| Titel: | Ueber terpenartige Kohlenwasserstoffe im Erdöl. | 
| Autor: | R. Zaloziecki | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 115 | 
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                        Ueber terpenartige Kohlenwasserstoffe im
                           								Erdöl.
                        Von R. Zaloziecki.
                        Ueber terpenartige Kohlenwasserstoffe im Erdöl.
                        
                     
                        
                           Vor einiger Zeit habe ich anlässlich der Untersuchung einer ErdölreinigungslaugeD. p. J. 1893 290 258. die Vermuthung ausgesprochen,
                              									dass unter den Bestandtheilen derselben Terpene oder deren Isomere anzunehmen seien.
                              									Neuerdings habe ich für diese Ansicht weitere Anhaltspunkte gewonnen, welche ich im
                              									Folgenden wiedergeben will.
                           Nähere Aufschlüsse über die Natur der Bestandtheile der Reinigungslaugen habe ich bei
                              									der Verarbeitung einer Ligroinabfallauge aus der Fabrik der Gebrüder Schreier bei Jaslo, welche ich der Güte des Directors J. Zahler zu verdanken hatte, erhalten.
                           Das Ligroin entstammte einem Rohölgemisch von Potok und
                              										Wictrzno im Verhältnisse 1 : 2. Das specifische
                              									Gewicht des Rohligroins betrug 0,732, gereinigt 0,736; die Fractionirprobe nach Engler-Kissling ergab:
                           
                              
                                 Von
                                   70
                                 bis
                                   90°
                                 10
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                   90
                                 „
                                 100°
                                 25
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 100
                                 „
                                 110°
                                 21
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 110
                                 „
                                 120°
                                 18
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 120
                                 „
                                 130°
                                   7
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 130
                                 „
                                 140°
                                   5
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 140
                                 „
                                 150°
                                   4
                                 „
                                 
                              
                                 Ueber 150°
                                 
                                 
                                   9
                                 „
                                 
                              
                           Der Verarbeitung unterwarf ich gut abgestandene und klar von der oben abgesetzten
                              									Oelschicht abgeheberte gelblich gefärbte Lauge in einem Gesammtquantum von 50 k.
                              									Durch Neutralisation mit Säure schieden sich daraus ölige Massen ab, welche durch
                              									Einleiten von Dampf sich auf der Oberfläche blank absonderten, jedoch stark
                              									wasserhaltig waren. Die ölige Schicht war bernsteingelb, mit Wasser in jedem
                              									Verhältnisse mischbar, jedoch nicht zu klarer, sondern stets opalisirender Lösung.,
                              									und wurde äusserst leicht ausgesalzen.
                           Nach bereits vorliegenden Erfahrungen und Analogie
                              									mit der Petrollaugel. c.
                              									lagen muthmaasslich auch hier Aether- und Sulfosäuren im Gemenge mit wahren
                              									Erdölsäuren vor. Das Uebergewicht der ersteren bedingt die Wasserlöslichkeit und
                              									dehnt dieselben auch auf einen Theil der nicht löslichen (Erdölsäuren) aus, welche
                              									der Lösung das trübe opalisirende Aussehen verleihen.
                           Die Spaltung der Schwefelsäurederivate, herrührend von der zur Reinigung angewendeten
                              									Schwefelsäure, nahm ich in diesem Falle in einer etwas abgeänderten Form vor, ebenso
                              									die Scheidung der Erdölsäuren.
                           Die Destillation mit Wasserdampf und, nach der Extraction des Rückstandes mit Aether,
                              									eine abermalige Destillation mit überhitztem Dampf haben mir vollständig zum Ziele
                              									verholfen. Hierdurch erhielt ich drei Producte: 1) das Wasserdampfdestillat, 2)
                              									Extractionsproduct mit Aether und 3) das Destillat mit überhitztem Wasserdampf. Im
                              									schliesslichen Rückstande verblieb ein dicker zäher Theer, der vorerst nicht näher
                              									untersucht wurde. Im weiteren Verlaufe habe ich die beiden Wasserdampfdestillate
                              									vereinigt und denselben auch den mit Aether extrahirten, nicht verseif baren Theil
                              									einverleibt.
                           Der verseifbare, aus der Aetherlosung erhaltene Antheil enthielt die bereits
                              									erwähnten Erdölsäuren, welche durch Methylalkohol und Schwefelsäure in Methyläther
                              									verwandelt wurden. Obwohl ich mich damit nicht eingehend befasst habe, der
                              									verhältnissmässig geringen Menge halber, so muss ich doch hervorheben, dass
                              									eigenthümlicher Weise die Säuren hohe Siedetemperaturen hatten, und erst über 300°
                              									grösstentheils übergingen, obwohl das Rohmaterial, wie eingangs angeführt, durchaus
                              									niedrige Siedegrenzen aufwies. Die fractionirten Methyläther fingen erst bei 180° zu
                              									destilliren an und waren überhaupt hochsiedend, so dass sich meine Hoffnung, in
                              									diesem Falle die niedrigsten Glieder dieser interessanten KörperBerliner Berichte,
                                    											Bd. 23 S. 867. Bd. 24 S. 1808. 2710. Bd. 25 S. 3661., deren Natur
                              									noch nicht gehörig aufgeklärt ist, zu fassen, nicht erfüllte.
                           Ob hier eine Polymerisation der Erdölsäuren vorlag, oder aber ob dieselben während
                              									des Reinigungsprocesses oder nachträglich durch Oxydation entstanden sind, kann ich
                              									vorläufig nicht entscheiden.
                           Der näheren Erforschung unterzog ich die unverseifbaren Körper, Zersetzungsproducte
                              									vorhandener Schwefelsäurederivate, d. i. die vereinigten Wasserdampfdestillate.
                              									Dieselben fingen bei 100° zu sieden an und vertheilten sich in beinahe
                              									gleichmässigen Portionen auf einer sehr weiten Scala, welche ich bei 250° abbrach,
                              									obwohl die äusserste Grenze bei weitem nicht erreicht wurde.
                           Das Destillat, ein leichtflüssiges Oel von angenehmem ätherischem Geruch, wenig an
                              									Erdöl erinnernd, unterzog ich einer sorgfältigen fractionirten Destillation vorerst
                              									in Abständen von 10 zu 10°. Durch einen Zufall ging die leichtsiedende Portion
                              									verloren, so dass erst von 130° an nach zehnmaligem Fractioniren mit einem
                              									fünfkugeligen Le Bel-Henninger'schen Fractioniraufsatz
                              									10 Fractionen abgeschieden wurden. Die Fractionen bis 200° waren wasserhell, über
                              									200° gelblich gefärbt und dunkelten nach.
                           Der allgemeine Charakter Hess sich durch Reactionen schwer bestimmen. Brom wurde
                              									theilweise absorbirt, theilweise entwickelte es Bromwasserstoff; rauchende
                              									Salpetersäure wirkte stark nitrirend, aber auch oxydirend ein; von concentrirter
                              									Schwefelsäure wurde auch in der Kälte ein bedeutender Theil gelöst und aus der
                              									Lösung durch Wasser wieder ein Theil abgeschieden; mit Natrium entwickelte sich,
                              									wenn auch träge, Wasserstoff und es bildeten sich gallertartige Natriumverbindungen;
                              									Natriumbisulfit und Phenylhydrazin äusserten dagegen keine Wirkungen.
                           Das ganze Verhalten sprach für das Vorhandensein eines Körpergemisches, theilweise
                              									auch sauerstoffhaltiger Natur, vorwiegend jedoch aus Kohlenwasserstoffen bestehend,
                              									worauf vorläufige Analysen hinwiesen. Die Bildung krystallinischer Nitroverbindungen
                              									und löslicher krystallisirter Bariumsulfosalze deutete auf aromatische
                              									Kohlenwasserstoffe als einen Bestandtheil, die Absorption von Brom auf ungesättigte
                              									hin; gesättigte Kohlenwasserstoffe hinwieder musste man als mechanisch beigemischten
                              									Antheil ebenfalls in Betracht ziehen, so dass die Einsichtnahme in die
                              									Zusammensetzung eine ziemlich schwierige Aufgabe darbot.
                           Nach mehrfachen resultatlosen Versuchen erwies sich die Behandlung mit Schwefelsäure
                              									als vielversprechend, indem damit eine Sonderung der Bestandtheile ermöglicht wurde,
                              									und zwar dadurch, dass ein Theil in Schwefelsäure gelöst wurde und auch gelöst blieb
                              									– wahre Sulfosäuren –, ein anderer aus der Lösung nach der Verdünnung mit Wasser
                              									ausgeschieden wurde – Aethersäurecomponenten –, ein dritter sich anscheinend neutral
                              									verhielt, bis es sich herausstellte, dass er einer bedeutenden Polymerisation
                              									unterlag, was andererseits wieder ermöglichte, den neutralen Theil in zwei Portionen
                              									zu scheiden: einen nicht veränderten normal siedenden und einen polymerisirten
                              									hochsiedenden.
                           Die Durchführung dieses Verfahrens mit vier verschiedenen Portionen hat mich zu
                              									Kohlenwasserstoffen geführt, die, was Zusammensetzung und Eigenschaften anbelangt,
                              									den Terpenen nahe zu stehen scheinen.
                           Durch diese vorerst hypothetische Annahme geleitet, habe ich zuerst Fractionen
                              									herausgegriffen, welche die Siedegrenzen der bekannten Terpene umschlossen, also die
                              									Fraction 160 bis 170° und 170 bis 180°. Dieselben waren in Aether, Benzin, Benzol
                              									leicht löslich, in Alkohol schwieriger und zeigten im rohen Zustande die
                              									specifischen Gewichte 0,8503 und 0,8505. – Beide unterwarf ich abermals der
                              									Fractionirung über Natrium mit einem zweikugeligen Dephlegmator und engte die
                              									Siedegrenzen nach fünfmaliger Operation auf 160 bis 165° und 175 bis 180° ein. Diese
                              									zwei Portionen wurden mit gleichen Volumtheilen concentrirter Schwefelsäure
                              									behandelt und auf dem Wasserbade längere Zeit digerirt. Nach vollständigem Ablassen
                              									der gut abgestandenen Säure wurde mit Vitriolöl nachgewaschen und das Oel (I) direct
                              									mit Natronlauge neutralisirt, über Chlorcalcium getrocknet und fractionirt. Die
                              									Schwefelsäurelösung verdünnte ich mit Wasser, Hess in der Wärme gut absetzen und
                              									trennte die wässerige saure Lösung von dem abgeschiedenen Oele (II). Dieses zweite
                              									dunkel gefärbte Oel wurde gleichfalls mit Natronlauge gewaschen, mit Chlorcalcium
                              									getrocknet und destillirt.
                           Die saure Lösung habe ich mit Bariumcarbonat in der Wärme neutralisirt, vom
                              									gebildeten Bariumsulfat abfiltrirt, die Lösung der Bariumsalze eingedampft, den
                              									Rückstand aus heissem Wasser umkrystallisirt, mit Salzsäure im Rohre zersetzt und die
                              									öligen Spaltungsproduete (III) in gleicher Weise wie vorher zur Untersuchung
                              									vorbereitet. Nach Durchführung dieser Operationen erhielt ich folgende
                              									Untersuchungsergebnisse:
                           A. Fraction 160 bis 165°.
                           Oel I, spec. Gew. = 0,8783 b. 20°/20° (von Schwefelsäure
                              									nicht angegriffen.
                           Destillat bis 160°, unverändert.
                           Zusammensetzung:
                           
                              
                                 1)
                                 C = 85,39
                                 2)
                                 C = 85,54
                                 
                              
                                 
                                 H = 14,36
                                 
                                 H = 14,20
                                 
                              
                           Destillat 250 bis 260°, polymerisirt.
                           Zusammensetzung:
                           
                              
                                 1)
                                 C = 88,03
                                 2)
                                 C = 87,92
                                 
                              
                                 
                                 H = 12,24
                                 
                                 H = 12,01
                                 
                              
                           Oel II, in Schwefelsäure gelöst, durch Wasser
                              									ausgeschieden.
                           Destillat 150 bis 160°, dünnes, leicht gefärbtes Oel.
                           Zusammensetzung:
                           
                              
                                 C = 75,02
                                 
                                 
                              
                                 H = 13,56
                                 Differenz O = 11,42
                                 
                              
                           Destillat 200 bis 210°, dickliches, gelb gefärbtes Oel.
                           Zusammensetzung:
                           
                              
                                 C =77,35
                                 
                                 
                              
                                 H = 12,34
                                 Differenz O = 10,31
                                 
                              
                           Bei weiterer Destillation Zersetzung.
                           Oel III, Spaltungsproducte der Bariumsulfosalze.
                           Destillat 150 bis 160°, leicht bewegliches, wasserhelles Oel von cumolartigem
                              									Geruch.
                           Zusammensetzung:
                           
                              
                                 C = 89,36
                                 
                              
                                 H = 10,43
                                 
                              
                           Beim Nitriren mit Salpeterschwefelsäure in der Wärme liefert es gelbe krystallinische
                              									Nitroproducte, welche nach mehrmaligem Umkrystallisiren aus Alkohol in Prismen mit
                              									dem Schmelzpunkt 90° gewonnen werden. Die Stickstoffbestimmung ergab in einem Falle
                              									15,98, im zweiten 16,13 Proc. – Diese Substanz erwies sich als zweifellos identisch
                              									mit Trinitro-p-Aethyltoluol, CH3.C6H.(NO2)3.C2H5, welches 16,54 Proc. Stickstoff verlangt und den
                              									Schmelzpunkt 92° besitzt.Jannasch-Dieckmann, Berl. Berichte, Bd. 7 S.
                                    											1514.
                           B. Fraction 175 bis 180°.
                           Oel I, spec. Gew. = 0,8857 b. 20°/20° (von Schwefelsäure
                              									nicht angegriffen).
                           Destillat bis 180°, unverändert.
                           Zusammensetzung:
                           
                              
                                 1)
                                 C = 85,65
                                 2)
                                 C = 85,71
                                 
                              
                                 
                                 H = 14,23
                                 
                                 H = 14,01
                                 
                              
                           Destillat 275 bis 280°, polymerisirt.
                           Zusammensetzung:
                           
                              
                                 1)
                                 C = 87,78
                                 2)
                                 C = 87,94
                                 
                              
                                 
                                 H = 12,36
                                 
                                 H = 12,18
                                 
                              
                           Oel II, in Schwefelsäure gelöst, durch Wasser
                              									ausgeschieden.
                           Destillat bis 180°, dünnes leicht gefärbtes Oel.
                           Zusammensetzung:
                           
                              
                                 C = 74,78
                                 
                              
                                 H = 13,32
                                 
                              
                           Destillat 215 bis 220°, dickes gefärbtes Oel.
                           Zusammensetzung:
                           
                              
                                 C = 76,53
                                 
                              
                                 H= 12,61
                                 
                              
                           Bei weiterer Destillation Zersetzung.
                           Oel III, Spaltungsproducte der Bariumsulfosalze.
                           Destillat 170 bis 175°, leicht bewegliches, wasserhelles Oel.
                           Zusammensetzung:
                           
                              
                                 C = 90,21
                                 
                              
                                 H = 10,32
                                 
                              
                           Beim Nitriren mit Salpeterschwefelsäure in der Wärme wurden gelbe krystallinische
                              									Nitroproducte erhalten, welche nach wiederholter Reinigung durch Umkrystallisiren
                              									aus Alkohol den Schmelzpunkt 126° (uncorr.) aufwiesen. Die Stickstoffbestimmung
                              									ergab in einem Falle 15,20, im zweiten 15,08 Proc. Nach der Analyse des
                              									Kohlenwasserstoffes und dem Stickstoffgehalte scheint ein Trinitrocymol, welches N =
                              									15,61 Proc. verlangt, vorzuliegen von unbestimmter Constitution.
                           Das interessanteste Verhalten zeigten die von Schwefelsäure anscheinend nicht
                              									angegriffenen Bestandtheile, indem bloss ein Theil die ursprünglichen
                              									Siedetemperaturen aufwies, während ein beträchtlicher Theil um 100° höher, der Rest
                              									sehr hoch siedete fast ohne Zersetzung. Im Ganzen und Grossen blieb etwa die Hälfte
                              									von Schwefelsäure ungelöst und davon wurde etwa die Hälfte polymerisirt.
                           Es lag hier eine ausgesprochene Polymerisation von Kohlenwasserstoffen vor; den
                              									kleinen ursprünglich anhaftenden Sauerstoffgehalt verloren die Destillate bei der
                              									Fractionirung über Natrium.
                           Den Analysenresultaten zufolge nähert sich die Zusammensetzung der polymerisirten
                              									Kohlenwasserstoffe der Formel CnH2n–4, führt demnach zu einer Isomerie mit Terpenen.
                              									Nachdem nicht nur Terpene, oder allgemeiner, Kohlenwasserstoffe von der Formel CnH2n–4, sondern auch
                              									weniger ungesättigte von der Zusammensetzung CnH2n–2 und zwar sowohl mit offener als cyklischer
                              									Bindungsform der Polymerisation unterliegen, so muss eine Vergleichung ihrer
                              									Zusammensetzung zur Entscheidung herbeigezogen werden.
                           Ein Kohlenwasserstoff von der Formel CnH2n–4, muthmaasslich C9H14, oder in der polymerisirten Form C18H28, verlangt
                           
                              
                                 C = 88,53
                                 
                              
                                 H = 11,47
                                 
                              
                           Der weniger ungesättigte C9H18, oder polymerisirt C18H32, verlangt
                           
                              
                                 C =87,14
                                 
                              
                                 H = 12,86
                                 
                              
                           Die Resultate der Analyse (A) durchschnittlich
                           
                              
                                 C = 87,98
                                 
                              
                                 H = 12,12
                                 
                              
                           nähern sich entschieden mehr den Werthen C18H28.
                           Ebenso verlangt der nächst höhere homologe Kohlenwasserstoff der Formel CnH2n–4, d. i. C10H16, oder
                              									polymerisirt C20H32
                           
                              
                                 C = 88,24
                                 
                              
                                 H = 11,76
                                 
                              
                           und der um 2H reichere, d. i. C10H18, oder polymerisirt C20H36
                           
                              
                                 C = 86,95
                                 
                              
                                 H = 13,05
                                 
                              
                           
                           Der Durch schnitt aus Analyse (B) des Polymeren der Praction 175 bis 180°
                              									beträgt dagegen
                           
                              
                                 C = 87,86
                                 
                              
                                 H = 12,27
                                 
                              
                           abermals den Werthen C20H32 näher als C20H36.
                           Es ist damit jedoch noch nicht entschieden, ob nicht Glieder beider Ordnung, demnach
                              										CnH2n–2 und CnH2n–4, vertreten
                              									sind mit einer Prävalenz der letzteren. Ebenso unentschieden bleibt es, ob dieselben
                              									den ungesättigten Kohlenwasserstoffreihen der Fettkörper oder den theilweise
                              									hydrirten Benzolen, Naphtylenen oder Terpenen, eventuell deren Isomeren
                              									angehören.
                           Eine Wahrscheinlichkeit für die letztere Ansicht könnte man in der Anwesenheit
                              									aromatischer Kohlenwasserstoffe unter den Einwirkungsproducten der Schwefelsäure
                              									suchen und unter diesem Gesichtspunkte eine Betrachtung über die Structur der in den
                              									untersuchten Fractionen gefundenen Kohlenwasserstoffe versuchen.
                           Aus den Analysen des aus Fraction 160 bis 165° erhältlichen aromatischen
                              									Kohlenwasserstoffes und des hauptsächlichsten Trinitroderivates wird man zum
                              									p-Aethyltoluol geführt. Bei der Analogie der Benzolringreduction gewöhnlicher
                              									Terpene zu Cymol ergibt sich unter Annahme der cyklischen Constitution des
                              									Kohlenwasserstoffes C9H14 und dessen Uebergang in p-Aethyltoluol einer der nachstehenden Typen
                              									eines Dihydro-p-Aethyltoluols
                           Textabbildung Bd. 293, S. 117 In Consequenz dessen hätten wir in den hochsiedenden Antheilen dann
                              									Körper, die mit Sesqui- und Diterpenen in Parallele zu stellen wären. In den
                              									Destillationsrückständen wären dann weitere Producte der Polymerisation, die den
                              									Collophenen entsprechenden Analogen zu suchen und zwar nicht nur bei der
                              									Verarbeitung, sondern auch in den ursprünglichen Rückständen des Ausgangsmaterials.
                              									Dasselbe Agens, die Schwefelsäure, welche die Polymerisation verursacht hat, bewirkt
                              									zweifellos dasselbe bereits beim Reinigungsprocess des Rohligroins und führte einen
                              									Theil der Bestandtheile in hochsiedende Producte über, welche bei der Verarbeitung
                              									zum Vorschein kamen. So erklärt es sich, dass aus dem Ligroin, welches, wie eingangs
                              									mitgetheilt, niedrige Siedetemperaturen aufweist, hochsiedende Bestandtheile sich
                              									bilden.
                           Der zweite Antheil, die in Schwefelsäure löslichen und daraus durch Erwärmen mit
                              									Wasser abscheidbaren Oele (II) enthaltend, erwies sich den Analysen zufolge als
                              									stark sauerstoffhaltig und auch theilweise polymerisirt. Mit Natrium wurden diese
                              									Oele in gallertartige Verbindungen übergeführt; dagegen schlugen Condensationen mit
                              									Phenylhydrazin und Hydroxylaminchlorhydrat fehl. Ihrer geringen Menge halber und
                              									auch in Folge einer bedeutenden Zersetzung, welche bei der Destillation in höheren
                              									Temperaturen platzgreift, musste eine nähere Erforschung derselben unterbleiben.
                           Die Wahrscheinlichkeit lässt in diesen Körpern Alkohole (secundärer und tertiärer
                              									Natur) der Fettreihe, aus der Zersetzung der Aethersäuren bezieh. von den sonst im
                              									Erdöl nachgewiesenen Olefinen stammend, vermuthen.
                           Einen secundären oder tertiären Alkohol, übereinstimmend in der Zusammensetzung
                              									mit dem Dodekylalkohol, habe ich in der eingangs citirten Arbeit nachgewiesen, bei
                              									einer analogen Behandlung einer Leuchtölreinigungslauge.
                           Der höher siedende dicke Antheil kann sich möglicherweise aus Hydraten ungesättigter
                              									Hydrocarbüre eventuell Terpenhydrate, Terpinole zusammensetzen.
                           Was die von Schwefelsäure nicht veränderten Componenten anbetrifft, die also die der
                              									ursprünglichen Substanz eigenen Siedetemperaturen behielten, so sind darunter
                              									Kohlenwasserstoffgemenge zu verstehen, wie sämmtliche Analysen der stets mit Natrium
                              									erwärmten und über Natrium destillirten Producte beweisen. Eine einheitliche
                              									Zusammensetzung ist ihnen wohl kaum zuzumessen, denn das den Naphtenen nahekommende
                              									procentuale Verhältniss zwischen Kohlenstoff und Wasserstoff scheint eher einer
                              									Ausgleichung theilweise wasserstoffreicherer durch wasserstoffärmere Bestandtheile
                              									seine Entstehung zu verdanken. Es kämen also einerseits mechanisch in der
                              									ursprünglichen Lauge adhärirte gesättigte Kohlenwasserstoffe (Paraffine) mit
                              									aromatischen und nicht veränderten Hydrocarbüren der Reihe CnH2n–4 eventuell
                              									auch CnH2n–2 in
                              									Betracht. Andererseits ist auch die Anwesenheit von Olefinen und von Naphtenen nicht
                              									ausgeschlossen. Die Behandlung mit Schwefelsäure muss als die Ursache betrachtet
                              									werden nicht nur der Polymerisirung, sondern auch der Verschiebung der Carbüre aus
                              									einem Zustande der Hydratation in den anderen, eventuell auch zu Ringschliessungen.
                              									Dafür geben uns die Untersuchungen der Harzölbestandtheile von Rénard und des leichten Theeröles der Cannelkohle von
                              										Schorlemmer Beweise. Es mag hier auch die
                              									Beobachtung von ArmstrongBerliner Berichte,
                                    											Bd. 12 S. 1752. erwähnt werden, wonach Terpentinöl durch
                              									Behandlung mit Schwefelsäure unter anderen auch einen Kohlenwasserstoff C10H20 liefert, der
                              									seinen Eigenschaften nach heute als Dekanaphten angesprochen werden kann.
                           Die Gleichartigkeit der Zusammensetzung der Destillate in dem besprochenen Sinne habe
                              									ich auch durch Untersuchungen zweier extremer Fractionen, einer bei 130 bis 140° und
                              									der zweiten zwischen 210 bis 220° siedenden bestätigt gefunden.
                           Der gleichen Behandlung unterworfen, verhielten sich auch diese Fractionen analog den
                              									früheren, indem ein Theil von Schwefelsäure gelöst aus dieser Lösung durch Wasser
                              									theilweise ausgefällt wurde und die nicht angegriffenen Componenten einer
                              									bedeutenden Polymerisation unterlagen.
                           Der neutrale Theil der Fraction 130 bis 140° wurde durch Fractionirung in zwei
                              									Antheile geschieden, einen normal siedenden und einen polymerisirten mit
                              									Siedetemperatur 245 bis 250°, und einen höher siedenden Rückstand. Bei der
                              									Verbrennung ergab der erste:
                           
                              
                                 C = 88,56
                                 
                              
                                 H = 11,83
                                 
                              
                           der zweite:
                           
                              
                                 C = 84,92
                                 
                              
                                 H = 15,43
                                 
                              
                           Das neutrale Product der Fraction 210 bis 220° enthielt so schwerflüchtige
                              									Bestandtheile, dass behufs Vermeidung der Zersetzung die Destillation im Vacuum
                              										vorgenommen
                              									wurde. Bei 120 mm Druck ging ein grosser Theil zwischen 830 bis 360° über. Das
                              									Destillat war ein sehr dickes Oel von schwachem harzigem Gerüche, welches bei der
                              									Analyse ergab:
                           
                              
                                 C = 87,58
                                 
                              
                                 H = 12,18
                                 
                              
                           Im weiteren Verlaufe meiner Untersuchungen beabsichtigte ich eine eventuelle
                              									Isolirung der in verschiedenen Fractionen supponirten Terpene durch das gewöhnliche
                              									Mittel der Halogenwasserstoffaddition. Bei der Durchführung der Versuche in
                              									ätherischer Lösung wurde zwar eine Absorption von Chlorwasserstoff durch Wägung
                              									constatirt, jedoch weiter keine Erfolge erzielt, weil die Bildung krystallinischer
                              									Producte, welche im vorliegenden Falle der geringen Substanzmengen halber von
                              									Bedeutung wäre, ausblieb.
                           Bessere Resultate erhielt ich mittels Bromaddition, nachdem bereits vorläufige
                              									Versuche in sämmtlichen Destillaten eine leichte Bildung krystallinischer Producte
                              									ergaben. Specielle Behandlung der beiden eingangs erwähnten Fractionen mit Brom in
                              									der Kälte in ätherisch-alkoholischer Lösung nach dem Wallach'schen VerfahrenAnn. Chem.
                                    											Pharm., Bd. 227 S. 280. lieferten unschwer weisse Nadeln neben
                              									einer bedeutenden Menge öliger Bromproducte. Abfiltrirte und gereinigte Krystalle
                              									wurden aus Methylalkohol umkrystallisirt und zeigten aus Fraction 160 bis 165° den
                              									Schmelzpunkt 186° (uncorr.), aus Fraction 175 bis 180° bis 205° Schmelzpunkt. Die
                              									Brombestimmung ergab im ersten Falle 71,56 Proc., im zweiten 60,02 Proc.
                           Tetrabromdihydrocumol oder allgemein ein Körper von der Formel C9H14Br4 verlangt 72,14 Proc. Br, Tetrabromdihydrocymol
                              									oder ein Tetrabromderivat von der Formel C10H16Br4 dagegen 69,91
                              									Proc. Br, mithin Zahlen, die mit den gefundenen übereinstimmen und zu einem
                              									Additionsvermögen von 4 Bromatomen führen.
                           Die polymerisirten Kohlenwasserstoffe binden Brom sehr träge, ebenso
                              									Chlorwasserstoff. Bei weiterer Zugabe von Brom ohne Kühlung entweicht viel BrH und
                              									es bildet sich ein harziger Körper. – Mit viel Eisessig und wenig concentrirter
                              									Schwefelsäure geben dieselben grüne Färbungen.
                           Obwohl ein solcher Versuch von vornherein wenig Aussicht auf Erfolg bot, habe ich zum
                              									Schlusse auch das Verhalten gegen polarisirtes Licht geprüft, denn bei bekannten
                              									Terpenen ist optische Activität eine aus speciellen Isomerieverhältnissen zu
                              									deutende Thatsache, aber durchaus nicht das charakteristische Merkmal für die ganze
                              									Körpergruppe. Destillate, welche ich mit dem Polarimeter geprüft habe, verhielten
                              									sich thatsächlich vollständig inactiv, wie zu erwarten stand; da selbst im Falle
                              									einer von Natur aus bedingten Activität die Behandlung mit Säure, welche voranging,
                              									dieselben dieser Eigenschaft beraubt hätte.
                           Aus meinen Untersuchungen ergeben sich einige allgemeine Gesichtspunkte, auf welche
                              									ich vorläufig die Aufmerksamkeit lenken möchte. Im Falle sich die Identität der nach
                              									der allgemeinen Formel CnH2n–4 zusammengesetzten, im Erdöl nachgewiesenen Körper mit Terpenen
                              									zweifellos ergeben sollte, hätten wir die Ergänzung der Terpenreihe gewonnen und
                              									zugleich auch das Rohmaterial dazu in der Abfallauge der Erdölfabriken, welche
                              									ohnehin bis jetzt keine Verwerthung gefunden hat.
                           Es lässt sich nicht von vornherein bestimmen, ob die aufgedeckten Verhältnisse für
                              									jedes Rohöl ihre Gültigkeit bewahren werden; im Gegentheil bin ich durch
                              									Untersuchung der Abfallproducte anderer Rohöle zu gegentheiliger Meinung gekommen,
                              									indem in zwei anderen Fällen bei einer Verarbeitung von Säuretheer einmal positive,
                              									das andere Mal negative Resultate erzielt wurden. Bei dieser Gelegenheit will ich
                              									auch hervorheben, dass ich das Gleiche auch bezüglich der Erdölsäuren behaupten
                              									kann, indem einmal im Säuretheer Erdölsäuren reichlich zugegen waren (dieselben sind
                              									in Schwefelsäure löslich), ein anderes Mal vollständig gefehlt haben.
                              									Eigenthümlicher Weise hat sich die Anwesenheit und ebenso die Abwesenheit von
                              									Terpenen (der Kürze wegen so genannt) und Erdölsäuren gedeckt. Ob darin nicht etwa
                              									ein organischer Zusammenhang besteht, kann ich vorerst nicht entscheiden; so viel
                              									steht jedoch bei mir, so weit ich Erdöle kenne, fest, dass dieselben, was chemische
                              									Zusammensetzung und damit verbunden auch physikalische Eigenschaften anbelangt, zwei
                              									verschiedenen Typen anzugehören scheinen, welche durchaus nicht durch die Schablone
                              										„russische“ einerseits und „amerikanisch-galizische“ andererseits
                              									in allen Fällen aus einandergehalten werden können.
                           Die Entdeckung der Terpene im Erdöl gestattet eine Erklärung über mannigfache
                              									Erscheinungen, so des Verharzens und Verpechens. Eine Polymerisation und Oxydation
                              									der Terpenbestandtheile der Erdöle wäre die einfachste Ursache dieser Erscheinungen,
                              									die Bildung von Collophen und den eigentlichen Harzen nahestehenden Körpern das
                              									Resultat davon. Bekanntlich wird ein Product der Erdwachsdestillation, ein
                              									hochsiedender, zäher, gelber, klebriger Stoff, mit der Bezeichnung Erdwachsharz
                              									belegt und bei der Crackingdestillation der Erdölrückstände resultirt zum Schluss
                              									ein Körper mit ganz ähnlichen Eigenschaften.
                           Auch dürfte eine weitere Erscheinung, das Nachdunkeln der Oele (Brenn- und
                              									Schmieröle) mitunter mit deutlichem Absatz, darauf zurückzuführen sein, ebenso die
                              									bekannte Beobachtung, dass Erdölkohlenwasserstoffe unter Lichteinfluss ozonisirende
                              									Eigenschaften besitzen, wovon man ehemals zur Bleichung frisch raffinirten Erdöls
                              									Gebrauch machte.
                           Es bleibt auch nicht ausgeschlossen, dass der Auffindung aromatischer
                              									Kohlenwasserstoffe in verschiedenen Erdölen Terpene die Unterlage geboten haben.
                           Es ist nicht ohne Bedeutung zu constatiren, dass die Anwesenheit von Terpenen sich
                              									mit der heute verbreiteten Bituminisationshypothese aus animalischen Resten
                              									vereinigen lässt, weil nothwendiger Weise vorerst eine auf Bakterienwirkung
                              									zurückzuführende Fäulniss anzunehmen istDen
                                    											Beweis dafür kann man auch in der Entdeckung organischer Basen in Erdöl
                                    											erblicken; siehe Radriszewski, Monaten, f.
                                    											Chemie, 1887 VIII 224; Zaloziecki, ibid. 1892
                                    											XIII.. Seit man unter den Producten der alkoholischen
                              										GährungK. Windisch, Arb. a. d. Kaiserl.
                                    											Gesundheitsamte, 1892 9. J. d. Chem. von R. Meyer, 1892 S. 399.
                              									Terpene aufgedeckt hat, muss man sich auch mit der Annahme einverstanden erklären,
                              									dass dieselben der Lebensthätigkeit der Mikroorganismen ihre Entstehung verdanken
                              									können.
                           Was nun speciell die Extraction der Terpene mit Schwefelsäure und ihren Uebergang in die Abfallauge
                              									anbelangt, so lässt sich dies durch die Bildung von Aetherresp. SulfosäurenAnn. Chem. Pharm., Bd. 227 S. 280.
                              									erklären, desgleichen das Zumvorscheinkommen derselben durch Spaltung entsprechender
                              									Schwefelsäurederivate durch Wasserdampfdestillation.
                           Lemberg,
                              									Versuchsstation f. d. Erdölindustrie, Juni 1894.