| Titel: | Eigenschaften und Verhalten des Duranametalles. | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 18 | 
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                        Eigenschaften und Verhalten des
                           								Duranametalles.
                        Eigenschaften und Verhalten des Duranametalles.
                        
                     
                        
                           Mit der von der Firma Hupertz und Harkort, Dürener
                              									Metallwerke, dargestellten und unter obigem Namen in den Handel gebrachten
                              									Kupferlegirung hat Professor Dürre in Aachen eine grosse Reihe von Versuchen
                              									angestellt, um die elastischen und Festigkeitseigenschaften, sowie die technische Verwendbarkeit
                              									zu ermitteln. Er fand, dass das Duranametall den bis jetzt bekannten und
                              									untersuchten ähnlichen Materialien gegenüber eine Reihe von Vorzügen zeigt, die
                              									seine Verwendbarkeit für einen grossen Kreis von Arbeiten wahrscheinlich machen und
                              									auch schon erwiesen haben.
                           Das Duranametall ist eine der Hauptsache nach aus Kupfer bestehende Legirung, deren
                              									Zusammensetzung sich nach dem jeweiligen Verwendungszweck richtet, und wird in
                              									gewöhnlichen Messingschmelzöfen dargestellt. Die Giesstemperatur ist ungefähr
                              									dieselbe, wie beim Schmelzen ähnlicher Kupferlegirungen; das Metall erscheint beim
                              									Giessen dünnflüssiger als die gewöhnliche Bronze. Man pflegt die zur mechanischen
                              									Bearbeitung bestimmten Stücke in Metallformen, entsprechend geschwärzt u.s.w. zu
                              									giessen, während für Gusswaaren getrocknete Sand- oder Masseformen angewendet
                              									werden.
                           Der Bruch der Legirung ist dicht, hakig, körnig bis seidig, eine Textur, die schon
                              									unter dem Einfluss des Einhiebes beim Brechen mehr Fasern erlangt, welche
                              									Erscheinung auf die allmähliche Veränderung der Textur bei der Bearbeitung
                              									hinweist.
                           Die interessanteste Eigenschaft des Duranametalles ist seine hochstufige
                              									Bearbeitbarkeit in der Wärme. In geeigneten Oefen, thunlichst geschützt, zwischen
                              									dunkel- und kirschroth erhitzt, gelangt es zur Bearbeitung unter Hämmern und
                              									Walzwerken bis zum Verschwinden der Glutfarbe und noch weiter, da bei dem
                              									Duranametall sich die bekannte Eigenschaft der Metalle und Legirungen, in gewissen
                              									Temperaturgrenzen, die zwischen der beginnenden Rothglut und der gewöhnlichen
                              									Temperatur liegen, brüchig und unbildsam zu werden, erst in verhältnissmässig
                              									niedriger Temperatur zeigt.
                           Der Eindruck, den man beim Zusehen der Bearbeitung gewinnt, ist der, den die
                              									Bearbeitung sehr weichen Herdschweisseisens macht; besonders die Bearbeitung unter
                              									einem Dampfhammer zeigt die ausserordentliche Bildsamkeit der Legirungen und
                              									verräth nichts von der Härte und Festigkeit, die dem Material bei gewöhnlicher
                              									Temperatur eigen ist. Es gelingt, Blöcke von bis 5000 k und mehr zu Hohlkörpern von
                              									grosser Länge abzuschmieden, und unter Pressen würde das Verhalten wohl noch
                              									günstiger sein. Neben dieser auffälligen Bildsamkeit zeigt das Duranametall äusserst
                              									bemerkenswerthe Cohäsionseigenschaften, welche durch eine grosse Anzahl eigener und
                              									fremder Versuche festgestellt sind und die Legirung als zu den verschiedenartigsten
                              									Verwendungen geeignet erscheinen lassen.
                           Durch gewisse Abänderungen der Zusammensetzung und Behandlung werden vier
                              									verschiedene Arten von Duranametall erzeugt, die als ähnliche Legirungen anzusehen
                              									sind und für welche folgende Festigkeitswerthe garantirt zu werden pflegen:
                           
                              
                                 
                                 Zerreissfestigkeit
                                 Streckgrenze
                                 Dehnung
                                 
                              
                                 Harte     Legirung
                                 63
                                 k/qmm
                                 52
                                 k/qmm
                                   9
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Halbharte      „
                                 51
                                 „
                                 42
                                 „
                                 12
                                 „
                                 
                              
                                 Weiche          „
                                 40
                                 „
                                 35
                                 „
                                 31
                                 „
                                 
                              
                                 Ganzweiche  „
                                 32
                                 „
                                 14
                                 „
                                 50
                                 „
                                 
                              
                           Wie Versuche der kaiserlichen Marine ergaben, welche seit Jahren Duranametall für die
                              									Torpedofabrikation benutzt, werden stellenweise Zerreissfestigkeiten bis 67,02 k/qmm für die
                              									härteste und 51,3 k/qmm für die halbharte der oben angeführten Sorten erzielt.
                           Aus Hunderten von Zerreissproben sind nachstehende Zahlen entnommen, welche sich auf
                              									Stäbe beziehen, die den Fabrikationsblechen und -Stäben entstammen und von den seit
                              									Jahren damit beauftragten Beamten des Werkes untersucht worden sind.
                           Um sich von der Richtigkeit der gemachten Angaben zu überzeugen, Hess Prof. Dürre in seiner Gegenwart mehrere Proben von den drei
                              									härteren Sorten ausführen, welche nachstehende Resultate ergaben:
                           I. Material für Torpedotheile.
                           
                              
                                 Absolute Festigkeit
                                 74,6
                                 bis
                                 75,1
                                 k/qmm
                                 
                              
                                 Streckgrenze
                                 61,1
                                 „
                                 64,4
                                 „
                                 
                              
                                 Dehnung
                                   7,0
                                 „
                                   7,5
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Querschnittsverminderung an    der Bruchstelle
                                 10,9
                                 „
                                 13,34
                                 „
                                 
                              
                           
                              
                                 Nr.
                                 Breitemm
                                 Dickemm
                                 Querschnittqmm
                                 Beginn
                                 Bleibende
                                 Bruchk
                                 AbsoluteFestigkeitk/qmm
                                 Dehnung%
                                 Streckgrenzek/qmm
                                 
                              
                                 Dehnung
                                 
                              
                                 
                                    I. Stäbe mit hoher
                                       												Festigkeit, hoher Streckgrenze, bei geringer Dehnung!
                                    
                                 
                              
                                 149/150
                                 ergaben im Mittel:
                                 
                                 
                                 67,9
                                 6
                                 63,3
                                 
                              
                                 
                                    II. Stäbe mit hoher
                                       												Festigkeit, etwas weniger Streckgrenze und mittlerer
                                       											Dehnung!
                                    
                                 
                              
                                 270271274275
                                 18,218,218,618,9
                                 4,554,544,464,53
                                 82,882,683,085,6
                                 4200 ±04200 ±04100 ±04300 ±0
                                 4400 ¼%4400 ¼%4300 ¼%4300 ¼%
                                 5700560056005700
                                 68,867,866,166,6
                                 15   15½   20½   20½
                                 50,750,849,450,2
                                 
                              
                                 
                                 im Mittel
                                 67,3
                                    18,0
                                 50,3
                                 
                              
                                 
                                    III. Stäbe mit hoher
                                       												Dehnung!
                                    
                                 
                              
                                 XVI 1I 1X 1
                                 15,225,525,5
                                 8,052,041,02
                                 122,4  52,026,0
                                 1500 ±0  600 ±0  250 ±0
                                 1600 ¼%  700 ¼%  300 ½%
                                 50002100  800
                                 40,940,430,8
                                 58   58½   58½
                                 12,311,5  9,6
                                 
                              
                                 
                                 im Mittel
                                 37,4
                                    58,0
                                 11,1
                                 
                              
                                 IV.
                                       											Gussproben!I. Mit hoher Festigkeit, hoher Streckgrenze und
                                    											geringer Dehnung!
                                 
                              
                                 241242
                                 
                                 
                                 ergab:„
                                 
                                 
                                 
                                 60,456,2
                                 1312
                                 29,130,9
                                 
                              
                                 
                                 im Mittel
                                 58,3
                                    12½
                                 30,0
                                 
                              
                                 II. Mit hoher
                                    											Festigkeit, verringerter Streckgrenze und hoher Dehnung!
                                 
                              
                                 245240
                                 
                                 
                                 ergab:„
                                 
                                 
                                 
                                 58,859,7
                                 25   26½
                                 22,822,2
                                 
                              
                                 
                                 im Mittel
                                 59,2
                                    26,0
                                 22,5
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 II. Material für
                                    											Blechconstructionen.
                                 
                              
                                 Absolute Festigkeit
                                 43,6
                                 bis
                                 45,4
                                 k/qmm
                                 
                              
                                 Streckgrenze
                                 30,7
                                 „
                                 32,7
                                 „
                                 
                              
                                 Dehnung
                                 bis
                                 etwa
                                 32,5
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Querschnitts Verminderung an    der Bruchstelle
                                 
                                 
                                 35,2
                                 „
                                 
                              
                                 III. Material für gestanzte
                                    											Sachen.
                                 
                              
                                 Absolute Festigkeit
                                 41,7
                                 bis
                                 42
                                 k/qmm
                                 
                              
                                 Streckgrenze
                                 11,7
                                 „
                                 13,2
                                 „
                                 
                              
                                 Dehnung
                                 58,5
                                 „
                                 59,0
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Querschnittsverminderung an    der Bruchstelle
                                 46,43
                                 „
                                 50,92
                                 „
                                 
                              
                           Wie die Zahlen zu I und III beweisen, herrscht zwischen den früheren Angaben des
                              									Werkes und diesen Versuchsergebnissen eine hinlängliche Uebereinstimmung, um die
                              									Sicherheit der Fabrikation ausser allen Zweifel zu stellen und die Brauchbarkeit des
                              									Productes zu beweisen.
                           Das Material zu II ist ein dehnbareres, dagegen etwas weniger festes Material als das
                              									in der vorigen Tabelle unter II angeführte, und die gefundenen Resultate weisen ihm
                              									hinsichtlich der mechanischen Eigenschaften eine Stelle zwischen II und III jener
                              									Tabelle an. Es geht aus den vorstehenden Festigkeitsziffern deutlich hervor, dass
                              									die Firma Dürener Metallwerke in der Lage ist, in ihrem
                              									Duranametall eine äusserst leistungsfähige Kupferlegirung in dem Sinne zu liefern,
                              									dass für bestimmt ausgesprochene Zwecke die geeignetste Verbindung technischer
                              									Eigenschaften mit einer befriedigenden Gleichmässigkeit garantirt werden kann, und
                              									somit für eine grosse Zahl von Constructionen und Fabrikaten ein Rohmaterial von
                              									grösster Sicherheit in Verwendung und Gebrauch vorliegt.
                           Als ein weiterer Vortheil kann unter Umständen das geringere specifische Gewicht
                              									gelten, welches nach Untersuchungen der chem.-techn. Versuchsanstalt in
                              									Charlottenburg 8,3 beträgt, wogegen Rothguss, Phosphor- und Manganbronze 8,85 bis
                              									8,9 spec. Gew. haben.
                           Eine andere Eigenschaft des Duranametalles ist die Widerstandsfähigkeit gegen
                              									Oxydation, welche dasselbe geeignet macht, Einflüssen aller Art, wie sie in
                              									industriellen und anderen Betrieben auftreten, die Spitze zu bieten. Mehrjährige
                              									Versuche im Werkslaboratorium Hessen die grosse Haltbarkeit erkennen, vorwiegend
                              									allerdings dem verschiedenen Seewasser (Ost- und Nordseewasser) gegenüber, sowie
                              									Säuren mit ungefähr 90 bis 98 Proc. Wasserzusatz. Die Gewichtsverminderung durch
                              									Lösung betrug bei diesen bis zur Dauer von 45 Monaten fortgesetzten Versuchen
                              									höchstens 2,3 Proc., bei 14monatlicher Berührung aber höchstens 1,4 Proc., wobei zu
                              									bemerken ist, dass das Ostseewasser und die Salzsäuremischungen weniger, das
                              									Nordseewasser, sowie die Schwefelsäuremischungen etwas mehr angriffen.
                           Aus diesem Verhalten kann man die grosse Brauchbarkeit des Duranametalles als
                              									Schiffsbeschlagsblech, sowie als Constructionstheil und Werkzeug für alle
                              									Verhältnisse und Verwendungen folgern, wo corrodirende Einflüsse sich bemerklich
                              									machen, abgesehen natürlich von solchen chemischen Reactionen, bei denen starke
                              									Aetz- und Lösungsmittel die Verwendung unedler Metalle und Legirungen überhaupt
                              									ausschliessen.
                           Für technologische Processe aus dem Kreise der Gährungschemie, der Zuckerfabrikation
                              									u.s.w. dürfte Duranametall mindestens ebenso geeignet sein als Kupfer und ist, weil
                              									in der Hitze schmiedbar, auch leichter zu bearbeiten. Eine erfolgreiche Verwendung
                              									hat deshalb das Duranametall bereits für Holländermesser gefunden, deren
                              									Herstellung eine besondere Specialität der Firma bildet. Dieselben müssen einerseits
                              									eine hohe absolute Festigkeit, eine hohe Elasticitätsgrenze bei nicht zu geringer
                              									Dehnung haben, andererseits eine entsprechende Härte bei grösstmöglicher
                              									Unempfindlichkeit gegen Säuren- und Alkalien besitzen.
                           Es ist durch Zeugnisse belegt, dass die Versuche mit Holländermessern aus
                              									Duranametall so ausserordentlich günstige Resultate geliefert haben, dass man
                              									annehmen kann, dieselben würden alle anderen nach und nach verdrängen. Versuche mit
                              									solchen erfolgreich benutzten Messern ergaben 10 Proc. Dehnung bei 54 k
                              									Zerreissfestigkeit, während gleiche Fabrikate aus Phosphorbronze 32 k
                              									Zerreissfestigkeit bei derselben Dehnung zeigten. Werkzeuge aus dem härtesten
                              									Duranametall werden daher für alle solche Betriebe sich eignen, wo dünnflüssige
                              									breiige Massen aus feinstem Schlamme gemischt werden oder mechanische Zertheilungen
                              									stattfinden.
                           Auch bei feineren keramischen Processen, z.B. bei der Porzellan- und
                              									Steingutfabrikation, könnte man vielleicht an Stelle von eisernen Werkzeugen solche
                              									von Duranametall benutzen; jedenfalls sind die hierbei dargestellten und
                              									verarbeiteten plastischen Massen gegen farbige Metalloxyde äusserst empfindlich,
                              									doch wird es eingehender Erwägungen seitens der Praxis bedürfen, in wieweit eine
                              									Metalllegirung hierbei Platz greifen kann. Im Uebrigen können die verschiedenen
                              									Arten des Duranametalls selbstverständlich an die Stelle aller anderen
                              									gleichfarbigen Kupferlegirungen treten, wenn es sich um sonstige Verwendungen
                              									handelt.
                           Die Firma lässt Gegenstände verschiedenster Art, meist verziert, walzen oder pressen,
                              									und dürften sich Zierleisten, Röhren u. dgl. eben so gut aus dieser Legirung als aus
                              									anderen von gleicher Dehnung darstellen lassen.
                           Alles in Allem erscheint das Duranametall als ein Industrieproduct, welches die
                              									Aufmerksamkeit der Technik in hohem Maasse verdient, und es ist zu wünschen, dass
                              									die bisher nachgewiesenen Erfolge zu weiterer Verbreitung der interessanten
                              									Legirungsgruppe führen.