| Titel: | Neuere Maschinenelemente. | 
| Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 181 | 
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                        Neuere Maschinenelemente.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 127 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Maschinenelemente.
                        
                     
                        
                           3) Stopfbüchsen und Kolbendichtungen.
                           Bei diesen Maschinentheilen ist unverkennbar das Bestreben vorhanden, die
                              									Dichtungsstücke nur aus Metall herzustellen und zugleich den Stopfbüchsen den
                              									erforderlichen Grad von Beweglichkeit zu ertheilen, so dass sie den schwer zu
                              									vermeidenden Abweichungen der Kolbenstangen folgen kann. Nach einer Mittheilung der
                              									Maschinenfabrik von Leop. Ziegler in Berlin, welche die
                              									bewegliche Macbeth – Stopfbüchse (1891 282 * 78)
                              									anfertigt, ist eine 44 mm starke Kolbenstange, die die Verbindung zwischen der
                              									Luftpumpe einer grossen Condensationsmaschine und dem Dampfcylinder derselben
                              									bildet, durch einen Unfall um 20 mm durchgebogen worden und hat, da der Betrieb
                              									nicht eingestellt werden konnte, in diesem Zustande noch eine volle Woche bei Tag-
                              									und Nachtbetrieb gearbeitet. Nach der Versicherung des Fabrikanten sollen hierbei
                              									die Stopfbüchsen vollkommen gedichtet haben, ohne die Stange irgendwie zu
                              									beschädigen. Diese Mittheilung liefert den Beweis, dass die Beweglichkeit der
                              									Stopfbüchsen unter Umständen von Werth ist.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 181Fig. 35.Stopfbüchse von Hitchcook.Bei der Stopfbüchsenpackung von G. H. Hitchcook in
                              									Danville, Ill. (Amerikanisches Patent Nr. 501344 vom 3. September 1892), ist die
                              									Kolbenstangenbohrung des Cylinderdeckels (Fig. 35)
                              									nach aussen hin erweitert und nimmt in dieser Erweiterung zwei Spannringe cc1 auf, welche mit
                              									ihren schräg nach innen gerichteten Flächen auf einander liegen und zwischen sich
                              									und der Kolbenstange noch einen Raum übrig lassen. Letzterer wird nach aussen hin
                              									durch die ebenfalls schrägflächig auf einander liegenden Stopfbüchsenringe b abgeschlossen, welche zusammen mit zwei ähnlichen
                              									Ringen a1a2 und der Brille a die Abdichtung der Kolbenstange bewirken. In den so
                              									gebildeten Raum kann durch die etwas weite Kolbenstangenbohrung Dampf eintreten,
                              									welcher den Zweck hat, die Dichtungsringe zufolge ihrer eigenartigen Anordnung
                              									selbsthätig anzupressen.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 181Fig. 36.Holmes' Stopfbüchse.T. H. Holmes in Philadelphia benutzt bei seiner
                              									Stopfbüchse mit Metallpackung (Amerikanisches Patent Nr. 500899 vom 27. December
                              									1892), Fig. 36, als Dichtungsmaterial eine Reihe von
                              									sich gegenseitig überlappenden Ringen dc d1c1, deren jeder aus
                              									einer Reihe von Segmenten besteht. Letztere sind von Federn ee1 umgeben, welche die Ringe an die
                              									Kolbenstange andrücken, während die an den Segmenten des einen Ringes angebrachten
                              									Zäpfchen in die Löcher der Segmente des benachbarten Ringes eingreifen, um zu
                              									verhindern, dass der eine Ring sich unabhängig vom anderen bewege.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 181Fig. 37.Stopfbüchse von Schwanitz. Die Stopfbüchsendichtung von C. Schwanitz in
                              									Berlin (D. R. P. Nr. 67369 vom 3. April 1892) besteht aus mehreren in einander
                              									verschiebbaren Ringen abc (Fig. 37), die nach der Kolbenstange zu mit Hohlräumen versehen sind,
                              									zwischen welchen sich das Dichtungsmaterial befindet. Die Ringe legen sich dicht an
                              									die Stange an und erzielen sowohl eine gute Dichtung als sie auch der Kolbenstange
                              									die genügende Beweglichkeit gestatten.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 181Metallpackung von Jaeger. Bei der Metallpackung von C. H. Jaeger in
                              									Schkeuditz bei Leipzig (D. R. P. Nr. 66809 vom 6. Februar 1892) sind zwei
                              									Ringschichten zur Verwendung gekommen, zwischen welchen die Büchse b angeordnet ist. Diese nimmt im Inneren die konischen
                              									Dichtungsringe p auf, nach aussen erhält sie durch die
                              									abwechselnd etwas Spiel habenden Ringe r und s die erforderliche Beweglichkeit. Die Fig. 38
                              									und 39 zeigen zwei
                              									verschiedene Anordnungen dieser Stopfbüchse.
                           Eine Stopfbüchse von J. Musgrave und J. Crompton in Bolton (Englisches Patent Nr. 8360 vom
                              									15. Mai 1891) soll insbesondere dem Kolben Beweglichkeit gestatten. Wie Fig. 40 zeigt, nimmt A
                              									die eigentliche Packung auf, die durch den Deckel G an
                              									die Kolbenstange gepresst wird. Der Körper A wird von
                              									dem Plansch B auf seinem Sitz befestigt und zwar
                              									mittels des Ringes C. Auf dem Grunde des
                              									Cylinderdeckels D befindet sich der Ring F, der durch einige Rankenfedern E angedrückt wird. Die Flansche H ist abnehmbar gehalten, damit bei der Aufstellung die verschiedenen
                              									Flanschen über einander gebracht werden können. Wir halten diese Dichtung für
                              									minderwerthig, da die Dichtungsringe sich nur Verschieben und nicht wenden
                              									können.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 182Fig. 40.Stopfbüchse von Musgrave und Crompton. Auf die bewegliche metallische Stopfbüchse von Woodhouse und Mitchell in Brighouse, Yorks., ist das englische Patent Nr.
                              									15750 vom 17. September 1891 ertheilt worden. Fig. 41 bis 43 zeigen zwei
                              									verschiedene Anordnungen, in denselben bezeichnet A die
                              									Kolbenstange, B den Cylinderdeckel, an dem die
                              									Stopfbüchse C mittels der Schrauben D befestigt ist. Die Büchse umschliesst zwei nach
                              									Kugelzonen abgedrehte Ringe E und F, von letzteren werden die Dichtungsringe G gehalten, die durch Rankenfedern H an die Kolbenstange gedrückt werden. Die Form der
                              									Ringe E und F gestattet
                              									der Kolbenstange einen hinreichenden Grad von Beweglichkeit. – Bei der zweiten
                              									Anordnung (Fig. 43)
                              									sind die Ringe E und F in
                              									eine Büchse J eingeschlossen, die mittels einer an
                              									ihrem Umfange angebrachten Schneckenschraube J1 und K gedreht werden
                              									kann. Hierdurch wird die Bildung von Riefen erschwert und bei hinreichend
                              									aufgewendeter Sorgfalt auch vermieden.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 182Stopfbüchse von Woodhouse und Mitchell. Die bewegliche Stopfbüchse von Hargreaves, Hudson
                                 										und Richardson in Bolton (Englisches Patent Nr. 8980 vom 5. Mai 1893) ist
                              									in Fig. 44 dargestellt. Die eigentliche Stopfbüchse
                              										A besteht aus einem besonderen Bronzestück und ist
                              									von dem Gehäuse C und G
                              									eingeschlossen. Die Dichtung zwischen A und G ist mittels eines Ringes I1 bewirkt, welcher bei G mit gerader Fläche, bei I mit zonenförmiger Fläche versehen ist, letzteres um die Beweglichkeit
                              									herzustellen. Der Ring E ist von einer Rankenfeder M umfasst, welche sich auf den Ring N stützt und an der mittels Schraubengewinde versehenen
                              									Platte P ihren anstellbaren Stützpunkt hat. Diese
                              									Vorrichtung bewirkt den dichten Schluss an den Flächen des Ringes I1. Die übrige
                              									Einrichtung der Stopfbüchse ist die gewöhnliche und bedarf weiter keiner
                              									Erläuterung; nur sei noch darauf hingewiesen, dass auch die Flansche S anstellbar ist, da sie auch mittels Schraubengewinde
                              									auf der Büchse A befestigt ist. Nach einer anderen
                              									Anordnung, die von denselben Erfindern herrührt, wird die grosse Rankenschraube M durch mehrere kleinere ersetzt.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 182Fig. 44.Stopfbuchse von Hargreaves.Textabbildung Bd. 292, S. 182Dichtung der Leeds Co. Von der Leeds Engineering and Hydraulic
                                 										Company in Leeds werden nach Engineering vom
                              									22. December 1893 Kolben für Cylinder und Steuerungen angefertigt, bei denen
                              									konische Ringe zur Dichtung benutzt werden. Fig. 45 und 46 zeigen die
                              									Kolbenconstruction für einen Dampfcylinder von 29 Zoll lichter Weite, Fig. 47 zeigt einen Steuerungskolben für eine
                              									Schiffsmaschine. Die Dichtung besteht aus vier Ringen, von denen die beiden inneren
                              									nicht aufgeschnitten sind; sie sind konisch abgedreht, so dass sie ein Paar konische
                              									Ringe bilden, die mit der breiten Fläche an einander liegen. Sie haben je nach ihrer
                              									Grösse mehr oder weniger Ausbohrungen, in welche Spiralfedern eingelegt werden, die
                              									die beiden konischen Ringe aus einander zu pressen suchen und somit die äusseren
                              									Ringe an die Cylinderwand drücken und dichten. Die äusseren Ringe sind
                              									aufgeschnitten und durch gegen einander versetzte Zungen abgedichtet. Wie
                              									ersichtlich, ist nur Metall zu diesen Kolben verwendet. Die Fabrikanten dieser
                              									Kolben haben es vortheilhaft gefunden, einige dieser Spiralfedern durch einen soliden
                              									Metallstift zu ersetzen, der je in einem der Ringe befestigt, in dem anderen
                              									beweglich ist und eine gute Führung abgibt. Der Kolbenkörper ist in gewöhnlicher
                              									Weise gebaut, wie Fig.
                                 										46 andeutet. Der Kolben für die Steuerung ist nach denselben Grundsätzen
                              									gebaut, nur ist der Kolbenkörper einfacher gestaltet.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 183Fig. 47.Dichtung der Leeds Co. Die Kolbendichtung von J. Cooper and T.
                                 										Pattinson in Sheffield (Englisches Patent Nr. 6996 vom 12. April 1892) hat
                              									ebenfalls vier konische Ringe als Dichtung, diese sind aber, wie Fig. 48 und 49 zeigen, durch einen
                              									spiralförmigen, um den Kolben herumgelegten federnden Draht gespannt.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 183Kolbendichtung von Cooper and Pattinson. Bei der Kolbenliderung von J. A. Kilmer in
                              									Newburg, N. Y. (Amerikanisches Patent Nr. 503859 vom 20. Februar 1893), besorgen das
                              									Andrücken der Spannreifen gegen das Dichtungsmaterial a
                              										(Fig. 50) die
                              									Spiralfedern c, welche in Büchsen b innerhalb radialer Aushöhlungen des Kolbenkörpers d untergebracht sind. Bei dem amerikanischen Patent Nr.
                              									503860 vom 20. Februar 1893 (Fig. 51) wird der Spannreifen durch Spiralfedern b1 nach aussen gedrückt, welche in
                              									mehreren Segmentblöcken b geführt sind. Letztere sind
                              									auf dem eigentlichen festen Kolbenkörper a neben
                              									einander gelagert. Segmente schliessen die Schlitze der Ringe gegen das Kolbeninnere
                              									ab.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 183Kolbenliderung von Kilmer. Von See's Dampfkolben für Schiffsmaschinen,
                              									die in den Schiffsmaschinen verschiedener Dampfer der Southern Pacific Co. (Morgan Line), New York, angewendet sind, gibt Uhland's praktischer Maschinenconstructeur nachstehende
                              									Beschreibung (Fig. 52
                              									bis 57).
                           Der Kolbenkörper a ist hohlgegossen und hat am Umfange
                              									Kernlöcher b. Auf die Flansche desselben legen
                              									sich die Ringstücke ki, welche gegen einander
                              									versetzt sind und durch Federn l an die Cylinderwand
                              									gepresst werden. Eingelassene Stahllappen mn dienen zur
                              									Deckung der Fugen, und Stifte pq zur Sicherung der
                              									gegenseitigen Lage der Ringstücke ki. Auf letzteren
                              									ruhen die grossen Ringstücke f, welche an den schrägen
                              									Fugen durch eingelassene Stahllappen h mit einander
                              									zusammenhängen und durch eingepasste Stücke g dicht an
                              									die Cylinderwand angedrückt werden. Ihre Lage zu den Ringstücken i wird wieder durch Stifte o bestimmt, welche in entsprechende Löcher eingreifen. Auf die Ringstücke
                              										f kommen Flanschenstücke c, welche an dem Kolbenkörper a durch
                              									Schrauben e in Vertiefungen befestigt sind. An den
                              									Fugen werden Einsatzstücke d eingepasst, welche die
                              									Flanschenstücke c dicht an die Cylinderwand anlegen und
                              									mittels der Schrauben e festgehalten werden. Sämmtliche
                              									Löcher für die Schrauben e sind excentrisch gebohrt,
                              									wie die punktirten Linien andeuten, damit man die Flanschenstücke c nach erfolgter Abnutzung weiter gegen die
                              									Cylinderwand vorschieben kann. Alsdann müssen natürlich die Einsatzstücke d gegen andere genau passende vertauscht werden. In
                              									ähnlicher Weise sind, um die Ringstücke f nach
                              									erfolgter Abnutzung wieder dicht an die Cylinderwand anzudrücken, die Stahlstücke
                              										g durch andere zu ersetzen.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 183See's Dampfkolben. Die Art der Zusammenstellung der Theile lässt sich an folgenden zwei
                              									Beispielen ersehen: Bei einem Dampfkolben von 1,32 m Durchmesser sind 12 Rippen r im Kolbenkörper a, je 8
                              									Ringstücke h und i, 32
                              									Federn l, 3 Ringstücke f
                              									und 3 Flanschenstücke c angebracht (vgl. Fig. 56). Ein
                              									Dampfkolben von 0,813 m Durchmesser besitzt 9 Rippen r,
                              									also 9 Schrauben e, je 6 Ringstücke k und i, 20 Federn l, 3 Ringstücke f und 3
                              									Flanschenstücke c.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 183Kolbenpackung von Steeven. Die Kolbenpackung von J. A. Steeven in
                              									Glasgow ist für Aufzüge und überhaupt für Presswasser bestimmt. Die Ausführung der Dichtung ist
                              									aus Fig. 58 und 59 ersichtlich, wobei
                              									zur Erläuterung bemerkt werden mag: C sind
                              									Metalldichtungsringe gewöhnlicher Art, die durch den Gummiring B, der an seinem unteren Ende B1 stulpenartig umgebogen und mit einer
                              									Gummidichtung E als Einlage versehen ist. Nach der
                              									oberen Seite ist der vom Ring B gebildete Raum durch
                              									den Gummiring E1
                              									abgedichtet. Dem Presswasser ist der Zutritt zu dem Raume bei B mittels der Kanäle FF1
                              									F2F3F4 ermöglicht und damit
                              									ist ein genügender Druck für die Dichtung der Ringe C
                              									gewonnen (Englisches Patent Nr. 9176 vom 14. Mai 1892).
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)