| Titel: | Neuere Locomotiven. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 8 | 
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                        Neuere Locomotiven.
                        Von Fr. Freytag.
                        (Schluss des Berichtes Bd. 292 S.
                           								153.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Locomotiven.
                        
                     
                        
                           
                              Schnellzuglocomotive der französischen
                                 										Staatsbahnen.
                              
                           Die in Chicago ausgestellte, von der Compagnie de
                                 										Fives-Lille in Lille erbaute Locomotive „Patay“ zeigt nach Revue industrielle vom 30. September 1893 die neueste
                              									Abänderung der 128 viergekuppelten Schnellzuglocomotiven der genannten Verwaltung
                              									und ist zur Beförderung der Expresszüge auf der neu eröffneten Linie Paris-Bordeaux
                              									über Chartres und Saumur bestimmt. Die Ueberlegenheit der mit einer Steuerung mit
                              									getrennten Ein- und Auslasschiebern nach dem System Bonnefond (1890 277 * 55) arbeitenden Maschine
                              									in Bezug auf Unterhaltungskosten u.s.w. den bisherigen Schnellzuglocomotiven mit
                              									gewöhnlicher Schiebersteuerung gegenüber geht aus der nebenstehenden Tabelle
                              									hervor.
                           Die Locomotive unterscheidet sich noch dadurch von den älteren Schnellzuglocomotiven
                              									der französischen Staatsbahn; dass die Kesselpressung von 12 auf 13 at erhöht und
                              									auch die Rostfläche beträchtlich vergrössert wurde. Die Cylinder sind mit
                              									aussenliegender Steuerung versehen. Die Hauptrahmen liegen hinter den Rädern; für
                              									die Achsbüchsen der hinteren Laufachse sind jedoch leichte Aussenrahmen
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                 Mittleres Traingewicht
                                 VerbrauchtesBrennmaterial
                                 Verbrauchtes Schmier-material
                                 Kosten der Unter-haltung
                                 
                              
                                 für 1 km desTrains
                                 für 1000 Kilo-meter-Tonen
                                 von 1. Aprilbis31.
                                    											December1891
                                 von 1. Januarbis20. Juli 1892
                                 
                              
                                 
                                 t
                                 k
                                 k
                                 k
                                 M.
                                 M.
                                 
                              
                                 Maschine mit  Steuerung nach  BonnefondGewöhnl. Ma-  schinen
                                 127,5124,7
                                   8,179  8,883
                                   64,1  71,2
                                 13,113,1
                                   660,33  893,92
                                   486,23  600,94
                                 
                              
                                 UnterschiedUnterschied in  Proc.
                                 ––
                                 – 0,704– 7,9
                                 – 7,1– 9,97
                                 ––
                                 – 233,59– 26,13
                                 – 114,71– 19,09
                                 
                              
                           angebracht, da die Feuerbüchse eine Lagerung in den
                              									Hauptrahmen nicht gestattet. Die vordere Laufachse mit Rippenscheibenrädern aus
                              									Schmiedeeisen ist mit Seitenverschiebung und Radialstellung nach System Ed. Roy versehen. Die Lastvertheilung ist folgende:
                           
                              
                                 Leergewicht der Locomotive
                                 43000 k
                                 
                              
                                 Gewicht von Wasser und Kohlen
                                   4000 k
                                 
                              
                                 Dienstgewicht
                                 47000 k
                                 
                              
                                 Vorderachse
                                 13000 k
                                 
                              
                                 Treibachse
                                 14600 k
                                 
                              
                                 Kuppelachse
                                 14300 k
                                 
                              
                                 Hinterachse
                                   5100 k
                                 
                              
                                 Adhäsionsgewicht
                                 28900 k
                                 
                              
                           Die Federn der Treib- und Kuppelachse sind durch Balanciers verbunden, während die
                              									übrigen Federn selbständig sind.
                           Weitere Hauptabmessungen der Locomotive sind:
                           
                              
                                 Mittlerer Durchmesser des Kessels
                                 1,230
                                 m
                                 
                              
                                 Anzahl der Rohre
                                 158
                                 
                                 
                              
                                 Innerer Durchmesser der Rohre
                                 0,045
                                 m
                                 
                              
                                 Länge der Rohre
                                 4,961
                                 m
                                 
                              
                                 Kesselspannung
                                 13
                                 at
                                 
                              
                                 Heizfläche in der Feuerbüchse
                                 9,45
                                 qm
                                 
                              
                                          „       „  den Rohren
                                 110,83
                                 qm
                                 
                              
                                 Gesammtheizfläche
                                 120,28
                                 qm
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 2,92
                                 qm
                                 
                              
                                 Durchmesser der Cylinder
                                 0,440
                                 m
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 0,650
                                 m
                                 
                              
                                 Durchmesser der gekuppelten Räder
                                 2,020
                                 m
                                 
                              
                                            „           „   Vorderräder
                                 1,320
                                 m
                                 
                              
                                            „           „   Hinterräder
                                 1,120
                                 m
                                 
                              
                                 Gesammtradstand
                                 6,000
                                 m
                                 
                              
                                 Gesammte Länge der Maschine
                                 10,163
                                 m
                                 
                              
                                          „       Breite   „         „
                                 2,760
                                 m
                                 
                              
                           Der Transport der Locomotive von New York nach Chicago über die Pennsylvania-Bahn
                              									veranlasste besondere Schwierigkeiten insofern, als die normale Spurweite in
                              									Frankreich etwas weiter ist als die amerikanische, und da auch die Krümmungen der
                              									genannten Bahn ganz bedeutend sind, musste die hintere Laufachse entfernt
                              									werden.
                           Die Maschine hatte bereits einige Monate Dienst gethan, ehe sie nach Chicago
                              									abgesandt wurde.
                           
                        
                           
                              Schnellzuglocomotive der französischen
                                 										Ostbahn.
                              
                           Das vermehrte Traingewicht, sowie die gesteigerte Geschwindigkeit der zwischen
                              									Frankreich, der Schweiz, Italien und Oesterreich verkehrenden internationalen
                              									Expresszüge, welche auf den Strecken der Ostbahn mit mittleren Geschwindigkeiten von
                              									nicht unter 75 km in der Stunde bei einem Traingewicht von zuweilen 220 t
                              									(einschliesslich Locomotive und Tender) über Troyes, Chaumont und Belfort befördert werden, führten
                              									zur Construction der in Fig. 1 und 2 ersichtlichen eigenartigen Locomotive mit einem
                              									zweiten, über dem gewöhnlichen Röhrenkessel liegenden Kessel von kleinerem
                              									Durchmesser als der erstere. Hiermit wurde eine gegenüber den bisherigen
                              									Schnellzuglocomotiven um etwa 50 Proc. grössere Kesselheizfläche geschaffen und der
                              									Wasserraum des Kessels auf beinahe das Doppelte seines bisherigen Inhaltes gebracht,
                              									so dass, da auch der Dampfraum ein entsprechend grösserer, selbst bedeutende und
                              									anhaltende Steigungen ohne beträchtliche Verminderung der Geschwindigkeit
                              									durchfahren werden können.
                           Die Locomotive wurde nach den Plänen der Ingenieure Salomon und Flaman in den eigenen Werkstätten
                              									der Eisenbahngesellschaft zu Epernay erbaut.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 8Fig. 1.Schnellzuglocomotive der französischen Ostbahn. Beide Kessel bestehen nach Mittheilungen in The
                                 										Engineer vom 4. März bezieh. Revue
                                 										industrielle vom 16. Januar 1892 aus je drei Stahlplatten von 12,7 mm
                              									Dicke, die mittels einfacher Quer- und doppelter Längsnietung verbunden sind. Die
                              									hinteren Kesselschüsse sind durch eine entsprechend geformte eiserne Kümpelplatte an
                              									den Feuerbüchsmantel angeschlossen. Zur Verbindung von Ober- und Unterkessel bezieh.
                              									zum Tragen des ersteren dienen schmiedeeiserne Stutzen von grossem Durchmesser. Die
                              									Feuerbüchse enthält einen Tenbrink'schen flachen
                              									Sieder, dessen bekannte Construction in Fig. 1
                              									angedeutet ist. Einige Hauptabmessungen des auf 12 at Arbeitsdruck geprüften Kessels
                              									finden sich nachstehend:
                           
                              
                                 Durchmesser des Unterkessels
                                 
                                 1,295
                                 m
                                 
                              
                                           „            „   Oberkessels
                                 
                                 0,850
                                 m
                                 
                              
                                 Gesammtinhalt beider Kessel
                                 
                                 7,946
                                 cbm
                                 
                              
                                 Anzahl der Siederöhren (Stahl)
                                 
                                 323
                                 
                                 
                              
                                 Aeusserer Durchmesser der Siederöhren
                                 0,040
                                 m
                                 
                              
                                 Wandstärke der Siederöhren
                                 
                                 0,002
                                 m
                                 
                              
                                 Länge zwischen den Rohrwänden
                                 
                                 4,300
                                 m
                                 
                              
                                 Heizfläche der Feuerbüchse         „       des
                                    											Tenbrink-Sieders
                                 13,01  2,25
                                 15,86
                                 qm
                                 
                              
                                          „       der Siederöhren
                                 
                                 164,35
                                 qm
                                 
                              
                                 Gesarnmtheizfläche
                                 
                                 180,21
                                 qm
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 
                                 2,420
                                 qm
                                 
                              
                                 Wasserinhalt bei normaler Höhe (d.h. in    Höhe
                                    											der Achse des Oberkessels)
                                 6,154
                                 cbm
                                 
                              
                                 Dampfinhalt
                                 
                                 1,792
                                 cbm
                                 
                              
                           Als Heizstoff dient ein Gemenge von 80 Proc. Staubkohle mit 20 Proc. Briquettes.
                           Die innere Feuerbüchse ist mit Ausnahme der aus gewelltem Stahlblech (System Fox) bestehenden, einen Halbkreis bildenden Decke, aus
                              									Kupferplatten von 13 bezieh. 26 mm (Rohrwand) Stärke zusammengenietet; ihre Breite
                              									beträgt unten 1,017, in der Achse des Unterkessels 1,033 m, die Länge in dieser
                              									Achse 2,116, unten 2,363 m und die mittlere Höhe 1,920 m. Die Rauchkammer hat einen
                              									inneren Durchmesser von 1194 mm und eine Länge von 1042 mm; im unteren Theile
                              									derselben befindet sich ein rechteckiger Ausschnitt für einen anschliessenden mit
                              									Klappe versehenen Zünderkasten, durch welchen auch die Ausströmrohre der vor
                              									den Kuppelrädern liegenden Cylinder treten.
                           Der über der Feuerbüchse angeordnete Dampfdom trägt auf jeder Seite ein mittels
                              									Schraubenfeder direct belastetes Sicherheitsventil. Das Regulatorgehäuse sitzt auf
                              									dem vorderen Kesselschuss. Zwischen Regulatorgehäuse und Dampfdom liegt der
                              									Sandstreuer, von welchem aus senkrechte Rohre mit Dampfstrahlgebläse (System Gresham) vor die Kuppelräder führen.
                           Die Cylinder haben 500 mm Durchmesser für 660 mm Kolbenhub. Die Trick'schen Kanalschieber bewegen sich in über den
                              									Cylindern liegenden geneigten Schieberkästen; die Dampfvertheilung erfolgt mittels
                              										Stephenson'scher Coulissen.
                           Am Vordertheil der Maschine, wo sonst gewöhnlich die Cylinder liegen, haben Luftpumpe
                              									und Hauptluftbehälter für die Westinghouse-Bremse, welche mittels je eines
                              									Bremsklotzes auf die Treib- und Kuppelräder wirkt, Aufstellung gefunden.
                           Das Leergewicht der Locomotive beträgt 49177 t, das Dienstgewicht mit 0,44 m Wasser
                              									über der Feuerbüchsdecke (500 k) und Brennmaterial auf dem Rost 55,831 t; dasselbe
                              									vertheilt sich wie folgt:
                           
                              
                                 Vorderes Drehgestell
                                 23,093 t
                                 
                              
                                 Kuppelräder
                                 16,480 t
                                 
                              
                                 Treibräder
                                 16,258 t
                                 
                              
                           Das Adhäsionsgewicht beträgt 32,738 t, die mittlere Zugkraft (mit einem Coefficienten
                              										y = 0,65) 6,101 t, das Verhältniss beider demnach
                              									5,37.
                           Der sechsräderige Tender von 18110 k Leergewicht fasst 19,737 cbm Wasser und 5 t
                              									Brennmaterial; auf jedes Rad wirken zwei Bremsklötze.
                           Weitere Hauptabmessungen von Locomotive und Tender sind nachstehend zu entnehmen:
                           
                              
                                 Schornstein:
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Innerer Durchmesser
                                 540 und 390
                                 mm
                                 
                              
                                     Länge
                                 1523
                                 mm
                                 
                              
                                     Höhe über Schienenoberkante
                                 4200
                                 mm
                                 
                              
                                 Rahmen:
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Zwischen den Rahmen
                                 1250
                                 mm
                                 
                              
                                     Stärke
                                 30 und 40
                                 mm
                                 
                              
                                     Breite der Plattform
                                 2800
                                 mm
                                 
                              
                                     Höhe über Schienenoberkante
                                 1445
                                 mm
                                 
                              
                                 Räder:
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Durchmesser der Treibräder
                                 2090
                                 mm
                                 
                              
                                             „              „   Räder des
                                    											Drehgestelles
                                 1080
                                 mm
                                 
                              
                                     Radstand der Treibräder
                                 3000
                                 mm
                                 
                              
                                     Von Mitte Kuppelachse bis Mitte
                                    											Drehgestell
                                 3500
                                 mm
                                 
                              
                                 Maschine:
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Von Mitte zu Mitte Cylinder
                                 2130
                                 mm
                                 
                              
                                     Länge der Pleuelstangen
                                 2830
                                 mm
                                 
                              
                                        „       „   Kuppelstangen
                                 3000
                                 mm
                                 
                              
                                     Durchmesser der Kurbelzapfen
                                 145
                                 mm
                                 
                              
                                            „               „  
                                    											Kreuzkopfzapfen
                                 90
                                 mm
                                 
                              
                                     Zapfen der Kuppelstangen
                                 vornhinten
                                 100160
                                 mmmm
                                 
                              
                                     Länge der Excenterstangen
                                 1650
                                 mm
                                 
                              
                                     Excenter- bezieh. Schieberhub
                                 140
                                 mm
                                 
                              
                                     Schieber
                                 langbreit
                                 302370
                                 mmmm
                                 
                              
                                     Aeussere Ueberdeckung
                                 33
                                 mm
                                 
                              
                                     Innere               „
                                 1
                                 mm
                                 
                              
                                     Dampfeinströmkanäle
                                 langbreit
                                 37045
                                 mmmm
                                 
                              
                                     Dampfausströmkanäle
                                 langbreit
                                 37086
                                 mmmm
                                 
                              
                                 Tender:
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Gesammter Radstand
                                 3900
                                 mm
                                 
                              
                                     Von Mitte Vorderachse bis Mitte
                                    											Mittelachse
                                 2200
                                 mm
                                 
                              
                                        „     „     Hinterachse    „     „          
                                    											„
                                 1700
                                 mm
                                 
                              
                                     Gewicht eines Radsatzes
                                 1720
                                 k
                                 
                              
                           
                           Ueber Versuche, welche mit der Locomotive angestellt wurden, ist noch Folgendes
                              									zu berichten:
                           1) Zug von 600 t Traingewicht wurde auf Steigungen von 1 : 125 mit einer mittleren
                              									Geschwindigkeit von 20 km in der Stunde bewegt.
                           2) Züge mit 210 bis 220 bezieh. 140 t Traingewicht wurden mit mittleren
                              									Geschwindigkeiten von 76 bezieh. 90 km in der Stunde befördert.
                           Die letztgenannten beiden Resultate ergaben sich auf der Strecke Paris-Châlons,
                              									welche abgesehen von kurzen Steigungen 1 : 170 im Verhältniss 1 : 333 andauernd
                              									steigt.
                           
                        
                           
                              Schnellzuglocomotive der
                                 										Paris-Lyon-Mittelmeer-Eisenbahn.
                              
                           Die nach dem Verbundsystem mit einem Kesselüberdruck von 15 at arbeitende Locomotive
                              									besitzt, wie die The Engineer vom 7. October 1892
                              									entnommene Abbildung (Fig. 2) erkennen lässt, ein
                              									vorderes vierachsiges Drehgestell und vier gekuppelte Treibräder, von denen die
                              									beiden hinteren unterhalb der Feuerbüchse liegen.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 9Fig. 2.Schnellzuglocomotive der Paris-Lyon-Bahn. Die Hochdruckcylinder von je 340 mm Durchmesser und 620 mm Kolbenhub sind
                              									ausserhalb der Innenrahmen nahezu in der Mitte derselben, die beiden
                              									Niederdruckcylinder von je 540 mm Durchmesser und demselben Kolbenhub an der
                              									Innenseite des Rahmens über der Mitte des Drehgestelles befestigt; erstere arbeiten
                              									auf die hintere, letztere auf die vordere Treibachse. Die Dampfvertheilung erfolgt
                              									bei allen Cylindern nach Heusinger v. Waldegg.
                           Die Veränderung der Füllung bezieh. Umsteuerung der Maschine erfolgt mittels Handrad
                              									und Schraubenspindel durch Hilfsdampfcylinder für alle vier Cylinder gemeinsam, so
                              									dass in allen Stellungen das Füllungsverhältniss der Hoch- und Niederdruckcylinder
                              									dem günstigsten Wirkungsgrade entspricht; hierzu ist folgende Einrichtung getroffen.
                              									Bei der ersten halben Umdrehung eines Handrades öffnet sich ein Hahn, welcher Dampf
                              									in zwei Hilfssteuercylinder gelangen lässt, deren Kolben auf die Steuerstangen
                              									wirken. Bei fortgesetzter Drehung des Handrades wird alsdann ein Zahnbogen entlang
                              									einer festliegenden Zahnstange verschoben und gleichzeitig in Umdrehung versetzt.
                              									Auf der Achse des letzteren sitzen fest zwei unrunde Scheiben, welche von den
                              									Steuerstangen der Hoch- und Niederdruckcylinder umfasst werden und deren
                              									ungleichförmige Verschiebung bezieh. die Veränderung der Füllung in gewünschter
                              									Weise herbeiführen.
                           Nach Erreichung des beabsichtigten Füllungsgrades wird das Handrad um eine halbe
                              									Umdrehung zurückgedreht, dadurch der Dampf von den Hilfscylindern wieder
                              									abgesperrt und die weitere Verschiebung des Steuergestänges unterbrochen.
                              									Unbeabsichtigte Drehungen des Handrades werden durch eine Federklinke verhindert.
                              									Mit den Hilfsdampfcylindern sind, um die Kolbenbewegungen zu massigen,
                              									Flüssigkeitsbremscylinder in üblicher Weise verbunden. Für das Anfahren kann
                              									unmittelbar Dampf in den Zwischenbehälter gelassen werden.
                           Das Gewicht der Locomotive beträgt 47,8 t, von denen 8,9 t auf jede Achse des
                              									Drehgestelles und 15 t auf jede Treibachse kommen. Die früheren
                              									Schnellzuglocomotiven hatten ein Dienstgewicht von 53,51 (vgl. Zeitschrift d. V. d. I. 1890 S. 646). Die
                              									Gewichtsersparniss ist zum Theil durch den Ersatz der früheren kupfernen Feuerbüchse
                              									von 15 mm durch eine solche aus Stahlblech von 10 mm Wandstärke, zum grössten Theil
                              									jedoch durch den Ersatz der einfachen Kesselrohre durch solche mit Innenrippen nach
                              										Serve (1890 275 * 395)
                              									erzielt worden. Die Einführung der Serve-Rohre gestattete den Kessel kürzer zu
                              									halten und damit das Gewicht des in demselben eingeschlossenen Wassers zu
                              									verringern. Die Rohre besitzen jetzt eine Länge von 3,050 m, d.h. sie sind um 610
                              									bis 915 mm kürzer, als die bisher zur Verwendung gekommenen glatten Rohre.
                           Das Drehgestell trägt in der Mitte eine kugelförmige Pfanne, in welche sich ein am
                              									Maschinengestell befestigter Kugelzapfen legt.
                           Die totale Heizfläche des Kessels beträgt 147,8, die Rostfläche 2,32 qm. Weitere
                              									Hauptabmessungen sind auf der Abbildung ersichtlich.
                           
                        
                           
                              Viergekuppelte Tenderlocomotive für
                                 										leichte Züge der französischen Nordbahn.
                              
                           Die Nordbahn hat für ihre leichten Züge von Lille nach Tourcoing, von Boulogne nach
                              									St. Omer und von Liège-Longdoz nach Flémalle eine neue Art von Locomotiven
                              									eingeführt, die den besonderen Verhältnissen jenes Betriebes angepasst sind.
                           Die zu befördernden Züge sind verhältnissmässig leicht, müssen jedoch häufig und in
                              									kurzen Zeiträumen anhalten und sollen den daraus erwachsenden Zeitverlust durch
                              									schnelles Anfahren und verhältnissmässig grosse Geschwindigkeit auf der Strecke
                              									ausgleichen; ausserdem haben sie sehr scharfe Curven zu durchfahren. Die für diesen
                              									Zweck gebauten Tenderlocomotiven haben nach den Revue
                                 										generale de chemins de fer vom 1. Januar 1893 S. 3 entnommenen
                              									Mittheilungen in dem Organ für die Fortschritte des
                                 										Eisenbahnwesens vier Achsen, von denen zwei zu einem vorderen Drehgestelle
                              									vereinigt, die beiden anderen als Treibachsen gekuppelt sind. Sie erfüllen die
                              									Bedingungen leichten Ganges in Curven, einer starken Kraftentwickelung beim Anfahren
                              									und kurzen Achsstandes für 6,2 m Drehscheibendurchmesser.
                           Die Hauptabmessungen sind:
                           
                              
                                 Rostfläche
                                 1,57
                                 qm
                                 
                              
                                 Gesammte Heizfläche
                                 85,0
                                 qm
                                 
                              
                                 Kesseldruck
                                 10
                                 at
                                 
                              
                                 Treibraddurchmesser
                                 1,664
                                 m
                                 
                              
                                 Cylinderdurchmesser
                                 420
                                 mm
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 600
                                 mm
                                 
                              
                                 Betriebsgewicht
                                 42,8
                                 t
                                 
                              
                                 Geringstes Reibungsnutzgewicht
                                 24,8
                                 t
                                 
                              
                           Die Cylinder sind aussen angeordnet, um wegen der häufigen starken Beanspruchungen
                              									beim Anfahren eine gekröpfte Achse zu vermeiden; die Schieber liegen innerhalb der Rahmen und
                              									werden durch Stephenson'sche Coulissen angetrieben.
                           Das Drehgestell ist ohne seitliche Verschieblichkeit ausgeführt; es trägt den
                              									Locomotivrahmen durch zwei seitliche Gleitflächen, – der Drehzapfen ist
                              									unbelastet.
                           Das Dampfauspuffrohr ist gespalten; ein Theil ist als gewöhnliches Blasrohr
                              									ausgebildet, der andere endet erst oberhalb des Schornsteins.
                           Durch eine Stellklappe vor der Abzweigungsstelle kann man also den künstlichen Zug
                              									regeln. In Folge des häufigen Anfahrens wurde der künstliche Zug bei der
                              									gewöhnlichen Anordnung zu stark.
                           Die Locomotiven können ihre leichten Züge mit einer Geschwindigkeit von 80 km in der
                              									Stunde befördern und Curven von 150 m Halbmesser durchfahren.
                           
                        
                           
                              Neue Schieberanordnung der Locomotiven
                                 										der Orleans-Bahn.
                              
                           Die Orleans-Bahn hat seit einer Reihe von Jahren im Gegensatz zu anderen
                              									Bahnverwaltungen, welche neue Locomotiven ausschliesslich nach dem Verbundsystem
                              									bauen bezieh. in Auftrag geben, die Schieberanordnung gewöhnlicher Locomotiven so zu
                              									verbessern gesucht, dass trotz hoher Dampfspannungen und grosser Geschwindigkeiten
                              									immer noch eine vortheilhafte Ausnutzung und Vertheilung des Arbeitsdampfes erzielt
                              									wird. Von der Ansicht ausgehend, dass eine stetige Schieberbewegung bei schnell
                              									laufenden Maschinen besser ist, als eine ruckweise, und ferner empfindliche
                              									Steuerungstheile hier möglichst zu vermeiden sind, hat die Orleans-Bahn die
                              									Coulissensteuerung von Gooch beibehalten und nach den
                              									Vorschlägen von Durant und Lencauchez behufs Verlängerung der Expansion und besseren Regelung der
                              									Compression des Dampfes in ähnlicher Weise, wie dies seitens der französischen
                              									Staatsbahnen bereits früher geschehen ist, den Einströmschieber vom Ausströmschieber
                              									getrennt, so dass beide unabhängig von einander arbeiten können.
                           Wir brachten bereits 1892 286 * 126 kurze Mittheilungen
                              									über die Construction der mit schwingenden Schiebern arbeitenden Steuerung von Durant und Lencauchez und
                              									lassen heute einige Angaben über Versuchsfahrten, welche mit Schnellzuglocomotiven
                              									der Orleans-Bahn angestellt wurden, folgen, aus denen die Ueberlegenheit der
                              									Steuerung von Durant und Lencauchez gegenüber der gewöhnlichen Schiebersteuerung hervorgeht. Die
                              									mit der erstgenannten Steuerung erzielten Vor- und Nachtheile lassen sich nach der
                              										Zeitschrift für Berg-, Hütten- und
                                 										Maschinenindustrie vom Januar 1894 wie folgt zusammenfassen:
                           Die Dampfabkühlung ist eine äusserst geringe, weil der kalte Abdampf vom frischen
                              									Dampf räumlich weit getrennt bleibt. Die grossen Einströmungsöffnungen vermindern
                              									den Spannungsverlust. Die schädlichen Räume sind sehr klein. Die Expansion des
                              									Dampfes ist verlängert, die Compression desselben dagegen verkürzt. Die Ausnutzung
                              									des Gegendampfes liefert mehr Widerstandsarbeit, weil die schädlichen Räume klein,
                              									das Voreilen der Ausströmung verkürzt ist. Die äusserst leichten Rundschieber geben
                              									wenig Schieberreibung. Die unterhalb der Cylinder angebrachten Ausströmschieber
                              									beseitigen auch das Niederschlagswasser.
                           In Folge der Bewegung der beiden Schieberpaare durch eine Coulisse, welche für den Vorwärtsgang eingestellt ist, erhält man
                              									eine rückwärts schlecht arbeitende Steuerung, dies hat indess wenig Bedeutung,
                              									da Schnellzuglocomotiven fast nie rückwärts fahren.
                           Bisher sind 11 Schnell- und 3 Eilgüterzuglocomotiven mit der Steuerung ausgestattet;
                              									erstere erreichen zuweilen 100 km Geschwindigkeit in der Stunde und zwar gegenüber
                              									den älteren Locomotiven mit besonderer Leichtigkeit.
                           Die Steigung bei Etampes 1 : 125 auf 8 km Länge befahren
                              									sie z.B. bei gleichem Zuggewicht (150 bis 194 t) mit 7 bis 8 km grösserer
                              									Geschwindigkeit in der Stunde.
                           Die erste dieser Locomotiven wurde nach 64694 km Fahrt zur Untersuchung gebracht; die
                              									Abnutzung aller Schieber war unerheblich, die Flächen waren völlig glatt. Die
                              									Gelenke des Steuergestänges schlössen fest an und die Excenterringe zeigten die
                              									gewöhnliche Abnutzung. Ausbesserung erforderten nur die Lagerbüchsen der auf den
                              									Schieberwellen sitzenden Hebel, sonst war keinerlei Nacharbeitung für die
                              									Wiederindienststellung nöthig.
                           Eine der neugebauten Schnellzuglocomotiven wurde dauernd mit 19 der bisherigen
                              									verglichen; dieselbe brauchte mit 5352 k für 100 km 3,4 Proc. weniger Kohlen als die
                              									beste der übrigen, 15,2 Proc. weniger als der Durchschnitt und 24,5 Proc. weniger
                              									als die schlechteste Locomotive.
                           Vor dem Umbau nahm dieselbe Locomotive 1891 die 21. Stelle in der Güteordnung der
                              									Locomotiven ein, ihr Führer die 5. Stelle unter den Führern – nach dem Umbau
                              									erreichten beide die 1. Stelle. An Schmiermitteln wurden 52 k gegen im Mittel 43 k
                              									im Jahre verbraucht.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 10Vergleichende Schaulinien. Zu erwähnen ist noch, dass gegenüber der 1892 286 * 126 beschriebenen Construction, der Steuerung die Bewegung der
                              									Auslasschieber bei der jetzigen Anordnung nicht mehr durch einen mittels Lenker
                              									geführten Hebel, sondern durch eine Stange, die an einem fest mit dem Cylinder
                              									verbundenen Doppelhebel angreift, erfolgt. In der Coulisse steht die Stange mit der
                              									Treibstange der Einlasschieber in fester Verbindung und wird zugleich mit dieser
                              									durch den Steuerhebel gehoben und gesenkt. Diese Aenderung ist deshalb getroffen
                              									worden, weil der bisher verwendete Evans'sche
                              									Doppelhebel mit Gelenkviereck bei grossen Geschwindigkeiten schädliche Schwingungen
                              									annahm.
                           Bei den Güterzuglocomotiven ist der Zwischenhebel zur Bewegung der Auslasschieber
                              									weggelassen; diese werden dann durch eine Stange unmittelbar von der Coulisse her
                              									bewegt.
                           Die Diagrammcurven (Fig.
                                 										3 und 4)
                              									lassen die jetzige und frühere Arbeitsweise der Locomotiven der Orleans-Bahn bezieh.
                              									die Vortheile, welche mit Anordnung der besprochenen Steuerung erreicht werden,
                              									namentlich die Verminderung des Gegendruckes proportional dem Wachsen der Geschwindigkeit,
                              									deutlich erkennen.
                           Ueber die Abmessungen der Steuerung bezieh. einiger Locomotiven, an denen dieselbe
                              									zur Ausführung gekommen ist, sowie über weitere Versuchsresultate berichtet auch Le Génie Civil 1893.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)