| Titel: | Die Werkzeugmaschinen für die Uhrenfabrikation. | 
| Autor: | Pr. | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 126 | 
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                        Die Werkzeugmaschinen für die
                           								Uhrenfabrikation.
                        Mit Abbildungen.
                        Die Werkzeugmaschinen für die Uhrenfabrikation.
                        
                     
                        
                           Im Mittelpunkt der englischen Uhrenfabrikation in Prescot bei
                                 										Liverpool ist von C. J. Hewitt die Lancashire Watch Factory erweitert und mit neuen
                              									Maschinen hauptsächlich amerikanischen Ursprunges ausgestattet worden.
                           Nach Engineering, 1893 Bd. 56 * S.
                                 										1, erzeugt die Lancashire Watch Company
                              									Taschenahren nach dem englischen Lever type-(Anker-)System in drei Arten
                              									verschiedener Grösse und Ausführung und zwar:
                           1) Vollboden-Spindelganguhren (fusee movement) mit Schlüsselaufzug,
                           2) Vollboden-Schneckentrommelganguhr (going-barrel movement)
                           3) ¾-Boden-Trommelganguhr, beide mit Schlüssel- oder Bügelaufzug.
                           Von den inneren Einrichtungen dieser Uhrwerke abgesehen, sollen im Folgenden die
                              									Herstellungsweise der Uhrentheile und die dazu gebrauchten Maschinen angeführt
                              									werden.
                           Vorbemerkt zu werden verdient, dass mit dieser Uhrenfabrik eine mit Drehbänken,
                              									Hobel- und Bohrmaschinen, Schraubenschneid- und Schleifmaschinen kleiner Bauart
                              									reichlich ausgerüstete Maschinenbauabtheilung verbunden ist, welche sich
                              									ausschliesslich mit dem Bau der zur Uhrenfabrikation benöthigten Maschinen und
                              									Werkzeuge befasst. Auch diese Werkzeugmaschinen sind zum grössten Theil
                              									amerikanischen Ursprunges, wobei Sondermaschinen von der Hendey Machine Company in Torrington, Conn., von der Brown and Sharpe Manufacturing Company in Providence,
                              									Rhode Island, von Pratt und Whitney, aber auch
                              									einige von Muir in Manchester geliefert worden
                              									sind.
                           Die Fabrikation der Taschenuhren ist nach den Grundsätzen der strengsten
                              									Arbeitstheilung gegliedert und dabei ausschliesslich die vollkommenste
                              									Maschinenarbeit mit selbsthätigem Betrieb angestrebt und durchgeführt.
                           Auch die Arbeitsräume finden eine dementsprechende Gliederung in Säle für Herstellung
                              									der Rädergestelle, welche aus Gross- und Kleinboden bezieh. Stegen und Brücken
                              									bestehen.
                           Arbeitsräume für die Herstellung der Gangwerke und zwar: Drehersaal für die Erzeugung
                              									der Triebe, Saal für Fabrikation der Räder, ein gesonderter Raum für die Herstellung
                              									der Unruhen, ebenso für die Hemmungen, eine Abtheilung für die Anfertigung der
                              									Schräubchen.
                           Schleifwerkstatt für die Zapfen, Werkraum für die Erzeugung der Steinzapfenlager
                              									u.a., sowie eine Werkstätte für den Zusammenbau der Uhrwerke und für die Herstellung
                              									der Uhrgehäuse.
                           Die hierbei in Betracht kommenden Arbeitsverfahren erstrecken sich auf das Stanzen
                              									der Gestellböden, der Räder, Stege und Zeiger, Pressen der Gehäuse und Rahmen,
                              									Drehen der Zapfen, der Trommeln und Räder, Fräsen der Triebe und Räder, Ausbohren
                              									der Radnaben, Bohren der Schraubenlöcher in den Böden, Herstellung der Schräubchen,
                              									Schweissen der Unruhringe, Härten der Zapfen, Schleifen derselben, Bearbeitung der
                              									Zapfensteinlager, Herstellung und Regelung des Ganges der Unruhspiralfedern, und
                              									endlich Zusammenbau der Uhrwerke.
                           Selbstverständlich ist streng Vorsorge getroffen, dass bei allen Uhrwerkzeugmaschinen
                              									die Aufspannvorrichtungen vertauschbar und jegliche Hilfsvorrichtungen und
                              									Werkzeuge, Stanzen u. dgl. nach vorgeschriebenen Lehrmaassen angefertigt sind.
                           Aus der grossen Reihe ununterbrochen in einander eingreifender Hilfsmaschinen können
                              									selbstverständlich hier nur einige herausgehoben und vorgeführt werden.
                           Unter diesen sind Stanzwerke für Räder, Bohrlehren für die Böden, einzelne Drehbänke,
                              									Bohrwerke für Zapfenspindeln und Räder, Fräsemaschinen für Triebe, Gang- und
                              									Steigräder, Schleifmaschinen u.s.w. bemerkenswerth.
                           
                        
                           Stanzwerk für die Gangräder.
                           In Fig. 1 bis 4 ist das Stanzwerkzeug
                              									einer Presse dargestellt, welche zum Ausstanzen der Radscheiben f aus Messingblechstreifen g, sowie, mittels eingeschlossener Nebenvorrichtung, zum gleichzeitigen
                              									Ausstanzen der Radspeichen aus der Radscheibe dient.
                           Hierbei ist a der durch Schwungradschraubenspindel
                              									hubbewegte und entsprechend geführte Stanzkolben mit angeschraubtem Stanzring b, welcher über die Scheibenmatrize passt und die
                              									mittels Federn getragene Auswerferscheibe c
                              									niederdrückt.
                           Im Stanzkolben a ist eine starke Cylinderfeder d eingeschlossen, welche auf die innere Stanzform e (Fig. 2) einwirkt, vermöge
                              									welcher die Armlücken aus der Radscheibe gedrückt werden.
                           Im Aufhub des Stanzkolbens a folgt die Auswerfscheibe
                              										c dem Ringstempel b,
                              									hebt dabei den Blechstreifen g in die ursprüngliche
                              									Lage, so dass die ausgestanzte, durch die innere Stanzform e gehaltene Radscheibe f in den Ausschnitt
                              									des Blechstreifens g gelangt, so dass durch
                              									Verschiebung des
                              									letzteren auch das gestanzte Werkstück, d. i. die Radscheibe f mitgenommen wird.
                           In der durch die Billigkeit ihrer Erzeugnisse bekannten Waterbury Watch Company wurden mit einer ähnlichen Stanzpresse täglich
                              									20000 Radscheiben f (Fig. 4) ausgestanzt.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 127Stanzwerk für die Gangräder. Nach American Machinist, 1891 Bd. 14 Nr. 10 *
                              									S. 4, werden mit solchen, „subpress“ genannten, von der American Watch Tool Company gebauten Stanzmaschinen
                              									gezähnte Gangräder (Fig.
                                 										5) ausgestanzt, welche angeblich ohne Nachfräsen in das Gangwerk eingebaut
                              									werden können.
                           Welcher Feinheitsgrad mit Stanzen zu erzielen ist, zeigen die schwachen Radspeichen
                              									der Unruhscheibe (Fig.
                                 									6) und des Zeigers (Fig.
                                 										7).
                           Textabbildung Bd. 293, S. 127Fig. 11.Stanze der Parker and Whipple Clock Company. Uebrigens werden Stege (Fig. 8 und 9) auch mit Löchern
                              									ausgestanzt und es sollen im Kleinboden (Fig. 10) die
                              									Zapfenschrauben und Schlitzlöcher mit grösserer Uebereinstimmung gestanzt werden,
                              									als dies durch Bohren mittels Lehrplatten herzustellen möglich wäre.
                           In der Parker and Whipple Clock Company in Meriden,
                              									Conn., werden Kleinböden nach Fig. 10 mit einmaligem Stanzen erzeugt, wozu Verbundstanzen in Anwendung
                              									kommen, die jener in Fig. 11 dargestellten ähnlich
                              									sind.
                           In der Matrize E sind das Mittelloch B und das Seitenloch D vorgesehen, und um E die von starken Federn
                              									getragene Auswerfscheibe T angeordnet, dementsprechend
                              									sind am Stanzkolben die Ringstanze F und die
                              									Lochstanzen A und C
                              									angebracht, während durch eine im Stanzkolben eingeschlossene Windungsfeder d (Fig. 1) vermöge
                              									Druckstifte G die Klemmscheibe S niedergestellt und der ausgestanzte Grossboden an der Matrize E gehalten wird. Im Aufhube des Stanzkolbens wird die
                              									Klemmscheibe durch die innere Randleiste der Ringstanze mitgenommen, wobei kurz
                              									vorher die Auswerfscheibe den Blechstreifen in das ausgestanzte Werkstück eingehoben
                              									hat, so dass beide aus dem Arbeitsfeld der Stanze bequem entfernt werden können.
                           Eine neuere Stanzpresse ist in Fig. 12 dargestellt,
                              									während Fig. 13 eine von A.
                                 										L. Dennison, dem Vater der amerikanischen Uhrenindustrie, gebrauchte Stanze
                              									älterer Ausführung zeigt. Für feinere Uhrwerke werden aber die Böden gebohrt, die
                              									Zahnräder gedreht und deren Zähne eingefräst.
                           Um das Anreissen der Zapfen- und Schraubenlöcher zu umgehen, dienen Lehrplatten oder
                              									Lehrscheiben (Fig. 17),
                              									deren Löcher nach der Werkzeichnung des Gross- oder Kleinbodens in der Weise
                              									eingetheilt werden, dass ihre gegenseitige Lage mittels Winkel und Fahrstrahllängen,
                              									die vom Mittelpunkt a ausgehen, bestimmt sind.
                           Zur Anfertigung dieser Lehrplatten dient die Einstellvorrichtung Fig. 14 bis 16, welche als Spannkopf
                              									ausgebildet in jede Uhrmacher-Wagerechtbohrmaschine eingesetzt werden kann.
                           Demgemäss besteht dieselbe aus der mit Spindelfortsatz versehenen Planscheibe b, auf welcher in Prismaführung der Schlitten c durch die Mikrometerschraube d verlegt wird, während im Schlitten c selbst
                              									die Spannscheibe e durch das Schneckentriebwerk f Winkelverstellungen erhalten kann.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 127Fig. 12.Dennison's neuere Stanzpresse.Textabbildung Bd. 293, S. 127Fig. 13.Dennison's Stanze. Die Einstellung kann mit einer Genauigkeit bis zu ¼ einer Bogenminute und
                              									bis zu (1 : 400) mm Fahrstrahllänge erfolgen.
                           
                        
                           Herstellung der Triebe.
                           Mittels einer Abstechmaschine oder Stanze werden die Triebwellenlängen von einem 1,25
                              									bis 3,5 mm starken gerichteten Stahldraht abgeschnitten und hierauf nach dem in Fig. 18 übersichtlich geordneten Arbeitsplan
                              									bearbeitet. Die im Klemmfutter der Drehstuhlspindel gespannte Drahtlänge wird nach
                              										a vorgedreht und nach b, c,
                                 										d, e und f zwischen Pfannenspitzen
                              									verschiedener Drehstühle fertig gedreht.
                           Zu bemerken ist, dass die Zapfenkegel 60° Spitzwinkel erhalten, wobei die hierzu
                              									dienenden Stähle einer Sondermaschine genau nach diesem Winkel angeschliffen
                              									werden.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 128Anfertigung von Lehrplatten. Hierauf folgt nach g das Einfräsen der
                              									Triebzähne, ferner nach h, i, k das sechste bis achte
                              									Fertigdrehen; es folgt nach Arbeitsplan in l das
                              									Härten, Poliren und Richtigstellen, nach m das Ein-
                              									oder Hinterdrehen, nach n die fertige Politur, nach o das Einpressen der Zapfenwellen in die Räder und nach
                              										p das Abgleichen.
                           Zum ersten Vordrehen der Triebe (Fig. 18a) dient der Drehstuhl (Fig. 19), auf dessen Hornwange a der Spindelstock b, der Reitstock und ein
                              									Doppelstahlhalter aufgestellt sind. Die in Kegelbüchsen des Spindelstockkörpers b laufende Spindel c
                              									besteht aus drei Theilen und zwar dem äusseren Spindelrohr, auf welchem die
                              									zweitheilige dreiläufige Stufenscheibe d frei umkreist,
                              									während eine Kegelreibungsscheibe e vermöge eines
                              									Gabelhebels f auf eine Federbüchse wirkt, durch welche
                              									die Kegelscheibe aus der Stufenscheibe gelöst und dadurch Arbeitsgang und Leerlauf
                              									herbeigeführt werden kann, indem mittels eines Zwischenringes g, welcher zwischen Nasen der Kegelscheibe liegt, die
                              									Verbindung mit dem mittleren Spindelrohr durch zwei Zapfen herbeigeführt wird, die
                              									durch Längsschlitze des äusseren Spindelrohres geben.
                           Weil nun die in der Federbüchse eingeschlossene Schraubenfeder stets die Spindel
                              									mit der Stufenscheibe zu kuppeln strebt, so wird durch den Gabelhebel f, der mit dem Winkelhebel h und mit einem Tritthebel noch in Verbindung steht, die Auslösung der
                              									Kuppelung besorgt.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 128Fig. 18.Herstellung der Triebe.Textabbildung Bd. 293, S. 128Fig. 19.Drehstuhl zum Vordrehen der Triebe. Wirkt jedoch die vorerwähnte Feder auf die Kegelkuppelung ein, so wird
                              									damit gleichzeitig das mittlere Spindelrohr nach rechts gestellt, wobei dessen
                              									Kegelbohrung i sich auf den geschlitzten, daher
                              									federnden Kegelkopf K der inneren Spindel drückt und
                              									dessen Klemmschluss besorgt. Um nun die Lage dieser inneren Spindel k zu regeln, dient die Mutter in der mittleren
                              									Längsschraube l, über welche das hintere Längsrohr
                              									geschoben ist, welches durch Vermittelung der hinteren Windungsfeder die vordere
                              									Klemmspindel k dadurch kuppelt, dass die Längsschraube
                              									in die Klemmspindel eingeschraubt wird.
                           Hierdurch erhält die Klemmbüchse k gegen die
                              									Reitstockspitze n eine feste Lage, so dass mit
                              									geeigneten Drehstählen und Anschlägen am Querschlitten p und den vorderen und hinteren Stahlhalterschlitten q bestimmt begrenzte Zapfenformen abgedreht werden
                              									können.
                           Um die Bethätigung des vorderen Stahlhalterschlittens zu ermöglichen, dient die
                              									Gelenkgriffwelle r, welche an einem Arm der unteren
                              									Schlittenplatte o ihr Lager findet.
                           Der Drehstuhl für die erste Bearbeitung der Triebe ist ausserdem als Abstechmaschine
                              									ausgeführt, indem die mittlere Längsschraube der Spindel eine durchgehende Bohrung
                              									und der hintere Abstechstahl eine feste Einstellung erhält; so dass der
                              									durchgeführte Stahldraht sich an die Reitstockspitze in bestimmter Länge anlegt.
                           
                           Für die weitere massenweise Bearbeitung der Triebe ist die feste Lage der
                              									Klemmbüchse k ein unbedingtes Erforderniss.
                           Nachdem in einem Drehstuhl (Fig. 19) die Spitzen am
                              									Trieb angedreht worden sind, gelangt das Trieb zu allen weiteren Bearbeitungen nach
                              									dem Arbeitsplan (Fig. 18b bis 18k) mit Ausnahme des Zahnfräsens (Fig. 18g) auf
                              									Drehstühle (Fig. 20 und
                              										21).
                           Auf der Wange a sind zwei Reitstöcke b und c aufgestellt.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 129Drehstuhl.Textabbildung Bd. 293, S. 129Zahnfräsemaschine. Am Reitstockbolzen c kreist frei die
                              									Schnurrolle d mit dem Mitnehmer, während am Trieb das
                              									Spannherz geklemmt ist.
                           Auf der Wange gleitet ferner der Schlitten e, auf
                              									demselben der Querschlitten f, während der um Zapfen
                              									schwingende Stahlhalterkopf g vermöge eines Federhebels
                              										h in entsprechender Lage gehalten wird.
                           Mit einem, durch eine Stufenschnurscheibe i bethätigten
                              									Schneckentriebwerke k wird eine Welle l gedreht, deren Kammscheibe m zur Verschiebung des Längsschlittens e, und
                              									die Kammscheibe n zur Verstellung des Querschlittens
                              										f dienen, wobei Federwerke die Rücklage der
                              									Schlitten besorgen. Vorkehrungen zum Kegeldrehen, sowie Mikrometereinrichtungen
                              									zum Anstellen der Stahlhalterschlitten sind selbstverständlich vorgesehen.
                           Zwischen diesen Dreharbeiten wird nach dem Arbeitsplan (Fig. 18g) das Trieb zwischen
                              									Spitzen in eine Zahnfräsemaschine (Fig. 22 bis 24) eingelegt, mittels
                              									welcher die Triebzähne selbsthätig in der Art ausgefräst werden, dass auf der
                              									Fräsespindel a drei Fräsewerkzeuge neben einander
                              									angeordnet sind, von welchem das erste die einfachen Zahnlücken in das Trieb
                              									einfräst, während durch das zweite Fräsewerkzeug nachher die annähernde Wälzung
                              									(Eingriffsflanke) der Zähne und endlich durch das dritte die genaue Zahnform
                              									(Wälzung) fertig gefräst wird.
                           Dieser Arbeitsvorgang setzt bei der vollen Selbsthätigkeit der Maschine neben der
                              									ununterbrochen kreisenden Hauptbewegung der Fräsespindel a folgende Schaltbewegungen voraus, die sämmtlich durch die selbständige
                              									Riemenscheibe b und durch das Schneckenrad c veranlasst werden.
                           Diese Schaltbewegungen gliedern sich in folgende:
                           1) Eine Hubbewegung des Spindellagerschlittens d mit dem
                              									eingespannten Triebwerkstück für jeden Schnitt, hervorgerufen durch Kammscheibe e und Federhebel f.
                           2) Nach vollendetem Schnitt und beendeter Rücklage erfolgt die Drehschaltung
                              									entsprechend der Zähnezahl des Triebes durch den kreisenden Daumen g, welcher auf den Schalthebel h und dadurch auf das Schalträdchen i wirkt.
                              									Durch diesen Schalthebel h und durch die Klinke k, wird vor Beginn der Schaltung der Stellhebel l aus der Theilscheibe m
                              									ausgelöst und dadurch die Drehung der Spindelbüchse ermöglicht. Nach beendeter Dreh
                              									Verstellung fällt der Stellhebel l in die vorliegende
                              									Zahnlücke der Theilscheibe und hält das Trieb in Lage.
                           3) Hat nun die erste Vorfräse alle Zahnlücken des Triebes vorgefräst, so muss in der
                              									Schnittpause, also während der Schaltung, der Fräseschlitten derart vorgerückt
                              									werden, dass die zweite Vorfräse sich in die Achsenebene des Triebes einstellt.
                           Soweit aus den Fig. 22
                              									bis 24 zu erkennen ist,
                              									wird dies durch einen Schaltdaumen n (Fig. 24) der
                              									Hauptsteuerwelle c bewirkt, welcher in ein Schaltrad
                              										o mit so viel Lücken einsetzt, als das Trieb
                              									Werkstück Zähne besitzt. Nach jeder Umdrehung dieser Schaltradwelle o wird ein Daumen p (Fig. 23) auf ein
                              									Schaltrad q und dadurch auf eine Hebelverbindung r einwirken, durch welche die Einstellung des
                              									Schlittens erfolgt.
                           Weil nun ein Glied s dieser Hebelverbindung seinen
                              									Stützpunkt in t findet, so wird bei Beginn der vierten
                              									Einstellbewegung dieses Glied seine Stützlage verlieren, wodurch der
                              									Spindellagerschlitten an seiner stehenden Führung niedergeht, also das
                              									Triebwerkstück aus dem Eingriff mit der Fräse kommt, somit jeder Schnitt- und
                              									Schaltbetrieb aufhört und der Fräseschlitten seine Rücklage einnimmt.
                           
                           Nach erfolgter Auswechselung der Werkstücke folgt die Inbetriebsetzung der
                              									Fräsemaschine von neuem, wobei zur Bedienung von fünf Maschinen ein Arbeitsmädchen
                              									genügen soll.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 130Fig. 25.Schlagzahn. Neuerdings werden diese Fräsemaschinen mit drei selbständigen
                              									Fräsespindeln angefertigt, welche gleichzeitig an drei Triebwerkstücken wirken,
                              									welche in einem schaltbaren Spannkopf zu vier in der Weise angeordnet sind, dass
                              									immer das vierte Triebwerkstück frei zum Umspannen bleibt.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 130Fig. 26.Drehstuhl zum Bohren des Nabenloches in Gangrädern.Textabbildung Bd. 293, S. 130Fig. 27.Drehbank zur Bearbeitung der Gehäusedeckel. Gehärtet werden 5000 Stück Triebe auf einmal, indem man dieselben in einem
                              									Blechkasten in fein gemahlener Holzkohle unter Luftabschluss glüht; alsdann wird der
                              									Kasten über das Oelbad derart gestellt, dass der Schieber ins Oel taucht, so dass
                              									die Triebe, ohne mit der Luft in Berührung zu kommen, in das Oelbad fallen. Um nun
                              									das Erkalten (Härten) der Triebe zu erleichtern, ist der Oelkasten verhältnissmässig
                              									hoch, so dass der Weg, den die fallenden Triebe zurücklegen, länger und dadurch die
                              									Bodenschicht nicht zu warm wird.
                           Nach dem Härten werden die Triebe zuerst mittels Lederlappen und dann auf kreisenden
                              									Holzscheiben mittels Diamantine polirt.
                           Das Eindrehen, Unter- oder Hinterdrehen der Naben für das Einpressen der Räder,
                              									sowie zur Herstellung der Oelnuth wird auf Handdrehstühlen mit einer Genauigkeit
                              									durchgeführt, die auf selbsthätigen Drehbänken nicht zu erzielen ist, weshalb manche
                              									amerikanische Uhrmacher dieses Unterdrehen ganz weglassen.
                           
                        
                           Herstellung der Gangräder.
                           30 bis 50 Stück gestanzter Radscheiben (Fig. 2) werden auf einen
                              									Dorn gesteckt und in einer Räderfräsemaschine mit Zahnnuthen versehen.
                           Hierzu wird ein Schlagzahn a (Fig. 25) verwendet, welcher in den mit 6500 minutlichen Umdrehungen
                              									kreisenden Spindeldorn b eingeklemmt ist.
                           Dieser Spindeldorn passt in die hohle Hauptspindel c,
                              									welche im vorderen Lagerkopf durch eine Ueberwurfmutter d gehalten wird, während das hintere Spindelende durch Kegelbüchsen e in einer Lagerbüchse f
                              									geht, die im Lagerauge g eine axiale Verschiebung
                              									erhalten kann.
                           Hierdurch wird bei eintretender Erwärmung der Spindel ein Verbiegen derselben
                              									verhindert und eine Verlängerung derselben zugelassen, ohne hierbei die richtige
                              									Führung zu beeinträchtigen.
                           Es würde zu weit gehen, die staffelweise Bearbeitung sämmtlicher Uhrenbestandtheile
                              									hier anzuführen, doch dürfte es erwünscht sein, einige Maschinen kurz zu besprechen,
                              									welche für die Uhrenerzeugung im Grossen wichtig sind.
                           In Fig. 26 ist ein Drehstuhl mit schwingendem
                              									Reitstock dargestellt, der zum Bohren, Versenken bezieh. Erweitern des Nabenloches
                              									in den Gangrädern eingerichtet ist.
                           Die gefräste Radscheibe wird mit ihrem Mittelkerne an die Reitstockspitze gestellt,
                              									der Reitstock selbst um den Bolzen c hochgeschwungen,
                              									bis der Anschlagarm d an einem festen Arm anschlägt,
                              									wodurch die Achsenrichtigkeit der Reitstockspitze b
                              									festgestellt ist. Hierauf wird das Zahnrädchen mit dem Reitstockkolben gegen die
                              									Spindelhülse a vorgeführt und dadurch die Versenkung
                              									bis zur vorgeschriebenen Tiefe durch die mittels des Griffrades stellbare Bohr- oder
                              									Fräsespindel f ausgearbeitet.
                           Eine Drehbank zum Abdrehen, Abfasen der Böden-Gehäusedeckel und Rahmen mit drehbarem
                              									Stichelgehäuse zeigt Fig. 27, deren Spindelstock
                              									demjenigen des Drehstuhles Fig. 19 in der Ausführung
                              									mit der Ausnahme gleicht, dass hier der kegelförmige Spindelkopf zu einer Scheibe
                              									erweitert ist.
                           Wagerechtbohrmaschinen mit Planscheibe und drehbarem Doppelspindelstock wie Fig. 28 sind für das Bohren der Zapfen- und
                              									Schraubenlöcher höchst wichtige Maschinen. Hierzu werden die in Fig. 17 mit der
                              									Vorrichtung Fig. 14 bis
                              										16 hergestellten
                              									Lehrscheiben verwendet und dementsprechend die Lehrstifte und Spannkloben auf der
                              									Planscheibe d (Fig. 28)
                              									befestigt. Mit dieser Ausrüstung ist es leicht zu ermöglichen, die Bohrstelle an der
                              									Bodenscheibe in die Drehungsachse der Spindel zu bringen.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 131Fig. 28.Zapfen- und Schraubenlöcherbohrmaschine. Gebohrt wird in der Art, dass zuerst einer der beiden Bohrstäbe a vorgestellt, alsdann der Cylinder b gedreht und der Versenker c an die Bohrstelle gebracht wird. Anschläge d vermitteln die genaue Einstellung der Bohrstähle.
                           Zum Ausfräsen der Steig- oder Hemmungsräder (Fig. 30 und 31) dient eine
                              									Fräsemaschine mit sieben Spindeln (Fig. 29), von denen
                              									immer nur die untenstehende kreist.
                           Der drehbare Spindelkopf wird durch Handhebel und eine Stellscheibe in stets genaue
                              									Einstellung gegen das an die Theilwerkspindel gesteckte Steigrad gebracht.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 131Fräse für Steig- oder Hemmungsräder. Dieses Theilwerk ist an einem Kreuzschlitten angeordnet und ausserdem zum
                              									Schrägstellen gegen die Wagerechte eingerichtet, so dass auf Form und Grösse der
                              									Steigräder jede Rücksicht genommen werden kann.
                           Die Einstellung der sieben Fräsespindeln gegen das Steigrad ist aus den Fig. 30 und 31 ersichtlich. Mit dem
                              									Fräser a wird die Hemmungsflanke und der anschliessende
                              									Rücken, mit dem Fräser b der hohle Zahnrücken und mit
                              									dem Fräser c die Hebefläche des Steigradzahnes
                              									vorgefräst. Diese Fräser bestehen aus Stahl, während die darauffolgenden Fräser
                              										a, b, c und d aus
                              									Saphir bestehen und die Zähne in der saubersten Weise fertig fräsen oder
                              									schlichten.
                           Dieser Einstellung entsprechend richtet sich die Eintheilung der Stellscheibe (Fig. 29) und die Grösse
                              									der Fräser a, b, c und d.
                           In Fig. 32 ist ferner die Lagerung bezieh.
                              									Steinfassung der Rubinen für die Unruhe mit Compensation dargestellt.
                           Die Unruhwelle a erhält Zapfenlager mit doppelten
                              									Steinen, d. i. Lager und Decke, wobei der untere Zapfen b im abgerundeten Steinloch in der Mitte seiner Länge und in schmaler
                              									Fläche Berührung findet, während der obere Zapfen c nur
                              									mit seiner Spitze im Steinloch geht.
                           Wie bekannt, besteht diese Unruhe aus einem zweiarmigen Stahlring d, der in der Weise zweimal geschlitzt ist, so dass auf
                              									jeden Arm ein einseitiger Ringtheil entfällt, beide Theile aber symmetrisch
                              									stehen.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 131Fig. 32.Steinfassung der Rubinen für die Unruhe. Um den Stahlring ist vor dem Aufschlitzen ein Aussenring e von Messing angeschweisst, wodurch die Einwirkung der
                              									Temperaturunterschiede auf die Form des Unruhringes ausgeglichen oder compensirt
                              									wird.
                           Zur Regelung des Trägheitsmomentes dieser Unruhe sind die Schräubchen f vorhanden, welche die Hilfscompensation bedingen.
                           
                              
                                 Pr.