| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 260 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Bierbrauerei.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 238 d.
                           								Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           Einige beachtenswerthe Punkte bei der Verarbeitung von
                                 										Rohfrucht, insbesondere von Reis, bespricht Windisch in der Wochenschrift für Brauerei,
                                 									1893 S. 1121. In neuerer Zeit wird der Reis in eigenen Dämpfern oder aber in eigens
                              									dazu hergerichteten kleinen Pfannen verkleistert, wobei man nicht verabsäumt, dem
                              									Reisschrot behufs Verflüssigung des Kleisters eine bestimmte Menge Malzschrot
                              									zuzumischen. Es ist nicht gleichgültig, wann der Reiskleister bezieh. die Reislösung
                              									der Malzmaische zugemischt wird. Der Vergährungsgrad wird bedeutend erniedrigt,
                              									wenn man die Reismaische erst der letzten Maische zusetzt. Es ist zu empfehlen,
                              									die Verzuckerung des Reises in der Pfanne durch die Jodprobe zu controliren.
                           F. Wyatt hat ein System der Rohfruchtmaischung (Vortrag auf dem internationalen Brauercongress in
                              									Chicago, siehe Wochenschrift für Brauerei, 1898 S.
                              									1145) ausgearbeitet, bei welchem die Herstellung zweier Maischen ganz aufgegeben
                              									ist. Gleiche Theile Rohfrucht und Malz werden in einem über dem Maischbottich
                              									befindlichen Gefäss eingemaischt, wobei langsam die Temperatur bis zur Siedehitze
                              									gesteigert wird; hierauf lässt man diese Maische in das im eigentlichen
                              									Maischbottich befindliche Wasser, wodurch eine Temperatur von 57 bis 58° R. erzielt
                              									wird. In diese Flüssigkeit mischt man dann den Rest des Malzes ein und regelt die
                              									Endtemperatur durch Zulassen von heissem Wasser oder Dampf.
                           Mais zur Herstellung von Bier wird von R. Wahl (Chicago) (siehe Referat in der Wochenschrift für Brauerei, 1893 S. 1223) auch für
                              									Deutschland und England empfohlen, da derselbe billiger sei als Gerstenmalz, Zucker
                              									oder Reis und ebenso viel Extract liefere wie Reis und Traubenzucker. Insbesondere
                              									eignen sich die von Oel befreiten Maispräparate zum Brauen. Die in Amerika im Handel
                              									vorkommenden Maispräparate Cerealin, Frumentum, Maizeline kann man direct mit Malz
                              									verarbeiten, da sie in Folge der Fabrikationsweise (sie wurden gedämpft und haben
                              									heisse Walzen passirt) sich in verkleistertem Zustande befinden. Die Mitverwendung
                              									von Rohfrucht hat die grosse Haltbarkeit der amerikanischen Flaschenbiere zur
                              									Folge.
                           Die Concentration der letzten Nachgüsse besorgt nach dem
                              									oben angeführten Bericht von Vuylsteke in der Brauerei
                              									von Pabst und Co. in Milwaukee das Yaryan-System, welches ähnlich den in den
                              									Zuckerfabriken aufgestellten Concentrationskörpern aus drei röhrenförmigen
                              									wagerechten Heizkörpern mit je 40 Röhren besteht, welche die zu concentrirende Würze
                              									passiren muss. Die Kochung erfolgt unter theilweisem Vacuum. Es wird nur zum ersten
                              									Heizkörper Dampf zugeführt; der aus dem ersten Heizkörper entweichende Brüden
                              									besorgt die Heizung des zweiten Körpers, in welchen die schon etwas dickere Würze
                              									gelangt, während der dritte Körper mit der stärksten Würze durch den aus dem zweiten
                              									entweichenden Dampf mit einem Vacuum von 19 Zoll zum Kochen kommt. Obwohl die
                              									Qualität des mittels des Yaryan-Apparat es gewonnenen
                              									Extractes gegen den der Hauptwürze sehr minder-werthig ist, so lohnt sich doch in
                              									grossen Betrieben die Aufstellung eines derartigen Apparates.
                           Die Hopfengabe beträgt in Amerika 200 bis 300 g für 1 hl
                              									Bier. Um den Bieren ein feineres Hopfenaroma zu verleihen, hauptsächlich jedoch um
                              									eine Hopfenersparniss zu erzielen, haben die Amerikaner Hopfenextractionsapparate
                              									verschiedener Systeme in ihren Betrieb eingeführt. Unter denselben bemerken wir den
                              										Hopfenextractionsapparat von Theurer (1894 291 22),
                              									ferner den Apparat von Seib und Haefner. Der letztere
                              									besteht aus einem Condensator, der sich aus 200 senkrechten Röhren zusammensetzt und
                              									durch ein wagerechtes Rohr mit dem Dunstabzug des Hopfenkessels in Verbindung steht.
                              									Bei einem Pfanneninhalt von 350 hl condensirt man ungefähr 10 bis 20 Minuten. Das
                              									Destillat, das man so gewinnt, ist von sehr aromatischem Geruch; auf seiner
                              									Oberfläche schwimmt eine dünne Oelschicht; es wird später auf verschiedene Gährbottiche
                              									vertheilt. Die Hopfenersparniss soll 20 Proc. betragen.
                           Bei dem Hopfenextractionsverfahren von Allert gelangt der Hopfen zunächst in die Hopfenzerreissmaschine von Müller und dann auf ein Sieb, wo das Lupulin von den Blättern getrennt
                              									wird; letztere werden wie gewöhnlich der Würze auf der Pfanne zugesetzt, ersteres
                              									kommt in den Allert'schen Extractionsapparat, wo es mit Würze bei 87,5° C. extrahirt wird. Die mit
                              									Hopfenbestandtheilen beladene Würze wird nach dem Extrahiren in einem
                              									Schlangenkühlapparat abgekühlt und später theils der Würze auf dem Gährbottich,
                              									theils den Fässern beim Spunden zugesetzt. Die Hopfenersparniss soll 20 bis 25 Proc.
                              									betragen und die erzielten Biere sollen ein delikateres Aroma, sowie ein
                              									angenehmeres Bitter bekommen.
                           Um dem Bestreben der Hopfenersparniss gerecht zu werden, haben I. und J. Braun einen Hopfenseiher mit Pressvorrichtung construirt, dessen Beschreibung sich in
                              									der Allgemeinen Zeitschrift für Bierbrauerei und
                                 										Malzfabrikation, 1893 S. 1024, findet.
                           Es wird bezüglich der Zusammensetzung der durch Hopfenpressen gewonnenen Würze von
                              										Reinke in seiner Abhandlung: Ueber Hopfenersparniss und die Anwendung der
                                 										Hopfenpressen (Wochenschrift für Brauerei,
                              									1893 S. 845) erwähnt, dass 100 cc ausgepresste Würze 0,016 Proc. Gerbsäure
                              									(berechnet nach Schröder-Löwenthal) enthielten, während
                              									für gewöhnlich nur ⅔ dieser Gerbsäuremenge in der Würze gefunden werden.
                           Zum Studium der Diastase von Vuylsteke siehe 1894 291 297.
                           Ueber die chemischen Bedingungen der Diastasewirkung von
                              										Effront siehe 1894 291
                              									297.
                           Die bedeutungsvolle Arbeit von C. J. Lintner und G. Düll: Ueber den Abbau der Stärke unter dem Einfluss der
                                 										Diastasewirkung ist bereits 1894 292 164 im
                              									Auszug wiedergegeben. Es sei deshalb an dieser Stelle nur hervorgehoben, dass nach
                              									den Ergebnissen jener auch für die Brauerei so wichtigen Untersuchungen bei der
                              									Einwirkung von Diastase auf Stärke fünf Producte auftreten: drei Dextrine und zwei Zuckerarten, Isomaltose und Maltose. Den drei Dextrinen
                              									gab Lintner mit Rücksicht auf ihr Verhalten gegen
                              									Jodlösung die längst bekannten und geläufigen Namen Amylo-,
                                 										Erythro- und Achrodextrin.
                           Das Amylodextrin, welches als erstes Spaltungsproduct
                              									der Stärke anzusehen ist, zeigt, auf Maltose berechnet, das Reductionsvermögen R = 0; es hat das specifische Drehungsvermögen [α]D = 196.
                           Das Erythrodextrin, welches aus dem Amylodextrin
                              									hervorgeht, hat R = 1 Proc. und [α]D = 196; es zerfällt
                              									durch Diastase in Achrodextrin mit B = 10 und [α]D = 192.
                           Die Isomaltose besitzt das Reductionsvermögen R = 80 und [α]D = 140.
                           Aus der Isomaltose endlich geht die Maltose hervor.
                           In Bezug auf die Jodreaction hebt Lintner hervor, dass
                              									die vielfach verbreitete Angabe falsch ist, Erythrodextrin übe eine grössere
                              									Anziehung auf das Jod aus als Amylodextrin. Man kann sogar eine Spur von
                              									Amylodextrin in Erythrodextrinlösungen mit Jod nachweisen, wenn man eine stark
                              									verdünnte Jodjodkaliumlösung tropfenweise zusetzt; es tritt dann zunächst bei
                              									Anwesenheit von Amylodextrin eine deutlich wahrnehmbare reine blaue Färbung
                              									auf, und erst, wenn man mehr zusetzt und die Spuren von Amylodextrin bereits mit Jod
                              									gesättigt sind, erscheint die Reaction des Erythrodextrins; hat man dagegen neben
                              									viel Amylodextrin nur sehr wenig Erythrodextrin, so muss man die Dextrinlösung sehr
                              									stark verdünnen und mit einer concentrirten Jodlösung prüfen, damit der rothe
                              									Farbenton zum Vorschein kommt.
                           In Folge der Forschungsresultate Lintner's muss die
                              									Hypothese von Brown und Morris definitiv als widerlegt
                              									angesehen werden.
                           In einer Abhandlung über die Herstellung von Färbbieren
                              										(Wochenschrift für Brauerei, 1893 S. 1169) verwirft
                              										Reinke das blosse Abkochen des Farbmalzes und
                              									empfiehlt die Zubereitung mit Zusatz von lichtem Malz nach der gewöhnlichen
                              									Dickmaischmethode.
                           Ein Practicus theilt im Anschluss daran in der Zeitschrift
                                 										für das gesammte Brauwesen, 1893 S. 456, mit, dass diese von Reinke befürwortete Methode sich wegen der
                              									Schwierigkeit des Abläuterns, wegen der langen Zeitdauer und der meist für diesen
                              									Zweck zu gross angelegten Sudhauseinrichtung nicht empfiehlt; er räth dafür an, gut
                              									durchgeröstetes Farbmalz mit kaltem oder lauwarmem Wasser dick einzumaischen, mit
                              									gehopfter, kochender Würze bis auf 60°R. zuzubrühen, dann die gesammte Maische in
                              									den Maischkessel zu pumpen, für den Centner Farbmalz noch 2 Pfund Hopfen zuzugeben
                              									und 1 bis 2 Stunden zu kochen. Man filtrirt durch Hopfen und Malz entweder im
                              									Läuterbottich oder in einem mit Senkplatten versehenen Hopfenseiher. Man gibt
                              									reichlich Zeug. Auf diese Weise kann man ein beliebig kleines Quantum Farbbier auf
                              									grossem Sudwerk erzeugen, braucht nur kurze Zeit, kann beliebige Concentration und
                              									lange Haltbarkeit erzielen und hat keine Trübung zu fürchten beim Vermischen des
                              									Bieres.
                           Zur bequemen Ermittelung der Ausbeute im Sudhause hat Barczewski, Braumeister in Neumarkt in Schlesien, einen „Ausbeutemesser“ zusammengestellt. Die
                              									zugehörigen Tabellen stützen sich auf die Formel
                              										A=p\,.\,s\,(0,95\,\frac{V}{M}-0,1334), wobei A die Ausbeute in Procenten, p die Saccharometeranzeige einer zur Zeit der Messung dem Kessel
                              									entnommenen und auf 14,0° R. gekühlten Probe, s das
                              									dieser Saccharometeranzeige entsprechende specifische Gewicht, entnommen aus der Balling'schen Tabelle, M
                              									die Schüttung in Kilo und endlich V das Volumen der
                              									Würze in Litern bedeutet. Der Factor 0,95 ergibt sich aus der Volumenverminderung,
                              									welche die Würze bei der Abkühlung auf 14° R. erfährt, und der Abzug 0,1334 bezieht
                              									sich auf Hopfen und Geläger, wofür als Mittel 13,34 l für 100 k Malz angenommen
                              									wird. Zur Auffindung der gesuchten Ausbeute braucht man nur den dem Quotienten
                              										\frac{V}{M} entsprechenden Werth in der mit der betreffenden
                              									Saccharometeranzeige überschriebenen Columne aufzusuchen. Die Tabelle kann aber auch
                              									dazu dienen, irgend einen der Werthe V, M, p, A zu
                              									ermitteln, wenn die drei anderen bekannt sind.
                           Die Frage: „Welche Erfahrungen hat das Arbeiten ohne
                                    											Kühlschiff gebracht?“ behandelt Reinke
                              									in einem Vortrage (Wochenschrift für Brauerei, 1893 S.
                              									769). Um Infection auf dem Kühlschiff zu vermeiden, aber trotzdem die nöthige
                              									Sättigung mit Sauerstoff zu erreichen, kann das Kühlschiffverfahren angewendet werden, nach welchem die Würze nur kurze
                              									Zeit auf der Kühle bleibt, um dann über den Berieselungskühler (bezieh. den
                              									geschlossenen Kühler) zu fliessen. Die Infection ist bei diesem Verfahren gering,
                              									die Sauerstoffzuführung genügend, aber das Sedimentiren der Würze ist
                              									mangelhaft.
                           Von den in der Brauerei eingeführten geschlossenen Kühlapparaten sind anzuführen:
                           Der Velten-Apparat. Derselbe wird in der Karlsberger
                              									Brauerei, Kopenhagen, im Sommer benutzt. Er besteht aus einem geschlossenen, mit
                              									Rühr Vorrichtung und Kühlschlange versehenen Cylinder.
                           Der Ergang-Apparat. Derselbe ist beispielsweise in der
                              										Fuglsang'schen Brauerei in Mülheim a. d. Ruhr
                              									aufgestellt. Die Beschreibung des Apparates findet sich in der Wochenschrift für Brauerei, 1889 S. 611. Der
                              									elliptisch, nicht cylindrisch gestaltete Kühlbottich besteht aus einem aussen von
                              									Wasser berieselten Wellblechmantel und ist mit einem durch Wasserverschluss
                              									abgedichteten Deckel versehen. Die Luft wird am Boden eingeblasen. Beim Ablassen der
                              									Würze strömt die Luft durch eine Oeffnung im Deckel. Die Vortheile des
                              									Ergang-Apparates sind in folgenden Punkten charakterisirt: Geringere Infection,
                              									leidliche Oxydation, auch guter Abzug der Dämpfe und genügende Imprägnirung der
                              									Würze mit Sauerstoff. Man klagt bei den erzielten Bieren zuweilen über hohen
                              									Vergährungsgrad und über etwas leeren Geschmack. Der Apparat functionirt etwas
                              									langsam; es beträgt die Kühldauer immerhin 5 bis 6 Stunden.
                           Die Anlage zum Kochen, Sterilisiren und Kühlen von C. Hoffmann und L. Ebert
                              									besteht:
                           1) aus einem Sterilisir- und Filtrirapparat, in welchem die Würze sterilisirt und mit
                              									keimfreier Luft gelüftet wird, und der ein cylindrisches, mit Dampfschlange und
                              									konischem Boden versehenes Gefäss darstellt, auf welch letzterem zwischen zwei über
                              									einander liegenden Filterböden sterilisirtes Filtermaterial (Holzwollehäcksel)
                              									liegt;
                           2) aus dem Kühlapparat, welcher sich aus einem Flächenberieselungsapparat und einem
                              									diesen umgebenden luftdicht schliessenden Mantel zusammensetzt;
                           3) aus der Luftkühl-, Trocken- und Filtrirvorrichtung. Man hat bei dem Gebrauch
                              									dieser Apparate von Hopfenersparniss, ferner von dem angenehmen, milden Geschmack
                              									und der grösseren Haltbarkeit der Biere gesprochen; es wird jedoch die lange
                              									Berührung der Würze mit dem Hopfen bei 50 bis 70° R. als schädlich anzusehen
                              									sein.
                           Die Centrifuge von Axel
                                 										Berg in Kopenhagen wurde auch da und dort eingeführt, sie zeitigt leichte,
                              									leerschmeckende Biere.
                           Der Böhm'sche Apparat zum Lüften, Kühlen und
                              									Sedimentiren der Würze (functionirt in der Bergschlossbrauerei Rückforth-Stettin) besteht (siehe Wochenschrift für Brauerei, 1893 S. 941) aus einem
                              									geschlossenen cylindrischen Bottich, welcher für die abzuführenden Dämpfe ein
                              									Abzugsrohr mit Klappe hat. Während des Einströmens der Würze in den Bottich wird
                              									dieselbe mittels eines eigenthümlichen Rohres als Regen vertheilt, durch
                              									entgegenströmende sterilisirte Luft gelüftet und gleichzeitig schon vorgekühlt. Die
                              									eigentliche Kühlung auf 65° R. wird durch eine im Bottich befindliche
                              									Schlangenkühlvorrichtung bewirkt. Es folgt dann Ruhe und Sedimentiren, worauf die
                              									Würze mittels eines Schwimmhebers auf einen Berieselungskühler geleitet wird,
                              									wo sie ebenfalls vor Infection geschützt bleibt.
                           Nach Reinke dürften bei Aufstellung von Böhm'schen und diesen ähnlichen Apparaten folgende
                              									Punkte festzuhalten sein:
                           1) Lüftung mit Abzug der Dämpfe beim Ausschlagen in das Bassin ohne Hopfen, um die
                              									Bildung faden, weichlichen Geschmackes (besonders bei massiger Hopfenqualität) im
                              									Biere zu vermeiden.
                           2) Schnelle Abkühlung der Würze auf etwa 55° R. zur compacten Trub- und
                              									Harzausscheidung, Vermeidung rauhen Geschmackes und dunkler Würzefärbung.
                           3) Ruhe zum Sedimentiren, dieser Massen.
                           4) Genügende Lüftung beim Kühlen mit dem Flächenberieselungskühlapparat; die
                              									Lüftungsrohre müssen bis zum Grund reichen, damit überall nur filtrirte Luft die
                              									Würze umspült.
                           Der Bierwürze-, Lüftungs- und Kühlapparat von P. Kyll in Köln-Bayenthal (in der Brauerei von G. Dierichs in Barmen im Gebrauch) besitzt längliche
                              									Form, beweglichen Deckel mit Wasserverschluss, stehende Kühltaschen im Inneren, ein
                              									mit Exhaustor verbundenes Rohr zum Absaugen der Dämpfe, etwa 10 cm hohe
                              									Lufteinströmungskanäle, sowie auch Kühlvorrichtung durch Aussenberieselung. Die
                              									Brüden werden durch den Exhaustor rasch abgeführt, können also nicht in die Würze
                              									gelangen und dieser einen faden Geschmack verleihen; ferner wird dadurch, dass die
                              									Lüftung oberhalb des Bodens vor sich geht, das Aufrühren des Trübes vermieden.
                           Unter D. R. P. Nr. 67843 wurde J. Lengering, Braumeister
                              									in der Löwenbrauerei in Dortmund, ein Verfahren patentirt, die Bierwürze mit Umgehung des Kühlschiffes auf dem Wege zwischen Braupfanne
                                 										und Sammelbottich abzukühlen. Zweck des Verfahrens ist, ein Nachdunkeln der
                              									Würze und eine ungünstige Veränderung des Biergeschmackes zu verhüten. Die Würze
                              									passirt nach Verlassen des Hopfenseihers einen Vorkühler, wo die Schlangenwindungen
                              									des Würzerohres dem entgegenströmenden Kühlwasser eine grosse Oberfläche darbieten;
                              									durch eine stellbare Düse wird in die Würze gleichzeitig keimfreie Luft eingeblasen,
                              									so dass dieselbe auf dem ganzen Weg von der Braupfanne in den Bottich mit keimfreier
                              									Luft in innige Berührung tritt und im Bottich mit Sauerstoff genügend gesättigt
                              									ankommt. Durch das plötzliche Abkühlen der Würze entsteht ein starkes Gerinnen des
                              									in der Würze befindlichen Pflanzeneiweisses und die so behandelte Würze zeigt eine
                              									grobflockige Scheidung. Bei dem Eintritt in den Sammelbottich fällt die Würze auf
                              									einen Fallschirm, unter welchem sich ein breiter Mund des endenden Luftrohres
                              									befindet, so dass ein Strom keimfreier Luft durch das von dem Schirm fallende Bier
                              									bläst. Im Sammelbottich, in dem sich keinerlei Kühlung befindet, bleibt das Bier auf
                              									Ruhe stehen und wird während dieser Zeit an seiner Oberfläche von keimfreier Luft
                              									bestrichen. Mittels eines Schwimmerventils fliesst hierauf klare Würze von der
                              									Oberfläche zum Berieselungskühler ab.
                           Steinecker in Freising hat ebenfalls einen Kühl- und Lüftungsapparat für Bierwürze construirt (D.
                              									R. P. Nr. 69043 vom 17. Juli 1892). Derselbe besteht aus einem geschlossenen
                              									Behälter, in dessen oberem Theil staffelförmig Rieselflächen angeordnet sind, über
                              									welche die Würze herabfliesst, während gleichzeitig durch geeignet angebrachte Rohre Luft unter
                              									und über die Würze geblasen wird. Eine weitere Abkühlung und ein Absetzen der
                              									Eiweissstoffe erfolgt im unteren Theil des Behälters, wo sich Kühlröhren
                              									befinden.
                           Die richtige Antwort auf die Frage, wie am besten bei Ausschaltung des Kühlschiffes
                              									gearbeitet wird, scheint bis jetzt noch nicht gegeben. Es ist von verschiedener
                              									Seite ein Nachdunkeln des Bieres, sowie eine unangenehme Geschmacksveränderung in
                              									dem Sinne beobachtet worden, dass das Bier herber und bitterer wurde. Es ist auch
                              									(siehe Wochenschrift für Brauerei, 1893 S. 449) nicht
                              									gleichgültig, ob man bei Gegenwart oder Abwesenheit der in der Hitze ausgeschiedenen
                              									Trubbestandtheile kühlt; der grobe Trüb wirkt offenbar als Klärmittel, er reisst
                              									feinere Trubbestandtheile mit nieder und wirkt hierdurch gleichzeitig entbitternd.
                              									Das Kühlverfahren hat deshalb einen wesentlichen Einfluss auf die Hopfengabe. –
                              									Trotz der noch herrschenden Unklarheit über die beste Art der Umgehung des
                              									Kühlschiffes, und trotz der vielen Misserfolge, die manche Brauereien anfänglich bei
                              									Einführung dieser Neuerungen hatten, steht doch so viel fest, dass viele Brauereien
                              									nicht mehr zum Kühlschiff zurückkehren werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)