| Titel: | Untersuchung über den Wassergehalt des lufttrockenen lohgaren Leders. | 
| Autor: | v. Schroeder | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 188 | 
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                        Untersuchung über den Wassergehalt des
                           								lufttrockenen lohgaren Leders.
                        Von Professor v. Schroeder in Tharand.
                        (Schluss der Abhandlung S. 162 d. Bd.)
                        Untersuchung über den Wassergehalt des lufttrockenen lohgaren
                           								Leders.
                        
                     
                        
                           Aus dieser Untersuchung hat sich ergeben, dass der durchschnittliche Wassergehalt der
                              									lufttrockenen Ledersubstanz für unsere Verhältnisse zu rund 18 Proc. angenommen
                              									werden kann. Der Durchschnitt der Maxima für die neun fettfreien Leder beträgt 20,39
                              									Proc., und der höchste Gehalt, der in einem Falle (bei Nr. 8) überhaupt gefunden
                              									wurde, ist 22,00 Proc. Es war mir von Interesse, festzustellen, wie viel Wasser die
                              									Substanz des ungefetteten lohgaren Leders durch Anziehen aus der Luft im Maximum
                              									überhaupt zu binden vermag, wenn dasselbe längere Zeit in einer mit Wasserdampf
                              									gesättigten Luft bei niederer Temperatur verweilt. Um diese Frage zu beantworten,
                              									habe ich in den Monaten April–Mai 1892 eine besondere kleine Versuchsreihe
                              									angestellt, zu der drei ungefettete und drei gefettete Leder genommen wurden. Als
                              									ungefettete Leder dienten Proben von den drei Ledern Nr. 5, 9 und 13, als gefettete
                              									Proben von Nr. 14, 16 und 19. Der durchschnittliche Fettgehalt dieser letzteren drei
                              									Leder beträgt nach den mitgetheilten Analysen 24,85 Proc. Am 23. März wurde der
                              									Anfangswassergehalt bestimmt, und die Leder dann in dem kühlen Souterrain des
                              									Laboratoriums unter eine Glasglocke gebracht, unter welcher zugleich ein flaches
                              									Gefäss mit Wasser stand. In der auf diese Art mit Wasser gesättigten Luft blieben
                              									die Proben bis zum 28. April. Während dieser Zeit wurden zunächst nach zehn Tagen,
                              									am 2. April, und ferner nach weiteren elf, sieben und acht Tagen, am 13., 20. und
                              									28. April, Wägungen ausgeführt. Es wurde angenommen, dass am 28. April das Maximum
                              									des Wassergehaltes erreicht war, als die Zunahme des Gewichtes nur noch eine sehr
                              									geringe war, und als sich auf einigen Ledern hin und wieder ein leichter Anflug von
                              									Schimmelbildungen zu zeigen begann. Am 28. April wurden die Leder unter der
                              									Glasglocke weggenommen und blieben bis zum 8. Mai im Raum des Souterrains offen liegen,
                              									wobei noch am 3. und 8. Mai Wägungen ausgeführt wurden. Die Resultate sind aus
                              									folgender Zusammenstellung zu ersehen, bei welcher ich aber, der besseren Uebersicht
                              									wegen, nur den ermittelten durchschnittlichen Wassergehalt für die drei ungefetteten
                              									Leder einerseits und die drei gefetteten andererseits anführen will. Neben dem
                              									gefundenen Wassergehalt ist bei den gefetteten Ledern zugleich der aus dem
                              									Fettgehalt von 24,85 Proc. und dem beistehenden Wassergehalt des ungefetteten Leders
                              									berechnete Wassergehalt angegeben:
                           
                              
                                 
                                 
                                    Leder ohne Fett
                                    
                                 
                                    Leder mit Fett
                                    
                                 
                                    Berechnet für
                                    
                                    Leder mit Fett
                                    
                                 Berechnet gibtmehr (+) oderweniger (–) algefunden
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                    Anfangswassergehalte
                                    
                                 16,08
                                 12,33
                                 12,59
                                 + 0,26
                                 
                              
                                 
                                    Beim
                                       												Ver-
                                    
                                    weilen in
                                    
                                    wasser-
                                    
                                    gesättigter
                                    
                                    Luft
                                    
                                    bei niederer
                                    
                                    Temperatur
                                    
                                 nach 10 Tagennach weiteren 11 Tagen  
                                    												„          „        7      „  
                                    												„          „        8      „
                                 20,1622,5223,1223,77
                                 16,6418,3719,2319,88
                                 15,9517,9318,4318,99
                                 – 0,69– 0,44– 0,80– 0,89
                                 
                              
                                 
                                    An der
                                       												Luft
                                    
                                    liegend
                                    
                                 
                                    nach 5 Tagen
                                    
                                    nach weiteren 5 Tagen
                                    
                                 22,8222,68
                                 18,2418,01
                                 18,1818,06
                                 – 0,06+ 0,05
                                 
                              
                                 Mittel
                                 21,59
                                 17,53
                                 17,16
                                 – 0,37
                                 
                              
                           Wenn wir daher den durchschnittlichen Wassergehalt des lohgaren Leders mit rund 18
                              									Proc. annehmen können, so ist aus den vorstehenden Zahlen zu entnehmen, dass die Sättigung des lohgaren Leders mit Wasser in einer
                                 										bei niederer Temperatur mit Wasserdampf gesättigten Atmosphäre eintritt, wenn
                                 										das Leder ungefähr rund 24 Proc., Wasser enthält. Eine weitere
                              									Gewichtserhöhung war bei dem vorstehenden Versuch wohl nicht mehr zu erwarten, da
                              									die Wasserzunahme bei den letzten beiden Bestimmungen unter der Glasglocke innerhalb
                              									acht Tagen nur von 23,12 Proc. bis 23,77 Proc. ging, was einer täglichen Zunahme von
                              									0,081 Proc. entspricht. In den ersten zehn Tagen beträgt die tägliche Zunahme
                              									dagegen 0,408 Proc. Das gefettete Leder bleibt im Wassergehalt hinter dem
                              									ungefetteten bei den einzelnen Wägungen um 3,52 bis 4,67 Proc., im Mittel um 4,06
                              									Proc. zurück, und es ist auch aus dieser Zahlenreihe zu ersehen, dass gefettetes Leder stets weniger Wasser enthält, und dass
                                 										der Wassergehalt desselben abhängig ist von dem Fettgehalt und dem Wassergehalt,
                                 										den die fettfreie Leder Substanz unter gleichen äusseren Verhältnissen zeigt.
                                 										Die berechneten Zahlen stimmen auch hier mit den gefundenen im Durchschnitt
                                 										recht gut überein.
                           Für die einzelnen Monate des Jahres ergibt sich aus unserer Untersuchung folgende
                              									durchschnittliche Aenderung des Wassergehaltes für das lohgare Leder nach Tabelle II
                              									im Mittel für Nr. 1 bis 9 und 13:
                           
                              
                                 Wassergehalt in Proc.
                                 
                              
                                 Januar
                                 20,11
                                 Juli
                                 16,68
                                 
                              
                                 Februar
                                 20,29
                                 August
                                 16,79
                                 
                              
                                 März
                                 17,45
                                 September
                                 17,48
                                 
                              
                                 April
                                 16,27
                                 October
                                 17,80
                                 
                              
                                 Mai
                                 15,75
                                 November
                                 18,80
                                 
                              
                                 Juni
                                 15,51
                                 December
                                 19,47
                                 
                              
                                 Jahresmittel 17,71 Proc.
                                 
                              
                           Wenn wir den durchschnittlichen Wassergehalt des lohgaren
                                 										Leders für unsere Verhältnisse daher rund zu 18 Proc. annehmen, so wird derselbe
                                 										in der trockenen und warmen Zeit des Jahres bis auf 15,50 Proc. heruntergehen,
                                 										in der feuchten kalten Jahreszeit dagegen im Maximum auf20,50 Proc. steigen, so dass die Schwankung im Laufe
                                 										des Jahres rund zu ± 2,50 Proc. angenommen werden kann. Für das gefettete Leder
                                 										wird die Schwankung im Laufe des Jahres eine etwas geringere sein, und zwar muss
                                 										sie im umgekehrten Verhältniss zum Fettgehalt stehen. Das würde für jeden
                              									einzelnen Fall aus dem Fettgehalt zu berechnen sein. Ein Leder mit z.B. 30 Proc.
                              									Fett in der Trockensubstanz ergibt den durchschnittlichen Wassergehalt von 13,32
                              									Proc. in lufttrockenem Zustande, und es muss bei demselben die Schwankung des
                              									Wassergehaltes im Laufe des Jahres ± 1,96 Proc. betragen. Aus unserer Tabelle II (S.
                              									165) ist diese geringere Schwankung nur für die fettreichsten Leder Nr. 16 und 14 zu
                              									ersehen, sonst tritt sie kaum hervor, jedenfalls wohl deswegen, weil die hier
                              									überhaupt in Frage kommenden Differenzen zu gering sind.
                           Für die vier Jahreszeiten haben wir nach unseren Zahlen folgende Durchschnitte für
                              									das lohgare fettfreie Leder:
                           
                              
                                 
                                 Wasser in Proc.
                                 
                              
                                 Winter (December–Februar)
                                 19,96
                                 
                              
                                 Frühling (März–Mai)
                                 16,49
                                 
                              
                                 Sommer (Juni–August)
                                 16,33
                                 
                              
                                 Herbst (September–November)
                                 18,03
                                 
                              
                           Mehr noch als die absoluten Wassergehalte werden den Praktiker die Differenzen
                              									interessiren, wie sie im Laufe kürzerer Zeit unter dem Einfluss der Witterung bei
                              									den Wassergehalten des Leders eintreten können, denn diese sind es, die im Handel in
                              									Frage kommen und häufig zu sehr unliebsamen Streitigkeiten über Verschiedenheiten
                              									der Gewichte bei gelieferter und empfangener Waare Veranlassung geben. Es hätte
                              									einen grossen Werth, wenn man im Stande wäre, anzugeben, welche Differenzen hier als
                              									in der Natur der Sache liegende und daher nicht zu beanstandende zu bezeichnen sein
                              									würden, und wenn man dagegen wenigstens ungefähr eine Grenze angeben könnte, über
                              									welche hinaus die Gewichtsdifferenzen bei gut getrocknetem Leder nicht hinausgehen
                              									dürften. Unsere Untersuchung bietet hierzu einigen Anhalt, wenn wir die Unterschiede
                              									in Betracht ziehen, wie sie sich bei den Einzelwägungen von Monat zu Monat ergeben
                              									haben. Für einen solchen Zeitraum von vier Wochen lassen sich nach der Tabelle I
                              									einige Regeln ableiten. Ich habe zu diesem Zweck zunächst nach Tabelle I die
                              									Differenzen von Monat zu Monat ausgerechnet, und darauf aus diesen Differenzen die
                              									mittlere Aenderung von einem Monat zum andern abgeleitet. Für die Lederproben Nr. 1
                              									bis 21 incl. ergeben sich dabei folgende Resultate:
                           
                              Monatliche Aenderungen im Wassergehalte
                                 										des lufttrockenen Leders.
                              
                           Wasser in Proc.
                           
                              
                                 
                                 Im Durch-schnitt
                                 kleinste
                                 grösste
                                 
                              
                                 Januar bis Februar 1893
                                 + 0,05
                                 + 0,01
                                 + 0,50
                                 
                              
                                 Februar bis März 1893
                                 – 2,88
                                 – 1,15
                                 – 3,83
                                 
                              
                                 März bis April 1893
                                 – 1,50
                                 – 0,99
                                 – 3,23
                                 
                              
                                 April bis
                                 1892
                                 – 1,83
                                 – 0,73
                                 – 2,51
                                 
                              
                                 Mai
                                 1893
                                 + 0,98
                                 + 0,45
                                 + 1,48
                                 
                              
                                 Mai bis
                                 1892
                                 + 0,40
                                 + 0,13
                                 + 0,57
                                 
                              
                                 Juni
                                 1893
                                 – 0,93
                                 – 0,44
                                 – 1,43
                                 
                              
                                 Juni bis
                                 1892
                                 + 0,85
                                 + 0,60
                                 + 1,10
                                 
                              
                                 Juli
                                 1893
                                 + 1,41
                                 + 0,87
                                 + 1,83
                                 
                              
                                 Juli bis August 1892
                                 + 0,67
                                 + 0,49
                                 + 1,03
                                 
                              
                                 August bis September 1892
                                 + 0,66
                                 + 0,49
                                 + 0,82
                                 
                              
                                 September bis October 1892
                                 + 0,29
                                 + 0,17
                                 + 0,41
                                 
                              
                                 October bis November 1892
                                 + 0,96
                                 + 0,51
                                 – 2,56
                                 
                              
                                 November bis December 1892
                                 + 0,68
                                 – 0,04
                                 +1,49
                                 
                              
                                 December bis Januar 1892
                                 + 0,73
                                 + 0,11
                                 + 1,70
                                 
                              
                           
                           Wenn wir hier in den Monaten Juni bis Juli und Juli bis August auch eine Zunahme
                              									des Wassergehaltes haben, so liegt das zum Theil in den besonderen
                              									Witterungsverhältnissen der Jahre 1892 und 1893, theils aber auch daran, dass die
                              									Wägungen Ende August 1892 ausgefallen sind. Allgemein müssen wir jedenfalls bis Ende
                              									August die Möglichkeit einer Abnahme der Wassergehalte ins Auge fassen, obgleich in
                              									der Regel bis Mitte August meist schon eine Zunahme erfolgt sein wird. In der Zeit
                              									von Ende August bis Ende Februar nimmt der Wassergehalt des lufttrockenen Leders
                              									immer zu und zwar im Mittel pro Monat um + 0,70 Proc. Zuweilen wird die
                              									Gewichtszunahme schon im Juli oder August beginnen. Daraus folgt, dass in der Zeit von Mitte oder Ende August bis Ende Februar
                                 										jede Gewichtsabnahme des Leders als nicht statthaft und als ein Beweis für
                                 										schlechte Trocknung desselben aufzufassen ist. In der Zeit von Anfang März bis
                                 										Mitte oder Ende August können dagegen auch bei reell getrocknetem Leder
                                 										Gewichtsabnahmen erfolgen, für welche der Lieferant nicht verantwortlich gemacht
                                 										werden kann. Solche Abnahmen haben wir bei unserer Untersuchung vom Februar
                              									bis April und vom Mai bis Juni 1893, und vom April bis Mai 1892. Dabei beträgt der
                              									Rückgang des Wassergehaltes im Durchschnitt von Monat zu Monat 1,78 Proc. und steigt
                              									im Maximum einmal auf 3,80 Proc. Eine Abnahme von 1,78 Proc.
                                 										des Wässergehaltes oder rund 2 Proc. des Ledergewichtes wird in der wärmeren
                                 										Jahreszeit innerhalb vier Wochen vorkommen können und ist noch nicht als ein
                                 										Beweis für schlechte Trocknung anzusehen. Als äusserste Grenze, die aber wohl
                                 										nur sehr selten erreicht werden dürfte, ist ein Rückgang von 3,80 Proc. des
                                 										Wassergehaltes oder rund 4 Proc. des Ledergewichtes zu bezeichnen. Dabei
                              									ist aber zu bemerken, dass auch in der wärmeren Jahreszeit die Gewichtsabnahmen des
                              									Leders keine regelmässig fortschreitenden sind, sondern dass sie sich auf diejenigen
                              									Perioden beschränken, während welcher die Temperatur eine steigende und die relative
                              									Luftfeuchtigkeit eine abnehmende ist. Findet im Frühjahr und Sommer, wie das ja
                              									häufig vorkommt, das Gegentheil statt, so haben wir auch in
                           Tabelle III. Die Ergebnisse der Wasserbestimmungen im Leder
                              									von April 1892 bis Juli 1893. Versuchsreihe II Magazin.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 293, S. 189
                              Nr.; Bezeichnung; April; Mai; Juni;
                                 										Juli; August; September; October; November; December; Januar; Februar; März;
                                 										Minimum; Maximum; Differenz; Geschwitztes Sohlleder; Norddeutsches Sohlleder;
                                 										Gekälktes Sohlleder; Vacheleder (Eichengerbung); Vacheleder (Fichtengerbung);
                                 										Vacheleder (Eichenholzextractgerbung); Mittel für Sohl- und Vacheleder Nr. 1 bis
                                 										9; Riemenleder; Geschirrleder; Rossleder (lohgares Schild); Rosschuhleder
                                 										(Extractgerbung); Fahlleder (Tharand); Kalbleder (Extractgerbung); Kalbleder
                                 										(reine Eichengerbung); Satinirtes Kalbleder (Lehrgerberei); Kipsoberleder,
                                 										braunes; Kipsoberleder, schwarz, geringes; Kipsoberleder, schwarz, gute Sorte;
                                 										Mittel für Oberleder mit Fett Nr. 14 bis 21 incl.; Schafleder lohgares;
                                 										Hornleder; Mittel für Hornleder Nr. 23 und 24
                              
                           
                           Tabelle IV. Schwankungen des Wassergehaltes der Leder im
                              									Laufe des Jahres. Versuchsreihe II Magazin.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 293, S. 190
                              Nr.; Bezeichnung; Januar; Februar;
                                 										März; April; Mai; Juni; Juli; August; September; October; November; December;
                                 										Jahresmittel; Minimum; Maximum; Differenz; Geschwitztes Sohlleder; Norddeutsches
                                 										Sohlleder; Gekälktes Sohlleder; Vacheleder (Eichengerbung); Vacheleder
                                 										(Fichtengerbung); Vacheleder (Eichenholzextractgerbung); Mittel für Sohl- und
                                 										Vacheleder Nr. 1 bis 9; Riemenleder; Geschirrleder; Rossleder (lohgares Schild);
                                 										Rosschuhleder (Extractgerbung); Fahlleder (Tharand); Kalbleder (Extractgerbung);
                                 										Kalbleder (reine Eichengerbung); Satinirtes Kalbleder (Lehrgerberei);
                                 										Kipsoberleder, braunes; Kipsoberleder, schwarz, geringes; Kipsoberleder,
                                 										schwarz, gute Sorte; Mittel für Oberleder mit Fett Nr. 14 bis 21; Schafleder,
                                 										lohgares; Hornleder; Mittel für Hornleder Nr. 23 und 24
                              
                           dieser Jahreszeit eine Zunahme des Wassergehaltes. Beweis für
                              									das Letztere sind die Zunahme der Wassergehalte vom April bis Mai 1893, vom Mai bis
                              									Juni 1892 und vom Juni bis Juli 1892 und 1893. Gewichtsabnahmen des reell getrockneten Leders müssen auch im Frühjahr und
                                 										Sommer immer mit dem Gange der Witterungverhältnisse im Einklänge stehen, und es
                                 										muss nachzuweisen sein, dass während des fraglichen Zeitraumes die Temperatur
                                 										eine steigende und die relative Luftfeuchtigkeit eine abnehmende gewesen
                                 										ist.
                           Wir kommen nun zu dem zweiten Theil der Versuche, bei welchen die Leder im Magazin
                              									des Laboratoriums aufbewahrt wurden. Wie ich bereits angab, ist dieser Raum nach
                              									Norden gelegen, die Temperatur in demselben im Sommer wesentlich niedriger als im
                              									Freien, und die relative Luftfeuchtigkeit entsprechend höher. Im Winter ist die
                              									Durchschnittstemperatur dagegen höher und die relative Luftfeuchtigkeit niedriger
                              									als im Freien. Die Fenster und die Thür des Baumes wurden während des Versuches fast
                              									immer geschlossen gehalten. Die unmittelbaren Ergebnisse der Wasserbestimmungen sind
                              									für diese Versuchsreihe II aus der Tabelle III zu ersehen. In der Tabelle IV sind
                              									die Resultate für die Monate zusammengefasst, indem für die Monate April bis Juli,
                              									wo Beobachtungen aus beiden Jahren vorliegen, die Mittel aus den Zahlen für die
                              									gleichnamigen Monate berechnet sind.
                           Aus dem Vergleich der Tabellen I (S. 164) und II (S. 165) einerseits, mit III und IV
                              									andererseits, ergibt sich zunächst, dass der durchschnittliche Wassergehalt in der
                              									Versuchsreihe II „Magazin“ ein etwas höherer ist. Das geht am besten aus
                              									folgender kurzen Uebersicht hervor:
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                                    Versuchsreihe
                                    
                                 In II mehrals in 1Proc.
                                 
                              
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Ungefettete Leder Nr. 1 bis 9
                                    											und 13
                                 17,71
                                 19,12
                                 1,41
                                 
                              
                                 Leder mit Fett Nr. 10 bis 12 und
                                    											14    bis 22
                                 15,40
                                 16,57
                                 1,17
                                 
                              
                                 Hornleder Nr. 23 und 24
                                 23,13
                                 24,32
                                 1,19
                                 
                              
                           Bei der Aufbewahrung im Magazin in Versuchsreihe II zeigen die Leder im Durchschnitt
                              									für das ganze Jahr einen Wassergehalt, der im Mittel 1,27 Proc. oder rund 1 Proc.
                              									höher ist, als in Versuchsreihe I. Dieser Unterschied ist gar nicht sehr bedeutend
                              									und kann als Beweis dafür gelten, dass die Leder im Magazin II im Durchschnitt kein
                              									wesentlich feuchteres Lager hatten, als in Aufbewahrungsraum I. Sonst ergeben sich
                              									aus Versuchsreihe II dieselben uns schon aus der Versuchsreihe I bekannten
                              									Beziehungen. Auch hier zeigt die ungegerbte lufttrockene Hautsubstanz (Hornleder)
                              									einen um durchschnittlich rund 5 Proc. höheren Wassergehalt, als das ungefettete
                              									lohgare Leder. Das gefettete Leder ist im Allgemeinen wasserärmer, als das
                              									ungefettete Leder unter denselben äusseren Verhältnissen. Aus dem Wassergehalt für
                              									das ungefettete Leder 19,12 Proc. und dem mittleren Fettgehalt von 17,30 Proc. für
                              									die zwölf gefetteten Leder berechnet sich der mittlere Wassergehalt für die
                              									gefetteten Leder zu 16,35 Proc., was sehr gut mit dem hier im Magazin gefundenen
                              									Gehalt von 16,57 Proc. übereinstimmt.
                           Ist nun auch der durchschnittliche Wassergehalt in der Versuchsreihe II im Magazin
                              									nicht wesentlich verschieden von dem Wassergehalt im Aufbewahrungsraum I, so zeigt
                              									sich doch ein sehr grosser Unterschied in der Art und Weise, wie die Wassergehalte
                              									beiderseits im Laufe des Jahres sich verändern. In der Versuchsreihe I, wo die
                              									Wassergehalte mehr von dem Gange der Witterungsverhältnisse beeinflusst werden, konnte
                              									man ganz deutlich eine nicht unbedeutende Abnahme im Frühjahr und Sommer
                              									constatiren, während das Maximum zu Ende des Winters eintrat. Hier lässt sich ein
                              									ähnlicher Gang der Wassergehalte zwar auch nicht verkennen, es sind die Aenderungen
                              									von Monat zu Monat aber sehr viel geringer und zudem auch nicht so regelmässig, wie
                              									in I. Während die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Minimum und Maximum für
                              									die ungefetteten Leder Nr. 1 bis 9 und 13 in der Versuchsreihe I im Laufe des Jahres
                              									(nach Tabelle I) 5,39 Proc. beträgt, haben wir bei der Aufbewahrung im Magazin für
                              									dieselben Leder (nach Tabelle III) nur eine Schwankung von 1,86 Proc. Ebenso
                              									betragen die mittleren Schwankungen des Wassergehaltes für die zwölf gefetteten
                              									Leder und die beiden Hornleder in der Versuchsreihe I 5,40 Proc. und 10,38 Proc.,
                              									während sie in Versuchsreihe II sich auf nur 1,99 Proc. und 4,61 Proc. beziffern. In
                              									dem Magazin sind den Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen entsprechend die
                              									Schwankungen im Wassergehalte der Leder ganz wesentlich geringer. Im Frühling und
                              									Sommer sinken die Wassergehalte lange nicht so tief, und im Winter steigen sie nicht
                              									ganz so hoch, wie in der ersten Versuchsreihe. Wenn daher der durchschnittliche
                              									Wassergehalt beiderseits auch nicht so sehr verschieden ist, so stellen sich die
                              									Mehrgehalte im Frühling und Sommer im Magazin doch als nicht unbedeutend heraus,
                              									während die Mindergehalte im Winter nicht so gross sind. Diese Verhältnisse lassen
                              									sich aus folgender Zusammenstellung für die zehn ungefetteten Leder leicht
                              									übersehen. Für die gefetteten Leder und die Hornleder ergeben sich beim Vergleich
                              									ganz analoge Resultate:
                           Wassergehalte in Proc.
                           
                              
                                 
                                 Versuchs-reihe
                                 In I mehr (+)od. weniger (–)als
                                    											in II
                                 
                                 Versuchs-reihe
                                 In I mehr (+)od. weniger (–)als
                                    											in II
                                 
                              
                                 I
                                 II
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Januar
                                 20,11
                                 19,23
                                 + 0,88
                                 August
                                 16,79
                                 19,30
                                 – 2,51
                                 
                              
                                 Februar
                                 20,29
                                 19,57
                                 + 0,72
                                 September
                                 17,48
                                 18,61
                                 – 1,13
                                 
                              
                                 März
                                 17,45
                                 18,86
                                 – 1,41
                                 October
                                 17,80
                                 19,17
                                 – 1,37
                                 
                              
                                 April
                                 16,27
                                 18,40
                                 – 2,13
                                 November
                                 18,80
                                 19,09
                                 – 0,29
                                 
                              
                                 Mai
                                 15,75
                                 19,47
                                 – 3,72
                                 December
                                 19,47
                                 19,17
                                 + 0,30
                                 
                              
                                 Juni
                                 15,51
                                 18,76
                                 – 3,25
                                 Jahresmittel
                                 17,71
                                 19,12
                                 – 1,41
                                 
                              
                                 Juli
                                 16,68
                                 18,87
                                 – 2,19
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Für die vier Jahreszeiten stellt sich der Vergleich folgendermaassen:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 Differenz
                                 
                              
                                 Winter (December-Februar)
                                 19,96
                                 19,32
                                 + 0,64
                                 
                              
                                 Frühling (März-Mai)
                                 16,49
                                 18,91
                                 – 2,42
                                 
                              
                                 Sommer (Juni-August)
                                 16,33
                                 18,98
                                 – 2,65
                                 
                              
                                 Herbst
                                    											(September-November)
                                 18,03
                                 18,96
                                 – 0,93
                                 
                              
                           Bewahren wir Leder daher in einem Lagerraum auf, der, wie das bei Versuchsreihe II in
                              									Frage kommende Magazin des Laboratoriums, im Frühling und Sommer erheblich kühler
                              									ist, als dem Durchschnitte der Aussenluft entspricht, und der dem zu Folge auch eine
                              									wesentlich höhere relative Luftfeuchtigkeit hat, so können die Leder in der warmen
                              									Jahreszeit nicht lufttrocken sein. Sie werden durchschnittlich 2 bis 3 Proc. Wasser
                              									zu viel enthalten, und es können, wenn der Transport aus einem solchen Lager in
                              									einer Periode erfolgt, wo die Witterung zunehmend wärmer und trockener wird, unter
                              									Umständen gar nicht geringe Abnahmen der Gewichte erfolgen. Zu dem Verlust der 2 bis
                              									3 Proc. Wasser, die entsprechend dem Lagerraum gegen trockenes Leder in der Waare zu
                              									viel enthalten sind, kann sich dann bei ungünstiger Combination der Umstände
                              									noch ein weiterer Verlust von einigen Procent Wasser gesellen, dem auch wirklich gut
                              									trockenes Leder in einer solchen Periode ausgesetzt ist. Im Herbst wird sich das
                              									weniger geltend machen, weil die Differenz dann an sich schon geringer ist, und es
                              									zudem im Gange der Jahreszeit liegt, dass lufttrockenes Leder die Tendenz hat, an
                              									Gewicht mehr oder weniger zuzunehmen. Im Winter kann es vorkommen, dass das Leder
                              									beim Transport aus einem solchen Lagerraum an Gewicht sogar noch etwas zunimmt.
                           Will man derartige Differenzen in den Ledergewichten vermeiden, so ist es nothwendig,
                              									dass der Lagerraum der Aussenluft bis zu einem gewissen Grade zugänglich ist. Man
                              									wird am besten einen solide gebauten, nach Norden gelegenen Raum wählen, der zu
                              									ebener Erde liegt. Eine Einwirkung der directen Sonnenstrahlen soll auf den
                              									Lagerraum nicht stattfinden, es müssen aber die Fenster in der wärmeren Jahreszeit
                              									nicht immer ängstlich zugehalten, sondern auf einer Seite des Locales hin und wieder
                              									geöffnet werden, damit ein Ausgleich der Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit
                              									stattfindet. Die Aufbewahrung des Leders in tiefgelegenen Souterrains oder
                              									kellerartigen Räumen ist vollständig zu verwerfen.
                           Zum Schluss möchte ich mir noch eine Bemerkung erlauben. Es wäre möglich, dass von
                              									Praktikern mir der Einwand gemacht würde, dass der von mir hier ermittelte
                              									durchschnittliche Wassergehalt von 18 Proc. mit einer mittleren Schwankung von ± 2,5
                              									Proc. nach den Jahreszeiten für lohgares Leder zu hoch sei. Dem möchte ich
                              									entgegnen, dass der Praktiker sich über den thatsächlichen Wassergehalt des Leders
                              									sehr häufig täuscht und denselben in der Regel unterschätzt. Es kommt gar nicht
                              									selten vor, dass die Leder in den Gerbereien in noch nicht völlig trockenem Zustande
                              									gewogen werden, und dass man sich dann daraufhin eine der Wirklichkeit wenig
                              									entsprechende günstige Vorstellung von dem erzielten Lederrendement macht. Soweit
                              									meine Erfahrungen reichen, stimmt der hier ermittelte durchschnittliche Wassergehalt
                              									mit den thatsächlichen Verhältnissen in der Praxis ganz gut überein, und es kommt
                              									gar nicht selten vor, dass die Wassergehalte der Leder im Handel noch höher sind,
                              									als dem hier ermittelten Durchschnitt entspricht. Bei einer Anzahl der hier
                              									untersuchten Leder habe ich Ende März 1892 den Wassergehalt bestimmt, den sie
                              									aufwiesen, als sie aus den Gerbereien oder aus dem Lederhandel in meine Hand
                              									gelangten, und bin zu folgendem Resultat gekommen:
                           
                              
                                 
                                 Wasser in Proc.
                                 
                              
                                   1) Sohlleder
                                 20,83
                                 
                              
                                   2) Sohlleder
                                 22,72
                                 
                              
                                   3) Norddeutsches Sohlleder
                                 19,39
                                 
                              
                                   4) Sohlleder, gekälktes
                                 19,00
                                 
                              
                                   8) Vacheleder
                                 21,50
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Mittel
                                 20,69
                                 
                              
                                 
                                 Wasser in Proc.
                                 
                              
                                 10) Riemenleder
                                 17,20
                                 
                              
                                 11) Riemenleder
                                 19,12
                                 
                              
                                 12) Geschirrleder
                                 17,92
                                 
                              
                                 15) Fahlléder
                                 17,82
                                 
                              
                                 17) Kalbleder
                                 16,29
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Mittel
                                 17,67
                                 
                              
                           Mittel für alle zehn Leder 19,18 Proc. Für den Februar und März 1893 ergab das
                              									ungefettete lohgare Leder im Durchschnitt der Versuchsreihe I 20,29 Proc. und 17,45
                              									Proc. Wasser, und daraus ist wohl zu entnehmen, dass die 1892 aus der Praxis bezogenen
                              									Leder Ende März gewiss nicht trockener waren, als den hier ermittelten
                              									Durchschnitten entspricht. Dasselbe gilt für das braune Kipsoberleder, welches, Ende
                              									Februar 1892 bezogen, 19,38 Proc. Wasser enthielt, während es in der Versuchsreihe I
                              									später den Maximalgehalt im Januar 1893 mit 18,97 Proc. erreicht.
                           Was die Praxis der Lederanalyse anbetrifft, so wird es sich immer empfehlen, den
                              									Wassergehalt der einlaufenden Proben sofort nach Empfang derselben zu bestimmen, um
                              									daraus einen Schluss bezüglich der Trockenheit des Leders zu ziehen. Die Resultate
                              									der Lederanalysen würde ich dagegen vorschlagen, bei allen ungefetteten Ledern,
                              									Unterledern sowohl wie auch unzugerichteten Oberledern, des besseren Vergleiches
                              									wegen, gleich massig auf 18 Proc. Wassergehalt zu berechnen. Bei den gefetteten
                              									Ledern würde der jedesmalige Wassergehalt aus dem ermittelten Fettgehalt und dem
                              									durchschnittlichen Wassergehalt des ungefetteten Leders von 18 Proc. abzuleiten
                              									sein.