| Titel: | Die Forbes'schen 5000 HP-Wechselstrommaschinen für das Niagaraproject. | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 109 | 
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                        Die Forbes'schen 5000 HP-Wechselstrommaschinen
                           								für das Niagaraproject.Elektrotechn.
                                          													Zeitschr. 1894.
                        Mit Abbildungen.
                        Die Forbes'schen 5000 HP-Wechselstrommaschinen für das
                           								Niagaraproject.
                        
                     
                        
                           Für die geplante elektrische Ausnutzung der Wasserkräfte des Niagara ist von
                              									Professor Forbes eine 5000 -Wechselstrommaschine von
                              									eigenthümlicher Construction entworfen worden, welche in ihren Einzelheiten
                              									Interesse bietet, obschon dieselbe wohl nicht ohne einige Aenderungen zur Ausführung
                              									kommen wird. Aehnlich der Oerlikon-Maschine von etwa
                              									600  (vgl. 1894 291 * 134) ist dieselbe für
                              									directe Kuppelung mit der Turbinenwelle bestimmt. Die Maschine wird für niedrige
                              									Periodenzahl und zwar für 16⅔ Perioden in der Secunde bei 250 Umgängen
                              									eingerichtet.
                           Auf der Grundplatte ist ein senkrechter gusseiserner Cylinder A (Fig. 1 und
                              										2) aufgebolzt, der
                              									mit Vorsprüngen zum Tragen der festen Armatur und der Lager für die rotirenden
                              									Theile versehen ist. Die Armaturspulen E und F sind von einander unabhängig, um das Herausnehmen und
                              									Auswechseln zu ermöglichen; sie sitzen in Schlitzen C
                              									der festen Armatur und sind in öldichte Behälter eingeschlossen, durch welche das
                              									Oel fliessen kann. Der drehbare Feldmagnet befindet sich ausserhalb der Armatur und
                              									ist mit radialen, nach innen stehenden Polen versehen. Er besteht in der Hauptsache
                              									aus geschmiedetem Stahl und wird von einem achtarmigen Nebenstern D aus Stahl oder Bronzeguss getragen; der Stern ist mit
                              									einer Bedeckung aus dünnem Blech mit Oeffnungen versehen, durch welche Luft in das
                              									Innere der Maschine gepresst wird. Die Polstücke sind an den Stahlkranz B angebolzt. Die Feldspulen, von denen je 2 auf einen
                              									Pol gewickelt sind, bestehen aus Kupferstreifen, zwischen denen ein Raum zum
                              									Eindringen der Luft freigelassen ist. Der Erregerstrom wird durch
                              									Ringe aus weichem Kupfer eingeführt, die auf dem Nebenstern befestigt sind und
                              									auf denen feste Bürsten G schleifen. Die Nute des
                              									Sterns ist auf dem oberen Ende der senkrechten Welle angebracht. Der Stahlkranz B ist am Nebenstern durch 16 Bolzen mit Muttern
                              									befestigt. Die Welle wird von 2 Lagern getragen, deren jedes mit 4 radialen Armen
                              										H versehen ist, welche mit 4 entsprechenden
                              									Vorsprüngen des gusseisernen Cylinders A durch
                              									Schraubenbolzen verbunden sind. Dieser gusseiserne Cylinder ist bei J mit der Grundplatte verbolzt und wird mittels Keilen
                              									eingestellt. Ausser den zum Tragen der Lager dienenden ausserhalb befindlichen
                              									Lappen ist der Cylinder auch noch im äusseren Umfange mit senkrechten Rippen K versehen, an welche der aus Blech zusammengesetzte
                              									Eisenkern sich anlegt. Der Cylinder trägt ausserdem unterhalb die ringförmige Platte
                              										L, auf welcher der Armaturkern ruht und mittels
                              									eines einzigen Keiles befestigt ist. Die Armatur ist trommelartig bewickelt, d.h.
                              									die Bewickelung befindet sich vollständig auf dem äusseren Umfange des Kernes.
                              									Hierdurch wird erreicht, dass die Spulen einzeln hergestellt und nachher an ihren
                              									Platz gebracht werden können; auch wird dadurch ermöglicht, dieselben bei einem
                              									vorkommenden Unfall leicht auswechseln zu können. Um dies bequem zu machen, sind die
                              									Schlitze für jede Spule nicht radial, sondern parallel zu einander in den Eisenkern
                              									eingeschnitten, wie dies bei C in Fig. 2 und 3 ersichtlich ist. Jede
                              									Spule ist mit Isolirmaterial umhüllt, welches die Spule rohrartig umgibt, so dass
                              									wie bei einem Transformator Oel hindurchfliessen oder mittels einer Pumpe
                              									hindurchgepresst werden kann. An der Grundfläche der Maschine sind zu diesem Zweck 2
                              									Röhren zum Zu- und Abfluss des Oeles angebracht.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 110Forbes' Wechselstrommaschinen. Das Zuflussrohr ist mit einem im Maschinenhaus aufgestellten Oelbehälter
                              									verbunden. Das Abflussrohr ist durch ein anderes Rohr nach einer Vorrichtung mit
                              									Wasserkühlung geführt, von wo das Oel nach dem Vorratsbehälter gepumpt wird. Von dem
                              									Zuflussrohre sind 16 messingene Leitungsröhren C von
                              									unten nach den die Spulen umgebenden Oelkästen geführt, während 16 andere Röhren D mit den oberen Enden der Oelkästen verbunden sind.
                              									Das Abflussrohr ist bei E (Fig. 4 und 5) durch eine Büchse mit
                              									einem Fenster unterbrochen, so dass man die Strömung des Oeles beobachten kann. Die
                              									Grundplatte besteht aus einem Eisengusstück. Die Armatur ist aus dünnen Eisenblechen
                              									mit Luftzwischenräumen aufgebaut; sie wird durch 8 Bolzen aus Nickelstahl
                              									zusammengehalten, welches Material nicht nur grosse Festigkeit besitzt, sondern
                              									auch unmagnetisch und von hohem elektrischen Widerstand ist. Der Nickelgehalt
                              									beträgt 25 Proc.
                           Es sind im Ganzen 8 Armaturspulen vorhanden und zwar 8 kurze E- und 8 lange F-Spulen, doch ist die
                              									Drahtlänge bei beiden Arten die gleiche. Die kurzen Spulen sind an der Ober- und
                              									Unterplatte des Armaturkernes umgebogen; die laugen Spulen sind in einer Ebene
                              									gewickelt und um die kurzen Spulen herumgelegt. Forbes
                              									legte bei dem Entwürfe dieser für starke und anhaltende Arbeit bestimmten Maschine
                              									ein sehr grosses Gewicht darauf, die Wärmeentwickelung noch weiter herabzuziehen,
                              									als dies für gewöhnlich geschieht, weil die ungleichen Ausdehnungen und
                              									Zusammenziehungen, welche in Folge der Temperaturänderungen in den Materialien
                              									hervorgerufen werden, auf die Dauer sehr zerstörend auf die Constructionstheile
                              									einwirken und die Isolation ernstlich gefährdet wird. Die Drahtlagen der Spulen sind
                              									durch Glimmer von einander getrennt; bei jeder Spule wurden während der Wickelung
                              									Streifen von Isolationsmaterial spiralförmig in der Weise eingelegt, dass das Oel
                              									durch die Zwischenräume frei fliessen kann; das Ganze ist dann von einem Gehäuse aus
                              									starkem Isolationsmaterial umschlossen. Das hierzu verwendete Material besteht aus
                              									Voodit, von welchem 3 mm Dicke einer Spannung von 30000 V widersteht und welches
                              									weder durch Oel noch durch hohe Temperaturen Schaden leidet.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 110Forbes' Wechselstrommaschinen. Die Lagergestelle bestehen aus Gusseisen und sind mit 4 radialen Armen
                              									versehen, welche auf 4 am senkrechten Cylinder angegossenen Lappen ruhen und mittels
                              									Schraubenbolzen daran befestigt sind. Dadurch kann man nach Herausheben der Welle
                              									sammt dem daran befestigten Feldmagnet die Lager um einen Winkel von 45° in der
                              									Wagerechtebene herumdrehen und alsdann abnehmen; es wird dadurch ein Raum von 90 cm
                              									Durchmesser frei, durch welchen die Turbinenwelle im Falle nöthiger Reparaturen
                              									herausgenommen werden kann. Die Schmierung der Lager erfolgt in der Mitte mittels
                              									Einpressens von Oel durch ein Rohr; das Oel wird durch spiralförmige Rinnen über das
                              									Lager vertheilt. An beiden Seiten jedes Lagers ist die Büchse verdünnt und eine
                              									Wismuthstange eingelöthet, so dass bei Erhitzung der Büchse ein thermoelektrischer
                              									Strom entsteht, durch welchen mittels eines Relais im Maschinenhause eine Klingel in
                              									Thätigkeit versetzt wird. Sobald dies der Fall ist, kann sofort Wasser zur Kühlung der Lager
                              									zugelassen werden, und der Maschinist wird auf die Notwendigkeit einer Untersuchung
                              									der Lager aufmerksam gemacht.
                           Besondere Aufmerksamkeit wurde auf das Material gerichtet, aus welchem der den
                              									Feldmagnet tragende Nebenring herzustellen war; Forbes
                              									hält Gusstahl für das am besten zu diesem Zwecke geeignete Material, in der
                              									Zeichnung wurde Bronze angenommen. Mit Rücksicht auf die verhältnissmässig grosse
                              									Umdrehungsgeschwindigkeit von 250 Touren, entsprechend einer
                              									Umdrehungsgeschwindigkeit von 36 m in der Secunde, musste die grösste Sorgfalt auf
                              									die Ausbalancirung der sich drehenden Theile verwendet werden, und zwar war dies um
                              									so mehr nöthig, als die von den Turbinen möglicher Weise anzunehmende
                              									Maximalgeschwindigkeit, die bei einem Bruche des Regulators eintreten kann, die
                              									angegebene Tourenzahl auf das Doppelte zu steigern vermag, wenn auch dieser Fall
                              									ausgeschlossen erscheint. Jeder der sich drehenden Theile ist deshalb für sich
                              									allein auszubalanciren. Für die Ausbalancirung des Ganzen hat Forbes eine besondere Methode vorgeschlagen. Zu dem
                              									Zweck will derselbe vorübergehend eine aus Kautschuk bestehende, mit einer dünnen
                              									Metallröhre überkleidete Packung in die Lager legen. Die Maschine soll alsdann mit
                              									geringer Geschwindigkeit in Umdrehung versetzt und die Ausgleichung in der
                              									gewöhnlichen Weise ausgeführt werden. Hierauf wird die Geschwindigkeit allmählich
                              									gesteigert und nach einer gewissen Vermehrung der Umdrehungszahl, wo nöthig, eine
                              									neue Ausgleichung bewirkt, bis auf 500 Umgänge in der Minute gesteigert worden ist.
                              									Ist alsdann die Ausgleichung auch bei dieser Geschwindigkeit erreicht, so ist man
                              									sicher, dass die Ausgleichung bei 250 Touren als vollkommen zu betrachten ist.
                           Die oben erwähnte Oelisolation soll erst dann an den zu bauenden Maschinen angebracht
                              									werden, wenn sie sich als nöthig erweist.
                           Der Bau dieser Maschinen wurde der Westinghouse Electric and
                                 										Construction Company in Pittsburgh übertragen, welche auch schon den Bau von zwei Maschinen
                              									begonnen hat.