| Titel: | Ueber elektrische Eisenbahnen. | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 136 | 
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                        Ueber elektrische Eisenbahnen.Nach einem Vortrag von Ing. E. Egger im elektr. Verein, Wien.
                        Ueber elektrische Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           Die schnelle Entwickelung, welche das elektrische Eisenbahnwesen in den letzten
                              									Jahren genommen hat, die zahlreichen theoretischen und praktischen Grundlagen, auf
                              									welchen dasselbe nunmehr aufgebaut ist, und die beinahe zahllosen Constructionen,
                              									die im Gebiete desselben bekannt geworden sind, bilden eines der interessantesten
                              									Gebiete der gesammten heutigen Elektrotechnik. Das Interesse, welches den
                              									elektrischen Bahnen heutzutage entgegengebracht wird, ist ja nicht nur elektrischer
                              									Natur, sondern ist durch die Fragen des modernen Verkehrswesens überhaupt bedingt.
                              									Es ist daher auch von diesem Standpunkte aus nöthig, die Fortschritte zu betrachten,
                              									welche gemacht worden sind, um zu beurtheilen, was die Zukunft verlangt.
                           Die ältesten Versuche, die mit Batteriestrom ausgeführt wurden, wurden von Prof. Farmer in Boston angestellt, der im J. 1851 eine kleine
                              									Modellbahn baute, bei welcher dem Motor der Strom durch die Schienen zugeführt
                              									wurde. Bei allen früheren Versuchen mit Batteriemotoren war die Batterie mitgeführt
                              									worden. Ein Patent auf eine Anordnung, ähnlich wie die von Farmer, ist auch schon im J. 1840 einem Elektriker Pinkus in London ertheilt und Patente ähnlicher Art erwarb auch ein Major
                              										Bessolo in Oesterreich im J. 1855. Bei seinem
                              									System dienten bereits zwei Schienen als Zuleitung, eine dritte als Rückleitung; in
                              									einer anderen Anordnung hatte er eine oberirdische Zuleitung und die Schienen als
                              									Rückleitung in Vorschlag gebracht.
                           Alle diese Experimente führten aber nicht zum Ziele. Erst die Erfindung der
                              									Ringarmatur, der Dynamomaschine und die Entdeckung ihrer Verwendbarkeit als Motor
                              									gaben neue Anregung für die elektrische Bahn. Nachdem auf der Wiener Weltausstellung
                              									der erste elektrische Motor eine Pumpe getrieben hatte, begann zwei Jahre später George Green in Kalamazoo in Nordamerika mit Versuchen
                              									und baute im J. 1878 oder 1879 einen Motorwagen, welcher zwei Personen befördern
                              									konnte. Dieser Wagen war noch von Batteriestrom betrieben, da Green keine Dynamo zur Verfügung hatte: es ist jedoch
                              									aus seinen Aufzeichnungen klar, dass er eine solche beabsichtigt hatte, ebenso eine
                              									oberirdische Zuleitung. Im J. 1879 wurde die erste elektrische Eisenbahn
                              									thatsächlich in Betrieb gesetzt und zwar in der Berliner Industrieausstellung durch
                              										Siemens und Halske. Diese Bahn kann als der
                              									Ausgangspunkt des heutigen elektrischen Eisenbahnwesens betrachtet werden. Die
                              									Zuleitung erfolgte durch eine Mittelschiene, die Rückleitung durch die beiden
                              									äusseren Schienen.
                           Der Motor war die damalige Siemens-Dynamo, bei der die Achse parallel zum Gleise, die
                              									Uebertragung mittels Kegelräder, und zwar mit doppelter Uebersetzung bewirkt wurde.
                              									Das Ganze war auf einer kleinen Locomotive montirt, die in einem Anhänge wagen etwa
                              									20 Personen befördern konnte. Die Geschwindigkeit betrug etwa 12 km in der
                              									Stunde.
                           Im J. 1880 befand sich auf der Wiener Gewerbeausstellung eine von B. Egger erbaute elektrische Bahn, bei welcher die
                              									beiden Schienen allein die Stromleitungen bildeten. Um die gleiche Zeit begann man
                              									in Amerika elektrische Bahnen zu bauen; Field, Edison
                              									u.a. nahmen bezügliche Patente, ohne jedoch bis zum Jahre 1883 Nennenswerthes zu
                              									erreichen, während inzwischen Siemens die Bahn in
                              									Lichterfelde in Betrieb gesetzt hatte. Im gleichen Jahre kam auch in Chicago durch
                              									die vereinigten Bemühungen von Field und Edison eine Ausstellungsbahn von etwa 1 km Länge in
                              									Thätigkeit. Dieselbe bediente sich dreier Schienen; interessant ist, dass mit den
                              									Schienen behufs Erhöhung des Leitungsquerschnitts getrennte Drähte verbunden waren.
                              									Von da an ging es in Amerika mit Riesenschritten vorwärts, während die Europäer, die
                              									bis jetzt voraus gewesen waren, ganz zurückblieben. Der elektrischen Locomotive war
                              									zu dieser Zeit der unbestrittene Vorzug gegeben worden. Van
                                 										Depoele verwendete die oberirdische Zuleitung, Daft benutzte zur Geschwindigkeitsregulirung bereits die Methode, die
                              									Schaltung der Feldspulen entsprechend zu ändern.
                           Einen weiteren Schritt vorwärts bildete die Versuchsbahn von Bentley und Knight in Cleveland; diese benutzten eine unterirdische
                              									Zuleitung, indem ein geschlitzter Holzkanal zwischen den Schienen angebracht
                              									war.
                           Unterdessen hatte Sprague wesentliche Verbesserungen
                              									gemacht, wie z.B. die Art und Weise der Motoraufhängung und zwar mit doppelter und
                              									einfacher Zahnradübersetzung. Seiner unermüdlichen Energie war es zuzuschreiben,
                              									dass im J. 1888 in Richmond eine Bahn mit 20 Motorwagen (nicht Locomotiven) in
                              									dauernden Betrieb kam, und von da an datirt der erstaunliche Aufschwung des
                              									elektrischen Verkehrs in Nordamerika, so zwar, dass, während im J. 1888 dortselbst
                              									13 elektrische Bahnen mit 95 Motorwagen bezieh. Locomotiven über etwa 70 km Länge in
                              									Betrieb waren, im J. 1892 ebenda 13500 Motorwagen etwa 9000 km Gleise befuhren.
                           Die Leistungen und Bestrebungen der allerletzten Jahre bestanden darin, Motoren von
                              									entsprechender Stärke bei möglichst eingeschränkten Dimensionen zu bauen, dieselben
                              									entsprechend auf den Wagenuntergestellen unterzubringen, ihre Regulirung bequem und
                              									rasch bedienbar zu machen und die Uebertragung der Bewegung von Motorachse auf
                              									Wagenachse stossfrei zu gestalten. Die modernen Constructionen bestehen darin, jeden
                              									Wagen mit zwei Motoren auszurüsten, von denen jeder eine Achse mittels einfacher
                              									Zahnradübersetzung antreibt. Man hat es nunmehr so weit gebracht, dass mit
                              									Motorwagen Steigungen bis 13 Proc. in beständigem Dienste befahren werden, und dass
                              									Geschwindigkeiten von 30 km in der Stunde mit Leichtigkeit zu erreichen sind. Die
                              									Beförderungsfähigkeit der Wagen wurde ausserordentlich erhöht, und es laufen fast in
                              									allen amerikanischen Städten einige Wagen mit 80 und mehr Sitzplätzen.
                           Die heutigen Wagenuntergestelle haben ein wesentlich verschiedenes Aussehen von den
                              									Untergestellen der Pferdebahnwagen, aus denen sie hervorgegangen sind. Während
                              									nämlich diese die beiden Achsen in Lagern laufen haben, welche unter einander in
                              									keiner weiteren Verbindung stehen, bemüht man sich, beim Motorwagen die
                              									Achsenlager beiderseits durch Trägerconstructionen so zu verbinden, dass ein
                              									möglichst fester Rahmen geschaffen wird, auf dem der Motor oder die beiden Motoren
                              									aufliegen. In diesem Rahmen können sich die Achsenbuchsen senkrecht auf und ab
                              									bewegen; auf ihm sitzt der leicht abhebbare Wagenkasten federnd auf. Die neueren
                              									Wagen sind mit zwei Motoren ausgerüstet und zwar mit Hauptstrommotoren; dieselben
                              									haben vor den Nebenschlussmotoren den grossen Vortheil, dass sie mit bedeutender
                              									Zugkraft zu laufen beginnen. Sie sitzen auf dem Rahmen des Untergestells, an einem
                              									Ende federnd, während sie am anderen Ende mittels Buchsen die Wagenachsen umgreifen,
                              									so dass jeder Motor eine Achse antreibt. Die Uebersetzung ist eine einfache; ein
                              									kleines Zahnrad sitzt auf der Armaturwelle, das entsprechende grosse auf der
                              									Wagenachse. Bei den älteren Constructionen war die Uebersetzung eine doppelte, so
                              									dass ein Vorgelege eingeschaltet war, bevor der Antrieb auf die Wagenachse
                              									geschah.
                           Die Regulirung dieser Motorwagen mit zwei Motoren erfolgt durch einen Schaltapparat,
                              									welcher es ermöglicht, unter Anwendung von Widerständen dieselben stufenweise
                              									parallel oder hinter einander zu schalten. Eine Regulirung mittels Combination der
                              									Feldspulen lässt sich bei Zweimotoren-Systemen schwer durchführen. Die
                              									Schaltapparate, mit welchen die verschiedenen Schaltungen der Wagenmotoren
                              									hergestellt werden, arbeiten in der Weise, dass beim Anfahren beide Motoren unter
                              									Vorschaltung eines entsprechenden Widerstandes in Serie geschaltet werden. In dem
                              									Maasse, als mehr Geschwindigkeit und weniger Zugkraft erforderlich wird, also der
                              									Wagen die Reibung der Ruhe bereits überwunden hat, wird auf die Parallelschaltung
                              									beider Motoren übergegangen. Da die Schaltapparate stets den gesammten Strom führen
                              									und auch bei verschiedenen Schaltungsübergängen Inductionsfunken sich ergeben, so
                              									müssen diese in ihrer Construction gegen Funkenbildung ganz besonders geschützt
                              									sein. So sind z.B. die neuesten „Controller“ der Westinghouse Co. ganz auf einer Porzellanwalze montirt, während diejenigen
                              									der General Electric Co. einen grossen Elektromagnet
                              									als Funkenlöscher besitzen.
                           Wenn man die Wirkungsweise des Hauptstrommotors als Bahnmotor betrachtet, so ist
                              									dieselbe in den verschiedenen Stufen der Bewegung eine ganz und gar verschiedene.
                              									Beim Anfahren, wo man gezwungen ist, ganz langsam zu fahren, bei
                              									Geschwindigkeitsverringerungen beim Bergauffahren u.s.w., wird bei grosser
                              									Stromstärke wenig Spannung gebraucht, da ja eben diese maassgebend für die
                              									Geschwindigkeit ist. Es muss daher die elektromotorische Kraft der Linie im Anker
                              									entsprechend verringert werden, um eine gewisse geringe Geschwindigkeit zu erzielen.
                              									Dies erfolgt durch vorgeschaltete Widerstände und ist also ein directer Verlust;
                              									derselbe ist beim Zweimotoren-System natürlich geringer als beim Einmotoren-System.
                              									Auch bei denjenigen Systemen, welche, wie das Sprague'sche, die Regulirung des Motors durch Aenderung der Feldspulen
                              									erzielten, war ein ziemlicher Verlust in diesen selbst vorhanden.
                           Je schneller der Hauptstrommotor zu laufen hat, desto günstiger stellt sich seine
                              									Nutzleistung im Bahnbetrieb, indem dann die ganze Spannung der Linie benutzt werden
                              									kann. Aus dem Vorhergehenden ergibt sich, dass bei gleicher Belastung ein
                              									Eisenbahnmotor für jede Geschwindigkeit annähernd die gleiche Arbeit
                              									verbraucht, weshalb der elektrische Betrieb noch unwirthschaftlich ist; thatsächlich
                              									beträgt der durchschnittliche Wirkungsgrad der Motoren mit einfacher Uebersetzung
                              									kaum einige Procent. Im Momente des Anfahrens, wo eine drei- bis vierfache
                              									Stromstärke gebraucht wird, dagegen fast keine Spannung, sinkt der Wirkungsgrad oft
                              									unter 10 Proc., bis der Wagen eine Geschwindigkeit von ⅓ m in der Secunde erreicht
                              									hat.
                           Die Anwendung einer einfachen Uebersetzung hat darin seinen Grund, dass der
                              									Zahnradtrieb grossen Lärm verursachte, weil zu jener Zeit die Herstellungsmethoden
                              									noch nicht so entwickelt waren, dass man, wie es jetzt der Fall ist, geräuschlose
                              									Zahnrädertriebe herstellen konnte. Trotzdem blieb man bei der einmal gewählten
                              									einfachen Uebersetzung, was theoretisch eher als ein Rückschritt zu betrachten
                              									ist.
                           Bei dem doppelten Zahnradgetriebe betrug das Hebelverhältniss zwischen Armatur und
                              									Radachse 1 : 10; beim einfachen Getriebe ist es kaum 4½. Es muss daher im letzteren
                              									Fall die Zugkraft das Doppelte des ersteren Falles betragen. Dies wurde auch
                              									erreicht hauptsächlich durch das kräftigere geschlossene magnetische Feld gegenüber
                              									den früheren Constructionen. Auch das Gewicht der Motoren ist ausserordentlich
                              									gewachsen, eine doppelmotorige Wagenausrüstung wiegt heute 2500 bis 4000 k; im
                              									Trambahnverkehr, wo heute das weiteste Feld des elektrischen Bahnwesens ist, also in
                              									der Beförderung einzelner Wagen, ist nur ein geringeres Gewicht zur nöthigen
                              									Adhäsion erforderlich, so dass jedes übergrosse Gewicht gleichbedeutend mit einer
                              									Beförderung todter Last ist. Wie oben beschrieben, besitzen die Wagenuntergestelle
                              									senkrechte Führungen, in denen die Achsenbuchsen sich bewegen können. Dies findet
                              									bei allen Unebenheiten, beim Ueberfahren von Schienenstössen u.s.w. statt. Da nun
                              									der Motor mit dem einen Ende mit den Wagenachsen direct verbunden ist und nur am
                              									anderen Ende federnd am Untergestelle hängt, so folgt daraus, dass alle Stösse durch
                              									das Motorgewicht besonders verstärkt werden. Es rührt daher das starke Stossen und
                              									Hämmern der elektrischen Wagen. Die Schienen leiden dadurch sehr und muss man zu
                              									immer schwereren greifen, so dass man auf den amerikanischen Strassenbahnen langsam
                              									von der leichtesten Pferdebahnschiene von 16,6 k Gewicht für 1 m bis zu Gewichten
                              									von 35 und 40 k vorgeschritten ist. Ausserdem kommt hinzu, dass der heutige
                              									Hauptstrommotor stets Strom, auch beim Bergabfahren, verbraucht. Die
                              									hauptsächlichste Geschwindigkeitsregulirung erfolgt nun durch die Handbremse. Diese
                              									verursacht eine derartig starke Beanspruchung der Räder, dass diese oft schon
                              									innerhalb eines Jahres ausgewechselt werden müssen.
                           Mit dem Princip der heutigen Eisenbahnmotoren sind eng die Einwirkungen auf Schiene
                              									und Rad verbunden. Folgende Ziffern geben über die wirthschaftlichen Verhältnisse
                              									von elektrischen Bahnen, die mit den gangbarsten Doppelmotoren-Systemen und
                              									verschiedenen Wagengrössen ausgerüstet sind, Aufschluss: Die Kosten des elektrischen
                              									Betriebs für das Wagenkilometer betragen in amerikanischen Städten, je nach den
                              									Kohlenpreisen und Lohnverhältnissen, von 5 bis 15 Cts., das sind 21 bis 63 Pfg.
                              									Hierbei ist zu berücksichtigen, dass unsere Kohlenpreise bedeutend höher, die Löhne
                              									jedoch wesentlich billiger sind. Der Kabelbahnbetrieb stellt sich trotz höherer
                              									Anlagekosten billiger als der elektrische, da es viele Bahnen gibt, wo das Wagenkilometer
                              									einschliesslich Zinsen 7 Cts., also 29 Pfg. kostet. Nach sehr ausführlichen
                              									Berechnungen von Higgins stellen sich besonders bei
                              									kleineren Bahnen in Städten bis etwa 50000 Einwohnern die Gesammtbetriebs- und
                              									Erhaltungskosten sammt Zinsen durchschnittlich auf 75 Proc. der totalen Einnahmen.
                              									Es entspricht dies einer 5procentigen, sehr selten 7procentigen Verzinsung des
                              									Anlagekapitals; doch gibt es genug elektrische Bahnen, welche sich kaum mit über 3
                              									Proc. verzinsen. Eine interessante Thatsache ist, dass die Stromkosten nur etwa 10
                              									Proc. der gesammten Betriebskosten ausmachen. Im Allgemeinen stellen sich die reinen
                              									Betriebskosten ungefähr folgendermaassen:
                           Angenommen ist der Fall, bei dem für das Wagenkilometer reine Betriebskosten von 34
                              									Pfg. betragen.
                           
                              
                                 Stromkosten
                                   4,3
                                 Pfg.
                                 
                              
                                 Reparaturen an Wagenmotoren
                                   2,9
                                 „
                                 
                              
                                          „           „   Wagenkasten
                                    											und    -Untergestellen
                                   2,0
                                 „
                                 
                              
                                 Reparaturen an Leitung
                                   1,2
                                 „
                                 
                              
                                 Erhaltung des Unterbaus
                                   3,1
                                 „
                                 
                              
                                 Gehalt für Wagenführer und Conducteur
                                 12,8
                                 „
                                 
                              
                                 Regiespesen
                                   6,0
                                 „
                                 
                              
                                 Unfallentschädigung
                                   1,7
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 34,0
                                 Pfg.
                                 
                              
                           Dieses Beispiel ist einer amerikanischen, gut geleiteten elektrischen Bahn entnommen,
                              									welche nur normale Wagen mit etwa 30 Personen Fassungsraum laufen hatte. Bei uns
                              									würden sich, bei ungefähr gleichem Summenbetrag, einige Posten ändern, und zwar die
                              									Stromkosten steigen, die Personalauslagen fallen. Im Grossen und Ganzen ist also das
                              									elektrische Bahnwesen noch nicht so rentabel, wie man oft glaubt. Die Gründe sind
                              									nach dem Vorhergehenden folgende:
                           1) Unwirthschaftliches Arbeiten der Motoren, zu hohes Gewicht, zu geringe
                              									Tourenzahl;
                           2) kostspielige Anlage des Unterbaus;
                           3) theure Erhaltung des Unterbaus;
                           4) theure Erhaltung der gesammten Betriebsfahrmittel.
                           Dem ersten Punkte hat man in Bezug auf wirkliche Wirthschaftlichkeit wenig
                              									Aufmerksamkeit geschenkt; vielleicht weil eben die Stromkosten nur einen geringen
                              									Procentsatz der Gesammtbetriebskosten ausmachen. Eickemeyer,
                                 										Rae, Sperry und Short wenden seit Kurzem
                              									wieder einen einzigen Motor von etwa 30  an, derselbe entspricht wohl den
                              									schwierigsten Anforderungen. Um eine stossfreie Lagerung zu erzielen, wurde
                              									vorgeschlagen, den Motor über dem Wagenboden hervorstehen zu lassen und denselben
                              									offen auf der Plattform anzubringen oder innerhalb des Wagens durch Sitze zu
                              									verdecken. Bei einem Motor müssten natürlich beide Wagenachsen getrieben werden.
                           Um mit Motoren zu arbeiten, die einen besseren Nutzeffect für elektrische Bahnen
                              									besitzen, wird Folgendes maassgebend sein: Eine dauernd laufende Armatur, welche
                              									während des Wagenstillstandes ausgerückt wird und leer mitläuft, wäre beim Anfahren
                              									von grösstem Werthe und könnte eine grosse Stromersparniss bewirken. Hätte diese
                              									Armatur gleichbleibende Geschwindigkeit und wäre sie mit einer veränderlichen
                              									Uebersetzung auf die Wagenachsen versehen, so könnte bei irgend einer
                              									Wagengeschwindigkeit deren gleichbleibende Geschwindigkeit voll ausgenutzt werden.
                              									Beim Langsamfahren würde ausser der Stromverschwendung das Bremsen auf Räder
                              									u.s.w. wegfallen; die Einrichtung der Schaltapparate wäre viel einfacher. Beim
                              									Bergabfahren würde eine elektrische Bremsung in der Weise eintreten, dass das
                              									Bremsen am Rade entfällt, ausserdem kein Strom unnöthig verzehrt wird. Alle diese
                              									Bedingungen erfüllt der Nebenschlussmotor. Derselbe hält annähernd gleichbleibende
                              									Geschwindigkeit, sein Feld beim Anfahren kann genügend stark gemacht werden, während
                              									die veränderliche Uebersetzung noch durch Aenderung der Felderregung in ihrer
                              									Wirkung unterstützt werden kann. Künstlicher Widerstand in der Armatur entfällt,
                              									ausser beim Einschalten, ganz. Beim Bergabfahren wirkt der Nebenschlussmotor in dem
                              									Augenblicke, wo er seine Geschwindigkeit überschreitet, als Stromerzeuger und dient
                              									daher als Bremse. Alle diese Eigenschaften machen den Nebenschlussmotor zu einem
                              									höchst wünschenswerthen Motor für elektrische Strassenbahnen, und wären, um
                              									denselben dazu geeignet zu machen, zwei Hauptaufgaben zu lösen, nämlich 1) die
                              									Schaffung eines entsprechenden Nebenschlussmotors mit veränderlichem Getriebe und 2)
                              									dessen stossfreie Lagerung.