| Titel: | Die Gasheizung. | 
| Autor: | F. H. Haase | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 194 | 
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                        Die Gasheizung.
                        Von F. H. Haase, geprüfter Ingenieur,
                           								Patentanwalt in Berlin.
                        Mit Abbildungen.
                        Die Gasheizung.
                        
                     
                        
                           Seit etwa Jahresfrist findet man sowohl in der Tagespresse als auch in technischen
                              									Fachzeitschriften auffallende Anpreisungen der Gasheizung, welche geeignet sind, die
                              									Annahme zu erwecken, dass in der letzten Zeit ganz ausserordentliche Fortschritte in
                              									diesem Gebiete gemacht worden seien, welchen gegenüber jede andere Heizungsart im
                              									häuslichen Gebrauch in den Hintergrund treten müsste.
                           Des Umstandes, dass die vorhandenen Oefen Geld gekostet haben, dass die Verwendung
                              									von Leuchtgas viel theurer ist als das Verfeuern der für den Hausbedarf
                              									gebräuchlichen Brennmaterialien und dass man bei Leuchtgasheizung nicht nur in ein
                              									gewisses Abhängigkeitsverhältniss zu den Gasanstalten (deren Betrieb ja auch einmal
                              									durch Unfälle gehemmt werden kann) tritt, sondern auch Unannehmlichkeiten (wie
                              									Gasausströmung durch Undichtheiten und durch versehentlich nicht geschlossene Hähne
                              									einzelner Leitungsabtheilungen, u.s.w.) ausgesetzt sein kann, wird in den
                              									berichteten Anpreisungen natürlich nicht gedacht. Bei den ausserordentlichen
                              									Vortheilen, welche die Gasheizung gewähren soll, scheinen solche Kleinigkeiten für
                              									bedeutungslos gehalten zu werden. In der That wissen ja auch einige Blätter ganz
                              									Erstaunliches zu berichten; die meisten beschränken sich jedoch darauf, Vortheile
                              									aufzuzählen, ohne Beispiele des Erfolges zu nennen.
                           Angeregt durch den Bericht eines sehr geachteten Fachblattes, welches von einem sehr
                              									bedeutenden Erfolg des Ersatzes von Kohlenöfen in einem grossen Festsaale durch
                              									Gasheizungsöfen berichtete, las ich auch später eine ganze Anzahl von Berichten von
                              									Tagesblättern aus verschiedenen Gegenden Deutschlands und Oesterreich-Ungarns durch
                              									und machte dabei die Entdeckung, dass viele dieser Berichte, obwohl sie zu ganz
                              									verschiedenen Zeiten und anscheinend theilweise aus verschiedenen Ursachen im Druck
                              									erschienen, nicht nur inhaltlich in wesentlichen Punkten, sondern auch in
                              									charakteristischen Ausdrücken und Behauptungen vollständig übereinstimmten, also
                              									zweifellos von einer und derselben Feder herrührten. Hierdurch misstrauisch
                              									geworden, ging ich der Sache auf den Grund, um nun meinerseits einen sachgemässen,
                              									der Wahrheit entsprechenden Bericht zu bringen.
                           Die Prospecte verschiedener Gasofenfabriken enthalten für ihre Gasöfen die
                              									Bezeichnung „D. R. P.“ (d. i. Deutsches Reichspatent). Die näheren Umstände,
                              									welche zu dieser Bezeichnung berechtigen, habe ich nicht näher untersucht, es ist
                              									mir jedoch aufgefallen, dass neben dem Zeichen „D. R. P.“ eine Patentnummer
                              									nicht angegeben ist und dass Gasöfen verschiedenen Namens, welche ich theils in
                              									Ausführung zu besichtigen Gelegenheit hatte, theils durch Prospectabbildungen
                              									ihrer inneren Einrichtung kennen lernte, einander in den wesentlichen Theilen so
                              									ähnlich sehen, dass ich dabei an eine zur Zeit der Wiener Weltausstellung (1873)
                              									aufgetauchte Redensart „ein neuer Name fürs alte Kind und
                                    											zwei verbesserte Schrauben“ erinnert wurde.
                           Man unterscheidet bei Gasheizung zweierlei Gasflammen, nämlich leuchtende Flammen und entleuchtete (oder mattblaue) Flammen. Die Entleuchtung der Gasflamme
                              									erfolgt, wenn man das Gas, bevor es entzündet wird, mit so viel Sauerstoff oder Luft
                              									mischt, dass alle seine Bestandtheile vollständiger Verbrennung zugängig werden,
                              									während leuchtende Flammen nach allgemeiner fachmännischer Annahme ihr Licht von
                              									glühenden Kohlentheilchen haben, welche bei der Entzündung aus den
                              									Kohlenwasserstoffgasen ausgeschieden und zum Erglühen gebracht werden.
                           Das Mischen des Leuchtgases mit Luft mit dem Ergebniss der Entleuchtung seiner Flamme
                              									geschieht in verschiedener Weise; in den Kreisen der
                              									Gasofenfabrikanten spricht man aber nur von leuchtenden und von entleuchteten
                              									Flammen und versteht unter entleuchteten Gasflammen nur solche, für deren Erzeugung
                              									dem Gas selbst die Rolle der activen Mischung zugetheilt wird, indem man dasselbe
                              									aus einer Düse – vgl. g in der beigefügten
                              									schematischen Fig. 1 –
                              									in ein dieselbe umgebendes weiteres und weiter vorstehendes Rohrstück l, welches der äusseren Luft zugängig ist, einströmen
                              									lässt, wobei es vermöge seiner Energie Luft mit sich fortreisst, mit der es sich
                              									dann im vorderen Theil des weiteren Rohrstücks mischt.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 193Mischdüsen. Naturgemäss erzeugt verbrennendes Gas, wie jeder andere brennbare Körper,
                              									um so mehr Wärme, je vollständiger seine Verbrennung erfolgt; eine Kubikeinheit
                              									entleuchtet brennenden Gases erzeugt also jedenfalls mehr Wärme als eine gleiche
                              									Kubikeinheit leuchtend brennenden Gases; aber daraus folgt noch nicht, dass die
                              									entleuchtete Flamme immer eine höhere Temperatur besitzen muss als die leuchtende.
                              									Nach Schilling ist dies in der That bei denjenigen
                              									entleuchteten Flammen, welche ihre Entstehung der zu Fig. 1 erklärten
                              									Mischungsart verdanken, nicht der Fall; es ist vielmehr in solchem Fall der
                              									Heizwerth der entleuchteten Flamme demjenigen der leuchtenden Flamme gleich. Woher
                              									das kommt, ist leicht erklärlich. „Der Gasdruck nimmt in demselben Maasse zu
                                 										Ungunsten der zu verbrennenden Gasmenge ab, je mehr Energie zum Herbeisaugen der
                                 										Mischluft und zu dem Acte der Mischung aufgewendet werden muss, und wenn dabei
                                 										mehr Luft mit dem Gase in Mischung tritt als gerade zur Verbrennung nöthig ist, so
                                 										vertheilt sich die bei der Verbrennung entstehende Wärme auf eine
                                 										dementsprechend grössere Gemischmenge, deren Temperatur dann selbstverständlich
                                 										niedriger ist als die Temperatur einer solchen Gemischmenge, die nur wenig oder
                                 										gar keine überschüssige Luft enthält.“ Das in vorgenannter Weise
                              									hergestellte Gemisch enthält nicht nur überschüssige Luft, sondern verbrennt auch,
                              									wie ungemischtes Gas bei leuchtender Flamme, an freier Luft; seine Wärmeentwickelung
                              									theilt sich deshalb sofort einer grösseren Luftmenge mit als die Wärmeentwickelung
                              									ungemischten Gases bei leuchtender Verbrennung.
                           Wesentlich anders gestalten sich die Verhältnisse, wenn man dem Gasstrom die Arbeit,
                              									Mischluft herbeizusaugen, nicht aufbürdet, sondern auf andere Weise Luft nöthigt, in
                              									den Mischraum einzuströmen, sei es indem man maschinell erzeugte Gebläseluft dazu
                              									benutzt, oder indem man die dem Mischraum zuzuleitende Luft auf ihrem Wege dahin
                              									erhitzt und dabei dafür sorgt, dass sie sich in Folge ihrer Erhitzung nur oder
                              									vorwiegend in der Richtung nach dem Mischraum hin ausdehnen kann. Würde man hierbei
                              									einen Brenner der gleichen Art benutzen, wie er durch Fig. 1 schematisirt ist,
                              									so würde man jedenfalls keine wesentliche Verbesserung erzielen, weil die eine Düse
                              									umströmende Pressluft nicht besonders fördernd (sondern unter Umständen sogar
                              									verzögernd) auf die durch die Düse erfolgende Gasausströmung wirkt und leicht im
                              									Ueberschuss in den Mischraum eindringen kann; lässt man dagegen die Pressluft auf
                              									den Gasstrom selbst saugend einwirken, indem man sie durch ein engeres Rohrstück lp in das Innere eines weiteren einströmen lässt, dem
                              									das Gas zugeleitet wird – vgl. Schema Fig. 2 –, so ist man
                              									durch Regulirung der Pressluft- und der Gaszuströmung in der Lage, das Verhältniss
                              									der Luftmenge zur Gasmenge in der Mischung innerhalb sehr weiter Grenzen zu
                              									verändern, so dass man nur sehr geringen Luftüberschuss in dieser Mischung in den
                              									Kauf zu nehmen braucht.
                           Um das Mischen zu erleichtern und die Mischung noch leichter regeln zu können, kann
                              									man nach dem in Fig. 3
                              									angegebenen Schema den austretenden Gasstrom von innen und von aussen her mit Luft
                              									in Mischung bringen, wobei man für den inneren Luftstrom Pressluft und für den
                              									äusseren angesaugte Luft, oder auch innen und aussen Pressluft zur Anwendung bringen
                              									kann; man muss jedoch im letzteren Fall die Mündung des äusseren Pressluftrohres
                              									unmittelbar an die Mündung der ersten Gas- und Luftmischung verlegen und zur
                              									Vermischung dieser ersten Mischung mit der neuhinzukommenden Pressluft an deren
                              									Mündung einen besonderen, sich zuerst erweiternden und alsdann düsenartig
                              									verengenden Mischraum anschliessen.
                           Bei Anwendung einer der drei letzteren Einrichtungen lässt man das Gas nicht mehr an
                              									freier Luft verbrennen, sondern in vollständig abgeschlossenem Raum und erzielt
                              									dabei nicht nur vollständige Verbrennung des Gases, sondern auch sehr hohe
                              									Verbrennungstemperatur. Der Heizwerth der entleuchteten Flammen ist dann ein sehr viel grösserer als derjenige von leuchtenden
                              									Gasflammen.
                           Die Erzeugung der nöthigen Pressluft durch Erhitzung kann durch die Gasflammen selbst
                              									bewirkt werden, wenn man zu diesem Zweck eine luftgefüllte Rohrschlange über
                              									dieselben legt; zum Anheizen ist dann zunächst das Gas ohne Luftmischung mit
                              									leuchtender Flamme zu verbrennen und nachdem die nöthige Erhitzung der
                              									Mischluft erfolgt ist, führt man die Mischung in der erläuterten Weise durch. Es
                              									lässt sich hiernach die Gasheizung auch bei gewöhnlichen Oefen für häuslichen
                              									Gebrauch mit Anwendung von Pressluft durchführen und es fragt sich nur, ob man
                              									sachgemässe Behandlung der hierzu nöthigen Vorrichtungen von den Personen, welchen
                              									solche anvertraut werden müssten, erwarten darf. In vielen Fällen dürfte eine
                              									diesbezügliche Frage jedenfalls zu bejahen sein; in sehr viel mehr Fällen vielleicht
                              									aber nicht.
                           Nimmt man das letztere als maassgebend an, so hätte man in der That nach Schilling im Allgemeinen für häuslichen Gebrauch
                              									anzunehmen, der Heizwerth entleuchteter Gasflammen sei derjenigen leuchtender
                              									Flammen gleich. Würde man aber aus dieser Gleichwerthigkeit folgern, dass es für jeden Zweck gleichgültig sei, welcher Art der
                              									Flammen man sich bedient, so würde man einen Irrthum begehen, weil die Wirkungsart
                              									der entleuchteten Flammen nicht immer mit derjenigen der leuchtenden Flammen
                              									übereinstimmt.
                           Es wird vielfach geglaubt, dass entleuchtete Flammen von gleicher Temperatur weniger
                              									Wärme ausstrahlen als leuchtende, und vor Kurzem wurde mir seitens eines Professors
                              									allen Ernstes zu beweisen gesucht, dass ein Drahtnetz, welches in die Flamme eines
                              									Bunsenbrenners hineingehalten wird, alsbald nach seinem Erglühen mehr Wärme
                              									ausstrahle als die nichtleuchtende Flamme, von welcher das Drahtnetz seine Wärme
                              									erhält. Man ersieht hieraus, wie leicht man sich in Hinsicht der Strahlungsfähigkeit
                              									zu falschen Schlüssen verleiten lassen kann. Wenn das erglühende Drahtnetz mehr
                              									Wärme ausstrahlen würde als die es erhitzenden Gase, so müsste es überhaupt mehr
                              									Wärme abgeben als diese, da die Oberfläche, von welcher die leitende Uebertragung
                              									abhängt, in beiden Fällen die gleiche ist; es müsste also das Drahtnetz mehr Wärme
                              									abgeben als es empfängt.
                           Jeder Körper besitzt eben so grosse Wärmeausstrahlungsfähigkeit als
                              									Wärmestrahlenaufnahmefähigkeit. Was eine Körperfläche von den sie treffenden
                              									Wärmestrahlen nicht in sich aufnimmt, reflectirt sie entweder vollständig oder sie
                              									lässt einen Theil durch den Körper, welchem sie angehört, hindurchgehen. Letzteres
                              									trifft nur bei wenigen Körpern zu, zu welchen Glas, Glimmer und vor allem die Gase
                              									gehören. Metallische Körper lassen keine Wärmestrahlen durch sich hindurchgehen; die
                              									ihre Oberfläche treffenden Wärmestrahlen werden, insoweit sie nicht von dieser
                              									Oberfläche aufgenommen (absorbirt) werden, nur reflectirt. Am wenigsten strahlende
                              									Wärme behält die Fläche eines kupfernen Körpers zurück (weil sie die geringste
                              									Wärmeausstrahlungsfähigkeit besitzt); sie reflectirt deshalb mehr strahlende Wärme
                              									als jede andere Oberfläche von sonst gleicher Beschaffenheit, und ihre
                              									Reflectionsfähigkeit ist um so grösser, je glatter sie ist.
                           Lässt man eine polirte Kupferplatte von leuchtenden Gasflammen bestrahlen, so wirft
                              									sie den grössten Theil der sie treffenden strahlenden Wärme zurück und erwärmt sich
                              									demzufolge nur äusserst wenig; lässt man sie dagegen von entleuchteten Gasflammen
                              									bestrahlen, so wird sie in kurzer Zeit heiss, was beweist, dass sie einen grösseren
                              									Theil ihrer Wärmebestrahlung in sich aufnimmt. Ein ähnliches Verhalten, zeigen auch
                              									alle anderen Körper, welche für Wärmestrahlen nicht durchlässig sind; nur ist ihre
                              										Erhitzung unter
                              									dem Einfluss der leuchtenden Flammen weniger gering als die der polirten
                              									Kupferplatte. Sonach ist die entleuchtete Flamme für die Erhitzung eines in ihrem
                              									directen Bereich befindlichen Körpers vortheilhafter als die leuchtende Flamme,
                              									wohingegen diese vortheilhafter für solche Fälle ist, in welchen man die strahlende
                              									Wärme in einen zu erwärmenden Raum reflectiren will. Zum Verständniss dieser
                              									letzteren Bemerkung hat man nur zu beachten, dass durch Zerstreuung der
                              									Wärmestrahlen mittels eines Reflectors rascher als auf dem Wege der Leitung und
                              									Luftbewegung eine gleichmässige Raumlufterhitzung erzielbar ist und dass man
                              									insbesondere auch durch Reflectirung von Wärmestrahlen gegen den Fussboden hin,
                              									diesen und die zunächst über ihm befindliche Luftschicht leicht erhitzen kann; zudem
                              									aber ist auch die Bestrahlung von Seiten eines Ofens jedermann erwünscht, so lange
                              									die Raumlufttemperatur als nicht genügend hoch empfunden wird. Doch findet man
                              									directe Bestrahlung nicht mehr angenehm, sobald man die Raumluft selbst als warm
                              									genug empfindet.
                           Man wird deshalb überall, wo die Raumheizung schwierig ist, und ganz besonders da, wo
                              									es sich nur um Raumerwärmung für einige Stunden handelt, einen Gasofen, von welchem
                              									aus Wärmestrahlen in den Raum reflectirt werden, angenehmer finden als irgend einen
                              									anderen Ofen, dessen Wärmestrahlung sich nicht nach beliebigen Raumstellen hinlenken
                              									lässt und vielleicht überhaupt gering ist.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 195Gasfeuerungen. Die Einrichtungen für die Wärmeerzeugung und die Wärmestrahlung sind bei
                              									den meisten zur Strahlen reflectirung bestimmten Gasöfen im Princip übereinstimmend,
                              									obwohl die auf diese Einrichtungen bezogenen Namen „Regenerativöfen“, „Intensivgasöfen“ u.a.m. und noch
                              									mehr die in Anpreisungen enthaltenen Aeusserungen, wie die
                                 										einzigen Oefen, welche mit wirklicher Regenerativ flamme versehen sind
                              									u.s.w., wesentliche Verschiedenheiten vermuthen lassen. Bei allen diesen modernen
                              									Gasöfen wird dem aus Oeffnungen eines Gasrohres ausströmenden entzündeten Leuchtgas
                              									Luft an Metallplatten vorbei zugeleitet, welche starker Erhitzung durch die
                              									heissesten Verbrennungsgase oder durch die Flammen selbst ausgesetzt sind, so dass
                              									die an ihnen vorbeigeführte Luft selbst stark erhitzt in die Gasflammen
                              									eindringt, in Folge dessen diese letzteren mit starker Leuchtkraft brennen.
                           In Fig. 4 ist eine von
                              									mehreren Fabriken gewählte Ausführungsart der besagten charakteristischen
                              									Einrichtungen dargestellt. Es strömt hiernach Luft am Fusse des Ofens hinter einen
                              									kreisförmig gebogenen, gewöhnlich gewellten Hauptreflector r und zwischen diesem und einer taschenähnlichen Führung der
                              									Verbrennungsgase de nach den Gasflammen bei b hin. Diese bestrahlen einen unmittelbar über ihnen
                              									befindlichen Reflector, welcher den Kanal c begrenzt,
                              									durch den die Verbrennungsgase in das Innere des Ofens eingeleitet werden. Hierbei
                              									gelangen sie zunächst in die taschenähnliche Führung de, dessen Vorderwand von der den Flammen zuströmenden Verbrennungsluft
                              									bestrichen wird.
                           Der weitere Verlauf des Verbrennungsgasweges, auf welchem die Abkühlung der Gase
                              									erfolgt, ist – wie bei anderen Feueröfen – sehr verschieden. Nach der in Fig. 4 angedeuteten
                              									Ofeneinrichtung würde der obere Ofentheil aus einem einfachen Kasten mit schräg
                              									durch denselben hindurchgelegten Luftzügen h bestehen,
                              									zwischen welchen in irgend einer Weise für die nöthige Ablenkung des
                              									Verbrennungsstromes f aus direct ansteigender
                              									Bewegungsrichtung gesorgt ist.
                           Anstatt die Feuergase durch eine taschenähnliche Führung hindurchströmen zu lassen,
                              									benutzt man wohl auch eine ähnliche Führungsform für die zu erhitzende Luft und
                              									lässt die Wandung dieser Führungsform, wie in Fig. 5 angedeutet, theils
                              									von den Gasflammen selbst und theils von den in das Innere des Ofens strömenden
                              									Verbrennungsgasen erhitzen.
                           Ausserdem findet man auch Oefen ohne taschenähnliche Führung, bei welchen die zu den
                              									Flammen strömende Luft, wie in Fig. 6 angedeutet, zwischen eng neben einander liegenden, der Einwirkung
                              									der Flammen direct ausgesetzten Metallplatten hindurchdringt. Kurz es sind
                              									verschiedene Ausführungsarten möglich, welche dem gleichen Princip der Vorerhitzung
                              									der Verbrennungsluft entsprechen und auch gleiche Wirkung gewähren können.
                           Bei allen derartigen Ausführungen ist die vielgebräuchliche Bezeichnung „Regenerativeinrichtung“ nicht gerechtfertigt,
                              									da von einem Wiedergewinnen abgehender Wärme hierbei gar nicht die Rede sein kann;
                              									die Verbrennungsgase sollen vielmehr bei allen Oefen der besprochenen Art in dem
                              									Inneren des Ofens noch Wärme nutzbar abgeben und aus diesem unmittelbar in den Kamin
                              									einströmen. Vorerhitzung von Verbrennungsluft auf Kosten theilweiser Wärmeentziehung
                              									von Verbrennungsgasen, die erst noch zur Ausnützung kommen sollen, ist bei sehr
                              									vielen Feuerungseinrichtungen gebräuchlich; es denkt aber niemand daran, hierin
                              									einen Act der Wiedergewinnung erblicken zu wollen.
                           Trotz der ziemlich hohen Temperatur der leuchtenden Flammen eines Gasofens der soeben
                              									beschriebenen Art erfolgt die Ausnützung der Heizkraft des Gases doch nicht
                              									besonders vortheilhaft, denn abgesehen von der Unvollkommenheit der Verbrennung,
                              									welche man bei leuchtenden Flammen naturgemäss mit in den Kauf nehmen muss, wird
                              									auch die erzeugte Wärme einer nicht unbedeutenden überschüssigen Luftmenge
                              									mitgetheilt, weil bei der an freier Luft erfolgenden Verbrennung die
                              									Verbrennungsgase immer eine mehr oder weniger beträchtliche Menge dieser Luft mit
                              									sich in das Innere des Ofens hinein fortreissen.
                           
                           Dieser Umstand lässt den Clamond'schen Gasofen,
                              									welchen ich schon in Heft 10 des Jahrgangs 1891 von D. p.
                                 										J. Bd. 282 beschrieben habe und dessen Abbildung ich in Fig. 7 mit Anfügung eines Mantels wiederhole,
                              									vortheilhafter erscheinen, weil in ihm das Gas nicht an freier Luft brennt und man
                              									in der Lage ist, die Lufteindringung durch die gelochte Platte B sowohl als auch die Menge der von hinten her
                              									entgegendringenden, in der Kammer D vorerhitzten Luft
                              									mittels je eines Schiebers zu reguliren.
                           Die Platte B soll nach der früher gegebenen Beschreibung
                              									kurz nach Entzündung des Gases rothglühend werden und ausserdem blendend weisses
                              									Gaslicht durch seine Löcher durchscheinen lassen. Die hierbei in den Raum
                              									eindringenden Wärmestrahlen lassen sich, da sie mit zu den leuchtenden gehören, zum
                              									Theil ebenso wie bei den vorher erwähnten modernen Gasöfen nach dem Fussboden hin
                              									reflectiren, wenn man, wie in Fig. 7 durch Punktirung
                              									angedeutet, über dem oberen Ende der Platte B einen
                              									abwärts gerichteten geraden oder gekrümmten Reflector anordnet und am Fusse des
                              									Ofens einen gleichen Reflector anbringt wie bei jenen Oefen.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 196Fig. 7.Clamond's Gasofen.Clamond hat in seinem Gasofen eine ähnliche
                              									Lufterhitzungseinrichtung wie die nach Art der Fig. 4 ausgeführten Regenerativ- oder Intensivgasöfen; es werden aber bei
                              									dem Clamond-Ofen auch die unmittelbar in den Kamin
                              									entweichenden Gase zur Anwärmung der später – an der Platte A – stark zu erhitzenden Luft mit benutzt, also wirklich auch abgehende
                              									Verbrennungsgase noch der Luftvorwärmung dienstbar gemacht. Man könnte deshalb hier
                              									noch eher von einem Wiedergewinnen von Wärme sprechen und demnach den Clamond-Ofen mit mehr Recht als die vorher erwähnten
                              									Oefen als Regenerativofen bezeichnen; es ist mir aber
                              									nichts davon bekannt, dass Clamond sich einer
                              									derartigen Bezeichnung bedient.
                           Bei solchen Gasöfen, welche zu wirthschaftlichen Zwecken benutzt werden sollen, ist
                              									natürlich ein Reflector nicht am Platze, weil er einen grossen Theil der erzeugten
                              									Wärme von den vorzugsweise zu erhitzenden Stellen ablenken würde. Wie schon weiter
                              									oben bemerkt, eignet sich die entleuchtete Gasflamme besser als die leuchtende zu
                              									directer Erhitzung von Metallflächen, wenn solche derart liegen, dass sie die auf
                              									sie auffallenden Strahlen theilweise nach Orten hin reflectiren könnten, an welchen
                              									eine Erhitzung nicht erwünscht ist; befindet sich dagegen die Gasflamme zwischen
                              									gleichstark zu erhitzenden Wandflächen, wie bei dem Clamond-Ofen, so ist es – wenn Flammenentleuchtung nur unter so
                              									ungünstigen Verhältnissen beabsichtigt wird, wie sie sich nach dem Schema Fig. 1 ergibt – nach Schilling völlig gleichgültig, ob man leuchtende oder
                              									entleuchtete Gasflammen anwendet.
                           In allen denjenigen Fällen, in welchen es sich am rasche starke Erhitzung für
                              									gewerbliche Zwecke handelt, ist nur Anwendung entleuchteter Flammen mit Benutzung
                              									von Pressluft zur Entleuchtung (Schema Fig. 2 und 3) in abgeschlossenem
                              									Raume zu empfehlen.
                           Was nun den Vergleich des Heizwerthes leuchtender Gasflammen oder der ihnen nach Schilling gleichwertigen entleuchteten Gasflammen in
                              									den hierbei zu verwendenden Oefen mit der Feuerung anderer Brennmaterialien in dafür
                              									gebräuchlichen Oefen betrifft, so ist zu bemerken, dass Steinkohlen und Koks in den
                              									für den Raumheizungszweck zumeist gebräuchlichen Qualitäten selbst bei sehr starker
                              									Feuerung in zweckmässig eingerichteten Oefen durchschnittlich keine höhere
                              									Temperatur der Feuergase als 750° ergeben, während die Temperatur der
                              									Verbrennungsgase in einem Gasofen unmittelbar über den Flammen – ohne Anwendung von
                              									Reflectoren leicht über 850° betragen kann. Einer
                              									Temperaturerhöhung um 100° entspricht aber mehr als doppelte Wärmeabgabefähigkeit,
                              									wenn die Verhältnisse zur Wärmeaufnahme die gleichen sind. Sind aber ausserdem die
                              									Wände der Gasöfen dünner und aus reinerem Metall als diejenigen der anderen Oefen,
                              									so gestaltet sich der Vergleich noch mehr zu Gunsten der Gasöfen, indem man dann zur
                              									Ausnutzung ihrer Feuergase bis zu der gleichen Temperatur, mit welcher die
                              									Verbrennungsgase der anderen Oefen entweichen, keiner grösseren Heizfläche bedarf.
                              									Geht man weiter zur Betrachtung derjenigen Gasöfen über, von welchen ein grosser
                              									Theil der Wärmestrahlen der Flammen direct in den zu heizenden Raum reflectirt wird,
                              									so ergibt sich, dass diese zu gleich weiter Ausnützung der Wärme ihrer
                              									Verbrennungsgase einer etwas kleineren Heizfläche bedürfen als andere Gasöfen und
                              									dass sie deshalb diesen nicht nachstehen.
                           Man kann also ganz allgemein mit Benutzung von Gasöfen von einigermaassen guter
                              									Einrichtung annähernd doppelt so grosse Wärmeabgabe erzielen als mit gleichgrossen
                              									einigermaassen guten Feueröfen, in welchen mittelmässiges Brennmaterial verbrannt
                              									wird. Gasheizöfen gewähren deshalb unstreitig grosse Vortheile, welche andere Oefen
                              									weniger leicht gewähren; wenn man aber die in Reclameschriften angeführten
                              									Nachtheile der Kohlen- und Koksfeuerung mit etwas Unbefangenheit liest, so muss man
                              									sich sagen, dass dieselben leicht aufgewogen werden durch die Misslichkeiten, welche
                              									die Gasleitung im Gefolge hat, wie im Winter das Auftauen einzelner Stellen und das
                              									Entleeren der Wassersammelstellen, ferner hin und wieder Undichtheiten und endlich
                              									das Ausströmen durch offenstehende Hähne (wenn das Schliessen des Haupthahns erfolgt
                              									ohne Beachtung, dass Abzweighähne noch offen stehen, welche am nächsten Tage beim
                              									Wiederöffnen des Haupthahnes in unbenutztem Raum offen bleiben).