| Titel: | Ueber Drahtseilbahnen. | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 197 | 
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                        Ueber Drahtseilbahnen.Ueber Drahtseilbahnen vgl. 1884 251 * 15 (Bleichert's
                                 										Seilbahn für Schlackentransport). 1885 257 385. 1886
                                 											260 476. 1887 263 353.
                                 										1893 290 192 (Drahtseilbahnen in der
                                 									Schweiz).
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Drahtseilbahnen.
                        
                     
                        
                           Die Drahtseilbahnen sind entweder Luftdrahtseilbahnen oder Seileisenbahnen – auch
                              									Kabelbahnen genannt. Bei beiden Systemen ist das Wesentliche ein Seil, welches
                              									stetig umläuft und die Lastwagen mitnimmt. Wir wollen im Anschluss an die
                              									geläufige Bezeichnung die Luftdrahtseilbahnen einfach als „Seilbahnen“, die
                              									anderen als „Kabelbahnen“ bezeichnen.
                           
                        
                           a) Seilbahnen.
                           Die Seilbahnen haben sich für den Massentransport auf kurze Strecken gut eingeführt,
                              									insbesondere für den Transport von Kohle, Schlacke, Erdreich u. dgl. Nach einer
                              									Mittheilung Pohlig's sind seit 1875 in Deutschland und
                              									Oesterreich über 1800 Seilbahnen angelegt worden, deren längste 32 km beträgt.
                           Bevor wir zur näheren Beschreibung der Bahn, ihrer Trace, Construction und Details
                              									schreiten, sei es gestattet, einen kurzen Rückblick auf die Entwickelung dieses
                              									Transportsystems zu werfen. Wir folgen dabei einem Vortrage, den J. v. Ott in den Technischen
                                 										Blättern veröffentlicht hat.
                           „Die Idee, an einem durch die Luft gespannten Seil mittels Rollen Lasten zu
                              									befördern, welche den schwebenden Seilbahnen zu Grunde liegt, ist wohl eine uralte;
                              									doch blieb es erst unserer Zeit vorbehalten, diese, nach den schätzenswerthen
                              									Mittheilungen des Oberingenieurs F. Rziha bereits im J.
                              									1411, also ganz im Anfange des 15. Jahrhunderts, von Johann
                                 										Hartlieb beschriebene Transportart, der Vergessenheit, welcher dieselbe
                              									nach vereinzelten Anwendungen – so zu Danzig zur Abtragung des Bischofsberges im J.
                              									1644 durch den Ingenieur Adam Wybe aus Harlem benutzt,
                              									worüber die Stadtchronik zu Danzig unter Beifügung von Handzeichnungen ausführlich
                              									berichtet – anheimgefallen war, zu entreissen und dieselbe in neuer, rationeller
                              									Gestaltung zu praktischer Geltung und vielfacher Anwendung zu bringen.Unter der Ueberschrift Fliegender Schubkarren ist in Bd. 15 S. 147, 1828, eine dem Mercure technologique entlehnte Beschreibung
                                    											enthalten, aus deren Text und Abbildung die ganze Einrichtung einer Seilbahn
                                    											zu ersehen ist. – Die Beschreibung einer ähnlichen Anlage findet sich 1827
                                    												26 118; sie betrifft das englische Patent vom
                                    											4. März 1826 von R. Midgley. Am Schlusse seines
                                    											Berichtes sagt das London Journal: „Dies ist
                                       												die Beschreibung einer absurden Vorrichtung, die wohl nirgendwo, ausser
                                       												in dem Kopfe des Patentträgers, erbaut worden sein kann.“ D.
                                    										R.
                           Hauptsächlich ist es die, in die dreissiger Jahre fallende Erfindung der
                              										DrahtseileDas Verdienst der
                                    											ersten Anwendung von Drahtseilen gebührt einem Deutschen, dem Oberbergrath
                                    												Albert, der dieselben im J. 1827 beim
                                    											Betriebe der Grube Franz-August zu Clausthal im Harz zuerst einführte. (Nach
                                    											1837 65 289 waren es J.
                                       												L. Hood und A. Smith, die sich am 26.
                                    											März 1836 ein Patent auf die ersten Drahtseile erwirkten. Vgl. auch 1845 95 72. D. R.), noch mehr aber die, im
                              									J. 1850 gemachte des DrahtseiltriebesDie ersten
                                    											gelungenen Ausführungen von Drahtseiltransmissionen auf grössere
                                    											Entfernungen stammen von dem Ingenieur Hirn,
                                    											welcher damit bei der Cattunfabrik zu Logelbach eine Arbeitskraft von 12
                                    											 auf 80 m übertrug. (Vgl. Fussnote 1.), wodurch die
                              									Fortleitung motorischer Kräfte bis zu 1000 m Distanz und darüber ohne erheblichen
                              									Kraftverlust ermöglicht wurde, welche den Seilbahnen den grössten Vorschub leistete,
                              									so dass wir dieselben heute über alle Zonen der Erde verbreitet und den
                              									verschiedensten Transportzwecken dienstbar gemacht sehen.
                           Die einfachste Type einer schwebenden Drahtseilbahn finden wir bei den Draht-Risen
                              									der Alpenwälder, wo oft bis 150 m hoch über der Sohle von Alpenthälern Holzstämme
                              									von 1000 k Gewicht auf Distanzen von 2000 m an starken, quer über das Thal
                              									gespannten Drahtseilen hin weggeschafft werden, um dieselben an für Fuhrwerk
                              									zugängliche Abfuhrstellen zu bringen. Als Urheber dieser Art Holztransportes gelten
                              									die schweizerischen Förster Frankenhauer und Strübin und als Schöpfer der grössten Unternehmung in
                              									diesem Fache wird ein gewisser König genannt, welcher
                              									zuerst in Trubach eine Drahtseil-Rise von 950 m und später eine solche zur
                              									Ausbeutung des 1300 m über Meeresspiegel gelegenen Finsterwaldes, Canton
                              									Unterwaiden, von 2100 m Länge anlegen Hess. Das Drahtseil der ersteren war 25 mm,
                              									jenes der Unterwaldner 30 mm stark. Fig. 1 versinnlicht die
                              									Construction dieser Risen. An dem Haken der Verbindungsstange wurde ein schwächeres
                              									Drahtseil, das Hemm- oder Zugseil, befestigt, mittels welchem die Geschwindigkeit
                              									bei der Thalfahrt gehemmt und der leere Wagen wieder retour gezogen wurde.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 197Dücker's Seilbahnen. Besonders verdient gemacht um die Ausbildung der schwebenden Seilbahnen
                              									hat sich der deutsche Bergassessor Freih. v. Dücker,
                              									welcher als der eigentliche Reformator der Förderung mittels Drahtseilbahnen
                              									angesehen wird und im J. 1861 bis 1862 zu Oeinhausen und Bochum derlei Bahnen
                              									ausführte. Diesen Versuchen folgte im J. 1871 eine grössere Seilbahn zu Osterode am
                              									Harz und im J. 1872 die 200 m lange doppelspurige Seilbahn zu Metz, welche 50 m
                              									Steigung hatte, von einer 10pferdigen Maschine continuirlich betrieben wurde und
                              									immer 26 bis 30 beladene Förderwagen von 250 k Ladung im Gange hatte. Das tägliche
                              									Transportquantum betrug 2500 metrische Centner, die Kosten der Anlage beliefen sich
                              									auf 60000 M.
                           Fig. 2 zeigt die v. Dücker'sche Anordnung in ihrer noch sehr primitiven
                              									Gestaltung.
                           Weit vorgeschritten in der Ausbildung finden wir dieselbe bei den späteren Anlagen,
                              									wo bereits ein endloses Treibseil zur Fortbewegung der Wagen in Anwendung kommt (Fig. 3).
                           Im J. 1868 baute der englische Ingenieur Hodgson mehrere
                              									solcher Bahnen in England. Nach dessen System ist auch eine Drahtseilbahn unter
                              									besonders schwierigen Verhältnissen zu Lebu in Chile behufs Förderung von Kohle auf
                              									eine Strecke von 3000 m ausgeführt worden. Es wurde hierbei eine freie Spannweite
                              									von 222 m übersetzt und betrugen die Steigungen bis zu ⅙, die Höhen der das Seil
                              									tragenden Stützen bis zu 28 m. Das Drahtseil bekam 25 mm Durchmesser, als Motor
                              									diente eine 30pferdige Maschine, die tägliche Förderung betrug bis 3000 Centner.
                              									Aehnliche Bahnen entstanden in Indien, Amerika und Australien. Hodgson entwickelte für die Verbreitung seines Systems
                              									eine grosse Rührigkeit und erscheint es besonders bemerkenswerth, dass durch
                              									tüchtige Agenten der Welt im J. 1870 sein System als eine ganz neue Erfindung
                              									hingestellt wurde.
                           Als verdient um die Entwickelung der Seilbahnen werden ferner genannt: der
                              									österreichische Ingenieur Müller, der deutsche
                              									Baumeister Mölle, ferner die Ingenieure Krämer und Bleichert.
                              									Insbesondere ist es der letztgenannte, dessen Specialsystem von schwebenden
                              									Drahtseilbahnen dermal das weiteste Gebiet beherrschen dürfte; denn nach Bleichert's System standen bis Ende 1880 bereits über
                              									100 Anlagen mit einer gesammten Betriebslänge von 80 km in Anwendung; und zwar bei
                              									Industrien aller Art, als beim Bergwerks- und Hüttenbetrieb, bei Steinbrüchen,
                              									Cementfabriken, Ziegeleien, Briquett-, Zucker- und chemischen Fabriken, Spinnereien,
                              									Mühlen, Gasanstalten, für Bauunternehmungen beim Hafen- und Festungsbau u.s.w.
                           Eine Ausführung von Bleichert ist die Drahtseilbahn,
                              									welche die Porzellanfabrik zu Aich zum Transport ihrer Braunkohle benutzt, und die
                              									u.a. mit 75 m Spannweite von Ufer zu Ufer der Eger führt. Der Verfasser beschreibt
                              									diese erste im J. 1878 in Oesterreich angelegte Bahn eingehender:
                           Bleichert verwendet bei seinen schwebenden Seilbahnen,
                              									welche meist für continuirlichen Betrieb, d. i. ununterbrochene Circulation der
                              									Förder wagen eingerichtet sind, als Laufbahn für die letzteren zwei parallel neben
                              									einander laufende eigens für diesen Zweck construirte Drahtseile oder auch
                              									Rundeisenstangen; diese letzteren werden zu einer Länge von 40 bis 50 m
                              									zusammengeschweisst und dann durch besondere Kuppelungen zu den erforderlichen
                              									Längen verbunden.
                           Diese Seile oder Rundeisenstangen, die sogen. Laufdrähte, sind in grösserer oder
                              									geringerer Höhe vom Terrain frei durch die Luft geführt, an dem einen Endpunkt der
                              									Bahn fest verankert und an dem anderen durch über Rollen wirkende Spanngewichte in
                              									eine, ihrem Querschnitte entsprechende Spannung versetzt. Durch Anordnung dieser
                              									Spann Vorrichtung wird eine Ueberlastung der Laufdrähte vermieden und eine stets
                              									normale Spannung herbeigeführt.
                           Zwischen den Endpunkten der Bahnlinie werden die Laufdrähte durch hölzerne oder
                              									eiserne Unterstützungen getragen, deren Höhe und Entfernung lediglich den
                              									Terrainverhältnissen angepasst wird; die Entfernung beträgt in der Regel 25 bis 30
                              									m, kann jedoch bei Thal- oder Flussübersetzungen auch bis zu mehreren Hundert Metern
                              									ausgedehnt werden.
                           An den beiden Enden der Bahnlinie stehen die Laufdrähte durch eine Weiche,
                              									welche durch aufgehängte, hochkantig gestellte Flacheisenschienen gebildet wird, in
                              									Verbindung.
                           Die Förderwagen selbst sind ganz von Eisen und Stahl construirt. Dieselben tragen,
                              									einseitig mit ihrem Gestell verbunden, zwei in einer Ebene liegende, ausgekehlte
                              									Laufräder bezieh. Laufrollen, mit welchen sie auf den Laufdrähten hängen. Diese
                              									Rollen liegen in der Schwerpunktsebene der Wagen und in Folge der einseitigen
                              									Aufhängung der Wagen an zwei Rollen ist das sichere Passiren der Stützpunkte der
                              									Laufdrähte gesichert.
                           Das Fortbewegen der Förderwagen geschieht durch ein Drahtseil ohne Ende von geringer
                              									Stärke, welches von dem einen bis zum anderen Endpunkt der Bahn in einer gewissen
                              									Entfernung unter den Laufdrähten, immer parallel mit diesen, geführt wird. Dieses
                              									sogen. Zugseil wird gleichfalls durch eine besondere Spannvorrichtung in einer, dem
                              									Querschnitte entsprechenden Spannung erhalten und durch ein, an der einen Endstation
                              									befindliches Vorgelege in Bewegung gesetzt. An der entgegengesetzten Endstation
                              									läuft das Seil um eine wagerechte Seilscheibe. – Das Zugseil erhält auf der ganzen
                              									Bahnlinie keine weitere Leitung, sondern wird durch die Förderwagen, welche sich in
                              									gewissen Entfernungen regelmässig folgen, in der Richtung und Höhe erhalten. Zu
                              									diesem Zwecke ist an der Seite jedes Förderwagens eine kleine Leitrolle angebracht,
                              									welche zur Lagerung des Zugseiles dient. Ueber dieser Rolle befindet sich eine
                              									besondere, eigenthümliche Kuppelungs-Vorrichtung, mittels welcher das Zugseil
                              									eingeklemmt und so der nunmehr fest mit demselben verbundene Förderwagen von dem
                              									continuirlich kreisenden Zugseile mitgeführt wird.
                           Sobald nun ein Wagen an der Belade- oder Entladestation anlangt, entkuppelt sich
                              									derselbe mittels einer daselbst angebrachten Ausrückvorrichtung von selbst und
                              									bleibt stehen, während sich das Zugseil weiter bewegt. Ein Arbeiter entleert hier
                              									den Wagen, schiebt ihn auf eine, mit den Laufdrähten verbundene Ausweichvorrichtung,
                              									die Weiche, und weiter auf den anderen Laufdraht. Hier wird der Wagen, sobald der
                              									richtige Zeitpunkt gekommen, wieder an das Zugseil gekuppelt und der entleerte Wagen
                              									geht zur Beladestelle retour. Daselbst eingetroffen, kurz vor der dort gleichfalls
                              									angebrachten Weiche, entkuppelt sich derselbe wieder und das Spiel wiederholt sich
                              									von Neuem. Die auf der ganzen Bahnlinie vertheilten Förderwagen folgen also dem
                              									Zugseil in seinem continuirlichen Kreislauf; auf dem einen Laufdraht bewegen sich
                              									die gefüllten Wagen nach der Entladestation, auf dem anderen wieder die entleerten
                              									zurück nach der Beladestation.
                           Die an dem Förderwagen befindliche kleine Auflagerrolle für das Zugseil dient
                              									demselben gleichzeitig an den Entladestationen, sobald sich der Wagen in Stillstand
                              									befindet, als Leitrolle. Durch die Anordnung des Zugseiles und die
                              									Kuppelungsvorrichtung ist eine der wichtigsten Fragen bei einem derartigen
                              									Drahtseilbahnsystem, das einfache und sichere Leiten des Zugseiles auf der ganzen
                              									Bahnlinie, sowie das bequeme, während der Bewegung des Zugseils stattfindende,
                              									selbsthätige Kuppeln und Entkuppeln der Förderungen, in einfachster Weise
                              									gelöst.
                           Die Kuppelungsvorrichtung wird in zwei verschiedenen Anordnungen, auf welche der
                              									Erfinder Patente genommen hat, ausgeführt und zwar als Frictions- und als
                              									Muffenkuppelung. Bei Bahnen mit annähernd wagerechtem Terrain kommt gewöhnlich die
                              									Frictionskuppelung, bei starken Neigungen jedoch, sowie bei grösserer Wagenbelastung
                              									und erhöhter Zugkraft ist diese Kuppelung mit Sicherheit nicht mehr anwendbar und es
                              									wird alsdann nothwendig, die Wagen in einer, von der Reibung unabhängigen Weise mit
                              									dem Zugseil zu verbinden, wie es bei dem Muffenkuppelungsapparat der Fall ist,
                              									welcher sich bereits bei Neigungen von 1 : 3 bestens bewährt hat.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 199Fig. 4.Betriebsstelle der Aicher Bahn. Zur provisorischen Lagerung des Zugseils, speciell bei Anlagen mit
                              									geringer Förderung, bei denen sich also die Wagen in grösseren Entfernungen folgen,
                              									wodurch die Einsenkung des Zugseiles zwischen den einzelnen Wagen erheblich
                              									vergrössert wird, sind besondere Schutzrollen in Entfernungen von 60 bis 100 m an
                              									den Stützsäulen angebracht, auf welchen sich das Zugseil bei seinem Aufliegen gut
                              									führen kann. Diese Schutzrollen haben auch den Zweck, das Zugseil zu tragen, wenn in
                              									Folge periodischer Einstellung des Bahnbetriebes die sämmtlichen Wagen von der
                              									Bahnlinie eingezogen werden sollen.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 199Fig. 5.Abladestelle der Aicher Bahn. Die Entfernung, in welcher sich die Förderwagen folgen müssen, richtet
                              									sich nach der geforderten Leistung der Bahn, der Geschwindigkeit des Zugseiles und
                              									dem Fassungsraum der Wagen. Nimmt man an, dass täglich in 10 Arbeitsstunden 5000
                              									Centner transportirt werden sollen und die Förderwagen 5 Centner Inhalt haben,
                              									ferner das Zugseil sich mit 1½ m Geschwindigkeit in der Secunde bewegen soll, so
                              									werden in einem Arbeitstag 1000 Wagen zu fördern sein, welche sich in
                              									Zeitintervallen von \frac{10\,\times\,60\,\times\,60}{1000}=36
                              									Secunden, und in Distanzen von 36 × 1½ = 54 m folgen müssen.
                           Durch Erhöhung der Seilgeschwindigkeit, sowie durch Einstellung einer grösseren
                              									Anzahl von Förderwagen lässt sich die Leistung innerhalb gewisser, von der Stärke
                              									des Motors und von der zulässigen Inanspruchnahme der Lauf- und Zugseile
                              									abhängiger Grenzen, entsprechend erhöhen. Bei kurzen Intervallen muss selbstredend
                              									für hinreichend bequemes und schnelles Beladen an der Ladestelle gesorgt sein,
                              									welches am einfachsten dadurch ermöglicht wird, dass man daselbst stets mehrere
                              									Wagen bereit hält und durch eine Arbeitercolonne beladen lässt; oder dass man, falls
                              									es die örtlichen Verhältnisse gestatten, eine Anzahl Füllrümpfe anordnet, welche von
                              									oben gefüllt werden und aus denen man die darunter geschobenen Förderwagen beladet,
                              									indem man einfach den unteren Verschluss des Füllrumpfes öffnet und die Ladung in
                              									den Wagen gleiten lässt. Das Entladen der Wagen geht in wenigen Secunden von
                              									statten, da dieselben nach Lösung einer Sicherung sich sofort um ihre eigene Achse
                              									drehen und ihren Inhalt schnell und vollständig abgeben.
                           Bei der Anlage einer Drahtseilbahn ist es der billigeren Anlagekosten? einfacherer Construction und leichteren Betriebes
                              									wegen gerathen, die Anfangs- und Endstation durch eine gerade Linie zu verbinden,
                              									obwohl durch die Anbringung sogen. Curvenunterstützungen bei diesem System auch
                              									Bruchpunkte der Trace nicht ausgeschlossen sind.
                           Die Aicher Bahn ist 810 m lang und für eine tägliche Leistung von 1200 bis 1500
                              									Centner berechnet. Dieselbe führt von der, bei dem Dorfe Taschwitz gelegenen
                              									Andreas-Antoni-Zeche mit einer Steigung von 1 : 7 bis zu der, dicht an der Zeche
                              									vorbeiführenden Dorfstrasse, überschreitet letztere in einer Höhe von 7 m und geht
                              									nun mit geringem Gefälle zur Porzellanfabrik, kurz vor derselben die Eger mit einer
                              									freien Spannweite von 75 m überschreitend. Antriebs- und Endstation sind in Fig. 4 und 5
                              									dargestellt.
                           Das Beladen der Drahtseilbahnwagen wird an der Zeche mittels zweier Füllrümpfe
                              									bewirkt; bei der Porzellanfabrik werden die Wagen in ein Magazin entleert. Ausser
                              									Kohlen, dem Haupttransport, sollen auch geringe Quantitäten Thon nach der
                              									Porzellanfabrik befördert werden, ferner wird die Bahn zum Rücktransporte von
                              									allerlei Abfällen der Fabrik, als Scherben, Asche u.s.w. benutzt und dient hier zum
                              									Beladen der Wagen eine eigene Aufzugvorrichtung.
                           Der Betrieb der Bahn erfolgt mittels eines 9 mm starken Drahtseiles von der
                              									Transmission der Fabrik aus. Erforderliche Betriebskraft 1 bis 1½  Zur
                              									Bedienung der Bahn (Füllen und Entleeren der Förderwagen) sind im Ganzen bloss zwei
                              									Arbeiter erforderlich.
                           Die Laufdrähte bestehen aus Rundeisen in einer eigens für diesen Zweck gefertigten,
                              									sehnigen Qualität und haben 26 mm Durchmesser; nur an der Ueberschreitungsstelle der
                              									Eger sind Spiralseile von 25 mm Durchmesser aus Bessemer-Stahldraht eingeschaltet.
                              									Diese Laufdrähte sind an dem einen Endpunkte fest verankert, an dem anderen mit Gewichten von
                              									zusammen 70 Centner gespannt. Die Rundeisenstangen, aus denen die Laufdrähte
                              									hergestellt sind, sind an Ort und Stelle bis zu Längen von 50 m zusammengeschweisst
                              									und dann durch besondere Kuppelungen zu einem Ganzen verbunden.
                           Das Zugseil der Hauptstrecke hat 13 mm Durchmesser und besteht aus Drähten von bestem
                              									Holzkohleneisen. Die Geschwindigkeit beträgt 1 bis 1¼ m/Sec., könnte jedoch, falls die Leistung
                              									der Bahn gesteigert werden soll, bis 1¾ m/Sec. erhöht werden.
                           Die Kuppelung der Förderwagen mit dem Zugseil erfolgt hier mittels der
                              									Frictionskuppelung. Ueber der Leitrolle am Wagen und in derselben Verticalebene, wie
                              									diese, ist nämlich ein sogen. Klemmexcenter, ein excentrisch geformtes Segmentstück
                              									angebracht, welches mit Hilfe eines zweiten Excenters nebst Hebels an das Zugseil
                              									angedrückt wird.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 200Einrichtung der Aicher Seilbahn von Bleichert. Da die Leistung der Anlage im Maximum, wie gesagt, bloss mit 1500 Centner
                              									beansprucht wird, so haben die Wagen nur einen Inhalt von 1½ hl = 100 k Braunkohle
                              									und folgen sich in Entfernungen von etwa 60 m, so dass dieselben bei 1¼ m
                              									Zugseilgeschwindigkeit in Intervallen von 48 Secunden ankommen, was einer
                              									stündlichen Leistung von etwa 150 Centner entspricht.
                           Die Entfernung der Unterstützungen, ausgenommen an der Eger, beträgt 26 m, die freie
                              									Höhe unter den Laufdrähten durchgehends 6 bis 7 m, so dass der landwirthschaftliche
                              									Betrieb unterhalb der Bahnlinie nicht beeinträchtigt wird.
                           Diese Drahtseilbahn hat, laut Mittheilung des Besitzers, seither bestens functionirt
                              									und empfiehlt derselbe eine solche Anlage jedermann für ähnliche Transportzwecke
                              									wärmstens.
                           Die gesammten Anlagekosten stellten sich nach Angabe des Besitzers incl.
                              									Grundeinlösung, jedoch excl. der bereits vorhandenen Betriebskraft, auf 10 fl. für 1
                              									m.
                           Die Fracht auf der Drahtseilbahn beträgt 1 kr. für den Zollcentner, wogegen die
                              									Porzellanfabrik früher 4 kr. Achsfracht für den Centner zahlen musste, so dass die
                              									Anlagekosten durch die Ersparniss an Frachtspesen sehr bald hereingebracht worden
                              									sind.
                           Die Erhaltungskosten sollen kaum nennenswerth sein und insbesondere ist die Abnutzung
                              									der Seile eine äusserst geringe, so dass an denselben selbst nach Jahren kaum ein
                              									Verschleiss wahrnehmbar ist. – Auch liegt es in der ganzen Anordnung, dass die
                              									Wagen bei Drahtseilbahnen viel weniger leiden müssen, als die vierräderigen Wagen
                              									einer Schienenbahn, da sich erstere ohne Stoss und Erschütterung bewegen; da ferner
                              									die Räder nicht unter, sondern über den Wagenkasten liegen, so können dieselben,
                              									sowie ihre Lager nicht wie bei vierräderigen Wagen durch herabfallendes Material
                              									oder Schmutz und Staub der zu überschreitenden Wege verunreinigt werden. Dazu kommt
                              									auch, dass die Kasten der Seilbahn frei schwebend in zwei Zapfen hängen (Fig. 6 und 7), und um entleert zu
                              									werden, ohne den geringsten Stoss gedreht werden, während gerade die vierräderigen
                              									Transportwagen, die zum Kippen eingerichtet sind, wie solche bei Schienenbahnen
                              									u.s.w. für Massentransport gewöhnlich zur Anwendung kommen, durch das Kippen der
                              									Wagenkasten heftige Erschütterungen erleiden und in Folge dessen fortwährenden
                              									Reparaturen unterworfen sind.
                           Eigenes Wärterpersonal ist bei einer Seilbahn anläge, wie der vorstehend
                              									beschriebenen, nicht nothwendig; die geringe Bedienung, welche dieselben erheischen,
                              									wird von den Arbeitern, welche die Verladung besorgen, geleistet.
                           Zum Schlusse sei noch erwähnt, dass schwebende Drahtseilbahnen den besonderen
                              									Vortheil des Hinwegfalles aller Erdarbeiten, Ueberbrückungen und sonstiger Objecte
                              									bieten, dass sich dieselben bei den grössten Steigungen mit vollkommener Sicherheit
                              									anwenden lassen und dass dieselben zu ihrer Anlage sehr wenig Grund und Boden
                              									beanspruchen, da das zu überschreitende Terrain nur in Form eines schmalen Streifens
                              									gepachtet zu werden braucht, um die Bahnlinie begehen zu können.
                           Während des Betriebes bieten die in steter Bewegung befindlichen Wagen ein bequemes
                              									Correspondenzmittel zwischen der Fabrik und dem entlegenen Kohlenwerke.
                           Die Anlagekosten der Aicher Bahn erscheinen in der Quelle auffallend hoch gegriffen.
                              									Dieselben dürften sich heute weit billiger stellen, weshalb wir dieselben hier nicht
                              									in Betracht ziehen.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)