| Titel: | Neuerungen im Bau der Turbinen mit Einschluss des Peltonrades. | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 145 | 
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                        Neuerungen im Bau der Turbinen mit
                           								Einschluss des Peltonrades.
                        (Vorhergehender Bericht 1892 285 * 175. * 193.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen im Bau der Turbinen mit Einschluss des
                           								Peltonrades.
                        
                     
                        
                           Seit unserem letzten Berichte sind auf dem Gebiete des Turbinenbaues mehrere
                              									bemerkenswerthe Neuerungen zu Tage getreten, und es scheint, dass die Anregung,
                              									welche, von den Elektromotoren ausgehend, sich seit einigen Jahren geltend machte,
                              									weitere Früchte bringt. Insbesondere sind es die Peltonräder, die sich anscheinend
                              									einer grossen Verbreitung erfreuen. Da diese nach den Auseinandersetzungen Reuleaux' zu den Turbinen gehören, sollen sie auch hier
                              									zur Erörterung kommen. Wir haben aus guten Gründen von einer Eintheilung nach
                              									Klassen bei unserem Berichte abgesehen.
                           Doppelkranzturbine mit Beaufschlagung von unten zwecks Entlastung der senkrechten
                              									Welle von Ganz und Co. in Budapest und Ratibor (D. R.
                                 									P. Nr. 65603 vom 12. December 1892). Alle axial beaufschlagten Turbinen mit
                              									senkrechter Welle erzeugen einen senkrechten Druck auf die Schaufeln des Laufrades,
                              									der um so grösser ist, je grösser der Reactionsgrad der Turbine ist. Dementsprechend
                              									haben Girard- oder Grenzturbinen verhältnissmässig viel geringeren senkrechten Druck
                              									auf die Laufradschaufeln als Jonval-Turbinen mit starker Reaction. Es wird nun bei
                              									einer solchen Turbine mit senkrechter Welle und axialem Drucke die Entlastung der
                              									Turbinenwelle in der Weise herbeigeführt, dass man das Wasser nicht von oben,
                              									sondern von unten zuleitet, weil in diesem Falle das Wasser bestrebt ist, das
                              									Laufrad zu heben, wodurch eine Entlastung der Auflagerung der Welle herbeigeführt
                              									wird.
                           Für diese Art von Turbinen würde sich, wie oben gesagt, am besten das Jonval-System
                              									eignen; es ist aber dabei zu berücksichtigen, dass dann eine Regulirung der Turbine
                              									nicht erfolgen könnte, es müsste nämlich die Construction der Turbine derart gewählt
                              									werden, dass der Axialdruck nur so gross ist, dass er das Gewicht der Welle sammt
                              									der darauf befestigten Räder auszugleichen vermag; dann aber hätte die Turbine auch
                              									immer mit voller Beaufschlagung zu laufen, weil sich bei der Regulirung die
                              									Wassereinströmung vermindert, und die beabsichtigte Entlastung der Wellenlager dann
                              									nicht vollständig erreicht würde.
                           Um die Regulirung bei derartigen Turbinen dennoch zu ermöglichen, ist eine
                              									Doppelkranzturbine gewählt worden, deren einer Kranz als Turbine mit hohem
                              									Reactionsgrad und folglich starkem Verticaldruck auf die Laufradschaufeln, etwa als
                              									Jonval-Turbine, ausgeführt ist, während der andere Kranz etwa eine Girard- oder
                              									Grenzturbine mit geringer Reaction, also geringem Axialdruck darstellt. Der
                              									Jonval-Kranz ist immer voll beaufschlagt und wird so bestimmt, dass der Axialdruck
                              									dabei nahezu gleich dem Gewichte der Welle und der darauf gekeilten Räder ist. Der
                              									zweite Kranz kann einen Regulirungsapparat erhalten. Wenn dieser Regulirapparat auf
                              									der unteren Fläche des Leitrades angebracht ist, so wird sein Gewicht der
                              									nachtheiligen Pressung des Wassers auf die Schieberfläche entgegenwirken und somit
                              									zur Entlastung des Schiebers beitragen.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 145Doppelkranzturbine von Ganz und Co. Die Abbildungen Fig.
                                 										1 und 2 zeigen
                              									eine solche axial beaufschlagte Doppelkranzturbine, und zwar ist der Leitapparat
                              									derselben mit A bezeichnet. Oberhalb desselben befindet
                              									sich das Laufrad B, welches auf der Turbinenwelle
                              									aufgekeilt ist und mittels des eingelegten zweitheiligen Ringes C den senkrechten Druck auf die Turbinenwelle
                              									überträgt. Der Leitapparat A wird mit einer Nabe D versehen, welche die Führungsbüchse E für das Wellenende trägt.
                           Durch das gekrümmte Rohr F führt man der Turbine das
                              									Wasser zu, welches hierauf durch den Leitapparat A und
                              									dann nach oben in das Laufrad B fliesst, dessen untere
                              									Kante auf der Zeichnung bündig mit dem Unter Wasserspiegel vorgesehen ist. Nachdem
                              									das Wasser das Laufrad verlassen hat, fliesst es dem Ablaufgraben zu. Die
                              									Wassermengen, welche dem inneren und äusseren Kranze des Laufrades entströmen, haben
                              									verschiedene Geschwindigkeiten, und, um Störungen zu vermeiden, ist die Mittelwand
                              										k dieser Doppelkranzturbine schirmartig überragend und
                              									nach aussen gekrümmt ausgeführt (Fig. 1), um das
                              									ausströmende Wasser des inneren Kranzes über die Auslaufmengen des äusseren Kranzes
                              									hinweg zu leiten. Dieselbe Wirkung kann man auch durch eine staffelförmige
                              									Ueberhöhung des inneren Laufradkranzes gegen den äusseren erreichen (Fig. 2). Der Krümmer F (Fig. 1) hat einen Fuss
                              									zum Tragen der Turbine, auch ist der innere Kranz des Leitrades (bezieh. die
                              									Girard-Turbine), im vorliegenden Falle nach unten zu einem Sattel ausgebildet, auf
                              									welchem ein Schieber mittels der Schnecke G und des
                              									angegossenen Schneckenradsegmentes H bewegt wird;
                              									jedoch ist auch jede andere Regulirung zulässig, indem es nur wesentlich ist, dass
                              									der Girard-Kranz bezieh. derjenige Kranz, welcher den geringen Axialdruck bedingt,
                              									mit verschiedener Beaufschlagung arbeitet und somit die Regulirung der ganzen
                              									Turbine zulässt, ohne die gleichzeitig stattfindende Entlastung der Lagerung der
                              									Turbinenwelle merkbar zu beeinflussen.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 146Turbine von A. Riva. Die Doppelkranzturbinen können auch auf jede andere Art construirt werden,
                              									Hauptsache ist, dass die Zuführung des Wassers von unten erfolgt, und dass die
                              									Kränze der beiden Turbinen den oben bezeichneten beiden Bedingungen genügen.
                           Die Anordnung könnte auch so getroffen werden, dass der Jonval-Kranz nach innen und
                              									der Girard- oder Grenzkranz nach aussen verlegt wird. Der Krümmer F hat gegen den Ablaufkanal zu einen
                              									Verlängerungsstutzen, welcher durch eine Absperrvorrichtung I, bestehend aus Schieber, Klappe o. dgl., abgeschlossen ist. Der Stutzen
                              									soll die Ausspülung des Krümmers und seine Befreiung von abgelagertem Schlamm unter
                              									vollem Wasserdrucke bewirken.
                           Eine bemerkenswerthe, nach dem Plane von A. Riva in
                              									Mailand gebaute Turbine befindet sich in Germagnano und betreibt dort eine
                              									Papierfabrik. Ueber ihre Einrichtung macht Uhland's
                                 										praktischer Maschinenconstructeur, 1893 S. 62, nach L'Industria nachstehende Mittheilung:
                           Als eine Eigenthümlichkeit dieser Turbine ist zunächst der Oberwasserzapfen zu
                              									nennen (Fig. 3a und
                              										3b). Auf dem
                              									Querträger d ruht der Lagerbock e, an welchem die hohle Welle a mittels des
                              									Bolzens h und der Büchse f
                              									hängt, während sie von dem zweitheiligen Halslager b
                              									umfasst wird. Die Büchse f ist an einer Drehung im
                              									Lagerbocke e verhindert. Der Bolzen h endigt unten in den Kopf i, welcher die Turbinenwelle nebst Laufrad trägt. Der der ganzen Länge
                              									nach durchbohrte Bolzen h lässt sich mittels der
                              									Muttern g senkrecht verschieben, um den richtigen Spalt
                              									zwischen Leitrad und Laufrad hervorzubringen; sie wird dabei an der Drehung
                              									gehindert. Auf dem Kopfe i ruht die ringförmige
                              									Spurpfanne k, die ebenfalls an der Drehung gehindert
                              									ist. Die Turbinenwelle ist am oberen Ende mit einer hohlen Kammer versehen, in
                              									welche die Vorprünge n hineinragen. Die über den Bolzen
                              										h geschobene Büchse m
                              									lässt sich bayonnetartig durch Aussparungen o in die
                              									Kammer einschieben, hier um 90° drehen und durch Schrauben p sichern. Zwischen ihr und der Spurpfanne k
                              									ist eine zweite ringförmige Pfanne l eingeschaltet, und
                              									an der ersteren durch einen Stift gegen Drehung gesichert. Sie dient als Zapfen und
                              									dreht sich mit der Turbinenwelle. Das Oel fliesst aus der Büchse h an der Spitze durch die Bohrung des Bolzens in die
                              									Kammer und steigt durch die Oeffnungen o an der Büchse
                              										m vorbei in die Höhe, wobei Schmierung zwischen dem
                              									Bolzen h und der Büchse, sowie zwischen den mit
                              									radialen Nuthen versehenen Pfannen kl erfolgt. Ein
                              									gekrümmtes Rohr r veranlasst das Oel zum
                              									Herausfliessen. Unterhalb der Oelkammer ist die Turbinen welle mit vier Löchern c versehen, durch welche die Luft mit grosser
                              									Geschwindigkeit hindurch fliesst und, bei den Löchern s
                              										(Fig. 4a)
                              									austretend, den Oeffnungen t des Laufrades zuströmt und
                              									mit dem Wasser aus den letzteren entweicht. Durch diesen Luftstrom wird gleichzeitig
                              									die Oelkammer gekühlt.
                           Die zweite Eigenthümlichkeit der Turbine betrifft die Einrichtung der Schützen und
                              									Leiträder (Fig. 4a und
                              										4b). Die Schütze
                              										x ist nämlich völlig cylindrisch und an dem Umfange
                              									mit den Oeffnungen für das Wasser versehen. Diese Oeffnungen befinden sich an der
                              									einen Hälfte der Schütze nahe dem unteren Rande, dagegen sind sie an der anderen
                              									Schützenhälfte so hoch angeordnet, dass ihre Unterkante sich etwas über der
                              									Oberkante der anderen Oeffnungen befindet. Dementsprechend ist auch das Gehäuse w mit Oeffnungen an der inneren Fläche versehen, welche
                              									in derselben Weise wie an der Schütze angeordnet sind. Wenn die Schütze so im
                              									Gehäuse steht, dass ihre Oeffnungen mit denjenigen des letzteren übereinstimmen, so
                              									ist die Turbine voll beaufschlagt. Dreht man die Schütze x mittels der Schnecke an der Spindel y
                              									langsam um, so verschliesst sie nach einander immer je zwei gegenüberliegende
                              									Oeffnungen, nämlich eine der unteren und eine der oberen Reihe. In dieser Weise wird
                              									die Beaufschlagung dem Bedarfe gemäss geregelt oder auch die Turbine zur Ruhe
                              									gesetzt.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 147Axialturbinen von Bischoff. Das Gehäuse w ist den Oeffnungen entsprechend
                              									aussen mit einem wulstförmigen Ansätze versehen, welcher in dem unteren Theile
                              									cylindrisch ist und sich völlig an das runde Leitrad v
                              									anschliesst. Der Raum in diesem Ansätze ist durch radiale senkrechte Scheidewände in
                              									eben so viele Zellen zerlegt, als das Leitrad v hat.
                              									Die Scheidewände schliessen sich unten an die Schaufeln dieses Rades an.
                           An genanntem Orte befinden sich drei Turbinen, welche von einander völlig unabhängig
                              									sind. Sie zeigen folgende Verhältnisse:
                           Erste Turbine: mittlerer Raddurchmesser = 1,900 m, Gefälle = 5,5 m, Wassermenge in
                              									der Secunde = 4560 l, Umdrehungszahl = 58 in der Minute,  250.
                           Zweite Turbine: mittlerer Raddurchmesser = 1,700 m, Gefälle = 5,55 m, Wassermenge in
                              									der Secunde = 3650 l, Umdrehungszahl = 62 in der Minute,  200.
                           Dritte Turbine: mittlerer Raddurchmesser = 950 mm, Gefälle = 5,5 m, Wassermenge in
                              									der Secunde = 730 l, Umdrehungszahl = 105 in der Minute,  40.
                           Die erste Turbine betreibt die Holzschleiferei, die zweite die eigentliche
                              									Papierfabrik und die dritte eine Pumpe und eine Dynamomaschine für die
                              									Beleuchtung.
                           Eine Turbine von Escher-Wyss in Zürich ist in
                              									Bellinzona zum Betriebe einer Beleuchtungsanlage aufgestellt und arbeitet mit hohem
                              									Gefälle und hohem Nutzeffect. Le Génie civil gibt über
                              									eine Reihe von mit dieser Turbine angestellten Versuchen folgende Zahlen:
                           
                              
                                 Nr. des Ver-suchs
                                 Grösse derSchieber-öffnung
                                 Druckhöhein Meter
                                 Wasser-menge inder Secunde
                                 Theore-tischeLeistung
                                 Um-drehnungenin derMinute
                                 Belastungdes Brems-hebels
                                 Gebremste
                                 Nutzeffect
                                 
                              
                                 1
                                 ⅔
                                 220
                                 33,15
                                   97,24
                                 620
                                 41
                                   76,26
                                 78,4
                                 
                              
                                 2
                                 1/1
                                 –
                                 –
                                 –
                                 610
                                 –
                                   75,03
                                 77,2
                                 
                              
                                 3
                                 1/1
                                 220
                                 56,90
                                 166,91
                                 660
                                 66
                                 130,68
                                 78,3
                                 
                              
                                 4
                                 1/1
                                 –
                                 –
                                 –
                                 700
                                 –
                                 138,60
                                 83,0
                                 
                              
                                 5
                                 1/1
                                 –
                                 –
                                 –
                                 620
                                 71
                                 132,06
                                 79,1
                                 
                              
                           Die Turbine hatte 1 m äusseren Durchmesser und die theoretische Leistung war
                              									berechnet nach der Formel  = P × n × 0,03, worin P die
                              									Belastung des 2,149 m langen Bremshebels und n die
                              									Anzahl der Umdrehungen bedeutet.
                           Eine Abstellvorrichtung für Axialturbinen mittels loser, die Leitkanäle schliessender
                              									Deckplatten ist unter D. R. P. Nr. 62350 vom 30. September 1891 H. Bischoff in Braunschweig patentirt worden (Fig. 5 bis 7). Ueber jedem Kanal des
                              									Leitschaufelrades a ist eine einseitig abgeschärfte
                              									Platte p so gelegt, dass ihre schräge Kante sich gegen
                              									die ähnlich abgeschrägte Kante einer Leitschaufel e
                              									legt. Ueber diesen Platten bewegen sich zwei Sammelkästen c, welche bei ihrer Bewegung die Platten auf einander schieben oder aber –
                              									bei Bewegung in entgegengesetzter Richtung – sie über die Kanäle legen. Zum Zwecke
                              									des Aufeinanderschiebens sind die Vorsprünge v
                              									angeordnet, während das Zudecken durch das Eigengewicht der Platten geschieht. Auf
                              									eine kleine Abänderung dieser Construction ist C.
                                 										Henkel, in Firma Briegleb, Hansen und Co., ein
                              									Abhängigkeitspatent D. R. P. Nr. 70423 ertheilt worden.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 147Linnenbrügge's Regulirung.A. Linnenbrügge, früher in Hamburg-Uhlenhorst, jetzt in
                              									Hannover, hat mehrere D. R. P. erworben. Eins derselben, Nr. 64190 vom 23. October
                              									1891, betrifft die Regelung von Vollturbinen mit innerer Beaufschlagung, bei denen
                              									diese Regulirung durch axiale Verstellung des Leitrades erfolgt, dem eine Führung
                              									durch Schraubengewinde und Stellzeug in der Weise gegeben ist, dass eine Drehung des
                              									Leitrades die axiale Verschiebung bewirkt.
                           Wie Fig. 8 und 9 zeigen, ist das die
                              									Schaufeln l tragende Leitrad B der Turbine A mit seiner Nabe auf eine feststehende
                              									Spindel D geschraubt, die auf Armen der festen
                              									Ringplatte C ruht. Die Enden der Leitschaufeln sind von
                              									einem Winkelring umgeben, der drehbar auf der Platte C
                              									gelagert ist, und der innen die in die Leitkanäle hineinragenden Klötze trägt,
                              									während derselbe aussen mit Schneckenzähnen versehen ist, in welche die Schnecke s eingreift, deren Drehung eine Drehung des Ringes g bewirkt, während die Klötze k die Bewegung auf das Leitrad übertragen, welches sich entsprechend auf
                              									der Spindel D hebt oder senkt, so dass entsprechend die
                              									Austrittskanäle verkleinert oder vergrössert werden.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 148Fig. 10.Linnenbrügge's Regulirung. Ein weiteres Patent Nr. 66025 vom 23. October 1891 desselben Erfinders
                              									besteht nach dem Wortlaute des Patentanspruchs „in der gleichzeitigen Anordnung
                                 										eines Innenschützens im Turbinenrade und einer Abschützvorrichtung im
                                 										Abflussrohr bei Radialturbinen mit Beaufschlagung von aussen und mit
                                 										Saugegefälle, bei welcher Anordnung die Schützen so mit einander verbunden sind,
                                 										dass die Turbinenkanäle um ebenso viel verändert werden, wie der Querschnitt des
                                 										Abflussrohres, damit nicht Veränderungen in der Durchflussgeschwindigkeit des
                                 										Wassers eintreten, in Folge deren die Luft im Inneren der Turbine abgeschieden
                                 										werden und die saugende Wassersäule abreissen würde.“ Die Fig. 10 wird das Verständniss des Anspruches
                              									vervollständigen.
                           Die dritte Construction von A. Linnenbrügge betrifft
                              									eine hydraulische Regulirung von Radialturbinen mittels Veränderung der Höhe des
                              									Durchflussquerschnittes (D. R. P. Nr. 75124 vom 29. September 1893), Fig. 11. Sie hat den Zweck, bei Turbinen, deren
                              									Querschnitte durch Veränderung der Leit- und Laufradzellenhöhen abgeschützt werden,
                              									die Aufstellungsarbeiten zu vereinfachen und billiger zu gestalten als bisher, indem
                              									die Haupttheile des Bewegungsmechanismus so mit dem Turbinenkörper verbunden werden,
                              									dass dieselben in der ausführenden Fabrik fertiggestellt und gemeinsam mit letzterem
                              									zu montiren sind. Bisher wurde die Höhen Veränderung der Leit- bezieh. Laufradzellen
                              									bei Radialturbinen durch Anordnung von Windewerken erzielt, die durch Zahn- und
                              									Zugstangen und Hebelübersetzung eine Verticalverstellung der Zellen bezieh. der
                              									Ringschützen bewirkte. Dabei ist der Platz des Windewerkes in der Nähe der
                              									Turbinenachse, die durch ihre Räder u.s.w. für die Bedienung manche Gefahr in sich
                              									birgt, im Allgemeinen ein gegebener. Fig. 11 ist eine
                              									Radialturbine mit innerer Beaufschlagung, die feste Unterlage aa trägt mittels eines Armsystems b die Spursäule c, in
                              									welcher Zapfen d befestigt ist. Auf diesen Zapfen setzt
                              									sich die Spur der Turbinenachse e, an welcher
                              									durch Flansch die Schale des drehbar beweglichen Laufrades sitzt. Concentrisch im
                              									Laufrade ist das Leitrad g angeordnet, mit welchem die
                              									Leitschaufeln h fest verbunden sind. Das Leitrad ist
                              									senkrecht, d.h. parallel zur Achse verstellbar, und wird dabei durch die Spursäule
                              										c geführt, während die Leitschaufeln an
                              									abgerundeten Körpern i, den Contractionsknaggen,
                              									entlang gleiten. Um die Verticalstellung dieses Leitrades, womit eine Veränderung
                              									der Leitradzellenhöhe, d.h. eine Abschützung der Turbine verbunden ist, ohne Hebel,
                              									Windewerke u.s.w. zu erreichen, ist jenes mit einem hydraulischen Pump- oder
                              									Druckwerk versehen, dessen Cylinder k in der
                              									Leitradscheibe liegen und mit dieser an der Bewegung theilnehmen, während die Kolben
                              										l durch die Stangen m
                              									und die Traverse n mit der Spursäule fest verbunden
                              									bleiben und unbeweglich sind. Durch die Röhren o und
                              										p wird je nach Bedarf eine Flüssigkeit über oder
                              									unter die Kolben geleitet, welche mit dem erforderlichen Druck das Leitrad zu
                              									bewegen vermag. In den meisten Fällen, wenn sonst kein Druckwasser zur Verfügung
                              									steht, wird hierbei eine kleine Handpumpe genügen, die an gefahrloser Stelle leicht
                              									aufzustellen ist. Da das Leitrad unter einem von dem Gefälle abhängenden Druck
                              									steht, unter welchem die Turbine arbeitet, so findet im Allgemeinen ein
                              									selbsthätiges Oeffnen derselben, ein Heben des ersteren statt, und ist meistens nur
                              									ein Schliessen der Turbine durch das Druckwerk klmn ins
                              									Auge zu fassen, was bei senkrechter Anordnung durch das Gewicht des Leitrades
                              									unterstützt wird. Um die Bewegung des Leitrades gleichmässig zu gestalten, sind die
                              									Druckcylinder kk unter sich durch Röhren verbunden. Die
                              									Röhren op sind durch Stopfbüchsen zu führen, damit sie
                              									an der Bewegung des Leitrades theilnehmen können. In Fig.
                                 										11 ist die höchste Lage des Leitrades punktirt, und erhellt ohne weiteres,
                              									dass in solchen Fällen die unteren Böden der Cylinder k
                              									die festen Kolben erreichen; dass umgekehrt, wenn die punktirten Stellen s und t mit dem Kolben l sich decken, das Leitrad die Turbine vollständig
                              									abgeschlossen hat. In ähnlicher Weise ist die Anordnung einer hydraulischen
                              									Abschützvorrichtung bei einer Turbine mit äusserer Beaufschlagung.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 148Fig. 11.Linnenbrügge's hydraulische Regulirung.Franz Cachin in Zürich bringt in seinem D. R. P. Nr.
                              									74771 vom 27. Juni 1893 die Turbinenschaufeln in mehreren konisch über einander
                              									gelegten Abtheilungen an, um mit der Breite nicht beschränkt zu sein, wie es bei den
                              									bisherigen Constructionen der Fall war, und um zugleich auch den günstigsten
                              									Nutzeffect zu erzielen. Wie weit letzteres erreicht ist, bliebe dem Erfinder noch
                              									übrig nachzuweisen. Er beansprucht für seine Turbine auch leichte Regulirung. Nach
                              										Fig. 12 besteht die
                              									Turbine aus dem Leitrade a und dem Laufrade b mit je fünf Abtheilungen. Die oberen Abtheilungen der
                              									Kanäle a1 sind durch
                              									Schieber c1 und c2, die durch geeignete
                              									Hubvorrichtungen (durch Radantrieb hebbare Stangen d)
                              									geöffnet werden können, verschliessbar und zwar wird nach Hochziehen der unteren
                              									Klappe c2 auch die
                              									obere c1
                              									mitgenommen.
                           Fig. 13 zeigt eine
                              									Abänderung der Konusturbine mit innerem Zuleitungswasser und Fig. 14 eine
                              									Doppelkonusturbine.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 149Cachin's Turbine.Textabbildung Bd. 293, S. 149Turbine „Chicago's Top“. Eine Turbine für ganz geringen Kraftbedarf, zum Betriebe von
                              									Liebhaberwerkstätten, Laboratorien u. dgl. geeignet, bringt unter dem Namen
                              										„Chicago's Top“ die Société Nationale de Produits
                                 										Chimiques, Paris, 26 Rue des Ecoles, in den Handel. Die Einrichtung
                              									derselben ist aus Fig.
                                 										15 und 16 zu
                              									ersehen; sie besteht aus einem mit der Grundplatte in einem Stück gegossenen
                              									Gehäuse, hat ein Laufrad mit 12 Schaufeln aus Stahl und einen Deckel, der als
                              									Leitrad dient. Zum Anschluss an die Kraftquelle, als welche gewöhnlich die
                              									öffentlichen Wasserwerke benutzt werden, und zur Ableitung des Wassers dienen
                              									Gummischläuche. Diese Turbinen werden in zwei Grössen geliefert nach folgenden
                              									Abmessungen:
                           
                              
                                 Kleines
                                       											Modell:
                                 
                              
                                 150 mm hoch
                                 260 mm lang
                                 160 mm breit
                                 3,5 k wiegend
                                 
                              
                                 Grosses
                                       											Modell:
                                 
                              
                                 210 mm hoch
                                 260 mm lang
                                 160 mm breit
                                 7   k wiegend
                                 
                              
                           Ueber Leistung und Wasserbedarf geben nachstehende Angaben Auskunft:
                           Kleines Modell:
                           
                              
                                 Gefällein Meter
                                 Wasserverbrauchin Literin der Stunde
                                 Nutzarbeitin Meterkilo
                                 VortheilhaftesteUmdrehungszahlin der
                                    											Minute
                                 
                              
                                   15
                                 200
                                 0,48
                                 1700
                                 
                              
                                   20
                                 240
                                 0,66
                                 2000
                                 
                              
                                   25
                                 270
                                 0,80
                                 2200
                                 
                              
                                   30
                                 295
                                 0,96
                                 2400
                                 
                              
                                   40
                                 340
                                 1,34
                                 2800
                                 
                              
                                   45
                                 360
                                 1,50
                                 2900
                                 
                              
                                   50
                                 380
                                 1,75
                                 3000
                                 
                              
                                   60
                                 360
                                 2,00
                                 3300
                                 
                              
                                 100
                                 200
                                 2,00
                                 4400
                                 
                              
                           Grosses Modell:
                           
                              
                                 Gefällein Meter
                                 Wasserverbrauchin Literin der Stunde
                                 Nutzarbeitin Meterkilo
                                 VortheilhaftesteUmdrehungszahlin der
                                    											Minute
                                 
                              
                                   25
                                   810
                                 2
                                 2200
                                 
                              
                                   30
                                   885
                                 2,6
                                 2400
                                 
                              
                                   35
                                 900–1600
                                 3–6
                                 2600
                                 
                              
                                   40
                                 1000–1550
                                 3,3–6
                                 2800
                                 
                              
                                   45
                                 1100–1450
                                 3,7–6
                                 2900
                                 
                              
                                   50
                                 1200–1400
                                 4,3–6
                                 3000
                                 
                              
                                   60
                                 1300–1350
                                 5,5–6
                                 3300
                                 
                              
                                   70
                                 1300
                                 6
                                 3600
                                 
                              
                                 100
                                   700
                                 6
                                 4400
                                 
                              
                           
                        
                           Das Peltonrad.
                           Das Peltonrad, in Amerika seit etwa zehn Jahren ziemlich verbreitet, ist bei uns
                              									grösseren Kreisen bekannt geworden, durch den Vortrag Reuleaux' in der Sitzung des Berliner
                                 										Bezirksvereines Deutscher Ingenieure vom 6. April 1892 und durch die
                              									Veröffentlichung dieses Vortrages in Nr. 41 vom 8. October 1892 der Zeitschrift des
                              									Vereines. In Nachstehendem geben wir den Hauptinhalt des Vortrages wieder, ergänzt
                              									durch neuere Angaben aus verschiedenen Veröffentlichungen und durch Mittheilungen,
                              									die wir der Deutschen Wasserwerks-Gesellschaft in
                              									Höchst am Main verdanken, welche die Anfertigung der Peltonräder bezieh. die
                              									Vertretung der Pelton Water Wheel Company in San
                              									Francisco, Cal., übernommen hat. Da bei dem Peltonrade das Wasser durch seine
                              									lebendige Kraft wirkt, muss es der Klasse der Turbinen zugezählt werden, und zwar
                              									gilt sie nach Reuleaux als doppelte, seitenschlächtige
                              									Druckturbine mit theilweiser Beaufschlagung und mit wagerechter Achse. Ein Blick auf
                              									die Ausführungsform, wie sie zur Zeit von der Höchster
                                 										Wasserwerks-Gesellschaft hergestellt wird (Fig. 17 und 18), wird die
                              									vorstehende Benennung im Einzelnen rechtfertigen. Statt der üblichen Schaufelung
                              									sind an dem mit einem breiten cylindrischen Kranze versehenen gusseisernen Radkörper becherartige
                              									Gefässe (Fig. 19) aus
                              									harter Bronze parallel zur Radachse aufgeschraubt. Die verhältnissmässig weit von
                              									einander angeordneten Becher haben einen doppeltgekrümmten Boden, welcher
                              									beiderseits in die nahezu parallel zu der Radebene gestellten Seitenwände übergeht,
                              									und welcher in einem zur Radachse concentrischen Schnitte ein Profil zweier
                              									aneinander gerückter Ellipsenhälften (⍵) zeigt. Das Aufschlagwasser wird nahezu an
                              									der tiefsten Stelle des Rades durch eine konische Düse eingeführt, deren Achse in
                              									der Mittelebene des Rades liegt und gegen den mittleren Radumfang nahezu tangential
                              									gerichtet ist, so dass der Triebstrahl die scharfauslaufende Mittelrippe des
                              									senkrecht gegen denselben stehenden Becherbodens trifft. Das Wasser theilt sich in
                              									zwei flache Strahlen (Fig.
                                 										20) und strömt entlang des Becherbodens, bis es nach einer
                              									Richtungsänderung um etwa 180° beiderseits des Rades aus dem Becher heraustritt.
                              									Durch den gegen den Becher ausgeübten Wasserdruck wird die Drehung des Rades
                              									veranlasst. Damit nun die aus den Bechern ausfliessende Wasserschicht recht dünn
                              									ausfalle, wird die Becherbreite wenigstens 7mal so gross als die Strahldicke des
                              									Aufschlagwassers gemacht. Die Umfangsgeschwindigkeit des Rades wird so gewählt, dass
                              									das Wasser beim Austritte aus dem Becher nahezu die Geschwindigkeit Null besitzt,
                              									was dann der Fall ist, wenn erstere beiläufig die Hälfte der der wirksamen Fallhöhe
                              									entsprechenden Eintrittsgeschwindigkeit des Wasserstrahles beträgt. Für grössere
                              									Leistungen wird das Aufschlagwasser durch zwei oder auch mehrere Düsen dem Rade
                              									zugeführt, so dass zwei oder mehrere hinter einander angeordnete Triebstrahlen zwei
                              									bezieh. mehrere Becher gleichzeitig treffen. Die Düsen werden dabei so weit
                              									auseinander gestellt, dass der zuerst bespülte Becher ganz entleert ist, ehe der
                              									nächstfolgende Triebstrahl denselben zum zweitenmale trifft.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 150Peltonrad der Wasserwerks-Gesellschaft in Höchst.Textabbildung Bd. 293, S. 150Peltonradschaufeln.Die Regelung des Radganges erfolgt gewöhnlich durch Drosselung des
                              									Triebstrahles. Eine andere Regulirungsweise, durch Senkung oder Hebung der zum
                              									Kippen eingerichteten Düse, erachtet Reuleaux als
                              									weniger vortheilhaft, indem dabei nur die Umfangsgeschwindigkeit, nicht aber die
                              									zugeführte Arbeitsstärke regulirt werden kann. Neuerdings sind die Ausflussrohre,
                              									wie es Fig. 17 zeigt,
                              									mit einem genau eingepassten Regulirconus versehen, wodurch die Oeffnung in der Düse
                              									unmittelbar am Rad verkleinert oder vergrössert wird, je nach der zur Anwendung
                              									kommenden Kraft, so dass ein Drosseln des Wassers nicht stattfindet. Es kommt somit
                              									innerhalb gewisser Grenzen immer das ganze Gefälle zur Geltung, und wird die
                              									Wassermenge der verlangten Kraft stets ziemlich genau proportional sein. Um beim
                              									wechselnden Wasserzuflusse den Wirkungsgrad des Rades unverändert zu erhalten,
                              									werden diesfalls verschieden grosse Düsen angewendet, deren Auswechselung äusserst
                              									leicht ausführbar ist. Die Schaufeln (Fig. 19) bestehen aus
                              									harter Bronze, die nach einem sauber polirten Modelle hergestellt sind. Bei
                              									kleineren Rädern werden sie ausserdem an der Innenfläche polirt, um die Reibung des
                              									Wassers möglichst zu vermindern. Bemerkenswerth ist die Schärfe und Dünnwandigkeit
                              									des Becherrandes aussen am Radumfang, die nothwendig ist, damit dem Wasserstrahl
                              									beim Uebertritt in die nächste Schaufel keine Störung widerfahre. Der Radkörper ist
                              									genau abgedreht, die genau auszuwuchtenden Schaufeln werden mittels der
                              									Theilmaschine auf den Umfang vertheilt, so dass alle Vorsicht beobachtet erscheint,
                              									um dem Rade die erforderliche hohe Umfangsgeschwindigkeit zu sichern. Auch auf die
                              									Achsenlagerung ist alle Sorgfalt verwendet, die Lager sind mit selbsthätigen
                              									Ringölern versehen und erhalten eine grosse Auflagerungsfläche.
                           Der Wirkungsgrad der Peltonräder wird im Vergleiche mit den übrigen Tangentialrädern
                              									unglaublich hoch angegeben. Die Erbauer gewährleisten einen Wirkungsgrad von 80 bis
                              									85 Proc., der unter günstigen Umständen, insbesondere bei sehr grossem Gefälle, noch
                              									grösser sein soll.
                           Reuleaux schreibt diese günstige Leistung dem Umstände
                              									zu, dass der Strahl wirbelfrei zutritt, dass ferner die Schaufelflächen glatt, die
                              									Kantenwinkel scharf und die Austrittswinkel klein sind, kurz, dass die sonst
                              									auftretenden Verluste auf das kleinste Maass beschränkt sind.
                           Die Verschiedenheit der durch das Peltonrad nutzbar zu machenden Leistung ist
                              									aussergewöhnlich gross. Als unterste Grenze werden winzige Rädchen für Näh- u.
                              									dgl. Maschinen mit 1/40 bis 1/30  angeführt, während nach oben hinauf 2000  und mehr von
                              									einem einzigen Rade geliefert werden können.
                           In Betreff des Wassergefälles empfehlen die Fabrikanten als untere Grenze 3 bis 9½ m.
                              									Eines der grössten bis jetzt in Anwendung gebrachten Gefälle beträgt 512 m, wobei
                              									der Wirkungsgrad 88 Proc. beträgt. Mit diesem Leistungsgrade und diesem grössten
                              									Gefälle von 512,4 m arbeiten sechs Peltonräder am Chollar-Schachte in den
                              									Comstoc-Gruben, bei denen nach mehr als dreijährigem Gebrauche andere Ausbesserungen
                              									nicht erforderlich waren, als die Auswechselung einiger abgenutzter Schaufeln.
                           Die ausführende Gesellschaft verwendet für die so weit auseinander stehenden
                              									Leistungen nicht mehr als zehn Radgrössen: Nr. 0 bis 5 mit 4 bis 24'' Durchmesser
                              									und dann sogen. 3-, 4-, 5- und 6füssige Räder. Von den letzteren wiegen die
                              									3füssigen zwischen 390 und 450 k, die 6füssigen 950 bis 1350 k. Ein 6füssiges Rad
                              									hat nach einer uns vorliegenden Zeichnung nur 24 Becherschaufeln.
                           Für Schachtförderung werden zwei gleiche, auf derselben Welle sitzende Räder mit
                              									entgegengesetzten Schaufeln angewendet. Solchen Rädern werden mit Rücksicht auf die
                              									variabele Leistung drei Düsen gegeben, deren Stellzeug so mit einander verbunden
                              									ist, dass sie mit einem einzigen Steuerhebel gehandhabt werden können.
                           Von den vielen Beispielen der Verwendung der Peltonräder seien hier nur einige
                              									angeführt. Auf der Idaho-Grube in Nevada, wo diese Räder zuerst im grösseren
                              									Maasstabe zur Anwendung kamen, stehen jetzt 18 verschieden grosse Peltonräder, für
                              									Förderung, Pochwerke, Luftcompressoren, Pumpen u.s.w., im Gange. Nach achtjähriger
                              									Betriebszeit sollen Betriebsstörungen in Folge von Brüchen oder Ausbesserungen nicht
                              									vorgekommen sein. – Auf der Treadwell-Hütte in Alaska treibt ein 7füssiges Rad bei
                              									rund 150 m Gefälle und 0,297 cbm Wasserzufluss mit etwa 500  die grössere
                              									Hälfte des Werkes, und zwar 240 Pochstempel, 96 Erzmühlen und 13 Erzquetschen. Die
                              									Düsenweite beträgt für gewöhnlich 84 mm; in wasserreicher Zeit werden Düsen mit 102
                              									mm Weite angewendet, wobei das Rad eine Leistung von 735  abgibt. Ein
                              									anderes, 8füssiges Rad betreibt mit 175  die Compressoren für 15
                              									Gesteinsbohrmaschinen; zwei 18zöllige Räder besorgen den Dynamobetrieb für die
                              									elektrische Beleuchtung; zwei 5füssige Kehrräder mit je 100  dienen zur
                              									Förderung und ein 75pferdiges Rad besorgt die Wasserhaltung. – Das grösste bis jetzt
                              									ausgeführte Rad von 4,4 m Durchmesser betreibt auf einer Grube bei Costa-Rica
                              									Compressoren mit 120 . Das Gefälle beträgt 119 m, die minutliche
                              									Umdrehungszahl 95.
                           Bei neuerdings ausgeführten Anlagen der Pelton Water Wheel
                                 										Company ist man bei Ausnutzung eines Gefälles von 642 m zu einer
                              									Umfangsgeschwindigkeit von 55,2 m in der Secunde gelangt.
                           Wegen der hohen Inanspruchnahme hat man anstatt des Gusseisens zu Stahl als
                              									Baumaterial für das Rad übergehen müssen, dessen Durchmesser 91,4 cm beträgt und
                              									dessen Becher auf den Kranz aufgenietet sind.
                           Für die kleineren Räder gilt Folgendes:
                           
                              
                                 Nr. des Rades
                                 Rad-durchmesser
                                 Scheiben-durchmesser
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 0
                                 4
                                 Zoll
                                 2
                                 Zoll
                                 ½
                                 Zoll
                                 Schnurrinne
                                 
                              
                                 1
                                 6
                                 „
                                 3
                                 „
                                 ½
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           
                              
                                 Nr. des Rades
                                 Rad-durchmesser
                                 Scheiben-durchmesser
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 2
                                 12
                                 Zoll
                                 4
                                 Zoll
                                 4
                                 Zoll
                                 Scheibenbreite
                                 
                              
                                 3
                                 18
                                 „
                                 5
                                 „
                                 4½
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 4
                                 18
                                 „
                                 6
                                 „
                                 5
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 5
                                 24
                                 „
                                 8
                                 „
                                 8½
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Die Gefällshöhen gehen bis zu 26 m.
                           Angaben für grössere Räder liefert folgende Tabelle der Pelton Co.:
                           
                              
                                 
                                    Gefälle
                                    
                                 3'-Rad
                                 4'-Rad
                                 5'-Rad
                                 6'-Rad
                                 
                              
                                 Fuss
                                 m (ab-gerundet)
                                 
                              
                                     20
                                     6
                                       1,5
                                       2,6
                                       4
                                       6
                                 
                              
                                     50
                                   15
                                     6
                                     10,6
                                     17
                                     24
                                 
                              
                                     80
                                   24
                                   12
                                   21
                                     33
                                     48
                                 
                              
                                   100
                                   30
                                   17
                                   30
                                     47
                                     67
                                 
                              
                                   150
                                   46
                                   31
                                   55
                                     86
                                   124
                                 
                              
                                   200
                                   61
                                   48
                                   85
                                   133
                                   191
                                 
                              
                                   250
                                   76
                                   67
                                 118
                                   185
                                   267
                                 
                              
                                   300
                                   91
                                   88
                                 156
                                   244
                                   351
                                 
                              
                                   350
                                 107
                                 110
                                 196
                                   307
                                   442
                                 
                              
                                   400
                                 122
                                 135
                                 240
                                   375
                                   540
                                 
                              
                                   450
                                 137
                                 161
                                 286
                                   448
                                   645
                                 
                              
                                   500
                                 152
                                 189
                                 335
                                   525
                                   755
                                 
                              
                                   550
                                 167
                                 234
                                 397
                                   622
                                   895
                                 
                              
                                   600
                                 183
                                 248
                                 441
                                   690
                                   992
                                 
                              
                                   700
                                 213
                                 313
                                 555
                                   869
                                 1251
                                 
                              
                                   800
                                 244
                                 382
                                 679
                                 1062
                                 1528
                                 
                              
                                   900
                                 274
                                 456
                                 810
                                 1267
                                 1823
                                 
                              
                                 1000
                                 305
                                 534
                                 949
                                 1484
                                 2136
                                 
                              
                                 Gewichte derRäder in Kilo-gramm
                                 vonbis
                                 390450
                                 450640
                                   640  950
                                   9501350
                                 
                              
                           Weitere Auskunft gibt eine Uebersicht, welche von der Höchster Wasserwerks-Gesellschaft versandt wird.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 151Fig. 21.Siebtrommel. Ueber eine praktische Verwendung der Peltonräder macht Génie Civil folgende weitere Angaben: Es liefern u.a.
                              									zwei Peltonräder die Betriebskraft für die Virginia-Grube bei Owcay (Colorado), die
                              									3000 m hoch liegt und bisher eine Dampfmaschine benutzte, deren Betrieb wegen der
                              									schwierigen Beschaffung der Kohle 160000 M. kostete. Die Räder nutzen ein Gefälle
                              									von 150 m mittels einer 1200 m langen Rohrleitung aus. Das Wasser treibt in der
                              									Regel nur das eine Rad von 1,50 m Durchmesser und erzeugt damit 700 . Dieses
                              									treibt im Thale und in der Grube selbst fünf Dynamomaschinen für die Lichterzeugung,
                              									drei Pumpen und einen Ventilator. Das zweite Rad von 1,60 Durchmesser steht in
                              									Reserve.
                           Besonderen Werth muss man wegen der hohen Geschwindigkeit des Rades auf Reinhaltung
                              									des Wassers legen. Eine hierzu dienende Vorrichtung zeigt Fig. 21. Aus einem Hochgefluther fliesst das Wasser auf eine Siebtrommel, welche die
                              									Schwimmkörper abfängt, das durchgesiebte Wasser aber mittels einer Rinne
                              									weiterfliessen lässt, in der sich ein Woltmann'sches
                              									Rädchen befindet zum Zweck der Drehung der Siebtrommel.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 152Fig. 22.White's Wassermotor. In Nr. 53 der Zeitschrift des Vereins Deutscher
                                 										Ingenieure bekämpft B. Speiser mehrere Angaben
                              										Reuleaux' und nimmt die bisher üblichen
                              									Turbinenconstructionen in Schutz, indem er für dieselben die Vorzüge des Peltonrades
                              									ebenfalls in Anspruch nimmt, und zwar in noch höherem Maasse. In seiner Erwiderung
                              									a. a. O. macht Reuleaux noch einige weitere
                              									Mittheilungen und hebt besonders den Vortheil grosser Geschwindigkeiten hervor.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 152Fig. 23.Dynamomaschine der Pelton Waterwheel Company. An der Hochschule in Californien wurden von E.
                                 										Browne Versuche mit dem Peltonrade angestellt. Das Versuchsrad maass etwa
                              									380 mm im Durchmesser bei einer Breite von etwa 40 mm. Das Gefälle betrug ungefähr
                              									17 m. Bei einer lichten Weite der Einströmungsdüse von 10 mm soll nach The Engineering and Mining Journal ein Wirkungsgrad von
                              									82,6 Proc. ermittelt worden sein und bei einer Weite der Düse von 9 mm ein solcher
                              									von 82,5 Proc. Bei einem Gefälle unter 3 m soll der Wirkungsgrad noch 73 Proc.
                              									betragen haben. Das bei den Versuchen benutzte Rad weicht von dem als Peltonrad
                              									gebräuchlichen dadurch ab, dass die Weite der Zellen etwas grösser als bei diesem
                              									gewählt worden ist, und zwar deshalb, um eine vollkommen genaue Ausführung der
                              									Leitcurven zu gestatten.
                           Unter der Nummer 499269 vom 3. October 1892 ist W. R.
                                 										White in Seattle, Wash., ein amerikanisches Patent auf den in Fig. 22 dargestellten Wassermotor ertheilt worden.
                              									Bei demselben wirkt ähnlich wie bei dem Peltonrad der Strahl einer Düse auf den
                              									Umfang eines Flügelrades ein. Zur Vermeidung von Stössen ist auf der Wasserzuleitung
                              									ein Windkessel angebracht. Das Ganze ist von einem Blechkasten eingeschlossen.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 152de Leval's Schaufelform. Eine Dynamomaschine (Fig. 23) für die Bodie consolidated Mines in California ist von der Pelton Waterwheel Company in San Francisco geliefert
                              									und ist für dergleichen Anlagen zum Muster geworden. Sie arbeitet mit 340 Fuss (103
                              									m) Druckhöhe und liegt mit ihrer Achse in gleicher Höhe mit einer
                              									Westinghouse-Wechselstrommaschine von 250 . Die vier Peltonräder haben nach
                              										Industries vom 19. Mai 1893 nur 21 Zoll Durchmesser
                              									und sind alle auf derselben Achse verkuppelt. Die Geschwindigkeit wird für jedes Rad
                              									durch je eine Drosselklappe geregelt, die gleichzeitig von einem Hebelstellwerk aus
                              									und zwar von Hand oder auch von einem Regulator selbsthätig eingestellt werden
                              									können. Der Regulator hat zwei Scheiben, deren eine von der Dynamomaschine die
                              									Bewegung erhält, die andere wird durch ein besonderes Rad gleichmässig umgetrieben.
                              									Bei etwaigem Geschwindigkeitsunterschiede tritt ein Wendegetriebe behufs Regulirung
                              									in Thätigkeit. Die Räder arbeiten mit 800 Umdrehungen in der Minute und die
                              									Arbeitsleistung wird auf eine Entfernung von 13 engl. Meilen übertragen.
                           Mit seinem D. R. P. Nr. 68359 verfolgt C. G. Patrik de
                                 										Laval in Stockholm den Zweck, an Dampf- oder Gasturbinen eine feine
                              									Schaufelstellung zu erzielen mit Beibehaltung der gewünschten Schaufelform dadurch,
                              									dass er die Schaufeln für sich herstellt und in die plattenförmigen Hälften des
                              									Turbinenrades einklemmt (Fig.
                                 										24 und 25).
                              									Der eingeklemmte Theil ist schwalbenschwanzförmig gestaltet, um die Schaufel gegen
                              									die Centrifugalkraft zu sichern. Die Construction möchte in manchen Fällen auch für Wasserturbinen
                              									mit Vortheil zu verwenden sein, insbesondere bei den Peltonrädern.
                           Eine neue Formgebung der Schaufel eines Peltonrades hat sich Ch. A. Scharff in San Francisco durch D. R. P. Nr. 72932 schützen lassen,
                              									wir halten indess diese Formgebung für unwesentlich, so dass wir uns mit diesem
                              									Hinweis begnügen.
                           
                              Litteratur über Turbinen.
                              
                           Zum Schluss machen wir noch auf einzelne Erscheinungen in der Litteratur der Turbinen
                              									aufmerksam:
                           Ludewig, Allgemeine Theorie der
                              									Freistrahlturbinen in Jahrg. 1891 des Civilingenieur,
                              									Organ des Sächsischen Ingenieur- und Architektenvereins, S. 101.
                           Ugo Ancona, Eintheilung und
                              									Kennzeichen der hydraulischen Radmotoren auf Grund der Wirkungsweise des Wassers,
                              									ebenfalls Civilingenieur, 1893 S. 359.
                           A. Linnenbrügge, Berechnung und
                              									Bau der Radialturbinen. Hamburg bei O. Meissner. 120 S., 7 Tafeln, 5 M.; vgl. S.
                              									168.