| Titel: | Neuere Maschinenelemente. | 
| Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 297 | 
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                        Neuere Maschinenelemente.
                        (Schluss des Berichtes S. 232 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Maschinenelemente.
                        
                     
                        
                           5) Seilscheiben und Riemenscheiben.
                           Unter der Ueberschrift: Ein Hanfseiltrieb mit äusserst
                                 										geringer Geschwindigkeit macht C. Habermann,
                              									k. k. Bau- und Maschineningenieur-Adjunkt, in der Oesterreichischen Berg- und Hüttenzeitung, Bd. 44 S. 580, beachtenswerthe
                              									Mittheilungen. Wenn auch unstreitig die grössere Geschwindigkeit bei
                              									Kraftübertragungen die grösseren Vortheile bietet, so können doch in den
                              									mannigfachen Vorkommnissen der Praxis geringe Geschwindigkeiten vorkommen, deren
                              									Umgehung andere, vielleicht noch grössere Unzuträglichkeit mit sich bringt; es
                              									heisst dann, von den vorliegenden Uebeln das kleinste zu wählen. Ueber seine
                              									Ermittelungen berichtet Habermann Folgendes:
                           Besagter Hanfseiltrieb ist bei der Wasserhaltungsdampfmaschine am Koziciner Schachte,
                              									somit bei einer langsam gehenden Maschine, in Anwendung und hat derselbe die
                              									Bestimmung, die von dem Motor abgegebene Kraft an die in einiger Entfernung liegende
                              									Kunstkurbelwelle bezieh. an die Kunstwinkel und die an denselben hängenden Gestänge
                              									zu übertragen.
                           Bevor ich jedoch auf die nähere Erörterung dieses Gegenstandes eingehe, will ich
                              									vorausschicken, dass bei der genannten Anlage mehrere Arten von Kraftübertragungen
                              									versucht wurden, welche sich aber alle mehr oder weniger als nicht sehr
                              									zweckdienlich erwiesen. So wurde eine Drahtseiltransmission mit mehreren parallel neben
                              									einander laufenden Seilen versucht, welche sich von dem bekannten Jarolimek'schen Stahlschnurtrieb nur dadurch
                              									unterschied, dass statt der einzelnen Stahldrahtspiralschnüre vollständige
                              									Drahtseile Verwendung fanden. Solche Seile, die aus Flusseisendraht mit 60 k
                              									Bruchfestigkeit in der Stärke von 16 mm angefertigt waren, zeigten 108 Drähte von
                              									Nr. 10 und waren ihrer acht Stück auf eine Rillenscheibe aufgelegt. Obwohl die
                              									Beanspruchung der Seile in Folge der äusserst stark gehaltenen Construction
                              									derselben nur eine minimale war, functionirte dieser Seiltrieb nur insolange gut,
                              									als alle Seile möglichst gleich fest angespannt waren. Schon nach Verlauf einiger
                              									Zeit machten sich denn auch schon die demselben anhaftenden Mängel bemerkbar, die
                              									hauptsächlich darin bestanden, dass ein stetiges, und zwar ungleiches Dehnen der
                              									einzelnen Seile insbesondere an deren Spleissungsstelle zu beobachten war. Trotzdem
                              									das Herstellen der Seilverbindungen von geübtester Hand in möglichst bester Form
                              									besorgt wurde, konnte diesem Uebelstande doch nicht ganz begegnet werden; es fand
                              									immer wieder ein allmähliches Dehnen der einzelnen Seile und demzufolge auch eine
                              									sehr unvollkommene Uebertragung der Kraft statt. Das sich wiederholende, sehr
                              									kostspielige Ueberspleissen der Drahtseile, welches auch unliebsame
                              									Betriebsstörungen im Gefolge hatte, drängte schliesslich zum Verlassen dieser
                              									Transmissionsart.
                           Man schritt hierauf zu einer Kraftübertragung mittels Riemen und wählte hierzu eine
                              									500 mm breite, 20 mm starke Hanfgurte, zu welchem Behufe die vorhandenen gerillten
                              									Seilscheiben einen Kranz aus Holzbelag erhielten. Dieser Hanfriementrieb arbeitete
                              									zwar anstandsloser als der besprochene Drahtseiltrieb, erforderte jedoch nach
                              									längerer Zeit gleichfalls ein öfteres Uebernähen der Gurte zufolge stattgehabten
                              									Dehnens derselben. Dieser Umstand, als auch der sehr ins Gewicht fallende Nachtheil
                              									der verhältnissmässig sehr geringen, kaum 1 ½jährigen Dauer der ziemlich
                              									kostspieligen Hanf gurte waren für die Nichtwiedererneuerung derselben
                              									maassgebend.
                           Nachdem man mit den angeführten Mitteln den Zweck nicht erreicht hatte, sah man sich
                              									in Anbetracht der bei verschiedenen hierortigen Anlagen in mannigfaltigster Art und
                              									mit den besten Erfolgen in Benützung stehenden Hanfseiltrieben vor den Versuch mit
                              									diesem Transmissionsmittel gestellt, und wurden die gehegten Hoffnungen auch
                              									erfüllt.
                           Als Motor dient eine liegende Verbunddampfmaschine mit Condensation von etwa 20
                              										e, welche derzeit jedoch nur etwa 12
                              										e an die Kunstkurbelwelle abgibt.
                           Die liegende Dampfmaschine überträgt mittels Kurbel ihre Arbeit auf eine Seilscheibe,
                              									deren Schwesterscheibe 5,5 m wagerechten Abstand hat; von der Welle der letzteren
                              									wird mittels Kurbel und Schubstange die Kraft auf die beiden durch die Korbstange
                              									gekuppelten Kunstkreuze übertragen. Die Kunstkurbelwelle liegt 1,15 m tiefer als die
                              									Dampfmaschinenwelle. Der Durchmesser der kleinen auf der Dampfmaschinenwelle
                              									sitzenden Seilscheibe beträgt 1,0 m, ist also ungefähr gleich dem 21fachen
                              									Seildurchmesser, da die Seilstärke 48 mm beträgt. Die grosse auf der
                              									Kunstkurbelwelle sitzende Scheibe misst 3,5 m und ergibt sich somit das
                              									Uebersetzungsverhältniss von 1 : 3,5. Da bei normalem Gange der Kunst von acht bis
                              									neun Hüben in der Minute die Dampfmaschine n = 30
                              									Umgänge macht, so folgt hieraus die Geschwindigkeit des Seiles mit
                              										v=\frac{d\,\pi\,n}{60}=\frac{1\,.\,3,1416\,.\,30}{60}=1,571\
                                 										m welcher Werth gewiss als sehr gering anzusehen ist und als
                              									ungewöhnlich besonders hervorgehoben zu werden verdient, zumal bei bisher
                              									ausgeführten, langsam gehenden Hanfseiltrieben wohl noch Minimalgeschwindigkeiten
                              									von 6 m bis 5 m vorkommen, aber schon sehr selten sind, und dürfte meines Wissens
                              									der in der Glas- und Spiegelmanufactur in Schalke
                              									(Westfalen) angewendete Hanfseiltrieb mit 3,5 m Geschwindigkeit zu einem der
                              									langsamst gehenden zählen.
                           Die grosse sechsarmige zweitheilig gegossene Seilscheibe zählt am Kranze acht Rillen
                              									für 48 mm starke Seile. Die Verbindung der beiden Seilscheibenhälften in der Nabe
                              									und Kranz geschieht durch heiss aufgezogene Fretten bezieh. Schrauben. Die auf der
                              									Maschinenwelle sitzende kleine Seilscheibe ist gleichfalls zweitheilig gegossen. Als
                              									Keilwinkel der Seilrinnen ist bei den beiden Seilscheiben ein solcher von 35°
                              									angewendet.
                           Die Seile sind aus Manillahanf gefertigt, haben, wie erwähnt, 48 mm Durchmesser und
                              									sind deren vorläufig nur sechs Stück aufgelegt, während die beiden leeren Rillen zur
                              									Aufnahme von weiteren Seilen im Falle etwa zu gewärtigender grösserer Nutzleistung
                              									bestimmt sind.
                           Bei der gegenwärtig zu übertragenden Arbeit von 12 e beträgt die Kraft am Umfange der Scheibe
                           
                              P=\frac{75\,N}{v}=\frac{75\,\times\,12}{1,571}=573\
                                 										k/m,
                              
                           woraus die gesammte Seilspannung leicht ausgemittelt werden
                              									kann; denn wie bekannt, sind die Spannungsverhältnisse des Hanfseiltriebes ganz
                              									ähnlich demjenigen des Drahtseiltriebes. Bezeichnet man die Spannung in dem
                              									treibenden Seiltrum mit T1 und in dem getriebenen oder losen Seilstücke mit T2, so wählt man in der Praxis die Werthe
                              									für T1
                              									= 2 P, T2
                              									= P, T1
                              									= 2 T2, bei welcher Annahme man auch dann noch sicher
                              									geht, wenn das Seil durch nachträgliche Dehnung nur mehr einen geringen Theil des
                              									Scheibenumfanges umspannt. In vorliegendem Falle, wo der vom Seil umfasste Bogen
                              									nahezu die Hälfte des ganzen Umfanges beträgt, wird daher unter Zugrundelegung
                              									obiger Annahme ein Gleiten bei der Uebertragung der Kraft kaum zu besorgen sein.
                           Es betragen mithin nach Vorstehendem für unseren Fall die Seilspannungen in dem
                              									treibenden Seilstücke T1
                              									= 2 P = 2 × 573 = 1146 k
                              									und in dem geschleppten Seilstücke T2 = P2 = 573 k.
                           Der Querschnitt eines Seiles von 48 mm Durchmesser unter Berücksichtigung der vollen
                              									Kreisfläche beträgt f = 18,096 qm, woraus daher für das
                              									treibende Seilstück eine Inanspruchnahme von
                           
                              J_1=\frac{1146}{6\,f}=\frac{1146}{108,576}=10,55\
                                 										k/qc
                              
                           und für das geschleppte Seilstück eine Inanspruchnahme
                           
                              J_2=\frac{573}{6\,f}=\frac{573}{108,576}=5,28\
                                 										k/qc
                              
                           sich ergibt.
                           Galten zwar früher allgemein als zulässige Beanspruchungen nur 5 bis 8 k/qc, bezogen auf
                              									1 qc des vollen Querschnittes des dem Seil umschriebenen Kreises, so weichen die
                              									neueren Anschauungen doch wesentlich von diesen ab; denn nach Versuchen der
                              									mechanisch-technischen Versuchsanstalt in Berlin wurde der mittlere Bruchcoëfficient
                              										bei Manillahanf
                              									mit 700 k/qc
                              									ermittelt, und würde somit eine Materialanstrengung von 8 k einer 90fachen
                              									Sicherheit entsprechen.
                           Man begnügt sich in neuerer Zeit mit geringeren Sicherheiten, gestattet je nach der
                              									Qualität des Materials bei Hanfseilen Inanspruchnahmen von 10 bis selbst 20 k/qc und daher
                              									kann als ein mittlerer Werth der von 15 k/qc betrachtet werden, welchem somit gegen die
                              									anfänglich angenommenen nur eine halb so hohe Sicherheit gegen Bruch zukommt.
                           In unserem Falle, wo für das treibende Seilstück eine Spannung von 10,55 k/qc vorhanden
                              									ist, kann demnach dieser Werth mit Rücksicht auf die aussergewöhnlichen Verhältnisse
                              									als ein mittlerer und ganz entsprechend gewählter bezeichnet werden.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 298Transmissionsseilscheibe von Heckel. Zum Schlusse sei noch erwähnt, dass die beschriebene Hanfseiltransmission
                              									bereits seit April 1887 in ununterbrochenem Betriebe steht. Dieselbe wurde anfangs
                              									mit sehr stark gespannten Seilen angelassen, welche sich im Laufe der Zeit wohl
                              									etwas gedehnt haben, ohne dass jedoch ein Ueberspleissen derselben während der
                              									ganzen Betriebszeit sich als nothwendig herausgestellt hat. Die Seile laufen daher
                              									ganz schlaff in den ihnen entsprechenden Seilcurven und kann während des Ganges
                              									nicht das geringste Rutschen beobachtet werden. Demzufolge ist die Kraftübertragung
                              									auch eine vollkommene und der Gang äusserst ruhig. Noch wäre zu erwähnen, dass
                              									bisher an den Seilen nicht der geringste Verschleiss bemerkt werden konnte, und
                              									werden daher nach den bisherigen Erfahrungen die Erhaltungskosten dieser
                              									Transmission voraussichtlich sich als die billigsten gegenüber den früheren
                              									Transmissionen herausstellen.
                           Auf Grund dieser Erfahrungen muss sonach für Kraftübertragung bei sehr geringer
                              									Geschwindigkeit dem Hanfseiltriebe der Vorzug eingeräumt und kann dieser auch
                              									Jedermann empfohlen werden.
                           Unter Nr. 13412 D. R.-Musterschutz ist eine Lederausfütterung für
                              									Transmissionsseilscheiben von Georg Hechel in St.
                              									Johann-Saarbrücken eingetragen, die an Stelle der gebräuchlichen
                              									schwalbenschwanzförmig eingesetzten Fütterungen Verwendung finden soll. Bei dieser
                              									Seilscheibe ist, wie Fig.
                                 										93 und 94
                              									zeigen, Lederfütterung angebracht, die aus V-förmigen
                              									Stücken gebildet ist, so dass das Seil auf der Kopfseite des Leders aufliegt.
                              									Dadurch wird sowohl grosse Haltbarkeit des Leders erreicht, als auch Schonung des
                              									Seiles neben guter Haftung, falls Kraftübertragung bezweckt wird. Um feste Lagerung
                              									der Lederstücke unter einander und in der Scheibe zu bewirken, ist am Grunde des
                              									Lederringes ein Drahtseil durch die Lederstücke gezogen. Wie Fig. 95 zeigt, ist dies
                              									Drahtseil im Innern der Seilscheibe nachstellbar, so dass mittels dieser Vorrichtung
                              									die Lederfütterung fester auf ihre Unterlage gedrückt und somit ihre Reibung
                              									vergrössert wird. Die Einrichtung bietet verschiedene Vortheile, zunächst theilt
                              									sie mit den gefütterten Scheiben den Vortheil, dass die Seile nicht durch die
                              									Berührung mit Metall stärkerem Verschleisse unterliegen; vor den Scheiben mit der
                              									üblichen Fütterung bietet sie den erheblichen Vortheil, dass der Kranz weniger den
                              									Gusspannungen unterworfen ist, denn die Form des Kranzes gestattet günstigere
                              									Uebergangsquerschnitte. Die Heckel'sche Lederfütterung
                              									passt sich ohne Schwierigkeit vorhandenen Seilscheiben an.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 298Fig. 96.Schübbe's Riemengetriebe.G. H. Schübbe in Gevelsberg (Westfalen) ist unter D. R.
                              									P. Nr. 62147 am 17. September 1891 ein Riemen- oder Schnurseilgetriebe mit einer
                              									Stufenscheibe und einer verschiebbaren Scheibe ohne Stufe patentirt worden, dessen
                              									Anwendung auf den Betrieb einer Bohrmaschine in Fig.
                                 										96 dargestellt wird. Das Getriebe kann da angewendet werden, wo zur
                              									Veränderung der Geschwindigkeit eine Gegenstufenscheibe nicht angebracht werden kann
                              									oder wo sie vermieden werden soll. Der Kraftbetrieb geht von der losen Riemenscheibe
                              										D aus, über diese und die lose Riemenscheibe E, die so weit von Mitte zu Mitte aus einander liegen,
                              									dass die Führungsrolle J den in sich zurücklaufenden
                              									Riemen tangirt. Denselben Durchmesser hat die Gegen- und Spannrolle C, die mittels des Supportes B anstellbar ist. Bei erforderlicher Geschwindigkeitsänderung wird die
                              									Stufenscheibe O nach Bedarf in der Höhe gestellt, wie
                              									es auf der Abbildung in punkteten Linien angedeutet ist. Der Betrieb kann durch
                              									Hand- oder Maschinenbetrieb erfolgen; für letzteren Zweck ist die Scheibe D verbreitert. Die Feststellung der Stufenscheibe in
                              									der Höhe wird durch den Bügel P und die Schraube R bewirkt.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 298Fig. 97.Riemengetriebe von Ventzki.A. Ventzki in Graudenz hat in dem D. R. P. Nr. 54581
                              									vom 4. Mai 1890 eine Vorrichtung zur Verminderung des Lagerdruckes bei Riemen- oder
                              									Seilbetrieb vorgeschlagen. Auf der treibenden Welle B
                              										(Fig. 97) ist das Reibrad b befestigt, welches mit der Scheibe c auf
                              									der Zwischenwelle C in Berührung steht, so dass diese
                              									eine dem Verhältnisse b : c entsprechende
                              									Drehgeschwindigkeit erhält. Auf der Welle C sind
                              									ausserdem die Scheiben d befestigt, die mit den
                              									Scheiben aa arbeiten. Die Welle A wird also in sehr schnelle Drehung versetzt und erfährt durch das Zusammenarbeiten
                              									der Scheiben aa und dd
                              									einen Druck in der Richtung des Pfeiles D. Um diesen
                              									Druck aufzuheben, ist die Scheibe b als Schnurscheibe
                              									ausgebildet und ein Treibseil e zur Schnurscheibe E geleitet. Das Verhältniss E :
                                 										b ist ein solches, dass das Treibseil e der
                              									Welle A dieselbe Drehgeschwindigkeit wie die
                              									Scheibenpaare bc und da
                              									gibt. Das Treibseil e übt dabei auf die Welle A einen Zug in der Pfeilrichtung F aus, welcher dem Drucke D der Räder dd entgegengerichtet ist, so dass
                              									jeder einseitige Druck auf Welle A aufgehoben ist. Bei
                              									dem dargestellten Beispiele bildet die Anordnung der Scheiben d noch eine Geradführung für die Welle A, so dass das Lager f
                              									vollständig entlastet ist.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 299Riemenscheiben aus Blech von Schmidt. Räder-, Riemen- und Seilscheiben aus Blech fertigt A. L. Schmidt in Düsseldorf nach dem D. R. P. Nr. 67424 vom 30. December
                              									1891 und Nr. 67367 vom 7. Februar 1892 (A. 376) aus einer oder mehreren
                              									Blechscheiben durch Pressen, Walzen oder auf ähnliche Weise an. Bei den Wagenrädern
                              									werden noch besondere Naben und Kranzringe angenietet, angeschraubt oder sonstwie
                              									befestigt.
                           Bei der in Fig. 98
                              									dargestellten Scheibe ist der Kranz A und die Nabe B aus einem Stück mit der Speichenscheibe gebildet. Um
                              									die Scheiben noch leichter zu machen, können aus der Speichenscheibe noch Löcher
                              									ausgeschnitten werden. Wie getheilte Scheiben hergestellt werden, zeigt Fig. 99. Bei dieser
                              									Bauart wird die ganze Scheibe aus einem Stück Blech gepresst und sodann in der Mitte
                              									durchschnitten. Die beiden Hälften werden durch Laschen J oder Winkel H wieder mit einander
                              									verbunden. Man kann diese getheilten Scheiben aber auch von vornherein in zwei
                              									Hälften pressen oder walzen. Zur Verbindung beider Theile dienen hierbei Flanschen
                              										K (Fig. 100).
                           Um Stufenscheiben anzufertigen, wird, wie aus Fig. 101 ersichtlich
                              									ist, die grösste Scheibe mit dem Bande einer gusseisernen Nabe P vernietet oder verschraubt. Die mittlere Scheibe wird
                              									einfach auf die Welle aufgeschoben und dadurch festgehalten und gegen Drehung
                              									gesichert, dass sie durch den Kranz der kleinsten Scheibe, die mit Schrauben an der
                              									Stirnseite der Nabe P befestigt ist, gegen die grösste
                              									Scheibe gepresst wird. Bei mehrstufigen Scheiben werden die mittleren Scheiben in
                              									derselben Weise gehalten; sie können nötigenfalls noch durch einen gemeinsamen Keil
                              									wirksam am Drehen verhindert werden.
                           Bei der Anfertigung von Wagenrädern wird in der Weise verfahren, dass aus Blech
                              									gepresste, tellerförmige Speichenscheiben mit dem Kranze und der Nabe verbunden
                              									werden. Zu diesem Zwecke ist bei der in Fig. 102 gezeichneten
                              									Ausführungsart am Umfange der Speichenscheibe ein Wulst B angepresst. Die Verbindung mit dem Radkranze erfolgt dann in der Weise,
                              									dass in den ∪-förmig gebogenen Felgen G unter Benutzung von Zwischenlagen ein Kranzring H in halbkreisförmigen Stücken eingelegt wird. Der
                              									Felgenkranz L kann aber auch, wie Fig. 103 zeigt, aus
                              									Winkeleisen mit innerem, radial stehendem Steg gebildet werden, während an der
                              									Aussenseite eine zweite Speichenscheibe M zu
                              									gleichzeitiger Versteifung der ersten Speichenscheibe K
                              									und zur Bildung der äusseren Felgentiefe angesetzt wird.
                           Eine noch einfachere Ausführungsart zeigt Fig. 104. Hier ist der
                              									Felgenkranz Q am Innenrande mit
                              									schwalben-schwanzförmigen Nuthen versehen. In diese Nuthen greifen die doppelten
                              									Speichenscheiben zangenartig ein.
                           Textabbildung Bd. 292, S. 299Krüger's Riemenaufleger. Die hölzernen Riemenscheiben haben in dem D. R. P. Nr. 60625 von Dr. B. Combert in Wien eine Bereicherung dadurch erfahren,
                              									dass die Verbindung des Kranzes mit der Nabe durch Reifen oder Ringe aus „massiv
                                 										gebogenem“ Holze hergestellt ist zum Zwecke gleichmässiger Druckvertheilung
                              									und Vermehrung der Stützpunkte. Der Erfinder will sein Verfahren auch für Räder
                              									anwenden.
                           Von F. Krüger in Stolpen ist unter D. R. P. Nr. 71637
                              									ein Unfall verhütender Riemenaufleger angegeben worden, bei welchem, wie Fig. 105 und 106 zeigen, rieben der
                              									treibenden Riemenscheibe auf die Welle ein Bügel oder Bogenhebel B gesteckt und neben diesen ebenfalls auf die Welle ein
                              									Handhebel H gehakt wird. Letzterer ist so eingerichtet,
                              									dass er seitlich geneigt und mit seinem mittleren Theil hinter den Bügel B gelegt werden kann. Drückt man diesen Hebel H bis an die Riemenscheibe heran und bewegt ihn dann in
                              									der Laufrichtung des Riemens – also in der Richtung des Pfeiles –, so nimmt derselbe
                              									den Bügel B mit, spannt den Riemen B mit Hilfe des letzteren und schiebt ihn gleichzeitig
                              									auf die Riemenscheibe. Ist der Riemen so weit aufgelegt, dass er von der umlaufenden
                              									Riemenscheibe mitgenommen wird, so löst sich der Bügel von dem Handhebel H (welcher in der Hand zurückbleibt) und wird von dem
                              									in Bewegung gelangten Riemen seinerseits mitgeführt, diesen selbst vollends
                              									spannend, so dass letzterer ungehindert sich nun ganz auflegt. Der Bügel B kann, da er federnd die Welle scherenartig umgreift,
                              									jederzeit auf die laufende Welle gesteckt bezieh. davon abgezogen werden – ebenso
                              									auch der Hebel H –, so dass die Welle völlig frei
                              									ist.
                           Insbesondere für Betriebe mit Tag- und Nachtarbeit, in denen ein Theil der Maschinen
                              									für die Nacht abgestellt wird, sind solche Riemenaufleger wichtig.
                           
                           Der Bügel B bildet gleichsam ein Stück einer
                              									Leerlaufscheibe. Es findet also sanftes Uebergleiten des nach und nach gespannten
                              									Riemens statt, während bei allen anderen Apparaten der Riemen durch den
                              									unvermeidlichen Finger, Haken, Winkel o. dgl. mehr oder weniger auf die
                              									Riemenscheibe gezwängt wird.
                           Ist die Lage der Welle derart, dass man nicht an dieselbe herantreten kann, so wird
                              									statt des Handhebels ein Seilrad o. dgl. gewählt, mit welchem dann der Bügel B fest verbunden sein kann. In solchem Falle ist es
                              									zweckmassig, beides auf einem die Welle mit Spielraum umgreifenden Lagerhals
                              									anzuordnen.
                           Eine andere Ausführungsform ergibt sich, wenn man den Riemen nicht abwirft, sondern
                              									ihn auf eine lose auf der Welle oder einem Lagerhals steckende volle Riemenscheibe
                              									ausrückt, so dass der Riemen in Ruhe kommt. Um ihn wieder einrücken zu können, muss
                              									der Bügel B, der zweckmässig mit dem Handhebel oder dem
                              									Seilrade verbunden ist, die lose Riemenscheibe concentrisch übergreifen. Bei der
                              									Fortbewegung dieses Bügels in der Laufrichtung klemmt sich die vordere Ecke
                              									desselben zwischen die lose Riemenscheibe und den Riemen. Dadurch wird beides
                              									gezwungen, an der Bewegung des Bügels theilzunehmen, wobei der Riemen sich an eine
                              									schräg liegende Anschlagleiste desselben legt und durch diese allmählich auf die
                              									Festscheibe gedrängt oder gerückt wird.