| Titel: | Das Eisen zum Bau von Wohnhäusern. | 
| Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 207 | 
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                        Das Eisen zum Bau von Wohnhäusern.
                        Mit Abbildungen.
                        Das Eisen zum Bau von Wohnhäusern.
                        
                     
                        
                           Während das Eisen zum inneren Ausbau der Wohnhäuser sich bereits einer ausgedehnten
                              									Verwendung erfreut, hat es zur Bildung der Aussenmauern nur noch wenig Verwendung
                              									gefunden, trotzdem es auch hierfür gewisse Vortheile bietet. Die beiden
                              									hervorragenden Hindernisse für diese Art der Benutzung sind das einförmige Aussehen
                              									der von Eisen hergestellten Fronten, und ferner die bedeutende
                              									Wärmeleitungsfähigkeit der Eisentheile, in Folge dessen sich jeder Temperaturwechsel
                              									bald in das Innere des Gebäudes überträgt und hier lästig wird; in noch höherem
                              									Grade wird jedoch diese Leitungsfähigkeit dadurch unangenehm, dass sich bei
                              									erheblicher äusserer Kälte das Condensationswasser aus den Innenräumen an das Eisen
                              									niederschlägt.
                           „Es ist deshalb“ – sagt die Deutsche Bauzeitung
                                 									in Nr. 83 vom Jahre 1889 – „mit geringen Ausnahmen die Eisenausführung bisher nur
                                 										bei solchen Bauten angewendet worden, die Betriebs- oder industriellen Zwecken
                                 										dienen, und erst neuerdings kommen Häuser aus Eisen vor, welche zum Bewohnen,
                                 										und zwar während aller Jahreszeiten bestimmt sind.
                           
                              Ein Beispiel dieser Art bietet ein in Weissensee bei Berlin errichtetes eisernes
                                 										Haus, welches eine Grundfläche von etwa 110 qm hat und in jedem Geschoss 3
                                 										Zimmer, 1 Küche, 1 Speisenkammer enthält; hinzu kommt ein Keller und ein grosser
                                 										Dachbodenraum. Um das Eisen für den vorliegenden Zweck gut und gebrauchsfähig zu
                                 										machen, kann dasselbe allerdings nicht für sich allein, sondern nur in
                                 										zweckmässiger Verbindung mit mehreren anderen Baustoffen benutzt werden. Es wird
                                 										ausserdem darauf ankommen, die verschiedenen Baustoffe in einer Weise zusammen
                                 										zu bringen, welche namentlich der Verschiedenheit der specifischen Wärme und dem
                                 										Wärmeleitungsvermögen derselben so weit als möglich entspricht. Der Ingenieur
                                 											Heilemann in Berlin hat nun ein besonderes
                                 										System für die Ausführung eiserner Häuser angegeben, nach welchem das oben
                                 										erwähnte in Weissensee hergestellt worden, und welches durch beistehende
                                 										Abbildungen (Fig. 1
                                 										bis 3) verdeutlicht
                                 										ist. Die Construction geht darauf hinaus, das Durchschlagen der nach der
                                 										Wetterseite gelegenen Wände zu verhüten, sowie die durch langsames Austrocknen,
                                 										namentlich während der rauhen Jahreszeit, bedingte langsame Ausführbarkeit zu
                                 										vermeiden, und endlich möglichste Unabhängigkeit der Innen- von der
                                 										Aussentemperatur zu sichern. Ueberdem soll auch die Feuchtigkeit, welche neuen
                                 										Häusern innewohnt, auf das geringste Maass beschränkt werden.
                              
                           
                              Dem entsprechend werden die Innenwände aus Ziegeln erbaut und bleibt der Eisenbau
                                 										auf die Umfassungswände, Decken und Dächer beschränkt. Das Interesse an dem
                                 										neuen Bausystem, von dem Erfinder ‚Isothermal-System‛ genannt, heftet sich
                                 										demnach durchaus an die Construction der Aussenwände.
                              
                           
                           
                              
                              Die Wände des Heilemann'schen Systems sind 150
                                 										mm stark und bestehen bei dieser Stärke aus nicht weniger als fünf sogen.
                                 										Schichten, nämlich: dem äusseren Eisenmantel, einer Luftschicht, einer
                                 										Bretterwand, einem Papierbezug dieser Wand, einer zweiten Luftschicht und sodann
                                 										einer Bekleidung aus 25 mm starken Isolirplatten, welche vorzugsweise aus
                                 										Infusorienerde (Kieselguhr) besteht und unmittelbar zum Aufkleben der Tapete
                                 										dient. Die Wanddicke setzt sich daher im Allgemeinen aus drei Schichten von
                                 										Baustoffen zusammen, welche durch zwei Luftschichten von je 3 cm Weite getrennt
                                 										sind. Die äussere Luftschicht ist nach oben offen und geht in den Bodenraum aus;
                                 										sie bildet das Lüftungsmittel für die Zimmer. Bei den beschränkten Massen,
                                 										welche die Wände enthalten, sind dieselben nicht im Stande, grosse Wärmemengen
                                 										aufzuspeichern; daher sind Häuser dieses Bausystems im Sommer kühl. Sie werden
                                 										im Winter aus gleichem Grunde nicht stark abkühlen können. Ausser dem hiernach
                                 										vorhandenen Vorzuge erleichterter Heizbarkeit wohnt den nach dem
                                 										Isothermal-System erbauten Häusern noch der Vorzug inne, leicht den Ort wechseln
                                 										zu können bezieh. auch leicht erweiterungsfähig zu sein.“
                              
                           Textabbildung Bd. 292, S. 208A Umfassungswand. B Senkrechter
                                    											Wanddurchschnitt. C Wagerechter Wanddurchschnitt, a Schalldämpfer, b
                                    											Fussboden. c Trämpelbalken. d Putz, e Luft, f Isolirplatte aus schlechten,
                                    											unverbrennlichen, gegen Faulen und Nisten von Ungeziefer geschützten
                                    											Wärmeleitern, g Infusorienerde, h Zimmerdecke, i Abzug für verbrauchte Luft,
                                    											k Papierfilz. 1 Platte, m Asbestschicht, n Isolirplatte aus bituminösem
                                    											Material, zum Schutz gegen Erdfeuchtigkeit, o Eisenblech, p Schalwand, q
                                    											Luft zur Verhinderung der Durchleitung durch den Pfosten. r Bodenraum. In anderer Weise sucht die Firma Müller und
                                 										Bedorf in Hannover die Schwierigkeiten des Eisenfachwerkbaues zu lösen. Glaser's Annalen vom 15. November 1893 theilen darüber
                              									Folgendes mit:
                           Um nun aber trotz aller dieser Uebelstände doch die Vortheile des Eisenfachwerkbaues
                              									zu erzielen, hat die Firma Müller und Bedorf in
                              									Hannover eine Wandconstruction ersonnen (Fig. 4 bis
                              										11), bei welcher dem Eisen, seinen vorzüglichen
                              									Eigenschaften entsprechend, der ihm gebührende Platz als tragendes Mittel zugewiesen
                              									ist, während gleichzeitig die übrigen Materialien, wie Holz, Stein u.s.w., als
                              									raumbegrenzende, feuersichere, witterungs- und schalldichte oder decorative Mittel
                              									dienen. Die Construction der Firma Müller und Bedorf
                              									charakterisirt sich kurz, wie folgt: Zur Aufnahme sämmtlicher Belastungen wird ein
                              									in sich zusammenhängendes Eisengerüst aus zweckentsprechenden Profileisen gebildet.
                              									Dieses Gerüst wird auf beiden Seiten verblendet und zwar durch Wände von ¼ bis ½
                              									Steinstärke aus keramischen oder natürlichen Steinen. Die beiden Verblendschichten
                              									werden durch einzelne, in entsprechenden Entfernungen in die Fugen eingelegte
                              									Flachschienen mit einander verbunden, welche an den in das Mauerwerk eingreifenden
                              									Enden durchlocht oder gespalten werden, um ein gutes Anhaften des Mörtels möglichst
                              									zu erleichtern. Die Anwendung von Bindesteinen an Stelle des Eisens ist dabei
                              									selbstverständlich keineswegs ausgeschlossen. Die ungünstigen Eigenschaften des
                              									Eisens werden, da das Fach werk in isolirten trockenen Räumen liegt, aufgehoben und
                              									bei etwaigem Feuer ist dasselbe durch seine Ummantelung vollkommen geschützt.
                           Da die Verblendungen besonders gut austrocknen, ist ein früheres Beziehen der Räume
                              									als bei Massivbauten ermöglicht; ausserdem lässt das System, da nach Montirung der
                              									Eisenconstruction fast alle Bauhandwerker zu gleicher Zeit arbeiten können, die
                              									denkbar schnellste Ausführung der Bauten zu, und da endlich in Folge der dünnen und
                              									leichten Wände, welche eine leichtere Fundirung bewirken, eine bedeutende
                              									Raumersparniss bewirkt wird, ist das System wohl geeignet, an Stelle der
                              									Massivbauten zu treten und die hohen Grundstückspreise zu compensiren. Aeusserlich
                              									können diese Bauten dieselbe Ausführung erhalten wie massive Bauten, da das System
                              									jede architektonische Ausschmückung der Façade mit den einfachsten Mitteln
                              									gestattet.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 208Fig. 4.Textabbildung Bd. 292, S. 208Fig. 5.Textabbildung Bd. 292, S. 208Fig. 6. In den Abbildungen ist unter Fig. 4 bis
                              										6 der Entwurf zu Krankenbaracken für das neue
                              									Krankenhaus in Hannover und unter Fig. 7 bis 11 der Entwurf zu einem Speicher, der sich auch im
                              									Winter aufbauen lässt, nach dem System der Firma Müller und
                                 										Bedorf dargestellt. Da die neue Bauweise sich bei allen Gebäuden gleich
                              									geeignet verwenden lässt und den Vorzug der Billigkeit, vollständiger Isolirung und
                              									Feuersicherheit hat, so dürfte sie, wenn auch nicht in allen Fällen, doch überall
                              									da, wo es sich um rasche Ausführung in ungünstiger Jahreszeit, um schlechten oder
                              										beweglichen
                              									Untergrund und theuere Grundstücks- und Steinpreise handelt, dem Massivbau
                              									entschieden vorzuziehen sein.
                           Die Bemühungen, das Aeussere der Eisenbauten etwas wohlgefälliger zu gestalten (vgl.
                              									1887 266 * 9) sind neuerdings mit Erfolg von Danley wieder aufgenommen. In Le Génie Civil vom 28. October 1893 macht André
                                 										Vauthier über Bauten nach Danley's System
                              									bemerkenswerthe Mittheilungen. Nach diesen sind die bisherigen Schwierigkeiten als
                              									überwunden anzusehen und haben die Constructionswerke in Hautmont (Nord) für die
                              									Bergbaugesellschaft der Gruben in Lens (Pas de Calais) sogar eine Kirche ganz aus
                              									Stahl hergestellt.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 209Fig. 7.Textabbildung Bd. 292, S. 209Fig. 8.Textabbildung Bd. 292, S. 209Fig. 9.Textabbildung Bd. 292, S. 209Fig. 10. Das Danley'sche System zeigt Mauern mit
                              									Doppelwänden, welch letztere 16 bis 50 cm von einander abstehen. Die Wände sind aus
                              									einzelnen Kästen gebildet, die die Form von Sandsteinen haben und nach dem
                              									Fertigstellen durch verdeckte Schraubenbolzen mit einander verbunden werden. Die
                              									tragende Construction bietet nichts Bemerkenswerthes, sie ist von Fall zu Fall der
                              									Grösse des Gebäudes entsprechend aus Constructionseisen herzustellen. Eigenthümlich
                              									sind die zur Verwendung gekommenen Stahlplatten, welche die inneren und äusseren
                              									Wände bilden; sie bestehen aus gekümpelten Blechen, die so geformt sind, dass sie
                              									dem Bau den Anschein geben, als ob er aus Hausteinen bestehe. Die ausgebauchte Form
                              									gewährt ausserdem noch die Vortheile, dass sie die Widerstandsfähigkeit der Wand
                              									erhöhen, ferner, dass sie das Werfen der Platten in Folge von Wärmeunterschieden
                              									verhindert, und ausserdem, dass sie in Folge der Kümpelungsarbeiten eine gewisse
                              									Gewähr für die Güte der Platten bietet. Um jedes Rosten zu verhindern, werden die
                              									Platten nach ihrer vollständigen Fertigstellung galvanisirt und mit einem
                              									Mennigeanstrich versehen. Nöthigenfalls kann man auch jedes Stück der
                              									Bekleidungsbleche auswechseln, ohne dass die benachbarten Theile irgendwie
                              									beeinflusst werden. Die Befestigung von inneren Ausstattungsstücken, wie Vorhänge,
                              									Gemälde u. dgl., wird mittels besonderer, aber sehr einfacher Haften in
                              									zuverlässiger Weise bewirkt. – Der Erfinder hält dergleichen Gebäude für
                              									besonders geeignet für solche Gegenden, die von Erdbeben heimgesucht sind, oder in
                              									denen in Folge von Bergbau oder anderen Ursachen Bodensenkungen vorkommen (Kirche in
                              									Lens); auch hebt er den Vortheil hervor, das Gebäude nach Bedarf sofort versetzen
                              									und nach Bedarf vergrössern zu können. Zum Bau sollen besondere Gerüste nicht
                              									erforderlich sein. Die hohlen Wände gestatten in einfachster Weise, Heizungs- und
                              									Lüftungsröhren, elektrische und telephonische Leitungen anzubringen. Die
                              									Abbildungen, welche die erwähnte Quelle bietet, zeigen allerdings ein gefälliges
                              									Aeusseres bei einem Bau, der für eine höhere Schule in San José de Costa-Rica
                              									bestimmt ist, sowie auch eine gefällige Ausstattung eines Wohnzimmers. Bei letzterem
                              									ist das Innere bemalt und die Ausschmückung den einzelnen Platten angepasst.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 209Fig. 11.Textabbildung Bd. 292, S. 209Fig. 12.Textabbildung Bd. 292, S. 209Fig. 13.Textabbildung Bd. 292, S. 209Fig. 14.Textabbildung Bd. 292, S. 209Fig. 15. Ueber die Verwendung von gestanztem Blech für Bauzwecke macht die Eisenzeitung, die schon öfter in anerkennenswerther
                              									Weise zur Verwendung von Eisen zu Bauten angeregt hat (1892 S. 896) folgende
                              									Bemerkungen:
                           
                              „Auf diesem Gebiete schreiten die Amerikaner rüstig, und, wie es scheint, mit
                                 										recht grossem Erfolg weiter, während bei uns kaum der Versuch gemacht wird, eine
                                 										grössere Verwendung des Eisenbleches, speciell des verzinkten Stahlbleches im
                                 										Baufache zu sichern. Es ist, als ob die Blechwalz- und Stanzwerke bei uns etwas
                                 										blind und daher nicht im Stande seien, neue Verwendungsarten für ihr Material
                                 										ausfindig zu machen. Fast das Einzige, was sich bisher eingeführt hat, sind die
                                 										sogen. Lambrequins aus gestanztem Zinkblech, welche zur Ueberdeckung der
                                 										Stäbchenjalousien zu dienen pflegen. Ein Paar Leisten aus dem gleichen Material,
                                 										von denen die Architekten nie recht wissen, was sie damit machen sollen, ist das
                                 										Ganze, was heute die Metallindustrie dem Baugewerke liefert. Diese Fabrikate
                                 										sind ausserdem nur sehr wenig bekannt, da es den Architekten nicht einfällt, die
                                 										theueren Musterbücher einzelner Firmen anzuschaffen. Eins bleibt hier vielleicht
                                 										noch zu erwähnen, nämlich die Zierleisten aus gewalztem Faconstahl, wie sie von
                                 											Manstädt und Co. geliefert werden. Diese sind
                                 										zwar sehr solide und auch in ganz hübschen Formen zu haben; das Haupthinderniss
                                 										ihrer allgemeinen Einführung ist aber der verhältnissmässig hohe Preis. Wir
                                 										meinen, dass viele solcher Profile anstatt aus Walzstahl aus verzinktem Blech
                                 										von etwa 0,8 mm Dicke sehr wohl hergestellt und zu massigem Preise in den Handel
                                 										gebracht werden könnten. Aber auch an Stelle des Gypsstucks kann recht gut
                                 										gestanztes Blech treten und zwar mit grösstem Vortheil. Es ist zwar ganz
                                 										richtig, dass bei der Herstellung von Stuckformen Leim als Formmaterial benutzt
                                 										wird, welcher gestattet, auch etwas unterschnittene Gegenstände zu formen. Sieht
                                 										man aber von solchen Gegenständen für die Metallstanzerei ab, so werden sich noch
                                 										überreichlich genug Formen finden, namentlich für Vouten, Deckenleisten u. dgl.
                                 										Wir sind überzeugt, dass dieser Metallstuck in den grösseren Städten sehr
                                 										erfolgreich mit dem Gypsstuck würde concurriren können, namentlich, wenn die
                                 										Unternehmer zugleich auch das Ansetzen besorgten.
                              
                           
                              Ausser der Verzierung von Zimmerdecken durch Metallbleche scheint man in Amerika
                                 										mit Erfolg das Augenmerk auf die Herstellung eiserner Häuserfaçaden zu richten.
                                 										Allerdings liegen dort die Verhältnisse etwas anders als bei uns, denn selbst in
                                 										grossen Städten zieht man dort vielfach die Holzconstruction für die Häuser vor,
                                 										und zwar nicht nur, weil das Holz vielfach billiger ist, als bei uns, sondern
                                 										weil die Häuser oft sehr schnell errichtet werden müssen. Demzufolge gibt man
                                 										den Aussenwänden der Häuser eine ganz andere Construction, welche einigermaassen
                                 										die unleugbaren Vortheile der Massivbauten gewähren soll. Eine solche
                                 										Construction ist z.B. die, dass die Wand aus lauter senkrecht aufgestellten
                                 										Pfosten gebildet wird. Die Verstrebung wird durch kreuzweise aufgenagelte Latten
                                 										bewirkt, deren Zwischenräume dazu dienen, dem Mörtelputz den nöthigen Anhalt zu
                                 										gewähren. Für Innenwände eignet sich diese Methode ganz gut. Bei Aussenwänden
                                 										fällt aber der Putz leicht ab, da sich die Latten in Folge der eindringenden
                                 										Feuchtigkeit bewegen und den Putz abstossen. Man sucht dies neuerdings dadurch
                                 										zu vermeiden, dass man die ganze Aussenfaçade mit gepressten, verzinkten
                                 										Blechtafeln bekleidet. Diese Tafeln werden in sehr mannigfacher Art hergestellt;
                                 										jedoch meist so, dass man die Mauerfugen quaderartig einpresst; auch machte man
                                 										die einzelnen Quaderfelder nach aussen etwas bauchig, was das Monotone mildert,
                                 										besonders aber den Zweck hat, der Ausdehnung durch die Wärme Spielraum zu
                                 										gewähren. Solche Blechtafeln, die häufig sechs Quaderfelder gross sind, werden
                                 										rückseitig mit Lehm oder Mörtel gefüllt und dann gegen die Lattenbenagelung
                                 										angedrückt. Das Füllmaterial drückt sich in die Zwischenräume gut ein und bildet
                                 										eine Isolirschicht gegen die Wärme. Die Tafeln werden alsdann mit versetzten
                                 										Fugen einfach angenagelt. Es scheint, dass sich diese Methode sehr wohl bewährt
                                 										und auch ausreichend billig ist, denn u.a. die Firma Lefebre und Deslauriers, die Eigenthümer der St. Paul Roofing und
                                 										Cornice Works in St. Paul (Minn.) vergrössert ihr Werk fortwährend und kann kaum
                                 										den Bedarf befriedigen. Die Firma errichtet soeben einen ganzen Block von 100:60
                                 										Fuss für R. T. Hall und Co. in North Branch
                                 										(Minn.), und zwar wird man hier die ganze Façade nach dem oben angegebenen
                                 										System im ausgepressten Kupferblech herstellen. Verzinktes dünnes Eisenblech
                                 										dürfte indessen in den meisten Fällen vollkommen ausreichen. Man sieht hieraus,
                                 										dass sich auf diesem Gebiet noch manches thun lässt, und sollten neue
                                 										Verwendungszwecke, besonders in einer Zeit geplant und gesucht werden, wo das
                                 										Geschäft in den alten Bahnen sehr darnieder liegt.“
                              
                           Die Verwendung des Wellbleches im Bauwesen scheint sich in erfreulicher Weise zu
                              									steigern. Die leichten und widerstandsfähigen Wände für Magazine, Thore u. dgl. aus
                              									mit den Wellen senkrecht zu einander liegenden Wellblechen sind wohl jedem Fachmann
                              									bekannt. Aber auch zu Eindeckungen aller Art findet das Wellblech ausgedehnte und
                              									mannigfachste Anwendung, sowohl für sich, als in Verbindung mit Tragconstructionen.
                              									Unter den Firmen – sagt Uhland's
                                 										Maschinenconstructeur –, welche die Ausführung derartiger Bauten als
                              									Specialität betreiben, nimmt E. de la Sauce und Kloss
                              									in Berlin N einen hervorragenden Rang ein.
                           Je nach seiner Verwendungsweise wird bekanntlich das Wellblech im geraden oder im
                              									bombirten Zustande benutzt. Zwei solche Fälle in der Ausführung der in Rede
                              									stehenden Firma werden durch Fig. 12 und 13 wiedergegeben. Fig.
                                 										12 zeigt einen Schnitt durch eine Decke aus geradem Wellblech. Das
                              									Trägerwellblech ruht auf den unteren Flanschen der ⌶-Eisen auf, welche die Hauptträger der Deckenconstruction bilden, und trägt
                              									eine Ausfüllung von Asche, Sand u. dgl., auf welche dann der Fussbodenbelag, im
                              									vorliegenden Falle Fliesen, zu liegen kommt. Unterhalb des Wellbleches ist
                              									Deckenputz aufgetragen.
                           Im Gegensatze hierzu steht die in Fig. 13 im Schnitt
                              									dargestellte Decke aus bombirtem Wellblech, welche z.B. als Unterführung bezieh.
                              									Personentunnel der jetzt vielfach ausgeführten erhöhten Bahnhöfe dienen kann. Es ist
                              									hier ein Säulengang angenommen, bei welchem je eine Reihe Säulen zur Unterstützung
                              									eines ⌶-Trägers dient. Zwischen den ⌶-Trägern wölben sich die bombirten Wellblechplatten, welche direct über
                              									sich eine Betonschicht, darüber Kiesschüttung und auf dieser den Fahrbahnbelag
                              									tragen.
                           Eine weitere Verwendungsweise des bombirten Wellbleches stellt Fig. 14 dar; dieselbe zeigt nämlich ein freitragendes
                              									Wellblechdach, welches eine unter sich versteifte Bauconstruction bildet, so dass
                              									auf die Seiten wände nur die senkrechte Last des Daches kommt. Das über die
                              									Dachöffnung gespannte bombirte Wellblech, welches einen kleinen Laternenaufbau
                              									trägt, ist an beiden Auflagerseiten durch Zugstangen mit einander verbunden und
                              									diese sind ausserdem am Dache durch Hängebänder aufgehängt.
                           Eine sehr beachtenswerthe Neuerung hat die Firma E. de la
                                 										Sauce und Kloss durch ihr Doppelwandblech in die Baukunst eingeführt.
                              									Dasselbe wird gebildet durch die seitliche Nebeneinanderreihung zweifach im Winkel
                              									gebogener Blechstreifen. Die Form dieser Blechstreifen ist derjenigen von
                              									Buchdeckeln nicht unähnlich; nur muss man sich an den Stellen, wo der Buchrücken in
                              									die Seitentheile übergeht, je einen Wulst denken, der nach aussen oder nach innen
                              									gewölbt sein kann. Mit diesen Wülsten greifen die einzelnen Theile über einander, so
                              									dass sie dadurch eine doppelte Blechwand mit zahlreichen Querstegen herstellen,
                              									welche offenbar eine bedeutende Widerstandsfähigkeit besitzt. Fig. 15 der Abbildungen stellt in a ein Stück aussenwulstiges und in b ein Stück innenwulstiges Doppelwandblech dar. Bei
                              									Anwendung desselben wird die Tragfähigkeit des Materials sehr vortheilhaft
                              									ausgenutzt; es bildet durch die eingeschlossene Luftschicht ein gutes Isolirmittel
                              									gegen Wärme und Kälte, ist dicht gegen Regen, Schnee und Zugluft und lässt sich
                              									unschwer mit decorativem und architektonischem Schmuck versehen. Auch kann man das
                              									Doppelwandblech direct als Fussboden benutzen und es gilt, mit Sand, Asche u. dgl.
                              									ausgefüllt, als in hohem Grade schussicher, feuer- und diebessicher. Ferner
                              									verhindert es Pilz- und Schwammbildung und begünstigt auch nicht das Einnisten von
                              									Ungeziefer. Seine Form erleichtert das Zusammensetzen und Zerlegen derartiger
                              									Gebäude ohne Anwendung von Hilfsconstructionen.
                           
                           Die vielseitigen Vorzüge, welche den Eisenconstructionen gegenüber den Holz- und
                              									Steinconstructionen zukommen, welche also auch für Wellblechbauten in Betracht zu
                              									ziehen sind, brauchen kaum noch hervorgehoben zu werden. Die erhöhte Kostspieligkeit
                              									des Eisens gegenüber Stein und Holz wird durch viele Bauwerke aus Wellblech direct
                              									widerlegt. Namentlich beim Eisenbahnbau, und zwar speciell beim Eisenbahnhochbau,
                              									ist es in jüngster Zeit mit Recht ein sehr beliebtes Constructionsmaterial geworden.
                              									Beispielsweise wurden die Bahnwärterhäuschen früher ausschliesslich aus Fach werk
                              									oder Holz gebaut und boten im Winter einen sehr ungesunden Aufenthalt; E. de la Sauce und Kloss führen solche in Wellblech
                              									aus, welche im Inneren mit einer Holzbekleidung versehen sind, gesündere Wohnungen
                              									bilden und den Vorzug leichter Transportabilität besitzen. Offene Eisenbahnhallen,
                              									welche nicht nur der Unbill der Witterung, sondern auch dem Locomotivenqualm
                              									ausgesetzt sind, werden jetzt vorwiegend in Eisen ausgeführt, das einen guten
                              									Oelfarbenanstrich erhält; Bahnsteigüberdachungen werden ausschliesslich aus
                              									Eisengerippe mit Wellblecheindeckung hergestellt u.s.w. Eine weitere Specialität der
                              									Berliner Firma ist die Herstellung von Schuppen für die verschiedensten Zwecke,
                              									welche ebenfalls aus Eisen gebaut, an den Seitenwänden mit Wellblech bekleidet und
                              									auch mit Wellblech eingedeckt werden.
                           Es ist indessen durchaus nicht gesagt, dass nur Bauten untergeordneten Ranges in der
                              									beschriebenen Weise ausgeführt werden. E. de la Sauce und
                                 										Kloss bauen auch Villen, Gartenpavillons u.a. aus demselben Material und
                              									mit dem besten Erfolg.Auf die
                                    											Verwendung der Wellbleche zu Dachconstructionen werden wir im Verfolg
                                    											unseres Berichtes zurückkommen.
                           Eine geradezu überraschende Verwendung hat das Eisen zur Bildung von Decken gefunden,
                              									so dass jetzt ein grösseres Gebäude wohl kaum noch ohne Eisenträger für die
                              									Deckenconstruction ausgeführt werden wird. Neben der, mit Holz verglichen,
                              									verhältnissmässig grossen Unzerstörbarkeit (Holzwurm, Hausschwamm) hat das Eisen den
                              									grossen Vorzug, in Folge seiner Formgebung den Forderungen der Statik sich besser
                              									anschmiegen zu können, so dass sich die erforderliche Tragfähigkeit mit geringem
                              									Materialaufwande erreichen lässt. Zudem ist die Form der Träger durchaus geeignet,
                              									der Ausfüllung, welcher Art sie sei, sofort als Auflager bezieh. Widerlager zu
                              									dienen. Wir erinnern nur an die ⌶- und Zores-Eisen.
                           Die Deckenconstructionen verdienen aus diesen Gründen die grösste Beachtung der
                              									Bautechniker. Ebenso gut eignen sich die Eisenconstructionen zum Bilden von
                              									Fussböden. Wir werden einige der besseren Constructionen aus der grossen Zahl
                              									derartiger Decken- und Bodenausführungen wiedergeben. Als einleitende Uebersicht
                              									über die eisernen Balkendecken lassen wir zunächst eine Mittheilung folgen, die
                              									Regierungsbaumeister E. Toepel in der Leipziger Monatsschrift für Textilindustrie, Nr. 8,
                              									veröffentlicht hat:
                           
                              „Wie auf fast allen technischen Gebieten, hat sich auch auf dem sonst sehr
                                 										conservativen Gebiete der Hochbautechnik ein bedeutender, den grösseren
                                 										Ansprüchen Rechnung tragender Umschwung vollzogen, welcher auf die Construction
                                 										der gewöhnlichen Zwischendecken ebenfalls verbessernd eingewirkt hat.
                              
                           
                              Den jetzigen grossen Belastungen der Decken durch Maschinen u.s.w., den
                                 										weitgehenden Ansprüchen an hohe, luftige Räume, an Lichtfülle, an
                                 										Feuersicherheit und an Gesundheit konnten die Jahrtausende üblichen
                                 										Holzbalkendecken mit Fehlboden nicht mehr genügen. Der grosse Aufschwung der
                                 										Eisenindustrie, welcher auf fast allen technischen Gebieten befruchtend
                                 										einwirkte, kam auch diesen Ansprüchen und Bedürfnissen entgegen und mit der
                                 										allgemeinen Einführung der zweckmässigen und billigen Doppel-⊤-Träger beginnt eine neue Aera der Hochbautechnik.
                                 										Von dem zuerst zur Anwendung gelangenden Gusseisen als Constructionsmaterial ist
                                 										man jetzt mit Recht bis auf untergeordnete Theile vollständig abgekommen,
                                 										nachdem sich die Unzuverlässigkeit dieses Materials unzweifelhaft herausgestellt
                                 										hat; aber auch schon das Schmiedeeisen wird mehr und mehr durch ein Material von
                                 										grösserer Festigkeit verdrängt: wir sind bereits in das Zeitalter des Stahls
                                 										eingetreten. Wenn nun auch die gewöhnlichen Holzbalkendecken nicht ganz
                                 										verschwinden werden, so ist doch deren Zurückdrängung auf untergeordnete
                                 										Räumlichkeiten nur noch eine Frage der Zeit. Die Mängel derselben sind in der
                                 										Natur des Holzes und des Füllmaterials begründet. Die Hölzer werden im Laufe der
                                 										Zeit durch Fäulniss, Wurmfrass oder Schwammbildung ebenso leicht als durch Feuer
                                 										zerstört. Die geringe Tragfähigkeit verursacht für grössere Lasten und
                                 										Spannweiten eine Beschränkung des Raumes und Lichtes nach Höhe und Breite. Für
                                 										Wohnräume kommt insbesondere das Füllmaterial in Betracht, welches, mag dasselbe
                                 										nun aus Bauschutt; Sand oder Koksasche und Lehm bestehen, in Rücksicht auf die
                                 										unausbleiblichen Fugen der Dielung einen Nährboden für allerlei der Gesundheit
                                 										nachtheilige kleine Lebewesen und Pilze bildet, dadurch den von Etage zu Etage
                                 										aufsteigenden Luftstrom verunreinigt und Krankheitsstoffe überträgt, wie
                                 										Professor Emmerich durch seine Untersuchungen
                                 										schlagend nachgewiesen hat.
                              
                           
                              Alle diese Mängel kommen bei der Anwendung eiserner Balkendecken entweder ganz
                                 										oder zum grössten Theile in Wegfall. Ihr einziger Nachtheil ist die etwas
                                 										theuere Anlage, welcher sich indess durch die Ersparniss an Unterhaltungskosten
                                 										und Feuerkassenprämie wieder ausgleicht.
                              
                           
                              Was nun zunächst die Anordnung des eisernen tragenden Gerüstes anbelangt, so ist
                                 										dieselbe im Allgemeinen eine der Holzbalkenconstruction ähnliche. Man wird an
                                 										Eisenmaterial bedeutend sparen können, wenn man den zu überdeckenden Raum
                                 										möglichst durch ein System von Haupt-, schwächeren Quer- und noch schwächeren
                                 										Längsträgern je nach der Grösse des Raumes rostartig in kleinere Felder theilt,
                                 										die dann einzeln durch eine Holz-, Stein- oder Eisenconstruction zu überdecken
                                 										sind. Welches dieser drei Baustoffe den Vorzug verdient, hängt ganz von den
                                 										örtlichen Verhältnissen und den Ansprüchen ab, welche in jedem Einzelfalle
                                 										gestellt werden, z.B. ob die Decke Estrich oder Dielung erhalten, ob die
                                 										Unteransicht sichtbar bleiben soll oder eine Verkleidung erfordert, der Grad der
                                 										Feuersicherheit u.s.w. Mit bestimmend, ja maassgebend wird immer der Kostenpunkt
                                 										sein, so dass man durch vergleichende Kostenanschläge am besten zu einem
                                 										Entscheid mit gelangt.
                              
                           
                              Zur Besprechung der einzelnen Constructionen übergehend, kann ich dieselben in
                                 										Rücksicht auf den zu Gebote stehenden beschränkten Raum nur in allgemeinen Umrissen, ohne
                                 										in die Ausführungsdetails einzugehen, charakterisiren.
                              
                           
                              Wenn vor allen Dingen auf grösste Billigkeit in der Ausführung Werth gelegt wird,
                                 										so sind die Eisen-Holzdecken angebracht, bei welchen schon allein an
                                 										Constructionshöhe der gewöhnlichen Holzbalkendecke gegenüber 12 bis 20 cm
                                 										gespart wird, was immerhin für vier Etagen 60 bis 100 cm ausmacht. Für einfache
                                 										Lagerräume werden die Dielen bezieh. Bohlen direct auf die oberen
                                 										Trägerflanschen befestigt. Soll ein Fehlboden angeordnet werden, so spannt man
                                 										kurze schwache Riegelhölzer zwischen die Träger, welche dann zur Befestigung der
                                 										Dielung, der Fehlbodenbretter und der Latten für Rohrmatten und Deckenputz
                                 										dienen. Da hierbei der Deckenputz mit den Trägern nicht in Berührung kommt, so
                                 										sind Putzrisse, durch die Längenänderung des Eisens erzeugt, ausgeschlossen. Die
                                 										Kosten letzterer Construction belaufen sich für 1 qm auf 9,0 bis 9,5 M., d.h.
                                 										ungefähr dieselben einer gewöhnlichen Holzbalkendecke. Statt des Fehlbodens
                                 										nebst des in hygienischer Beziehung besonders bedenklichen Füllmaterials kann
                                 										man oft in recht zweckmässiger Weise die sogen. Gypsdielen verwenden, welche aus
                                 										einer Gypsmasse mit Asphaltunterlage zur Isolirung bestehen. In diese Gypsmasse
                                 										sind poröse Stoffe wie Haare, Federn u.s.w. eingebettet und Schilfrohrstengel
                                 										zur Versteifung eingelegt; sie lässt sich wie Holz zersägen und nageln. Mit
                                 										diesen Gypsdielen, 2,5 m lang, 20 bis 25 cm breit und 2,5 bis 10 cm dick, ist
                                 										eine rasch trockene Decke zu jeder Jahreszeit leicht herzustellen, welche das
                                 										Gebälk wenig belastet, luftdicht, ein schlechter Wärme- und Schalleiter ist. Die
                                 										Kosten derselben belaufen sich nicht höher als die des Fehlbodens mit
                                 										Füllmaterial nebst Deckenputz.
                              
                           
                              Von den Eisen-Steindecken bieten jedenfalls die Kappengewölbe zwischen eisernen
                                 											Doppel-T-Trägern das billigste und einfachste
                                 										Mittel, um sehr solide und relativ feuersichere Decken von geringer
                                 										Constructionshöhe (⅛ bis 1/12 Stichhöhe) zu erzielen. Der Fussboden wird
                                 										hierbei durch Asphalt, Cement oder Fliesen, für Wohnräume durch dünnen Cement-
                                 										oder Gypsestrich mit Linoleumbelag oder durch Riemenfussboden in Asphalt
                                 										gebildet. Statt des Ziegelmaterials (Voll- oder Hohlziegel ½ bis 1 Stein stark)
                                 										kann oft mit Vortheil der Beton Verwendung finden, da derselbe eine noch
                                 										grössere Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Stösse und Erschütterungen,
                                 										gegen hohe Hitzegrade und den kalten Wasserstrahl der Löschspritzen zeigt.
                                 										Hauptbedingung hierbei ist neben der Verwendung eines guten Materials eine
                                 										sachgemässe Ausführung. Die Kosten belaufen sich für 1 qm Deckenfläche auf 11
                                 										bis 12 M. Bleiben das unten geputzte Gewölbe und die Trägerflanschen sichtbar,
                                 										so eignen sich diese Decken nur für untergeordnete Räume, wie Keller, Fabriken
                                 										u.s.w., indess lässt sich auch für bessere Räume in einfacher Weise durch
                                 										Bildung von Kassetten mittels flacher Kloster- und Muldengewölbe eine gute
                                 										Wirkung erzielen. Zur Herstellung einer ebenen Unteransicht kann man schwache
                                 										Kreuzhölzer auf die unteren Trägerflanschen einmauern oder die Lehrbögen stehen
                                 										lassen, um dagegen die Schalbretter für die Berohrung zu nageln. Legt man die
                                 										Träger nur in Abständen von 0,5 bis 0,75 m, so lässt sich auch direct mittels
                                 										Beton (Schlackenbeton) eine gerade Decke ermöglichen, an der sich z.B. die Lager
                                 										für Transmissionen fest und leicht anschrauben lassen. Der etwaige
                                 										Zwischenraum bis zum oberen Trägerflansch wird hierbei mit Schlacke
                                 										aufgefüllt und darüber der Estrich oder die Fussbodenlager unmittelbar auf dem
                                 										Beton aufgebracht. Leichter wird die Deckenconstruction (statt 300 bis 600 k
                                 										etwa 200 bis 500 k/qm), wenn auch nicht billiger, bei der Verwendung eiserner
                                 										Wellblechdecken. Je nach der Grösse der Belastung kommt das Wellblech in drei
                                 										Formen zur Benutzung: als flaches, gebogenes (bombirtes) und als sogen.
                                 										Trägerwellblech. Für Fabrik- und Speicherräume wird das ebene Wellblech einfach
                                 										auf die oberen Trägerflanschen verlegt und mit einem geglätteten Betonschlag
                                 										versehen. Zur Ersparniss an Constructionshöhe und zur grösseren Feuersicherheit
                                 										kann dasselbe aber auch auf die unteren Flanschen gelegt werden, wobei die
                                 										Wellen ebenfalls mit Beton auszufüllen sind. Darüber kommt eine
                                 										Schlackenauffüllung mit einer der erwähnten Belegarten oder Fussbodendielen auf
                                 										hölzernen Lagern. Um eine ebene Unteransicht zu erzielen, kann man an die Wellen
                                 										Latten oder ein Drahtnetz für den Putz befestigen. Zum Schutze gegen Rost werden
                                 										die Eisenbleche verzinkt, indess blättert nach meinen Erfahrungen die dünne
                                 										Zinkschicht leicht ab, wenn die Oberfläche vor der Verzinkung nicht ganz
                                 										metallisch rein gewesen ist und es rosten dann die nur 1 bis 2 mm dicken Bleche
                                 										in kurzer Zeit durch, weshalb trotz aller angebotenen Garantien Vorsicht bei
                                 										Anwendung dieser Construction zu empfehlen ist. Eine beachtenswerthe neuere und
                                 										nicht theuere Construction ist die ebene oder gebogene Monierdecke, bei welcher
                                 										um ein schwaches Eisen- oder Drahtgerippe eine etwa 5 cm starke
                                 										Cementmörtelschicht gestampft wird (Preis für 1 qm Monierplatte etwa 6 M.).
                                 										Nachgewiesenermaassen haben diese Monierplatten, insbesondere die gebogenen,
                                 										eine sehr hohe Tragfähigkeit; Dauerhaftigkeit und insbesondere auch
                                 										Feuersicherheit; sie können ebenfalls, auf die oberen Trägerflanschen gelegt,
                                 										unmittelbar den Fussboden bilden oder, um eine glatte Deckenfläche zu erzielen,
                                 										zwischen die Träger auf die Unterflanschen gelegt werden, wobei die ganze untere
                                 										Fläche einschliesslich der Flanschen nur noch mit einem dünnen Gypskalkputz zu
                                 										überziehen ist.
                              
                           
                              Die Constructionen von Gocht und Klette, bei welchen Fussboden und Schalung direct
                                 										auf die eisernen Träger genagelt werden können, haben sich bis jetzt noch keinen
                                 										Eingang verschafft. Der noch zu erwähnende Deckenschluss mittels Belageisen und
                                 										Buckelplatten findet im Hochbau nur ausnahmsweise Anwendung.
                              
                           
                              Zum Schlusse möchte ich noch darauf hinweisen, dass alle diese
                                 										Deckenconstructionen (auch Monier) keineswegs die
                                 										behauptete unbedingte Feuersicherheit, sondern nur eine relative, den Holzdecken
                                 										gegenüber, besitzen, da die Eisenträger in hohen Hitzegraden sich ausdehnen,
                                 										biegen und so die auflagernde Construction zum Einsturz bringen, wie bei vielen
                                 										Bränden, auch bei dem grossen Lagerhausbrande in Berlin (Kappengewölbe auf
                                 										eisernen Trägern), sich gezeigt hat (1889 272 *
                                 										259).
                              
                           
                              Soll die Construction unbedingt feuersicher sein, so dürfen die Unterzüge nicht
                                 										frei liegen, die Construction muss möglichst in die Träger versenkt, und somit
                                 										letztere, insbesondere also die unteren freiliegenden Flanschen, ebenfalls mit
                                 										glutsicheren Stoffen (Monier- oder Rabitzputz) umkleidet sein.“