| Titel: | Thomson's elektrischer Ofen. | 
| Autor: | R. L. | 
| Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 253 | 
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                        Thomson's elektrischer Ofen.The Engineering and Mining Journal,
                                    									1894.
                        Mit Abbildungen.
                        Thomson's elektrischer Ofen.
                        
                     
                        
                           Thomson hat bei dem neuen elektrischen Ofen seine
                              									Aufmerksamkeit daraufgerichtet, möglichst wenig Hitze zu verlieren und in kurzer
                              									Zeit durch den elektrischen Strom eine grosse Wärmemenge aufzuspeichern, während zur
                              									gleichen Zeit die allmähliche Verkohlung oder Temperatursteigerung von aussen
                              									beobachtet werden kann. Der Ofen ist für Gleich- und Wechselstrom zu gebrauchen.
                           Fig. 1 stellt einen
                              									Verticalschnitt dar; Fig.
                                 										2 eine Ansicht von oben, Fig. 3 einen
                              									Verticalschnitt einer Modifikation von Fig. 1.
                           Fig. 4 ist ein Schnitt
                              									von Fig. 3. Fig. 5 bis 10 zeigen verschiedene
                              									Anordnungen der im Ofen befindlichen Theile. In Fig. 11 ist ein
                              									selbsthätiger Melder abgebildet, der für eine beliebige Temperatur eingestellt
                              									werden kann. Fig. 12
                              									stellt einen Verticalschnitt von Fig. 11 dar.
                           In Fig. 1 bedeuten BB die äusseren Wände, bestehend aus Thon, Metall,
                              									Backstein oder aus einem anderen Material; der dadurch gebildete Trog wird mit einem
                              									gut passenden, leicht abnehmbaren Deckel C
                              									verschlossen, der den Ofen von der Aussenluft abschliesst.
                           Die Stromzuführung geschieht folgendermaassen: Durch zwei parallele Wände
                              									hindurch werden isolirte Metallstücke GG1 eingesteckt, in denen die verdickten Enden AA der Kohlen R befestigt
                              									sind. An die Metallstücke GG1 werden die Kabel WW1 angeschlossen und mit der Stromquelle verbunden.
                              									Die Kohlen R sind umgeben von Kohlenpulver N, einem im Vergleich zu den massiven Kohlenstäben R schlechten Elektricitätsleiter. Anstatt der Kohle
                              									kann jeder andere schlechte Wärmeleiter benutzt werden. F ist der zu erhitzende Gegenstand, z.B. eine Graphitplatte zur Verkohlung
                              									von Glühlampenfäden o. dgl. Das Kohlenpulver füllt den ganzen Raum um die
                              									Kohlenstäbe R und den Gegenstand F aus. Im Deckel C
                              									befindet sich eine Röhre T aus Graphit, Platin oder
                              									anderem feuerbeständigen Material. Dieselbe wird zur Abhaltung der Luft durch eine
                              									Kappe aus Metall oder Glimmer geschlossen. Die Röhre dient dazu, um jederzeit die
                              									Höhe des Hitzegrades beobachten zu können. Bei den Kohlenden AA mit den Metallstücken GG1 ist für eine gute Leitung Sorge zu tragen, um dem
                              									Strom beim Uebergang von Metall zur Kohle einen kleinen Widerstand entgegen zu
                              									setzen. Statt der starren Verbindung der Kohlen A und
                              									der Metallstücke G lässt sich eine bewegliche gute
                              									Verbindung mittels einer Feder S erzielen. Es ist
                              									selbstverständlich, dass der Leiter R grösseren
                              									Widerstand besitzt als die anderen Theile, so dass er beim Stromdurchgang mehr oder
                              									weniger schnell Hitze erzeugt. Bei der Erhitzung des Gegenstandes F, den man so nah als möglich an den Leiter R bringt, ist darauf zu achten, dass die Temperatur
                              									nicht zu sehr steigt, jedenfalls nicht über den Hitzegrad, bei welchem der Stab R, falls er aus Kohle besteht, zu verdampfen, falls er
                              									aus Metall besteht, zu schmelzen beginnt. Als bestes Material für den Leiter R wählt man Kohle, da dieselbe sehr schwer verbrennbar
                              									ist und selbst bei starker Benutzung nicht zerbröckelt. Das Graphitrohr T kann nach Bedarf geöffnet werden, um die Temperatur
                              									der den Gegenstand F umgebenden Masse beobachten zu
                              									können; man hat dabei aber zu sorgen, dass möglichst wenig Luft eintrete, damit eine
                              									Verbrennung vermieden werde. Es soll ausserdem die Röhre T sehr eng sein, um unnöthige Wärmeverluste zu verhüten, auch ist es sehr
                              									zweckmässig, die Röhre an ihrem oberen Ende mit einem Kohlenpfropfen zu
                              									schliessen.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 253Thomson's elektrischer Ofen. In der in Fig.
                                 										3 und 4
                              									gezeichneten Abänderung kommen zwei Leiter RR1 zur Anwendung, die dem Strom zwei parallele Wege
                              									bieten und an den Stromzuführungen AA befestigt sind.
                              									Zwischen den beiden Stangen RR1 ist genügend Raum vorhanden, um den zu erhitzenden
                              									Gegenstand F zwischen sie zu legen. Das Ganze liegt in
                              									einem Trog aus Backsteinen NN1, die sowohl einen schlechten Strom- als
                              									Wärmeleiter bilden. Der offene Raum wird mit einer unverbrennbaren Masse angefüllt.
                              									Das Beobachtungsrohr T kann an irgend einer passenden
                              									Stelle eingesetzt werden; statt dessen genügt oft eine Oeffnung T1 im Trog, indem man
                              									an dieser Stelle einen Theil der Backsteine entfernt; es ist dabei zu beachten, dass
                              									beim Nichtgebrauch die Oeffnung mit einem Kohlenpfropfen zu schliessen ist. Im
                              									Uebrigen ist die Anordnung die gleiche, wie die in Fig. 1 dargestellte.
                              									Sobald der Gegenstand die nöthige Temperatur erreicht hat, ist der Strom zu
                              									unterbrechen, und man lässt den Gegenstand im Ofen abkühlen, bevor man diesen
                              									öffnet. In Fig. 5 ist
                              									ein Leiter R in Spiralform abgebildet; die Spiralen
                              									sind so weit zu wählen, dass der Gegenstand F von
                              									denselben umfasst wird. Es ist vorzuziehen, diesen Leiter aus Metall zu machen, da
                              									Kohle in dieser gebogenen Form leicht bricht. Fig. 6 zeigt eine
                              									Anordnung von drei Stäben, Fig. 7 einen S-förmigen Leiter. Die in Fig. 9 dargestellte Form
                              									des Leiters wird bei hoher Spannung und niederem Strom angewendet. Wenn grosse
                              									Stromstärken zur Verfügung stehen, gibt man dem Leiter zweckmässig die Form eines
                              									Tiegels (Fig. 8). Die
                              									Stromleitungen erfolgen einerseits am Boden, andererseits am Rand des Tiegels. Der
                              									zu erhitzende Gegenstand kann direct in den Tiegel gelegt oder im Kohlenpulver, mit
                              									welchem der Tiegel ausgefüllt ist, eingebettet werden. In Fig. 11 besteht der
                              									Leiter aus einer Platte, die in der Mitte mit einem Loch versehen ist. Die Theile
                              										RR, die in Folge dessen einen kleinen Querschnitt
                              									besitzen, bieten genügenden Widerstand. Der zu erhitzende Gegenstand findet seinen
                              									Platz in dieser Oeffnung. Anstatt den Gegenstand in den die Hitze erzeugenden
                              									Widerstand zu setzen, kann man ihn rings um denselben legen (siehe Fig. 11 und 12), wobei der Leiter
                              									die Form eines Bügels wie in den Glühlampen besitzt. Ueber diesen Bügel legt man die
                              									zu verkohlenden Pflanzenfasern F, ausserdem wird das
                              									Ganze mit einer Hülle nichtleitenden Materials umgeben.
                           Oft ist es wünschenswerth, bei einer ganz bestimmten Temperatur den Process zu
                              									unterbrechen, z.B. beim Schmelzpunkt des Eisens oder Platins u.s.w.; man erreicht
                              									dies z.B. dadurch, indem man in den Ofen einen Abschmelzdraht bringt, der aus einem
                              									Metall besteht; das bei der gewünschten Temperatur schmilzt. Diesen Draht legt man
                              									in den Stromkreis einer Batterie K und eines
                              									Elektromagneten M. In dem Augenblicke, wo der Draht
                              									schmilzt, wird der Strom unterbrochen, der Elektromagnet M lässt den Anker los und der Hammer H
                              									schlägt gegen die Glocke und gibt damit das Zeichen, dass die gewünschte Temperatur
                              									erreicht ist.
                           Ausser Gleichstrom verwendet man mit Vortheil Wechselstrom, indem man hochgespannten
                              									Wechselstrom in die Primärwickelung eines Transformators schickt und aus den wenigen
                              									secundären Windungen Wechselstrom mit niedriger Spannung und hoher Stromstärke
                              									entnimmt.
                           Sollten in Folge sehr starken Stromes die Zuleitungen oder die sonstigen Verbindungen
                              									zu warm werden, so empfiehlt sich eine Wasserkühlung, auf jeden Fall aber ist es
                              									rathsam, den Querschnitt der einzelnen Theile sehr reichlich zu wählen, denn jede
                              									Erwärmung dieser Theile bedingt einen Energieverlust. Es ist nicht nöthig, dass der
                              									Leiter R aus einem einzigen Stück bestehe; er kann
                              									vielmehr aus einzelnen fest an einander gepressten Stücken gebildet sein. Da der
                              									Widerstand eines solchen getheilten Leiters sehr gross ist, empfiehlt sich hierfür
                              									die Anwendung eines Stromes mit hoher Spannung und geringer Stromstärke.
                           
                              
                                 R. L.