| Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 169 | 
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                        Neuerungen in der
                           								Papierfabrikation.
                        Von diplom. Ingenieur Alfred
                                 									Haussner.
                        (Schluss des Berichtes S. 145 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        
                     
                        
                           An Klärteicheinrichtungen und Filterconstructionen gebricht es nicht. Der 1892 285 146 beschriebene Warren'sche Filter scheint Verbreitung zu gewinnen, es liegen günstige
                              									Urtheile über denselben vor. Auch das Filtrirsystem Dehne nach D. R. P. Nr. 34415 und Nr. 43825 wird für die Filtrirung von
                              									Abwässern empfohlen. Nach einer Prospectabbildung ist das System in Fig. 36 dargestellt. Im Reservoir S wird die Ablauge gesammelt und durch die Pumpe W in das Gefäss G
                              									geschafft, in welchem durch Zufluss geeigneter Chemikalien, z.B. Aetzkalk aus R, so gut es eben geht, die Fällung von
                              									auszuscheidenden Stoffen bewirkt wird, welche dann in das Klärbecken K sinken. Die klare Flüssigkeit entfernt sich mittels
                              									eines Ueberfalles nach A. Der Schlamm nun aus dem
                              									Klärbecken K wird durch die Schlammpumpe P in die Filterpresse F
                              									geschafft, wo die festen Bestandtheile zurückgehalten werden, während geklärte
                              									Flüssigkeit auch nach A abgeleitet wird. Die
                              									Filterpresse besteht bekanntlich aus einer Anzahl gerippter Eisenplatten, welche mit
                              									Filtertuch behängt sind und durch Schraubendruck fest zusammengepresst werden,
                              									wodurch eine Reihe von flachen Filterkammern gebildet wird. Man erhält hier die
                              									zurückgehaltenen festen Bestandtheile in Form steifer, knetbarer Kuchen, welche
                              									verhältnissmässig wenig Raum einnehmen. Der Antrieb aller mechanisch bewegten
                              									Theile, wie der Rührer im Bottich R und in C, sowie der Chemikalienpumpe Z erfolgt von einem Punkte aus.
                           Bequem ist und wenig Raum beansprucht das Filterwerk von Director Richter in der Papierfabrik Weltende bei Hirschberg in
                              									Schlesien. Als Filtermaterial wird dabei theilweise Holzwolle verwendet, oder es
                              									können die neuerer Zeit für diesen Zweck beliebt gewordenen Schwämme genommen
                              									werden. Wir sehen in den Fig.
                                 										37 und 38
                              									nach Skizzen, welche der Papier-Zeitung, 1892, entlehnt
                              									sind, das Filtermaterial im Kupfergefässe c
                              									untergebracht, welches sich im gusseisernen Gehäuse a
                              									mit Siebboden und Tragrippen f und e befindet und selbst einen Siebboden h besitzt, welcher das gröbere Filtermaterial (oben)
                              									vom feineren, wie erwähnt Holzwolle, Schwämme u. dgl., scheidet. Oeffnet man den
                              									Hahn i, so kann das Wasser zutreten, durchfliesst die
                              									Filterschichten und geht unten durch den Hahn k in die
                              									Klarwasserleitung. Die Reinigung des Filters kann sehr rasch geschehen, indem man
                              									den gedichteten und durch eine Schraube u
                              									niedergehaltenen Deckel b des Gehäuses nach Lösung der
                              									Schraube wegdreht, so dass das Kupfergefäss c leicht
                              									herausgenommen und durch ein anderes mit reiner Filtermasse ersetzt werden kann,
                              									oder man wechselt überhaupt nur das Filtermaterial aus. Mittlerweile kann auch das
                              									Gehäuse gespült werden, wobei das Spülwasser durch s abfliessen kann. Damit auch
                              									diese geringe Zeit nicht für das Filtriren verloren geht, können mehrere solche
                              									Apparate zu einer Filterbatterie verbunden werden, wie aus der Gruppirung von zweien
                              									derselben in Fig. 37
                              									entnommen werden kann.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 169Fig. 36.Dehne's Filter. Die Weiterbehandlung der nach irgend einem Verfahren erhaltenen
                              									Zellstoffaserbündel soll möglichst zart geschehen, um die Fasern zu schonen und auch
                              									allfällig vorhandene Knorren nicht zu zersplittern, weil solche Splitter später im
                              									Papier sehr unangenehm fühlbar werden. Deshalb ist auch der bei dem weiter oben
                              									erwähnten Claflin'schen Verfahren benutzten Kegelmühle
                              									nicht das Wort zu reden. Viel schonender wird der gekochte Stoff in der Carl Kellner'schen Maschine nach amerikanischem Patent
                              									Nr. 489079 behandelt. Wir bemerken (Fig. 39 und 40) allerdings auch ein
                              									kegelförmiges Gehäuse, aber keine Messer, welche den Stoff bearbeiten, sondern
                              									Schläger auf zwei Wellen, welche durch die Riemenscheiben f und f1
                              									gegen einander gedreht werden. Der Stoff wird am dünneren Ende des Gehäuses bei g als dicker Teig eingebracht; weiter zertheilt, ohne
                              									dass die Schläger den Knorren viel beikommen, rückt er allmählich gegen das weitere
                              									Trommelende und tritt dort durch k aus, was noch durch
                              									Wasser erleichtert wird, welches bei h einströmt. Die
                              									Maschine wirkt ähnlich wie die Ziegelmeyer'sche (1890
                              										276 55).
                           Noch behutsamer bearbeitet Philipp Dietz in Cöthen nach D. R. P. Nr.
                              									67197 den Zellstoff, wenn auch die Wirksamkeit des Apparates eine ähnliche wie
                              									vorhin ist. Wir sehen nämlich (Fig. 41) auch eine
                              									konische Trommel T, in welcher eine Achse mit Schlägern
                              									thätig ist. Doch erfolgt der Angriff an den bei P
                              									eintretenden Stoff besonders anfänglich ausserordentlich zart, indem die
                              									Trommelwandung T mit einem elastischen Ueberzuge H versehen ist. Ueberdies ist die Welle und sind die
                              									Schläger auch mit Gummi überzogen. Daher ist ziemlich sicher zu erwarten, dass die
                              									unaufgeschlossenen Knorren wirklich sozusagen ausgelöst werden und später, wenn der
                              									Stoff in die Nähe der Wasser zuführenden Rohre Z
                              									gelangt, hinabfallen und unversehrt bleiben. Mit dem aufgelösten Stoffe verlassen
                              									sie bei R die Trommel und werden im Vorsortirkasten S unter Zutritt von genügend Wasser durch Rohre Q zurückgehalten, während der Stoff durch L abzieht.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 170Filterwerk von Richter. Für besondere Zwecke muss der Zellstoff allerdings wesentlich schärfer
                              									angegriffen werden. So wird nach The Paper Trade Review
                              									der Zellstoff auch bei der Fabrikation von Schiessbaumwolle verwendet. Hierzu ist
                              									jedoch nur vollständig von Inkrusten befreiter, ganz rein weisser Zellstoff
                              									brauchbar, welcher dann trocken in Desintegratoren zerkleinert wird. Unter schwachem
                              									Druck bildet ein derart behandelter Zellstoff Flocken, welche sich im Wasser zu
                              									einem Teig vereinen. Durch Nitriren erhält man daraus die Schiesswolle.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 170Kellner's Kegelmühle. Um jedoch rein weissen Zellstoff zu bekommen, ist es jedenfalls
                              									nothwendig, den aufgeschlossenen und, wie oben erläutert, in die Einzelfasern
                              									zerlegten Zellstoff zu waschen. Die dafür verwendeten Waschtrommeln mit
                              									Metalldrahtbezug werden erfahrungsgemäss stark angegriffen, selbst dann, wenn man
                              									sogen. säurebeständigen Bronzedraht verwendet. Es haftet eben am Stoff noch zu viel
                              									Säure. Es verdient daher ein Vorschlag Beachtung, welcher von der Maschinenfabrik Golzern ausgegangen ist. Danach wird
                              									für den vorliegenden Zweck ein Gazegewebe benutzt,
                              									ähnlich wie es für das Sichten in der Müllerei schon lange gebraucht wird. Die für
                              									die Waschtrommelbezüge von Wilhelm Landwehr in Berlin
                              									gelieferten derartigen Bezüge haben sich bei Versuchen gut bewährt. Der Faden für
                              									die Gewebe ist italienischen Ursprungs. Es ist auffallend längere Dauer gegenüber
                              									den Drahtbezügen beobachtet worden.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 170Fig. 41.Kegelmühle von Dietz. Beim Waschen des Rohzellstoffes ist es auch recht gut möglich, Harz,
                              									welches beim Kochprocesse noch nicht vollständig aufgelöst worden ist, zu entfernen.
                              									Nur ist dafür warmes Wasser empfehlenswerther, weil in
                              									der Wärme das Harz sich besser löst. Bei sehr harzreichem Holze kommt es, wie schon
                              									weiter oben angedeutet, insbesondere beim Sulfitverfahren vor, dass noch ziemlich
                              									viel Harz nach dem Kochen zurückgeblieben ist. Dann dürfte auch das Waschen mit
                              									warmem Wasser kaum volle Abhilfe bringen, es wird sich eher noch ein Nachkochen mit
                              									Sodalösung, deren Menge dem jeweiligen Harzgehalte anzupassen ist, empfehlen. Dabei
                              									wird dann das Harz verseift und kann leicht ausgewaschen werden.
                           An Sortircylindern für den bereits einigermaassen
                              									zertheilten und gewaschenen Zellstoff finden wir einige Neuheiten. Was das Material
                              									für den Sortirer betrifft, so wird dafür gewöhnlich die beste, d.h. die am meisten
                              									den Säuren, welche trotz Waschung noch nicht vollständig entfernt sind,
                              									widerstehende Bronze genommen. Aber auch hier wird diese immerhin noch merklich
                              									angegriffen und daher bald abgenutzt. Es hat daher etwas für sich, wenn zum Sortiren
                              									statt der metallenen Knotenfangplatten ähnliche, aus Glasstäben gebildete, gewählt werden. Glas wird wohl nicht angegriffen
                              									werden, wie man ja auch bei Pumpen für die Sulfitcellulosefabrikation vom Glase
                              									ziemlich weitgehende und befriedigende Anwendung gemacht hat.
                           Wenn man rotirende Cylinder benutzt, so macht der Zellstoff, welcher gern in die
                              									Stopfbüchsen dringt, Unannehmlichkeiten. Eine Neuerung von Chr. Wandel in Reutlingen nach D. R. P. Nr. 62520 verdient Beachtung, weil
                              									dieselbe den erwähnten Uebelstand hintanhält. Es wird nämlich Druckwasser in die
                              									Stopfbüchse eingeführt, derart, dass Wasser aus dieser ausströmt, also der Ueberdruck
                              									der die Stopfbüchse umgebenden Flüssigkeit aufgehoben ist, und diese, sowie mit ihr
                              									Zellstoffasern nicht in die Stopfbüchse eindringen können. Der Gedanke ist in
                              									folgender Weise praktisch durchgeführt. Wir sehen (Fig.
                                 										42) am Endarmkreuze A eines Sortircylinders
                              									den Stopfbüchsenansatz c und über diesen zur Dichtung
                              									den Ring r geschoben, welcher durch eine Schraube und
                              									Gummi- oder Federpolster g sanft an den
                              									Stopfbüchsenansatz c gedrückt wird. Ring r erhält nun eine umlaufende Höhlung a, in welche an geeigneter Stelle, etwa durch Rohr d, Druckwasser eingeführt wird, dessen Pressung derart
                              									zu wählen ist, dass es, wenn auch nur in ganz feinem Strahle, in das Innere des
                              									Sortircylinders treten kann. An die Gehäusewand legt sich der Stopfbüchsenring r etwa mittels der Lederdichtung b an.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 171Fig. 42.Wandel's Sortircylinder.Textabbildung Bd. 292, S. 171Fig. 43.Wandel's Sortirvorrichtung. Diese Stopfbüchsendichtung wendet Christian
                                 										Wandel auch bei seiner neuen Sortirvorrichtung für Zellstoff nach
                              									amerikanischem Patent Nr. 478179 an. Wir sehen (Fig.
                                 										43) den Sortircylinder b im Troge a, wobei der Stoff durch die Rinne a1 zugeführt wird. Es
                              									muss also der Zellstoff von aussen nach innen durch die Oeffnungen des Cylinders
                              									geben; dies soll beschleunigt werden durch die Flügel d, welche gegen den Umfang des Cylinderquerschnittes schief gestellt sind
                              									und bei der raschen Drehung von etwa 40 bis 50 Touren in der Minute eine saugende
                              									Wirkung äussern. Wie weit man dies zu erwarten berechtigt ist, mag weiter unten im
                              									Zusammenhange mit der Betrachtung für ähnlich wirkende Apparate aus einander gesetzt
                              									werden. Der in das Cylinderinnere gelangte Stoff fliesst central zum Cylindersiebe
                              									in eine an dem Holzkasten angebrachte Sammelrinne und von dieser bei e weiter zu den Entwässerungsapparaten. Durch die
                              									Oeffnung k wird der Trog ganz entleert, durch die mit
                              									Deckel i zu versehende Rinne h können die zu Boden gesunkenen schwereren Theile entfernt werden, ohne
                              									Unterbrechung des Betriebes.
                           Wesentlich dieselbe Anordnung finden wir im D. R. P. Nr. 66858 von Ph. Nebrich in Smichow geschützt. Nur haben wir hier
                              									den Sortircylinder fest und es dreht sich nur das Flügelrad, der Stoffsauger. Dies
                              									dürfte entschieden als Verbesserung zu betrachten sein, insbesondere, wenn man die
                              									Resultate der unten folgenden Entwickelung beachtet.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 171Langhammer's Zellstoffsichter. Nach dem D. R. P. Nr. 65367 an Alexander
                                 										Langhammer in Sandhübel werden von der Maschinenfabrik-Actiengesellschaft vorm. Wagner und Co. in Cöthen
                              									Zellstoffsichter gebaut, welche sozusagen den Gegensatz zu den eben genannten
                              									bilden, indem der Stoff von innen nach aussen durch die Sortirplatten geschafft,
                              									aber auch ein sich drehendes Flügelrad benutzt wird. Wir bemerken (Fig. 44 und 45) nach von der
                              									genannten Fabrik zur Verfügung gestellten Skizzen die Sortirplatten a prismatisch im Kasten g
                              									angeordnet und durch Bögen gestützt, auf welchen Latten a1 aufliegen. Der vermöge eines
                              									Ueberdruckes von 300 mm bei d in den Kasten eintretende
                              									Stoff wird vom Flügelrade b mit schief gestellten
                              									Holzschaufeln erfasst und nicht bloss durch die Siebplatten getrieben, sondern auch
                              									noch zerkleinert. Bei den nicht zu vermeidenden Wirbelbildungen, besonders für die
                              									hier angewendeten Umdrehungszahlen 100 bis 120 in der Minute, müssen die
                              									Zellstoffbündel, welche zulaufen, entschieden von den Holzschaufeln getroffen und
                              									aufgelöst werden, so dass der Apparat eigentlich zwei Arbeiten verrichtet. Der
                              									durchgetriebene Stoff fliesst bei e ab. Die stehenden
                              									Siebplatten können durch Spritzwasser aus den Röhren von allenfalls festgesessenen
                              									Theilchen befreit werden, was durchaus nicht fortwährend nöthig ist. Die anderen Platten sollen sich
                              									kaum verlegen. Uebrigens kann das ganze Plattenprisma, nachdem die Schrauben unten
                              									gelüftet sind, an den Griffen a4 herausgehoben und in dieser Lage von allen Seiten
                              									gereinigt werden. Gröbere Unreinigkeiten fallen zu Boden und können nach Oeffnung
                              									einer Klappe abfliessen. Bemerkt sei, dass die Welle für das sich rasch drehende
                              									Flügelrad mit Stopfbüchsen durch die Trogwände geht, welche in abgesonderten
                              									Gusständern verlagert sind, so dass die bei der immerhin bedeutenden Umdrehungszahl
                              									unvermeidlichen Vibrationen, Stösse u. dgl. sich doch nicht so merklich auf den
                              									hölzernen Trog übertragen.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 172Centrifugalsichter von Ziegler. Einen stehenden Zellstoffsichter, bei dem auch durch ein sich drehendes
                              									Flügelrad mit schief gestellten Schaufeln das Durchtreten des Stoffes durch die
                              									Siebe befördert wird, der also auch unter die sogen. Centrifugalsichter zu rechnen ist, haben wir auch in dem von Berthold Ziegler in Todtnau (D. R. P. Nr. 60189 als
                              									Zusatz zu D. R. P. Nr. 53182; vgl. J. S. Niederöst,
                              									1892 285 229). Der Apparat ist einigermaassen,
                              									insbesondere durch Wasserzuführung in den unteren Theil des zu sortirenden Gutes,
                              									verbessert worden, doch ist das Wesentliche immerhin geblieben. Wir erkennen (Fig. 46 und 47), dass bei c der Stoff zugeleitet wird, der sich in einem
                              									schüsselartigen Gefäss D ausbreitet und dann bei d in einen Raum H
                              									übertritt, wo er ein Sieb S passirt, während er nach
                              									abwärts in den eigentlichen Sortirraum fliesst und von den an J befestigten, schief stehenden Flügeln m erfasst wird. Diese befördern das Durchgehen durch
                              									den lothrechten Siebcylinder G. Wie bei Niederöst will man durch schiefe Flächen k eine gleichmassigere Beanspruchung des Siebes, oben
                              									und unten, erzielen, weil k den Stoff nach unten
                              									drängen soll. Damit sich gegenüber von k keine
                              									Zellstofftheile festsetzen, sind Schutzflächen l
                              									angebracht. Wasser, welches durch Rohr r zutritt,
                              									spritzt durch die Oeffnungen s in den unteren
                              									Theil des Sortirraumes. Trotz alledem dürfte kaum eine so gleichmässige
                              									Ausnutzung der Siebfläche wie bei Centrifugalsichtern mit wagerechter Achse erreicht
                              									werden.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 172Centrifugalsichter. Sehen wir uns nun die sogen. Centrifugalsichter in ihrer Wirkungsweise
                              									etwas näher an! Es sei in Fig. 48 etwa AS eine der Schaufeln, welche
                              									in ihrer Lage der in Fig.
                                 										45 (System Langhammer) entspricht, wenn die
                              									Drehung des Flügelrades in der durch den Pfeil angedeuteten Richtung stattfindet,
                              									und zwar bewegen sich die äussersten Punkte A der
                              									Schaufel AS in dem gestrichelten Kreise. Weil nun
                              									offenbar das Wasser streben wird, mit dem Zellstoff nach allen Seiten durch die
                              									Siebflächen zu gehen, so können wir näherungsweise annehmen, dass der Stoff radial
                              									vom Mittelpunkte des Flügelrades abfliesst. Wollte man nun, wie bei
                              									Centrifugalpumpen, einen stosslosen Eintritt des Wassers in die Schaufelung
                              									erreichen, so müsste die relative Geschwindigkeit die Richtung der Schaufel AS haben. Ist also durch SB die Umdrehungsgeschwindigkeit des Punktes S der Schaufel dargestellt, so ergibt sich aus dem gezeichneten
                              									Geschwindigkeitsparallelogramm SBCD eine ganz bestimmte
                              									Grösse SD der absoluten radialen
                              									Zuströmungsgeschwindigkeit. Dieselbe fällt gegenüber der Umfangsgeschwindigkeit
                              									klein aus, wie aus Fig.
                                 										48, welche für ähnliche Verhältnisse wie Fig. 45 gezeichnet ist,
                              									sofort ersehen werden kann. Nun soll ja aber dieses Flügelrad als Schläger
                              									auftreten, so dass also auf die Einhaltung der eben geschilderten Verhältnisse nicht
                              									so zu sehen ist, wie dann, wenn bloss sortirt werden soll. Wirbel werden allerdings
                              									kaum jemals zu vermeiden sein, diese tragen aber wenigstens dazu bei, dass sich
                              									Stoff nicht so leicht absetzen kann. Jedenfalls wird dann aber später der Stoff
                              									erfasst und gleitet relativ an der Schaufel nach auswärts, so dass dann für die
                              									einmal bestehende Umfangsgeschwindigkeit SB jedenfalls
                              										SD als radiale Componente der relativen
                              									Stoffgeschwindigkeit folgt. Setzen wir den Beharrungszustand als eingetreten voraus,
                              									so wird diese radiale Componente SD gegen aussen hin in
                              									dem Maasse kleiner werden, als der Durchströmquerschnitt wächst, also bei
                              									vorliegender Form des Sortirapparates genau genug im Verhältnisse der Abstände vom
                              									Mittelpunkt. Wir haben daher dann, wenn das Stofftheilchen bei A das Flügelrad verlässt, die radiale Componente der
                              									relativen Geschwindigkeit gleich AE und daraus findet
                              									man für die in A herrschende Umfangsgeschwindigkeit AH das Geschwindigkeitsparallelogramm AFGH, worin AF die
                              									relative, AH die Umfangs- und AG die absolute Austrittsgeschwindigkeit bedeutet. Für den vorliegenden
                              									Zweck ist insbesondere die Lage der letzteren von Bedeutung, weil sie die Richtung
                              									angibt, in welcher die Stofftheilchen gegen die festen Siebwandungen gelangen.
                              									Danach müssten aber die Durchströmöffnungen so breit sein, wie bei K in der Sortirplatte angedeutet worden ist, damit das
                              									Stofftheilchen noch ungehindert durchgehen könne, oder aber man müsste die
                              									Sortirschlitze schief nach der Richtung AG legen, was
                              									praktisch wohl nicht angeht. Für Schlitze, wie sie mehr im Verhältnisse zur
                              									Plattendicke bei J angedeutet sind, ist ein stossloses
                              									Durchtreten, also ohne Wirbelbildungen, gar nicht denkbar.
                           Anders bei der Wandel'schen Construction und jener von
                              										Nebrich. Wir haben dabei (vgl. die Fig. 43 und 49) für die
                              									Schaufelstellung AS die Drehungsrichtung nach Pfeil p. Der Stoff tritt von allen Seiten an den
                              									Siebcylinder, es ist also gerechtfertigt; seine absolute Eintrittsgeschwindigkeit
                              									ungefähr radial anzunehmen, versinnlicht durch Strecke DA, wie AB die Umfangsgeschwindigkeit
                              									darstellen soll. Daraus folgt aber die relative Eintrittsgeschwindigkeit CA. So sollte die Schaufel stehen, wenn ohne Stoss,
                              									ohne Wirbelbildungen an ihr relativ der Stoff in das Cylinderinnere vorüber gleiten
                              									soll, und nach dieser Richtung, also schief, sollten auch die Schlitze im drehbaren Siebcylinder sein. Weil das nun nicht so
                              									ausgeführt ist, so müssen auch hier Wirbelbildungen eintreten und zwar in der Nähe
                              									des Siebes; das dürfte aber dem Stoffdurchtritte entschieden hinderlich sein. Die
                              									kaum zu vermeidenden Wirbel im Siebinneren bis zum Ausflusse sind dann nur von mehr
                              									untergeordneter Bedeutung. Bei Nebrich ist allerdings
                              									das Sieb fest und das ermöglicht, radiale Schlitze anzubringen, so dass die Wirbel
                              									beim Siebe wegfallen.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 173Nebrich's Sortirapparate. Danach dürfte es gerechtfertigt sein, diese Sichter als nicht besonders
                              									glückliche Lösungen des Problems zu bezeichnen. Bei System Langhammer wäre die Trennung des Schlägers vom Sichter zu empfehlen, beim
                              										Wandel'schen und auch für den immerhin besseren Nebrich'schen Sortirer ein abgesonderter Saugapparat,
                              									welcher mit dem Siebinneren zu verbinden wäre und z.B. eine gut angeordnete kleine
                              									Centrifugalpumpe sein könnte. Diese mit dem Sieb zu vereinen, wie es beabsichtigt
                              									ist, verspricht keinen guten Erfolg, wenigstens nicht so befriedigenden, wie er
                              									durch die Trennung leicht erzielbar ist.
                           Ph. Nebrich hat seine Sortirapparate nach D. R. P. Nr.
                              									69412 auch mit einer Rüttelvorrichtung ausgestattet, was als vortheilhaft bezeichnet
                              									werden mag und auch nicht allzu schwer durchführbar ist, weil der Sieb- oder
                              									Plattencylinder sich nicht dreht. Die Rüttelung geschieht hier (Fig. 50) mit Hilfe von
                              									unrunden Scheiben a1a2, deren Umfange sich an einander abrollen. Von diesen
                              									Scheiben dreht sich a1
                              									um die festgelagerte Welle b, während a2 auf der lothrecht
                              									geführten Welle c sitzt, welche in Rüttelstangen d gelagert ist. d umfasst
                              									weiter oben einen Hals der Sortirtrommel n. Sofort ist
                              									klar, dass dann, wenn die unrunden Räder a1a2 sich an einander abwälzen, die Welle c, also auch die Stange d
                              									und damit die Sortirtrommel n sich werden auf und ab
                              									bewegen müssen in der Weise, wie es die unrunde Gestalt der Scheiben a1 und a2 bedingt. Man hat es
                              									durch geeignete Wahl der Scheibenform in der Hand, die Grösse und Zahl der Hübe zu
                              									regeln bezieh. der jeweiligen Stoffart anzupassen. Dies kann innerhalb gewisser
                              									Grenzen auch bei Anwendung derselben Scheiben geschehen, wenn, wie es in der Fig. 50 angedeutet ist,
                              									z.B. Scheibe a2 nicht
                              									festgekeilt ist, sondern mit der Welle c etwa durch
                              									einen Mitnehmer g verbunden ist. Allerdings verursacht
                              									die Bewegungsübertragung von der durch die Riemenscheibe R unmittelbar angetriebenen, festgelagerten Welle b auf die in der Höhenrichtung bewegliche, c,
                              									einige Umstände, von welchen in der Patentschrift nichts gesagt wird. Doch sind
                              									diese Schwierigkeiten nicht allzu grosse. Soll die Drehung von b auf c durch Zahnräder
                              									übertragen werden, um ein Gleiten der unrunden Scheiben a1a2 hintanzuhalten, so kann dies etwa mit Hilfe eines
                              									Knies, wie in Fig. 51
                              									skizzirt, erreicht werden. Es ist nämlich zwischen den beiden Zahnrädern e1 und e3, auf den Wellen b und c bezüglich, ein drittes Zahnrad e2 vorhanden, welches
                              									fortwährend in e1 und
                              										e2 eingreift, wie
                              									immer, innerhalb gewisser Grenzen, der Abstand zwischen den Achsen b und c sein möge. Dies
                              									ist dadurch erreicht, dass die Welle b1 für das Zwischenrad e2 durch Laschen h1 und h2 gelenkig, aber in bestimmtem Abstande, sowohl an
                              									Welle b, wie an c gehängt
                              									ist. Daraus ist zu ersehen, dass für einen geänderten Abstand der Achsen b und c nur der Winkel der
                              									Laschen h1 und h2 ein anderer wird,
                              									ohne dass der Zahneingriff gestört wird.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 173Fig. 52.Nebrich's Befestigung der Siebbleche.Ph. Nebrich hat für seine Zellstoffreiniger bezieh.
                              									Sichter auch eine Vorrichtung zur Befestigung der Siebbleche oder Platten im D. R.
                              									P. Nr. 70057 angegeben. Er will nämlich die Platten rasch auswechseln können. Zu
                              									diesem Zwecke werden (Fig. 52) im Gerippe m, welches die Siebplatten trägt, Längsnuten wie bei
                              										o hergestellt, in welche die umgebörtelten
                              									Plattenenden e1e2 reichen. Zwischen
                              										e1 und e2 kommt zur Abdichtung
                              									ein Gummistreifen oder eine Holzleiste l, worauf durch
                              									ein Ziehband n, welches an derjenigen Seite, die an dem
                              									Siebe anliegt, mit Leder gefüttert ist, und durch die Schraube s
                              									das Festlegen der
                              									Siebplatten erfolgt. Falls wegen grösserer Länge des Sortircylinders Platten auch in
                              									der Längsrichtung des Cylinders gestossen werden müssen, kann auch dort die
                              									Verbindung in ähnlicher Weise geschehen.