| Titel: | Neuerungen im Metallhüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 278 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 249 d.
                           								Bd.)
                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           1) Die Auflösung des
                                 									Goldes.
                           Das auszulaugende Erz – am besten Freimühlenerze (free-milling ores), welche Gold
                              									oder Silber in gediegenem Zustande enthalten, oder Amalgamationsabgänge derselben
                              									(Tailings) – wird durch Walz- oder Pochwerke soweit zerkleinert, dass das Erzpulver
                              									durch ein Sieb von 40 bis 60 Maschen auf 0,0254 m Länge hindurchgeht. Die Tailings
                              									besitzen bereits die geeignete Korngrösse. Nasses Erz muss zunächst getrocknet
                              									werden. Die Erze bezieh. Tailings werden sodann in grosse Holzbottiche von 35 bis
                              									400 t Fassungsvermögen eingebracht. Diese Bottiche hatten zuerst quadratischen,
                              									jetzt meistens kreisförmigen Querschnitt. Sie besitzen einen falschen Boden aus
                              									Holzlatten, auf dem ein Filter aus Kokosnuss ruht. Darunter befindet sich eine
                              									Schicht von grobem Sand und Kies. Die Lösung wird unter dem falschen Boden durch ein
                              									Eisenrohr abgelassen.
                           Nach dem Beschicken der Bottiche mit Erz, welches bis etwa 50 mm unter den oberen
                              									Rand derselben reicht, wird bei geschlossenem Abflussrohr so viel Cyankaliumlauge
                              									einfliessen gelassen, dass der Flüssigkeitsspiegel den oberen Rand der Bottiche
                              									erreicht. Die Lauge, welche zweckmässig 0,6 bis 0,8 Proc. Cyankalium enthält, lässt
                              									man 12 Stunden auf das Erz bezieh, die Tailings einwirken. Diese verdünnte
                              									Cyankaliumlösung greift weder Holz noch Eisen an. Dann wird dieselbe durch Oeffnen
                              									des Ablasshahns in das Fällgefäss abgelassen, und hierauf wieder frische
                              									Cyankaliumlauge auf das Erz gegeben. Diese lässt man je nach dem Goldgehalte der
                              									Erze 6 bis 12 Stunden darauf einwirken und lässt sie dann gleichfalls in das
                              									Fällgefäss ab. Von der 0,6- bis 0,8procentigen Cyankaliumlösung, der sogen, starken
                              									Lauge, wird durchschnittlich auf die Tonne Erz ½ t gebraucht. Es folgt dann ein
                              									weiteres Auslaugen mit schwächeren Cyankaliumlösungen von nur 0,2 bis 0,4 Proc.
                              									Cyankaliumgehalt. Diese letzteren Laugen sind die beim Ausfällen des Goldes durch
                              									Zink restirenden Laugen; sie werden so lange benutzt, als noch freies Cyankalium
                              									darin enthalten ist. Nach einer 8- bis 10stündigen Einwirkung dieser schwachen
                              									Cyankaliumlösung, von der durchschnittlich ½ t für die Tonne Erz erforderlich ist,
                              									ist die Auslaugung der Erze beendet. Diese werden mit Wasser ausgewaschen, die
                              									Bottiche von ihnen geleert und von Neuem mit frischem Erz beschickt. Neuerdings
                              									erfolgt auf den Robinson-Werken in Südafrika die
                              									Entleerung der Bottiche durch eine Fallthür im Boden derselben.
                           Wie schon bemerkt, gebraucht man für die Tonne Erz im Durchschnitt ½ t starke
                              									Cyankaliumlösung von 0,6 bis 0,8 Proc. Gehalt und ½ t schwache Lösung von 0,2 bis
                              									0,4 Proc. Cyankaliumgehalt. Dieser Bedarf stellt sich bei Freimühlenerzen erheblich
                              									geringer. Derartige Erze, sowie Tailings können deshalb mit Vortheil in der Weise
                              									ausgelaugt werden, dass die Cyankaliumlösung nach einander mehrere Auslaugebottiche
                              									passirt, wobei eine goldreichere Lauge resultirt, in Folge dessen nicht nur die
                              									Verluste an Cyankalium erheblich geringere sind, sondern auch der Goldniederschlag
                              									reiner ist.
                           Enthalten die Erze oder die Tailings Pyrite, welche durch Verwittern in Sulfate und
                              									freie Schwefelsäure überzugehen pflegen, so müssen diese Körper unschädlich gemacht
                              									werden, da sie, wie bereits erläutert, den Verbrauch an Cyankalium ganz
                              									ausserordentlich steigern würden. Derartige Erze werden, nachdem sie in die Bottiche
                              									eingefüllt worden sind, zunächst mit Wasser behandelt, wodurch die Schwefelsäure und
                              									die neutralen Eisensulfate entfernt werden. Um aber auch die in Wasser nicht
                              									löslichen basischen Eisensulfate, welche durch das Wasser allmählich zersetzt werden
                              									und gleichfalls zerlegend auf die Cyankaliumlösung einwirken, unschädlich zu machen,
                              									werden die Erze nach der Wasserlaugung noch mit Kalkwasser oder Natronlauge
                              									behandelt. Diese letzteren Agentien zerlegen die basischen Eisensalze in
                              									Eisenhydroxyd und verbinden sich selbst mit der hierbei frei werdenden
                              									Schwefelsäure.
                           Kalkwasser ist übrigens der Natronlauge vorzuziehen, weil es weniger zersetzend auf
                              									das Cyankalium einwirkt, und auch das Zink in den Fällgefässen weniger stark
                              									angreift als kaustische Alkalien.
                           
                        
                           2) Die Fällung des Goldes.
                           Zum Ausfällen des Goldes benutzt man Zink und zwar als blanke Drehspäne. Die
                              									Ausfällung erfolgt nach der Gleichung:
                           2KAu(CN)2 + Zn = K2Zn(CN)4 + 2Au.
                           Hiernach würden durch 1 Gew.-Th. Zink 6 Gew.-Th. Gold ausgefällt werden. Thatsächlich
                              									aber ist der Zinkverbrauch bedeutend grösser; denn im Durchschnitte werden zur
                              									Ausfällung von 32 g Gold 453 g Zink gebraucht. Dieser bedeutende Mehrverbrauch an
                              									Zink erklärt sich dadurch, dass unter Mitwirkung des ausgefällten Goldes durch das
                              									Zink eine Zersetzung des Wassers unter Bildung von Zinkhydroxyd und Wasserstoff
                              									hervorgerufen wird
                           Zn + 2H2O = 2H + Zn(OH)2.
                           Sind in der Lösung kaustische Alkalien vorhanden, was stets der Fall sein wird, wenn
                              									basische Eisensalze durch kaustische Alkalien ausgefällt wurden, so verwandeln diese
                              									einen Theil des Zinkes unter Wasserstoffentwickelung in eine
                              									Zinkoxydalkaliverbindung, welche auf die durch die Ausfällung des Goldes entstandene
                              									lösliche Kaliumzinkcyanverbindung einwirkt und daraus das einfache Zinkcyanid in
                              									Form eines weissen Niederschlages ausscheidet. Diese Vorgänge veranschaulichen die
                              									folgenden Gleichungen:
                            I. Zn + 2NaOH = Zn(ONa)2 + 2H
                           II. 2H2O + Zn(ONa)2 + K2Zn(CN)4 = 2Zn(CN)2 + 2NaOH
                              									+ 2KOH.
                           Das bei der Ausfällung des Goldes entstehende Kaliumzinkcyanid geht für den Process
                              									verloren, da es bis jetzt nicht gelungen ist, aus demselben das Cyankalium in
                              									zweckmässiger Weise zu regeneriren.
                           Die Fällgefässe bestehen gleichfalls aus Holz und sind durch Querwände derartig in
                              									mehrere Abtheilungen eingetheilt, dass die Goldlösung abwechselnd am oberen und am
                              									unteren Ende derselben eintritt, dass also die sich durch die Fällgefässe
                              									bewegende Goldcyanürlauge abwechselnd von oben nach unten und von unten nach oben
                              									fliesst. In den einzelnen Abtheilungen werden herausnehmbare Kästen mit einem
                              									Siebboden eingesetzt, auf welchen das Zink aufgehäuft wird.
                           Wie schon gesagt, wird das Zink in Form von blanken Drehspänen zur Ausfällung des
                              									Goldes benutzt. Das Gold schlägt sich hierbei als dichter Ueberzug auf denselben
                              									nieder, wodurch sich bei Anwendung von Zinkgranalien oder Zinkplatten, die bedeutend
                              									weniger Oberfläche als Zinkspäne besitzen, der Ausfällprocess sehr verlangsamen
                              									würde. Da die Späne eine blanke Oberfläche haben müssen, so werden sie erst
                              									unmittelbar vor dem Gebrauche an Ort und Stelle hergestellt.
                           Das niedergeschlagene Gold fällt durch die Siebmaschen, von denen vier auf 0,0254 m
                              									gehen, hindurch, während die Zinkspäne in den Siebkästen bleiben. Auf den schon
                              									erwähnten Robinson-Werken sind die Fällkästen 6 m lang,
                              									0,6 m breit und 0,6 m tief. Ihr Boden ist geneigt; neun Zwischenwände theilen sie in
                              									zehn Abtheilungen von je 0,55 m Länge. Die erste Abtheilung enthält kein Zink;
                              									dieselbe dient lediglich zum Klären der aus den Lösungsbottichen einfliessenden
                              									Lauge. Die sieben folgenden Abtheilungen enthalten je 36,35 l (1 Bushel)
                              									Zinkdrehspäne. Die beiden letzten Abtheilungen wiederum enthalten wie die erste kein
                              									Zink; sie dienen zum Zurückhalten von mitgerissenen Goldpartikelchen.
                           Die bei der Auslaugung erhaltenen schwachen und starken Goldlösungen werden jede für
                              									sich in besondere Fällkästen geleitet und auch nach der Goldausfällung in getrennten
                              									Behältern aufgefangen, aus welchen man sie in die Lösungsbottiche zurückpumpt.
                              									Dieselben sind aus den oben angeführten Ursachen bedeutend ärmer an freiem
                              									Cyankalium als vor der Fällung.
                           Das Gold schlägt sich am meisten in den vorderen Abtheilungen nieder, die deshalb
                              									mehrfach wieder mit Zinkdrehspänen aus den hinteren Abtheilungen gefüllt werden
                              									müssen. Die letzte Abtheilung wird stets mit frischem Zink beschickt. Der erhaltene
                              									Goldschlamm, welcher sich auf dem Boden der Fällgefässe absetzt, wird monatlich ein-
                              									bis zweimal ausgeleert. Hierzu werden dann zuvörderst die Siebkästen ausgehoben, die
                              									in den Abtheilungen befindliche entgoldete Lauge etwa 1 Stunde absetzen gelassen und
                              									abgehebert und sodann der Goldschlamm auf ein feines Sieb gebracht, von dessen
                              									Maschen 40 auf 0,0254 m Länge gehen. Auf diesem Siebe wird der feuchte goldhaltige
                              									Schlamm mit einem mit Kautschuk überzogenen Stock umgerührt, wodurch die anhaftende
                              									Lauge, das Gold und sehr fein vertheiltes Zink durch dasselbe gedrückt werden,
                              									während der grösste Theil des Zinkes auf dem Sieb zurückbleibt. Das Zink, welches so
                              									fein ist, dass es durch ein Sieb von 12 Maschen auf 0,0254 m hindurchgeht, wird über
                              									dem Zink der ersten Abtheilungen der Fällgefässe ausgebreitet und von Neuem zum
                              									Ausfällen des Goldes benutzt.
                           Der durch das feine Sieb (40 Maschen auf 0,0254 m Länge) hindurchgepresste Schlamm
                              									wird in untergestellten Gefässen aufgefangen. Derselbe besteht aus fein vertheiltem
                              									Gold und Silber, grösseren Mengen von Zink, ferner aus Blei, Kupfer, Zinn, Arsen,
                              									Antimon, organischen Stoffen und sonstigen in den Erzen, dem Cyankalium und dem
                              									Zinke enthalten gewesenen Verunreinigungen.
                           
                           Man hat vielfach nach einem Ersatz für das Zink als Fällungsmittel, welches die
                              									grossen Nachtheile des Zinkes nicht besitze, gesucht, denn das Cyankalium in dem
                              									erhaltenen Kaliumzinkcyanid lässt sich nicht oder wenigstens nur mit beträchtlichen
                              									Kosten regeneriren, geht also nicht nur für den Process verloren, sondern setzt die
                              									betreffenden Werke wegen seiner giftigen Eigenschaften in Verlegenheit bezüglich des
                              									Beiseiteschaffens. Ferner wird sehr viel Zink verbraucht und schliesslich gibt der
                              									Zinkgehalt des Goldniederschlags zu erheblichen Goldverlusten Veranlassung.
                           Die gewöhnlichen Fällungsmittel für Gold, wie Oxalsäure, Eisenvitriol,
                              									Schwefelwasserstoff u.s.w., sind nicht anwendbar.
                           Von Molloy ist Natriumamalgam als Fällungsmittel
                              									vorgeschlagen worden, wodurch das Gold aus der Cyanidlösung ausgeschieden und in
                              									Goldamalgam umgewandelt wird, während das entstandene Cyannatrium, da es das Gold
                              									ebenso gut wie das Cyankalium löst, stets von Neuem wieder verwendet werden
                              									kann.
                           Das Natrium wird nach Molloy (The Engin, and Min. Journ., 1892 S. 155 und 365) durch Elektrolyse von
                              									Natriumcarbonat dargestellt, wobei Quecksilber als Kathode und ein Bleistab als
                              									Anode benutzt werden. Die Goldlösung durchfliesst hierbei einen flachen mit
                              									Quecksilber zum Theil angefüllten Trog, in dem sich wiederum ein mit Sodalösung
                              									angefülltes Gefäss ohne Boden befindet, welches mit seinem unteren Rande in das
                              									Quecksilber taucht. Beim Schliessen des Stromkreises wird die Sodalösung, in welche
                              									die Bleianode taucht, zerlegt; das an der Kathode (dem Quecksilber) ausgeschiedene
                              									Natrium bildet mit dem Quecksilber Natriumamalgam, welches dort, wo es mit der über
                              									der freien Quecksilberoberfläche fortfliessenden goldhaltigen Cyanlösung in
                              									Berührung kommt, aus letzterer das Gold unter Bildung von Goldamalgam ausscheidet
                              									und an dessen Stelle als Cyannatrium in Lösung geht.
                           Die Vortheile dieses Fällverfahrens liegen auf der Hand. Das Cyankalium wird nicht
                              									nur regenerirt, sondern die Lösung hat nach dem Ausfällen des Goldes, an dessen
                              									Stelle eine äquivalente Menge Natrium als Cyannatrium getreten ist, eine bedeutende
                              									Lösungsfähigkeit für Gold, so dass sie von Neuem in den Process zurückgegeben werden
                              									kann. Es würde hierdurch ein bedeutender Fortschritt in dem Cyanidverfahren erzielt
                              									sein, wenn sich das Natriumamalgam im Grossbetriebe zu einem angemessenen Preise
                              									herstellen Hesse.
                           In jüngster Zeit ist von Karl Moldenhauer in Frankfurt
                              									a. M. ein anderes Fällungsmittel in Vorschlag gebracht worden, welches nach der
                              									Aussage desselben die bedeutenden Nachtheile des Zinkes vollständig vermeiden und
                              									eine vollständige Regenerirung des an das Gold gebunden gewesenen Cyankaliums und
                              									des Cyans gestatten soll, ohne dabei wesentlich theurer als das Zink zu sein. Es ist
                              									dies das Aluminium.
                           Während das Zink mit dem in der Cyanidlösung enthaltenen gebundenen und freien
                              									Cyankalium eine Verbindung nach der Formel
                           2AuK(CN)2 + Zn = K2Zn(CN)4 + 2Au
                           eingeht, aus welcher das Cyankalium nicht regenerirt werden
                              									kann, scheidet nach den Versuchen Moldenhauer's das
                              									Aluminium sehr rasch das Gold aus der Lösung aus, ohne jedoch mit dem frei werdenden
                              									Cyan eine Verbindung analog dem Zink einzugehen. Nur mit etwa vorhandenem
                              									freien Alkali tritt das Aluminium in Reaction, indem es mit demselben ein
                              									Aluminat (AlO3K3)
                              									bildet. Die Ausfällung des Goldes geht nach folgender Formel vor sich:
                           6AuK(CN)2 + 6KHO + 2Al + 3H2O
                           = 6Au + 6KCN + 6HCN + 6KHO + Al2O3.
                           Die nach dieser Formel gebildete freie Blausäure verbindet sich aber sofort mit dem
                              									noch vorhandenen freien Alkali zu Cyankalium:
                           6Au + 6KCN + 6HCN + 6KHO + Al2O3
                           = 6Au + 12KCN + 6H2O + Al2O3.
                           Mithin wird das gesammte an das Gold gebunden gewesene Cyankalium regenerirt und kann
                              									in den Process zurückgegeben werden, so dass der Verbrauch an Cyankalium nur ein
                              									geringer ist und sich auf das bei den verschiedenen Operationen mechanisch verloren
                              									gegangene oder durch fremde Einflüsse zersetzte Cyankalium beschränkt. Ein fernerer
                              									Vortheil ist sodann noch der, dass das Aluminium weit weniger der Oxydation
                              									unterworfen ist, wie das Zink, so dass es in der Form, in welcher es zur Ausfällung
                              									verwendet werden soll, von seiner Productionsstätte aus versendet werden kann,
                              									während es bei Verwendung von Zink als eine für eine rasche Ausfällung des Goldes
                              									nothwendige Bedingung gefunden worden ist, dass das Zink erst unmittelbar vor dem
                              									Gebrauch in die erforderliche Form (Drehspäne) gebracht wird. Ausserdem aber soll
                              									man zum Ausfällen einer und derselben Menge Gold nahezu viermal weniger Aluminium
                              									wie Zink benöthigen.
                           In wie fern sich im praktischen Grossbetriebe das Aluminium bewähren und in wie weit es die grossen Erwartungen, welche Moldenhauer sich von demselben verspricht, erfüllen
                              									wird, steht noch aus, da bis jetzt grössere Versuchsergebnisse, aus denen
                              									zuverlässige Schlüsse gezogen werden könnten, noch nicht bekannt geworden sind.
                           
                        
                           3) Die Verarbeitung des
                                 										Goldniederschlages.
                           Der Edelmetallschlamm wird zunächst getrocknet und sodann mit Sand, Borax und
                              									Natriumbicarbonat in Tiegeln eingeschmolzen. Die Tiegel werden nicht mit einem Male
                              									vollständig gefüllt, sondern sobald eine Portion niedergeschmolzen ist, von Neuem
                              									beschickt. Der Schlamm schmilzt verhältnissmässig leicht und bildet eine flüssige
                              									Schlacke. Das Zink destillirt zum grössten Theile aus, reisst aber dabei erhebliche
                              									Mengen an Gold mit. Die zinkhaltige Schlacke enthält gleichfalls ziemlich viel Gold
                              									und wird deshalb besonders verarbeitet.
                           Das erhaltene Gold hat zwischen 650 bis 800 Tausendtheile Feingehalt.
                           Statt des eben beschriebenen Schmelzverfahrens sind mehrfach andere
                              									Gewinnungsmethoden vorgeschlagen und versucht worden; jedoch haben sie ebenso grosse
                              									Goldverluste wie die vorstehende Methode ergeben.
                           Die Einführung des im Vorstehenden beschriebenen MacArthur-Forrest-Processes in die Praxis geschah im J. 1888 in Australien
                              									und zwar zu Ravensvood auf dem Werke der Cassel Gold
                                 										Extracting Co. Kurz darauf wurde der Process auch auf Neu-Seeland auf den
                              									Werken der New Zealand Crown Mines Co. versucht. In
                              									Ravensvood erschwerte die complexe Natur der Erze (refractory ores) anfänglich die
                              									Arbeit, und auch auf Neu-Seeland kam man in Folge des primitiven Zustandes der
                              									Goldminen und der Verkehrsverhältnisse nur langsam weiter. So konnte erst 1892 zur Bildung
                              									der Australiern Gold Recovering Co. mit dem Sitze zu
                              									Charteres Towers und dem Plane, den MacArthur-Forrest-Process in allen Goldbergbau treibenden australischen
                              									Colonien einzuführen, geschritten werden. Auf dem Festlande wird zur Zeit derselbe
                              									ausser zu Charteres Towers, wo monatlich 500 bis 800 t Tailings mit Cyankalium
                              									verarbeitet werden, noch von der Virginia Gold Mining Co.,
                                 										Mitchell's Creeh und Cumberland G. M. Co.
                              									angewandt. Das letztgenannte Werk kann allein monatlich 16000 t Tailings
                              									verarbeiten.
                           Eine noch grössere Bedeutung hat das Cyanidverfahren für den Neu-Seeländischen Goldbergbau gewonnen. Die Regierung hat in der richtigen
                              									Erkenntniss derselben die Einfuhr des Cyankaliums vom Zoll befreit. Der Hauptsitz
                              									der Gesellschaft befindet sich auf der Nordinsel zu Auckland, während auf der
                              									Südinsel zu Dunedin eine Filiale errichtet worden ist. Schon jetzt wird auf der
                              									Nordinsel ein Viertel des gesammten Goldes nach dem Cyanidverfahren gewonnen. Auf
                              									den New Zealand Crown Mines, welche das meiste Gold
                              									produciren, und der Waihi Gold Mining Co. wird
                              									sämmtliches Erz zerkleinert und sodann nach dem Cyanidverfahren verarbeitet.
                           In Afrika wurden 1889 die ersten Versuche mit dem MacArthur-Forrest-Process zu Barberton im De Kaap-Gebirge unternommen.
                              									Bald darauf verlegte man den Schwerpunkt der Thätigkeit nach Johannesburg am
                              									Witwatersrand. Das Cyanidverfahren hatte in Südafrika anfänglich dadurch mit
                              									Schwierigkeiten zu kämpfen, dass die Goldsucher demselben ein grosses Misstrauen
                              									entgegenbrachten. Dasselbe wurde durch bedeutende Probeversuche, bei denen unter
                              									Controle der beiderseitigen Interessenten Hunderte von Tonnen verschiedenartiger
                              									Erze nach dem Cyanidverfahren verarbeitet wurden, trotz der hierbei erzielten guten
                              									Resultate keineswegs beseitigt; indessen konnte zur Gründung der African Gold Recovering Co. geschritten werden. Diese
                              									kaufte auf eigene Rechnung und Gefahr die Tailings auf und hatte bald einen
                              									gewinnbringenden Erfolg zu verzeichnen, welcher das allgemeine Misstrauen brach und
                              									dem Cyanidprocess eine außerordentlich rasche Einführung sicherte. Im November 1891
                              									verarbeiteten fünf Werke 10000 t Tailings nach dem Cyanidprocess, entsprechend 7,5
                              									Proc. der Gesammtgoldproduction des Witwaterrandes. März 1892 war diese Zahl bereits
                              									auf 12 Proc. gestiegen, während in der Zeit vom 1. Juli 1892 bis zum 30. Juni 1893
                              									7031 k Gold, entsprechend 17 Proc. der Gesammtproduction, durch den Cyanidprocess
                              									gewonnen wurden. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres soll bereits ¼ des
                              									gesammten Goldes durch die Cyanidlaugung erhalten worden sein.
                           In Nordamerika wurde 1889 zu Denver (Colorado) eine Versuchsstation errichtet und
                              									daselbst täglich etwa 10 t Erze verarbeitet. Durch die guten Resultate veranlasst,
                              									errichtete man im Laufe der Zeit noch mehrere derartige Anlagen, so z.B. eine 50
                              									t-Anlage zu Deadwood, die Cripple Creek Gold Extraction
                                 										Co. eine 20 t-, in Utah die Mercur Mine,
                              									woselbst jetzt in einer 50 t-Anlage mehr als das Doppelte an Gold wie vordem durch
                              									den Amalgamationsprocess gewonnen wird. Die Poorman
                                 										Mill zu Nederland verarbeitet Silbererze nach dem Cyanidprocess.
                           Auch in Mexico haben erfolgreiche, seit Anfang 1892 vorgenommene Versuche zur
                              									Bildung einer Gesellschaft geführt.
                           In Südamerika sind gleichfalls in Brasilien, Columbia und in Chile Schritte gethan
                              									worden, den Cyanidprocess einzuführen; indessen ist man mit Ausnahme von Chile,
                              									woselbst auf den Alhue Mines die Cyanidlaugung bereits
                              									benutzt wird, bis jetzt nicht über Verhandlungen und Versuche hinausgekommen.
                           Soweit bis jetzt die Erfahrungen gehen, eignet sich das Cyanidverfahren am meisten
                              									für sogen. Freimühlenerze (free milling ores), also solche Erze, welche ihren
                              									Goldgehalt leicht an Quecksilber abgeben und daher gewöhnlich der Amalgamation
                              									unterworfen werden. Diese Erze dürfen aber nicht zu reich an Gold sein oder das Gold
                              									in zu grossen Körnern enthalten, da dann im ersteren Falle die Goldverluste zu gross
                              									sind, und im letzteren das Gold nur an der Oberfläche der Körner gelöst wird.
                              									Besonders geeignet ist deshalb das Verfahren für das fein vertheilte Gold (float
                              									gold), welches längere Zeit in Wasser suspendirt bleibt und weder durch
                              									Amalgamation, noch durch Aufbereitung gewonnen werden kann. Enthalten die Erze
                              									grosse Mengen von Pyriten, so lässt sich zwar auch hier das Cyanidverfahren,
                              									wenngleich mit grossen Kosten, anwenden, empfehlenswerther ist es aber, in diesem
                              									Falle den Chlorationsprocess nach Plattner zu
                              									benutzen.
                           Selbstverständlich kann jetzt noch nicht ein endgültiges Urtheil über den erst wenige
                              									Jahre zählenden Cyanidprocess gefällt werden; indessen darf wohl schon jetzt der
                              									Schluss gezogen werden, dass, wenn es gelingt, die ihm noch anhaftenden Mängel,
                              									sowie die Schwierigkeiten, welche sich seiner Einführung oft entgegenstellen, ganz
                              									oder theil-weise zu beseitigen, der MacArthur-Forrest-Process eine ganz allgemeine Verbreitung erfahren wird.
                              									Es bleibt hier der Forschung noch ein grosses und dankbares Feld für Verbesserungen
                              									übrig.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)