| Titel: | Untersuchung über den Wassergehalt des lufttrockenen lohgaren Leders. | 
| Autor: | v. Schroeder | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 140 | 
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                        Untersuchung über den Wassergehalt des
                           								lufttrockenen lohgaren Leders.
                        Von Prof. v. Schroeder in Tharand.
                        Untersuchung über den Wassergehalt des lufttrockenen lohgaren
                           								Leders.
                        
                     
                        
                           Im Handel wird das lohgare Leder in der Regel nach Gewicht gekauft und verkauft, nur
                              									ausnahmsweise werden einige Sorten feinerer Oberleder nach Stückzahl oder Fläche
                              									gehandelt. Man verlangt in der Praxis für das fertige Leder einen gehörigen Grad von
                              									Trockenheit, das Leder soll beim Transport sein Gewicht nicht verändern, so dass das
                              									vom Käufer bei der Uebernahme der Waare gefundene Gewicht hinter dem vom Verkäufer
                              									bei der Absendung festgestellten und aufgegebenen Gewichte nicht zurückbleibt.
                              									Ebenso soll das Leder beim Liegen nicht leichter werden, und ein längeres Lager
                              									vertragen, ohne dass dauernde Gewichtsverluste eintreten. Man spricht in der Praxis
                              									von reell und unreell getrocknetem Leder und versteht unter reell getrocknetem Leder
                              									ein solches, welches den angegebenen Anforderungen in Bezug auf Gewichtsconstanz
                              									beim Lagern und Transport entspricht. Es spielt daher der Wassergehalt des Leders
                              									für den Gerber und Lederhändler eine sehr wichtige Rolle. Ueber Ledertrocknung ist
                              									in den gerberischen Fachzeitschriften ziemlich viel geschrieben worden, und man hat,
                              									mit Rücksicht auf die im Handel nicht selten vorkommenden Streitigkeiten wegen
                              									Gewichtsdifferenzen des Leders, sehr oft die Nothwendigkeit einer guten
                              									Ledertrocknung betont. Brauchbare Untersuchungen über den durchschnittlichen
                              									Wassergehalt verschiedener Leder im lufttrockenen Zustande, sowie über den Wechsel
                              									des Wassergehaltes bei lufttrockenem Leder liegen bis jetzt aber gar keine vor, und es
                              									fehlt daher im speciellen Falle zur sicheren Beurtheilung des Trockenheitsgrades
                              									eines Leders jeder Zahlen anhält. Theils um in dieser praktisch wichtigen Frage die
                              									nöthigen Unterlagen zu gewinnen, theils aber auch um die in meinem Laboratorium
                              									ausgeführten Lederanalysen auf einen einheitlichen durchschnittlichen Wassergehalt
                              									berechnen zu können, unternahm ich im Jahre 1892 eine Untersuchung, welche die
                              									Feststellung des für unsere klimatischen Verhältnisse anzunehmenden mittleren
                              									Wassergehaltes für lohgares Leder bezweckte, und durch welche zugleich entschieden
                              									werden sollte, wie gross die bei lufttrockenem Leder vorkommenden, durch den Wechsel
                              									der Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit bedingten Schwankungen des Wassergehaltes im
                              									Laufe des Jahres sich gestalten können.
                           Die Anlage und Ausführung einer solchen Untersuchung ist natürlich sehr einfach, denn
                              									man hat nichts weiter zu thun, als eine Anzahl wirklich lufttrockener Lederproben
                              									von bekanntem Wassergehalt unter gleichen äusseren Verhältnissen aufzubewahren, und
                              									ihre Gewichte von Zeit zu Zeit festzustellen. Will man hier aber richtige, praktisch
                              									brauchbare Resultate erhalten, so muss man berücksichtigen, unter welchen
                              									Verhältnissen das Leder in Gerbereien und Lederhandlungen aufbewahrt wird, und man
                              									muss sich darüber Rechenschaft geben, was bei Leder unter dem Begriff „trocken“ nach den Anforderungen der Praxis und
                              									im richtigen Interesse der Praxis verstanden werden kann.
                           Das Leder, wie es aus den Gruben, Versenken oder Gerbebrühen im fertig gegerbten
                              									Zustande hervorgeht, enthält immer eine grosse Menge Wasser aufgesogen. und von
                              									dieser Nässe soll es soweit befreit werden, dass es später beim Lagern und Transport
                              									sein Gewicht möglichst wenig verlindert. Im Sommer geschieht das Trocknen in den
                              									Gerbereien meist ohne Zuhilfenahme von künstlicher Wärme, indem man in den
                              									Trockenräumen einen ausreichenden Luftwechsel herstellt und zugleich darauf achtet,
                              									dass die Leder in der wärmeren Jahreszeit nicht von der directen brennenden
                              									Sonnenhitze getroffen werden. Dabei verdunstet die überschüssige Wassermenge, und
                              									das Leder hält, wenn die Trocknung eine ausreichende gewesen ist, nur noch soviel
                              									Wasser zurück, wie dem jeweiligen Stande der Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit
                              									entspricht. Keinem Gerber wird es einfallen, die Trocknung im Sommer weiter zu
                              									treiben, denn das auf diese Art wirklich vollständig trocken gemachte Leder kann auf
                              									dem Lager sowohl wie auch bei längerem Transport, sofern man es nur vor der
                              									Einwirkung directer Sonnenhitze schützt, was immer geschehen muss, an Gewicht nicht
                              									wesentlich abnehmen. Wohl aber kann ein auf diese Art getrocknetes Leder, wenn es in
                              									einen Lagerraum kommt, wo eine niedrigere Temperatur und eine höhere relative
                              									Feuchtigkeit vorhanden ist, beim Liegen an Gewicht zunehmen. Dasselbe wird der Fall
                              									sein, wenn die Witterung sich ändert und das Leder auf dem Transport einer
                              									niedrigeren Temperatur und höheren relativen Luftfeuchtigkeit ausgesetzt ist, auch
                              									dann kann das Gewicht desselben mehr oder weniger zunehmen. Zuweilen rechnet der
                              									Gerber schon von vornherein mit einem solchen Lagerraum, der im Sommer eine
                              									wesentlich niedrigere Temperatur hat, als die Aussenluft. Das Leder wird nicht ganz
                              									soweit ausgetrocknet, wie dem wirklichen Stande der Temperatur und Luftfeuchtigkeit
                              									entspricht, und wenn es dann auch auf dem Lagerraum nicht wesentlich an Gewicht
                              									einbüsst, so kommt es doch häufig vor, dass das Gewichtsmanko in der wärmeren
                              									Jahreszeit beim Transport sich geltend macht. Nicht selten ist eine solche
                              									Gewichtsbeschwerung mit Wasser von Seiten des Gerbers aber auch eine
                              									unbeabsichtigte, und nur darauf zurückzuführen, dass beim Trocknen die nöthige
                              									Sorgfalt ausser Acht gelassen wurde. Fasst man die Sommertrocknung ins Auge, so wird
                              									man sich mit einem praktischen Gerber theoretisch über den Begriff der
                              										„Trockenheit“ des Leders leicht verständigen können, und es wird wohl
                              									zugegeben werden, dass diese Trockenheit von dem Stande der durch die Jahreszeit
                              									gegebenen durchschnittlichen Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhängen muss. Ist ein
                              									Leder dementsprechend trocken gemacht, so ist es „reell
                                    											getrocknet“, und wesentliche Gewichtsdifferenzen können beim Handel
                              									nicht vorkommen.
                           Scheinbar etwas anders liegt die Sache bei der Wintertrocknung, oder überhaupt bei
                              									der Trocknung in der kühleren Jahreszeit, und darum verständigt man sich darüber mit
                              									dem Praktiker auch nicht so schnell. Die grossen Massen Wasser in den frischen
                              									nassen Ledern verdunsten im Winter nur sehr langsam. Kleinen Gerbereien macht die
                              									Wintertrocknung daher oft grosse Schwierigkeiten, und in allen grösseren, rationell
                              									eingerichteten Gerbereien wird bei der Wintertrocknung immer künstliche Wärme, die
                              									durch irgend eine Heizeinrichtung hervorgebracht wird, zu Hilfe genommen. Welchen
                              									Zweck hat hier nun die Erwärmung des Trockenraumes, und bis zu welchem Grade soll
                              									das Leder in den erwärmten Trockenräumen ausgetrocknet werden? Offenbar hat die
                              									Erwärmung nur den Zweck, das Trocknen zu beschleunigen, man kann dabei aber doch
                              									auch nichts mehr beabsichtigen, als die Leder in den Zustand der Lufttrockenheit zu
                              									bringen. Macht man die Leder nicht ganz so trocken, wie
                              									in dieser Jahreszeit dem lufttrockenen Zustande entspricht, so werden sie natürlich
                              									später unter allen Umständen an Gewicht verlieren, und die Trocknung müsste als eine
                              									unreelle bezeichnet werden. Trocknet man sie dagegen in dem erwärmten Trockenraum
                              										schärfer aus, als dem Zustande der Lufttrockenheit
                              									entspricht, so wird man allerdings später mit Gewichtsmankos keine
                              									Unannehmlichkeiten haben, es ist das aber ein Luxus, den man sich bietet, weil das
                              									Leder, sobald es aus dem Trockenraum herauskommt, auf dem Lager und beim Transport
                              									das fehlende Wasser aus der Luft anziehen und sich von selbst sehr bald wieder auf
                              									den Zustand der Lufttrockenheit einstellen muss. Dabei würde man natürlich an Wärme
                              									und Ledergewicht ohne Grund einbüssen, und der Abnehmer hätte den Vortheil, nachdem
                              									das Leder sein normales Gewicht durch Wasseranziehung aus der Luft wieder
                              									hergestellt hat. Uebrigens glaube ich gar nicht, dass ein solches stärkeres oder,
                              									wie man es gern nennt, „besseres“ Trocknen in
                              									der Praxis sehr oft vorkommt, – das widerspricht einer gesunden Calculation, und es
                              									ist menschlich viel verständlicher, dass das Gegentheil im Handel und Wandel der
                              									weit häufigere Fall zu sein pflegt. Der allein richtige Maasstab für eine reelle
                              									Trocknung kann daher wie im Sommer so auch im Winter nur der Lufttrockenzustand
                              									sein, wie er dem Stande der Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit nach der jeweiligen
                              									Jahreszeit entspricht. Damit ist auch ganz klar vorgezeichnet, wie ein Leder auf reelle Trocknung zu
                              									untersuchen ist. Man bringt das Leder in einen ungeheizten, nach Norden gelegenen
                              									Raum, der von der Sonne direct nicht beschienen und erwärmt werden kann. Die
                              									Aussenluft muss dabei zu dem Raum zutreten können, ohne dass gerade ein starker
                              									Luftzug stattzufinden braucht, – wenn das Leder in einem solchen Raum einige Tage
                              									hängend im Gewicht nicht wesentlich zurückgeht, und weiter von Tag zu Tage sein
                              									Gewicht nur um geringe Beträge, entsprechend dem Gange der Lufttemperatur,
                              									verändert, so ist es als lufttrocken anzusehen. Selbstverständlich wird das Leder
                              									dabei im Winter einen höheren Wassergehalt haben, als im Sommer. Die Grösse dieser
                              									Schwankungen festzustellen, sowie den durchschnittlichen Wassergehalt des
                              									lufttrockenen Leders kennen zu lernen, ist die Aufgabe, die ich mir in der
                              									vorliegenden Arbeit gestellt hatte.
                           Zur Untersuchung kamen 24 Lederproben, die ich mir theils direct aus Gerbereien und
                              									Lederhandlungen zu diesem Zwecke verschaffte, oder die ich von früher im
                              									Laboratorium in grösseren Stücken liegen hatte, und die hier auf dem Bodenraum des
                              									Laboratoriums aufbewahrt worden waren. Diese Leder waren folgende:
                           Nr. 1. Sohlleder, durch Schwitzen enthaart, aus einer
                              									Gerberei in Plauen im Voigtlande. Mit Eiche und Fichte nach altem Grubensystem
                              									hergestellt. Der Wassergehalt beim Empfang aus der Lederhandlung Ende März 1892
                              									betrug 20,83 Proc.
                           Nr. 2. Sohlleder, durch Schwitzen enthaart, aus einer
                              									Freiberger Gerberei. Nach altem Grubensystem gegerbt, mit Eichen- und Fichtenbrühen
                              									geschwellt, im 1. Satz Eiche und Fichte, im 2. und 3. Satz reine Eiche. Der
                              									Wassergehalt beim Empfang aus der Gerberei Ende März 1892 betrug 22,72 Proc.
                           Nr. 3. Sohlleder, sogen. norddeutsches. Hamburger
                              									Fabrikat. Durch Anschwöden mit Kalk und Schwefelnatrium enthaart, mit Schwefelsäure
                              									geschwellt und vorherrschend mit Quebracho unter Beigabe anderer Gerbmaterialien,
                              									wie Myrobalanen, Knoppern, Valonea u.s.w., in Farben und Versenken gar gemacht. Der
                              									Wassergehalt beim Empfang aus der Lederhandlung Ende März 1892 betrug 19,39
                              									Proc.
                           Nr. 4. Sohlleder, durch Kalken enthaart, aus einer
                              									Tharander Gerberei, nach altem Grubensystem gegerbt. Mit Fichtenbrühen geschwellt,
                              									im Versenk und 3 Sätzen mit Eiche und Fichte zu gleichen Theilen gegerbt.
                              									Wassergehalt Ende März 1892 beim Empfang aus der Gerberei 19,00 Proc.
                           Nr. 5. Sohlleder, durch Kalken enthaart, aus einer
                              									Gerberei in Celle. Schwellfarben und Versenk mit Eiche und Fichte. Im 1. und 2.
                              									Satz auf 100 Theile Eiche 34 Theile Mimosenrinde, im 3. Satz auf 100 Theile Eiche 20
                              									Theile Valonea. Probe aus der Sammlung des Laboratoriums.
                           Nr. 6. Vacheleder, aus einer Gerberei in
                              									Hannoverisch-Münden. Reine Eichengerbung nach altem System. Probe aus der Sammlung
                              									des Laboratoriums.
                           Nr. 7. Vacheleder, aus einer Gerberei in Buchholz im
                              									Erzgebirge. Reine Fichtengerbung nach altem System. Probe aus der Sammlung des
                              									Laboratoriums.
                           Nr. 8. Vacheleder, aus einer rheinischen Gerberei;
                              									Eichengerbung. Der Wassergehalt der Probe betrug Ende März 1892 beim Empfang aus der
                              									Lederhandlung 21,50 Proc.
                           Nr. 9. Vacheleder, aus einer Dresdener Gerberei. Mit
                              									Fichtenlohe angegerbt und mit Eichenholzextractbrühen gar gemacht. Probe aus der
                              									Sammlung des Laboratoriums.
                           Diese 5 Proben Sohlleder und 4 Proben Vacheleder zeigten nach der Analyse bei 100° C.
                              									folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Nr. 1.
                                 Nr. 2.
                                 Nr. 3.
                                 Nr. 4.
                                 Nr. 5.
                                 Nr. 6.
                                 Nr. 7.
                                 Nr. 8.
                                 Nr. 9.
                                 
                              
                                 MineralstoffeFettDurch Wasser
                                    											extrahirbareReine Ledersubstanz
                                 gerbende Stoffeorg.
                                    											Nichtgerbstoffe
                                     0,71    0,24    1,53    3,12  94,40
                                     0,89    0,31    3,94    4,05  90,81
                                     0,89    0,59    8,19    6,24  84,09
                                     0,77    0,20    6,99    4,12  87,92
                                     0,95    0,82    8,23    3,80  86,20
                                     0,77    1,11    2,71    1,43  93,98
                                     1,33    0,42    7,01    5,70  85,54
                                     0,93    0,60    3,29    2,76  92,42
                                     0,80    2,13    4,87    9,75  82,45
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                                 Zuckergehalt des Leders Stickstoffgehalt des
                                    												LedersStärke des Leders in
                                       												Millimetern
                                                     
                                    											Proc.                        „MinimumMaximumMittel
                                     0,28  10,15    4,34    6,80    5,19
                                     0,16    9,66    5,66    7,10    6,25
                                     0,41    7,74    4,80    5,62    5,26
                                     0,11    9,67    5,23    5,90    5,33
                                     0,19    9,03    2,80    6,75    6,10
                                     0,04    9,01    3,18    3,72    3,45
                                     0,53    9,58    5,23    5,85    5,56
                                     0,09  10,54    6,85    7,42    7,09
                                     0,42    9,17    2,72    3,30    3,19
                                 
                              
                           Die folgenden Leder sind mit Ausnahme des lohgaren Rossschildes Nr. 13 und der beiden
                              									Hornleder Nr. 23 und 24 sämmtlich mehr oder weniger gefettet.
                           Nr. 10. Riemenleder, aus einer Freiberger Gerberei,
                              									gegerbt mit Eiche und Fichte. Der Wassergehalt betrug Ende März 1892, als ich das
                              									Leder aus der Gerberei erhielt, 17,20 Proc.
                           Nr. 11. Riemenleder, aus einer Gerberei in Deuben bei
                              									Dresden. Gegerbt mit Eiche und Fichte. Ende März 1892 beim Empfang aus der Gerberei
                              									betrug der Wassergehalt 19,12 Proc.
                           Nr. 12. Geschirrleder, schwarzes, aus einer Freiberger
                              									Gerberei. In der Hauptsache mit Eiche und Fichte gegerbt. Der Wassergehalt betrug,
                              									als ich das Leder Ende März 1892 aus der Gerberei erhielt, 17,92 Proc.
                           Nr. 13. Rossleder, lohgares Schild, unzugerichtet. Aus
                              									einer Gerberei in Ost-Steinbeck bei Hamburg. Reine Extractgerbung in Brühen, die
                              									durch Extraction eines Gemisches aus gleichen Gewichtstheilen Quebrachoholz und
                              									Fichtenlohe hergestellt sind. Probe aus der Sammlung des Laboratoriums.
                           Nr. 14. Rossschuhleder, geschwärzt, Halstheil. Aus
                              									derselben Gerberei und dieselbe Gerbung wie Nr. 13. Das Leder ist zugerichtet und
                              									ziemlich stark gefettet. Probe aus der Sammlung des Laboratoriums.
                           Nr. 15. Fahlleder, braunes Rindleder, aus einer
                              									Tharander Gerberei, und in der Hauptsache mit Eiche und Fichte gegerbt. Als ich das
                              									Leder Ende März 1892 aus der Gerberei erhielt; hatte es 17,82 Proc. Wasser.
                           
                           Nr. 16. Kalbleder, braunes. Aus derselben Gerberei
                              									und dieselbe Extractgerbung wie Nr. 13 und 14. Aus der Sammlung des
                              									Laboratoriums.
                           Nr. 17. Kalbleder, braunes. Sehr gute Qualität aus einer
                              									Gerberei im Elsass, reine Eichengerbung. Ende März 1892, als ich dieses Leder aus
                              									einer Lederhandlung erhielt, hatte es 16,29 Proc. Wasser.
                           Nr. 18. Kalbleder, schwarz, satinirt. Aus der
                              									Lehrgerberei der Deutschen Gerberschule. Sehr schöne, feine Qualität. Zur Hälfte mit
                              									Eiche und zur Hälfte mit Fichte gegerbt, und zuletzt zur Aufhellung gesumacht. Aus
                              									der Sammlung des Laboratoriums.
                           Nr. 19. Kipsoberleder, braunes, aus Arsenikkipsen. In
                              									der Lehrgerberei der Deutschen Gerberschule durch Gerbung mit Fichte und Quebracho
                              									hergestellt. Als ich eine Haut von diesem Leder Ende Februar 1892 aus einer
                              									Leipziger Lederhandlung, wohin die Partie schon verkauft war, mir kommen liess,
                              									enthielt dieselbe beim Empfang in Tharand 19,38 Proc. Wasser.
                           Nr. 20. Kipsoberleder, schwarz, genarbtes. Geringe
                              									Qualität aus einer Thüringer Gerberei und höchst wahrscheinlich reine
                              									Fichtengerbung.
                           Nr. 21. Kipsoberleder, schwarz, genarbtes. Feine
                              									Qualität; mit Eiche und Fichte gegerbt, aus einer renommirten Thüringer
                              									Kipsgerberei.
                           Nr. 22. Schafleder, mit Fichtenlohe und einer ganz
                              									geringen Spur Quebracho in einer Tharander Weissgerberei lohgar gemacht. Der in
                              									diesem Leder aufgefundene Fettgehalt von 7,52 Proc. in der Trockensubstanz rührt vom
                              									Blössenfett her.
                           Diese 13 Proben, von Nr. 10 bis 22 inclusive, zeigten nach der Analyse bei 100° C.
                              									folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Nr. 10.
                                 Nr. 11.
                                 Nr. 12.
                                 Nr. 13.
                                 Nr. 14.
                                 Nr. 15.
                                 Nr. 16.
                                 Nr. 17.
                                 Nr. 18.
                                 Nr. 19.
                                 Nr. 20.
                                 Nr. 21.
                                 Nr. 22.
                                 
                              
                                 MineralstoffeFettDurch Wasser  
                                    											extrahirbareReine Ledersubstanz
                                 gerbende Stoffeorg.
                                    											Nichtgerbstoffe
                                     0,36  11,12    4,31    1,61  82,60
                                     1,10    7,46    4,49    2,44  84,51
                                     0,84    3,56    3,28    1,77  90,55
                                     0,35    1,22    3,83    1,31  93,29
                                     0,86  29,81    2,59    1,50  65,24
                                     0,23  13,97    1,98    1,61  82,21
                                     0,31  23,92    4,96    1,42  69,39
                                     0,23  21,72    3,97    1,22  72,80
                                     1,14  22,31    3,70    2,40  70,45
                                     0,33  20,81    4,31    2,23  72,32
                                     0,85  23,45    3,87    2,99  68,84
                                     0,45  21,98    1,67    1,36  74,54
                                     2,28    7,52    3,94    4,84  81,42
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                                 Zuckergehalt des LedersStickstoffgehalt des
                                    												LedersStärke des
                                       												Leders   in Millimetern
                                                     
                                    											Proc.                        „MinimumMaximumMittel
                                     0,20    8,60    4,18    4,90    4,64
                                     0,21    9,02    5,08    5,09    5,44
                                     0,23    9,60    2,73    3,30    3,21
                                     0,00    9,80    2,18    4,65    3,76
                                     0,00    6,43    1,02    2,18    1,42
                                     0,17    9,57    3,60    4,22    3,38
                                     0,24    7,04    1,18    2,13    1,74
                                     0,12    8,09    1,64    2,92    2,18
                                     0,12    7,57    0,68    1,04    0,82
                                     0,00    8,13    1,10    2,20    1,65
                                     0,20    7,69    1,20    2,65    2,19
                                     0,24    8,97    1,62    2,15    1,82
                                     0,20  10,58    1,06    1,34    1,17
                                 
                              
                           Die beiden letzten Proben, die noch zur Untersuchung kamen, waren sogen. Hornleder.
                              									Das Hornleder ist weiter nichts, als ungegerbte, aufgetrocknete Blösse, dasselbe
                              									wird in Streifen geschnitten zu kleinen Maschinenriemchen in Spinnereien u.s.w.
                              									verwendet. Aus den Schwankungen des Wassergehaltes dieser Hornleder lässt sich
                              									ersehen, wie die ungegerbte Hautsubstanz bezüglich der Fähigkeit, Wasser aus der
                              									Luft anzuziehen und festzuhalten, sich zu dem lohgaren Leder verhält. Das Leder Nr.
                              									23 wurde mir von dem Gerber als Transparentleder, d.h. mit Glycerin gegerbtes Leder,
                              									übergeben. Die nähere Untersuchung zeigte aber, dass der Glyceringehalt ein ganz
                              									verschwindender war. Aus 100 Theilen des völlig trockenen Leders Hessen sich nicht
                              									mehr als 1,88 Proc. organische Stoffe mit kaltem Wasser extrahiren. Das Leder muss
                              									daher als Hornleder mit einer Spur Glycerin bezeichnet werden.
                           Nr. 23. Hornleder, mit einer ganz geringen Menge
                              									Glycerin. Aus einer Gerberei in Deuben bei Dresden. Als ich das Leder Ende März 1892
                              									aus der Gerberei bekam, enthielt es 22,10 Proc. Wasser.
                           Nr. 24. Hornleder, aus einer Freiberger Gerberei. Beim
                              									Empfang aus der Gerberei Ende März 1892 ergab dieses Leder 20,43 Proc. Wasser.
                           Die Analyse dieser beiden Leder führte, auf Trockensubstanz berechnet, zu folgendem
                              									Resultat:
                           
                              
                                 
                                 Nr. 23
                                 
                                 Nr. 24
                                 
                                 
                              
                                 Mineralstoffe
                                     1,50
                                 
                                     1,26
                                 
                                 
                              
                                 Fett
                                     0,31
                                 
                                     0,32
                                 
                                 
                              
                                 In Wasser lösliche org. Stoffe
                                     1,88
                                 
                                 –
                                 
                                 
                              
                                 Reine org. Hautsubstanz
                                   96,31
                                 
                                   98,42
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                                 100,00
                                 
                                 
                              
                                 Stickstoffgehalt des Leders.
                                   17,18
                                 Proc.
                                   17,52
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Stickstoffgehalt der reinen
                                    											org.    Hautsubstanz
                                   17,84
                                 „
                                   17,80
                                 „
                                 
                              
                                 Stärke desLedersin
                                    											Millimetern
                                 MinimumMaximumMittel
                                     1,03    1,45    1,19
                                 
                                     1,07    1,78    1,37
                                 
                                 
                              
                           Zu den fortlaufenden Wägungen wurden von den Lederproben quadratische Stücke
                              									geschnitten, deren Seite 10 cm betrug, so dass der Flächeninhalt 100 qcm war. Bei
                              									den stärkeren Ledern genügte ein solches Stück, bei den schwächeren Oberledern
                              									wurden mehrere Stücke geschnitten und diese immer zusammen gewogen. Die Wägungen
                              									wurden stets auf einer feinen Analysenwaage ausgeführt, und es betrug das absolute
                              									Gewicht der einzelnen Proben zu Anfang des Versuches im lufttrockenen Zustande etwa
                              									15–70 g. In einem zu gleicher Zeit geschnittenen Stücke wurde zu Anfang der
                              									Wassergehalt genau bestimmt, so dass bei jeder Probe der Gehalt an Trockensubstanz
                              									bekannt war und bei den späteren Wägungen aus dem absoluten Gewicht der Wassergehalt
                              									immer berechnet werden konnte. Die Proben wurden Ende März 1892 hergerichtet, da die
                              									Leder aber verschiedener Provenienz waren und vorher sich nicht unter gleichen
                              									äusseren Bedingungen befunden hatten, so war es nothwendig, die Stücke vorher unter
                              									denjenigen Verhältnissen, bei welchen der Versuch angestellt werden sollte, zum
                              									Ausgleich der Wassergehalte längere Zeit liegen zu lassen und dann erst die
                              									maassgebenden Wägungen anzufangen. Die Ende März geschnittenen und gewogenen Stücke
                              									befanden sich bis zum 15. April neben einander im Corridor des Laboratoriums, wurden
                              									an diesem Tage in den Versuchsraum gebracht, und nachdem sie hier 2 Wochen gestanden
                              									hatten, mit den Wägungen am 1. Mai 1892 begonnen. Die folgenden Wägungen sind immer
                              									am 1. eines jeden Monates ausgeführt, und zwar dauerten die Wägungen bis zum 1. August 1893, an
                              									welchem Datum die Beobachtungen geschlossen wurden. Die am 1. eines jeden Monates
                              									bestimmten Wassergehalte beziehen sich also immer auf die Wassergehalte, wie sie
                              									sich im Laufe des vorhergehenden Monates eingestellt hatten. Es sind daher diese am
                              									1. eines jeden Monates festgestellten Zahlen in den Tabellen, welche die gewonnenen
                              									Resultate enthalten, immer mit dem Namen des vorhergehenden Monates bezeichnet.
                              									Leider sind die Wägungen am 1. September 1892 ausgefallen, da ich verreist war und
                              									es versäumt worden ist, die Bestimmungen in meiner Abwesenheit auszuführen. Um hier
                              									keine Lücke zu haben, sind die fehlenden Wassergehalte als Mittel aus den Wägungen
                              									am 1. August und 1. October berechnet worden. Die auf diese Art ergänzten Zahlen
                              									sind sicher höher, als sie ausgefallen sein würden, wenn die Wägungen wirklich
                              									ausgeführt worden wären, denn gerade der August 1892 zeichnete sich durch eine
                              									ungewöhnlich hohe Durchschnittstemperatur aus, indem er der wärmste Monat des ganzen
                              									Jahres war. Aus letzterem Grunde ist der Wegfall dieser Wägungen vom 1. September zu
                              									bedauern, die allgemeinen Resultate der ganzen Untersuchung können dadurch aber
                              									nicht wesentlich verändert sein. Während der Zeit des Versuches standen die 24
                              									Lederproben in dem Versuchsraum in aufrechter Stellung und in gehöriger Entfernung
                              									von einander in einem Holzkasten, in welchem sie durch quer gespannte Drähte in
                              									ihrer Lage festgehalten wurden. Aus den Seitenwänden und dem Deckel des Kastens war
                              									das Holz zum grössten Theil herausgesägt und die entstandenen viereckigen Oeffnungen
                              									mit Leinwand beschlagen. Auf diese Art waren die Proben vor Staub geschützt und
                              									befanden sich bezüglich der Temperatur und Luftfeuchtigkeit doch unter den im
                              									Versuchsraum herrschenden Verhältnissen.
                           Was nun den Aufbewahrungsort anbetrifft, so wählte ich aus den schon angegebenen
                              									Gründen einen nach Norden gelegenen Raum, einen Holzanbau an meinem Hause, der von
                              									der Sonne im Laufe des ganzen Jahres niemals direct beschienen wird. Vor den
                              									atmosphärischen Niederschlägen, Regen, Schnee, Thau, sind die Leder in diesem Raum
                              									vollkommen geschützt, dagegen kann die Aussenluft durch das nicht vollständig
                              									schliessende Fenster und die ebenfalls nicht ganz dicht schliessende und öfter
                              									geöffnete Thür hinreichend zutreten. Die Temperatur steigt in diesem Raume am Tage
                              									nicht so hoch und sinkt in der Nacht nicht so tief, wie im Freien; im Durchschnitt
                              									stehen Temperatur und Luftfeuchtigkeit hier aber doch immer unter dem Einfluss der
                              									Witterung und wechseln in demselben Sinne. Da in diesem Aufbewahrungsraum immer
                              									genügende Durchlüftung vorhanden ist, müssen die Leder zu jeder Jahreszeit und
                              									entsprechend derselben lufttrocken sein, und wenn man dieselben von einem solchen
                              									Lagerraum versendet, können sie weder im Sommer noch im Winter auf dem Transport
                              									wesentliche Gewichtsänderungen zeigen. Ich halte das Princip dieser Art der
                              									Aufbewahrung daher für das richtige und will die hier gewonnenen Resultate in
                              									Folgendem als „normales Lager“ I bezeichnen.
                           Im Gegensatz zu dieser ersten Versuchsreihe habe ich ganz in derselben Weise eine
                              									zweite ausgeführt, bei welcher ich die Leder aber unter solchen Verhältnissen
                              									aufbewahrte, dass ihre Gewichte im Laufe des Jahres möglichst geringen Schwankungen
                              									unterworfen waren. Hierzu wählte ich das in meinem Laboratorium befindliche Magazin,
                              									in welchem die Vorräthe an Glas- und Porzellangegenständen aufbewahrt werden.
                              									Dieses Magazin befindet sich in dem erhöhten Souterrain, es hat nur zwei nach Norden
                              									gelegene Fenster und wird von der directen Sonnen wärme nie getroffen. Die Mauern
                              									sind ziemlich dick und die Thür öffnet sich nach einem Corridor, der nur ein
                              									einziges, ebenfalls nach Norden gelegenes Fenster hat. Während der Dauer des
                              									Versuches wurden die Fenster und die Thür des Raumes fast immer geschlossen
                              									gehalten. Im Sommer ist dieser Raum ziemlich kühl, die Temperatur wesentlich
                              									niedriger als im Freien, und die relative Feuchtigkeit daher entsprechend höher. Im
                              									Winter ist die Durchschnittstemperatur dagegen höher und die relative Feuchtigkeit
                              									niedriger. Viele Gerber und Lederhändler würden, so weit ich die Praxis kenne,
                              									diesen zweiten Aufbewahrungsraum für Leder als den geeigneteren erklären, und es ist
                              									daher von Interesse, zu vergleichen, wie die beiderseitigen Resultate sich stellen.
                              									Ich will diese zweite Versuchsreihe in Folgendem als „Magazin“ II bezeichnen.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)