| Titel: | Neuerungen im Metallhüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 37 | 
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                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        (Schluss des Berichtes S. 14 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           L. C. Janse aus Chemnitz bringt in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1893 S. 77 bis 79,
                              									113 bis 114, 163 bis 164, 198 bis 199 und 235 bis 237, ausführliche Mittheilungen
                              									über mexikanische Silbergruben und Silbergewinnung, die
                              									er während einer mehrmonatlichen Reise in den Hauptminendistricten Mexikos sammelte,
                              									auf welche hiermit hingewiesen sei.
                           Ueber die Extraction silberhaltiger Aufbereitungsabgänge
                              									mittels des Russelprocesses auf der Salagrube in
                              									Schweden berichtet J. Asbeck in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1894 S. 13 u. ff.
                              									Die Erze, welche daselbst verarbeitet werden (silberhaltiger Bleiglanz), ergaben
                              									beim Verwaschen Abgänge mit durchschnittlich 1,4 Proc. Blei und 0,018 Proc. Silber.
                              									Diese Abgänge werden einem Extractionsprocess unterworfen und dabei noch etwa 30 bis
                              									40 Proc. Silber gewonnen. Dieselben werden zu diesem Ende ohne vorheriges Rösten in
                              									Laugebottichen, wie sie in Fig. 7 im Schnitt
                              									dargestellt sind, mit unterschwefligsaurem Natrium, dem etwas Kupfersulfat zugesetzt
                              									worden ist, ausgelaugt. Der aus Fichtenholz bestehende Behälter besitzt einen
                              									Einsatz, welcher aus dem durchlochten Boden b, der
                              									Kokosmatte c und der über dieser gespannten Leinwand
                              										d besteht, a ist der
                              									Sammelraum für die durchsickernde Lauge, e ein
                              									Ablaufrohr, f ein Injector, um die Lauge durch das Rohr
                              										g in den Laugebottich zurückzugeben, k die Dampfleitung für den Injector.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 37Fig. 7.Extractionsapparat für den Russelprocess. Jeder Bottich wird mit 3,3 bis 3,4 t der vorgenannten silberhaltigen
                              									Abgänge beschickt, und alsdann durch die Rinne l das
                              									nöthige Quantum an Lösungsflüssigkeit eingelassen. Die Lauge enthält im Liter etwa
                              									15 g unterschwefligsaures Natrium und 3 g Kupfervitriol. Dieser Zusatz an
                              									Kupfersulfat bezweckt die Bildung eines Doppelsalzes, wodurch die Lösungsfähigkeit
                              									für das Silber ganz bedeutend gesteigert wird, so dass eine vorherige chlorirende
                              									Röstung der Abgänge, wie sie besonders in Nordamerika gebräuchlich ist, wo
                              									gewöhnlich nur mit unterschwefligsaurem Natrium ausgelaugt wird, überflüssig
                              									ist:
                           (4Na2S2O3 + 3Cu2S2O3) +
                              										3Ag2S
                           = 3Cu2S + 6NaAgS2O3 + Na2S2O3.
                           
                           Da die Abgänge viel kohlensauren Kalk enthalten, so muss die hierdurch alkalisch
                              									werdende Lauge von Zeit zu Zeit durch einen geringen Schwefelsäurezusatz wieder
                              									regenerirt werden. Nachdem die Lauge einige Zeit auf die Abgänge lösend eingewirkt
                              									hat, zieht man sie durch das Abflussrohr e ab und hebt
                              									sie, nachdem der Auslauf i durch einen Holzpfropfen
                              									geschlossen worden ist, mit Hilfe des Dampfinjectors f
                              									durch das Steigrohr g von Neuem in den Laugebottich.
                              									Dieses Circuliren der Lauge hat den Zweck, einerseits das Auflösen des in den
                              									Abgängen enthaltenen Silbers zu befördern, andererseits aber die Lauge durch den
                              									Dampfinjector auf 35 bis 45° C. zu erwärmen, wodurch die Auflösung noch mehr
                              									beschleunigt wird. Nach einer 4stündigen Behandlung mit der Lauge ist aus den
                              									Abgängen alles Silber, was überhaupt durch dieselbe gelöst werden kann, aufgelöst.
                              									Die Lauge wird nunmehr durch Herausnehmen des Holzpfropfens in die Rinne h abgelassen, wobei wiederum der Dampfinjector f in Thätigkeit tritt, um behufs geringeren Auswaschens
                              									die silberhaltige Lauge möglichst vollständig abzusaugen. Das Auswaschen geschieht
                              									mit warmem Wasser, welches später bei der Ergänzung der Lauge weiter benutzt wird.
                              									Schliesslich wird das abgehende Waschwasser mehrfach mit einem Tropfen
                              									Jodkaliumlösung auf seinen Silbergehalt geprüft, wobei etwa ausgefälltes gelbliches
                              									Jodsilber anzeigt, ob die Auswaschung genügend weit vorgeschritten ist. Auch während
                              									des Auslaugens selbst werden derartige Proben genommen, um zu sehen, ob der
                              									Lösungsprocess den gewünschten Verlauf nimmt.
                           Die abfliessende silberhaltige Lauge wird durch die Rinne h zunächst einem gemeinschaftlichen Sammelbottich zugeführt und von hier
                              									mittels Pulsometer in die Fällbottiche gehoben. Nach dem vollständigen Auswaschen
                              									der entsilberten Abgänge werden diese mit Schaufeln in einen auf einem an den
                              									Bottichen entlang laufenden Gleise stehenden Kippwagen gebracht und auf die Halden
                              									geschafft.
                           Die Fällbottiche sind über den Laugebehältern aufgestellt, haben 2,5 m Höhe und 1,9 m
                              									Durchmesser. Dieselben besitzen an der Seite zwei mit Hähnen versehene Rohre, von
                              									denen das obere zum Ablassen der entsilberten Lauge, das untere zum Entfernen der
                              									niedergeschlagenen Schwefelmetalle dient.
                           In jeden Bottich wird nun eine bestimmte Menge der silberhaltigen Lauge einfliessen
                              									gelassen und zwar so viel, dass in dem Bottich noch 25 cm Rand bleibt. Dann wird
                              									unter beständigem Umrühren eine concentrirte Lösung von Schwefelnatrium zugesetzt
                              									und zwar so viel, dass eine aus dem Bottich genommene Probe bei Zusatz von
                              									Schwefelnatrium eben noch eine schwärzliche Fällung verursacht. Man vermeidet einen
                              									Ueberschuss an Schwefelnatrium, um dieses nicht bei der späteren nochmaligen
                              									Verwendung der entsilberten und entkupferten regenerirten Lauge in der Lauge zu
                              									haben. Die Lauge wird mit Bleipapier auf einen etwaigen Ueberschuss an
                              									Schwefelnatrium geprüft, und falls ein solcher vorhanden ist, noch eine
                              									entsprechende Menge neuer silberhaltiger Lauge zugesetzt. Es ist nicht nöthig, die
                              									Fällung der Metalle vollständig zu machen, weil nämlich das Silber stets zuerst
                              									niedergeschlagen wird, so dass selbst, wenn man nicht genügend Schwefelnatrium
                              									zugesetzt hat, doch alles in der Lauge enthaltene Silber als Schwefelsilber
                              									ausgefällt wird.
                           Die Schwefelmetalle lässt man absetzen, wozu in der Regel 3 bis 4 Stunden
                              									erforderlich sind. Dann wird zunächst durch Oeffnen des oberen Seitenrohres die
                              									klare entsilberte Lauge abgelassen und in einen Sammelbehälter geleitet, wo sie, wie
                              									weiter unten beschrieben, regenerirt wird. Schliesslich wird auch der untere Hahn
                              									geöffnet und die gefällten Schwefelmetalle (Cu, Ag, Fe u.s.w.) durch eine Rinne
                              									einem Sammelbassin und von da einer Filterpresse zugeführt, um hier vom grössten
                              									Theile der Lauge, welch letztere gleichzeitig mit der zuerst abgezogenen regenerirt
                              									wird, befreit zu werden. Das gewonnene Product, welches im getrockneten Zustande
                              									durchschnittlich
                           
                              
                                 an
                                 Schwefelsilber
                                   9
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 Schwefelkupfer
                                 40
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Schwefelblei
                                   4
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Schwefelquecksilber
                                   0,04
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Schwefeleisen, Schwefel-    calcium und Magnesium
                                   6
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Zusammen
                                 59,04
                                 Proc.
                                 
                              
                           enthält, wird entweder mit bleiischen Zuschlägen und etwas
                              									rohem Bleistein im Schachtofen niedergeschmolzen und das fallende, 2 bis 4 Proc.
                              									Silber enthaltende Werkblei abgerieben oder aber direct auf einem Treibherde in
                              									Armblei eingetränkt.
                           Der beim Verschmelzen im Schachtofen fallende Kupferstein mit etwa 20 Proc. Kupfer,
                              									15 Proc. Blei und 0,2 Proc. Silber wird verkauft. Schlacke mit 0,4 Proc. Blei und
                              									0,0002 bis 0,0004 Proc. Silber geht zum Theil auf die Halde, zum Theil nochmals als
                              									Zusatz in den Schachtofen zurück.
                           Die Regenerirung der von den Fällbottichen und der Filterpresse kommenden Lauge
                              									geschieht auf folgende Weise: Zunächst wird dieselbe mittels Jod-Jodkalium-Titer auf
                              									ihren Gehalt an unterschwefligsaurem Natrium geprüft, und dann die nöthige Menge an
                              									unterschwefligsaurem Natrium und Kupfersulfat zugesetzt. Die Auflösung dieser beiden
                              									Salze geht sehr schnell vor sich. Die regenerirte Lauge fliesst durch die Rinne l (Fig. 7) in die
                              									inzwischen mit frischen Abgängen gefüllten Laugebottiche zurück, wo sich die anfangs
                              									beschriebenen Processe von Neuem abspielen.
                           Andrew French und William
                                 										Stewart erreichen durch chlorirende Röstung
                              									unter Zusatz von Salpeter die Aufschliessung besonders schwieriger Gold-, Silber-, Kupfer-, Nickel- und
                                 										Kobalterze. Erze mit 2½ bis 6 Proc. Kupfer und mit etwas Gold- und
                              									Silbergehalt werden zunächst durch einfaches Rösten von dem grössten Theil ihres
                              									Schwefels (bis auf 10 Proc.) befreit. Alsdann wird das Erz pulverisirt und mit 2 bis
                              									3 Proc. Salpeterschmelze oder Natriumbisulfat, sowie mit 1 bis 2 Proc. Kochsalz
                              									gemischt. Dieses Gemisch wird dann etwa 1 Stunde bei beschränktem Luftzutritt auf
                              									Rothglut erhitzt, worauf dasselbe für das Auslaugen fertig ist. Der Salpeterzuschlag
                              									befördert die Röstung durch Verflüchtigung von Schwefel, Antimon, Arsen, Tellur,
                              									Zink u.s.w. und durch Bildung von für die Extraction oder Amalgamation geeigneten
                              									Verbindungen der Edelmetalle ganz wesentlich.
                           Erze, welche wenig Kupfer, aber viel Gold und Silber enthalten, werden mit 1,5 bis 2
                              									Proc. Salpeterschmelze und 1,5 bis 2,5 Proc. Kochsalz gemischt. Nickel- und
                              									Kobalterze benöthigen 10 bis 20 Proc. Zuschläge (D. R. P. Kl. 40 Nr. 64233 vom 15.
                              									October 1891).
                           Dr. Ernst Bruno Mierisch in Managua (Centralamerika) behandelt Gold und Silber enthaltende Dürr- und geröstete Schwefel-
                                 										und Arsenerze mit unterchlorig sauren und
                                 										chlorsauren Alkalien im nascirenden Zustande, um den in den Erzen
                              									enthaltenen Schwefel und Arsen in lösliche Schwefel- und Arsensäureverbindungen der
                              									Alkalien umzuwandeln, welche letzteren dann, da sie die zum Auslaugen der so
                              									behandelten Erze benutzte concentrirte Kochsalzlauge stark verunreinigen würden, im
                              									weiteren Verlaufe des Processes durch eine entsprechende Menge Calciumhydrat
                              									ausgefällt werden.
                           Bei der Ausführung dieses in mancher Beziehung beachtenswerthen Verfahrens wird
                              									folgendermaassen vorgegangen: Die Schwefel und Arsen enthaltenden Edelmetallerze
                              									werden in geeigneten Gefässen mit einer durch Berechnung zu findenden Menge
                              									Natronhydrat gemischt und dann so viel Kalkhydrat zugesetzt, als nöthig ist, um die
                              									im weiteren Verlaufe des Processes sich bildende Schwefel- und Arsensäure in Form
                              									unlöslicher Kalksalze abzuscheiden. Dann wird in die so beschickten Laugefässer
                              									Chlor eingeleitet, welches durch Elektrolyse einer heissen concentrirten
                              									Kochsalzlösung gleichzeitig mit Natronlauge erhalten wird; das Chlor verbindet sich
                              									mit dem Natron und dem Kalk zu Chloriden und unterchlorigsauren, sowie in geringer
                              									Menge auch zu chlorsauren Salzen:
                           
                              
                                 4NaOH + 4Cl
                                 = 2NaCl + 2ClONa + 2H2O,
                                 
                              
                                 2Ca(OH)2 + 4Cl
                                 = CaCl2 + (ClO)2Ca + 2H2O,
                                 
                              
                                 6NaOH + 6Cl
                                 = 5NaCl + ClO2ONa + 3H2O,
                                 
                              
                                 6Ca(OH)2 + 12Cl
                                 = 5CaCl2 + (ClO3)2Ca + 6H2O.
                                 
                              
                           Diese Chlorsauerstoffverbindungen wirken oxydirend auf die oxydirbaren Substanzen der
                              									Erze ein, wobei diese Reactionen um so energischer vor sich gehen, als die
                              									Chlorsauerstoffsalze im nascirenden Zustande auf die Erze wirken. Hierbei wird aber
                              									im Gegensatz zur Oxydation mittels Chlorgas allein die Bildung von freien Säuren
                              									vollständig vermieden, sofern das Erz nicht freien Schwefel, entweder direct als
                              									solchen oder aber in Form unzersetzten Pyrites, enthält; dies ist aber bei nur
                              									einigermaassen gut gerösteten Erzschlichen wohl nur selten der Fall. Aber selbst bei
                              									Gegenwart freien Schwefels ist die Menge der sich bildenden Säuren bei weitem
                              									geringer als bei der Oxydation mit Chlor allein.
                           Hiermit fällt nun ein grosser Uebelstand der jetzigen Chlorationsmethoden, nämlich
                              									die starke Verunreinigung der Lauge durch Bildung grosser Mengen von werthlosen
                              									Chloriden und die Lösung von sonst unlöslichen Substanzen, wie Gyps, Kieselsäure,
                              									arsensaure Salze u.s.w., fort. Enthält das Erz nur einer höheren Oxydation fähige
                              									Metalloxyde, so gehen bei der Oxydation mit chlorsauren Salzen überhaupt keine
                              									Chloride in Lösung, wie dies bei der Oxydation mit Chlor der Fall ist, sondern die
                              									Metalle bleiben als höhere Oxyde in unlöslicher Form im Erz zurück. Nur die
                              									Edelmetalle, welche immer in metallischer Form oder wie das Silber in Form von
                              									schwefelsaurem Salz vorhanden sind, gehen bei weiterer Einwirkung von Chlor in
                              									Lösung.
                           Dieses ungemein interessante und wichtige gegensätzliche Verhalten der chlorsauren
                              									Alkalisalze gegen Schwefel, Arsen, Metalle und Metalloxyde ist in den nachfolgenden
                              									Gleichungen klargelegt:
                           
                              
                                 I. Chloration durch Chlorgas.
                                 
                              
                                 2S + 12Cl + 8H2O
                                 = 2H2SO4 +
                                    											12HCl
                                 
                              
                                 3As2O3 +
                                    											12Cl + 6H2O
                                 = 3As2O5 +
                                    											12HCl
                                 
                              
                                 4Fe + 12Cl
                                 = 4FeCl3
                                 
                              
                                 3Cu2O + 6Cl
                                 = 3CuCl2 + 3CuO
                                 
                              
                                 12FeS + 108Cl + 48H2O
                                 = 4Fe2(SO4)3 + 4FeCl3 + 96HCl
                                 
                              
                                 4FeS2 + 60Cl + 82H2O
                                 = 2Fe2(SO4)3 + 2H2SO4 + 60HCl
                                 
                              
                                 II. Chloration durch unterchlorigsaures
                                    											Alkali.
                                 
                              
                                 2S + 6ClONa + 2H2O
                                 = 2Na2SO4
                                    											+ 2NaCl + 4HCl
                                 
                              
                                 3As2O3 +
                                    											3ClONa
                                 = 3As2O5 +
                                    											3NaCl
                                 
                              
                                 4Fe + 6ClONa
                                 = 2Fe2O3 +
                                    											6NaCl
                                 
                              
                                 3Cu2O + 3ClONa
                                 = 6CuO + 3NaCl
                                 
                              
                                 12FeS + 54ClONa
                                 = 12Na2SO4
                                    											+ 8FeCl3 + 2Fe2O3 + 30NaCl
                                 
                              
                                 4FeS2 + 30ClONa + 2H2O
                                 = 8Na2SO4
                                    											+ 4FeCl3 + 4HCl + 14NaCl
                                 
                              
                                 III. Chloration durch chlorsaures
                                    											Alkali.
                                 
                              
                                 2S + 2ClO2ONa + 2H2O
                                 = Na2SO4 +
                                    												H2SO4 +
                                    											2HCl
                                 
                              
                                 3As2O3 +
                                    												2ClO2ONa
                                 = 3As2O5 +
                                    											2NaCl
                                 
                              
                                 4Fe + 2ClO2ONa
                                 = 2Fe2O3 +
                                    											2NaCl
                                 
                              
                                 3Cu2O + ClO2ONa
                                 = 6CuO + NaCl
                                 
                              
                                 12FeS + 18ClO2ONa
                                 = 9Na2SO4
                                    											+ Fe2(SO4)3 + 6FeCl3 + 2Fe2O3
                                 
                              
                                 4FeS2 + 10ClO2ONa + 2H2O
                                 = 5Na2SO4
                                    											+ Fe2(SO4)3 + 2FeCl3 + 4HCl
                                 
                              
                           Es geht hieraus hervor, dass bei Verwendung von unterchlorig- oder chlorsauren
                              									Alkalisalzen die erhaltene Lauge bedeutend reiner sein wird, als bei der Chloration
                              									mit Chlorgas.
                           Nach beendeter Chloration geschieht die Auslaugung durch concentrirte Kochsalzlösung.
                              									Diese wird dann mit etwa 0,5 at Unterdruck abgesaugt, was dadurch geschieht, dass
                              									die Extractionsfässer mit einem Behälter verbunden werden, in welchem nur ½ at
                              									Spannung herrscht. Zwischen beide wird ein Kasten mit Natronlauge oder gelöschtem
                              									Kalk eingeschaltet zur Absorption des Chlors, welches bei ½ at Unterdruck ziemlich
                              									vollständig aus der Lauge entfernt wird. In dem Kasten bildet sich ein Gemisch von
                              									Chloriden und unterchlorigsauren Salzen, welche in den Process zurückkehren, indem
                              									sie an Stelle des Natron- bezieh. Kalkhydrates dem gerösteten Erze zugesetzt werden.
                              									Die Lauge fliesst durch ein Bleirohr ab, dessen absolute Höhe mehr als 5 m (= ½ at)
                              									beträgt. Somit ist ein Uebertreten von Lauge nach dem Saugapparat nicht möglich,
                              									vorausgesetzt, dass das Rohr stets unter Flüssigkeit mündet.
                           Die von ihrem Gehalt an freiem Chlor fast vollständig befreite, die Edelmetalle,
                              									sowie geringe Mengen von Eisen, Kupfer, Quecksilber, Platin, Blei und Zink
                              									enthaltende Kochsalzlauge wird mit der von der Elektrolyse des Kochsalzes stammenden
                              									Lauge bis zur stark alkalischen Reaction versetzt. Hierbei scheiden sich Eisen,
                              									Kupfer und Quecksilber in Form von Oxydhydraten ab, ausserdem wird etwa noch
                              									vorhandene Arsensäure in Form von unlöslichen arsensauren Salzen der vorgenannten
                              									Metalle abgeschieden. Sollte die Menge derselben zur vollständigen Fällung der
                              									Arsensäure nicht genügen, so wird zu der Lauge etwas Chlorcalcium hinzugefügt.
                           Da diese Niederschläge leicht etwas Gold und Silber mit niederreissen, dieselben
                              									wegen ihrer voluminösen Beschaffenheit auch das Filtriren sehr erschweren, so werden
                              									sie durch Absaugen oder durch eine Filterpresse genügend von der Flüssigkeit befreit
                              									und dann, unbekümmert ob sie noch Kochsalzlauge enthalten oder nicht, getrocknet und
                              									schwach geglüht, wobei, falls Quecksilber in erheblichen Mengen in ihnen enthalten
                              									ist, dieses durch Abdestilliren gewonnen werden kann. Die getrockneten Oxyde werden
                              									pulverisirt und zur Extraction nochmals zurückgegeben.
                           Die alkalische Kochsalzlauge enthält Gold, Silber (wahrscheinlich als AgCl, da es
                              									sich beim Verdünnen der Lösung als solches abscheidet), Platin, Zink und nur Spuren
                              									von Blei, da letzteres als unlösliches Bleisulfat bei der Auslaugung
                              									zurückbleibt.
                           
                           Aus dieser alkalischen Kochsalzlösung werden die Edelmetalle Gold, Silber und
                              									Platin durch Zinkgranalien abgeschieden, während Zink in Lösung geht. Die
                              									zinkhaltige Kochsalzlösung wandert dann sofort zur Elektrolyse, wobei das Zink
                              									metallisch wiedergewonnen wird, während sich bei weiterer Einwirkung des
                              									elektrischen Stromes Chlor und Natronlauge bilden, die gleichfalls in den Process
                              									zurückgehen.
                           Die durch das Zink abgeschiedenen Edelmetalle Gold, Silber und Platin werden nach
                              									irgend einem der bekannten Verfahren von einander getrennt (D. R. P. Kl. 40 Nr.
                              									70373 vom 2. December 1892).
                           Die Chlorirungsvorrichtung von Joseph William Sutton in Brisbane (Queensland) soll durch eine möglichst
                              									constante Circulation feinkörniger Edelmetallerze die Chloration derselben
                              									vervollkommnen und abkürzen.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 40Fig. 8.Chlorirungsvorrichtung von Sutton. In Fig. 8 ist der ganze Apparat im Schnitt
                              									dargestellt.
                           A ist der Apparat zur Chlorerzeugung, welcher von
                              									beliebiger Construction sein kann. B ist der
                              									Vermischungsapparat, bestehend aus dem mit Blei gefütterten Eisenblechcylinder B1, in welchem die mit
                              									Porzellan oder Blei abgedeckte Schnecke B2 sich dreht. Diese ist von einem cylindrischen
                              									Mantel B3, der bei B4 aufgehängt ist,
                              									umgeben. Die Schneckenspindel wird in dem Zapfen B6 und der Stopfbüchse B5 geführt und erhält ihre Drehung durch
                              									ein konisches Getriebe B7, B8 ist die
                              									Entleerungsklappe, während durch B9 das Material aufgegeben wird. B10 ist ein
                              									Ablassventil, B11 das
                              									zum Chlorapparat führende Rohr, welches auf dem Boden des Mischapparates mündet.
                           B12 ist ein Dampfrohr
                              									zum Reinigen von B11,
                              									wenn letzteres verstopft sein sollte. C ist der
                              									Behälter, in welchem das mit Chlor gemischte Erz aufgefangen wird, um von dort
                              									weiter durch den Apparat geführt zu werden. Da die weitere Verarbeitung der Masse
                              									indessen gegenüber bekannten ähnlichen Verfahren nur Abweichungen bietet, welche mit
                              									dem beschriebenen Chlorirapparat in keinem wesentlichen Zusammenhange stehen,
                              									so kann von einer näheren Beschreibung desselben abgesehen werden.
                           Der Apparat arbeitet folgendermaassen:
                           Das pulverisirte Erz wird, nachdem es geröstet worden ist, mit Wasser zu einer
                              									mörtelartigen Consistenz angerührt und alsdann durch die Oeffnung B9 dem
                              									Vermischungsapparat zugeführt. Auch kann man das Wasser dem trockenen Erz erst im
                              									Apparat zusetzen und die Mischung durch die Schnecke bewirken lassen.
                           Sobald der Apparat nahezu gefüllt ist, wird B9 geschlossen und Chlor vom Apparat A eingeführt, wobei das Ventil B10 geöffnet wird. Durch Drehung der
                              									Schnecke B2 wird dann
                              									das Erz fortwährend gehoben und seitlich in den Ringraum zwischen Cylinder B1 und B3 herabgeworfen, auf
                              									welche Weise eine Circulation und innige Mischung des Erzes mit dem Chlor erzielt
                              									wird und Gold und Silber in Chloride umgewandelt werden.
                           Die Zeitdauer hängt von der Zusammensetzung der Erze ab. Bei günstiger Vertheilung
                              									der Edelmetalle können mit dem Apparat 5 t Erz in zwei Stunden verarbeitet
                              									werden.
                           Sobald das Erz genügend chlorirt ist, wird es durch B8 in den Sammelraum C
                              									abgelassen, von wo aus es weiter durch die übrigen Theile des Apparates zur weiteren
                              									Verarbeitung geführt wird (D. R. P. Kl. 40 Nr. 73904 vom 1. September 1892).
                           Während man sich bisher bei der Goldfällung aus einer
                                 										Chloridlösung gewöhnlich des Eisenvitriols oder aber der Holzkohle bedient
                              									und hierbei durchgängig mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat, indem bei der Fällung
                              									durch Eisenvitriol der erhaltene Goldniederschlag so fein ausfällt, dass er zum
                              									Theil durch das Filter geht und eine zweite Filtration nothwendig macht, während
                              									andererseits die Holzkohle im Verhältniss zu dem Golde in ganz enormen Mengen
                              									verwandt werden muss und ausserdem ein Absondern des ausgefällten Goldes von
                              									derselben sehr schwer ist, sollen diese Uebelstände bei dem neuen Sutton'schen Verfahren vermieden sein, und das
                              									ausgefällte Gold in concentrirter Gestalt und in solchem Zustande erhalten werden,
                              									dass es leicht und vollständig durch Filtration gewonnen werden kann.
                           Das Verfahren besteht im Wesentlichen darin, dass der das Gold ausfällenden
                              									Eisenvitriollösung ein flüssiger Kohlenwasserstoff, am besten ein billiges
                              									Mineralöl, wie z.B. Kerosen, als Goldsammler zugesetzt wird. Dieser
                              									Kohlenwasserstoff wird zweckmässig mit Borax oder Aetznatronlösung versetzt, welche
                              									Körper die Vertheilung des Kohlenwasserstoffes in der Eisenvitriollösung bedeutend
                              									erleichtern. Nach beendeter Goldfällung wird das Alkali durch verdünnte
                              									Schwefelsäure neutralisirt.
                           Der Kohlenwasserstoff steigt nach beendeter Fällung mit den ausgefällten
                              									Goldpartikelchen, die sich in demselben ansammeln, entweder nach oben oder verbleibt
                              									auf dem Boden des Fällgefässes, je nachdem sein specifisches Gewicht kleiner oder
                              									grösser als das der Lösung ist. In jedem Falle aber kann derselbe leicht von der
                              									Lösung getrennt werden, worauf durch Filtration eine weitere Trennung des Goldes von
                              									dem Kohlenwasserstoff erzielt wird.
                           Die Gold enthaltende Chloridlösung wird für 1 g Gold mit 15 g gesättigter Boraxlösung
                              									oder 50 Proc. Alkalilösung versetzt, worauf für 1 g Gold 30 g flüssigen
                              									Kohlenwasserstoffs zugefügt werden. Das Ganze wird gründlich umgerührt und während dessen für 1
                              									g Gold 15 g gesättigte Eisenvitriollösung zugegeben. Man rührt dann noch einige
                              									Minuten weiter um und lässt es dann etwa 15 Minuten ruhig stehen. Nach Ablauf dieser
                              									Zeit hat sich sämmtliches Gold, sowie der Ueberschuss an Eisen, welcher durch das
                              									Alkali ausgefällt worden ist, in dem Kohlenwasserstoff angesammelt und schwimmt mit
                              									diesem auf der Oberfläche der Chloridlösung, von welcher das Oel leicht abgehebert
                              									werden kann. Dann setzt man zu dem letzteren verdünnte Schwefelsäure, wodurch nicht
                              									nur das gefällte Eisen wieder gelöst und von dem Golde getrennt, sondern auch das
                              									Alkali neutralisirt wird, in Folge dessen die Oelpartikelchen leicht und schnell
                              									zusammenfliessen und ein Ganzes bilden, wodurch die Filtration bedeutend
                              									beschleunigt wird (D. R. P. Kl. 40 Nr. 72528 vom 5. Januar 1893).
                           Akerblom beschreibt in den Jernkont. Ann., 1892 S. 41 u. ff., das in Glasgow gehandhabte Goldextractionsverfahren von Pollok. Es werden aus den meistens gerösteten Erzen zuvörderst die unedlen
                              									Metalle abgeschieden. Bei grösserem Silbergehalte muss auch dieses durch Auslaugen
                              									vor dem Chloriren aus dem Erze entfernt werden, da es als Chlorsilber das Gold
                              									umgeben und vor der Einwirkung des Chlors schützen würde. Es wird deshalb zunächst
                              									durch Auslaugen mit Wasser das Kupfer entfernt und alsdann das Erz mit einer
                              									1procentigen Lösung von unterschwefligsaurem Natrium unter Benutzung einer
                              									Vacuumpumpe behandelt, wobei das Silber zum grössten Theil in Lösung geht. Aus
                              									dieser Lösung wird in bekannter Weise das Silber durch Schwefelnatrium als
                              									Schwefelsilber ausgefällt und hierdurch gleichzeitig die Lösung für ein erneutes
                              									Auslaugen regenerirt:
                           (2Na2S2O3 + Ag2S2O3) +
                              										Na2S = Ag2S +
                              										3Na2S2O3.
                           Silberarme Erze werden nur mit Wasser und verdünnter Säure ausgelaugt. Bei allen
                              									diesen Extractionen wird mit einer Vacuumpumpe gearbeitet, wodurch die Filtration
                              									bedeutend verkürzt wird, und das rückständige Erzpulver fast vollständig von der
                              									anhaftenden Flüssigkeit befreit ist und sofort in den Chlorirungsapparat geschafft
                              									werden kann. Dieser besteht aus einem Cylinder aus Kesselblech, welcher an seinen
                              									beiden Enden Zapfen hat und durch diese in zwei Lagern ruht, wo er mittels einer
                              									Riemenscheibe um seine wagerechte Längsachse gedreht werden kann. Der mit einer
                              									verschliessbaren Aufgebeöffnung von 40 cm Weite versehene Cylinder ist innen mit
                              									vulkanisertem Kautschuk ausgekleidet. Der eine der Achsenzapfen ist hohl; in
                              									demselben steckt ein mit Kautschuk abgedichtetes Bleirohr, welches zum Einpressen
                              									von Wasser dient und ein Manometer trägt. Das Rohr endigt mit einem
                              									selbstschliessenden Klappenventil aus Kautschuk, welches ein Zurückfliessen des
                              									eingepressten Wassers verhindert.
                           Beim Beschicken des Apparates wird durch das geöffnete Aufgebeloch etwa 1 t Erz
                              									eingeschaufelt und dann 2 Proc. vom Erzgewicht, also 20 k Chlorkalk, zugegeben,
                              									worauf man zum Zerlegen desselben die nöthige Menge Natriumbisulfat zusetzt und dann
                              									noch etwa 1 t Erz einschaufelt, wodurch der Apparat ziemlich vollständig gefüllt
                              									ist. Dies hat den Vortheil, dass man später nur wenig Wasser einpressen kann, und
                              									demzufolge wenig, aber concentrirte Goldlösung bekommt. Man pumpt jetzt kaltes
                              									Wasser ein, wobei sämmtliche Luft durch das oben befindliche Loch entweicht.
                              									Dann wird diese Oeffnung geschlossen und mit dem Wasserpumpen fortgefahren, bis das
                              									Manometer einen Druck von 7 at im Inneren des Behälters anzeigt. Man hört jetzt mit
                              									dem Einpumpen auf und setzt den Apparat in Drehbewegung (etwa 18 bis 20 Umdrehungen
                              									in der Minute). Das Wasser löst das Natriumbisulfat auf, welches seinerseits auf den
                              									Chlorkalk einwirkt und das Chlor aus demselben frei macht. Dieses wird von dem
                              									Wasser absorbirt und dringt bei dem starken Druck in die feinsten Erzporen ein, so
                              									dass die Goldauflösung eine sehr vollständige ist.
                           Nachdem der Cylinder 1½ Stunden sich gedreht hat, ist die Auflösung des Goldes
                              									beendet. Der Apparat wird still gestellt und nun zunächst der Ueberdruck abgelassen,
                              									wobei das aus demselben entweichende Chlorgas in ein Gefäss mit Kalkmilch geleitet
                              									und aufgefangen wird. Dann wird die Aufgebeöffnung geöffnet und aus dieser der ganze
                              									Inhalt des Cylinders in die unter demselben befindliche Filtrirvorrichtung gestürzt.
                              									Diese besteht aus einem oben offenen viereckigen Kasten aus Eisenblech, der innen
                              									mit Kautschuk ausgekleidet und dessen Boden mit Sand bedeckt ist, auf dem eine
                              									durchlochte Kautschukplatte liegt; die Loch weite beträgt 0,5 mm. Die Filtration
                              									wird auch hier durch eine Vacuumpumpe beschleunigt. Das Chlorgefäss wird einige Male
                              									mit wenig Wasser, welches gleichfalls in den Filterkasten gelangt, ausgespült. Nach
                              									jedem Waschen wird mittels der Vacuumpumpe die goldhaltige Lösung möglichst
                              									vollständig abgesaugt, wodurch man erreicht, dass nach 3maligem Waschen die
                              									Auslaugung beendet ist.
                           Die höchstens 5 hl ausmachende Goldlösung wird in einem mit Blei ausgekleideten
                              									Gefäss gesammelt, aus dem sie langsam in einen fast ganz mit gepulvertem
                              									Schwefeleisen angefüllten Behälter laufen gelassen wird. Hierbei gibt das Gold,
                              									indem es metallisch ausfällt, sein Chlor an das Eisen ab:
                           2FeS + 2AuCl3 = 2Au + Fe2Cl6 + 2S,
                           welches mit diesem Eisenchlorid bildet und abfliesst. Das Gold
                              									bleibt mit dem abgeschiedenen Schwefel in dem Behälter zurück. Ist in dieser Weise
                              									sämmtliches Schwefeleisen aufgelöst, so wird der Goldschlamm herausgenommen,
                              									ausgepresst, im Tiegel eingeschmolzen und zu Barren ausgegossen, womit es zum
                              									Verkaufe fertig ist. Nach eigenen Analysen, die Akerblom später von mitgenommenen Proben in Falun machte, sollen durch die
                              									Extraction 96,6 Proc. Gold und 97,6 Proc. Silber aus dem Erze gewonnen werden, so
                              									dass die Edelmetallverluste bei dem Pollok-Process als sehr geringe zu bezeichnen
                              									sind. Da die Chlorirung nur 1½ Stunden dauert und zum Füllen und Entleeren des
                              									Chlorirungsapparates nur ½ Stunde erforderlich ist, so können mit einem Apparat
                              									täglich 24 t Erz verarbeitet werden.
                           Werner Langhuth beschreibt in den Transactions of the American Institute of Mining
                                 										Engineers, Bd. 21 S. 314 bis 320, die Golden Reward
                                 										chlorinationsworks at Deadwood, S. D., woselbst nach einem eigenartigen
                              									Verfahren Gold aus der Chloridlösung ausgefällt wird. Dieses Verfahren besteht im
                              									Wesentlichen darin, dass in der freies Chlor enthaltenden Goldchloridlauge das freie
                              									Chlor zunächst durch schweflige Säure zerstört wird, worauf das Gold durch
                              									Schwefelwasserstoff vollständig aus der Lösung ausgefällt wird. Diese beiden Phasen des Processes
                              									veranschaulichen die nachstehenden Gleichungen:
                           
                              
                                 I.
                                 2Cl + SO2 + 2H2O
                                 = H2SO4 +
                                    											2HCl
                                 
                              
                                 II.
                                 2AuCl3 + 3H2S
                                 = Au2S3 +
                                    											6HCl.
                                 
                              
                           Die Anlagen zur Ausführung dieses Verfahrens, nach dem schon bedeutende Mengen Gold
                              									gewonnen sein sollen, zeichnen sich durch grosse Einfachheit und Zweckmässigkeit
                              									aus. Im Wesentlichen bestehen dieselben aus einem grossen mit Bleiplatten
                              									ausgekleideten Fällbottich, zwei Apparaten zur Entwickelung von schwefliger Säure
                              									und Schwefelwasserstoff, einem Druckkessel und einer Filterpresse.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 42Fig. 9.Apparat zur Ausfällung von Gold. Der Fällbottich, in welchem die Goldchloridlösung sowohl mit schwefliger
                              									Säure als auch mit Schwefelwasserstoff behandelt wird, hat ganz bedeutende
                              									Abmessungen: Länge 3,65 m, Breite 3,05 m, Höhe 3,65 m, wodurch es möglich wird, auf
                              									einmal 31 700 1 Goldchloridlösung zu behandeln. Der Bottich (Fig. 9) ist aus Fichtenbrettern von 5 cm Stärke und
                              									Balken von 30 auf 30 cm zusammengesetzt und mit eisernen Stangen verankert. Alle
                              									Eisentheile sind mit einer starken Asphaltschicht versehen. Die Bleibekleidung wiegt
                              									für 1 qm etwa 15 k. Der dicht aufgepasste, getheerte Deckel des Bottichs besitzt ein
                              									grosses Mannloch A und ein Gasabzugsrohr B, welches in den Hauptschornstein des Werkes
                              									einmündet.
                           Die beiden Entwickelungsapparate für die schweflige Säure und den Schwefelwasserstoff
                              									sind zwei Behälter aus Stahlblech von 1,22 m innerem Durchmesser und 0,68 m Höhe.
                              									Die Deckel derselben sind gleichfalls mit Mannlöchern versehen. Diese beiden
                              									Apparate müssen bis zu 11 at Druck aushalten. Der Schwefelwasserstoffentwickler ist
                              									mit Blei ausgekleidet, wohingegen dies bei dem Schweflige Säure-Entwickler nicht
                              									nothwendig ist. Dieser letztere Behälter ist mit der Leitung für die Druckluft durch
                              									ein Rohr und durch ein zweites Rohr E auch mit dem
                              									Fällbottich verbunden. Ausserdem ist in diesem Entwickelungsapparate eine
                              									gusseiserne Pfanne aufgestellt, in welcher Schwefel verbrannt werden kann.
                           Der Schwefelwasserstoffentwickler ist gleichfalls mit dem Rohre E verbunden, ausserdem aber ist er durch ein
                              									zweites im Deckel befindliches Rohr auch an den Luftcompressor angeschlossen.
                              									In dem Behälter befindet sich ein durchlöchertes Bleiblech H, worauf das Schwefeleisen aufgebracht wird. Die Reinigung des
                              									Entwicklers geschieht durch Oeffnen eines am Boden befindlichen Rohres, wodurch der
                              									Inhalt desselben in die Rinne G abgelassen wird.
                           Bei der Ausführung des Verfahrens wird der Fällbottich so hoch mit Goldchloridlösung
                              									angefüllt, dass bis zum Deckel desselben noch etwa 0,3 m Raum bleibt. Dann werden in
                              									die Schwefelpfanne etwa 2,27 bis 4,54 k Schwefel aufgelegt, angezündet und das
                              									Mannloch geschlossen, hingegen der zum Rohre E führende
                              									Hahn a ganz und der zur Druckluftleitung führende Hahn
                              										b etwas geöffnet, so dass die Pressluft in den
                              									Entwicklungsapparat treten und die weitere Verbrennung des Schwefels zu schwefliger
                              									Säure bewirken kann.
                           Die sich entwickelnde schweflige Säure tritt durch die feinen Durchbohrungen des fast
                              									bis auf den Boden des Fällbottichs reichenden gebogenen Bleirohres E aus und steigt in der freies Chlor enthaltenden
                              									Goldchloridlösung in kleinen Bläschen auf. Diese werden durch das freie Chlor zu
                              									Schwefelsäure oxydirt, während das Chlor selbst zu Salzsäure umgewandelt wird:
                           2Cl + SO2 + 2H2O = H2SO4 + 2HCl.
                           Nach Beendigung dieser Reaction werden die Hähne a und
                              										b geschlossen und nunmehr zur Fällung des Goldes
                              									selbst geschritten. Der Schwefelwasserstoffentwickler wird durch Einfüllen von
                              									verdünnter Schwefelsäure in Betrieb gesetzt, und das erzeugte Schwefelwasserstoffgas
                              									durch Oeffnen des Hahnes d in das Rohr E geleitet, von wo es in die Goldlösung tritt und eine
                              									Fällung desselben als Schwefelgold bewirkt:
                           2AuCl3 + 3H2S = Au2S3 + 6HCl.
                           Um diese Reaction zu unterstützen, wird auch der Hahn c
                              									etwas geöffnet und hierdurch comprimirte Luft in das Rohr E gelassen, von wo sie in den Fällbottich tritt und die Goldlösung kräftig
                              									aufrührt. Das Ausfällen des Goldes ist meistens in ungefähr einer Stunde beendet;
                              									das Schwefelwasserstoffgas wird gewöhnlich bis zu einem kleinen Ueberschuss
                              									eingeleitet, doch wird trotzdem die entgoldete Flüssigkeit stets noch auf einen
                              									etwaigen Goldgehalt untersucht.
                           Das niedergeschlagene Schwefelgold ist flockig, braucht jedoch nur kurze Zeit zum
                              									Absetzen; in der Regel hat sich die grösste Menge des Niederschlages schon nach 2
                              									Stunden abgesetzt, so dass mit dem Ableiten der über dem Niederschlage stehenden
                              									Flüssigkeit nach der Filterpresse begonnen werden kann. Die Filterpresse ist eine
                              										Johnson'sche mit 24 einzelnen Kammern; als Filter
                              									wird Flanell verwandt. Das Filtriren nimmt durchschnittlich 3 bis 4 Stunden in
                              									Anspruch, je nachdem die Filter neu oder alt sind.
                           Ist die Flüssigkeit aus dem Fällbottich abgelassen, so wird dieser, ohne dass man den
                              									Schwefelgoldniederschlag herausgenommen hat, von Neuem mit Goldchloridlösung
                              									gefüllt, aus der dann in der oben beschriebenen Weise das Gold ausgefällt wird. Erst
                              									nach ein- bis zweimonatlichem Arbeiten hat man genügend Schwefelgold gewonnen, um
                              									zur Weiterverarbeitung desselben schreiten zu können. Es wird zu diesem Zwecke etwas
                              									Wasser in den Fällbottich eingelassen, das Mannloch des darunter befindlichen Druckkessels
                              									geöffnet und durch das Kautschukrohr k nach Oeffnen des
                              									Pfropfens D der gesammte Schwefelgoldniederschlag in
                              									den Druckkessel gespült. Hierauf wird das Mannloch desselben geschlossen und durch
                              									Oeffnen der Hähne i und h
                              									der Niederschlag in die Filterpresse gedrückt. Nach der Entfernung des Wassers wird
                              									etwa 1 Stunde lang Luft durch die Presse geblasen, worauf der getrocknete Kuchen
                              									herausgenommen werden kann. Derselbe besteht in der Hauptsache aus Schwefelgold,
                              									enthält aber auch Schwefel, Arsen, Antimon, Kupfer, Silber u.s.w. Dieser Kuchen wird
                              									zunächst in einem Muffelofen geröstet und dann mit Borax und Salpeter in Tiegeln
                              									geschmolzen. Das resultirende Gold ist von 900 bis 950 Feingehalt.