| Titel: | Neuerungen im Metallhüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 14 | 
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                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Bisher benutzte man zur Bleigewinnung mit Hilfe
                              									oxydischer Bleiverbindungen, welche entweder in demselben Verfahren durch Röstung aus
                              									dem zu verarbeitenden Erz erzeugt wurden und aus Sulfat bezieh. Oxyd bestehen, oder
                              									auch anderen Ursprunges sind (wie etwa Glätte vom Abtreiben, Hüttenrauch, Gekrätz),
                              									vielfach Schwefelblei. In der hierbei stattfindenden Reaction wird der Sauerstoff
                              									der oxydischen Bleiverbindung von dem Schwefel des Schwefelbleies unter Bildung von
                              									entweichender schwefliger Säure gebunden, während das Blei sowohl der oxydischen
                              									Bleiverbindung als auch des Schwefelbleies in Freiheit gesetzt und als metallisches
                              									Blei gewonnen wird. Diese bei der Reaction stattfindenden chemischen Processe lassen
                              									sich durch folgende Gleichungen veranschaulichen:
                           2PbO + PbS = 3Pb + SO2
                           PbSO4 + PbS = 2Pb + 2SO2.
                           Dieses Verfahren hat die Nachtheile, dass es viel Zeit, Arbeitskraft und Brennstoff
                              									benöthigt und in Folge der langen Arbeitsdauer zu reichlicher Bleiverflüchtigung
                              									Gelegenheit gibt. Ausserdem aber kann die entweichende schweflige Säure, weil sie
                              									mit Rauchgasen stark verunreinigt und verdünnt ist, nur sehr schwer und
                              									unvollständig beseitigt bezieh. gewonnen werden.
                           Das neue Verfahren von Foerster bezweckt, diese
                              									Uebelstände zu beseitigen. Es beruht dasselbe auf der Beobachtung, dass sich
                              									Bleioxyd oder Bleisulfat in hocherhitztem flüssigen Zustande mit zweckmässig
                              									gleichfalls-vorgewärmtem Schwefelblei sehr schnell und energisch ohne Zuhilfenahme
                              									äusserer Wärme in der oben angedeuteten Weise in metallisches Blei und schweflige
                              									Säure umsetzt. Dieses Verfahren würde also in einem geeigneten Ofen die vollständige
                              									Gewinnung der sich entwickelnden schwefligen Säure gestatten, weil es hiernach
                              									möglich wäre, letztere frei von Rauchgasen in bedeutend concentrirterer Form zu
                              									gewinnen.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 15Foerster's Bleiofen. Der Ofen, dessen sich Foerster bei der
                              									Ausführung des neuen Verfahrens bedient, ist in den nachstehenden Fig. 1 und 2 schematisch abgebildet.
                              									Derselbe besteht aus zwei durch eine Scheidewand W von
                              									einander getrennten Längskammern H und K und kann um einen Zapfen Z, der in bekannter Weise hydraulisch etwas angehoben wird, in wagerechter
                              									Ebene um 180° gedreht werden.
                           Die Stossflächen P und P1 sind derart konisch gestaltet, dass dieselben eine
                              									Drehung des Ofens gestatten und einen dichten Verschluss ermöglichen, sobald nach
                              									erfolgter Drehung der Zapfen Z in dem hydraulischen
                              									Cylinder O und damit zugleich auch der Ofen gesenkt
                              									wird.
                           Von den Kammern H und K ist
                              									die eine stets mit der Feuerung F und durch den Fuchs
                              										E mit der Esse verbunden, während die andere
                              									Kammer mit dem durch einen Deckel verschliessbaren Glätteloch G für das geschmolzene oxydische Bleimaterial und durch
                              									den Fuchs S mit der Ableitung für die entwickelte
                              									schweflige Säure in Verbindung steht.
                           In diesem Ofen gestaltet sich die Ausführung des oben angedeuteten Verfahrens in
                              									folgender Weise: Eine der Kammern, etwa K, wird durch
                              									die Schüröffnungen T mit möglichst fein zerkleinertem
                              									Schwefelblei beschickt und letzteres alsdann durch die Feuerung F, mit welcher die Kammer K während dieses Theiles des Processes verbunden ist, so stark erhitzt,
                              									bis der Bleiglanz eben anfangen will abzurosten. In diesem Zeitpunkte dreht man den
                              									Ofen, nachdem er etwas angehoben worden ist, um 180°, wodurch die Kammer K mit dem Glättloch G und
                              									dem Fuchs S in Verbindung gesetzt wird, während
                              									gleichzeitig die Kammer H in die bisherige Lage der
                              									Kammer K gelangt und von Neuem mit Schwefelblei
                              									beschickt wird. Nachdem durch Senken des Ofens überall ein dichter Verschluss
                              									hergestellt worden ist, wird auf das heisse Schwefelbleimaterial in der Kammer K durch das Glätteloch G
                              									geschmolzenes oxydisches Bleimaterial, vorzugsweise geschmolzene Bleiglätte,
                              									fliessen gelassen. Hierbei erfolgt sofort entsprechend den oben beschriebenen
                              									Reactionen eine plötzliche und stürmische Umsetzung, welche durch die dabei
                              									entwickelte Reactionswärme in Thätigkeit erhalten wird. Es bedarf unter diesen
                              									Umständen einer besonderen Erhitzung während des Verlaufes der Reaction nicht, in
                              									Folge dessen die entwickelte schweflige Säure frei von Rauchgasen, somit möglichst
                              									concentrirt und demnach in einer Form gewonnen wird, die eine leichte Gewinnung
                              									derselben beispielsweise zur Schwefelsäuredarstellung ermöglicht. Die Umsetzung des
                              									oxydischen und des schwefelhaltigen Bleimaterials in Blei und schweflige Säure wird
                              									gegen Ende der Reaction durch Umrühren befördert und vervollständigt. Das
                              									geschmolzene Blei sammelt sich an der tiefsten Stelle des Herdes der Kammer K an und wird durch das Stichloch a abgelassen. Die nach Beendigung der Arbeit
                              									zurückbleibenden Rückstände werden durch die Fuchsöffnung herausgezogen, nachdem der
                              									Ofen die nun folgende halbe Drehung, welche nöthig ist, um die inzwischen in der
                              									Kammer H vorgewärmte Schwefelbleimaterialbeschickung in
                              									der soeben für die Kammer K beschriebenen Weise zur
                              									Reaction zu bringen, ausgeführt hat. Die durch diesen kleinen Aufenthalt bedingte
                              									Abkühlung des Schwefelbleies ist ohne Nachtheil für den Gang des Processes, da die
                              									Umsetzung mit der geschmolzenen Bleiglätte eine mehr als hinreichende Wärmemenge
                              									erzeugt.
                           Die beiden Arbeiten, Vorwärmen und Umsetzen, wechseln in der geschilderten Weise ab.
                              									Sollte der Blei- bezieh. Silbergehalt der Rückstände es lohnend erscheinen lassen,
                              									so werden dieselben in bekannter Weise im Schachtofen behufs Gewinnung dieser
                              									Metalle niedergeschmolzen.
                           Farnhelm Maxwell Lyte in London hat sich unter Nr. 72804
                              									Kl. 40 ein Verfahren patentiren lassen, um Bleisulfat,
                              									welches vielfach in der Technik als Nebenproduct gewonnen und wegen seiner
                              									schwierigen Verarbeitung oft als Abfallproduct angesehen wird, auf metallisches Blei zu verarbeiten, wobei Sulfat und Chlor als
                              									Nebenproducte gewonnen werden.
                           In kurzen Zügen gestaltet sich dieses Verfahren folgendermaassen:
                           
                           Das Bleisulfat wird mit einer starken kochenden Lösung von zweckmässig mit
                              									Magnesiumchlorid versetztem Alkalichlorid (Kochsalz) behandelt, wodurch es in
                              									Bleichlorid umgesetzt wird, während gleichzeitig Alkalimagnesiumsulfat gewonnen
                              									wird. Das Bleichlorid wird aus der Lauge durch Abkühlung erhalten, und sodann durch
                              									weitere Abkühlung derselben auch die Alkalisulfate. Etwa in der Lösung enthaltenes
                              									Silber kann durch Zink abgeschieden und das noch in der Lösung befindliche Blei
                              									durch abermaliges Kochen mit Alkalichloriden und darauf folgendem Abkühlen gewonnen
                              									werden.
                           Zweckmässig wird das Bleisulfat vor dem Behandeln mit der heissen Chloridlösung mit
                              									einer dem Schwefelgehalte des Bleies entsprechenden Menge Kochsalz gemischt und
                              									sodann bei niedriger Temperatur geröstet.
                           Aus dem erhaltenen Bleichlorid wird durch Elektrolyse das Blei ausgefällt und
                              									gleichzeitig Chlor zu beliebiger weiterer Verwerthung gewonnen.
                           Der neue Bodenstein von Hermann
                                 										Bansen in Tarnowitz (Fig. 3 und 4)
                              									ist bestimmt, das bei der Verarbeitung bleihaltiger Erze in Eisenhochöfen und
                              									anderen Schachtöfen durch die Böden durchsickernde Blei möglichst vollständig
                              									aufzufangen.
                           Zu diesem Zwecke sind in dem Bodenstein unter dem ganzen Boden des Ofens eine Anzahl
                              									von concentrischen Kanälen a und b in zwei wagerechten Lagen versetzt über einander
                              									angeordnet.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 16Bodenstein von Hermann Bansen. Um einen sicheren Abfluss des sich ansammelnden Bleies zu erzielen, sind
                              									sämmtliche Kanäle geneigt gelagert und zwar derart, dass der höchste Punkt eines
                              									jeden derselben bei c liegt, wo sie durch eine
                              									Zwischenwand in zwei Hälften getheilt sind. Ihr niedrigster Punkt befindet sich an
                              									der Ausmündungsstelle in dem gleichfalls geneigten Sammelkanal d.
                           Da jeder einzelne Kanal a bezieh. b durch die Zwischenwand c
                              									für sich abgeschlossen ist, so kann ein Durchströmen von atmosphärischer Luft nicht
                              									stattfinden, welche das austropfende Blei mehr oder weniger oxydiren würde.
                           Bei einem Durchbruch von Metall oder Schlacke aus dem Ofenherd A des Schmelzofens in einen oder mehrere der Kanäle a bezieh. b wird durch das
                              									Gefälle derselben nach der tiefer gelegenen Sohle des Sammelkanals d das durchgebrochene Metall sehr schnell nach aussen
                              									abfliessen und eine weitere Bleigewinnung nicht beeinträchtigen (D. R. P. Kl. 40 Nr.
                              									70906 vom 23. December 1892).
                           Wenngleich die beim Abtreiben von silberhaltigem
                                 										Werkblei durch die Oxydation des Bleies erzeugte Wärme bedeutend genug ist,
                              									um das Metallbad flüssig erhalten zu können, so sind die bei den bisherigen
                              									Verfahren durch Strahlung, Leitung u.s.w. verursachten Wärmeverluste so
                              									beträchtliche, dass die Zufuhr äusserer Wärme zur Ausführung derselben unbedingt
                              									nothwendig wurde, sei es durch eine geeignete Feuerung oder durch Einleiten vorher
                              									hocherhitzter Luft in das Bleibad.
                           Versuche von B. Rösing haben ergeben, dass sich das
                              										Abtreiben von Werkblei ohne die genannten
                              									Hilfsmittel lediglich durch die Reactionswärme sehr gut durchführen lässt. Ein
                              									Vorversuch, welcher in der Weise unternommen wurde, dass Hochofenblei in kaltem
                              									Zustande in eine basisch ausgekleidete Birne nach Beendigung einer Stahlhitze
                              									eingetragen wurde, lieferte befriedigende Resultate. Das eingetragene Blei schmolz
                              									in kürzester Zeit in der hocherhitzten Birne und erhitzte sich so stark, dass nach
                              									wenigen Minuten mit dem Blasen begonnen werden konnte. Nach dem Aufrichten der Birne
                              									entwich dicker Bleiqualm; die Oxydation des Bleies war eine ausserordentlich
                              									energische, so dass schon nach 9 Minuten der Einsatz von 2100 k zu ¾ Theilen oxydirt
                              									war. In diesem Zeitpunkte wurde die Birne entleert und sofort wieder zur
                              									Stahlbereitung benutzt.
                           Nach diesem ersten Versuche wurde ein zweiter Versuch unternommen. Es wurde ein
                              									Converter mit neuem Futter versehen, auf etwa 100° C. vorgewärmt und sodann mit 2 t
                              									zinkischem Armblei der Friedrichshütter Entsilberungsanstalt beschickt. Das
                              									Entzinken verlief in gleichfalls zufriedenstellender Weise. Das resultirende Blei
                              									war von einer sonst kaum zu erlangenden Reinheit und enthielt folgende
                              									Verunreinigungen:
                           
                              
                                 Antimon
                                 0,0007
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Arsen
                                 0,0005
                                 „
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0,0013
                                 „
                                 
                              
                                 Eisen
                                 0,0022
                                 „
                                 
                              
                                 Zink
                                 0,0015
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 0,0062
                                 Proc.
                                 
                              
                           Der Gehalt an Arsen und Antimon ist äusserst gering, trotzdem gerade diese beiden
                              									Körper in den oberschlesischen Erzen und demzufolge auch in dem Friedrichshütter
                              									Werkblei nicht unwesentlich zugenommen haben. Obgleich das Blasen mehrfach
                              									unterbrochen wurde, war durch die Verbrennung des Zinkes und der übrigen
                              									Verunreinigungen so viel Wärme erzeugt worden, dass die Birne bei Beendigung des
                              									Blasens heisser als bei Beginn desselben war.
                           Versuche, mit kalt eingesetztem Blei zu arbeiten, ergaben negative Resultate, da die
                              									Hitze der Birne nicht hoch genug war, um dasselbe in genügender Menge zu schmelzen.
                              									Es genügte jedoch, das Blei nur gerade zu schmelzen, um den Oxydationsprocess in
                              									Gang zu setzen. Dann fand durch die energische Oxydation eine beträchtliche
                              									Erwärmung statt, so dass die Glätte zum Schluss hellrothglühend war. Auch die Birne
                              									war erheblich heisser geworden; ein ununterbrochener Betrieb würde demnach wohl auch
                              									mit kalt oder nur massig vorgewärmtem Blei durchzuführen sein.
                           Weitere Versuche waren auf die Entsilberung von silberhaltigem Werkblei gerichtet. Der Wind druck
                              									betrug je nach der Bleimenge 0,6 bis 1,2 at, die Blasedauer bei 6 t Einsatz etwa 15
                              									Minuten. Der in dicken Wolken entweichende Bleirauch enthielt etwa 75 Proc. Blei und
                              									0,0086 Proc. Silber. War das Abtreiben weit genug vorgeschritten, so wurde die Birne
                              									gekippt und die Glätte vom Blei in Tiegeln getrennt. Die Glätte war stets sehr schön krystallinisch.
                              									Der Silbergehalt der reinen Glätte betrug 0,0036 Proc. Der durchschnittliche
                              									Silbergehalt des Werkbleies von 0,0435 Proc. war auf 0,255 bis 0,613 Proc.
                              									angereichert. Ueber diese Grenze hinaus die Anreicherung zu treiben, war nicht von
                              									Vortheil.
                           Als besondere Vorzüge des vorstehend beschriebenen Verfahrens wäre anzuführen,
                              									dass die Oxydation des Bleies mit einem Minimum an oxydirendem Agens (Luft oder auch
                              									Sauerstoff) bewerkstelligt werden kann, wodurch der erzeugte Bleirauch frei von
                              									Rauchgasen, also äusserst concentrirt ist und aus diesem Grunde auch leicht und mit
                              									verhältnissmässig geringen Metallverlusten aufgefangen werden kann.
                           Jul. Asbeck berichtet in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1893 S. 439/40, über den Hüttenbetrieb zu Sala in Schweden.
                           Die zur Verhüttung gelangenden eigenen Erze sind Stuffe mit 5 Proc. Blei und 45 g
                              									Silber und Schliege mit 15 Proc. Blei und 100 g Silber, die Gangart ist Quarz und
                              									Kalk.
                           Die Schliege haben einen grossen Gehalt an Schwefelkies und werden deshalb zunächst
                              									in einem Fortschaufelungsofen stark abgeröstet, während die Stufferze direct
                              									verschmolzen werden.
                           Zum Niederschlagen wird Eisenfrischschlacke genommen. Durchsetzquantum 40 t Erz oder
                              									60 t Beschickung in einem achtseitigen Tiegelofen Stolberger System. Beschickung 100
                              									k eigenes Erz, 25 k fremdes Erz, 35 k Eisenfrischschlacke, 20 k Ofenbruch, 25 k
                              									Bleistein und 21 k Koks.
                           Der Ofen ist ringsum mit Wasserkühlung versehen, weil feuerfeste Steine, da sie aus
                              									Deutschland oder England bezogen werden müssten, sich zu theuer stellen würden. Die
                              									anfänglich gehegte Befürchtung, dass der Koksverbrauch ein bedeutenderer sein würde
                              									oder bei dem sehr zinkischen Erze ein Zubrennen eintreten könnte, bestätigte sich
                              									nicht. Der Koksverbrauch hielt sich zwischen 10 bis 11 Proc; das Durchsetzquantum
                              									war 60 t. Das Schmelzen ist ein sehr regelmässiges, da die Wände nicht angegriffen
                              									wurden, in Folge dessen die Ansatzbildung eine überall gleiche war und die
                              									Beschickung gleichmässig niederging. Ausser einem neuen Tiegel, welcher aus Koks und
                              									Lehm hergestellt wurde, benöthigte der Ofen keinerlei Reparatur und konnte nach dem
                              									Ausblasen schon nach 4 Tagen wieder in Betrieb gesetzt werden. Sauenbildung fand bis
                              									jetzt nicht statt, da alle Zuschläge, besonders Koks, auf ein Minimum beschränkt
                              									werden mussten. 1000 k Koks kosteten rund 29 M.
                           Eine besonders construirte Beschickungsvorrichtung gestattet, den Ofen mit einem Mal
                              									zu beschicken, wodurch ein Flammen oder Warmgehen der Gicht vollkommen vermieden
                              									wird. Die Flugstaubbildung ist eine sehr geringe, so dass grosse
                              									Condensationskammern überflüssig sind.
                           Die beim Schmelzen fallende Schlacke enthält noch rund 0,5 Proc. Blei und 2 g Silber
                              									pro 100 k.
                           Das Werkblei enthält zwischen 0,35 bis 0,50 Proc. Silber, welches aus demselben
                              									theils durch Parkesirung, theils durch Abtreiben gewonnen wird. Da die Erze pro 100
                              									k Silber auch etwa 10 bis 20 g Gold enthalten, so wird der erste Schaum für sich
                              									verarbeitet und Silber mit 0,3 bis 0,4 Proc. Gold gewonnen. Der Zinkverbrauch
                              									beläuft sich für 18 t Blei mit 0,4 Proc. Silber auf etwa 380 k Zink. Das fertige
                              									Handelsblei, welches
                           
                              
                                 an
                                 Silber
                                 noch
                                 0,0006
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 Antimon
                                 „
                                 0,0062
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Kupfer
                                 „
                                 0,0020
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Eisen
                                 „
                                 0,0010
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Kadmium
                                 „
                                 0,0008
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Zink
                                 „
                                 Spuren
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 0,0106
                                 Proc.
                                 
                              
                           enthält, wird aus dem Entsilberungskessel mittels eines
                              									Hebers direct in die Formen abgelassen.
                           Der erhaltene Goldschaum mit 0,3 Proc. Gold, sowie der
                              									Silberschaum mit 1 Proc. Silber werden unter Zusatz von eigener und etwas
                              									Frischschlacke bei 8,5 Proc. Koksverbrauch niedergeschmolzen. Das hierbei gewonnene
                              									Blei wird sodann auf dem deutschen Treibherde bei einem Einsatze von 10 t Blei in
                              									rund 50 Stunden bis zum fertigen Silber mit einem Feingehalt von 985 bis 998
                              									abgetrieben. Versuche, die abfliessende Glätte direct am Treibofen zu reduciren,
                              									ergaben günstige Resultate.
                           Die beim Treiben und Raffiniren des Bleies fallende Antimonkrätze wird auf Hartblei verarbeitet, welches theils als solches
                              									mit etwa 10 Proc. Antimon in den Handel geht, theils zur Fabrikation von Hartschrot
                              									benutzt wird.
                           Einer Mittheilung des Engin. Mining Journal, Bd. 52 S.
                              									162, zufolge verwendet J. W. Neill mit Erfolg ein
                              									Gemenge von 12 Th. Koks, 7 Th. Steinkohle und 7 Th. Holzkohle beim Bleischmelzen im Schachtofen. Das Verfahren ist
                              									angeblich billiger, als mit Koks. Die Schlacken sollen besser schmelzen und heisser
                              									sein, und demzufolge die Steinabsonderung sehr gut erfolgen. Die Schlackenproben
                              									fielen niedriger aus, als bei der Anwendung von Koks als Brennstoff. Die Formen
                              									sollen heisser, die Düsen heller sein, desgleichen hält sich der Herd besser offen,
                              									und das Blei ist heisser.
                           Die Menge des Rauches an der Gicht soll sich zwar gegen früher etwas grösser stellen;
                              									doch gehen die Gichten gleichmässiger nieder, und die Flamme steigt nur selten bis
                              									zur Gicht. Demgemäss geht auch die Gicht viel kühler, die Erzeugung von Flugstaub
                              									und die Metallverluste sind geringer. Die Oefen gehen eine Woche länger wie früher,
                              									bevor sie ausgeräumt werden müssen.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 17Fig. 5.Entsilberungskessel von E. Honold. Bei dem neuen Entsilberungskessel von E. Honold in Stolberg (Rheinland) wird das Werkblei
                              									durch ein Zinkbad geleitet und dafür Sorge getragen,
                              									dass keine Schaumbildung eintreten kann, sondern dass das Silber mit dem Zink eine
                              									homogene flüssige Legirung bildet, während das abfliessende Blei entsilbert ist.
                           Der Apparat (Fig. 5) besteht aus einem eingemauerten
                              									Kessel A, unter welchem sich die Feuerung B befindet, deren Feuergase auch den Kessel C bespülen. Der Kessel C
                              									ist von viereckiger Form und besitzt die geneigte, liegende Scheidewand D, die senkrechte Scheidewand E, welche fast bis zum Boden reicht, ferner die mit E zusammenhängende, geneigt liegende Scheidewand F und die zwei neben einander angeordneten
                              									Ausflussrinnen G und H.
                           In dem Kessel A wird das Zink eingeschmolzen und sodann
                              									durch das Abflussrohr K in die erste Abtheilung des Kessels C abgelassen. Gleichzeitig wird das silberhaltige Blei
                              									durch den Heber L in die zweite Abtheilung des Kessels
                              										C eingeleitet. Das Zink fliesst um die Unterkante
                              									der Scheidewand D nach oben und um die Oberkante der
                              									Scheidewand F herum über die Ausflussrinne G weg, mischt sich dabei mit dem abwärts strömenden
                              									Blei und nimmt dessen Silber in sich auf. Es wird hierauf in Formen geleitet und
                              									dann nochmals in den Kessel A zurückgegeben, um bei der
                              									folgenden Entsilberung nochmals benutzt zu werden. Ist der Silbergehalt des Zinkes
                              									bis zu einem gewissen Grade gestiegen, so wird ein Theil desselben zur weiteren
                              									Verarbeitung auf Silber ausgeschieden, und eine entsprechende Menge frisches Zink in
                              									den Kessel A aufgegeben.
                           Das in die zweite Abtheilung des Kessels C ausströmende
                              									Blei geht durch das Zink hindurch, um die Scheidewand E
                              									herum und fliesst schliesslich durch die Rinne H ab. Es
                              									gibt hierbei seinen Silbergehalt an das Zink ab, nimmt aber dafür – die Metallbäder
                              									werden zweckmässig auf 450 bis 500° C. gehalten – etwa 1,3 bis 1,4 Proc. Zink auf.
                              									Ungefähr die Hälfte dieses Zinks wird nachher bei der Erkaltung als Schaum
                              									ausgeschieden, abgehoben und in den Zinkkessel A
                              									zurückgegeben, wo er in Zink und Blei zerlegt wird, von denen letzteres von Zeit zu
                              									Zeit durch den Ausfluss K abgelassen wird, während das
                              									Zink für die nächste Entsilberung im Kessel zurückbleibt.
                           Das entsilberte und von dem Zinkschaum befreite Blei wird in gewöhnlicher Weise
                              									weiter verarbeitet (D. R. P. Kl. 40 Nr. 65296 vom 20. Februar 1892).
                           Nach den Versuchen der Deutschen Gold- und
                                 										Silberscheideanstalt vorm. Rössler in Frankfurt a. M. ist zur vollständigen Entsilberung von Werkblei die wiederholte
                              									Verwendung des Zinküberschusses auf mehrere Kessel nicht Bedingung, vielmehr können
                              									es die Verhältnisse wünschenswerth und erforderlich machen, statt dessen jedem
                              									einzelnen Kessel die ihm zur Entsilberung zukommende und genügende, aber nicht
                              									überschüssige Menge aluminiumhaltigen Zinkes bei
                              									angemessener Temperatur zuzugeben, nur muss dabei durch passende Behandlung auch das
                              									ganze Zink in dem silberhaltigen Bleibade wirklich aufgelöst werden. Zu diesem
                              									Zwecke gibt man auf das geschmolzene, von Kupfer befreite Blei das aluminiumhaltige
                              									Zink, und zwar bei einem Gehalte von:
                           
                              
                                 0,1
                                 Proc.
                                 Silber
                                 etwa
                                 1
                                 Proc.
                                 Zink
                                 
                              
                                 0,2
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1,2
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 0,4
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1,4
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 0,7
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1,7
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           und zwar bei solcher Temperatur, dass sich das ganze Zink
                              									auflöst, nämlich:
                           
                              
                                 bei
                                 0,1
                                 Proc.
                                 Silber
                                 auf
                                 etwa
                                 450° C.
                                 
                              
                                 „
                                 0,2
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 480° C.
                                 
                              
                                 „
                                 0,4
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 510° C.
                                 
                              
                                 „
                                 0,7
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 550° C.
                                 
                              
                           wobei man die Auflösung des Zinkes durch langsames Bewegen des
                              									Bades von unten auf unterstützt, und wobei die Oberfläche des Metalles blank und
                              									fast ganz frei von Oxyden bleibt (D. R. P. Kl. 40 Nr. 64416 vom 6. März 1892).
                           Der Destillirofen für Zinkschaum und silberhaltige Zinklegirungen von E. Honold in Stolberg besteht aus einem unten und oben
                              									offenen röhrenförmigen Destillirgefass A (Fig. 6), das oben mit einem Absatz auf der Deckwand
                              										N
                              									und unten auf der Kapelle D aufsitzt, woselbst
                              									Einschnitte in das Gefäss A gemacht sind, um das Blei
                              									austreten zu lassen, und wodurch das Gefäss A unten
                              									geschlossen gehalten wird.
                           Das Destillirgefass wird durch die Feuerung F geheizt,
                              									deren Heizgase durch den Kanal G abziehen und den
                              									Kessel M warm halten. Ueber dem senkrecht stehenden
                              									Destillirgefass A ist ein von Streben P getragenes Rohr H von
                              									kleinerem Durchmesser angebracht, welches durch den Deckel J verschlossen werden kann.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 18Fig. 6.Destillirofen von E. Honold. Durch das Beschickungsrohr H werden die
                              									silberhaltigen Zinkschäume, mit etwas Holzkohle vermischt, aufgegeben; dieselben
                              									sinken allmählich nach unten und kommen an den heissesten Theil des
                              									Destillirgefässes A, woselbst das Zink abdestillirt und
                              									sich in dem oben das Gefäss A umgebenden Raum O sammelt, condensirt und durch das Rohr R in den Kessel M abläuft.
                              									Da das Rohr R in dem Kessel M bis fast zum Boden reicht, so ist durch das in dem Kessel M befindliche Zink ein sicherer Abschluss gegen die
                              									atmosphärische Luft geschaffen.
                           Das silberhaltige Blei fliesst nach unten in die Kapelle D ab, in welcher es von den Feuergasen warm gehalten wird, und in welche
                              									Luft eingeblasen werden kann, um nach Art der englischen Abtreiböfen das Blei zu
                              									oxydiren und das Silber durch Anbohren der Kapelle in Formen abzulassen.
                           Die sich in dem Destillirgefass A ansammelnden
                              									Rückstände werden von Zeit zu Zeit entfernt, indem man die Kapelle D wegnimmt und etwaige Ansätze abstösst.
                           Bei continuirlichem Betrieb hat der Ofen die Vortheile, dass er wenig Brennmaterial
                              									verbraucht, dass wenig Zink im Blei zurückbleibt, und dass bei einem etwaigen Riss
                              									des Destillirgefässes die Silberverluste sehr gering sind; da das absickernde Blei
                              									auf den kalten Platten sofort erstarrt und ohne weiteres entfernt werden kann (D. R.
                              									P. Kl. 40 Nr. 64293 vom 19. Februar 1892).
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)