| Titel: | Ueber Drahtseilbahnen. | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 220 | 
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                        Ueber Drahtseilbahnen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 196 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Drahtseilbahnen.
                        
                     
                        
                           Die Rundeisenstange als Träger der Wagen wird zur Zeit wohl nicht mehr verwendet, sie
                              									ist durch ein ruhendes Drahtseil als Tragseil verdrängt worden. Auch das zur
                              									Massenförderung in Amerika früher beliebte System von Halledie, bei dem die Wagen mit dem sich bewegenden Tragseile fest
                              									verbunden sind, hat sich dem deutschen Systeme gegenüber nicht halten können, ebenso
                              									wenig das ähnliche, aber besser ausgebildete Hodgson'sche System. Bei beiden Systemen ist nur ein Seil ohne Ende vorhanden, das gleichzeitig als Tragseil und Zugseil
                              									dient. Wenngleich diese Systeme sich bei oberflächlicher Betrachtung durch ihre
                              									Einfachheit empfehlen, so ist ihre Verbreitung doch durch die vielen
                              									Betriebsstörungen und durch den verhältnissmässig grossen Kraftbedarf beeinträchtigt
                              									worden.
                           Die grösste Verbreitung hat das Hodgson'sche System wohl
                              									in Nordspanien, bei Bilbao, gefunden. Man sieht dort eine Menge dieser Bahnen,
                              									verschiedentlich sogar zwei über einander, oder drei neben einander auf denselben
                              									Gerüsten; aber die Unzuträglichkeiten im Betriebe sind so gross, dass sie heute vom
                              									deutschen System fast ganz verdrängt worden sind. Die Uebelstände des Hodgson'schen Systems bestehen hauptsächlich darin,
                              									dass die Fördergefässe bei Regenwetter und Frost rutschen, ferner, dass die Seile
                              									einem starken Verschleiss unterworfen sind, und dass grössere Steigungen nicht
                              									genommen werden. Auch ist der Betrieb unsicher, da die Wagen beim Passiren der
                              									Tragrollen nicht selten herunterfallen.
                           In Deutschland haben sich die anfänglich zu einer Firma vereinigten Ingenieure A. Bleichen und Th. Otto
                              									in Schkeuditz-Leipzig, die sich später geschäftlich trennten, sowie die Firma
                              										J. Pohlig in Köln, die Concessionärin Otto's, sehr verdient gemacht.
                           Ueber die heutigen Leistungen äussert sich Pohlig in Stahl und Eisen dahin, dass, während man sich vor zehn
                              									Jahren kaum auf Einzellasten von 200 bis 250 k verstieg, wir heute häufig
                              									Einzel-Nettolasten von 400 bis 500 und sogar 1000 k befördern, so dass jetzt
                              									Drahtseilbahnen in zehnstündiger Arbeitszeit sogar 600 bis 800 t zu bewegen im
                              									Stande sind. Ebenso wichtig, wie das Wachsen in Bezug auf Fördermenge, ist auch das
                              									Wachsen der Drahtseilbahnen in Bezug auf ihre Länge. Wir haben heute Anlagen
                              									aufzuweisen von 10, 13 und sogar eine von etwa 16 km Länge. Diese Umstände machen
                              									auf einem immer grösser werdenden Gebiete die Verwendung von Drahtseilbahnen
                              									möglich, und man hat heute in Fachkreisen auch allgemein die Ueberzeugung gewonnen,
                              									dass sie in Bezug auf Betriebssicherheit anderen Transporteinrichtungen nicht mehr
                              									nachstehen, aber in Bezug auf einfachen und billigen Betrieb in vielen Fällen den
                              									Vorzug verdienen. Im Uebrigen spricht die Thatsache, dass seit 1873 nahezu 1800
                              									Anlagen in Deutschland und den übrigen europäischen Ländern für alle möglichen
                              									Industriezweige in Betrieb sind, am besten für ihre Verwendbarkeit.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 220Fig. 8.Laufwerk für die Seilbahnwagen.Die Seile. Als Tragseile werden, wie erwähnt, heute nur
                              									Drahtspiralseile gewählt, die aus 4 bis 7 mm dicken Stahldrähten von 60 bis 120 k
                              									Bruchfestigkeit bestehen. Zu den Zugseilen verwendet man dünndrähtige Litzenseile
                              									mit Hanfseele von 120 bis 180 k Bruchfestigkeit. Die Spannung der Tragseile wird an
                              									geeigneten Stellen durch über eine Rolle gehende Gegengewichte erhalten und
                              									geregelt.
                           Zum Auflagern der Bahn dienen Gerüste, die je nach den örtlichen Verhältnissen in 30
                              									bis 60 m Entfernung aufgestellt werden, unter Umständen sind (wie z.B. bei Thal-
                              									oder Flussüberschreitungen) Entfernungen bis zu 500 m zu nehmen. Für normale
                              									Verhältnisse verwendet man zweibeinige Ständer von Holz oder geeignetem Profileisen;
                              									für stark beanspruchte Bahnen empfiehlt sich die Anwendung vierbeiniger pyramidaler
                              									Gerüste.
                           Die Förderwagen sind nach Art des zu fördernden Gutes
                              									verschieden; zum Fördern von Kohle, Erz, Schlacken u. dgl. dienen allgemein
                              									Kastenwagen, zum Fördern von Fässern dienen einfache eiserne Gestelle, Säcke werden
                              									einfach in eine Schlinge gelegt; zur Beförderung langer Stücke, wie Stämme u.s.w.,
                              									werden gewöhnlich zwei Wagen benutzt.
                           
                           Ein Hauptbestandtheil der Wagen ist das Laufwerk, welches in der durch Fig. 8 angegebenen Construction sich überall Eingang
                              									verschafft hat, weil es die den seitherigen Laufwerken mit einseitigem Querstück
                              									anhaftenden Uebelstände, namentlich aber die einseitige Beanspruchung der Laufrollen
                              									und Achsen und das dadurch bewirkte Schief hängen der Wagen vollständig beseitigt,
                              									da die Laufrollen auf beiden Seiten gelagert sind. Das ganz aus Stahl angefertigte
                              									Laufradgehäuse, das sogen. Querstück, bildet ein festes Ganzes. Die Achsen der
                              									Laufrollen sind aus Phosphorbronze hohl gegossen und dienen zugleich als
                              									Schmiergefasse für Fett. Diese Art der Schmierung bewährt sich so vorzüglich, dass
                              									nach jahrelangem Betrieb eine Abnutzung an der Laufstelle kaum zu bemerken ist.
                           Zur Befestigung des Wagens an das Treibseil dienen Kuppelungsapparate, deren Wirkung unter allen Umständen zuverlässig sein
                              									muss. Zur Zeit sind zwei Arten von Befestigung in Anwendung, die Frictionsapparate
                              									und die Knotenkuppelungen. Bei den ersteren wird das Zugseil auf irgend eine Weise
                              									zwischen zwei Backen des Wagens festgeklemmt und durch Reibung festgenommen; bei der
                              									Knotenkuppelung dagegen ist das Zugseil mit besonderen Mitnehmerknoten versehen.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 221Fig. 9.Scheibenkuppelung. Bei Bahnen mit geringer Steigung verwenden die Otto'schen Bahnen die Scheibenkuppelung (Fig.
                                 										9), die aus zwei Scheiben besteht, deren eine fest mit dem Wagen verbunden
                              									ist, während die andere gleichzeitig als Leitrolle zum Tragen des Zugseiles dient.
                              									Sie ist auf einem Bolzen drehbar, dessen eines Ende als Schraube ausgebildet ist.
                              									Durch Drehen eines Hebels, dessen Auge als Mutter der Schraube dient, werden die
                              									beiden Scheiben gegen einander gedrückt und dadurch das Zugseil festgeklemmt. An der
                              									Endstation schlägt der Hebel an eine Ausrückplatte, wodurch die sofortige Auslösung
                              									des Seiles erfolgt. Diese Vorrichtung soll sich bis zu Steigungen von 1 : 6 und bei
                              									450 k Nettolast bewähren, wohingegen bei grösseren Steigungen bis zu 1 : 3 der
                              									Wellenbackenapparat (Fig. 10) zur Verwendung kommt.
                              									Er besteht in der Hauptsache aus zwei wellenförmigen Backen, die mittels
                              									Hebelexcenter das Zugseil festklemmen, so dass dasselbe in den Wellen festgehalten
                              									wird.
                           Diese beiden Frictionsapparate bieten den Vortheil, dass sie an jeder Stelle des
                              									Zugseiles angebracht werden können, mithin das Seil gleichmässig beanspruchen; auch
                              									kann man bei verstärktem Betriebe die Wagen in kürzeren Entfernungen ankuppeln und
                              									dadurch die Leistungsfähigkeit der Bahn nach Bedarf ohne Weiteres erhöhen.
                           Die Knotenkuppelung ist nöthig bei Bahnen mit mehr als 1 : 3 Steigung. Bei ihr
                              									fällt der zuletzt erwähnte Vortheil weg, indem die Entfernung der Knoten die
                              									Wagenfolge angibt, die dem Förderquantum einer gewissen Zeit entsprechend bestimmt
                              									wird.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 221Fig. 10.Wellenbackenkuppelung. Die Construction der Mitnehmerknoten spielt beim Betriebe eine sehr grosse
                              									Rolle und ist fast ebenso wichtig, als die der Kuppelungsapparate selbst. Am
                              									gebräuchlichsten ist heute wohl der Sternknoten, der alle seitherigen
                              									Mitnehmerknoten oder Muffen in den Schatten stellt und alle Vorzüge in sich
                              									vereinigt, die an einen solchen Knoten gestellt werden können. Die Vortheile
                              									bestehen darin, dass die Knoten schnell an das Zugseil angeschlossen werden, ohne
                              									dass ein Oeffnen des Seils erforderlich wird, oder ein Verlöthen oder Vergiessen des
                              									Seils nöthig wäre; das Seil bleibt an der Stelle biegsam und elastisch, kann auch
                              									jederzeit beobachtet werden.
                           Textabbildung Bd. 293, S. 221Fig. 11.Knotenkuppelung. Mit der Vervollkommnung der Mitnehmerknoten ging die Verbesserung der
                              									Kuppelungsapparate Hand in Hand, bei denen man in erster Reihe möglichste
                              									Vereinfachung anstrebte. Das Ergebniss dieser Bestrebungen ist in dem jetzt
                              									gebräuchlichen Klinkenapparat (Fig. 11) dargestellt,
                              									er ist einfach, wirkt sicher und erfordert keine Nacharbeiten. Zwei symmetrisch
                              									oberhalb einer Rolle gelagerte gabelförmige Klinken sind in der Ebene des Zugseils
                              									bis zu einer
                              									gewissen Grenze drehbar. In ihrer unteren Lage ruhen dieselben durchs eigene Gewicht
                              									auf einem Hörn des Gehäuses, das so geformt ist, dass es gleichzeitig auch den Hub
                              									der Klinken begrenzt. Zum An- und Entkuppeln dienen zwei an den Klinken befestigte
                              									Stifte, welche an den Stationen über geeignete Ausrückerschienen geführt werden.
                           Das Ankuppeln geschieht auf folgende Weise: Der Arbeiter schiebt den Wagen von der
                              									Hängeschiene der Station auf das Tragseil. Unmittelbar vor letzterer heben sich die
                              									Klinken durch Auflaufen der Stifte auf die sogen. Ausrückerschiene. Beim
                              									Weiterschieben legt sich das in passender Höhe geführte Zugseil auf die Leitrolle
                              									des Apparates, und wenn dies geschehen, am Ende der Ausrückerschienen, fallen die
                              									beiden Klinken nieder, das Zugseil umfassend. Der nun mit dem Zugseil ankommende
                              									Knoten schlüpft durch Heben der ersten Klinke zwischen diese und die andere Klinke,
                              									wodurch nun der Wagen mitgenommen wird. Das Ankuppeln geschieht ohne Stoss, indem
                              									der Arbeiter den Wagen vor Ankunft des Knotens, der durch eine Schelle signalisirt
                              									wird, etwas vorschiebt, und zwar mit etwas geringerer Geschwindigkeit, als die des
                              									Zugseils beträgt. Das Entkuppeln der Wagen geschieht durch Auflaufen der
                              									Klinkenstifte auf die Ausrückerschiene, indem sich die Stifte heben. Eine unzeitige
                              									Entkuppelung soll bei diesen Apparaten noch nicht vorgekommen sein, obgleich
                              									dieselben bis zu Steigungen unter 45° und bei 1000 k Last verwendet worden sind.
                           In Stahl und Eisen, 1891 Nr. 3 (vgl. auch Industries vom 19. Juni 1891), beschreibt Pohlig die von ihm nach dem vorhin erläuterten System
                              									angelegte Seilbahn von Bedar nach Garrucha (Südspanien), welche zum
                              									Eisenerztransporte dient.
                           Wir entnehmen dieser Beschreibung Nachstehendes: „Die ganze Länge ist 15,6 km,
                                 										welche in vier Theilstrecken von 2,4, 3,4, 5,3 und 4,5 km getheilt, von denen
                                 										die erste und zweite Strecke durch eine gemeinschaftliche 30pferdige
                                 										Dampfmaschine getrieben werden, und die dritte und vierte Strecke
                                 										gemeinschaftlich durch eine 70pferdige Maschine. Die Bahn führt von der Mitte
                                 										des Grubenfeldes auf einer Höhe von 276 m überm Meere über verschiedene tiefe
                                 										Thäler, worunter eins von etwa 1 km Weite und über 100 m Tiefe, und schroffe
                                 										Gebirgskämme hinweg, deren höchste Spitze 358 m überm Meere liegt, zum Dorfe
                                 										l'inar de Bedar, woselbst in Höhe von 290 m die erste Maschinenstation
                                 										eingerichtet wurde, geht dann rechts abschwenkend unter Ueberschreitung
                                 										verschiedener Thäler und hoher Bergrücken, aber mit allmählichem Gefälle weiter
                                 										zur sogen. Curvenstation (113 m), woselbst sie sich wieder nach links dreht, um
                                 										dann über ein ziemlich hügeliges Terrain zur zweiten Maschinenstation (45 m),
                                 										von hier wieder, nach rechts abschwenkend, allmählich gegen das Mittelmeer, der
                                 										Endstation, hin abzufallen.
                           
                              In regelmässigen Abständen bewegen sich auf der Bahn die 660 Wagen, halb zu Berg,
                                 										halb zu Thal gehend, mit 1½ m Geschwindigkeit. Die grösste Spannweite beträgt
                                 										280 m und es beträgt dort die Seildurchsenkung 20 m. Andere grössere Spannweiten
                                 										sind 100 und 225 m, während die durchschnittliche Stützenweite 40 m und die
                                 										grösste Steigung 1 : 2½ beträgt. Gewöhnlich werden zwei Wagen zu 350 k in der
                                 										Minute gefördert, in 10 Stunden 1200 Wagen mit 420 t, was einer Leistung von
                                 										15,6 × 420 = 6552 Tonnenkilometer entspricht, eine Zahl, die meines Wissens
                                 										noch von keiner der bisher bestehenden Drahtseilbahnen erreicht worden ist. Bei
                                 										der gesteigerten Nachfrage nach dem Bedar-Erz wurde seit Anfang dieses Jahres
                                 										der Betrieb der Bahn derart angestrengt, dass täglich in einer Doppelschicht von
                                 										2 × 8 = 16 Stunden 900 t gefördert werden. Die zur Verwendung gekommenen
                                 										Tragseile haben 33 und 26 mm Durchmesser, das Zugseil hat 18 mm Durchmesser.
                                 										Selbstverständlich konnten für diese Anlage nur Klinkenapparate verwandt werden,
                                 										welche sich auch im Verein mit den patentirten Sternknoten aufs Vorzüglichste
                                 										bewährt haben.
                              
                           
                              Die Bahn wurde in 10 Monaten betriebsfertig hergestellt mit einem Kostenaufwande
                                 										von insgesammt 520000 M.“
                              
                           An der angeführten Stelle sind noch mehrere Seilbahnen beschrieben, die jedoch nichts
                              									besonders Bemerkenswerthes bieten. Von Interesse möchte sein, dass die Seilbahnen
                              									sogar ihren Weg bis ins Capland gefunden haben, wo sie in den Goldfeldern zum
                              									Transporte von Goldquarz dienen, und zwar unter denkbar ungünstigsten
                              									Terrainverhältnissen.
                           Ueber die Construction Otto'scher Seilbahnen hat Pohlig in der Sitzung des Cölner Bezirksvereins
                              									deutscher Ingenieure (Zeitschrift vom 21. Juli 1894) einen Vortrag gehalten, in
                              									welchem er die von ihm ausgeführte Anlage der Seilbahn der Zuckerfabrik Brühl des
                              									Näheren beschreibt. Die Anlage soll die in der Nähe gewonnene Braunkohle der
                              									Zuckerfabrik zuführen. Die Drahtseilbahn hat eine Länge von 4200 + 1150 m und musste
                              									örtlicher Verhältnisse wegen eine Winkelstation erhalten. Der Höhenunterschied
                              									zwischen den Endstationen ist 66,5 m, um welchen Betrag die Beladestation höher
                              									liegt. Auf der Strecke sind 106 eiserne Stützen, aus Winkeleisen und Flacheisen in
                              									Form einer vierseitigen Pyramide gebaut, in durchschnittlich 50 m Abstand
                              									angebracht. Jede zweite Stütze ist mit wagerechten Tragarmen zur Aufnahme der
                              									Zugseiltragrollen versehen. Die Tragseile sind Spiralseile von 35 und 28 mm
                              									Durchmesser und 60 k/qmm Bruchfestigkeit. Sie sind auf beiden Endstationen fest verankert und
                              									auf der Winkelstation mit selbsthätigen Gewichtsspannvorrichtungen versehen. Auf der
                              									längeren Strecke ist ausserdem noch eine Zwischenspannvorrichtung vorgesehen. Das
                              									Zugseil ist ein Litzenseil ohne Ende von 10800 m Länge und 16 mm Durchmesser
                              									(Tiegelgussstahl mit 140 k Bruchfestigkeit. Es wird auf der Entlade- und
                              									Antriebsstation über eine zweirillige gelederte und eine dreirillige Seilscheibe,
                              									auf der Winkelstation über zwei Leitscheiben und auf der Beladestation um eine
                              									Seilscheibe geführt, deren Zapfen sich in einem Schlitten hin und her bewegen lässt.
                              									Der Schlittenzapfen ist mit Gewichtsanspannung versehen. Getrieben wird die Seilbahn
                              									durch eine 35pferdige liegende Dampfmaschine (350 mm Durchmesser, 600 mm Hub). Die
                              									Seilbahnwagen bestehen aus einem schmiedeeisernen Gehänge, dem Stahllaufwerk mit
                              									zwei beiderseitig gelagerten Rollen von 250 mm innerem Kranzdurchmesser und einem
                              									drehbaren, aus Stahlblech hergestellten Wagenkasten von 6 hl Inhalt. Zur Befestigung
                              									an das Zugseil dienen Otto'sche Scheibenkuppelungen.
                              									Die Leistungsfähigkeit ist 40 t = 600 hl in der Stunde, d.h. also
                              										\frac{600}{6}=100 Wagen in der Stunde oder alle 36 Secunden 1
                              									Wagen. Bei 1,5 m/Sec. Geschwindigkeit des Zugseiles folgen sich die Wagen in 54 m
                              									Entfernung; es sind mithin rund 200 Wagen auf der Strecke. Die Leistungsfähigkeit
                              									kann indess um 5 bis 6 Doppelwagen in der Stunde erhöht werden.
                           Zur Bedienung sind erforderlich: 3 Mann auf der Beladestelle, 3 Mann auf der
                              									Winkelstation, 5 auf der Entladestelle, 1 Aufseher, 1 Reparaturschlosser, zusammen
                              									13 Mann. Die Anlagekosten setzen sich folgendermaassen zusammen:
                           
                              
                                 1) Eigentliche Seilbahntheile, einschliess-    lich
                                    											Hängebahn, Dampfmaschine,    Werkzeuge
                                 105000
                                 M.
                                 
                              
                                 2) Unterstützungen
                                   30000
                                 „
                                 
                              
                                 3) Eisenconstruction der Entladestelle,
                                    											der    Spannböcke und der Zwischenver-    ankerung
                                   25000
                                 „
                                 
                              
                                 4) Eisenbahn-und Chaussee-Schutzbrücken
                                   13200
                                 „
                                 
                              
                                 5) 5 hölzerne Schutzbrücken
                                     4500
                                 „
                                 
                              
                                 6) Holzconstruction an den
                                    											Stationen,    Fundamente
                                   15000
                                 „
                                 
                              
                                 7) Aufstellung, Anfuhr und Nebenarbeit
                                     7300
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 200000
                                 M.
                                 
                              
                           Die Betriebskosten stellen sich folgendermaassen:
                           
                              
                                 10 Proc. Zinsen und Abschreibung
                                    											der    Anlagekosten
                                   20000
                                 M.
                                 
                              
                                 Grundentschädigung
                                     1400
                                 „
                                 
                              
                                 Reparaturen, Schmier- und Putzmaterial
                                     6000
                                 „
                                 
                              
                                 Bedienungsmannschaft
                                     4400
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                   31800
                                 M.
                                 
                              
                           Da der Kohlenbedarf für 1 Campagne 4000 Doppelwagen beträgt, so betragen die
                              									Beförderungskosten für 1 Doppelwagen 8 M. Rechnet man dazu die Gewinnungskosten in
                              									der Grube, welche 6 M. ausmachen, so stellen sich die Kosten für 1 Doppelwagen
                              									Kohlen in der Zuckerfabrik auf 14 M. Demgegenüber stellt sich der Preis der von der
                              									Roddergrube bezogenen Kohle auf 33,5 M., wonach sich für die Zuckerfabrik eine
                              									Ersparniss von 78000 M. in einer Campagne herausstellt.
                           
                        
                           b) Die Kabelbahnen.
                           Wie schon erwähnt, dienen die Kabelbahnen denselben Zwecken wie die SeilbahnenWir sehen hier von den grösseren Anlagen für
                                    											Personenverkehr ab und verweisen für diese auf das Specialwerk: Die Schweizer Seilbahnen von Wallot, vgl. D. p.
                                       												J.
                                    											290 192., sie haben indess anstatt des
                              									Tragseils ein Gleise nach Art der Feldeisenbahnen. Demgemäss erfordern sie eine mehr
                              									ebene Bahn. Der Betrieb der Kabelbahnen erfolgt in ähnlicher Weise wie bei den
                              									Seilbahnen mittels eines endlosen Triebseils.
                           Ueber Anlagekapital, Förderkosten und Betriebskräfte hat Otto
                                 										Neitsch in der Generalversammlung des Deutschen Vereines für Fabrikation
                              									von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und Cement (s. dessen Jahresbericht S. 159 u. ff.)
                              									eingehende Angaben gemacht, die in der umstehenden Tabelle zusammengestellt sind.
                              									Bei derselben sind die heutigen Preisverhältnisse zu Grunde gelegt und ist ein
                              									annähernd ebenes Terrain vorausgesetzt. Die Zahlen über das Anlagekapital begreifen
                              									alle Eisen- und Stahltheile in sich, ausgeschlossen, weil von der Oertlichkeit
                              									abhängig, ist die Betriebsmaschine, Erd-, Mauer- und Zimmerarbeit, sowie Fracht und
                              									Montage.
                           Was die Nutzanwendung der Tabelle betrifft, so hält der Verfasser die Luftseilbahnen
                              									für Entfernungen unter 500 m für Strecken, wo eine Schmalspurbahn verlegt werden
                              									kann, überhaupt nicht für concurrenzfähig, weil die Anlage derselben, als zu theuer,
                              									nicht rentire. Er äussert sich des Weiteren wie folgt:
                           
                              
                              „Bei 500 m Bahnlänge sehen wir bei gleichem Materialgewicht für 1 cbm schon
                                 										bei 100 t täglicher Fördermenge eine Aufwendung grösseren Anlagekapitals bei
                                 										erheblich höheren Förderkosten, welche Zahlen sich beide mit der wachsenden
                                 										Grösse der täglichen Förderung vervielfachen. Das Verhältniss des Anlagekapitals
                                 										der Schmalspurbahn zur Luftseilbahn wird z.B. bei 600 t täglicher Förderung wie
                                 										8400 : 12600 M., also wie 1 : 1½, das der Förderkosten wie 1,52 : 4,7, also
                                 										ungefähr wie 1 : 3.
                              
                           
                              Bei 1000 m Bahnlänge und 600 t Förderquantum ist das Kapital verhältniss 14400 :
                                 										22200 M., das der Förderkosten wie 1,97 : 5,40 Pf. Dies liegt an der geringen
                                 										zulässigen Belastung des Tragseils bei Seilbahnen, der unbeschränkten Belastung
                                 										der Kabelbahnen gegenüber, bei ungefähr gleichem Zugkrafterforderniss.
                                 										Hinsichtlich der Förderkosten wirkt die nöthige Aufhebung des Fördergutes bei
                                 										Luftseilbahnen bis zur erforderlichen Höhe über dem Terrain ungünstig und können
                                 										hinsichtlich der Beweglichkeit in einer Grube sich die Zubringebahn und die
                                 										Füllrümpfe der Luftseilbahn mit der transportablen Bahn nicht messen, die zu
                                 										jedem Förderort auf das bequemste verlegt werden kann.
                              
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 293, S. 223
                                 Fig. 12.Kabelbahnwagen von Neitsch.
                                 
                              Es erscheint die Luftseilbahn deshalb durchaus beschränkt auf die Bedingung der
                                 										Unzulässigkeit von Schmalspurbahnen und wird nur in einzelnen Fällen
                                 										nothwendig.
                              
                           
                              Die Schmalspurbahnen werden entweder mit Oberoder Unterseilbetrieb eingerichtet.
                                 										Das Unterseil ist für Steigungen über 50 Proc. und alle Entfernungen in der
                                 										Tabelle von 200 bis 3000 m nur bis 600 t Fördermenge zu empfehlen. Das Oberseil
                                 										empfiehlt sich, wo die Wagenentfernung kürzer als 60 m wird, d.h. bei allen
                                 										Fördermengen von über 600 t täglich, immer Steigungen von nicht mehr als 50
                                 										Proc. vorausgesetzt, da sonst die Wagen überschlagen müssen.
                              
                           
                              Wo nach der Tabelle der mechanische Betrieb zu kleinen Förderquantums wegen nicht
                                 										rentirt, wo also bei noch nicht 200 m Entfernung noch nicht 200 t gefördert
                                 										werden sollen, ein Anlagekapital von 3000 bis 4000 M. noch zu gross ist, aber
                                 										motorische Kraft nicht fehlt, lässt sich der geschlossene Seilbetrieb auf der
                                 										Schmalspurbahn durch Anwendung eingleisiger Bahnen billiger herstellen, während
                                 										in der Tabelle zweigleisige Bahnen berechnet sind. Ferner lassen Antriebs- und
                                 										Seilspannapparat für geringere Zugkraft Ersparungen zu, so dass zusammen etwa ⅓
                                 										bis ½ der Anlagekosten erspart werden. Auch kann die Seileisenbahn transportabel
                                 										hergestellt werden, so dass jedem Betriebe entsprochen werden kann.“
                              
                           Von den neuesten Apparaten der Schienenbahnen mit
                           
                           Tabelle über Anlagekapital, Förderkosten und Betriebskraft von
                              									Drahtseilbahnen verschiedener Systeme.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 293, S. 224
                              Länge der Bahn in Meter; Tägliches
                                 										Förderquantum in Tonnen t = 1000 k; Durchschnittszahlen für mittlere
                                 										Verhältnisse in Bezug auf Höhe der Waarenpreise und Löhne in Deutschland;
                                 										Schmalspurbahn mit geschlossenem Seil; Luft-Seilbahnen; Anlagekapital in Mark;
                                 										Förderkosten für die Tonne in Pfennig; Betriebskraft in
                                 										Maschinenpferdekräften
                              
                           Seilbetrieb beschreibt der Verfasser den von ihm construirten
                              									Seilanklemmapparat.
                           Diese Klemme (Fig. 12) bedient sich nur eines, behufs
                              									Schonung des Seils und Erzielung grosser Reibung, sehr breiten, aus weichem Eisen
                              									mit oder ohne Fütterung hergestellten, schraubstockartigen Maules, dessen eine
                              									Hälfte unbeweglich fest am Untergestell des Wagens angeschraubt und dessen andere
                              									Hälfte um einen Bolzen drehbar ist. Beide Hälften werden durch einen Stahlfederring
                              									aus einander gehalten. In der feststehenden Hälfte ist eine Gewindemutter aus
                              									Rothguss befestigt, in welcher eine Drückschraube sitzt, die durch einen auf ihr
                              									sitzenden Bund beim Drehen der Schraube nach rechts beide Hälften des Klemmapparates
                              									und zwischen diesen das Drahtseil zusammenpresst und, entgegengesetzt gedreht,
                              									gestattet, dass mit Hilfe des Stahlfederringes die Backen wieder aus einander
                              									gesperrt werden, so dass das Drahtseil aus der Klemme auf die Seilleitrollen
                              									hinuntersinkt. Die Schraube, mit entsprechender Gewindeart versehen, ist am
                              									Wagengestell drehbar und der Länge nach verschiebbar gelagert und trägt an ihrem
                              									äusseren Ende ein Griffrad. Der bedienende Arbeiter schraubt bei der Anschlagstation
                              									mittels dieses Handrades die Förderwagen an das Seil, so dass der Wagen vom Seil auf
                              									der Schienenbahn mitgenommen wird. Bei den Abschlagstationen wird das Stellrad durch
                              									je eine wagerecht befestigte, sprossenleiterartige Vorrichtung, gegen deren Sprossen
                              									die Radarme stossen, selbsthätig, allmählich und sanft losgedreht, indem die
                              									Sprossenentfernung der Speichenentfernung entspricht, so dass das ausgelöste Seil
                              									sich auf die Leitrollen niederlegt, der Wagen stehen bleibt und von Hand an seinen Be- oder
                              									Entladeort geführt wird.
                           Die senkrechte Hälfte des Klemmapparates hat eine gewellte Klemmfläche, während die
                              									bewegliche Hälfte einen dreieckig ausgeschnittenen Querschnitt der Druckfläche
                              									besitzt, welche einerseits geeignet ist, eine grössere Reibung hervorzurufen und
                              									andererseits die unbedingt richtige Höhenlage des Seils zu bewirken und zu erhalten.
                              									Nach unten sind beide Theile des Klemmapparates derartig ausgeweitet, dass das
                              									selbsthätige Einführen des Seils in den Apparat durch gleichzeitige Senkung des
                              									Wagens in eine muldenartige Vertiefung des Gleises erleichtert wird, so dass
                              									innerhalb dieser Gleisvertiefung der bedienende Arbeiter, ohne das Seil selbst zu
                              									berühren, dasselbe durch Drehen des Griffrades und der Schraube, ausserhalb des
                              									Gleises stehend, festklemmt.
                           Für Oberseil ist dieselbe Klemme anzuwenden, nur muss behufs Verhütung einer zu
                              									grossen Senkung des Seils in den Klemmapparat hinein dann noch ein Stift
                              									hinzukommen, welcher in der einen Klemmbacke festsitzt und sich in der anderen frei
                              									bewegen kann.
                           In Amerika sind bis jetzt Seilstrassenbahnen mit einer Bahnlänge von über 1000 km und
                              									über 2000 Wagen im Betrieb. In Chicago sind gegenwärtig über 25000 , in New
                              									York 8000  für Seilstrassenbahnbetrieb vorhanden.
                           Ein Vergleich zwischen Bahnen mit geschlossenem und offenem Seilbetrieb ergibt, dass
                              									die Förderung der Aufzugseilbahn mit offenem Seilbetrieb an dem Nachtheil leidet,
                              									dass das Ab- und Anschlagen der Züge zeitraubend ist. In engen Gruben ist auch das
                              									Hantiren mit Wagenzügen sehr den Verkehr hindernd. Dann ist es für den Betrieb
                              									unangenehm, dass während der Hubpausen Kessel und Maschine abkühlen. Es ist demnach
                              									beim Aufzugsbetriebe mit offenem Seil mit derselben Maschinenkraft nur ein
                              									Bruchtheil dessen zu schaffen, was mit stetigem Betrieb, also mit geschlossenem
                              									Seil, zu erreichen ist. Bei wagerechter Förderstrecke ist offenes Seil überhaupt
                              									ausgeschlossen, weil die leeren Wagen ohne Gefälle nicht zurücklaufen.
                           Bei Gefalle zu Gunsten der Last ist das offene Seil nur bei so kleinem Betriebe ein
                              									Vortheil, dass die Preisdifferenz zu Lasten des geschlossenen Seils, welche durch
                              									das erforderliche Doppelgleis bedingt ist, nicht mit verzinst werden kann, es seien
                              									denn die Bedingungen, welche für Massenaufzüge gelten, nämlich: schwere Einzellasten
                              									und nothwendig unregelmässiger Betrieb, maassgebend. In allen anderen Fällen
                              									bleibt das geschlossene Seil enorm im Vortheil.
                           (Wir geben die Zahlenangaben des Verfassers bezieh. Vortragenden mit Vorbehalt
                              									wieder, da wir nicht in der Lage sind, eine Controle über dieselben auszuüben. D.
                              									R.).