| Titel: | Die Erzeugung von rauchlosem Pulver. | 
| Autor: | Oscar Guttmann | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 111 | 
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                        Die Erzeugung von rauchlosem Pulver.
                        Von Oscar Guttmann.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 93 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Die Erzeugung von rauchlosem Pulver.
                        
                     
                        
                           Aceton von Hugo Blank in Berlin, wie es in grossen Mengen für
                              									militärische Zwecke verwendet wird, besitzt ein specifisches Gewicht von 0,7965. 98
                              									Proc. dieses Acetons destilliren über bei einer Temperatur zwischen 56,2 und 56,4°.
                              									Es bestellt die Permanganatprobe 9 Minuten lang und enthält 0,00225 Proc. Säure. Man
                              									hat versucht, dem Aceton etwas Alkohol zuzumischen, und es scheint, dass das Pulver
                              									dadurch etwas langsamer verbrennt, doch kann dies auch auf andere Weise erreicht
                              									werden.
                           Die Nitrocellulose wird bei einer, 40° natürlich nicht übersteigenden Temperatur
                              									getrocknet. Dies geschieht gewöhnlich in speciell construirten Trockenhäusern
                              									(vergl. 1890 278 * 21), von welchen ich in einem früheren
                              									Vortrage gesprochen habe. Ich wünsche dies nur wegen eines besonderen
                              									Verfahrens zu erwähnen, welches in Oesterreich zum mindesten seit dem Jahre
                              									1891 benutzt, in Grossbritannien aber im J. 1892 patentirt wurde. Es besteht in dem
                              									sogen. „Alkoholisiren“ der Nitrocellulose, nämlich in der Zugabe von
                              									hochprocentigem Alkohol zur feuchten Nitrocellulose, wodurch der Alkohol verdünnt
                              									wird, und in dem Verdampfen des verdünnten Weingeistes. Da die Siedepunkte von
                              									hochprocentigem und massig verdünntem Alkohol nahezu dieselben, und beide viel
                              									niedriger sind, als der Siedepunkt von Wasser, so ist es klar, dass auf diese Weise
                              									die Entfernung der Feuchtigkeit viel rascher erfolgt. Um den Alkohol besser
                              									auszunützen, kann man, wie dies in Frankreich vorgeschlagen wurde, den Alkohol
                              									stufenweise verwenden, nämlich indem man zuerst verdünnten Alkohol von einer
                              									früheren Behandlung und nach dessen Verdampfung stärkeren benutzt, welcher nun eine
                              									geringere Menge Wasser aufzunehmen hätte, und so weiter drei- bis viermal, wodurch
                              									eine bedeutende Ersparniss an Alkohol herbeigeführt würde.
                           Ich glaube, dass man in Frankreich früher flache Ebonitgefässe verwendet hat, in
                              									welchen die Schiesswolle in dünner Lage ausgebreitet wurde, worauf man das
                              									Lösungsmittel aufgoss. Diese Gefässe wurden dann unter eine Glasglocke gestellt und
                              									bis zu vollständiger Lösung stehen gelassen. Sodann wurde ein auf 55° erwärmter
                              									Luftstrom über dieselbe geführt, um den Aether zu verdampfen, und dieser wurde in
                              									besonderen Apparaten condensirt.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 111Fig. 1.Werner und Pfleiderer's Knetmaschine. Fast alle modernen Pulver werden durch einfache Verfahren hergestellt. Die
                              									Lösung von Nitrocellulose in dem Lösungsmittel geschieht durch Knetmaschinen, wie
                              									sie von Bäckern zur Herstellung des Brodteiges verwendet werden, und welche man bei
                              									der Erzeugung von Sprenggelatine schon lange benutzt. Diejenigen von Werner und Pfleiderer in Cannstatt werden fast
                              									ausschliesslich verwendet. Ihre Construction ist aus Fig.
                                 										1 ersichtlich. Sie bestehen aus einem Troge, welcher aus zwei aneinander
                              									stossenden Cylinderhälften zusammengesetzt ist und durch einen viereckigen Kasten
                              									überragt wird, so dass der Boden desselben ungefähr die Form eines W besitzt. In
                              									jeder dieser Cylinderhälften dreht sich eine Welle, welche einen helicoidalen Flügel
                              									trägt. Die Flügel drehen sich in entgegengesetzter Richtung, und der eine macht
                              									ungefähr doppelt so viel Umdrehungen als der andere. Die Flügel berühren nahezu den
                              									Boden des Troges, und die Folge davon ist, dass das in die Maschine gegebene
                              									Material in zwei Theile getheilt wird; sodann wird dasselbe gegen den Boden des
                              									Troges geknetet, hierauf längs des Flügels vorgeschoben und bei einer nächsten
                              									halben Umdrehung von dem anderen Theile des Flügels umgedreht. Da die
                              									Geschwindigkeit der zwei Flügel verschieden ist, so wird bei jeder Umdrehung ein anderer Theil
                              									des Teiges dem Kneten unterzogen.
                           In der Regel hört die Mischung für rauchloses Pulver, wenn einmal das Lösungsmittel
                              									hinzugefügt ist, auf, explosiv zu sein, und ist nur brennbar, so dass diese
                              									Knetmaschinen gewöhnlich bloss aus Eisen gemacht werden. Da Schiessbaum wolle grosse
                              									Saugfähigkeit besitzt, so ist die Menge des verwendeten Lösungsmittels ungefähr dem
                              									Gewichte nach gleich gross, doch wechselt dies je nach der Zeit, welche für die
                              									Knetoperation verwendet wird. Es ist sehr wohl möglich, mit einer geringen Menge von
                              									Lösungsmitteln zu arbeiten, vorausgesetzt, dass das Kneten der Mischung genügend
                              									lange fortgesetzt wird. Die Frage, was vortheilhafter ist, eine Minimalmenge von
                              									Lösungsmitteln oder eine Minimallänge von Zeit zu verwenden, muss vom ökonomischen
                              									Gesichtspunkte aus betrachtet werden, nachdem es bisher sich als unmöglich gezeigt
                              									hat, das Lösungsmittel ökonomisch vortheilhaft wiederzugewinnen. Wenn der Teig die
                              									Maschine verlässt, in welcher er zwischen 3 und 10 Stunden lang geknetet wurde, so
                              									hat er ein vollkommen gleichförmiges und durchscheinendes Aeussere und ungefähr die
                              									Consistenz von weichem Gummi. Er wird dann weiterer Behandlung unterworfen, je nach
                              									der Form, welche das fertige Pulver haben soll.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 112Fig. 2.Walze für Pulverteig. Manche der reinen Schiesswollpulver, wie das Walsrode-Pulver, werden in
                              									Körner verwandelt, indem man die Mischung in heisses Wasser gibt und Dampf durch
                              									dieselbe bläst, welcher den Teig zerkleinert und körnig macht. Manche werden durch
                              									Mundstücke zu Schnüren gepresst, wie das Cordit, wovon später die Rede sein wird,
                              									doch in der Regel wird für militärische Zwecke der Teig durch erwärmte Walzen
                              									geführt und in dünne Blätter ausgewalzt, wobei gleichzeitig das Lösungsmittel durch
                              									die Wärme der Walzen ausgetrieben wird. Das allgemeine Princip solcher Walzen ist in
                              										Fig. 2 gegeben. Dieselben bestehen einfach aus
                              									einem Paare hohler, hochpolirter Walzen aus Hartguss oder Stahl, von denen die
                              									untere in einem festen Lager sich dreht, während die obere durch Zahnräder gehoben
                              									werden kann, welche durch ein Handrad in Thätigkeit versetzt werden. Zwei Schaber
                              									legen sich gegen die Walzen, um das ausgewalzte Blatt zu verhindern, sich auf die
                              									Walzen aufzuwickeln und von denselben herumgeführt zu werden.
                           Die den Walzen gegebene Temperatur hängt von dem Siedepunkte des verwendeten
                              									Lösungsmittels ab, überschreitet aber in der Regel 60° nicht. Die Walzen bewirken
                              									gleichzeitig die vollständige Mengung und Lösung solcher Theile von
                              									Nitrocellulose, welche sich beim Kneten nicht lösten. Während des Walzens hört man
                              									hier und da kleine Detonationen, welche von manchen dem Platzen von Luftblasen in
                              									dem Blatte zugeschrieben wurden, aber höchst wahrscheinlich davon herrührten, dass
                              									Schiesswolltheilchen durch die Vereinigung von Wärme, Reibung und Druck explodiren,
                              									was durch locale Brandspuren nachgewiesen ist. Derlei Explosionen pflanzen sich
                              									nicht fort und sind ohne Schaden. Wenn das Auswalzen des Teiges in ein Blatt von
                              									verlangter Dicke erfolgt ist, wird dieses in eine Schneidmaschine gebracht, welche
                              									es in kleine Quadrate oder Blättchen von erforderlicher Grösse schneidet. Eine
                              									solche Schneidmaschine ist in Fig. 3 schematisch dargestellt. Sie besteht aus einer Anzahl von
                              									kreisförmigen Stahlmessern, welche, durch Einlagstücke in entsprechender Entfernung
                              									von einander gehalten, auf eine Welle aufgesetzt sind. Zwei solcher Wellen stehen
                              									einander in solcher Lage gegenüber, dass die Messer ein wenig übereinander greifen.
                              									Zwischen den beiden Messergarnituren ist ein Kamm so befestigt, dass der Streifen
                              									aus dem Messer sofort herausgenommen wird, nachdem er geschnitten wurde, und er
                              									dadurch verhindert ist, herumgedreht zu werden und die Messer zu verstopfen.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 112Schneidvorrichtung für Pulverblätter. Indem man nun ein Pulverblatt zwischen den zwei Messerwellen hindurchgehen
                              									lässt, wird eine Anzahl von Streifen geschnitten, welche nach dem Verlassen der
                              									kreisförmigen Messer über eine feststehende, der Länge nach sich ausdehnende
                              									Messerschneide gehen. Vor dieser drehen sich zwei oder vier an einer Welle
                              									befestigte längliche Messer, welche die Streifen in Blättchen schneiden. Die Länge
                              									eines Blättchens hängt von der Schnelligkeit ab, mit welcher die Streifen von den
                              									Messern kommen, und von der Umdrehungsgeschwindigkeit der Quermesser. Die
                              									Schnelligkeit wird durch Zahnräder regulirt, und in der Regel wird das Quermesser
                              									direct vom Riemen angetrieben und die Schneidemesser von diesen. Die zum Schneiden
                              									von Streifen verwendeten Messer wurden ursprünglich, wie in Fig. 4 gezeigt, mit einer
                              									zugespitzten Schneide versehen, doch wurde diese Form aufgegeben, weil die Maschine
                              									sich dadurch leicht verstopfte. Gegenwärtig macht man die Schneiden gewöhnlich in
                              									der Form eines U (Fig.
                                 									5), wie dies schon seit langem zum Schneiden von Bristol-Carton für
                              									Spielkarten geschieht.
                           Falls das Pulver die Form von Würfeln statt von dünnen Blättchen haben soll, so
                              									werden mehrere Pulverblätter mit einander verkittet. Es wäre nicht vortheilhaft, wenn man von Haus
                              									aus ein dickes Blatt herstellen wollte, weil dieses dann eine zu grosse Menge von
                              									Lösungsmitteln, sowie sehr viel Luftblasen enthielte und die Mengung wahrscheinlich
                              									nicht vollständig durchgeführt wäre. Es ist deshalb besser, den Vorgang so zu
                              									regeln, dass die Mischung zu dünnen Blättern ausgewalzt wird und, da eine genügende
                              									Menge von Lösungsmitteln in denselben zurückbleibt, werden dieselben in ein dickes
                              									Blatt verwandelt, indem man einfach mehrere dünne Blätter zusammen durch die
                              									entsprechend weiter gestellten Walzen gehen lässt. Derlei Würfel sind vollkommen
                              									durchscheinend und, wenn normal zur Oberfläche geschnitten, lassen sie die Art ihrer
                              									Herstellung nicht erkennen, doch, wenn in einem Winkel geschnitten, können die
                              									einzelnen Lagen genau unterschieden werden.
                           Nach dem Walzen und Schneiden enthält das Pulver noch eine kleine Menge des
                              									Lösungsmittels, welche in Folge der homogenen und zähen Consistenz des Pulvers
                              									ziemlich lange Zeit zur gänzlichen Verdampfung benöthigt. Das Pulver wird deshalb in
                              									Trockenhäusern behandelt, manchmal mehr als eine Woche lang, ausser es würde
                              									besonders gewünscht, einen kleinen Procentsatz des Lösungsmittels in demselben
                              									zurückzubehalten. In sehr seltenen Fällen erscheint es wünschenswerth, runde
                              									Blättchen statt vierkantiger zu machen, und die für diese Zwecke geeignete Maschine
                              									ist ähnlich der, welche für gewisse Gattungen von Mehlspeisen benutzt wird, nämlich
                              									Pressen des Teiges durch ein Mundstück; gegen die aus dem Mundstücke kommende Schnur
                              									bewegt sich ein rasch rotirendes Messer, wodurch sie in feine Scheibchen
                              									zerschnitten wird.
                           Bei dem Nobel'schen Ballistit, welches eine Mischung von
                              									Nitroglycerin und löslicher Schiessbaumwolle enthält, war es ursprünglich
                              									beabsichtigt, das Nitroglycerin durch Collodiumwolle in einem Vacuumgefässe
                              									aufsaugen zu lassen, sodann den Ueberschuss von Nitroglycerin herauszupressen und
                              									die zurückbleibende Mischung zu erwärmen, um die Collodiumwolle aufzulösen.
                           Später haben Lundholm und Sayers ein Verfahren erdacht,
                              									mit dessen Hilfe die Lösung von Nitroglycerin und Nitrocellulose ohne derlei
                              									complicirte Mittel leicht erzielt werden kann. Dasselbe beruht auf der
                              									bemerkenswerthen Thatsache, dass, obwohl Collodiumwolle, welche eine geringe Menge von Wasser enthält, nur schwierig im
                              									Nitroglycerin löslich ist, dieselbe leicht löslich wird, wenn sie mit dem
                              									Nitroglycerin in einer grossen Menge von Wasser
                              									suspendirt ist. Zu diesem Zwecke werden Nitroglycerin und Collodiumwolle in ein
                              									Gefäss mit heissem Wasser eingetragen und durch Luft oder Dampf gerührt, wodurch die
                              									Vereinigung des Nitroglycerins und der Collodiumwolle stattfindet; doch ist es auch
                              									genügend, das Wasser auf einer Temperatur von 60° zu erhalten und die Mischung
                              									einige Tage lang unter zeitweiligem Umrühren stehen zu lassen. Wenn die Gelatinirung
                              									beendigt ist, so wird das Gemenge vorerst gepresst, um den grösseren Theil des
                              									Wassers zu entfernen, und dann unter erwärmten Walzen in dünne Blätter gerollt, um
                              									schliesslich in der üblichen Weise geschnitten zu werden. In Italien macht man
                              									Schnüre ähnlich wie die des Cordit und nennt das Pulver „Filit“.
                           Da es bekannt ist, dass Nitroglycerin allein die höchst nitrirte Cellulose unter
                              									Zuhilfenahme gewöhnlicher Mittel nicht lost, so verwendet man bei der Erzeugung von
                              									Ballistit die Collodiumwolle. Sir Frederick Abel
                              									und Prof. James Dewar fanden, dass eine vollkommene
                              									Vereinigung von Schiessbaumwolle und Nitroglycerin herzustellen ist, wenn man beide
                              									Substanzen in einem gemeinschaftlichen Lösungsmittel auflöst. Die Eigenthümlichkeit
                              									dieses Verfahrens ist, dass, obwohl man eigentlich annehmen könnte, es würden sich
                              									nach dem Verdampfen des Lösungsmittels die beiden Bestandtheile wieder von einander
                              									scheiden, weil der eine in dem anderen unter gewöhnlichen Umständen nicht löslich
                              									ist, diese dennoch in einer vollkommenen Combination verbleiben, welche ganz das
                              									Aussehen der aus Nitroglycerin und Collodiumwolle erzeugten Lösung besitzt. Abel und Dewar glauben,
                              									dass diese beiden Bestandtheile in Wirklichkeit nicht in Lösung sind, sondern neben
                              									einander bestehen.
                           Bei der Herstellung von Cordit werden die Schiessbaumwolle und das Nitroglycerin mit
                              									einer entsprechenden Menge von Aceton als Lösungsmittel in die Knetmaschine gebracht
                              									und 3½ Stunden lang bearbeitet, worauf die Masse vollkommen das Aussehen eines
                              									Teiges besitzt. Nach Verlauf dieser Zeit wird eine kleine Menge von Vaseline
                              									hinzugefügt und der Teig weitere 3½ Stunden lang bearbeitet, worauf die Mischung als
                              									vollständig angesehen wird. Während des Knetens trachtet man das Verdampfen des
                              									Lösungsmittels zu verhindern, und mit Hilfe eines Wassermantels wird die während des
                              									Knetens erzeugte Wärme herabgesetzt, um dem Entweichen des Lösungsmittels
                              									vorzubeugen. Der Teig wird dann in eine Maschine gegeben, welche ihn durch ein
                              									Mundstück in der Form von Fäden oder Schnüren herauspresst.
                           Eine solche Maschine ist in den Fig. 6 und 7
                              									dargestellt. Sie besteht aus einer Fundamentplatte A
                              									und zwei Säulen BB, welche durch ein Querhaupt C verbunden sind. Zwischen den zwei Säulen gleitet ein
                              									Querstück D auf und ab. Die Form E ist in der Fundamentplatte A eingesetzt und durch Klammern F
                              									festgehalten. Am Boden der Form E ist ein Deckel G mit einem Mundstücke H,
                              									entsprechend der Dicke der Schnur. Eine andere Form H,
                              									welche den Teig aufnimmt, wird auf die Form A
                              									aufgesetzt. In dem Querstücke befindet sich eine Mutter K, welche sich drehen kann und in der Nabe des Zahnrades L befestigt ist. In dieser Mutter dreht sich eine
                              									Schraube M, welche mit Hilfe eines Keiles den Kolben
                              										M1 befestigt hat.
                              									Das Zahnrad wird durch ein Zwischenrad L2 und ein Treibrad L3 in Drehung versetzt. Auf der Welle des Zahnrades
                              										L3 befindet sich
                              									eine lange Keilnuth M, und wenn demnach das Querstück
                              									aus irgend einer Ursache sich hebt, so gleitet der ganze Mechanismus an der Keilnuth
                              									in die Höhe, ohne deshalb seine Drehung zu unterbrechen. Es erklärt sich dadurch,
                              									dass, wenn sie durch die Zahnräder in Drehung versetzt werden, die Mutter, die
                              									Schraube und mit ihr der Kolben allmählich in die Form herabgehen und die Masse
                              									durch das Mundstück in Gestalt einer dünnen Schnur herauspressen müssen.
                           Um zu verhindern, dass der Druck in der Form aus irgend einer Ursache, wie z.B.
                              									Verstopfen der Form durch einen fremden Körper, zu gross werde, ist eine
                              									hydraulische Vorrichtung vorgesehen. Das Querhaupt ist mit einem hydraulischen
                              									Kolben fest verschraubt, in welchem die Schraube sich frei auf und ab bewegen kann.
                              									Dieser Kolben bewegt sich in einem Cylinder, welcher einen Theil des Querhauptes der
                              									Presse bildet. Der hydraulische Druck wird auf beiden Seiten des Kolbens mit Hilfe der
                              									Röhren Q und R zugeführt.
                              									Da die freie Oberfläche des Kolbens am unteren Theile kleiner ist, als an dem
                              									oberen, so wirkt auf denselben stets ein Druck, welcher im Verhältnisse zur
                              									Differenz der beiden Oberflächen steht. Die Grösse des Druckes wird durch das
                              									Sicherheitsventil S geregelt, und wenn er eine
                              									bestimmte Höhe überschreitet, so fliesst das Wasser durch das Sicherheitsventil aus,
                              									das Querstück und der Kolben steigen in die Höhe. Wenn der gesammte Inhalt der Form
                              									ausgepresst ist, so wird der Hebel T durch eine Knagge
                              										V angeschlagen. Mit diesem Hebel ist ein anderer
                              									Hebel W verbunden, und sobald sich der Hebel T bewegt, wird der Hebel W
                              									ein Gegengewicht entweder heben oder herunterdrücken mit Hilfe der Stange X, wodurch ein Treibriemen auf die Leerscheibe, der
                              									andere auf die Vollscheibe geworfen wird. Hierdurch wird die Bewegung des Kolbens
                              									umgekehrt. In derselben Weise kann die Maschine völlig stillgestellt werden.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 114Teigpresse für Pulver. Die von der Presse kommende Schnur wird in derselben Weise wie Zwirnspulen
                              									auf Trommeln aus gepresstem Messingblech aufgewickelt. Eine Anzahl dieser Spulen
                              									wird auf eine grössere Trommel zusammengespult und mehrere grössere Trommeln auf
                              									eine ganz grosse, so dass eine gleichmässige Mengung erzielt wird. Die Trommel kommt
                              									dann zu einer Maschine, wo viele Drähte auf einmal in die Patrone eingeschoben und
                              									bei der erforderlichen Länge abgeschnitten werden. Bei Cordit von grösserem
                              									Durchmesser werden die Schnüre unmittelbar, nachdem sie die Presse verlassen haben,
                              									in Längen von etwa 30 cm zerschnitten.
                           Beim Amberit ist die Erzeugung ein wenig verschieden. Vor allem werden aus der
                              									Nitrocellulose Körner geformt, wahrscheinlich in derselben Weise wie beim E.
                              									C.-Pulver, und sodann mit einem Lösungsmittel behandelt, welches die lösliche
                              									Nitrocellulose allein auflöst, wie z.B. Aether und Alkohol. Auf diese Weise wird
                              									innerhalb der Masse unlöslicher Schiessbaumwolle eine Art Kitt gebildet, welcher die
                              									Körner vollständig zusammenbindet und trotzdem die Schiessbaumwolle unverändert
                              									lässt. In diesem Falle findet daher nicht bloss ein Härten der Oberfläche statt, wie
                              									dies beim E. C.-Pulver geschieht, sondern es wird eine Art Conglomerat erzielt. Dies
                              									vermindert selbstverständlich die Verbrennungsgeschwindigkeit des Pulvers ziemlich
                              									bedeutend. Um das Verhältniss zwischen löslicher und unlöslicher Schiessbaum wolle
                              									entsprechend zu regeln, geben die Patentinhaber zu der gewöhnlichen Schiessbaum
                              									wolle des Handels, welche ungefähr 12 Proc. lösliche Nitrocellulose bereits enthält,
                              									einen Zusatz von löslicher Schiesswolle bis zur gewünschten Menge.
                           Beim Leonard-Pulver werden die Materialien einfach mit Aceton gemengt und 12 Stunden
                              									lang in dicht schliessenden Töpfen stehen gelassen, worauf man das Lösungsmittel
                              									verdampft und die Masse in der üblichen Weise körnt.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)