberhalb liegenden Schiebergehäusen zusammengegossen;
                              									ihre Construction bietet nichts Besonderes. Die Steuerung ist die gewöhnliche nach
                              										Stephenson. Die Aussencylinder liegen vor der
                              									vorderen Treibachse; eine lange Kolbenstange geht über letztere hinweg zum
                              									Kreuzkopf. Die grosse Länge der nicht geführten Kolbenstange ist schon vielfach
                              									gerügt worden. Die Schieber liegen ebenfalls oberhalb der Cylinder und werden von
                              									einer Joy-Steuerung bethätigt.
                           Beide Steuerungen werden durch einen doppeltwirkenden Cylinder, in welchen der Dampf
                              									mittels eines zur Hand des Locomotivführers gelegenen Dreiwegehahnes tritt,
                              									eingestellt. Behufs Umsteuerung der Maschine lässt der Führer nach Schliessung des
                              									Regulators den Dampf auf die betreffende Fläche des Kolbens dieses kleinen Cylinders
                              									treten und gebraucht dann zur grösseren Sicherheit noch eine mit der Steuerung
                              									verbundene gewöhnliche Schraubensteuerung. Die Verlegung der Steuerung kann mit
                              									einer Hand vollführt werden. Die Cylinderhähne werden nach System Hawthorn je durch einen kleinen Dampfcylinder bethätigt
                              									und sind von der Stellung eines am Führerstande befindlichen Dreiwegehahnes
                              									abhängig; hiermit kommen Stangen und Hebel irgend welcher Art in Wegfall.
                           Zum Sandstreuen vor jedes Treibrad dient ein mittels Dampf wirkender Apparat von Gresham und Craven. Zur
                              									Bremsung der vier Treibräder dient eine Westinghouse-Bremse.
                           Der Tender hat nach amerikanischem System zwei Truckgestelle, welche von je vier
                              									Rädern mit 1,219 m Durchmesser getragen werden; sein Fassungsvermögen beträgt 36 cbm Wasser und
                              									10 t Kohle, das betriebsfähige Gewicht ungefähr 65 t. Locomotive und Tender besitzen
                              									eine Länge von 20,11 m und ein Dienstgewicht von 125 t.
                           Die Hauptabmessungen der Locomotive sind, soweit noch nicht angeführt, folgende:
                           Kessel (Stahl):
                           
                              
                                 Länge des cylindrischen Kessels
                                 2,799
                                 m
                                 
                              
                                 Blechstärke
                                 0,0143
                                 m
                                 
                              
                                 Stärke der Rohrwand
                                 0,0190
                                 m
                                 
                              
                                 Aeussere Länge des
                                    											Feuerbüchsmantels    (Stahl)
                                 2,729
                                 m
                                 
                              
                                 Aeussere Breite des
                                    											Feuerbüchsmantels    unten
                                 1,212
                                 m
                                 
                              
                                 Tiefe unter Kesselmitte vorn
                                 2,038
                                 m
                                 
                              
                                      „       „            „        hinten
                                 1,784
                                 m
                                 
                              
                                 Innere Länge der Kupferbüchse unten
                                 2,533
                                 m
                                 
                              
                                     „      Breite  
                                    											„          „                „
                                 1,026
                                 m
                                 
                              
                                 Von Kesselmitte bis Feuerbüchsdecke vorn
                                 0,406
                                 m
                                 
                              
                                     „           „        
                                    											„                „              hinten
                                 0,343
                                 m
                                 
                              
                                 Stärke der Rohrwand
                                 0,022
                                 m
                                 
                              
                                     „       „   anderen Bleche
                                 0,013
                                 m
                                 
                              
                                 Höhe des Schornsteines über
                                    											Schienen-    oberkante
                                 4,114
                                 m
                                 
                              
                                 Aeusserer Durchmesser
                                 0,533
                                 m
                                 
                              
                                 Heizfläche: Rohre
                                 173,890 qm
                                 
                                 
                                 
                              
                                                     Feuerbüchse
                                 11,770 qm
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gesammtheizfläche
                                 185,660
                                 qm
                                 
                              
                                 Dienstgewicht:
                                 
                              
                                 Drehgestell
                                 25
                                 t
                                 
                              
                                 Vordere Treibachse
                                 18
                                 t
                                 
                              
                                 Hintere         „
                                 17
                                 t
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Gesammtgewicht
                                 60
                                 t
                                 
                              
                                 Maschine:
                                 
                              
                                 Innere Cylinder:
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Durchmesser
                                 0,432
                                 m
                                 
                              
                                     Kolbenhub
                                 0,459
                                 m
                                 
                              
                                     Von Mitte zu Mitte Cylinder
                                 0,622
                                 m
                                 
                              
                                     Durchmesser der Kolbenstange
                                 0,083
                                 m
                                 
                              
                                 Aeussere Cylinder:
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Durchmesser
                                 0,419
                                 m
                                 
                              
                                     Kolbenhub
                                 0,609
                                 m
                                 
                              
                                     Von Mitte zu Mitte Cylinder
                                 1,955
                                 m
                                 
                              
                                     Durchmesser der Kolbenstange
                                 0,083
                                 m
                                 
                              
                                     Länge              „           „
                                 2,958
                                 m
                                 
                              
                                 Räder (Radsterne von Stahl):
                                 
                              
                                 Laufkreisdurchmesser (Drehgestell)
                                 1,219
                                 m
                                 
                              
                                               „                   
                                    											(Treibachsen)
                                 2,877
                                 m
                                 
                              
                                 Achsen (Stahl):
                                 
                              
                                 Durchmesser der Achsschenkel
                                 0,153
                                 m
                                 
                              
                                 Länge             „           „
                                 0,305
                                 m
                                 
                              
                                 Rahmen (Stahl):
                                 
                              
                                 Totale Länge der Rahmen
                                 9,522
                                 m
                                 
                              
                                 Stärke             „       „
                                 0,029
                                 m
                                 
                              
                           Die Locomotive war nach Brunner in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure vom 16.
                              									September 1893 S. 1122 die eigenartigste, aber keineswegs bemerkenswertheste
                              									Locomotive der europäischen Locomotivabtheilung der Weltausstellung und bei gleich
                              									grosser, aber wirksamerer Heizfläche der früher beschriebenen Schnellzuglocomotive
                              									der New York Central- und Hudson River-Bahn um volle 4 t schwerer als diese, deren
                              									Construction auch im Uebrigen eine grössere Einfachheit aufweist.
                           
                              Schnellzuglocomotive der Great
                                 										Northern-Eisenbahn.
                              
                           Die von P. Stirling in Doncaster entworfene Locomotive
                              									legt die etwa 170 km lange Strecke von London nach Grantham täglich mehrere Mal ohne
                              									Aufenthalt in einer Zeit von 1 Stunde und 55 Minuten, entsprechend einer
                              									Geschwindigkeit von 88,7 km in der Stunde, und mit Anhalten auf einigen Stationen in
                              									einer 5 bis 8 Minuten längeren Zeit zurück. Die Maschine hat Treibräder von 2,475 m
                              									Durchmesser – wohl die grössten Treibräder der Welt – und aussen liegende Cylinder
                              									von 457 mm Durchmesser bei 711 mm Kolbenhub. Das betriebsfähige Gewicht von
                              									Maschine und Tender beträgt ungefähr 86,87 t; hiervon entfallen 16 t auf das
                              									mitzuführende Wasser und 5 t auf die Kohlen. Das Durchschnittsgewicht eines
                              									sechsräderigen Personenwagens der Great Northern Railway stellt sich auf 15 t. Im
                              									Winter bestehen die Züge aus 12 Wagen, entsprechend einem Gesammtgewicht von 180 t
                              									(ohne das Gewicht der Reisenden und ihres Gepäckes), während im Sommer Züge mit
                              									durchschnittlich 16 Wagen im Gesammtgewicht von 240 t verkehren. In beiden Fällen
                              									bleibt die Durchschnittsgeschwindigkeit dieselbe.
                           Vergleicht man diese Züge mit amerikanischen Schnellzügen von 143 t Traingewicht in
                              									Bezug auf Kohlenverbrauch der Locomotiven, so ergibt sich, dass die Great
                              									Northern-Schnellzüge ungefähr 6,25 k Kohlen auf 1 km Fahrt verbrauchen, während der
                              									New York Central's Empire State Express nach officiellen Daten (Cassier's Magazine, Mai 1893) 12,6 k Kohlen auf 1 km
                              									erfordert; die Locomotive der Great Northern-Bahn arbeitet hiernach äusserst
                              									sparsam.
                           Auf Fahrten, bei denen der Train nur aus sieben Wagen von 105 t Gesammtgewicht
                              									bestand, wurden mit der Locomotive auf der Strecke London-Grantham durchschnittlich
                              									96,5 km in der Stunde zurückgelegt – eine bedeutende Leistung gegenüber den
                              									Fahrzeiten deutscher Schnellzüge.
                           Die 174 kupfernen Heizröhren von 44 mm Durchmesser sind nach Angaben des Engineer in beiden Rohrwänden nur durch Eintreiben
                              									eines Dornes gedichtet und auf der Feuerbüchsseite mit Stahlbüchsen verstärkt. Um
                              									trockenen Dampf zu erhalten, ist kein Dom, sondern ein im oberen Theil des Kessels
                              									liegendes, mit Schlitzen versehenes Längsrohr vorhanden. Die Feuerbüchse ist nach
                              										Belpaire ausgeführt.
                           Weitere Abmessungen sind nachstehend angegeben:
                           
                              
                                 Durchmesser der Laufräder des Drehgestelles
                                 1,205
                                 m
                                 
                              
                                         „              „   hinteren Laufräder
                                 1,410
                                 m
                                 
                              
                                 Kesseldurchmesser hinten
                                 1,27
                                 m
                                 
                              
                                                „               vorn
                                 1,22
                                 m
                                 
                              
                                 Länge des cylindrischen Kessels
                                 3,48
                                 m
                                 
                              
                                 Kesselspannung
                                 10⅔
                                 at
                                 
                              
                                 Heizfläche: Rohre
                                 86,95 qm
                                 
                                 
                                 
                              
                                                     Feuerkiste
                                 10,13 qm
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gesammtheizfläche
                                 97,08
                                 qm
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 1,65
                                 qm
                                 
                              
                                 Belastung des Drehgestelles
                                 17,83 t
                                 
                                 
                                 
                              
                                         „       der Treibräder
                                 17,27 t
                                 
                                 
                                 
                              
                                         „         „    hinteren Laufachse
                                 10,77 t
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gesammtbelastung
                                 45,87
                                 t
                                 
                              
                                 Dienstgewicht des Tenders
                                 41,00
                                 t
                                 
                              
                           
                              Schnellzuglocomotive der London und South
                                 										Western-Bahn.
                              
                           Diese Locomotive ist nach Engineering vom 31. März 1893
                              									S. 380 in den eigenen Werkstätten der London und South Western-Bahn zu Nine Elms
                              									nach Plänen des Maschinendirectors W. Adams erbaut; sie
                              									dient zur Beförderung der Schnellzüge auf den Strecken der London und South
                              									Western-Eisenbahngesellschaft und ist aus dem Bedürfnisse hervorgegangen, eine
                              									Maschine mit möglichst grosser Zugkraft zu erhalten, um den immer stärkeren Verkehr
                              									auf Strecken mit bedeutenden und mitunter anhaltenden Steigungen (bis 1 : 70)
                              									bewältigen zu können. Die Locomotive hat ein vorderes zweiachsiges Drehgestell, eine
                              									vor der Feuerbüchse liegende Treibachse und eine hinter derselben angeordnete
                              									Kuppelachse. Die Rahmen liegen innerhalb der Räder, die Cylinder ausserhalb der Rahmen. Zwischen
                              									die Rahmen des Drehgestelles mit 2,286 m Radstand ist zum Tragen des Lagers für den
                              									Stützzapfen ein Querträger aus Stahlguss geschraubt; zur Zurückführung des Gestelles
                              									in die Mittellage dienen Blattfedern.
                           Die mit den 25,4 mm starken Hauptrahmen verschraubten Cylinder haben 482 mm
                              									Durchmesser, 660 mm Kolbenhub und sind mit durchgehenden Kolbenstangen versehen. Zur
                              									Steuerung dienen einfache Muschelschieber, welche sich in den innerhalb der Rahmen
                              									liegenden Schieberkästen bewegen und von Stephenson'schen Coulissen mitgenommen werden, deren Heben und Senken mittels
                              									einer Schraube auf der rechten Seite des Führerstandes geschieht. Die Kreuzköpfe von
                              									Gusstahl tragen aufgeschraubte gusseiserne Schuhe, die auf je einem Führungslineale
                              									aus glashartem Yorkshire-Eisen gleiten. Die Excenterscheiben mit 152 mm Hub sind
                              									zweitheilig, die Bügel von Gusseisen gefertigt. Die aus Yorkshire-Eisen
                              									hergestellten Pleuelstangen von 2,032 m Länge tragen am Kurbelzapfenende
                              									nachstellbare Messingschalen, während am Kreuzkopfende Büchsen aus Kanonenmetall
                              									hydraulisch eingepresst sind. Die aus demselben Material wie die Pleuelstangen
                              									gefertigten Kuppelstangen besitzen ⌶-förmigen Querschnitt
                              									und Büchsen aus Kanonenmetall an beiden Enden, die mit Streifen aus Weissmetall
                              									gefüttert sind.
                           Die Maschinen sind mit Adams' Ausblaserohr versehen
                              									(1890 277 116), womit eine äusserst gleichmässige
                              									Zugwirkung erzielt wird. Der Querschnitt der ringförmigen Oeffnung für den
                              									austretenden Dampf beträgt 91,609 qc, entsprechend einem kreisförmigen Querschnitt
                              									von 108 mm Durchmesser. Die Maschine ist mit einer Dampf- und einer selbsthätigen
                              									Vacuumbremse ausgerüstet, welche auf die gusseisernen Bremsklötze der Treibräder
                              									wirken. Zur Kesselspeisung dienen zwei Injectoren, einer auf jeder Seite der
                              									Maschine.
                           Der zur Locomotive gehörige Tender wird von einem Gestell mit sechs Rädern von je 908
                              									mm Durchmesser getragen; der Radstand beträgt 3,962 m. Die Achsschenkel von 133 mm
                              									Durchmesser und 229 mm Länge liegen ausserhalb der Räder. Die Rahmen setzen sich aus
                              									doppelten Blechen zusammen, von denen die äusseren eine Stärke von 22, die inneren
                              									eine solche von 12,7 mm besitzen. Die Wasserbehälter fassen 15 cbm und an Kohlen
                              									können 3 t mitgeführt werden.
                           Hauptabmessungen von Maschine und Tender sind nachstehend angegeben:
                           
                              Maschine:
                              
                           
                              
                                 Cylinderdurchmesser
                                 482
                                 mm
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 660
                                 mm
                                 
                              
                                 Länge des cylindrischen Kessels zwischen    den
                                    											Rohrwänden
                                 3355
                                 mm
                                 
                              
                                 Aeusserer Durchmesser des Kessels
                                 1372
                                 mm
                                 
                              
                                 Länge der äusseren Feuerbüchse
                                 1930
                                 mm
                                 
                              
                                 Heizfläche: Rohre
                                 115,70 qm
                                 
                                 
                                 
                              
                                                     Feuerbüchse
                                   11,35 qm
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gesammtheizfläche
                                 127,05
                                 qm
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 1,67
                                 qm
                                 
                              
                                 Breite der äusseren Feuerbüchse (unten)
                                 1181
                                 mm
                                 
                              
                                 Anzahl der Rohre
                                 240
                                 
                                 
                              
                                 Aeusserer Durchmesser der Rohre
                                 44,4
                                 mm
                                 
                              
                                 Von Schienenoberkante bis Mitte Kessel
                                 2362
                                 mm
                                 
                              
                                 Länge der Maschinenrahmen
                                 9246
                                 mm
                                 
                              
                                 Stärke   „            „
                                 25,4
                                 mm
                                 
                              
                                 Zwischen den Rahmen
                                 1206,0
                                 mm
                                 
                              
                                 Laufkreisdurchmesser der Drehgestellräder
                                 1162,0
                                 mm
                                 
                              
                                 Laufkreisdurchmesser der Treib-
                                    											und    Kuppelräder
                                 2159
                                 mm
                                 
                              
                                 Von Mitte Drehgestell bis Mitte
                                    											Treibräder
                                 3276
                                 mm
                                 
                              
                                    „       „    
                                    											Treibräder    „      „    Kuppelräder
                                 2590
                                 mm
                                 
                              
                                 Radstand des Drehgestelles
                                 2286
                                 mm
                                 
                              
                                 Kesselspannung
                                 12,3
                                 at
                                 
                              
                                 Gewichtsvertheilung: Drehgestell
                                 18,70 t
                                 
                                 
                                 
                              
                                                                     Treibräder
                                 15,75 t
                                 
                                 
                                 
                              
                                                                     Kuppelräder
                                 15,15 t
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gesammtes Dienstgewicht
                                 49,60
                                 t
                                 
                              
                                 
                                    Tender:
                                    
                                 
                              
                                 Durchmesser der Laufräder
                                 
                                 908
                                 mm
                                 
                              
                                 Von Mitte zu Mitte Lager
                                 
                                 1980
                                 mm
                                 
                              
                                 Länge der Achsschenkel
                                 
                                 229
                                 mm
                                 
                              
                                 Durchmesser der Achsschenkel
                                 
                                 133
                                 mm
                                 
                              
                                          „            „   Achse in der Nabe
                                 
                                 171
                                 mm
                                 
                              
                                          „            „       „     „    „   Mitte
                                 
                                 159
                                 mm
                                 
                              
                                 Radstand
                                 
                                 3962
                                 mm
                                 
                              
                                 Rahmenlänge
                                 
                                 6032
                                 mm
                                 
                              
                                 Von Mitte Drehgestell der maschine bis    Mitte der
                                    											hinteren Tenderräder
                                 
                                 13,490
                                 m
                                 
                              
                                 Zwischen den Buffern von maschine und    Tender
                                 
                                 16,367
                                 m
                                 
                              
                                 Von Schienenoberkante bis Mitte Buffer
                                 
                                 1,041
                                 m
                                 
                              
                           Die Maschine war im Stande, einen Zug, dessen Traingewicht 233,7 t beträgt, auf der
                              									Strecke Salisbury-Exeter, welche starke Steigungen von 1 : 80 und 1 : 70 aufweist,
                              									fahrplanmässig zu befördern.
                           Schmalspurlocomotive der Tralee und
                                 										Dingle Light-Eisenbahngesellschaft (Irland).
                           Die am 31. März 1891 für den Verkehr eröffnete Linie besitzt 914 mm Spurweite und
                              									dürfte bezüglich ihrer Curven und Steigungen einzig dastehen; erstere zeigen an
                              									einigen Stellen Krümmungen von nur 66 m Halbmesser und letztere erreichen den Betrag
                              									von 1 : 30. Dies liess sich in der gebirgigen Gegend, durch welche die
                              									grösstentheils auf öffentlichen Landstrassen geführte Bahn läuft, nicht vermeiden.
                              									Die stärkste Steigung von 1 : 30 findet sich auf einer an der Seite eines Berges
                              									gelegenen Strecke von über 5 km Länge mit Curven, welche Krümmungen von 220 bis 66 m
                              									Halbmesser aufweisen, doch auch an anderen Punkten ist diese bedeutende Steigung auf
                              									kürzeren Strecken anzutreffen.
                           Die gesammte Betriebslänge der Bahn beträgt 50 km. Es wurden Stahlschienen verwendet,
                              									welche 22,3 k pro laufendes Meter wiegen. Das durchschnittliche Gewicht des Trains
                              									auf der Hauptlinie beträgt ungefähr 61 t. Da es selbst bei bedeutendem Kohlen
                              									verbrauch zweifelhaft erschien, den Dampfdruck im Kessel bei voller Belastung der
                              									Locomotive auf den Strecken mit längeren Steigungen genügend hoch halten zu können,
                              									wurde beschlossen, die Feuerung der Locomotive nach Holden's Patent. (1893 287 * 30) mit Erdöl zu
                              									bewirken, da dieses nach den Erfahrungen auf der Great Eastern-Eisenbahn in Bezug
                              									auf Oekonomie und Wirkung den weitgehendsten Anforderungen Genüge leistet. Diese
                              									Voraussetzungen haben sich bei der Locomotive, welche nach Mittheilungen in Engineer vom 22. Juni 1892 S. 63 von der Hunslet Engine Co. in Leeds erbaut wurde, als
                              									vollständig richtig erwiesen.
                           Die Locomotive hat aussen liegende Cylinder und ruht auf einem Rahmen mit sechs
                              									gekuppelten Rädern, sowie einem vorderen und hinteren zweiräderigen Drehgestell vor
                              									den Cylindern bezieh. hinter der Feuerbüchse.
                           Kessel und äussere Feuerbüchse bestehen aus weichem Stahl; der cylindrische Theil des
                              									ersteren ist 2,667 m lang und besitzt an der Rauchkammer 1,067 m Durchmesser. Die
                              									einzelnen Kesselschüsse, aus 11 mm dicken Blechen bestehend, sind teleskopartig in
                              									einander gesteckt. Die äussere Feuerbüchse, ebenfalls aus Stahlblechen von 11 mm Stärke
                              									zusammengesetzt, ist 2,006 m lang, zwischen den Rahmen 711 mm breit und liegt 533 mm
                              									unter dem Kessel. Zur Längsverbindung der Kesselschüsse dient eine doppelte
                              									Laschennietung. Der Dampfdom aus Gusstahl besteht aus zwei zusammengeschraubten
                              									Theilen und ist mit dem cylindrischen Kessel vernietet. Die Kupferbüchse ist 1840 mm
                              									lang, unten 540 mm breit und aus 11 bezieh. 20,6 mm (Rohrwand) dicken Blechen
                              									hergestellt, die mit den Seitenwänden der äusseren Büchse durch kupferne Stehbolzen
                              									von 22 mm Durchmesser und mit der gewölbten Decke durch radiale schmiedeeiserne
                              									Anker verbunden sind. In dem Kessel liegen 138 Messingrohre von 41 mm äusserem
                              									Durchmesser. Die Kesselspannung beträgt ungefähr 10 at. Zur Verhütung höherer
                              									Spannungen dienen zwei auf der Feuerbüchse sitzende Sicherheitsventile, System Ramsbottom, von je 70 mm Durchmesser.
                           Die Rahmen bestehen aus 20,6 mm dicken Platten aus weichem Stahl, die durch
                              									Querverbindungen gehörig versteift sind. Die Radsterne der Kuppelräder aus Gusstahl
                              									mit Bessemer-Stahlreifen von 927 mm Laufkreisdurchmesser, 63,5 mm Dicke und 127 mm
                              									Breite sitzen auf Achsen von zähem Stahl, deren Lagerstellen bei 190 mm Länge einen
                              									Durchmesser von 152 mm zeigen. Die Treibräder laufen ohne Flansch mit 146 mm breiten
                              									Bandagen. Die Laufräder haben 610 mm Durchmesser; ihre Achsen ruhen in Lagern von
                              									171 mm Länge und 108 mm Durchmesser.
                           Die Maschine ist mit einer kräftigen Vacuumbremse, sowie einer Schraubenbremse
                              									ausgerüstet, die mittels gusseiserner Bremsblöcke auf alle sechs Kuppelräder wirken.
                              									Die Cylinder von 343 mm Bohrung für 457 mm Kolbenhub aus Hartguss sind mittels
                              									eingeschmiedeter Bolzen am Rahmen befestigt. Die Schieberkästen liegen ausserhalb
                              									der Rahmen auf den Cylindern und die Mitnahme der in diesen liegenden Schieber
                              									geschieht mittels Heusinger von Waldegg'scher
                              									Steuerung. Mit dem Kreuzkopfe der rechten Maschinenseite ist der Plungerkolben einer
                              									Pumpe von 35 mm Durchmesser verbunden.
                           Zu Seiten des Langkessels stehen zwei Wasserkasten mit zusammen 3,4 cbm Inhalt, deren
                              									am Führerstand liegende Enden Behälter zur Unterbringung von Brennmaterial mit
                              									zusammen 0,85 cbm Fassungsraum bilden. Einer dieser Behälter dient zur Aufnahme von
                              									460 l Erdöl, der andere zum Unterbringen von Kohle. Unter den Wasserkästen sind über
                              									den vorderen und hinteren Kuppelrädern je zwei Sandkästen mit Dampfstrahlgebläse
                              									nach Gresham und Cravens'
                              									Patent angebracht.
                           Einige Hauptabmessungen sind noch folgende:
                           
                              
                                 Radstand der Kuppelräder
                                 
                                 2667 mm
                                 
                              
                                 Gesammtradstand
                                 
                                 6300 mm
                                 
                              
                                 Heizfläche: Rohre
                                 49,3 qm
                                 
                                 
                              
                                                     Feuerbüchse
                                   6,5 qm
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 Gesammtheizfläche
                                 
                                 55,8 qm
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 
                                   1,0 qm
                                 
                              
                                 Dienstgewicht der Locomotive
                                 
                                 32,5 t
                                 
                              
                                 Leergewicht      „          „
                                 
                                 27,0 t
                                 
                              
                           
                              Verbundlocomotive von J. Burdett in
                                 										Notting Hill.
                              
                           Die Locomotive arbeitet mit vier zu zwei auf jeder Maschinenseite in Tandem hinter
                              									einander liegenden Aussencylindern, wobei die unter Nr. 12729 vom 11. Juli 1892 in
                              									England patentirte Anordnung nach Industries, 1893,
                              									derart getroffen ist, dass der vom Kessel kommende Dampf direct in den
                              									Schieberkasten des Hochdruckcylinders und aus letzterem entweder direct oder
                              									nach vorheriger Zufuhr von neuer Wärme in den Niederdruckcylinder strömt. Für jedes
                              									Cylinderpaar ist nur ein einziger Schieber zur Regelung der Dampfvertheilung
                              									vorgesehen, der sich im Schieberkasten des Hochdruckcylinders bewegt, doch lassen
                              									sich, wenn kleinere Füllungen gewünscht werden, auch zwei Schieber verwenden.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 161Verbundlocomotive von Burdett. Die Kolben der hinter einander liegenden Cylinder A und A1
                              										(Fig. 2 und 3) jeder Maschinenseite
                              									übertragen ihre hin und her gehenden Bewegungen auf einen Kreuzkopf, der durch eine
                              									äussere und innere Pleuelstange mit dem am Treibrade befestigten Kurbelzapfen
                              									bezieh. der gekröpften Treibachse verbunden ist.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 161Verbundlocomotive von Burdett. Die Schieber, deren Stangen mit C bezeichnet
                              									sind, werden in gewöhnlicher Weise von einer Coulissensteuerung bethätigt. Jeder
                              									Schieber E (Fig. 4 bis 6) gleitet auf einer
                              									Fläche mit fünf Oeffnungen, von denen zwei (F, F) nach
                              									dem Hochdruck- und zwei (G, G) nach dem
                              									Niederdruckcylinder führen, während die Oeffnung H zum
                              									Austreten des in dem letzteren wirksam gewesenen Dampfes dient. Sobald frischer
                              									Dampf durch die Oeffnung F nach dem einen Ende des
                              									Hochdruckcylinders strömt, steht die andere Oeffnung F
                              									durch den Kanal N des Schiebers, sowie die Oeffnung G der Gleitfläche mit dem Niederdruckcylinder in
                              									Verbindung. Der aus dem letzteren austretende Dampf gelangt durch die Oeffnung G und den Ausströmkanal H
                              									ins Freie. Behufs theilweiser Entlastung des Schiebers liegt auf dem Rücken
                              									desselben ein Ring M.
                           
                        
                           Französische Locomotiven.
                           
                              Schnellzuglocomotive der französischen
                                 										Nordbahn.
                              
                           Die von der Société Alsacienne de Constructions
                                 										mechaniques in Belfort erbaute, mit vier Cylindern nach dem Verbundsystem arbeitende
                              									Locomotive war in Chicago ausgestellt und erweckte dort von den europäischen
                              									Locomotiven wegen ihrer, sorgfältigen Ausführung und äusserst zweckmässigen Bauart
                              									allgemeines Interesse. Abweichend von dem Gebrauche, nur neue Locomotiven zu
                              									Ausstellungen zu bringen, war diese Locomotive, welche bereits im J. 1891 geliefert
                              									wurde, direct aus dem Betriebsdienste nach Chicago gesandt und liess der Zustand
                              									derselben nach Glaser's Annalen vom 1. September 1893
                              									S. 73 auf die sorgfältigste Arbeitsausführung und die Verwendung besten Materials
                              									schliessen, da weder nennenswerthe Abnutzungen der gangbaren Theile, noch irgend
                              									welche Lockerungen von Schrauben- und Nietverbindungen an den einzelnen
                              									Constructionstheilen der Locomotive zu erkennen waren.
                           Die Locomotive hat vier Treibräder und ein drehbares Vordergestell mit zwei
                              									Laufachsen. Die Rahmen liegen innerhalb der Räder. Die zwei Hochdruckcylinder sind
                              									ausserhalb der Rahmen hinter dem Drehgestelle angeordnet und bewegen die hintere
                              									Treibachse, während die beiden Niederdruckcylinder zwischen den Rahmen und der
                              									Rauchkammer gelagert sind und die gekröpfte Mittelachse antreiben. Die
                              									Schieberkästen der Hochdruckcylinder befinden sich in wagerechter Lage über den
                              									letzteren, jene der Niederdruckcylinder schräg nach aussen geneigt über ihren
                              									Cylindern, wodurch sie leicht zugänglich sind. Beide Cylinderpaare haben die Heusinger von Waldegg'sche Steuerung.
                           Die Hochdruck- sowohl wie die Niederdrucksteuerung besitzt jede ihre eigene
                              									Steuerwelle, Zugstange und Schraube, doch werden beide, wie 1893 287 51 ausführlicher erläutert, durch ein einziges
                              									Handrad derart bewegt, dass beide Umsteuerungen wie bei einer gewöhnlichen
                              									Locomotive beim Anfahren voll ausliegen und auch beide zusammen gleichzeitig
                              									zurückgezogen oder aber für die Hochdruckcylinder unabhängig von der
                              									Niederdrucksteuerung alle Aenderungen in den Füllungsgraden vorgenommen werden
                              									können. Diese Anordnung ist besonders wichtig beim Befahren von Gefällen, z.B. wo
                              									man durch Entlastung des Receivers bezieh. Verminderung des Gegendruckes vor den
                              									Hochdruckkolben bedeutende Vortheile erreichen kann, wie durch häufige Versuche auf
                              									der französischen Nordbahn ermittelt ist. Bei einem Zug von 140 t auf einem Gefälle
                              									von 1 : 250 mit einem Kesseldruck von 13 at und 46 Proc. Füllung in beiden
                              									Cylinderpaaren betrug bei wenig geöffnetem Regulator der Receiverdruck 4 at und die
                              									Zuggeschwindigkeit 92 km in der Stunde. Hingegen erreichte man unter sonst gleichen
                              									Umständen durch Rücklegung der Hochdrucksteuerung auf 30 Proc. und Vorlegung der
                              									Niederdrucksteuerung auf 50 Proc. Füllung, dass der Receiverdruck auf 2,5 at fiel
                              									und die Geschwindigkeit einen Betrag von 103 km in der Stunde erreichte. Im Uebrigen
                              									stimmt die Bauart der Locomotive mit derjenigen der 1893 287 50 beschriebenen Locomotive Nr. 2121 der Nordbahn überein und sind
                              									weitere Constructionseinzelheiten dort zu entnehmen.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)