| Titel: | Der E. A. Jakovlev'sche Erdölmotor. | 
| Autor: | G. v. Doepp | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 158 | 
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                        Der E. A. Jakovlev'sche
                           								Erdölmotor.
                        Mit Abbildungen.
                        Der Jakovlev'sche Erdölmotor.
                        
                     
                        
                           Auf mehreren Fachausstellungen in Russland, sowie auf der Weltausstellung in
                              										Chicago hat der Erdölmotor der
                              										Jakovlev'schen Maschinenfabrik in St. Petersburg das Interesse der Fachleute
                              									erregt, und da er sich in der That durch eigenthümliche Einzelheiten und originelle
                              									Anordnung auszeichnet, so möge hier eine kurze Beschreibung folgen.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 158Jakovlev'scher Erdölmotor. Der Motor wird gewöhnlich in Grössen von 3 bis 8  mit einem
                              									stehenden Cylinder, und für grössere Arbeitsleistung mit zwei Cylindern ausgeführt.
                              									Ein Bild von der Bauart des eincylindrigen Motors geben die Fig. 1 und 2, welche die Seiten- und
                              									Vorderansicht desselben bieten.
                           Die Fig. 3 bis 6 stellen einige Details
                              									vor. – Wir behalten uns die ausführliche Beschreibung eines Zweicylindermotors für
                              									später vor.
                           Von den meisten Constructionen unterscheidet sich der Jakovlev'sche Motor vor allem dadurch, dass die Regulirung nicht durch
                              									Auslasser stattfindet; sondern durch Veränderung der Menge des zugeführten Erdöls,
                              									ferner, dass nicht eine Pumpe mit ihren empfindlichen Einzeltheilen das Oel
                              									herbeischafft, sondern dasselbe selbständig dem Vergaser zufliesst, sowie durch die
                              									glückliche Brennerconstruction, die Anwendung einer besonderen Retorte zum
                              									Ingangsetzen des Motors und die zweckmässige Verwendung der heissen Abgase zum
                              									Vorwärmen der zur Verbrennung erforderlichen Luft. Endlich ist eine Vorrichtung zum
                              									Verschluss des Zündröhrchens bemerkenswerth, die dazu dienen soll, eine unzeitige
                              									Explosion des Gasgemisches zu verhüten.
                           Beim Entwerfen seiner Motore hat den Erfinder E. A.
                                 										Jakovlev hauptsächlich der Wunsch geleitet, eine Maschine zu construiren,
                              									welche möglichst einfach und dauerhaft sein sollte mit Rücksicht auf die Verwendung
                              									namentlich seitens der Landwirthschaft in Gegenden, wo es nicht sowohl auf
                              									ökonomische Leistung (also bei billigen Erdölpreisen, wie z.B. im Wolgagebiet) als auf möglichste Betriebssicherheit
                              									ankommt, wo nicht immer kundige Maschinisten zur Verfügung stehen, und wo unter
                              									Umständen keine Werkstätten vorhanden sind, um etwaige Reparaturen ausführen zu
                              									können. Daher sind empfindliche, leicht verschleissbare Theile möglichst vermieden,
                              									alle der Abnutzung unterworfenen Flächen sehr reichlich bemessen und die ganze
                              									Maschine sehr dauerhaft und schwer ausgeführt, so dass sie allerdings weniger
                              									elegant gebaut erscheint, wie man es sonst wohl an ähnlichen Motoren zu sehen
                              									gewohnt ist. Vielleicht wäre es möglich, in Zukunft auch die äussere Seite mehr zu
                              									berücksichtigen und den Motor bei aller Dauerhaftigkeit gefälliger zu gestalten,
                              									wozu alle Hoffnung vorhanden ist, wenn die noch junge Jakovlev'sche Maschinenfabrik sich in ihren Einrichtungen und
                              									Arbeitsmethoden vervollkommnet haben wird.
                           Der Motor arbeitet im Viertakt und ist einfach wirkend; somit hat man vier Perioden
                              									zu unterscheiden während zweier Umdrehungen der Kurbelwelle: 1) das Ansaugen des
                              									Gemisches der Erdöldämpfe und Luft; 2) die Compression beim Aufgange des Kolbens; 3)
                              									die Explosion des Gemisches und Expansion der Gase beim zweiten Niedergang des
                              									Kolbens, und 4) den Auspuff der Verbrennungsproducte. Bei dem Zweicylindermotor
                              									greifen die beiden Kolbenstangen derart an dem Halszapfen der gekröpften Welle an,
                              									dass die genannten Perioden in den Cylindern um eine Umdrehung verschoben
                              									erscheinen; somit findet gleichzeitig im linken Cylinder Ansaugen, im rechten
                              									Explosion, im linken Compression, im rechten Auspuff statt. Diese Anordnung bietet
                              									den Vortheil grösserer Gleichförmigkeit der Bewegung, da nun bei jeder Umdrehung
                              									eine Explosion, also ein neuer Antrieb stattfindet. Da die Mittellinien der Cylinder
                              									nicht zusammenfallen, sondern einen Winkel von 40° mit einander bilden, so
                              									entspricht der Beginn des Ansaugens in dem einen Cylinder nicht genau dem Zeitpunkte
                              									der Explosion im anderen, sondern findet um die zur Drehung der Welle um 40°
                              									erforderliche Zeit früher statt. Zwischen je zwei Explosionen in verschiedenen
                              									Cylindern dreht sich somit die Welle abwechselnd um 400° und 320°, ein Umstand, der
                              									eben durch die Anordnung der Cylinder bedingt wird und bei den sonstigen Vortheilen
                              									dieses Aufbaues in Kauf genommen werden muss, wohl auch keinen bedeutenden Einfluss
                              									auf die Gleichförmigkeit der Bewegung hat.
                           Bei der eincylindrigen Maschine (Fig. 1 und 2) ist der senkrechte,
                              									behufs Wasserkühlung doppelwandig ausgeführte Cylinder mit dem Ständer und dieser
                              									mit dem Sockel 1 verschraubt, welcher auf etwa ⅔ der
                              									Höhe durch eine wagerechte Scheidewand in zwei getrennte Kammern getheilt ist. Die
                              									untere grössere Kammer dient als Schalldämpfer für die Abgase, welche durch ein
                              									gusseisernes Rohr 2 eintreten und durch ein 2½zölliges
                              									Gasrohr 3 die Kammer verlassen. Die obere Abtheilung
                              									des Sockels dient
                              									zum Vorwärmen der Luft durch die Hitze der abziehenden Gase. Durch seitliche
                              									Oeffnungen tritt die Luft in die genannte Kammer, steigt durch einen besonderen an
                              									das Rohr 2 angegossenen Kanal in den Verdampfer 13 und mischt sich mit den Erdöldämpfen, die sich dort
                              									bilden. Der gusseiserne Verdampfer enthält nämlich ein centrales Rohr, durch welches
                              									die Verbrennungsgase abwärts zum Rohr 2 strömen, und an
                              									welches eine Anzahl schräger Rippen angegossen sind. Das oben eintropfende Erdöl
                              									fällt nun von Rippe zu Rippe, wird durch die im Inneren des Verdampfers strömenden
                              									heissen Abgase verdampft und mischt sich mit der ebenfalls stark erwärmten Luft.
                              									Durch Einstellen eines Dreiwegehahns 8 ist man im
                              									Stande, diesem Gemisch noch die erforderliche Menge reiner Luft zuzuführen, um die
                              									richtige Mischung zu erzeugen. Dieser secundäre Luftstrom wird dem Rohre 2 entnommen. Das Gasgemisch gelangt nun in die Kammer
                              										19, welche das Einlassventil und das Auslassventil
                              									enthält. Diese Anordnung hat den Vortheil, dass das Auslassventil durch das
                              									vorbeiströmende Gasgemisch abgekühlt wird. Das Einlassventil ist an einer
                              									Spiralfeder 14 aufgehängt und schliesst selbsthätig bei
                              									innerem Druck ab. Die Grösse der Eröffnung des Ventils ist nun nicht unveränderlich,
                              									sondern hängt von der Stellung des gabelförmigen Keiles 16 ab, welcher vom Regulator 15 mehr oder
                              									minder vorgeschoben wird, und auf den die Anschlagleisten der Ventilstange zu ruhen
                              									kommen. Der Regulator ist wagerecht angeordnet, eine Stellschraube mit Gegenmutter
                              										17 beschränkt die Wirkung des Regulators auf
                              									gewisse Grenzen bei geringen Kraftdifferenzen. Das Auslassventil wird durch eine
                              									starke Spiralfeder 18 geschlossen und durch
                              									Excenterbewegung geöffnet.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 159Jakovlev'scher Erdölmotor. Behufs Zuflusses des Kraftmateriales wird an der Wand ein kleiner Behälter
                              									aufgehängt, aus welchem das Erdöl stets unter demselben Druck austritt, was durch
                              									eine einfache Vorrichtung bewirkt wird. Das Gefäss C
                              										(Fig. 3) ist
                              									luftdicht verschlossen und durch einen Hahn b mit dem
                              									daran angelötheten Gefäss B verbunden. Bei
                              									geschlossenem Hahn b füllt man das Gefäss C durch den Trichter und den Hahn d mit Erdöl und schliesst den Hahn d. Da der Behälter B oben
                              									einen leicht abzunehmenden Deckel hat, kann man den Hahn b öffnen, und es fliesst nun das Erdöl aus C
                              									nach B über, bis das Oel bis zum Niveau des Hahnes b steigt. Auf diesem Niveau wird sich nun das Erdöl im
                              									Behälter B während des Ganges der Maschine halten. Soll
                              										C, während der Motor in Betrieb ist, gefüllt
                              									werden, so lässt man durch Oeffnen des Hahnes d so viel
                              									Oel nach B überfliessen, dass dieser Behälter bis
                              									zum Rande gefüllt ist (verzichtet also für kurze Zeit auf die Vortheile des
                              									constanten Niveaus), schliesst dann den Hahn b und
                              									verfährt wie oben. Der Behälter enthält etwa 20 k und ist in einer Höhe von etwa
                              									1,25 m über dem Motor aufgehängt. Die Vorrichtung zur Constanthaltung der
                              									Zuflussgeschwindigkeit hat für gewöhnlich keine besondere Bedeutung, wohl aber in
                              									dem Falle, wenn man, wie es schon versucht worden ist, die erforderliche Erdölmenge
                              									unmittelbar dem Fass entnimmt, welches zur Vermeidung der Feuersgefahr in einem
                              									Nebenraume stehen kann. Eine derartige Einrichtung war auf der Jakovlev'schen Fabrik für einen 8pferdigen Motor
                              									getroffen; das Fass enthielt einen Vorrath für drei Tage und war mit der genannten
                              									Vorrichtung versehen.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 159Jakovlev'scher Erdölmotor. Aus dem Behälter fliesst das Erdöl durch ein anstellbares Spindelventil
                              										7 (Fig. 1 u. 2) einem Trichter zu, der
                              									es entweder dem Vergaser 13 oder durch ein Siphonrohr
                              									der Retorte 12 zuführt, welche beim Anheizen zur
                              									Verwendung gelangt. Die Richtung des Zuflusses kann durch Hähne bestimmt werden. Die
                              									Retorte (Fig. 4) besteht
                              									aus einer flachen Messingbüchse mit angeschraubtem Deckel und ist unten mit Rippen
                              									zur besseren Aufnahme der Wärme versehen und im Inneren durch Scheidewände zu einem
                              									Labyrinthe ausgebildet, so dass das eingeführte Erdöl auf einem langen Wege Zeit
                              									hat, zu vergasen. Aus dem Centrum werden dann die Dämpfe zum Einlassventil geführt.
                              									In gleicher Höhe mit der Retorte enthält das erwähnte Siphonrohr ein ⊤-Stück mit
                              									Abflussrohr, so dass das Erdöl die Retorte nur als Dampf, nicht als tropfbare
                              									Flüssigkeit, passiren kann. Man kann übrigens den Vergaser ganz aus dem Spiel lassen
                              									und nur mit der Retorte arbeiten, doch hat sich dabei ein grösserer Erdölverbrauch
                              									gezeigt.
                           Aus dem gleichen oder einem besonderen Behälter wird das für die Lampe erforderliche
                              									Erdöl entnommen. Fig. 5
                              									zeigt die Anordnung der Lampe, Fig. 6 des Brenners selbst. Er besteht aus einem senkrechten ∩-förmig
                              									gebogenen viertelzölligen Röhrchen, dessen eines Ende mit dem Behälter in Verbindung
                              									steht, während das andere, im rechten Winkel gebogen, die feine Oeffnung enthält,
                              									aus welcher der Erdölstrahl austritt. In sinnreicher und zweckentsprechender Weise
                              									wird hier – während sonst durch besondere Bohrer feine Oeffnungen in das Röhrchen
                              									gebohrt werden müssen, die leicht verschmutzen und schwer zu reinigen sind – das
                              									Rohrende glatt abgefeilt, an einer Stelle mit einer leichten Einkerbung versehen und durch
                              									Ventilchen, Bügel und Schraube verschlossen. Es ist also keine besondere Vorkehrung
                              									zur Herstellung der Mündung vonnöthen, mit einer Feile und dem Fingernagel kann die
                              									Einkerbung erneuert bezieh. gereinigt werden. Die Lampe brennt in einem Gehäuse 10 und erwärmt sowohl das aus Porzellan oder Eisen
                              									bestehende Zündröhrchen 9, als auch die Retorte 12. Zum Schutz der letzteren vor der Stichflamme und
                              									behufs gleichmässiger Erwärmung des Zündröhrchens wird ein gusseiserner Reiter 11 aufgesetzt.
                           Beim Anlassen des Motors muss zuerst die Lampe angewärmt werden. Dies geschieht in
                              									wenigen Minuten ohne Spiritus, indem man mit Erdöl getränkte Putzwolle auf der
                              									Pfanne unter der Lampe entzündet. Darauf wird Erdöl zur Retorte geleitet, und wenn
                              									das Zündröhrchen erglüht ist (etwa nach 2 Minuten), unter Regulirung der Luftzufuhr
                              									von Hand das Schwungrad in Bewegung gesetzt. Der Motor arbeitet darauf 10 bis 15
                              									Minuten mit den in der Retorte entwickelten Dämpfen; dann ist der Verdampfer so weit
                              									vorgewärmt, dass man ihn in Thätigkeit setzen und die Retorte ausschalten kann.
                           Die Schmierung erfolgt durch Messingröhrchen vom Centralgefäss 22 aus. Nur der Kolben wird aus einer auf dem Cylinder
                              									angebrachten Schmiervase geschmiert.
                           Eine bemerkenswerthe Vorrichtung ist endlich der bei 21
                              									dargestellte, durch Excenterstange 20 und Excenter
                              									bewegte Kolbenschieber. Er kann eine Oeffnung abschliessen, welche die Kammer des
                              									Einlassventils mit dem Raum verbindet, welcher das Zündröhrchen enthält. Der
                              									stählerne Kolbenschieber hat einen um 1 mm kleineren Durchmesser als der
                              									Metallcylinder, in welchem er sich bewegt. Auf seiner Stange ist er ebenfalls mit
                              									Spielraum aufgesetzt und seine Bewegung erfolgt derart, dass das Zündröhrchen durch
                              									den Cylinder während drei Perioden mit der Ventilkammer in Verbindung steht, nämlich
                              									während des Ansaugens, der Explosion und des Auspuffs. Gegen Ende der Ansaugeperiode
                              									beginnt der Kolbenschieber bereits die zum Zündrohr führende Oeffnung zu bedecken.
                              									Sobald Compression eintritt, wird der Kolbenschieber in Folge des entstehenden
                              									Ueberdrucks gegen die Oeffnung gepresst und verschliesst sie dicht. Ermöglicht wird
                              									dieser Verschluss durch die Beweglichkeit des mit Spielraum montirten
                              									Kolbenschiebers. Bei diesem Verfahren ist keine Schmierung erforderlich, die auch
                              									bei den hohen Temperaturen kaum möglich wäre. Zur Dichtung der Schieberstange dient
                              									Asbest. Kurz vor Schluss der Compression gibt der Kolbenschieber die Verbindung
                              									frei, und nun können die comprimirten Gase in das Zündröhrchen eindringen und sich
                              									dort bis zur Explosionstemperatur erhitzen. Zweck dieser Einrichtung ist die
                              									Vermeidung des zu frühen oder zu späten Eintritts der Entzündung, was ohne dieselbe
                              									nicht selten beobachtet wird. Nach der Explosion bleibt nämlich ein Rest von nicht
                              									mehr entzündbaren Gasen in dem Zündröhrchen und der nächsten Umgebung desselben in
                              									der Ventilkammer zurück. Wenn nun durch den Einfluss des Regulators eine geringere
                              									Menge des explosiblen Gasgemisches eingesaugt wird, so kann sie unter Umständen bei
                              									der Compression nicht bis zu der zur Glühhitze erwärmten Zone des Röhrchens
                              									vordringen und die Explosion wird in Frage gestellt. Durch die Einwirkung des
                              									Kolbenschiebers werden nun die indifferenten Gase nicht mehr zuerst comprimirt und
                              									dann erst das brennbare Gemisch eingeführt, sondern im geeigneten Augenblick
                              									wird das comprimirte brennbare Gasgemisch mit den indifferenten Gasen von niederer
                              									Spannung vermengt, wodurch ein wirksameres Gemisch entsteht. Andererseits fand
                              									häufig bei reicheren Gemischen ohne Anwendung des Kolbenschiebers zu frühzeitig
                              									Entzündung statt, was ebenfalls durch diese Vorrichtung ausgeschlossen ist. Der
                              									Maschinist wird dadurch wesentlich entlastet, weil er früher genöthigt war, die
                              									Lampe dem geschlossenen Kopfende des Zündröhrchens zu nähern oder davon zu
                              									entfernen, je nachdem ob er es mit reicheren oder ärmeren Gemischen zu thun
                              									hatte.
                           Die Einstellung des Dreiwegehahns 8 geschieht nach
                              									Maassgabe der Färbung der Flamme, welche die Explosion erzeugt und welche in der
                              									Ventilkammer durch ein besonderes Guckloch (das auf den Zeichnungen nicht
                              									dargestellt ist) beobachtet wird. Die Flamme muss blendend weiss sein; rothe Färbung
                              									weist auf Luftmangel, blaue dagegen auf zu grossen Luftüberschuss hin. Das Guckloch
                              									ist mit einer Platte gewöhnlichen Fensterglases unter Anwendung von Asbestdichtung
                              									verschlossen.
                           Das Bestreben des Maschinisten muss dahin gehen, den Erdölzufluss derart zu regeln,
                              									dass das sämmtliche eingeführte Erdöl auch im Vergaser zur Verdampfung gelangt. Dies
                              									ist nun in Wirklichkeit schwer zu bewirken, und man arbeitet daher gewöhnlich mit
                              									einem kleinen Ueberschuss, welcher durch ein Röhrchen aus dem Vergaser ausfliesst
                              									und je nach dem specifischen Gewicht entweder nochmals zur Verwendung gelangt, mit
                              									reinem Erdöl vermischt, oder als Schmieröl benutzt wird.
                           Die Fig. 1 bis 6 entsprechen einem
                              									6pferdigen Motor und sind der Nr. 4 der Protokolle des St.
                                 										Petersburger Polytechnischen Vereins entnommen. Fig. 1 und 2 sind in etwa 0,06, Fig. 4 in 2/10, Fig. 5 in 3/10 und Fig. 6 in 0,6 der
                              									Naturgrösse dargestellt. – Den Protokollen entnehmen wir, dass der St. Petersburger
                              									Polytechnische Verein, welcher sämmtliche in St. Petersburg ausgeführte Erdölmotore
                              									geprüft hat, auch den genannten Motor einem 48stündigen Dauerversuch unterwarf, um
                              									festzustellen, ob der Jakovlev'sche Motor im Stande
                              									sei, längere Zeit ohne Betriebsstörung zu arbeiten. Das Ergebniss war vollkommen
                              									günstig, denn wenn auch innerhalb 48 Stunden Stillstände vorkamen (in Summa 95
                              									Minuten), so waren sie nicht der Maschine zur Last zu legen, sondern eine Folge der
                              									Unachtsamkeit der mit dem Bremsen betrauten Arbeiter, oder durch den Wunsch der
                              									Commission, Messapparate, z.B. ein Gyrometer, anzubringen, veranlasst. Während 7⅓
                              									Stunden wurde der Motor mit dem Bremszaum geprüft, wobei er 7  ergab; 10
                              									Stunden 50 Minuten dauerte der Leergang und 28¼ Stunden lang wurde der Motor mit
                              									einer einfachen Hebelbremse gebremst bei der normalen Gangart von 350
                              									Umdrehungen.
                           Der Erdölverbrauch stellt sich folgendermaassen: Der Leergang des 6pferdigen Motors
                              									erforderte stündlich 0,77 k. Bei Vollbelastung wurde für die Pferdekraft und Stunde
                              									0,6 k oder einschliesslich des Verbrauches für die Lampe 0,695 k verbrannt, da die
                              									Lampe 0,095 k verbrauchte. Das specifische Gewicht war 0,825 bis 0,826; während der
                              									ganzen Versuchszeit wurden aus dem Verdampfer als Ueberschuss 4,09 k Erdöl vom
                              									specifischen Gewichte 0,852 abgefangen, welche ohne weiteres dem frischen Erdöl
                              									hätten zugegossen werden können. – An Schmieröl wurde stündlich 0,54 k verbraucht, wobei zu
                              									bemerken ist, dass dieser Verbrauch mit Leichtigkeit bedeutend hätte verringert
                              									werden können, denn in 48 Stunden wurden an der am Sockel herumlaufenden Rinne 11,4
                              									k Oel wieder aufgefangen, welches nach Filtration nochmals hätte benutzt werden
                              									können.
                           Der Verbrauch an Kühlwasser konnte örtlicher Verhältnisse wegen nicht ermittelt
                              									werden. Das Pyrometer wies die Temperatur der abziehenden Gase zu 270 bis 350° C.
                              									nach; doch sind diese Angaben vermuthlich etwas zu niedrig, weil das Pyrometer nicht
                              									genau in der Achse des Abzugsrohres montirt werden konnte. Die Brennluft wurde auf
                              									80 bis 110° C. angewärmt, nur bei Leergang fiel die Temperatur unter 80° C. Nach
                              									jedem Stillstande konnte der Motor mit Leichtigkeit in Bewegung gesetzt werden.
                           Nach Beendigung des Versuchs wurde der Motor aus einander genommen und in seinen
                              									Theilen besichtigt, wobei man fand, dass die Ventile nur einen leichten Russanflug
                              									hatten, die Retorte vollkommen rein war (ein Beweis, dass sich dort nur Dämpfe,
                              									nicht aber Gase unter theilweiser Zersetzung des Erdöls bilden), dagegen über dem
                              									Kolben sich eine etwa 3 mm starke, dickbreiige Schicht von halbverbranntem Schmieröl
                              									gebildet hatte, eine Folge zu reichlichen Schmierens.
                           Das Original ist von den Mitgliedern der Commission des St. Petersburger
                              									Polytechnischen Vereins, welche mit der Untersuchung der russischen Erdölmotoren
                              									betraut war, unterschrieben.
                           
                              G. v. Doepp.